Nr. 3/2009 - Gevelsberg
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Nr. 3/2009 - Gevelsberg
Gevelsberger Geschichte(n) Nr. 3/2009 1 Vorbemerkung In Gevelsberg gibt es mit Ausnahme der sporadisch erscheinenden Gevelsberger Berichte des Gevelsberger Heimatvereins kaum eine Möglichkeit, in Aufsatzform etwas über die Gevelsberger Heimatgeschichte zu berichten. Deshalb wurde in einer Anlage zum Jahresbericht 2006 des Stadtarchivs Gevelsberg der Versuch unternommen, diesem – aus Sicht des Stadtarchivs bestehenden – Übel etwas abzuhelfen. Auf Grund des großen Interesses wurde der Aufsatz „Bilderzyklus im Stadtarchiv“ unter dem Titel Gevelsberger Stadtgeschichte(n) neu veröffentlicht. Dieser Titel weist darauf hin, dass es möglich ist, hier außer Nachrichten und Geschichten aus dem Gevelsberger Stadtarchiv auch Aufsätze von Interessierten aufzunehmen. Nunmehr wird das dritte Heft dieser Reihe vorgelegt. Alle Veröffentlichungen können Sie über das Stadtarchiv beziehen oder sich unter www.gevelsberg.de aus dem Internet herunterladen. Stadt Gevelsberg, Der Bürgermeister – Stadtarchiv – Gevelsberg, 11. November 2009 2 Immer wieder wird im Stadtarchiv nach alten Flurnamen oder Häusern gefragt. Teilweise geschieht dies im Zusammenhang mit Familienforschung, teilweise auch weil man alte Flurbezeichnungen gehört hat und nunmehr wissen möchte, wo diese lagen. Hinzu kommt, dass ein großer Teil der Straßennamen in Gevelsberg solch alte Flurbezeichnungen wieder aufgreift. Im Jahr 1935 veröffentlichte Dr. Bruno Zierenberg, kurz zuvor zum Stadtarchivar von Gevelsberg bestellt1, in der damaligen Heimatbeilage Am Gevelsberg der Gevelsberger Zeitung (Ennepetalzeitung) das „Gevelsberger Flurnamenbuch“2. Im Interesse der Heimatgeschichte und um eines der grundlegenden Werke für diese alten Flurbezeichnungen und ihre Deutung wieder in den Blick der Öffentlichkeit zu holen, soll es in dieser Ausgabe neu abgedruckt werden. Da die gebräuchlichen Suchfunktionen von Textverarbeitungsprogrammen „deutsche Druckschrift“ nicht verarbeiten können, wurde der Text abgeschrieben und dabei unverändert beibehalten. Ausdrucksweise und Rechtschreibung entsprechen daher dem Stand von 1935. Notwendige Ergänzungen und Erläuterungen sind als Fußnoten eingefügt. Bei der Verwendung ist darauf zu achten, dass alle Eingemeindungen erst nach der Veröffentlichung erfolgten; weder die Siedlung auf dem Stüting noch die an der Egge gehörten seinerzeit nach Gevelsberg. Auch die durch die kommunale Neugliederung 1970 zu Gevelsberg gekommenen Gemeinden Asbeck, Berge, Silschede sowie die Gebiete von Linderhausen und Haßlinghausen wird man vergeblich suchen. 1 Dr. Bruno Zierenberg, * 23. August 1876 – + 12. Juli 1943, wurde durch Beschluss der Gemeinderäte am 22. Januar 1935 zum 1. Stadtarchivar der damaligen Stadt Gevelsberg bestellt. 2 Das Gevelsberger Flurnamenbuch wurde in den Ausgaben Nr. 1 bis 4 (152 – 155) des 15. Jahrgangs im Jahr 1935 veröffentlicht. 3 Titelblatt der Nr. 1/1935 4 Vorwort Traute Namen trauter Fluren, in euch hängt ein leises Mahnen, Ehret uns, die treuen Spuren, von den Seelen frommer Ahnen! Schon die begründete Annahme, dass Tacitus die Studien zu seiner ethnographischen Monographie über Germanien zu einem erheblichen Teile in unserer westfälischen Heimat gemacht hat, verleiht dieser Gegend einen besonderen geschichtlichen Reiz, der die heutigen Bewohner unbedingt anregen muß, das Volkstum3 aus alter Zeit zu ehren und es in ehrendem Gedächtnis zu bewahren. Wo aber wäre wohl ältestes Volksgut stärker festgehalten als in den Sitten, Bräuchen und Namen! In den N a m e n besonders, die alles Heimische – Sippe, Haus und Flur – berühren, ist das Volkstum am festesten verwurzelt. Sie sind volksgeschichtliche „Relikten“. Daher wird jetzt auch in den landesgeschichtlichen Instituten die Erforschung der F l u r n a m e n mit Eifer und Gründlichkeit betrieben. Überhaupt wird jeder Natur- und Heimatfreund ein reges Interesse an den Flurnamen und S i e d e l u n g e n seines Ortes haben. Auf die Siedelungen habe ich mich bei den hier folgenden Deutungsversuchen beschränkt, was ich als um so unbedenklicher durfte als Flur- und Siedelungsnamen meist zusammenfallen. Doch habe ich die ortstümlichen reinen Flurnamen nicht unerwähnt gelassen. Meine Arbeit entspricht einer schon vor Jahren erfolgten Anregung der Gevelsberger Zeitung und dem gleichzeitigen Ersuchen der Stadtverwaltung. Als Quellen dienten mir außer den E r k u n d i g u n g e n a n O r t u n d S t e l l e: 1. Aeltere und neuere Karten der S t a d t G e v e l s b e r g4, 2. der „Uebersichtsplan von Gevelsberg“ von C. K r a a t z (1907)5, 3 Diese Ausdrucksweise entspricht dem Geist der Zeit. Heldenverehrung und Volkstumsgläubigkeit waren bereits im Kaiserreich vorhanden, verstärkten sich in den 1920er Jahren und fanden ihren unglückseligen Höhepunkt im „Dritten Reich“, als sie bis hin zum Rassenwahn mutierten. Heimatgedanke und Heimatforschung sind an sich nichts Schlechtes und werden daher auch vom Stadtarchiv unterstützt; sie dürfen jedoch nicht ideologisch missbraucht werden. 4 Es ist nicht bekannt, welche Karten Dr. Zierenberg im Einzelnen benutzt hat. 5 Constantin Kraatz, * 16. März 1869 – + 1. November 1958, war zunächst Zeichenlehrer am Gevelsberger Gymnasium und später Leiter der Gevelsberger Berufsschule. Er zeichnete u.a. Landkarten; besonders bekannt ist auch seine Karte des Kreises Schwelm. Der erwähnte Übersichtsplan liegt jedoch weder dem Stadtarchiv vor noch ist er der Stadtverwaltung bekannt 5 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. die h i e s i g e n Kirchenbücher6, das „S c h a t z b u c h d e r G r a f s c h a f t M a r k“ von 14867, Dokumente aus dem Archiv der Familie von der Recke-Volmarstein, herausgegeben 1932 von Otto S c h n e t t l e r („Ein Steuerstreit im ehemaligen Amt Wetter”)8, T o b i e n, „Bilder aus der Geschichte von Schwelm“ (1890)9, M ü l l e r s „Choragraphie von Schwelm“ (1789)10, L i e b r e c h t s „Topographie“ von 186811, V o y e „Geschichte der Industrie im märkischen Sauerland“ IV (1913), H. P o r t h, „Zur Flora Gevelsbergs“ (Schulprogramm 1927), D ü t s c h k e, „Beiträge zur Heimatkunde des Kreises Schwelm“ (1903/04) Z i e r e n b e r g, „Die Geschichte Gevelsbergs“ (1928) Z i e r e n b e r g, „Ennepesträßer Heimatbilder” (1929), die „G e v e l s b e r g e r Z e i t u n g“ nebst Heimatbeilage (1921 ff.) Die Gesamtfläche der Gevelsberger Stadtflur betrug 1912, wo eine genaue Vermessung vorgenommen wurde, 1097 Hektar. Hiervon entfielen auf 6 Da Dr. Zierenberg gleichzeitig auch Archivar der Evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg war, standen ihm alle vorhandenen Kirchenbücher zur Verfügung. Diese können bei der Gemeindeverwaltung eingesehen werden. 7 Das Schatzbuch der Grafschaft Mark liegt dem Stadtarchiv nur in einer Neuausgabe aus dem Jahr 1986 vor. 8 Der Lehrer Dr. Otto Schnettler hat sich in erster Line mit Themen aus dem ehemaligen Amt Volmarstein befasst; sein für Gevelsberg bedeutendstes Werk ist der „Steuerstreit“ aus dem Jahr 1932. Das Buch ist im Stadtarchiv vorhanden. 9 Dr. Wilhelm Tobien war Leiter des Schwelmer Gymnasiums und engagierter Heimatforscher. Das hier erwähnte Buch ist im Stadtarchiv vorhanden. 10 Der 1789 veröffentlichte „Anfang und Versuch einer Topographie der Graffschaft Mark“ des Schwelmer Pfarrers und Naturwissenschaftlers Friedrich Christoph Müller wurde 1922 von Wilhelm Crone neu herausgegeben. Dieses Buch sowie ein 1979 herausgegebener Nachdruck sind im Stadtarchiv vorhanden. 11 Das Buch liegt im Stadtarchiv nicht vor. 6 Hofräume und Hausgärten Wege, Straßen und Eisenbahnen öffentliche Anlagen Friedhöfe Wasserflächen Land- und Forstwirtschaft 144,0 ha 65,1 ha 139,0 ha 3,9 ha 21,7 ha 723,3 ha Das dürfte landschaftlich und siedlerisch betrachtet als ein gesundes Verhältnis zu bezeichnen sein. Wenn der Leser nun aus den folgenden Blättern ersieht, wie viele und wie vielartige Namen diese Flur hervorgebracht hat, so muß er sich sagen: Welch eine Fülle sprachlicher Bildungen! Seit alters und auch heute noch stimmen in Gevelsberg die kommunalen und kirchlichen Grenzen nicht genau überein. Ich habe daher die kirchlichen Außenbezirke mit aufgenommen. Bei den dokumentarischen Nachweisungen bin ich im allgemeinen nicht über das 19. Jahrhundert hinausgegangen. Eine Ausnahme musste jedoch bei der Dieckmannschen Flurkarte und bei Liebrechts Ortsbeschreibung gemacht werden, da in diesen Veröffentlichungen mehrere Siedelungsnamen als Hapaxlegomena (einmalig) vorkommen. Fast immer habe ich die präpositionalen Bestimmungen mit aufgenommen. Wie notwendig dies war, erhellt schon aus den Beispielen, dass „Am“ und „Im Kamp“, „An der Linde“ und „Bei den Linden“ örtlich verschiedene Siedelungen sind. Die wichtigste Bedeutung der Flurnamen besteht darin, dass sie uns über das mutmaßliche A l t e r d e r B e s i e d e l u n g Aufschluß geben. Einen kleinen, wenn auch nicht unbedingt sicheren Anhaltspunkt bietet folgende Tabelle (nach Arnold und Cramer): 1. G e r m a n i s c h e P e r i o d e, vor 500: = p e, Beispiel: Ennepe, Linnepe, Milspe, 2. A l t f r ä n k i s c h e P e r i o d e, 500 – 700: = e y, = b e c k e, Beispiel: Börkey, Asbecke, 3. S ä c h s i s c h e P e r i o d e, 700 – 800: = i n g, = h a u s e n, Beispiel: Frielinghausen, Breitenfeld, 4. F r ä n k i s c h e P e r i o d e, 800 – 900: = r o d e, = r a d e, = l o h, Beispiel: Gerodden, Rade, Im Loh, 5. N a c h k a r o l i n g i s c h P e r i o d e, 900 – 1200: = h a g e n, = s i e p e n, = b e r g, = b u r g, = s t e i n, = b r u c h, = b r o c k, 7 Beispiel: Hagebölling, Wiensiepen, Gevelsberg, Königsburg, Bilstein, Bruch, Brauck, aufm Brocke. Absichtlich habe ich das Buch so angelegt, daß es zugleich eine Geschichte der Siedelungen und somit eine neue, eigenartige Geschichte Gevelsbergs ist. Die Flurnamen Adlerhäuschen Das Wohnhaus der Familie Adler, hinter dem Engelbert-Denkmal gelegen. A l b e r t A d l e r, von Beruf Schreiner, starb 1918 als Leutnant den Heldentod bei Lens und liegt auf dem Ehrenfriedhof zu Thumertes begraben. In der Allee Der Weg auf Gut Frielinghausen zu, jetzt amtlich Frielinghauser Straße. Alter Keller Gehört nur kirchlich zu Gevelsberg, politisch zu Mühlinghausen (Milspe)12. Am Amt Die jetzige Bürgermeister- und frühere Amtmannswohnung13, ehemals Besitzung der Kaufmannsfamilie A l b e r s. Die beiden wuchtigen Steinkugeln zu Seiten der Freitreppe sind ein zeichenhafter Gevelsberger Kunstschmuck. An der Aergernis Ein Hausplatz an der Milsper Straße. In der Aske Das sind 2 Siedelungen des gleichen Namens eingangs und ausgangs der Verbindungsstraße Vogelsang – Voerde, die durch das Asker Tal führt. Der Name Aske bedeutet Esche. 1486 wird im „Schatzbuch der Grafschaft Mark“ Peter in der Asbeck genannt, 1634 in einem „Schatzzettul“ wieder ein Peter in der Asbeck als Milinkhuser Bauer. In den Gevelsberger Kirchenbüchern erscheint zuerst 1671 ein Ehepaar Johannes in der Asbeck und Catrina C a r t e n b e r g s, 1789 ein Hof Nieder Aske, von dem Maria Catharina T i l e m a n n stammt. Auch die 12 Gemeint ist das Gelände um die ehemalige Firma Stockey & Schmitz, von Gevelsberg aus gesehen links hinter dem Kruiner Tunnel. 13 Gemeint ist das bei der Vermögensauseinandersetzung anlässlich der Stadtgründung 1886 vom Amt Ennepe übernommene ehemalige Amtshaus Wittener Straße 7. Heute steht hier der Neubau der Commerzbank. 8 „Choragraphie“ des Schwelmer Pfarrers Friedrich Christoph Müller führt diesen Hof (ebenfalls 1789) auf. Ebenso nennt Liebrechts „Topographie“ (1868) einen Ackerhof Aske. Teilgebiete sind der A s k e r S i e p e n (d.i. feuchte Niederung) und das A s k e r B r u c h (d.i. Sumpfland). Der Familienname A s b e c k ist in unserer Gegend weit verbreitet. Zwischen Schnellmark Familiennamen. Backhaus und Hundeiken. Vgl. den Gevelsberger An der Bäckershaus D.i. die jüngere Bäckershaus an der Ecke Neustraße, vormals Brennerei Gräfer. An der Alten Bäckershaus In der Winkelstraße (im Dorf) gelegen, schon 1486 vorkommend (to Beckershuyß) und ursprünglich einen Gewerbetrieb bezeichnend, wurde die Siedelung erst später als Alte Bäckershaus bezeichnet, zum Unterschied von der jüngeren. Im Gevelsberger Kirchenregister „von denen Obligationen denen Armen zuständig“ wird „die Beckershauß“ 1614 und 1621 aufgeführt, ebenso 1634 im „Schatzzettul“ der Bauer Beckershuß. 1645 hat Hanß Beckershauß auf seinem Erbkotten „1 Rind, 5 Kalber und 2 Soge mit 9 Schnaggen“ (jungen Ferkeln). 