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Zum Schwatz ins Netz Techniker und Manager nennen es Kommunizieren. Im Alltag nennen wir es Schwatzen: Plaudern, Quasseln, Plappern, Faseln, Palavern und Parlieren. Neben E-Mail und Chat haben sich in den letzten Jahren weitere Anwendungen entwickelt, mit denen man im Internet dem Klönen frönen kann. anthrazit gibt Ihnen einen Überblick. G eschwatzt wurde im Internet eigentlich schon immer. E-Mail und Chat sind die ältesten und die beliebtesten Anwendungen im Netz. In den letzten Jahren sind sie durch neue ergänzt worden. Schlagzeilen hat im letzten Jahr vor allem das Telefonieren über das Internet gemacht. «Voice over IP» heisst die Technik, die es möglich macht, über das Datennetz miteinander zu parlieren wie über das Telefonnetz – oder sogar noch besser, mit Videobild. 16 anthrazit april 2006 Der elektronische Brief und das Videogespräch sind die zwei Eckpunkte des Schwatzens per Internet. Dazwischen gibt es eine ganze Reihe von Programmen und Anwendungen zur direkten Kommunikation. Anwendungen notabene, die nicht nur im Privatleben beliebt und wichtig sind, sondern auch im Geschäftsumfeld an Bedeutung gewonnen haben. E-Mail ist aus der Arbeitswelt schon lange nicht mehr wegzudenken. Neuerdings werden auch Messaging und Internettelefonie immer wichtiger. Fortsetzung folgt Im nächsten Heft zeigen wir Ihnen, wie Sie mit speziellen Telefonen per Internet telefonieren können, ohne am Computer sitzen zu müssen. In der übernächsten Ausgabe geben wir Ihnen Tipps und Tricks und beantworten Fragen zu den Themen Mailen, Chatten, Telefonieren. anthrazit gibt Ihnen in dieser Ausgabe einen Überblick über die verschiedenen Techniken und Kommunikationsweisen einerseits und über die verschiedenen Messengerprogramme andererseits. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Messaging. Diese Programme haben sich zu Alleskönnern entwickelt: Sie dienen als Chatplattformen, zum Übermitteln von Dateien, aber auch für Audio- und Videochats, also für das, was man oft als Internettelefonie bezeichnet. Technische Mindestvoraussetzungen für die Teilnahme am grossen Schwatzen gibt es nicht. E-Mail und der normale Chat funktionieren auch auf dem Uraltcomputer. Einige Messengerprogramme laufen auch auf abgespeckten Mobilcomputern. Wichtiger als eine dicke Maschine ist ein dicker Draht ins Internet. Wer oft und gern über das Netz kommuniziert, möchte nicht auf die Botschaften warten. Oder wenigstens nicht der Technik wegen. anthrazit april 2006 17 Die wichtigsten Messenger Skype Dieses Programm hat eine Art Revolution ausgelöst im Internet: Es lässt sich auf Knopfdruck auf fast jedem Rechner installieren und funktioniert auch auf Firmencomputern. Ein Grund dafür ist, dass Skype im Gegensatz zu anderen Telefonieprogrammen mit denselben Schnittstellen arbeitet wie das World Wide Web. Es hat deshalb keine Probleme mit Firewalls. Skype-Mitgründer Niklas Zennström hat 2001 die Tauschbörse Kazaa Version: 2.0 System: Windows, Mac, Linux kreiert. Auch Skype basiert teilweise auf P2P-Technik. Skype ist vor allem bekannt als Telefonieprogramm für das Internet. Besonders gut geeignet ist es für Konferenzgespräche. Mit Skype lassen sich aber auch Videogespräche führen, und das Programm verfügt auch über einen Messenger, mit dem man Kurznachrichten austauschen kann – auch während eines Skype-Gesprächs oder einer Konferenz. www.skype.com MSN Messenger Das Messagingprogramm von Microsoft hat sich vom reinen Messenger zum ausgebauten Telefonieprogramm entwickelt, mit dem sich bei Bedarf auch Videokonferenzen abhalten und Dateien austauschen