Pathogendiagnostik als Grundlage gezielter Therapieverfahren

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Pathogendiagnostik als Grundlage gezielter Therapieverfahren
Fachgruppe Phytomedizin
Pathogendiagnostik als Grundlage gezielter
Therapieverfahren
A. PLENK
Einleitung
Keiner wird bezweifeln, dass die Diagnose am Beginn jeder Therapie steht, doch
bestehen mitunter bei der Wahl der Untersuchungsmethoden bzw. der Diagnose vor Ort Mängel. Auf die reine Beschreibung von Symptomen kann man
nur in wenigen Fällen eine korrekte Diagnose erstellen. Fehldiagnosen, mit oft
negativen Auswirkungen auf die Kulturpflanzen, geschehen meist durch Unkenntnis an Formen- und Symptomvielfalt sowie von Distribution, Epidemiologie und Wirt-Parasit-Interaktionen von
Krankheitserregern.
So kennt wohl jeder die Faustregel „Echte Mehltaupilze bilden Sporenbeläge auf
den Blattoberseiten - Falsche Mehltaupilze solche auf den Blattunterseiten“.
Doch es können Echte als auch Falsche
Mehltaupilze sowohl auf den Blattoberals auch auf den Blattunterseiten vorkommen. Ein Therapieverfahren, das nur
auf dieser Symptomatik beruht ohne die
herrschenden Gegebenheiten zu beachten, muss daher in einigen Fällen falsch
sein. So kann beispielsweise der Falsche
Mehltau des Salates bei extrem hoher
Luftfeuchtigkeit auch auf der Blattoberseite weiße Beläge bilden. Der Echte
Mehltau an Esche oder Hasel kommt
prinzipiell auf den Blattunterseiten vor.
Weiters benötigt man auch gute Kenntnisse über das Verbreitungsgebiet eines
Schaderregers, seine Klimaansprüche
und dessen Biologie. So ist bekannt, dass
die Korkwurzelkrankheit, verursacht
durch den Erreger Pyrenochaeta lycopersici, in Südfrankreich zu großen Ertragsverlusten bei Tomaten führt. Seit einigen
Jahren treten auch in der Steiermark ähnliche Symptome, wie sie aus der Literatur für die Korkwurzelkrankheit beschrieben sind, an Tomaten auf. Der Pilz
Pyrenochaeta lycopersici konnte hier
bisher noch nicht nachgewiesen werden,
wohl aber Pilze wie Pythium sp. und
Colletotrichum coccodes.
Kritisch sind stets die Diagnosen von
Wurzelerkrankungen, da hier die äußeren Symptome meist sehr ähnlich sind.
Zu Beginn der Erkrankung welken die
Pflanzen, vor allem bei höheren Temperaturen. Oftmals scheinen sie sich während kühlerer Witterungsperioden zu erholen. Die betroffenen Pflanzen zeigen
meist auch ein verringertes Wachstum
gegenüber gesunden. Mit Fortschreiten
der Krankheit, das je nach Pathogen und
Umweltbedingungen rasch oder langsamer sein kann, welkt die Pflanze immer
mehr bis sie letztlich abstirbt. Diese Beschreibung passt auf eine Vielzahl von
Erregen wie zum Beispiel Pythium, Phytophthora, Thielaviopsis, Fusarium oder
auch Verticillium. Die Bekämpfung bzw.
Kontrolle dieser Krankheiten ist jedoch
zum Teil sehr verschieden. Präparate, die
beispielsweise bei Pilzen aus der Klasse
der Oomyceten wie Pythium oder Phytophthora, gute Erfolge bringen, haben
keinerlei Wirkung bei Erregern wie
Thielaviopsis, Fusarium oder auch Verticillium.
Diagnosemethoden
Welche Möglichkeiten der Diagnose
kann man nun zur Absicherung bzw.