1789 wird in der „Choragraphie“ der „Hof“ Beckershaus erwähnt. „Zu Beckershusen“ wohnten 1797 die Brüder Johann Wilhelm und Henrich W i l k e s. (Vgl. den Roman „Die Refraktäre“.) Im Balsterholz Hinterm Lichtenplatz gelegen. Die Bezeichnung geht auf den Personenamen Balthasar zurück. 1715 wird „Anna Margarethe Balsterholtz“ ins Kirchenbuch eingetragen; 1729 findet die Trauung der „Anna Catharina Balthesars Holtz“ statt. 1789 lautet der Namen an gleicher Stelle „Baltharsholz“. Endlich 1809 wird das „Balsterholt“ in einem Deklarationsverzeichnis der französischen Behörde genannt. An der Bank Eine Flurbezeichnung zwischen Berken und Stupprock. In der Bärenhütte, auch: Im Bärenloch Bär bedeutet in Flurnamen gewöhnlich Eber, d.i. männliches Schwein. Das 1789 in Müllers Choragraphie erwähnte „Haus“ westwärts der Ennepe, ¼ Stunde von der Kirche entfernt, war also wahrscheinlich ein harmloser Schweinezuchtbetrieb. 9 In den Bäucken Liegt oberhalb der Wolfskuhle. Bäucken d.i. Buchen. 1517 vermachen nach einer Gevelsberger Klosterurkunde die Eheleute Hermann und Grete zum Boicken „an dey erwerdige broderschop sent Annen tom Gevelsberge“ eine Rente und Gülte von 6 ½ Malter guten, reinen Schuldhafers. 1672 verheiratet sich Henrich in den Böken, stirbt aber schon nach einem halben Jahr. („Hic sponsus post 6 menses mortuus.“) Eine Urkunde von 1682 betrifft das „Boeker gut“. 1789 wird die Siedelung als „Hof“, 1868 als „Kotten“ bezeichnet. 1797 wohnt Peter Caspar W e h r i n gh a u s “In den Büchen”. In Karl Prümers Erzählung “Mester Buck” kommt die Ennepersträßer Flurbezeichnung „Beuken“ vor. Am Bäumchen Mundartlich „Am Bömken“, ist eine Flurbezeichnung am linken Ennepeufer, unweit der Brücke Jahnstraße. Vor 50 und mehr Jahren war die Stelle ein beliebter Badeort der Knaben. Im Baumhof In der Nähe des Stifts (1826). In der Becke So wird die Gegend am Unterlauf des Fever- oder Stephansbaches genannt. 1625 taucht Henrich in der Becke auf, 1742 Henrich D ö r n e r in der Becke, 1690 in einem „Pfachtbrief-Register“ Wilm von der Becke, 1797 Caspar G r ä w i n g h o l t „in der Beek“. In der Dieckmannschen Flurkarte von 1828 lautet ebenfalls eine Eintragung „In der Becke“. In dieser Form ist der Name seit 1930 auch Straßenbezeichnung14. H i n t e r d e r B e c k e (Aechter de Biecke) nennt sich die Gegend im Nordwesten Gevelsbergs jenseit Krähenberger und Feverbach. Die „Becker“ bildeten bei den Musterungen einen besonderen Zug; die „Aechterbieckschen“ schlossen sich auch durch die Gesellschaft „Gemütlichkeit“ und den Turnverein „Jahn“ zusammen. Beermannshaus Auf dem Rosendahl gelegen, einem Familiennamen entnommen. In Müllers Gegendbeschreibung von 1789 wird die Siedelung als „Hof“ bezeichnet. Beermann = Biermann. 14 Umbenannt in „Am schwarzen Weg“ 10 Am Berge An der Milsper Straße, Nähe Klosterstraße15. In den Berken Berken = Birken. Die Siedelung liegt auf der Höhe des Strückerberges. 1625 wohnte dort Steffen in den Berken (Schatzregister). 1760 erscheint das Anwesen als ein zum Rosendahl gehöriger Kotten. 1789 bezeichnet es Müller als „Hof“, 1797 wohnt „In den Birken“ Johann Peter S c h w i p p e r t. Nach einem Dokument aus dem Jahre 1800 besteht zu dieser Zeit ein kirchlicher Verband mit dem Gut auf den Strücken. 1917 wurde der Hof teilweise durch Blitzschlag eingeäschert. Jetziger Besitzer ist Adolf S i c h e l s c h m i d t. Berninghaushaus Oben im Dorf nach einem Familiennamen benannt. Hier war früher eine Reiderwerkstatt, in der „feine Hefte“ hergestellt wurden. Bickshaus Es kommt zuerst 1745 in den Kirchenbüchern vor: „Den 9. Novembris Hans Peter Bick Zwillinge getaufft, das älteste genannt Catharin Elisabeth, das jüngste Johanna Sophia Christina, und zwar daß nur eine einzige Gevatterin zugegen gewesen, scilicet (nämlich) die M a y e r s c h e Catharin Elisabeth H a r t m a n n, cum reliqua ob morbum repentinum convocari haud potuere (da man die andere wegen plötzlicher Erkrankung nicht hat herbeirufen können)“. 1779 wohnt Anton H a h n „an Bicks Hause“. Nach einem „Kirchlichen Hebezettel“ von 1817 muß „Bicks-Haus“ jährlich 30 Stüber Geld-Pfarrente entrichten. Am Bierhause 1763 wohnt Johann Peter S c h ü r h o f f „am Bierhause hierselbst“. Der „B i e r h a u s s i e p e n“ lag „oben am Kempgen“ (1736). Friedrich Jacob S c h u l t e nimmt ihn von der Aebtissin Anna Helena von Hauß in Pacht. Biesenkamp Das Flurstück Biesenkamp liegt nördlich des Hünninghausschen Gutshofes auf Frielinghausen, wo jetzt die Biesenkampstraße ist. Das Wort bezeichnet ein mit Binsen bewachsenes Feldstück. Ein kultiviertes „Beisenkämpsken“ 15 Die Klosterstraße begann früher an der Milsper Straße und führte durch den späteren Krankenhausgarten nach Westen. Um den Bau des Altersheimes an der Kampstraße zu ermöglichen, musste die Klosterstraße aufgehoben werden. Die nunmehrige Krankenhauszufahrt wurde in Hochstraße umbenannt; die Südstraße wurde bis zur Klosterstraße durchgebaut und die Klosterstraße wurde im weiteren Verlauf in Südstraße umbenannt. 11 liegt auch eingangs Winkelstraße auf dem Gartengrundstück von Emil S a u r e. Bischofsbruch Friedrich Rautert bezeichnet in einer Fußnote zu seinem Gedicht „Der Isenberg. Eine Legende“ (1818) die Engelbert-Mordstelle als „Bischofsbruch“. In der Tat kommt dieser Siedelungsname 1776 in den Gevelsberger Kirchenbüchern vor: „Catharina Margaretha S c h e e m a n n aus dem Bischofsbruch“. „Im Bischofsbruch“ ist aber 1789 auch eine Häusergruppe in Müllers Topographie von Schwelm, auf Haßlinghauser Gebiet gelegen. Somit kann das Zeugnis des Hattinger „unberufenen dichterischen Historikers“, wie Rautert von seinen Gegnern (!) genannt wird, auch auf einem Irrtum beruhen. Der Haßlinghauser Bischofsbruch scheint mir seine Bezeichnung von einem Familiennamen zu führen. Dütschke hält sie für „spätchristlich“. Auf dem Börkey So wird die Kuppe des Lichtenplatzes genannt, durch A l t e n b ö r k e y (auf Berger Gebiet) und O b e r b ö r k e y noch genauer bestimmt. Der Name mag Birkenaue bedeuten oder ein feuchtes Wiesenland mit Birkenwuchs. 1654 kommt in einem Kirchenbuch Henrich K a r t e n b e r g „Aff dem Borkede“ vor. Oede und Aue sind Synonyma. Doch ist auch die Erklärung Oede, Oie = Od, d.i. Gut wie in Kleinod, hier durchaus nicht abzuweisen. Börkey wäre dann einfach Birkengut. Betreffend „Caspar Henrich B e r k e y“ s. später „Lichtenplatz“. Der Familienname hat sich hier in der Form Börkey erhalten. Im Braiksken D.i. im Brüchsken. Der Flurplatz liegt an der Bahnhofstraße und bedeutet dem Hauptinhalt nach einen kleinen Sumpf. Im Braken Der Braken ist eine Hangsiedelung, in Ober- und U n t e r b r a k e n zerlegt. So jetzt auch durch die beiden Straßen daselbst. „Braken“ kann mit der alten deutschen Dreifelderwirtschaft zusammenhängen: Brache. In unserem Falle könnte es aber „nasse Wiese“ bedeuten, was sich dann zunächst auf den Unterbraken bezöge, oder mit noch größerer Wahrscheinlichkeit „Strauchwerk“. Vgl. „busk un brake“. Auf Voerder Gebiet gibt es einen Hof „auf den Braken“. Vgl. auch den Namen B r a c k e l sb e r g. Liebrecht führt die „Kolonie Bracken“ mit 104 Einwohner auf (1868). Bramshof oder Am Bramshause Lage: westlich vom unteren Uferbach. 12 Brahm, d.i. der bekannte goldige Ginster, kann aber auch der Brombeerstrauch sein. 1634 kommt der Brahmshof dokumentarisch vor. 1645 ist Bram zum Wege Herrngutsbesitzer, treibt aber „Haußmannsarbeit“. 1681 steht „Brams Tochter“ im Kirchenbuch verzeichnet. 1720 heiratet „C a sp a r B r e t f e l d vulgo Brahms“ die „Elisabeth H e l l m an n s auf Brahms Hofe“. Aus dem Jahre 1722 stammt folgende kirchliche Eintragung: „Johann Henrichen des Schuhmachers in Pramß Hauß Kind Johannes Peter getauft. Taufzeuge: N.N., der aber mit Ungestüm vom Altar weggelauffen, weil sein etwas später als des Johannes Peter S c h u l t e, des Schmiedes ältesten Sohnes, vorgebrachten Nahme angenommen. Deus parentibus remittat peccta! (Gott verzeihe den Eltern ihre Sünde: Pastor Christoph Christian Henckes stetiger Stoßseufzer bei Frühkindern.) 1809 lesen wir Brahmann. 1783 starb „aufm Bramshofe“ der 62jährige Johann Peter B r e i t f e l d genannt Bram, der „einige 20 Jahre“ Soldat gewesen und Junggeselle geblieben war. 1797 kommt die Bezeichnung „an Bramers altem Hause“ vor. 1809 tritt die Flurbezeichnung „am Bramberge“ auf, wozu B r a m s s k o p f gehört. Im Kriegs- und Friedensjahre 1815 ging auf dem Bramshofe eine Winkelschule ein. Am Brandhause Das frühere Steigerhaus in der Milsper Straße, also eine sehr junge Flurbezeichnung. Brandmeister 1625 bezahlt „Bran(d)tmeister“ 1 ½ Daler und 1 Orth Steuer. Er bewohnt 1645 einen „Erbkotte“, treibt „Haußmannsarbeit“ und betätigt sich „botteweiße“ (als Bote). Am Brandteich (am Branddiek) Bei Schulte Hedtmann im Dorf, der die Murre dieses Schlammteiches auf Grund verbriefter Rechte landwirtschaftlich verwenden durfte. 1925 wurde das hundertjährige starke Mauerwerk des Wasserbehälters städtischerseits eingerissen und der alte Brandteich, der schon längst kein Teich mehr war, dadurch verschüttet. Alte Brauerei Das stattliche und stilvolle Gebäude steht an der Bahnhofstraße und war bis 1872 in Betrieb. Aufm Brauhause 1759 war Johann Philipp Jochen „auffm Brauhause“ wohnhaft. 13 In der Bredde Bredde bedeutet „Feldbreite“, hier örtlich die Gegend der Bredder Straße. 1486 wohnte dort Hynrich ter Bredden, ein reicher Bauer. 1634 kommt zuerst der Personenname B r e d d e r m a n n vor, den Dütschke mit der Sensenindustrie in Zusammenhang bringt. Die Annahme hat nicht viel Wahrscheinlichkeit. 1675 verehelicht sich Caspar zur Bredden. 1689 wurde die alte „101jährige Mutter von der Bredden“ begraben. 101 Jahre! Was hat sie da alles erlebt! Ihre Jugend fiel in die Zeit des JülichClevischen Erbfolgestreites, der die brandschatzenden und plündernden Spanier in unsere Gegend führte. Dann musste sie in ihren reiferen Jahren die Nöte des Dreißigjährigen Krieges durchkosten, als die Höfe unter der Steuerlast geradezu erdrückt wurden und wegen der „Kriegsvölker“ („militia“) nur sehr unregelmäßig Gottesdienst abgehalten werden konnte, das Stift nächtlicherweise von durchziehenden Truppen ausgeplündert wurde (1634) und zu allem Elend dann auch noch die Pest ausbrach (1635). Als dann endlich der Friede verkündet wurde (1648), da lagen von den 40 Höfen der Milinghauser Bauerschaft 2 völlig darnieder, so daß sie ihr Land nur noch für den Auftrieb der Schafe oder für die Aussaat von etwas Hafer, Erbsen und Weizen benutzen konnten. Das Vieh war größtenteils geraubt oder umgekommen, und nur noch 7 Bauern besaßen je e i n Pferd. Dann brach 1676, also im 89. Lebensjahre der Greisin, die „Rote Ruhr am Gebelßberge“ aus, die in 5 Wochen 50 Personen dahinraffte Wahrlich, ihr Leichentext, als sie dann nach weiteren 13 Jahren in ruhigerer Zeit die Augen schloß, war gut gewählt: „Ich will euch tragen bis ins Alter und bis ihr grau werdet“ (Jes. 46, 4). Bei der Beerdigung von Clara zur Bredden im Jahre 1707 ließ die Aebtissin Anna Helena von Hauß konfessioneller Streitigkeiten wegen die Stiftskirche mit Hemmketten versperren, so daß sie von dem Trauergefolge gewaltsam mit Stakeisen geöffnet werden mußte. Die preußische Regierung wollte 1797 auf Betreiben des Ministers von Heinitz Industriearbeiter-Familien („Fabrikanten“) im östlichen Teile Gevelsbergs ansiedeln, 5 davon auf Breddermanns Hof, der also mindestens zu einem Teile eine staatliche Domäne geworden war, wie ja fast alle Höfe entweder Stifts- oder Staatseigentum waren, allerdings in der Form einer festen Erbpacht. Die Behörde ließ aber von ihrem Plan wieder ab. Um 1800 gab es auch „zur Bredden“ eine Winkelschule. Von 1825 bis 1871 waren an der Bredde Kalköfen in Betrieb. Ihr Unternehmer war Peter Caspar K r a k r ü g g e. Auf den höher gelegenen Stellen sieht man noch Schlackenhalden aus alter Zeit. Die Bredder Flur wird beherrscht vom B r e d d e r K o p f. Der B r e d d e r S i e p e n und der B r e d d e r B r u c h gehören zum Gelände. Letzteres ist 1868 (Liebrecht) eine Kolonie von 60 Seelen. Breitenfeld Eine bekannte Siedelung. 14 1344 findet der Verkauf des freien Landes „to Bredenfelde“ an das Kloster Gevelsberg statt. 1489 wohnte dort Hanß Breytfeld, ein kleiner Bauer. 1586 mußte der Hof Bredenvelde einen Radergulden Kirchenrente bezahlen. 