lassen. Die neuste Messenger-Version, 7.5, gibt es nur noch für Windows XP. Die nächste Version des Programms, Windows Live Messenger, wird wohl noch stärker mit Windows verknüpft sein. Version: 7.5 System: Windows und Mac Eine Spezialität des MSN Messenger ist seine Mobilität: Eine abgespeckte Version des Programms lässt sich direkt aus dem Browser heraus nutzen. Spezialversionen des Messengers sind auf Smartphones und dem Chatphone Ogo verfügbar. Die Buddy-Liste ist dabei auch von unterwegs nutzbar, die Kommunikation erfolgt über GPRS. Textnachrichten lassen sich vom Messenger aus auch per SMS aufs Handy schicken. messenger.msn.ch Google Talk Für viel Aufsehen hat Google im Sommer letzten Jahres mit der Aufschaltung von Google Talk gesorgt: Das Angebot richtet sich direkt gegen Skype und bietet die Möglichkeit, mit anderen Anwendern von Google Talk Gespräche in erstaunlich guter Sprachqualität über das Internet zu führen. Gleichzeitig bietet das Programm Messagingfunktionen. Es ist eng mit Gmail, dem Mailangebot von Google, verknüpft. Voraussetzung für die Version: 1.0 System: Windows Nutzung von Google Talk ist denn auch ein GmailAccount. Die Messagingfunktionen für den Austausch von Textnachrichten hat Google mittlerweile in das Gmail-Angebot integriert. Wer einen Gmail-Account hat, kann über Gmail ohne Zusatzprogramme direkt im Browser mit anderen Gmail-Anwendern chatten. Mail und Messaging fliessen so ineinander und machen die Anwendung produktiv. www.google.com/talk iChat / iChat AV iChat und iChat AV sind die Messagingprogramme von Apple – bekannt sind sie nur schon der Demonstration durch Steve Jobs wegen. iChat ist Teil von Apple OS X. Unternehmen können sich auf einem Apple-Server einen Chatserver einrichten. iChat ermöglicht es, mit vielen Gesprächspartnern gleichzeitig zu chatten und zu sprechen. An einer Audiokonferenz können bis zu zehn Teilnehmer mitmachen. Das Videochatprogramm iChat Version: AV 3 18 anthrazit april 2006 System: Mac OS X AV 3 für Tiger ordnet die Bilder der Teilnehmenden dreidimensional an, wie wenn sie rund um einen Tisch sitzen würden. Die neuen iMacs und die neuen MacBooks Pro sind oben am Bildschirm mit einer Kamera für iChat AV ausgestattet. Laut Apple ermöglicht die Einbindung von Chatprogramm und Kamera ins Betriebssystem eine einmalige Bildqualität: Apple unterstützt den als H.264 bezeichneten Video-Codec (MPEG-4 Part 10.) www.apple.com/chde/ichat software Yahoo Messenger Verglichen mit Skype und Google ist der Yahoo Messenger ein alter Knabe: Das Programm gibt es bereits seit 1999. Voraussetzung für seine Nutzung ist ein Yahoo Account, wie er für Yahoo Mail nötig ist. Mit dem Yahoo Messenger lässt sich nicht nur chatten, es lassen sich auch Fotos per Drag & Drop gleich an mehrere Freunde gleichzeitig schicken und gemeinsam betrachten. Yahoo bietet nicht nur Audiochats an, sondern auch erweiterte Version: 7.0 System: Windows, Mac (ältere Version) Telefoniemöglichkeiten, darunter Phone In. Gegen Gebühr ist man mit dieser Funktion vom Festnetz aus erreichbar. Obwohl Microsoft und Yahoo erbitterte Konkurrenten sind, haben beide der Öffnung ihrer Programme gegenüber den Protokollen des Kontrahenten zugestimmt. Das ist ein Zeichen dafür, wie stark sich die beiden Firmen derzeit im Markt von Skype unter Druck gesetzt fühlen. de.messenger.yahoo.com ICQ ICQ («I seek you» – «Ich suche dich») war der erste Messenger überhaupt. Erfinderin des Programms war 1996 die israelische Firma Mirabilis. Ihr System verbreitete sich ohne viel Werbung im Schneeballsystem über das ganze Internet. Im Sommer 1998 hat AOL die israelische