Verifizierung einsetzen? Vielfach genügt
schon die Verwendung einer guten Lupe
um beispielsweise die Oidienketten des
Echten Mehltau’s von den Sporangienträgern des Falschen Mehltaus sicher
unterscheiden zu können. Bei den meisten anderen pilzlichen Blatt- und Wurzelpathogenen sollte auf mikroskopische
Untersuchungen nicht verzichtet werden.
Kann der Erreger nicht sofort in einem
mikroskopischen Präparat nachgewiesen
werden, so ist es meist zielführend, das
zu untersuchende Pflanzenteil für einige Tage in eine feuchte Kammer zu legen oder man legt kleine Teile auf einem
Minimalnährmedium z. B. SNAgar auf.
Wichtig hierfür jedoch ist eine gründli-
che Oberflächendesinfektion. Die aus
dem Gewebe auswachsenden Pilze sind
dann auf Familien- bzw. Gattungsebene
mikroskopisch meist relativ gut zu bestimmen. Dies genügt in den meisten
Fällen für die Entscheidung, welche
Pflanzenschutzmittel zur Kontrolle der
Krankheit eingesetzt werden können.
Für Bestimmungen der genauen Art bzw.
einzelner Pathotypen sind in den meisten
Fällen aufwändigere Methoden notwendig, wie zum Beispiel das Isolieren des
Erregers und überimpfen auf spezielle
Selektivnährböden, oder die Inokulation eines Testsortiments von Pflanzenarten oder Sorten. Dies ist beispielsweise
für die Rassenbestimmungen des Falschen Salatmehltaus notwendig. Welchen Nutzen bringt nun die Kenntnis,
welche Rassen eines Erregers in einem
Anbaugebiet vorkommen? Diese ist
wichtig für die Auswahl von resistenten
bzw. toleranten Sorten gegenüber den im
Gebiet auftretenden Rassen. Dadurch ist
der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
gegen den betreffenden Erreger nicht
mehr notwendig.
Reichen diese Methoden immer noch
nicht aus um ein Pathogen oder Rassenunterschiede zu bestimmen, so können
auch biochemische, bzw. molekularbiologische Methoden wie ELISA (Enzy
Linked Imuno Sorbent Assay), Imunofluoreszenz-Tests, PCR (Polymerase
Chain Reaction) und andere mehr verwendet werden. Diese Nachweismethoden kommen in der Phytopathologie in
erster Linie zur Bestimmung von Bakterien- bzw. Viruserkrankungen zum Einsatz. Zwar sind diese Methoden aufwändig und kostenintensiv, doch finden sie
verstärkt Einsatz in der Kontrolle von
Saatgut, Veredelungsmaterial und Exportware, die dann mit dem Zertifikat
„Frei von Befall mit .....“ in den Handel
gelangen. Dadurch soll einerseits nur
gesundes Saat- und Pflanzgut zur Gewinnung von Lebensmitteln zum Einsatz
Autorin: Mag. Astrid PLENK, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH, Institut für Phytomedizin, Spargelfeldstraße 191, A-1226 WIEN
Arbeitsgemeinschaft landwirtschaftlicher Versuchsanstalten
Jahrestagung 2002 in Klosterneuburg
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A. PLENK
gelangen, andererseits aber auch die Verschleppung von Schaderregern verhindert werden.
Fazit
Die Diagnose liefert also die Entscheidungsbasis für die nachfolgende Be-
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handlung. So können Spezialpräparate
gezielt gegen die nachgewiesenen Schaderreger eingesetzt werden. Falsch eingesetzte Präparate sind nicht nur eine finanzielle Fehlinvestition, sondern führen
auch in vielen Fällen zu einer unnötigen
Belastung der Pflanzen und der Umwelt.
Krankheitserreger und Krankheiten
rechtzeitig und richtig zu erkennen, bzw.
von physiologischen Beeinträchtigungen
der Kulturpflanzen zu unterscheiden, ist
daher ein wesentlicher Bestandteil einer
umweltgerechten Pflanzenproduktion
sicherer Nahrungsmittel.
ALVA-Jahrestagung 2002, Klosterneuburg

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