1645 ist Bretfelt ein „Stiftskotte“, den auch ein „Rebtrager“ bewohnt. Eine kirchliche Eintragung aus dem Jahre 1758 erzählt folgenden Vorgang: „Den 17. May den alten Engelbert Tigges Bredtfeldt, so plötzlich am heiligen Pfingstfeyertage auf heiligem Platz beym Strücken gestorben, aetatis 73 Jahr, per textum Math. XXIV (Von den letzten Dingen) begraben. Da derselbe ohne Gesang und Klang bis in den Gevelsberg gebracht, da sich dann auch endlich der Herr Praeceptor bereden lassen, vorzusingen, und hat sich also die Gemeine in der Possesion sowohl in der Kirche als übrigen Gerechtsame maintenieret und vermittels der Reformirten Schlüssel die Kirche und Sakristey aufgemacht, auch nachhero vom Consistorio beleutet worden.“ Auf dem alten Kirchhof liegt ein Platzstein mit der Inschrift „Breitenfeld 1829“. Am Breitenfeld waren früher eine Bleicherei und eine Wäscherei. Carl B a mb e r g e r brachte die Schraubstockfabrikation dorthin; den ausgesprochenen Fabrikbetrieb richtete er 1888 ein. Im Brink So wird das Tal zwischen Haufer Kopf und Mühlerberg genannt, durch das die Brinkstraße führt. Brink bedeutet hier „hochgelegenes Grasland“, im allgemeinen schlechthin „Hügel“. Es ist ein altsächsisches Sonderwort. 1738 findet die Trauung von Johann außm Brink statt. Brökingshäuschen 1676 kommt in den Kirchenbüchern „Johann Peter Bröcking aus Bröckinger Häußgen“ vor. Auf dem Bruch Auf´m Bruch (Op dem Brauck) heißt die Siedlung am Ende der Haßlinghauser Straße. Die „Kleinen Häuser auf´m Bruch“ liegen jedoch auf Haßlinghauser Gebiet, sind aber kirchlich zu Gevelsberg gehörig. Bruch (niederdeutsch brôk) bedeutet vom Wasser durchbrochenes oder Sumpfland. Schon 1517 kommt ein Bauer tom Broicke, 1625 Peter auffm Brocke vor. 1873 wird Elsken vom Bruch wegen der Franzosengefahr (Raubkrieg gegen Holland, mit dem der Große Kurfürst verbündet ist) ohne Glockengeläut beerdigt. 1745 findet sich die Schreibweise „aufm Brocke“. 1797 entstand auf dem Bruch schon die Schlittschuhfabrikation, später kamen die Gesenkschmiederei und Herdfabrikation hinzu, alle diese Unternehmungen verknüpft mit den Namen B o c k h a c k e r und H ü nn i n g h a u s. (Die Bruchmühle gehört zu Haßlinghausen. „Im Bruch“ liegt auf Silscheder Gebiet, allerdings hart an der Gevelsberger Grenze.) Die Familiennamen vom Bruch und Brockhaus haben sich erhalten. 15 Zur Brüggen ausgedehnteste und verzweigteste D.i. wohl die Bauernsiedelung Gevelsbergs. Als älteste Besitzer an der Ennepebrücke werden 1486 Wylhem und Hanß ter Bruggen genannt. Letzter ist der reichere. Dann erscheint in einer Klosterurkunde von 1501 „Hans ter Bruggen, unse Schulte“. Es folgen Urkunden aus den Jahren 1538 und 1570. Im Schatzzettel von 1634 stehen die Gutsnamen O b e r s t e und N i e d e r s t e B r ü g g e. 1645 ist Hilbrandt zur Brüggen „Stiftsverwalter und Tagelöhner“: das Beieinander von arm und reich in einer Familie. 1657 wohnt Johann K i p p e r zur Untersten Brüggen. 1676 ist der reiche und weitgereiste Großkaufmann Heinrich V o g e t (Vogt) Besitzer des „Brüggerhoffs zur oversten Brüggen“. Müller nennt 1789 die „Güter“ Oberste und Unterste Brügge und die „Häuser“ An der Brüggen und Zur Brüggen. Schon 1764 genehmigte Friedrich der Große den Brückengeld-Erbpachtsvertrag mit der Witwe Rentmeisterin H ü l s e n b e c k zur Brüggen. Das B r ü c k e n h ä u s c h e n mit Zollhebestelle und Wirtschaftsbetrieb war eine wichtige Verkehrsstätte. S. Kapitel VII des Ennepesträßer Heimatromans „Die Refraktäre“ von Bruno Zierenberg und die Zeichnung hierzu von Hermann Porth. 1795 war an der Brücke eine große Ueberschwemmung, derzufolge Johann Henrich A l t e n v o e r d e, 61 Jahre alt, ertrank. Vor etwa 50 Jahren konnte man in den Bäumen am Brückenhäuschen wintertags den farbenprächtigen Eisvogel, den deutschen Kolibri, beobachten. Das B r ü g g e r f e l d mit seinem alten Einbaumbrückchen, einem sogenannten Schemm, und der schmalen S e u f z e r a l l e e zwischen Ennepefluß und Hammerteich, wurde von jeher als idyllisches Fleckchen gepriesen, was der „verliebte“ Name ja auch andeutet. Doch hat die soeben angeführte „Seufzerallee“ keineswegs das Unheimliche an sich wie Thomas Hoods „Bridge of Sighs“. Im 18. Jahrhundert entstanden am Brüggerfeld Bleichereien. 1846 trat dort die Eisenindustrie auf. Buchenberg Der Buchenberg ist Gevelsbergs stattlichster Berg, von Emmi Rosanski in dem Gedicht „Am Buchenberg“ anmutig besungen: „Am Buchenberg auf lauschigen Wegen, ob Leid, ob Freude durchwob mein Gemüt, da hab´ ich oft im Moose gelegen, wo lieblich am Hange die Heide blüht. In Freuden hat´s mich dorthin getrieben, da sang ich aus voller Brust ein Lied: 16 der schönste Platz zum Singen und Lieben, wo lieblich am Hange die Heide blüht! Und drückt mich ein Leid, ein tiefes, schweres, zum Buchenberg es wieder mich zieht. Nirgend ist es milde tröstend wohl mehr es, als dort, wo am Hange die Heide blüht. Drum weil´ ich so gern auf den stillen Wegen, drum sing´ ich zum Preis dir mein einfaches Lied: Mein Buchenberg, mein Glück und mein Segen, wo einsam am Hange die Heide blüht! Und wenn ich einst alt und müde werde, mein Auge dann nimmer den Buchenberg sieht, dann legt mich dort in die kühle Erde, wo lieblich am Hange die Heide blüht!“ 1930 wurde auf dem Buchenberg der P h i l i p p B a l t i n-Gedenkstein errichtet. Sein Material ist dem Hönerschen Steinbruch in der Milspe entnommen. Auf dem Buchholz 1486 brauchte der wenig bemittelte Bauer Boyckholt nur ½ Gulden Kriegssteuer zu entrichten. 1634 (im Dreißigjährigen Kriege) werden 2 stiftshörige Höfe genannt: O b e r s t e und U n t e r s t e B u c h h o l z (Overste und Nedderste Bockholt). Aber s. da, auf ersterem ist noch 1 Pferd vorhanden, was bei 23 anderen Höfen Gevelsbergs bekanntlich nicht der Fall war: die alte Geschichte vom wandernden Geld- und Bettelsack! Beide Höfe sind noch heute vorhanden. Die Unglückschronik meldet vom Obersten Buchholz folgendes: „Den 25. Julii Caspar Diederich B r ö c k i n g, ein Jüngling von 29 Jahren und 4 Monath, welcher den 20. Julii auf einer Hochzeit von einem Mörderischen Hauffen dergestalt jämmerlich zugerichtet und verwundet worden, dass derselbe am 22. Julii darüber in die Ewigkeit eingegangen, unter einem Volkreichen Geleit zur Erde bestattet.“ Auf dem Buchholz befand sich früher eine Kegelstätte „Op de Dicken“. Im Busch Nach städtischen Akten ein bewohnter Teil des Klosterholzes. In den Büschen Zwischen Externbüschchen und Drehbank. 1665 hat Margret B r ö c k i n g s von den Büschen Hochzeit. 1775 heißt es im Kirchenbuch: Q u a m b u s c h in den Büschen. 1797 wohnte dort Caspar W e i t h e. 17 Die „dicke Buche in den Büschen“, ein Baum von fast 5 m Umfang auf Berger Gebiet an der Grenze gelegen, aber besitzrechtlich zu Gevelsberg gehörig, war als Sehenswürdigkeit weithin bekannt. Auch „I m B ü s c h c h e n“ gehört zu Berge. Im Dahle Das bedeutet natürlich Tal. Gemeint ist der südliche Zipfel Gevelsbergs an der Oelkinghauser Grenze16. 1826 kommt der Name in der Dieckmannschen Flurkarte vor. Am Dampfhammer Ursprünglich ein Teil des Schwarzen Siepens. Leopold H a s e n c l e v e r legte dort 1869 einen Reckhammer mit 4 Feuern mit Dampfbetrieb an. Deckershaus Wohl ein Familienname. 1774 kommt Johann Peter D r e v e r m a n n „an der Deckershäusgen“ vor. Nach Müllers Choragraphie liegt das „Haus“ westlich der Ennepe, ¼ Stunde von der Kirche. Anfang 1800 war „Deckers Hütte“ eine Pulverfabrik, die aber nicht mehr auf Gevelsberger Gebiet lag. Domänenhof Diese Bezeichnung für das ehemalige große Stiftsgrundstück hat sich begreiflicherweise bei der Gevelsberger Bevölkerung nicht eingebürgert. Sie ist nur in den Kirchenbüchern vorhanden. Im Dorf Die jetzige Oberstadt, der Kernpunkt Gevelsbergs mit Kloster, Stift, Kirche und Kirmes, durch die Entwicklung der Industrie aber infolge seiner Höhenlage in seiner wirtschaftlichen Bedeutung gemindert und deshalb noch gegen Ende des vorigen Jahrhunderts geringschätzig und undankbar als „Hippendorf“ bezeichnet, so dass Albert Radeke sagen durfte: „Wo nach einem Tier, das hier sehr beliebt, man dem Heimatort den Namen gibt.“ In den Dörnen Auch: Im Dörnen. Der Name weist auf Ginster- oder Brombeersträucher hin. In einer Urkunde von 1328 vergibt Graf Adolf von der Mark an das Kloster Gevelsberg Einkünfte aus seinen Gütern „to den Dorne“. 1634 wohnt dort Thonis oder Thies (Antonius) in den Dornen, der ein „Hunerkrämer nacher Cölln“ (Hühnerhändler nach Köln) ist, 1656 Dreß (Andreas) in den Dörnen, 16 Gemeint ist die Grenze zur heutigen Stadt Ennepetal. 18 1690 ein K r e y e n b e r g. 1789 kommt der „Hof“ in den Dörnen vor, 1826 die entsprechende Flurbezeichnung. Der Familienname D ö r n e r hat sich in Gevelsberg reichlich erhalten. Drege (Inne Dräge) Ueberm Roten Hirsch. Die Siedlung ist in Liebrechts Topographie von 1868 als „Kotten“, 15 Minuten vom Amt entfernt, aufgeführt. Der Name bezeichnet eine Wegbiegung: mnd. dregen = drehen. An der Drehbank Anne Drägebank: Hier wurden früher Butterfässer und Holzeimer gedreht. 1756 lesen wir im Kirchenbuch: Friedrich Henrich P o l l h a u s an der Drey Bank. In der Fabrikantenkarte von 178817 sehen wir auch die „Drehbänker Hämmer“. 1789 nennt Friedrich Christoph Müller ein Haus an der Drehbank. 1822 wohnte dort Johann Caspar B u c k, ein angesehener und wohlhabender Gemeinderat. Seit 1827 ist die Drehbank Besitz der Familie B r ök i n g. Daher auch die beiden Jahreszahlen an der Brücke zur „I n s e l“. Am drögen Schluffen Haus am Börkey. Schluffen = Pantoffel Egelskotten S. Milskotten Am Eichelskamp Ein leicht eingezäuntes Acker- oder Wiesenland wird bei uns Kamp genannt. Im Vergleich zwischen der Preußischen Regierung und den beiden evangelischen Gevelsberger Kirchengemeinden vom 2. September 1825 wurde „den Gemeinden zum Bauplatze der Kirche und zur Anlegung des Begräbnisplatzes das Dominalstück unterhalb P ö t t e r s H a u s e am Eichelskamp in Form eines regulären länglichen Vierecks unentgeltlich als Eigentum überwiesen“. 1830 wurde dann die Kirche erbaut. Ellinghausgut 1845 wird es in einem Inventarium der Familie Cronenberg erwähnt: „Ellinghaussches Gut in der Haufe“. In den Erlen Eine Siedelung bei der Fabrik Gebrüder Vollmann an der Rosendahler Straße. Seit 1924 heißt das Bächlein dort (auf Vorschlag von Adolf V o l lm a n n) der E r l e n b a c h. Erlenbäche sind ein beliebtes poetisches Motiv. 17 Gemeint ist die Fabrikenkarte für die Grafschaft Mark von Alexander Eversmann. 19 Man denke an Mörikes Gedicht „Auf einer Wanderung“ oder an Matthissons Gedichte, vor allem „Mondscheingemälde“, worin es heißt: „Wie schön der Mond die Wellen des Erlenbachs besäumt, der hier durch Binsenstellen, dort unter Blumen schäumt.“ Weniger poetisch ist eine kirchliche Eintragung aus dem Jahre 1707: „Am Sonntag Invocavit Jodocum auß den Erlen mit Maria Lisabeth auß dem Schmiedeholtz, nachdem diese schon eines Kindes genesen, welches kaum 8 Tage alt gewesen, in der Höllen copulieret. Die Braut hielt das Kind auff ihren Armen sub copulationis sermone (während der Traurede). Deus remittat peccata!“ 1761 ist der Familienname E r l e n k ö t t e r nachweisbar. In den Exten Dies ist der Hang nördlich von Kreffts Fabrik. Eneke auß den Egsten tritt 1676 bei ihrer Trauung mit 3 Vorkindern an, die gleichzeitig getauft werden. 1722 kommt vor In den Extern und Q u a m b u s c h In den Externbüschen. 1725 taucht der Name Extermann auf, indes 1634 (im „Schatzzettul“) ein Personenname Estermann, was wohl auch Extermann bedeutet. Die Pfarrer oder Schreiber verstanden die mundartlichen Namen oft nicht richtig und selbst schreiben konnten die Leute meist nicht. Elbert in den Estern, Estermann genannt, wohnte 1645 in einem „Backhauß“ und „ging zwischen Colln mit dem Reppe“ (Kiepe). 1743 lautet die Schreibweise: (Sensenschmied Johan Henrich W e b e r) „im Aegstern, gleichzeitig mit Henrich Wilhelm C r o n e n b e r g „in Exterbusch“. Auf der Flurkarte von 1788 erscheint zuerst die Deminutivform I m E xt e r n b ü s c h g e n, in der Müllerschen Choragraphie (1789) finden wir ein „Haus im Exterbüschgen“ und einen „Hof in den Exten“. Liebrecht (1868) kennt einen „Kotten Extern“. 