Firma übernommen. ICQ-Nutzer haben eine eindeutige Nummer und veröffentlichen diese auch auf ihren Websites. Bis dato hat ICQ über 220 Millionen Nummern Version: 5 System: Mac und Windows vergeben. Die tiefen Nummern aus der Anfangszeit werden heute gehandelt. Für ICQ gibt es nicht nur das offizielle Programm, sondern auch eine ganze Reihe weiterer Programme, darunter viele Open-Source-Clients. Mit der abgespeckten Version ICQ2Go auf Flash-Basis lässt sich der Messenger von jedem Computer aus nutzen, auch wenn kein ICQ darauf installiert ist. Die neue ICQ-Version unterstützt zudem Push2Talk. www.icq.com Trillian Messaging findet im Normalfall in einem geschlossenen System statt. Anders als bei E-Mail, wo jeder Anwender mit jedem anderen Anwender Nachrichten austauschen kann, ganz egal, mit welchem Programm er arbeitet, funktioniert Messaging meist nur innerhalb einer «Familie». Skype-Nutzer können nur mit anderen Skypern chatten, Anwender des MSN Messenger nur mit anderen Messenger-Nutzern. Ganz anders funktioniert der Version: 3.1 System: Windows Messenger von Trillian: Dieses Programm ermöglicht es, über verschiedene Protokolle und mit Anwendern unterschiedlicher Programme zu kommunizieren. Die normale Version von Trillian unterstützt ICQ, AIM, MSN Messenger, Yahoo Messenger und IRC, und zwar sowohl Text als auch Audiochat. Die kostenpflichtige Pro-Version unterstützt weitere Systeme, darunter Skype, und bietet die Möglichkeit von Videochats. www.ceruleanstudios.com AOL Instant Messenger Der Messenger von America Online, kurz AIM genannt, ist dank der vielen Mitglieder von AOL sehr stark verbreitet und spielt vor allem in den USA eine grosse Rolle. Das Programm steht nicht nur AOL-Mitgliedern offen, viele Chaträume bleiben aber ihnen vorbehalten. Seit AOL ICQ übernommen hat, sind diese beiden Messenger untereinander offen. Wichtigster Beitrag von AOL zum Messaging ist sicher Version: 5.1 System: Windows und Mac die Buddy List. Das ist eine Kontaktliste, die den Onlinestatus der eigenen Kontakte anzeigt. So ist auf einen Blick zu sehen, wer gerade online oder offline und wer für einen Chat verfügbar ist und wer nicht. Mit einer Telegrammfunktion kann man Freunde, die sich online schalten, mit einer Nachricht begrüssen. Auf Knopfdruck lassen sich Dateien wie Fotos oder Töne an Buddys schicken. www.aol.de/aim anthrazit april 2006 19 Mailen Tipps Kurz ist höflich Die erste E-Mail der Geschichte ist am 21. November 1969 von Leonard Kleinrock verschickt worden. Der Computer von der Grösse eines Familienkühlschranks stand in der Mitte von Raum 3420 der University of Los Angeles. «Erhalten Sie diese Zeichen?», tippte Kleinrock in die klobige IBM-Tastatur, und seine Studenten, die rund um den Computer standen, starrten gebannt auf den Bildschirm. Sekunden später kam die Antwort von einem Rechner, der 400 Meilen weit weg in San Francisco stand: «Ja.» E-Mail ist die älteste Anwendung des Internets und auch heute die bei weitem am häufigsten angewendete. Der Affenschwanz, das @-Zeichen, das Teil jeder E-Mail-Anschrift ist, ist für viele Menschen zum Wahrzeichen des Internets überhaupt geworden. E-Mail ist von vielen Arbeitsplätzen nicht mehr wegzudenken und spielt heute auch in der privaten Welt eine grosse Rolle. Es gibt keine andere Möglichkeit, so effizient und so kostengünstig miteinander zu kommunizieren und Daten auszutauschen. Die Kehrseite der Effizienz sind Viren, Spams und Phishingmails, welche die elektronische Post nicht nur zum Risiko, sondern auch zur Belastung machen. Für E-Mail gelten heute noch weitgehend dieselben Regeln wie vor Jahren, als