1797 wohnt Caspar S u b e r g in den Aecksternbüschen. Da mnd. exter Elster bedeutet, wird die Tannenwald-Gegend in den Extern wohl von diesem neugierigen Standvogel seinen Namen haben, der wegen seiner Sprechfertigkeiten hier von jeher als Haustier sehr beliebt war. Es gab hier „Chirurgen“, die einer „Jäckster“ die Zunge lösten. Das Faßbenderhäuschen Es lag an der Kölner Straße vorm Kruin. Die Bezeichnung rührt von einem Personennamen bzw. Gewerbe her. 20 Ursprünglich war das Gebäude eine Unterkunftsstelle für die dort beschäftigten Steinbrucharbeiter. Erst nach der Stillegung des Betriebs infolge des Bahnbaues (1846 – 1848) wurde es Familienwohnhaus. Feldmannshaus S u b e r g im Lindengraben (Familienname). Im Fever Jetzt auch Feverstraße. Die älteste Bezeichnung lautet „In dem Vegevyr“, was sausender Pfeil bedeuten könnte, aber keinen örtlichen Sinn ergibt. Jedenfalls ist dieses Wort später in „Fegefeuer“ umgewandelt worden, natürlich wegen des Wortklanges. Ein sonderbares Zusammentreffen besteht insofern, als beide Ausdrücke kultischen Inhalts sind; denn der „fliegende Pfeil“ kommt in einem angelsächsischen Hexenstichsegen vor. Es kann indes auch ein Eigenname vorliegen. Jedenfalls und also: Non liquet! Uebrigens hat Gevelsberg sein „Fegefeuer“ nicht allein. Adolf Mützelburg schildert in seiner Fortsetzung zum „Grafen von Monte Christo“ die Gefahren eines „Fegfeuerweges“ bei Cincinnati in Nordamerika. 1486 muß der Fegefeuerhof ½ Gulden Kriegssteuer aufbringen, den geringsten Satz. 1586 soll Diederich Im Vegefuir 8 Malter Hafer Rente an die heilige Kirche des Stifts Gevelsberg bezahlen. 1634 wird Fegefeuwr als Personenname behandelt, 1645 ist „Fegefewr“ zur Hälfte Stiftsgut, zur Hälfte Eigenbesitz. Es wohnt darauf ein Reepträger (Kiepenträger). 1707 wird Lisabet B r ö k i n g s auß dem O b e r s t e n F e g f e u e r genannt. Dort stirbt 1739 „der alte 92jährige Caspar Bröking“. Er bekommt als Leichentext die Geschichte von dem 80jährigen getreuen Patrioten Barsillai (2. Sam. 19). 1789 kennt Müller noch die beiden Höfe Oberstes und U n t e r s t e s F e g e f e u e r. 1809 wohnten im „Fever“ Peter vom L e h n und Peter B r e u c k i n g. Es gibt auch eine F e v e r g e e r. Eine gere, ursprünglich dreiteiliges Speerblatt bedeutend, ist ein spitz zulaufendes Acker- oder Waldstück, Der F e v e r b a c h hieß in den ältesten Zeiten Linnepe, was noch in „Lempe“ erhalten ist. Am H e x e n s t e i n im Fever soll es nachts nicht geheuer sein. Also Vorsicht bei spätem Nachhausekommen! – Nach dem Schatzzettel von 1645 wohnte J o h a n n im F e g e f e u e r dort im Backhause. Er war ein Spielmann. Im Flaskamp In der Nähe der Wolfskuhle, jetzt auch Straßenname. Das mnd. vlas bedeutet Flachs. Ein Stück Land „im Flachskamp“ wird 1651 in einem stiftischen Erbpachtbrief des Gutes Milskotten erwähnt. Die alten Katasterkarten gebrauchen überhaupt die hochdeutsche Bezeichnung. An der Flohwams Die Siedelung gegenüber dem Timpen. 21 Mnd. vlo bedeutet Flaum. Eine Kamisoltracht des Besitzers scheint den Namen hervorgerufen zu haben. Am Fohlenkamp Ein „Hof“ (1826) im Dorf. Fränzhaus Der Bezeichnung liegt ein Eigenname zugrunde. Ein alter Pachtbrief auf „Frenßhauß“ ist noch verzeichnet, aber ohne Jahreszahl. Im Schatzzettel von 1635 ist Mr. (= Meister) Franz aufgeführt. Freimannshaus Zuerst in Müllers Choragraphie erwähnt (1789): Freymannshaus, Haus jenseits der Ennepe, ¾ Stunde von der Kirche entfernt, auf der Emperstraße. Der Name auch so geschrieben in den Kirchenakten (1794). Am Freudenberg Zwischen Königsburg und Exten, eine jüngere Siedelung. Der Name findet sich erst bei Liebrecht (1868) für ein „Wohnhaus“. Auf Frielinghausen Dieser Siedelungsname ist in unserer Gegend häufig. Er dürfte auf die großen Waldrodungen der altsächsischen Freilinge zurückgehen (Hausen = Siedelungen). 1250 wird unser Frielinghausen als Gevelsberger Klosterbesitz zuerst erwähnt, dann 1316 ebenfalls in den Klosterakten, und so durch in jedem Jahrhundert öfters. Im Schatzbuch von 1486 steht Vryllynkhusen mit 6 Gulden Steueransatz an zweiter Stelle, ähnlich bei der Steuererhebung 1634. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges war Clemens Frielinghausen ein freier Bauer. Um 1690 erfuhr die Niederlassung einen wirtschaftlichen Umschwung durch Clemens B e r t r a m, der einen Stahlhammer nach neuestem Muster einrichtete und Sensen herstellte, auch den Zementstahl in hiesiger Gegend zur Anerkennung brachte. In der Geschichte der Gevelsberger Industrie begann damit der zweite Abschnitt. Melchior Bertram war ein bedeutender Handelsherr. Bis 1870 existierte die Firma. Dann siedelten sich Peter Caspar S c h u l t e und Carl H ü n n i n g h a u s auf Frielinghausen an. Ersterer führte die kaufmännische Tradition der Siedelung weiter, letzterer gab sie ihrer ursprünglichen Bestimmung, der Landwirtschaft, zurück. Im „F r i e l i n g h u ß e r B a c k h a u ß“ wohnte nach dem Schatzregister von 1645 der Reepträger Peter, der seine Kiepe „zwischen Köln“ (und Milinghausen) schleppte. Frohnenhäuschen Auf Milskotten neben dem jetzigen Pastorat gelegen, noch zu sehen, benannt nach Friedrich Frohn, der in der angebauten Schmiede Schafscheren 22 anfertigte. Diese Fabrikation kam im 19. Jahrhundert in Deutschland außer in Gevelsberg nur noch in Voerde vor. Fuoselstroate Sie ging vom Lindengraben bis Pollus´ Hüsken. Hier wurde früher fleißig dem Fusel (Schnaps) zugesprochen. Im Gasthaus Frederich im gasthauß kommt 1654 in den Kirchenbüchern vor. Auf der Geer Der Name ist schon unter „Fever“ erklärt. Der älteste Personenname ist „Diederich Bockholz (Buchholz) auf der Gehr“, ein Schuhmacher. Erst Christoph Friedrich Müller nennt 1789 einen „Hof auf der Gehr“. Auch die Flurkarte von 1826 kennt den Wohnplatz „an der Geer“. 1852 wurde hier die erste Gevelsberger Schlossfabrik (Einsteckschlösser) durch Carl S i e p e r gegründet. Die Geer ist den Vogelfreunden als Krähengegend bekannt. Botanisch ist sie eine Fundstätte für das schöne Waldblümlein auf der Heiden Hypericum pulchrum (Johanniskraut) und die in lichtem Rot erglühende Scutellaria minor (kleines Heidekraut). Am Geier Die Siedelung, nahe beim Hagebölling gelegen, ist benannt nach dem „Fabrikanten“ Matthias G e y e r, der dort um 1800 angesiedelt w u r d e. Damit er sich ein Haus bauen konnte, wurden ihm vom Staat 50 Thaler Beihülfe gewährt. S. Bredde. Gevelsberg Der Name ist wahrscheinlich eine Verkürzung aus Gevelhofberg, nach einem Eigennamen Gevold (vgl. Gevelinghausen bei Bigge). Das Gevelsberger Wappen zeigt allerdings einen gotischen Staffelg i e b e l auf grünem B e r g e. Aber das hat Dütschke seinerzeit schon als einen Irrtum bezeichnet. In „Herrn Johann Hübners Realem Staats- und Zeitungslexikon“ von 1729 ist Gevelsberg schon „Stadt und Stift“ in der Grafschaft Mark. Mit dieser Angabe eilt Herr Rector Hübner den Tatsachen allerdings ein wenig voraus. Stadt wurde unser Heimatort erst 1886. Aus einer dunklen Vergangenheit trat „Gyevilberch“ durch das blutige Ereignis vom 7. November 1225 in das Licht der Annalen. Es wird dann 1233 als Kirchplatz erwähnt. 1236 kommt das Kloster (conventus de Gievelberch) urkundlich vor. 1380 steht im „Dortmunder Bürgerbuch“ ein B r u n o d e G e v e l sb e r g e verzeichnet, seines Gewerbes ein Sägenschmied (serrator). 23 Am Gietling Es ist der Name für die Singdrossel, mnd. geidlink. Das Terrain liegt unter der Königsburg. Der H o p p m a n n s c h e (Gietlinger) Hammer und der Hammerteich sind verschwunden. Im Goldenen Hufeisen Eine einträgliche Hufschmiede am Nirgena, im Kirchenbuch zuerst 1730 genannt. Am Grafenberg Auf dem westlichen Teil des Strückerberges unterhalb des Stüting. Das „Gütchen“ von Carl F l o c k e n h a u s liegt unter schattenspendenden Bäumen inmitten eines Obstgartens. Die Familiennamen G r a f und G r a f e sind hierorts noch reichlich vertreten. Am Grävehäuschen Hinterm Börkey, an der Straße nach Asbeck. Die Familiennamen G r ä f e und G r ä f e r kommen hier vor. Die erste Erwähnung des Grävehäuschens geschieht 1826. Am Grünen Baum 1789 in Müllers Choragraphie ein „Haus ostwärts der Ennepe, ¾ Stunde von der Kirche“. Die Jungfer Anna Elisabeth L a n f e r m a n n “am grünen Bäumchen bei Hagebölling“ vermachte 1807 der evangelisch-lutherischen Gemeinde ihre Besitzung. Am Grünewald Jetzt auch Grünewaldstraße. Im Kirchenlagerbuch ist ein Legat der 1778 verstorbenen Kapitularin Charlotte Adolpha Josefina von Bottlenberg genannt Kessel auf Henrich Caspar C r o n e n b e r g am Grünen Wald eingetragen.1789 ist noch die Hofstätte „am Grünewald“ vorhanden. 1848 starb dort der Fabrikant Johann Caspar Cronenberg, Besitzer mehrerer Hammerwerke im Werte von 63700 Thalern. Der „Grünewald“ ist so ziemlich die einzige Gevelsberger Flurbezeichnung auf „Wald“. Die Vorliebe für „Holz“ und „Busch“ hat dieses Wort hier nicht heimisch werden lassen. Als alte Hausbezeichnung kommt „Grünewald“ in unserer Nähe nur noch in Langerfeld vor. Grüntal Jetzt Grüntaler Straße. Wohl wie in der „Edda“: „Tha var grund groin groenum lauki“ (Da war grüner Grund von grünem Grase). 24 Am Gruppdigrapp Ein Haus am Schwarzen Wege, dessen Besitzer erwerbsrührig bekannt war. als übertrieben Hagebölling Eines der angesehensten Güter in der Milinghauser Bauerschaft war Hagebölling. Der Name ist von dem kugeligen Berg (mnd. bolle) entnommen, dem ein eingehegtes Gelände vorgelagert war. „Haege Bollynck“ steht bei der Aufzählung 1486 mit Vogelsang an dritter Stelle. Schon damals war es eine Doppelsiedelung. „Peter dar by“ (dabei) besitzt einen mittelgroßen Hof. Auch zu Anfang des 17. Jahrhunderts gibt es noch 2 Hageböllinghöfe „Hagebölling“ und „Nedderste Hagebölling“, dann „Groß“ und „Klein Hagebölling“ genannt. 1800 drohte dem „Hageböllings Hof“ eine Invasion von 9 „Fabrikanten“ (Arbeitern). Da der Hof Königliche Domäne war, so hatte die Inhaberin, Witwe H a g e b ö l l i n g, einen schweren Kampf zu bestehen; denn ausgerechnet ihr Pachtbesitz sollte Versuchsobjekt werden. Schließlich erteilte sie, des Treibens müde, die Genehmigung zur Ansiedelung. Aber das Geschick war ihr dennoch günstig. Nur 1 Fabrikant, der schon erwähnte Geyer, beanspruchte und erhielt ein kleines Stück ihres Gutslandes. Die übrigen „gefährdeten“ Höfe (Bredde mit 5, das Doppelgut Zum Wege mit 18, Caspar Schulte mit 23 und der „Herrenhof“ gar mit 34 Zuwachsfamilien) wurden in den großen Gevelsberger Bebauungsplan beim Antritt des Neuen Jahrhunderts nicht weiter hineingezogen. Auf dem Gutshofe Hagebölling paarten sich bäuerlicher Wohlstand und landschaftliche Anmut. Leider brannte er 1904 ab. Rühmend und bedauernd nannte Dütschke das Gebäude „das bisher einzig wohlgehaltende niedersächsische Bauernhaus des Kreises“. Es war damals schon alter Besitz der Familie N i e d e r n b e r g, deren Grabstein aus dem Jahr 1721 den schönen frommen Spruch trägt: „Wann der Aehren Haubt sich neiget Und mit gold Har ist gezieret kommt der schnitter der sie schneidt und nach seiner Schewer führet Herr ich bin auch reiff zum schnede Seze nur die Sichel an Sammle Mich in deine schewren da Ich ewig bleiben kann.“ Am Hahn Lag beim „Roten Hirsch“. S. dort. Am Hamme Die Siedelung lag nahe beim Hagebölling. Ein „Hamman“ wird 1635 und 1644 im Rezepturverzeichnis aufgeführt, 1736 ein „Christoffel am Hamme“. 25 Mnd. hamme = Hinterschenkel, Bollen. Am Hammer 1758 lesen wir: Nicolaus B e l i n g am Hammer. Haufe Wie Hagebölling so ist auch Haufe schon früh eine Doppelbesiedelung. Daß sie bedeutend gewesen ist, geht aus dem meliorativen Namen hervor; denn Haufe bedeutet Hof schlechthin. Das „Schatzbuch“ nennt zuerst den Schulten ter Hoeve (1486). Eine Gevelsberger Klosterurkunde von 1520 weist den Namen Jorgen ter Hoeue, eine andere von 1531 den Namen Johan Von der Hofe auf. 1586 wird die „kleine hove“ genannt. 1634, im „Schatzzettul“, kommt der Personenname Hau(v)ermann vor. Ueberhaupt: Große, Kleine, Lüttke, Unterste, Oberste Haufe: das zieht sich durch die ganzen folgenden Jahrhunderte hindurch. Als stattlicher Gutshof und später als Gasthaus war die Haufe allgemein bekannt. Auch Prümer erwähnt den umfangreichen Ortsteil Haufe in der schon genannten Erzählung. 1751 zog die Industrie hier ein. Sie ist die älteste Stätte der Gevelsberger Sensenfabrikation. Der H a i w e r S c h l a c h t k o l k, eine Kinderspielstätte, befand sich östlich von der Jahnstraßen-Brücke. Schlacht (mnd. slacht) bedeutet Flußwehr. Ein Kolk ist ein tiefes Wasserloch. Vgl. Annette von DrosteHülshoff („Kinder am Ufer“): „O sieh doch! Siehst du nicht die Blumenwolke dort drüben in dem tiefsten Weiherkolke?“ Auf dem Haufer Kopf steht das zur Erinnerung an die im Weltkriege gefallenen unvergesslichen Helden errichtete Ehrenmal, erbaut 1931 von einem Gevelsberger: Hans Erwin Nau. Diesem Monument hat Wilhelm Reifenrath folgendes Gedicht gewidmet: Das Ehrenmal Vom Bergeshang ein steinern Mal grüßt stolz herab zum Heimattal. Was kündet es, was weckt sein Ruf, was sagt der Meister, der es schuf? Das Mal von Stein, das Kreuz von Gold, sie sind der braven Kämpfer Sold, die stritten treu bis in den Tod für´s Vaterland in höchster Not. Auf Tafeln grub der Meißel ein der Namen Zahl in langen Reih´n, doch ungleich tiefer grub der Schmerz der Trennung sich ins Menschenherz. 26 Des Sohnes Jugend, Vaters Kraft, die hat der Tod dahingerafft, und mancher kehrte nicht zurück, der einst der Frau, der Liebsten Glück. Die Zeit verrann, hoch stieg die Not, hart war der Kampf ums täglich´ Brot und manches Deutschen stolzer Sinn und Gottesvertrauen schwand dahin. Der Kämpfer Schar vom Ehrenmal ruft laut herab zum Heimattal: „Seid stolz und treu auch in der Not, wie wir es war´n bis in den Tod.“ Heetmannshof In der Haufe, an der Ennepe gelegen (1809). Im Hegte Kleiner Hof nördlich Kotten, auch Högte (1826). Mnd. hegede = Gehege Auf der Heide Eine Heide ist hierzulande eine ausgedehnte, ebene, waldlose, oft auch wirtschaftlich unbedeutende Landbreite. Wir stoßen auf die Gevelsberger Heide zuerst 1599 im Armenregister. Es heißt da: „Original-Handschrift von 40 Daler sprechend auf Tonnisen auff der Heyden, zur pension 2 Daler 20 Albus de 1599“. Die Gevelsberger Heide wurde durch die vielen Siedelungen in einzelne Heiden zerlegt. Schon 1634 wohnen dort: Peter und Johann off der Heiden und „C o e n e alda“. 1653 wird Peter R a l l e n b e c k Aff der Heiden getauft. 1614 sind T i g g e s und C o r d t auf der Heide ansässig. 1672 wird C l a s e n aufgeführt. Im einzelnen möge noch folgendes Erwähnung finden: Die B e r w e r h e i d e, offenbar sprachlich einen Familiennamen enthaltend, bezeichnet Müller 1789 als Hausplatz, ebenso die C l e m e r sh e i d e. Die E l l i n g h a u s h e i d e kommt zuerst 1824 in einer Katasterkarte vor. Aber schon 1322 findet sich bei uns der Name Ellinchus. Die F e w e r h e i d e ist 1789 nur ein Haus, die H o l t m a n n s h e i d e dagegen ein Hof. 1332 treten in einer Klosterurkunde Thelo und Gertrudis des Kotingh auf, 1789 kommt noch der „Hof“ K ö t t i n g s h e i d e vor. 1826 ist „Köttings Heide“ nur noch Flurbezeichnung. Schon 1665 lesen wir „Friedrich Lappe“, 1726 dann „L a p p e n h e i d e“, 1737 „Johanna H ü l s e n b e c k von Lappenhaus“. 1789 kommt der „Hof“ 27 Lappenheide vor. 1797 wohnen dort Peter Caspar S c h l i e p e r und Caspar K l e i n k o r t h a u s. Die N i e d e r s t e H e i d e (Nierstenhei) ist die tiefstgelegene Heide. Georg H a s e n c l e v e r ist 1737 einer der Bewohner der „Niedersten Heyde“, 1764Johann Caspar H a s e n a c k. 1789 ist der „Hof“ Niederste Heide, 1826 der Flurname Niedernheide zu lesen. Der Name der R ö l l i n g s h e i d e wird durch die Röllingheider Straße bewahrt. Wir haben hier auch eine Schmiers Hei, d.i. S c h m i d t s H e i d e. Der Name „Schmiers“ kommt auch in der Redensart vor: „Du büs noch lange nich langes Schmiers Backs (Backhaus)“, das heißt: aus der Gefahr heraus. (Vgl. englisch not out the would yet). Der fiktive Name “Schmiers Backs” stammt aus Köln: “Do bes no nit elans de Schmitzebackes”. Das Schmitz-Backhaus lag an der Altstadtgrenze. Bis hierher wurden die Gestäupten vom Henker geleitet oder gar gepeitscht. Die S c h n e l l s h e i d e ist identisch mit der Ellinghausheide. Die Namensänderung wurde durch Besitzwechsel verursacht. In der S c h u h m a c h e r s h e i d e stand nach Müller (1789) ein „Haus“. Der größte Heideplatz ist heute die S c h ü r e n h e i d e. Der Namen Schüren, hier ein Personenname, bedeutet Scheuer oder Schutzdach. Ein Gevelsberger Auszählverschen lautet: „Eins, zwei, drei! Schüren oppe Hei, Schüren mette kruse Hoar! Doa söllt veertien Stricke stoahn!“ In der W e n n e m a r s h e i d e wohnte 1756 Wilhelm B e c k e r s h a u s. Ortsgeschichtlich wichtig ist die W i e n b r a u c k s h e i d e. S. „Im Weinbruch“. Die W i l m s h e i d e ist vertreten durch die Aufzeichnung von 1736: Anna Catharina L e n n e c k e r auf der Peter Wilms Heyde”. Aus etwas jüngerer Zeit stammt die Bezeichnung W o e s t e n h e i d e. Der Kontributionsanschlag von 1645 verzeichnet noch: 1. P e t e r u f d e r H e i d e n: Er bewohnt ein Pachtgut und betreibt Handel (Kummerschaft). 2. B e r n d K o e n e a u f d e r H e i d e n: Kottenpächter und „Tagelöhner“. Heimlicher Kamp Dieses “Stück wilden Grundes am Ufer unfern Hagebölling” wurde 1807 von der Königlichen Renteikasse zum Schulbau in Erbpacht genommen. Damit wird sich der mysteriöse Charakter wohl verloren haben. 28 Hellbruch Heinrich B u s c h e r m a n n wohnt 1729, Peter Caspar B r ö c k i n g 1758 „auffm Hellbrauck“. Jetzt ist dort das Strandbad angelegt. (NB.: Der „Hellmannsbruch“ gehört zu Haßlinghausen.) S. auch „Helle“. In der Helle Der Flurname Helle hat verschiedene Bedeutungen. Er kann Höhe, abschüssige Flurstelle, Talsenkung, Bergabhang (ald. Halda) bedeuten, was ungefähr immer dasselbe ist. Der „Stiftskotten Helman“ wird 1645 von einer „armen Wittiben“ bewohnt. Die Schreibweise ist 1654 und 1739 Holle, 1665 Helle (Peter in der Hellen), 1674 und 1707 Hölle. Daß der Volksmund aus der Helle eine „Hölle“ machte, ist bei der Nachbarschaft eines „Fegefeuers“ und eines „Himmels“, wie wir noch erfahren werden, nicht verwunderlich. Zur Helle gehört der „Heller Weg“, sprachlich eine Rechtfertigung unserer Namensdeutung. Hermeskotten An der Milsper Straße gelegen. Hermessiepen 1655 steht im Protocollum copulatorium verzeichnet Peter aus dem „H e r m a n s Sipen“, ebenso 1732 Margarethe Christine S c h n e y d e r und endlich 1764 Anna Gertraudt H ü c k e s d a h l „aus dem Hermanns Siepen auf der Heyde“. „Hermessiepen“ ist also eine neuzeitliche Umbildung. Herrenhof Der Name kommt nur in den Verhandlungen betreffend Ansiedelung der „Fabrikanten“ vor. S. „Hagebölling“. Hilgenplatz Er liegt am „Wege, den als letzten Engelbert einst nächtlich fuhr“. Daher vielleicht der Name. Es kann aber auch ein noch älterer Kultort sein. In der Gevelsberger Klosterurkunde von 1520 heißt einer der Zeugen Johan uptem Hilgenplasche. Zum größten Teile gehörte das Terrain jedoch zu Oelkinghausen, vor allem das frühere „Stiftsgut“ des Johan Hilgenplätzer, das 1645 wüst lag und nur etwas Roggen und Haber aufgebracht hatte. 1789 werden nur „Häuser“ aufgeführt. S. auch „Breitenfeld“. Hilgenpoth Poth bedeutet Sumpf. „Aufm Poot“ ist 1747 Johan Diederich S c h m i d t ansässig. „Auf dem Pothe“ wohnen 1758 Johann Wilhelm W i l c k e s und Caspar S c h m i d t. 1789 wird ein „Haus“ erwähnt. D.i. das Urkundliche. So aber lautet 29 Die Sage vom Hilgenpoth In alten Zeiten stand bei Nirgena eine schöne Kirche. Aber die gewinnsüchtigen Menschen achteten ihrer nicht. Ob auch die Glocke eindringlich bat und zum Besuch des Gotteshauses einlud, immer erscholl ihr Ruf vergeblich. Das verdroß den Himmel, und er ließ eines Nachts die Kirche jählings versinken, so dass kein Stein und kein Balken mehr von ihr zu sehen war. Statt dessen breitete sich da nun ein schlammiger, trüber Teich. Auch dieser ist jetzt verschwunden, und nur der Name Hilgenpoth erinnert noch an das Geschehnis. Hillebrandtshäuschen Beim Dr. Bovermannschen Familienkirchhof. H i l l e b r a n d t s K ö p p k e n ist die Bergspitze des Klosterkopfes, die einen Wasserbehälter trägt. Im Himmel Jetzt Straßenbezeichnung. Zu „Hölle und Fegefeuer“ gehört als versöhnender Gegensatz ein „Himmel“. Die ergötzliche Geschichte von der Hochzeitsprügelei, die Hölle, Fegefeuer und Himmel als Schauplatz hatte, stammt aus einem Brüchtenprotokoll (Strafbericht) des Schwelmer Hochgerichts. Hofstätte war der Himmel nicht. Die Liste von 1789 kennt nur ein „Haus im Himmel“. Im Höcken Das ist der Winkel zwischen Haßlinghauser Straße und Sauerbruch. Mnd. hok bedeutet Winkel oder Ecke. An der Hoffnung 1780 wird in einem Gevelsberger Schulprotokollbuch genannt Johann Caspar M o l l e n k o t t e an der Hoffnung. Im Holte D.i. ein Gehölz. Das Holt gehört zum Teil zu Oelkinghausen. 1586 wohnte dort Wessel Im Holte, der bei einer Kirchenausbesserung als Handlanger tätig war, Kalk zubereitete und Mauerrisse verschmierte. Aber früh muß im Holte auch das Schmiedehandwerk betrieben worden sein; denn 1634 ist dort ein stiftischer Pächter „Smet im Holtz“. Er ist „ein olden unvermogen Man, der Sohn ein Schmitt“. Ei arger Bösewicht war Wilhelm im Holte, der 1700 wegen Falschmünzerei in Schwelm ins Gefängnis gelegt und gefoltert wurde. In späterer Zeit werden 2 Kotten im Holte unterschieden, von denen der östlich gelegene bis 1919 Außenbesitz eines der Rosendahlgüter war. Der 30 andere hing bis 1861 grundrechtlich mit dem Oelkinghauser Kotten am Hedt zusammen. Am Hülsenbaum Hülsenbaum wird hier der „Wilde Lorbeer“, die Stechpalme (Ilex), genannt. 1776 wohnte „Am Hulsenbaum“ – südlich Müllershaus – Elisabeth D ö rn e r. 1789 wird die Siedelung als „Haus“, 1868 als „Hof“ bezeichnet. (Die Hülse ist ein alter Strauch hiesiger Gegend. Namen wie Hülsenbecke, Hülsenbeck, Auf den Hülsen, Hülsenbusch, Hülsberg und Hülsmann stützen diese Behauptung.) Am Hülsenbecker Hammer Hier wohnte 1784 Johann Hermann B r ü n n i n g h a u s. Der Hammer lag vorm Kruin. Hundeicken Für den Namen Hundeicken gibt es viele Deutungsmöglichkeiten. 1. Es könnte hun = Kuppe darin stecken. 2. Es kann auch mit Honschaft = Hundertschaft = Bauerschaft zusammenhängen und würde dann einen Versammlungsort unter Eschen bedeuten, so dass die Stätte also ein Lieferplatz für eine Naturaliensteuer gewesen wäre. 3. „Hund“ war ein Personenname und Hundeicker somit der Bauer Hund in den Eichen. Die Gevelsberger Bevölkerung spricht noch heute Hundeicken. Die letzterwähnte Deutung hat die größte Wahrscheinlichkeit. Der im Schatzbuch (1486) aufgeführte Bauer Jorgen ten Hunteycken war nur leidlich wohlhabend. Aber „Hunteycker“ gehörte 1634 zu den wenigen Glücklichen, die noch ein Pferd besaßen. Caspar Hundteicker (Hondeicker) bewohnte 1645 ein Erbgut und gebrauchte, wie alle wohlhabenden Bauern, „Haußmannsarbeit“. Die Hundeickers waren wahrhaft fromme Leute. Matthias und Caspar, alle beide wohlhabend, entrichteten 1700 einen Zins zu dem Schulbau in der Milinghauser Hofe, bestimmt, „Gott zu ehren und sein Reich zu vermehren“. Auch pflegten sie in ihrem Hause acht Wochen lang einen auf dem Kriegsmarsche erkrankten Soldaten bis zu seinem Tode. Caspar Hundeyker wurde freilich 1810 ein Opfer seiner konfessionellen Einstellung. Weil er bei einer Prozession den Hut nicht abnahm, wurde er erstochen. Hierüber berichtet seine Grabinschrift: „In Mülheim an dem Rhein kriegt er den Todesstoß, weil er vor der Monstranz das Haupt nicht machte bloß, Doch hat zuguterletzt das Heiligmahl empfangen, ist mit der Marterkron´ zum Himmel eingegangen.“ Zur Zeit des Siebenjährigen Krieges (1760) gehörte Hundeiker zu den Fabrikbesitzern, die ein Darlehn auf die märkischen Eisenhämmer 31 herschossen, d.h. sich an einer Preußischen Anleihe beteiligten. Jetzt ist das einst so angesehene Geschlecht erloschen. In den Hütten 1653 wird Liske in den Hütten in Gevelsberg getauft. 1654 vergleicht sich coram pastore Diederich in den Hütten mit dem Schuhmacher Diederich in den Sternen wegen seines Sohnes, des entlaufenen Lehrlings Peter. Darauf werden sie wieder zur Kommunion zugelassen. Ein Beispiel strenger Kirchenzucht. „In den Hütten“ ist jedoch jetzt ausschließlich Berger Gebiet. Hützkotten An der Milsper Straße gelegen. Er ist 1804 von Johann Caspar Hütz angelegt. Liebrecht erwähnt ihn als Schleifkotten mit 18 Bewohnern. Jägerhäuschen Zu sehen kurz hinter Hundeicken, links am Wege. Das „Haus am Jäger“ ist 1789 erbaut. Darin wohnte 1801 und 02 der spätere Oberförster Friedrich v o n K u m s t h o f f, dessen zweiter Sohn 1812 als Hauptmann mit Napoleon nach Russland ziehen musste und dort beim Rückzuge der „Großen Armee“ umkam. 1816 verkauft von Kumsthoff von Blankenstein aus das Gevelsberger Besitztum an den Sensenschmied Peter S u b e r g. Jetzt gehört es der Stadt Gevelsberg. Im Jungfernbusch 1826 als „Hof“, 1809 als Pachtgelände von Friedrich v o m B r u c h, neben H a c k e n b e r g gelegen, bezeichnet. Da die Siedelung Pachtland ist, so werden die „Jungfern“ Kanonissinnen gewesen sein. Jungfernhäuschen Das an der Kölner Straße stehende kleine einstöckige Gebäude war von 2 Jungfern bewohnt. Es wurde dann das erste Gevelsberger Postgebäude. S. „Jungfernbusch“. Auf der Kammer 1767 wohnte hier Johann Caspar S c h u l t e. Mnd. kamer = Geldhebestelle Am Kamp Die „Kamp“-Siedelungen weisen bezüglich ihrer Entstehung auf das 11. – 13. Jahrhundert hin. Das hiesige Flurstück, dessen Lage heute durch „S c h m i d t am Kamp“ bekannt ist, wird erstmalig im Schatzbuch (1486) genannt: Der Bauer Op dem Kampe ist der ärmste von allen. 