das Internet noch langsam und Speicherplatz kostbar war. Halten Sie Ihre E-Mails deshalb kurz – auch darum, weil sie am Bildschirm gelesen werden, was das Lesen mühsam macht. Zurückhaltend formatieren Jedes Mailprogramm stellt Möglichkeiten zur Formatierung der Mails zur Verfügung. Sie können blinken und blitzen und Bildchen enthalten. Gehen Sie zurückhaltend damit um. Zum einen nervt das viele Empfänger, zum anderen lesen immer mehr Menschen ihre Mails unterwegs. Und auf dem Handy stören die Formatierungen. Fusszeile nicht vergessen Zu jedem E-Mail gehört, wie zu einem Brief, eine Fusszeile. Eine solche Fusszeile oder Signatur können Sie im Mailprogramm definieren, dann wird sie automatisch jeder Mail beigefügt. Die Fusszeile sollte nicht zu gross sein (nicht länger als ein kurzes Mail, sonst wirkts peinlich) und Ihre Adresse und Ihre Telefonnummer enthalten. Das @-Zeichen Klammeraffe, Affenschwanz – das @-Zeichen hat viele Namen. Korrekt gesprochen wird es «ät» und wird im Wirtschaftsenglisch etwa so eingesetzt, wie bei uns das französische à in «das Kilo Äpfel à 6 Franken». Deshalb befindet sich das @-Zeichen seit je auf jeder Schreibmaschinen- und Computertastatur. Als Ray Tomlinson 1971 nach einem eindeutigen Zeichen suchte, mit dem sich Name und Postfachanschrift in einer Mailadresse trennen liessen, stiess er auf das @-Zeichen. Für ungeübte Benutzer ist es allerdings bis heute ein Kunststück geblieben, es auf der Tastatur zu finden. Unter Windows wird es mit [Alt Gr+2] gegriffen, auf dem Mac mit [Alt+G] – allerdings gilt diese Belegung nur für die Schweizer Tastatur. Telefonieren Das Telefonieren über das Internet hat in den letzten Monaten viele Schlagzeilen gemacht. Dabei ist das Wort «Telefonieren» ein Etikettenschwindel: Gemeint sind nämlich Audiochats. Statt über die Tastatur plaudert man übers Mikrofon, und man hört einander. Genutzt wird dabei dasselbe Programm wie für Messaging, also ein Messenger. Interessanterweise wird Skype anders wahrgenommen: Skype hat sich als Telefonieanbieter und nicht als Messenger positioniert. Programme wie der MSN Messenger oder Apples iChat verkaufen sich dagegen als 20 anthrazit april 2006 Chatprogramme, mit der Möglichkeit, Audiochats (oder eben: Telefongespräche) zu führen. Faktisch leisten heute alle grossen Messengerprogramme etwa gleich viel. Sie unterscheiden sich fast nur noch in den Möglichkeiten, direkt mit dem Telefonnetz Kontakt aufzunehmen. Möglich ist das mit Skype, aber auch mit Yahoo Messenger. Im Zentrum steht dabei die Voice-overIP-Technik, kurz VoIP. Das ist die «Geheimformel», mit deren Hilfe Skype die gesprochene Sprache in Datenpakete verpackt und sie über das Netz verschickt, sodass sie ohne Verzögerung beim Gesprächspartner ankommen. Das ist nicht ganz einfach. Zum einen ist das Internet dafür nicht gedacht und zum anderen ist das Ohr sehr empfindlich für Verzögerungen. Internettelefonie eignet sich deshalb nur bedingt für das freie Internet. Innerhalb von Firmen und überall da, wo ein Anbieter die Bandbreite kontrollieren kann, lassen sich jedoch mit der Technik viel mehr Gespräche über eine Leitung transportieren als mit der herkömmlichen Telefonie. In vielen Firmen ist intern Voice over IP deshalb schon lange Standard – bloss merkt es niemand. mailen, chatten Chatten Schweizer Chaträume Bluewin Chat Mit über 120 verschiedenen Chaträumen hat Bluewin das grösste Chatangebot der Schweiz. www.chat.bluewin.ch Swissflirt Wer chattet, will Menschen kennen lernen, viele möchten auch flirten. Aber Achtung: Nicht alle sind in der Wirklichkeit, was sie im Chat zu sein vorgeben. chat.swissflirt.ch