32 Klosterurkundlich wird es zuerst 1531 erwähnt: Steffen auf dem Kampe gehört zu den „frommen Dedings- und Wiinkopsleuten“, den Kaufzeugen. Aehnlich verhält es sich in einer Urkunde von 1542 mit Peter up tem Kampe und 1567 mit Joachim up den Kampe. 1592 erhält Jörgen auff dem Kampe beim Orgelneubau aus der Kirchenkasse 3 ½ Daler „van den orgell Pipen van Monster Zu fharen“. Er bewohnt einen Pachtkotten. „Sein Thun ist gar gering“; denn er ist „ein lam Man“. 1668 verheiratet sich Guda auffm Kampffe. Pastor Mallinckrodts Segensspruch für das Hochzeitspaar lautet: „Deus ex alto ipsis benedicat!“ (Gott in der Höhe segne sie!) Noch erhalten sind in Gevelsberg die Familiennamen Kämper und Kampmann. Im Kamp Das Flurstück liegt im Riedkamp, der durch die Siedelung „S t i c h im Kamp“ belebt wird. Nach einer kleinen Familienchronik wurde das jetzige Gebäude im Revolutionsjahr 1848 „aufgerichtet“, nachdem ein älteres Haus aus dem Jahre 1647 einem Brand zum Opfer gefallen war. Zu Ausgang des Dreißigjährigen Krieges wurde also die Siedelung begründet. Kamperhof Der Kamperhof lag an der Wittener Straße, jetzt Paul Bröking. Am drögen Kamp Eine Besitzung in der Winkelstraße (H e m b e c k). Käsbergshaus Der Bezeichnung liegt ein Familienname zugrunde. 1746 wohnte die Wittib Marie S c h u l t e n „Kesbergs Hauß“. Käs = Kais = Kegel. Vgl. Kaisberg bei Herdecke. Der Name Käseberg kommt noch hierorts vor. Am Keuthahn Zwischen Grünewald und Hagebölling gelegen. Mnd. keut bedeutet Weißbier. Ein Familienname liegt vor. 1715 ist beurkundet Wilhelm Christian Keuthahn, 1762 Georg N ö l l e, 1775 Christina Eliesabeth P e d d i n g h a u s am Keuthan. Müller (1789) schreibt Keuthahn, Liebrecht (1868) Keithahn, Kraatz (1907) Kaithan. In einer Urkunde von 1811 wird die Siedelung sogar als selbständiger Ort behandelt: Georg Heinrich R ö h r ist um 1811 „im Keuthahne“ geboren. Arnold Röhr „am Keuthan im Gericht Schwelm“ hatte um 1810 dem Stift eine Obligation aus dem Jahre 1797 zu verzinsen. Im Kipp Liegt an der Haßlinghauser Straße, rechts. Kipp bedeutet entweder abschüssiges Gelände oder Gipfel. 33 1634 lesen wir „Im Kipp“ und „Johann Kippers Sohn“. 1645 ist „Im Kipp“ ein Pachtkotten, dessen Inhaber Kummerschaft (commerce) treibt. 1676 werden ein Kranker „Hermann im Kippe“, dessen Bierrechnung aus dem Armenkästchen bezahlt wird, und „Peter Kippers“ erwähnt. Der Schwarze Mann aus dem Kipp ist Wennemar Kipper. Er machte 1713 „coram altari“ (vor dem Altar) wegen eines Taufnamens ein heftiges Gezänk. „O Deus, in quae nos reservasti tempora!“ (O Gott, was für Zeiten hast du uns aufgespart!) ruft der Geistliche bekümmert aus. 1724 wird „Ernst G r u n d s c h ö t t e l im Kiffe“ beurkundet. 1774 erlangt „der älteste Sohn auf Kip, Peter Kipper“ die Würde eines Kirchenrats im Gevelsberger Konsistorium (d.i. Presbyterium). 1868 fehlt in Liebrechts Tabula nicht der „Kotten Kipp“. Hier ist der Name ausgestorben; aber es gibt noch eine geschichtliche Darstellung über die Familie Kipper von Rentrop. An der Kirche Bezeichnung für die alte Stadtschlosserei S i c h e l s c h m i d t. Im Kirchwinkel Das Kirchwinkeltal liegt zwischen Hagebölling und Poeter Kopf. Vom Uferbach durchflossen und durch den Bau des Neuen Forsthauses siedlerisch belebt, ist es eines der beliebtesten Ausflugstäler unserer Gebirgskette. Ein Steinbruch hat es früher auch industriell ausgewertet. Daß sich zur Karolingerzeit im Kirchwinkel eine Einzel-Gaukapelle befand, die sich scheu vor der großen Heerstraße verbarg und von Voerde aus bedient wurde, ist anzunehmen, aber bis jetzt nicht erwiesen. Aus dem Steinbruch im Kirchwinkel wurde jedoch die Voerder Kirche erbaut. Auch ist dort eine Quelle vorhanden, die radiumhaltig und in alter Zeit von Pilgern viel aufgesucht worden sein soll. Auf dem Kleff Nördlich vom K l e w e r Ufer gelegen (s. dort). 1635 tritt Hinrich ufm Cleff auf, ein Landwirt, ebenso 1644. Kleinkotthaus Beurkundet ist nur der Name Henrich Caspar Kleinkotthaus: 1747. Klewer Ufer Mnd. klef oder kleff bedeutet felsige Höhe. Vgl. mnd. Klippe. Am Klobeskotten Jetzt auch Klobeskotter Weg. Der Name ist entweder von einem Besitzer oder unmittelbar vom mnd. klobe oder mnd. klove = Felsspalte abgeleitet. 34 Das Terrain beherbergte einen Kotten, ein Hammerwerk und einen Schleifkotten. Es wurde also auch der hier durchfließende Krähenberger Bach ausgenutzt, dessen Wiesenufer auf dieser Strecke feucht und sauer sind. Im Kloster bezw. K l o s t e r h o f. Das Siedelungsgebiet östlich vom katholischen Friedhof. Hier lag der Haupthof und wirtschaftliche Mittelpunkt des Klosters. In der Urkunde von 1501 verkaufen die Eheleute Albert und Elske ter Milspe ihre „Koyte (kote = Kotten), die gelegen ist under dem closterhove tom Gevelsberge“. Der Hof ist anscheinend aufgeteilt worden. Liebrecht (1868) bezeichnet „Kloster“ als Kotten, gibt 92 Einwohner an. Es sind also mehrere Häuser gemeint. Die höchste Stelle der jetzigen Klosterstraße wird K l o s t e r k o p f genannt. A m K l o s t e r wohnte nach dem Ausschlagzettel von 1625 „S c h m e t s Tochter“. Im Klosterholz Jetzt auch Klosterholzstraße. Eine hinterwäldlerische Gegend war das früher, wo die meisten Ortsarmen wohnten, trefflich charakterisiert in der kleinen Erzählung „De Hippenmöhne“ von „Eduard“. („Am Gevelsberg“ Nr. 16) Im Kapputsch 1920 befand sich im Klosterholz ein Sprengstofflager. 1810 wird in den Schulakten „Peter Buchholz im Klosterholze“ genannt. Liebrecht bezeichnet das Klosterholz mit seinen 149 Einwohnern (1868) als Kolonie. Klostermark Ein großes Landgebiet, östlich vom Klosterholz gelegen. Dieser Landbesitz diente besonders Holzungszwecken. Mnd. mark = Holzung einer Genossenschaft, hier der Kloster- und Stiftshörigen Klostermühle Die Klostermühle bezw. Stiftsmühle wurde gleichzeitig mit dem Kloster erbaut, also bald nach 1230, spätestens 1236. Sie lag an der Ennepe, jetzt Gustav R e i t z. Vorher gehörte sie Friedrich R e g e n i t e r, davor Johann Caspar H u n d e y c k e r. Im Jahre 1770 gab das Stift den Eigenbetrieb auf. 35 Koell Mnd. kol bedeutet Kohl oder schlechthin Gemüse. Ein Wilhelm Koell, der 2 Orth Kontribution zahlte, wird 1644 in den Märkischen Schatzregistern aufgeführt. Ein Jahr später ist bei ihm nichts mehr zu haben. Königsburg Eine so romantische Lage und weitreichende Fernsicht hat keiner der Gevelsberger Höfe wie die talbeherrschende hohe Königsburg. Schon zur Zeit der Soester Fehde (1448) wird Hensken tor Konysborgh als Gerichtsgeschworener genannt. Das alte Schatzbuch von 1486 enthält den Namen Konnyngesborgh, während im Pachtbriefverzeichnis 1514 und 1590 Königsb u r g, im Präsenzbriefverzeichnis 1568, 1580, 1594 und 1621 Königsb e r g steht. Die hiesigen Namen auf „-berg“ sind im 11. – 13. Jahrhundert entstanden. Eine häufige Erscheinung ist die Umwandlung der Endung in „-burg“. 1720 starb „die alte Königsburgische Margarethe R i e s e, so 91 Jahre alt gewesen“. 1740 wird „Johann Melchior H o p m a n n auf der Königsburg“ getraut. Liebrecht bezeichnet 1868 die Königsburg als Ackerhof. Im Gevelsberger Kommunistenputsch 1920 bestrichen die Maschinengewehre der Staatlichen Schutzpolizei die Gebäulichkeiten der Königsburg, die sie geringfügig beschädigten. Auf dem Korten Korten oder Kotten ist entstanden aus lat. Curtis = Hof. Im Schatzbuch von 1486, in einer Urkunde von 1542, im Schatzzettel von 1634 und im Kirchenbuch von 1673 treten die Bauern „tom Kotten“ auf. 1645 lautet der Personenname Koetmann (gesprochen o), 1686 Kottmann. Die Choragraphie (1789) führt den Hof „zum Kotten“ auf, Aus dem Jahr 1793 stammt ein volkskundlich sehr interessantes Testament der Eheleute Johann Peter S c h ü r h o f f und Anna Catharina M ö nn i n g h o f f vom „Stiftsgut aufm Kotten“. Im Korten kommt die bleichgrüne Zarte Binse (Juncus tenius) vor. Auf dem Kotten wurde zuerst die Fabrikation von Schraubstöcken aufgenommen. Köttchen oder „Gerhard E c k e r n s Haus beim Kippe gelegen“ wird in einem Briefe der Witwe Carl Arnold B e r t r a m in Gevelsberg an die Municipalität Ennepe 1810 erwähnt. Auf der Kraatzschen Karte ist der Name zu sehen. Aufm Kotterberg 1784 wohnt Wilhelm M o d d e n k o t t „aufm Kotterberge“. Müllers Gegendbeschreibung (1789) führt den „Hof am Kötterberg“ auf. Nach dem 36 Testament von 1793 ist das „Gut aufm Kottenberge“ von Johann Peter S c h ü r h o f f erbaut. Am Krähenberg Die Gegend war schon früh besiedelt, denn die erste Beurkundung ist die eines Familiennamens: Anna Catharina Kreenberg in den Dörnen: 1705. Aber dann folgt sogleich (1707) der Flurname: Clara Margarete H e l lm a n n s „am Kreenberg“. 1715 wieder: Wilhelm Christian Kreyenberg. Umgekehrt 1721: Clara Margreth „auf dem Kreyenberg“ und 1766: Henrich Caspar K l e i n k o t t h a u s „aufm Kreenberg“. – Die Choragraphie von 1789 kennt noch den „Hof am Krähenberge“. Nach diesem Berge benannt ist der K r ä h e n b e r g e r Bach (1809 Cränenberger Bache), nach alten Schriften vorzeiten ein wilder Bursche, der die Wege ungangbar machte, wenn Regen oder Schnee ihn allzu üppig nährte. Am Krähenberger Bach entlang führte der Weg von der Ennepefurt bis zu dem tiefen, feuchten, steilen, von Brombeersträucher umrahmten Hohlweg über den Gevelsberg. Kramershaus zwischen Kipp und Frielinghausen gelegen, in der Karte von C. Kraatz unter der Bezeichnung K r ä m e r i c h zu finden, ist ein Hausname, der ursprünglich einen Gewerbetrieb bezeichnete. 1605 wohnte dort „Meister Tigs“ (T i g g e s) als stiftischer Pächter, 1634 wird ein „Ties (Matthias) im Kramershuß“, 1644 ein Johan Kramer genannt; 1664 und 1683 ist in den Kirchenbüchern der Personenname Kramers zu lesen. Die oben erwähnte Stiftsurkunde von 1605 bringt den Haus- bezw. Flurnamen in der Schreibweise „Kremmershuß“ und „Krammershaußen“. 1809 kommt auch die Bezeichnung „A u f C r a e m e r b e r g e“ vor. Am Kreuzweg altes Kulturland oberhalb des Dorfes, was schon die Weganlage verrät. Liebrecht bezeichnet die Siedelung summarisch als Kotten. Von dem Wolfschen Feldziegelbrand sind noch Spuren vorhanden. Der Gevelsberger Hexentanzplatz befand sich auf dem Kreuzweg. Auch „Eduard“ weiß davon vergnüglich zu erzählen. Freilich handelt es sich hier um eine umbra naturalis. Am Kruin Die ältere Schreibweise „Krowin“ bedeutet wahrscheinlich Bergvorsprung. Kruin ist auch das holländische Wort für Anhöhe. Nicht abzuweisen ist ferner die Deutung als Flußbiegung. Die Flurbezeichnung erscheint zuerst 1634. Ein „Haus am Kruin“ wird 1789 genannt. 1814 schreibt Moritz Heilenbeck aus Schwelm an Liebrecht: „Krumwien“. 37 1800 entstanden die „Kruwyner Werke“: 2 Reckhämmer, 1 Breitehammer und 1 Schleifkotten. Auch ein Steinbruch ist dort noch zu sehen. 1809 lesen wir von einer „C r u i n b e r g e r B a c h e“: der Berg am Flußbogen? Die Durchfahrt durch die Ennepe am Kruin wurde die M a s t e n f u h r genannt. Beim Kruin führte ein Hohlweg vorbei. Beim Bau der Wirtschaft S c h m i d t fand man in einer Tiefe von 2 ½ m ein Hufeisen (1797: Caspar Schmidt). Ferner gab es einen K r u i n e r S i e p e n. Die Vogelfreunde wissen, dass am Kruin früher die Giällen Göskes (Goldammern) vorwiegend zu sehen waren, der Pflanzenkundige findet dort noch jetzt das erdbeerartige Fingerkraut (Potentilla sterilis). Sogar eine Pflegestätte der edelsten Kunst war der Kruin; denn hier entfaltete der Kruiner Männerchor, gegründet 1880, seine von schönstem und bestem Erfolg gekrönte Tätigkeit. Endlich kommt noch der Flurname Kruin auch in der Heimatliteratur vor; denn Käpp vam Müööllenkoatten erzählt von einem Spaziergang mit Liesken zum Meininghauser Kopf und dem Rückweg ins Tal: „In dä Nöchte vam Krowin stond, ganz veloen unner Böme, n´ Bank. Dodrop satten vi us.“ Daß der hiesige Familienname K r ü n e r, der im Baltinschen Adressbuch etwa zwanzigmal vorkommt, von Kruin abzuleiten ist, könnte zutreffen. An der Kruiner Brücke Die Bezeichnung ist noch üblich, obgleich die Brücke jetzt durch den Viadukt aus der Sichtweite gerückt ist. Nur noch wenig bekannt ist das im rheinischen Dialekt verfasste Lied von der kniestigen“ Hochzeiterei an der Kruiner Brücke, das etwa lautete: An der Kruiner Brücke, da han wer mal ´ne Hochzeit g´hat, aber nix gekriegt, Fusel und Bier sollt´n wer nicht han, und wollt´ mer fürs Mädel Zucker ins Bier, so sagten sie einfach: „Wir haben kein´n hier.“ Krummstück 1723 ist protokolliert „H ö f i n g h o f f zum Krummstück“, 1741 Anna Margaretha B r e d d e r m a n n auffm Krumbstück. An der Kucht zwischen Müllershaus und Lusebrink gelegen: 1826 bei Dieckmann. Vielleicht steckt in dem Wort mnd. kuffe = „kleines Haus“. Die Gleichsetzung von f und ch kommt in unserer Gegend vor. (Vgl. Akeldruft und Akelducht – aus aquae ductus unter fränkischem Einfluß – für eine Abzugsgraben, besonders Kellerabfluß.) 38 Kuckucksbecke In der Choragraphie (1789) wird aufgeführt ein „Haus in der Kuckucksbecke, diesseit der Ennepe, ¼ Stunde von der Kirche entfernt“. 1797 wohnen Johann Eberhard Z u s c h l a g und Witwe D ö r n e r „In der Kuckucksbeek“. 1809 heißt die Bezeichnung „Kuckucksbach“. In einer Aufstellung von 1798 gibt der Stiftsamtmann Schwippert an, dass „von dem Kotten im sogenannten K u c k u c k s l o h, welcher den Besitzern desselben seit vielen Jahren eigentümlich zugehöret hat, alle Jahre 1 Malter Hafer kleine Maße“ an das Stift gegeben werde. Kuhle zwischen Klewer Ufer und Schürhof. 1653 ist im Kirchenbuch verzeichnet Jasper Aff der Kuhlen, 1693 Elbert von den Kuhlen, 1746 Peter Diedrich von der Kuhlen zu Megelskotten. 1779 wird „Johann Henrich Schröer aus dem Kirchspiel Hagen mitt Amalia Kuhler hierselbst auf der Fräulein von Westrem Behausung im Stift eingesegnet“. 1788 wird zuerst die Sondersiedelung O b e r s t e K u h l e genannt neben der Siedelung Auf den Kuhlen. 1789 werden unterschieden Oberste und U n t e r s t e K u h l e. 1795 kommt wieder der Personen-name K u h l e r vor. Heute sind noch die Bezeichnungen „Auf der Kuhle“ und „A n d e r a l t e n K u h l e“ im Gebrauch. In einem Protokoll wird 1810 die Flurbezeichnung „An der Kuhlen diesseit Nirgena“ erwähnt. Am Kummel Mnd. kumme bedeutet: größeres Wasserbehältnis. Der „Kummel war ein Brunnen am Eingang der heutigen Brunnenstraße. In den städtischen Akten aus der Napoleonischen Zeit wird er „der Brunnen an der Schule“ genannt. Die Bewohner des gegenüberliegenden Schulhauses waren „berechtigt, ihr reines Wasser aus ihm zu schöpfen“. 1810 verlegte ihn der Hufschmied Arnold S c h u l t e widerrechtlich. Auf Anordnung der Polizeibehörde mußte er dann aber eine „gefällige“ Steineinfassung auf seine Kosten bauen lassen. Als das Wasser mehr und mehr versiegte, beseitigte die städtische Baubehörde kaltblütig die alte Stätte für Wasser, Wäsche und Klatsch. Am Lägerhaus zwischen Keuthahn und Hagebölling, 1826 bei Dieckmann aufgeführt. Die Flurbezeichnung „Läger“ wird vielfach auf leger-a = Lageraue zurückgeführt. In der Lehmkuhle oberhalb Bäucken. 1625 lesen wir den Namen Lehmkuhler, 1634 Leimkuhler, d.i. der Bauer bei der Lehmgrube. In der Annotation von 1645 heißt es: „Leimkuhler ist 39 angesetzt uf dem Gut Egelskotter: Pfachtheußken, 4 Kühe, 1 Viertel Roggen.“ „In der Lehmkuhle“ hieß früher auch die jetzige Besitzung P h i l l i p B a l t i n. In der Leibzucht vor der Aske gelegen. Kommt 1826 bei Dieckmann vor. Am Lichtenplatz Die Rodung „Am Lichten Platze“ bewohnen 1822 Henrich L a n g e und Henrich M e r t e n. Der Name kommt auch auf der Flurkarte von 1826 vor. Es gibt einen Turnverein „Lichtenplatz“. In der Liete Ahd. hlita, mhd. lite, mnd. lit bedeutet Abhang oder Anstieg. Vgl. „St. Galler Rethorik“: “Der heber (Eber) gat in litun.” Desgl. „Hexenstichsegen“: „Laut, ja laut waren sie, da sie über die Liete ritten.“ An der Linde Am oberen Ausgang der Adolf-Hitler-Straße18. Bei Liebrecht (1868) ein Wohnhaus mit 4 Bewohnern. 1797 wohnt „A m L i n d e n b a u m“ Johann W i l k e s. Auch 1826 bei Dieckmann: “Am Lindenbaum”. Bei den Linden Das Napoleonische Tribunal verurteilte 1812 zwei Gevelsberger, wohnhaft „bey den Linden am Rothen Hirsche“, wegen Holzfrevels. Im Lindengraben Daß zu Engelberts Zeiten der Hohlweg auf dem Gevelsberge durch Lindenbäume begrenzt wurde, ist nirgends bezeugt. Das Wort kann mit gleicher Berechtigung von ahd. Lint = Drache abgeleitet werden und würde somit eine sagenhafte Drachenschlucht bezeichnen. Allgemein gilt der Lindengraben als Tatort der Ermordung Engelberts (1225): Albert Radeke im „Ennepersträßer Heimatlied“: „Wo man überfiel einst den Pilgerzug, wo den frommen Bischof man erschlug!“ Die heutige Lindengrabenstraße ist in Wirklichkeit nicht die Stätte, auf der Kampf, Tötung und Beraubung stattgefunden haben. Vielmehr kommt hierfür nur der alte Hohlweg, an dessen Rand nach Caesarius Brombeersträucher und Eichbäume wuchsen, in Frage. Einem Schriftsteller des 14. Jahrhunderts (Levold von Northof) schwebt jedoch als geschichtlicher Ort ein freundlicher 18 So hieß zwischen 1933 und 1945 die Mittelstraße 40 Hain vor, welches Bild vielleicht durch die ortsübliche Bezeichnung „Lindengraben“ hervorgerufen wurde. Im Pfachtbriefregister steht S c h m i d t „auffm Lindengraben“ verzeichnet: 1690. Ebenso 1723 im Kirchenbuch. 1826 ist „Lindengraben“ als „Hof“ angegeben. Im Lindengraben, so will es heimischer Geisterglaube, machte früher ein großer Hund mit einer langen eisernen Kette nachts die Gegend unsicher, bis ihn beherzte Männer verscheuchten. In der Erzählung „Schwester Gisela“ von August Bartz (Am Gevelsberg“ 1921, Nr. 3) kommt der Lindengraben vor. 1925 (im Gedenkjahr) entstand das Gedicht Das Kreuz im Lindengraben Ein steinern Kreuz am Hohlwegsaum, drauf zu ein schmaler Pfad, breitästig schirmt ein Lindenbaum das Denkmal frevler Tat. Den mächt´gen Bischof hier erschlug des Isenburgers Hand, wehklagend schritt ein Trauerzug ins Altenberger Land. Der Pilgersmann mit müdem Glanz steigt auf zum grauen Stein, und seine Lippen flüstern bang: „Herr Gott, erbarme dich mein!“ Das berühmte Gemälde von Klaus Meyer auf Schloß Burg zeigt den Ueberfall im Lindengraben. Ein G e v e l s b e r g e r S i l b e n r ä t s e l lautet: Die ersten stehn vor manchem Haus, die andern füllt das Wasser aus, das Ganze sah in unserm Ort einst einen folgenschweren Mord. 19 Im Loch an der Hindenburgstraße . Hier wohnte früher der volkstümliche R o t e S c h l e m m e r. Im Loh Loh (mnd. lo) bedeutet zumeist „kleines Gehölz“, manchmal aber auch, wenn die Rodung wohl in Vergessenheit geraten war, „Waldwiese“. Auf Wald geht 19 so hieß zwischen 1933 und 1945 die Elberfelder Straße 41 also die Bedeutung zutiefst immer zurück. Es ist verwandt mit lat. lucus, d.i. ursprünglich ein Hain, der einer Gottheit geweiht ist. Auch „Loh“ wurde in altgermanischer Zeit vom Kultwalde gebraucht. Schreibt doch Tacitus (Germ. I, 9) von unsern Vorfahren: „Lucos ac nemora consecrant“ (Wälder und Haine machten sie zu Tempeln). Unser Loh ist ein Terrain hinterm Stift. Ein „Wißken Im Lohe“ wird 1605 vom Stift an Meister T i g g e s, die „LoheWiesche nebens einem aus- und einfahrenden Weg durch das Lohe“ dann 1744 an Friedrich Jacob S c h u l t e verpachtet. Eine Siedelung ist das Loh nicht geworden. Das Märchen vom Brunnenmännlein in den „Refraktären“ spielt im Loh. Am Lusebrink Mnd. lus bedeutet Riedgras, brink hier höher liegendes Stück Land. In der Choragraphie (1789) ist „Am Lusebrink“ ein Haus, bei Liebrecht (1868) „Lusebrink“ eine Fabrik. 1736 waren im „Lüsebrink“ schon ein Sensenhammer und ein Schleifkotten von Melchior B e r t r a m vorhanden. 1826 tritt die Firma Gebrüder S c h ü r h o f f hier auf. Am Märtenshaus Laut gerichtlicher Obligation von 1740, 1765 und 1797 erhielten M a r t i n v o n E i n s e l, die Witwe von Einsel und Elisabeth von Einsel alias Witwe Peter H e u b i n g 111 Thaler Berliner Kurant aus dem Armenfonds als Darlehn. Zum Unterpfand setzten sie den „Kotten zum Mertenshause“. Nach Müllers Choragraphie von 1789 lag das Märtenshaus jenseit der Ennepe, ¼ Stunde von der Stiftskirche entfernt. An der Mauer H e d t s t ü c k beim Engelbert-Denkmal. An der Maus 1774 kommt der Personenname Peter Maus vor. 1780 heißt es im Kirchenbuch: „Johann Peter Maus, ein Mann von ungefaehr 59 Jahren, welcher am 1. Julii in einer LeimenGrube durch einen Einsturtz der Erde Plötzlich auf der Stelle Todt geblieben und unter Volckreichem Geleit zur Erde bestattet worden.“ Hier haben wir es also mit einem Familiennamen zu tun. Im allgemeinen bedeutet Maus = Moos bei Flurbezeichnungen Sumpfland. Die Siedelung liegt am nördlichen Ende der Wittener Straße. S. die Karte von Kraatz. 1826 auch „M a u s e r b e r g“. 42 Milinghausen Milinghausen ist eine patronymische Bildung. Ein Mannesname Milo steckt darin. Das gleiche Patronymikum kommt bei Lippstadt vor: Heinrich zu Milinghausen (1484). Die M i l i n g h a u s e r H o f e war ein Bauernplatz, auf dem die Bauernmale abgehalten wurden. Mächtige Eichbäume säumten ihn ein, deren Fruchtertrag der S c h u l t e z u M i l i n g h a u s e n für seine Schweinmast verwenden durfte. Der Sippenname der Milinge ist in Gevelsberg nicht mehr vorhanden. Schon 1486, als das Schatzbuch zusammengestellt, war er erloschen; aber die Bauerschaft wurde noch „Mylinckhuser Buyr“ genannt. Sie ist der Kernpunkt G e v e l s b e r g s. Die älteste Urkunde des Gevelsberger Kirchenarchivs enthält die Namen Milinghausen und Gevelsberg: „Scire volumus universos, quod nos Gozwinus canonicus et custos Coloniensis Henricus et Evirardus fratres des Volmuntsteine et nostri heredes bona nostra in milinchusin, que Hebernus a nobis iue censuali habuit et quibus idem Hebernus es ipsius heredes simpliciter renunciaverunt pro remedio animarum nostrarum Ecclesie des Gyeuliberch contulimus. In cuius rei testimonium presens scriptum sigillis nostris est communitum. Acta sunt hec publice apud Gyevilberg Anno domini MCCXXXV mense Aprili.“ Zu deutsch: „Zur allgemeinen Kenntnis gelange, dass wir, die Brüder Goswin, Heinrich und Everhard von Volmarstein, ersterer Stiftsherr und Aufseher zu Köln, sowie unsere Erben, die an Hebernus verpachteten Güter in Milinghausen nach dessen und seiner Erben völligem Verzicht zu unserer Seelen Heil der Kirche in Gevelsberg übertragen haben. Zur Bezeugung dessen ist die vorliegende Urkunde durch unser Siegel bekräftigt worden. So geschehen öffentlich bei Gevelsberg im Jahre des Herrn 1235 im Monat April. 1244 gibt die Aebtissin Hedwig von Herdecke urkundlich bekannt, dass sie ein bestimmtes Eigentum an Bodenfläche mit Aeckern, Bäumen, Wiesen und allem anderen Zubehör bei Milinghausen der Kirche und dem Kloster zu Gevelsberg verkauft habe. Wörtlich: „apud Milinchusen“ und ecclesie et conventui de Gyuelberge“. Eine Urkunde von 1244 betrifft ein Gut „prope Milinchuyssen iuxta flumen quod Ennepe dicitur“ (in der Nähe von Milinghausen, unmittelbar an dem Ennepe genannten Fluß). Endlich nennt eine Urkunde von 1343 „bona dicta de Mylenkusen apud Gyuelberghe sita“ (die sogenannten Milinghauser Güter bei Gevelsberg). Am 13. Juli 1645 besuchte „zwecks Aufnahme der Güter“ eine kurfürstliche Kommission die Mylinghauser Bauerschaft „biß an den Gevelsberg, womit selbiger Tag zupracht und der Abendt eingefallen“. Es waren dies vornehmlich die Drosten zu Schwerte und Wetter und der Märkische Anwalt Johann Friedrich von Omphal. Am folgenden Tage machten sie sich wieder auf.“ 43 1700 wurde auf dem Gebiet der „Milinghauser Hofe“ ein Schulhaus erbaut. 1732 ist Johann Friedrich B u c k Vorsteher der „Millinghauser Bauer“. Noch 1868 führt Liebrecht den „Myhlinghauser-Hof“ auf. Der Familienname Milinghausen hat in der deutschen Wirtschaftsgeschichte einen guten Klang. Schon um 1400, also zur Hansezeit, betrieb ein Milinghusen Kupfergeschäfte mit Rußland. Milskotten Zwischen Ennepe und Krähenberger Bach liegt Milskotten, ursprünglich E g e l s k o t t e n, d.i. Igelhöfchen, genannt. Durch den sprachlichen Entwicklungsgang „Eggelskotten – Meggelskotten – Melskotten – Milskotten“ hat sich die heutige Bezeichnung entwickelt. Gerwyn ton Eggelskotten muß 1486 an Kriegssteuer 4 Gulden bezahlen, ein Hunderstel des Besitztumswertes. 1567 ist Molner thon Egelskotten, 1570 Peter ton Egelskotten der Besitzer. 1634 erscheint der Personenname Eggelskotter. 1706 wird das Ehepaar Johann v o n d e r K u h l e n und Anna Catrina Egelskotten beurkundet. Daraufhin findet 1717 eine Teilung des Gutes statt. Aus einer Donation der Kapitularinnen Anna Hedewig und Josina Amalia von Düngelen (1724) erhält „Melskotten“ ein Darlehn von 256 Rthlr alt Geld. Dann lesen wir 1741 Henrich Egelkott, 1746 Peter Diederich von der Kuhlen zu Megelskotten. Zur Zeit der französischen Revolution war Johann Caspar Eggelskotten Besitzer des ganzen Gutes. Er betrieb das Landfuhrwerk, welchem Beruf er sich, ein unruhiger Geist in unruhiger Zeit, mit Hingebung und Gewinn widmete. Ledigen Standes, entschloß er sich 1795 im Einvernehmen mit der Aebtissin Luise von dem Bottlenberge, den Hof an seinen Schwager Peter Friedrich Kuhler abzugeben. 