Swisstalk Gut besucht ist auch Swisstalk, der Chat von Cablecom. www.swisstalk.ch Chat.ch Der Chat aus Biel ist in drei Sprachen verfügbar und lässt sich mit Radio 105 untermalen. www.chat.ch Kinderchat Speziell für Kinder und Jugendliche gedacht ist der Chatraum von Kidscat. www.kidscat.ch/chatportal.htm Tipps Es ist ein Spiel Chatten ist ein Spiel. Das bedeutet auch: Alle Chatter schlüpfen in eine Rolle. Der nette 16-Jährige aus dem Chat ist in der Realität vielleicht eine 56-jährige Frau. Glauben Sie also nie, was Ihnen erzählt wird – und spielen Sie selbst bewusst auch eine Rolle. Bleiben Sie höflich Auch wenn Sie online eine Rolle spielen und niemand weiss, wer sich hinter Ihrem Pseudonym verbirgt, sollten Sie höflich bleiben. Wer Anstandsregeln verletzt, kann ausgeschlossen werden. Die Höflichkeitsregeln sind dieselben wie in einer Bar: Grüssen Sie, wenn Sie den Raum betreten, hören Sie zu, bevor Sie das Wort ergreifen, und verabschieden Sie sich, wenn Sie gehen. Adresse nie preisgeben Chatten ist vor allem unter Jugendlichen sehr beliebt. Solange sich das Chatten auf den Chatraum beschränkt, ist dagegen nichts einzuwenden. Schärfen Sie Ihren Kindern aber ein, dass sie online nie die eigene Adresse oder Telefonnummer preisgeben dürfen – auch wenn das Gegenüber noch so vertrauenswürdig wirkt. Chatten ist wie E-Mail eine sehr alte Anwendung des Internets. Chatten kann nur, wer einen entsprechenden Chatraum im Web betritt. Online wird gleichzeitig mit einer ganzen Gruppe von Menschen geplaudert. Wenn nötig, kann man sich aber auch zum vertraulichen Zwiegespräch in einen privaten Raum zurückziehen. Früher war dazu ein Spezialprogramm nötig. Heute kann man mit jedem Webbrowser einen Chatraum ansurfen und sofort losplaudern. Vorausgesetzt, man versteht, wovon da die Rede ist. Chatter benutzen nämlich einen eigenen Slang und viele Abkürzungen. Am bekanntesten sind die Smileys oder Emotikons, aus Satzzeichen geformte Gesichtchen, die ein Gefühl ausdrücken. Während sich diese Zeichen auch ohne Vorwissen manchmal entschlüsseln lassen, ist es mit Abkürzungen wie «tx» (thanks) oder «bg» (big grin) schon schwieriger. Chaträume sind so etwas wie die Bars des Internets: sie dienen in erster Linie dazu, Mensche kennen zu lernen. Dies ganz im Unterschied zu E-Mail und Messaging. Bei E-Mail muss ich zumindest die Anschrift desjenigen kennen, den ich ansprechen möchte. Beim Messaging benötige ich sogar seine Einwilligung. Ganz anders beim Chat: Hier kann ich jeden und jede im Chatraum anquatschen. Jeder Chatter trägt einen Übernamen, der etwas über ihn aussagt – fast wie in der Pfadi. «Manta65» ist wahrscheinlich ein Liebhaber des Opel Manta und hat Jahrgang 1965 – vielleicht ist er aber auch 65 Jahre alt. Allerdings sind die Gesprächsteilnehmer oft nicht das, was sie zu sein vorgeben. Viele Männer geben sich online als Frauen aus, um schneller Kontakte zu knüpfen – und manche Frauen geben sich als Männer aus, damit sie nicht ständig angequatscht werden. Regel Nummer eins in jedem Chatraum lautet denn auch: Sei skeptisch und trau niemandem. Zwar können Chatter in vielen Chaträumen die Farbe der Schrift ändern – ob jemand vor lauter Lügen rot wird, sehen Sie ihm aber nicht an. anthrazit april 2006 21 schwatzen Messaging Mobile Messaging Mobilfunkgesellschaften sind daran, das Messaging auf das Handy ausweiten. Ziel ist es dabei, die elektronische Erreichbarkeit über den PC hinaus auszudehnen. Möglich machen das spezielle Messengergerätchen. Die Nutzerinnen und Nutzer der Messengerdienste sind so nicht mehr nur am Schreibtisch mit ihren Freunden verbunden, sondern auch in der Beiz, in der Badi und auf dem Gartensitzplatz. Gechattet wird dabei über die Datenfunktechnik GPRS. Zum Surfen ist GPRS zu langsam, für Messaging reicht es. Microsoft will Mobile Messaging auch für Geschäftsanwender attraktiv zu machen: Windows Mobile, eine neue Windows-Version für mobile Geräte, enthält als eine der zentralen Funktionen Mobile Messaging. Dabei geht es allerdings nicht um flotte Plaudereien, sondern um Sofortanbindungen an den Geschäftsserver und um die Erhöhung der mobilen Produktivität. Denn die schnellen Botschaften können auch Geschäftsinformationen transportieren und so Aussendienstmitarbeiter auf dem Laufenden halten. Tipps Buddy-Liste Wer mit Messaging beginnt, ist um jeden Hinz und jeden Kunz froh, den er in seine Buddy-Liste eintragen kann. Die Liste wächst aber schnell – und damit auch die Gefahr, dass man von Menschen angequatscht wird, mit denen man grad nicht plaudern möchte. Gehen Sie deshalb zurückhaltend um mit Einträgen in Ihrer Buddy-Liste. Systemressourcen Messengerprogramme neigen dazu, sich tief ins System einzunisten und dabei nicht wenig Systemressourcen in Beschlag zu nehmen. Die meisten Messenger installieren sich so, dass sie beim Systemstart automatisch aufstarten. Wenn Sie knapp an Resourcen sind, können Sie das über die Einstellungen verhindern und den Messenger nur noch von Hand starten. Dateien übermitteln Messenger eignen sich gut für das Übermitteln von vertraulichen Daten. Viele Systeme übertragen die Dateien automatisch verschlüsselt, und die Übertragung hinterlässt keine Spuren auf einem Mailserver. Im gewerblichen Einsatz kann das zum Problem werden: Sie können nicht nachweisen, wann Sie welche Datei geschickt haben. Während Chatten vor allem in der Gruppe gepflegt wird und, wie der Gang in die Beiz, dazu dient, Leute kennen zu lernen, ist Instant Messaging eine Art private Fortsetzung der elektronischen Plauderei. Instant Messaging ist eine Mischform von Chat und E-Mail: Man plaudert zwar wie in einem Chat direkt über die Tastatur, aber wie beim E-Mail nur mit Bekannten. Instant Messaging (IM) ist sogar nur mit Bekannten möglich: Man kann nämlich niemanden ohne seine Erlaubnis anquatschen. IM dient dazu, Kontakt mit einigen wenigen Bekannten zu halten. Diese Bekannten, die so genannten Buddys, werden in eine Liste eingetragen. Ist einer der Buddys online, sieht jeder das in seiner Buddy-Liste – und kann ihn mit einem Doppelklick zum Plaudern auffordern. Das ist möglich, weil IM mit einem zentralen Server arbeitet, auf dem sich die Teilnehmer automatisch registrieren, sobald sie Kontakt zum Internet haben. Anders als bei der herkömmlichen elektronischen Post werden die Kurzbriefe also nicht direkt vom Postfach des Senders an das des Empfängers übermittelt, sondern auf einem Zentralrechner zwischengespeichert. Wie beim Chatten lässt sich feststellen, ob der Partner die Botschaft sofort erhält oder ob er gerade nicht online ist. Wie beim E-Mail lässt sich die Botschaft aber einfach an eine elektronische Adresse schicken. Der grosse Vorteil von Instant Messaging ist aber, dass man in der Regel direkt mit seinem Gesprächspartner in Kontakt ist. Man schreibt eine Nachricht und drückt die Eingabetaste – schon sieht der Empfänger die Botschaft und kann antworten. Messaging ist deshalb auch in Unternehmen und vor allem in Arbeitsgruppen beliebt. Mit seiner Hilfe können Menschen, die über die ganze Welt verstreut sind, zusammenarbeiten, wie wenn sie das Büro teilen würden. Im Alltag können die ständig aufpoppenden Gesprächsfensterchen aber auch zur Belastung werden. anthrazit april 2006 23