1808 trat er die letzte Fahrt an, die nach der ewigen Heimat. In Kamen, wo er starb, liegt er auf dem Reformierten Kirchhof begraben. Müller (1789) verzeichnet den „Hof auf Melskotten“, Liebrecht (1868) den „Kotten Milskotten“. Die industrielle Entwicklung Gevelsbergs hat Milskotten in wenigen Jahrzehnten eingekreist, den weißdornumsäumten Hohlweg geebnet, die Ackerbreiten schroff durchschnitten. Noch aber steht das schöne alte Schieferhaus, geschmückt durch einen kunstvoll aus Eisen geschmiedeten schwebenden Engel. In der Milspe In der „Aufnahme der lutherischen Gemeinde zu Gevelsberg 1797“ durch Pfarrer Ferdinand Hasenklever ist auch aufgeführt: „In der Milspe (Caspar K o l l s t a d t und der Witwer U t e r m a n n). Milspe war ursprünglich ein Flußname (Mil-se-pe), der wahrscheinlich Schwarzwasser bedeutet. Der Hof „Dey Mylspe“ wird zuerst 1486 im Schatzbuch, dann 1505 in den Gevelsberger Klosterakten erwähnt. 44 Möhrchen im Loch (Möhrken im Luock): ein kleines Haus beim Kipp Möncherhauser Kamp ein „Hof“ zwischen Timpen und Schule (1826). Mönchhof Der Mönchhof lag an der jetzigen Neustraße, zwischen Realgymnasium und Peter H i r s c h. Auf der Mönninghoff Diese alte Niederlassung aus der Klosterzeit wird 1486 im Schatzbuch zuerst genannt: Monkenhoff. Sie gehört politisch zu Milspe, kirchlich zu Gevelsberg. Zur Mühlen Vor 500 und mehr Jahren war das Bauerngut zur Mühlen das angesehenste landwirtschaftliche Besitztum der Gemeinde Milinghausen. Im „Schatzbuch“ (1486) steht es daher mit 7 Gulden Kriegssteuer an erster Stelle. Zu ihm gehörten ausgedehnte Ländereien. Es gab im Laufe der Jahrhunderte ein „Gut zur Mühlen“ oder „Mühlengut“, einen „Müllerberg“, einen „Müllerbruch“, ein „Müllerfeld“, ein Haus „Aufm Mollengraben“, ein solches „In der Mühle“, einen sehr reichen Erbgutbauer „Molmann“ (1625), „Molmanns Hoff“ (1654) und Aehnliches nacheinander und nebeneinander. Der Besitz dehnte sich weithin gegen Mittag und Mitternacht, erfaßte das Gebirgsland und den Heimatfluß. Das Hauswappen des Hofbesitzers „Mölmann auf Mollmannshof“ zeigt (1735) eine Windmühle und dabei einen Mann mit Perücke, Stock und Degen. Von einem der Nachkommen, dem Wirt zum Nirgena Albert Möllmann zur Mühlen, heißt es bei seinem Heimgang (1685), er sei ein „fürnehmer Kaufhändler“ gewesen. Ungeachtet alles Reichtums ergeht sich aber der Volksmund bei den gewöhnlichen Lebensabläufen gemeiniglich nicht in devoten Ausdrücken. „Die alte Möllmannsche“ sei gestorben, heißt es kurzweg 1666 in einem Ortsbericht. 1786 allerdings schreibt Diederich Christoph Schmidt aus Hagen in einem „Exstractus“, seine Großmutter mütterlichseits sei „die weyland Ersame Anna V o g e l s a n g s Von der Mühlen Kirchspiels Gevelsberg“ gewesen. 1680 werden die „Mühlenhämmer“ angelegt. Nun wird die Industrie für Siedelung und Familie bestimmend. Allerdings verliert sich bald der Name Möllmann. Für die Wirtschaftsgeschichte Gevelsbergs wichtig ist das „Tagebuch der Catharina Maria Q u a m b u s c h zur Mühlen“, das 1709 beginnt. Nach diesen Aufzeichnungen wurde 1727 das „Wohnhaus aufm Mollerhofe“ erbaut: das jetzige Gebäude an der Straße. 1729 wurde ein Hammerwerk mit einem Feuerherd, 1730 ein zweiter Herd errichtet, 1733 das Backhaus gezimmert, 1736 ein zweites Wohnhaus, 1737 und 38 ein zweites Hammerwerk erbaut. 45 Ueber die Teuerung in den Jahren 1740 bis 1758, also zur Zeit der Friderizianischen Kriege, schreibt das Fräulein zur Mühlen: „Das Brot ist auf 18 Groschen gekommen. Sonsten hat es immer 9 bis 13 Groschen gekostet. Es ist immer eine schlechte Zeit geworden, und ist der schreckliche Krieg in Deutschland gewesen, und hat der Franzose allhier 1757-58 viel gekostet, welches noch nicht all beschreiben kann. Und haben wir leider mit unserm Mobiliar sehr packen und flüchten müssen und sehr viel Angst und Schrecken ausgestanden. Das Ende ist noch nicht hier. Anno 1762 ist eine so große Teurung gewesen, dass das Brot 28 Groschen gekostet, 1 Pfund Schinken 15, 1 Pfd. Butter 12-15 Groschen.“ Diese inhaltsreichen Blätter sind von Henriette Quambusch geb. W i n t e rh o f f (+1780) fortgeführt worden. Ein Stein im Keller des Hauptgebäudes ergänzt die Familienchronik durch die Angabe: „Anno 1734 Johan Peter Quambusch zu der Mollen.“ In der Choragraphie (1789) sind aufgeführt die Höfe „Zur Mühlen“ und „Niederste Mühle“, sowie die Häuser „Am Mühlengraben“ und „Auf dem Müllerbruch“. Der M ü l l e r b e r g wird in Liebrechts Topographie auch „Königliches leibzüchtiges Gehölze“ genannt. M o l m a n s B a c k h a u ß war (1645) „zu Molmans Gut gehörig“, der Bewohner – Elbert – „ein Tagelohner, ein alter Man“. Am Müllershaus Obere Ecke der Milsper Straße; ein gewerblicher Name. Von Liebrecht (1868) wird die Siedelung als Kotten bezeichnet. Neuenweg Nach Liebrecht ein Wirtshaus. Neuland ein Hof (1826) östlich Becke. Nirgena Auf den Namen Nirgena stoßen wir zuerst 1489: Hennesseken Schrodere to den Nyrgenae tritt in einer Gerichtsverhandlung auf. 1586 bezahlt Herman tom Nirgena des Haferzins an die Gevelsberger Kirche. 1634 hören wir von einem Bauer Engelbert Nergena und einem anderen Nergena. 1645 treibt der Stiftskötter Nergena, „ein alter lammer Man“ (lahmer Mann), keine Nahrung. 1693 wird Diederich B o c k mit Catrina F u n c k e ob morbum (krankheitshalber: Blutsturz) zum Nirgena kopuliert. Zur Zeit Friedrichs des Großen wurde am Nirgena eine Accisen- oder Imposteinnahme eingerichtet. Der „Empfänger“ hieß 1760 W e w e r, 1807 E b b i n g h a u s. Müller berichtet 1789 von dem „Guth Nirgena“, dass dort „schöne, große Häuser, Bleichen und eine Lohgerberei“ seien,. Auch sei „in 46 dieser Gegend das Ennepetal am breitesten“. Die ersten Bleichereien wurden 1751 angelegt. Am 1. August 1829 wurde eine „Briefsammlung Nirgena“, d.i. eine Poststelle, eröffnet. Liebrecht bezeichnet daher (1868) Nirgena als Postexpedition. Die amtliche Bezeichnung war aber schon 163420 „Gevelsberg“, weil „Nirgena weder ein Dorf noch eine Ortschaft, sondern nur ein Wirthaus unterhalb Gevelsbergs sei.“ Der Namen Nirgena ist schwer zu erklären. Ner-gen-a bedeutet „nirgends Wasser“ oder doch höchstens „sich breit verteilendes, versickerndes Wasser“, wobei natürlich an die breite Ennepefurt gedacht werden muß. Recht befriedigen will diese Erklärung nicht. Bleibt die andere Möglichkeit, dass der Name eingewandert ist. Er kommt in unserer rheinischwestfälischen Gegend mehrfach vor. Es gibt ein Nergena im Kreise Kleve. Auch wird 1501 in der westfälischen Adelsfamilie von der Heyden genannt Rynsch ein Dirk von Hönnepel, Waldgraf zu Nirgena, erwähnt. Auch in Holland ist der Name zu finden. In seiner Erzählung von der Aristeia „Mester Bucks“ ist Karl Prümer an dem Siedelungsnamen Nirgena nicht vorbeigegangen. Im Oberhäuschen Besitzer war G r a e v e zu Hagebölling (1809). Oberstes Haus Schon 1654 lesen wir: „Everdt Ophuß“, dann 1655 „Dethmar im obersten Hauß“, 1740 „Kleinschmied im obersten Hause Wilhelm Dörrecken (D ö rk e n)“ und 1742 „Oberste Hauser Schmitte“. Die Siedelung lag im Dorf. Olthof s. „Eichholz“. Olthoff = alter Hof. Philippshaus Ein Einwohnerhaus im obersten Dorf. Es ist benannt nach Philipp S c h m i d t, der von der Mönninghoff stammt. Vor vielen Jahren wurde darin einmal eine Falschmünzerei betrieben, aber nicht von einem Schmidt. Poeten Ahd. Putte kann Pfütze und Ziehbrunnen bedeuten. Vgl. auch das durch fränkische Einführung hier verbreitete puteus und mnd. pot = Sumpf, desgl. das noch heute gebräuchliche Pütt. 1486 gibt es einen Hynrich ten Poeten (Plural), 1634 einen Smet ton Poeten, einen Johan zum Poeten und einen Potman, 1712 einen Evert zum Pöthen, 1789 Höfe „zum Poeten“. 20 Tatsächlich handelt es sich um das Jahr 1834, in dem erstmals der Stempel Gevelsberg auftaucht. 47 Der Schmidt zum Poeten ist nach dem Dokument von 1645 Bewohner eines „Herrenkottens“ und „treibt sein Schmiedehandwerk“. Poeten ist überhaupt eine bedeutende Gevelsberger Industriestätte, verknüpft besonders mit den Namen H a s e n c l e v e r, S u b e r g, G o eb e l, S c h m i d t und D r e v e r m a n n. Friedrich der Große „concedierte“ 1705 den Sensenhammer „auf den Poeten“. In seiner Ennepersträßer Erzählung vergißt Prümer den wichtigen Ortsteil Poeten nicht. Pollhaus´ Häuschen (Pollus Hüsken): Wie aus der Karte von Kraatz zu ersehen ist, an der Kampstraße gelegen. Es wird zuerst 1826 erwähnt. Posthaus 1732 schreibt Pastor Christoph Christian Hencke: „Adolf Henrich S c h ür e n, mein Nachbar im Posthause“. Ebenso 1774 sein Sohn, Pastor Christoph Hencke: „Adolph Henrich Schüren im Posthauß im Dorff Gevelsberg zum Provisor ins Neue Consistorium hierselbst gesetzt“. Posthäuschen oben im Dorf, von einem Familiennamen abgeleitet. Früher war darin ein Pelzmützengewerk. Postwagen Jetzt A l t e r P o s t w a g e n. Eine bekannte Gaststätte, bei Liebrecht „Kolonie“. Pöttershaus Zu Eingang der Wittener Straße rechts: ein Familienname. Im Queckennest Da muß wohl – die Siedelung liegt in der Nähe der Bredde – einmal eine überaus seßhafte Gesellschaft gewohnt haben, oder es hat dort viele Quecken gegeben. Nach der Volksbezeichnung hängen an den unteren Enden dieses wuchernden Wurzelkrautes goldene Ringe, womit die Unausrottbarkeit angedeutet werden soll. Rahlenbecke Eine Siedelung dieses Namens hat in der Milinghauser Bauerschaft bestanden; denn im Ausschlagzettel von 1644 ist ein Johan Rahlenbeck aufgeführt. Er bezahlt „nichts“ und auch im nächsten Jahre, nunmehr „Ralenbecker“ genannt, erwirbt er sich den Zahlungsvermerk „Null“. 48 Am Reitzberge Die Bodenschwellung liegt zwischen Haßlinghauser Straße und Krähenberger Bach. 1817 ist im Kirchlichen Lagerbuch aufgeführt: „Caspar Reitz am Berge“. Ferner findet sich dort folgende Eintragung: „Uebergeben 68 ½ Rthlr alt Geld aus der Donation der beiden Kapitularinnen von Düngelen von 1724, ursprünglich 50 Rthlr in Golde, an Johann Peter H e r z b r u c h beim Rosendahl, der bald darauf Haus und Kotten an den Feilenschmied Caspar Reitz verkaufte, der das kapital behielt. Danach R e i t z K o t t e n beym Rosendahl genannt.“ Im Riedkamp oder Ruttkamp Beide Flurbezeichnungen sind hierorts gebräuchlich, erstere mehr amtlich. Es gibt riet = Rodung, ride = kleiner Bach und rot = Rodeland. Das letztere ist hier das naheliegende für Ruttkamp. Allerdings durchfließt auch ein bei der Lichtung Nieland entspringendes Bächlein dieses Tal. Eine Teilsiedelung heißt „Im Kamp“ (s. dort). So trifft hier in etwas zu, was Uhlmann-Bixterheide in seinem Gedicht „Märkische Heimat“ sagt: „Tief, hinterm Kamp kriecht träge der Bach.“ An Beurkundungen wären zu erwähnen: 1655 Ruttkampers Töchterlein, 1703 Everhardus im Ruttkampe, 1794 Peter Diederich Rutkamp. 1789 heißt es: der Hof im Ruttkampe. Sehr früh wurde im Ruttkamp Eisenstein geschürft. Reste einer großen Schlackenhalde sind dort noch erkennbar. Das beste, d.h. besonders weiche und zähe Eisen wurde Osemund genannt. Der Iserlohner Sprachforscher Friedrich Woeste (+1877) leitet das Wort von ose = Stab und mud = Erz ab – vgl. Wismut = Weicherz –, doch ist der Name wahrscheinlich schwedischen Ursprungs, wenn auch nicht gleichbedeu-tend mit schwedisch oaßmundtz. Die Schlackenlager nannte man bei uns Sinderhoops. Mnd. sinder = Schlacke, hôp = Haufe. Rocholzallee Der Name Rockholl, aus dem später Rocholz und Rochholz wurde, ist ein Spottname für ein altes Adelsgeschlecht: Hermann von Berchem genannt Rokholl wohnte 1367 auf dem bekannten Rittergut an der Ennepe, das politisch nicht zu Gevelsberg gehört, ebenso wie die Flur Oberrocholz. Der Baumweg ist jedoch Gevelsberger Gebiet. Rosendahl Der Name hat mit der Königin der Blumen nichts zu tun. Er hängt zusammen mit mnd. rosch = Binse. Rosendahl bildet die Westmark des Gevelsberger Gebietes. Kirchlich gehörte es jedoch bis 1900 zu Schwelm. Im Schatzbuch werden 1486 Johan und Peter tom Rosendael genannt. Ersterer bezahlt 6 Gulden, der andere „hat nichts“ (nil habet). 49 Im Jahre 1489 wird Johann von der Aebtissin Aleke van Schaphusen vor den Richterstuhl in Schwelm geladen, weil er einen Treibweg gesperrt hat. 1634 sind 3 Rosendahlbauern vorhanden: Tonnis, Peter und Abell. 1760, zurzeit des Siebenjährigen Krieges, wurde „Gut und Gereiden“, d.i. der Gesamtbesitz, infolge Erbfalls in „2 egale Lose“ geteilt. Damals gehörten zu dem Gute noch 4 Kotten: In den Becken, Im Holte, Aufm Brake und Aufm Sauerbrake (s. dort). 1786 kommt der Name „Zum hintersten Rosendahl“ vor. Von Heinrich Störring, der 1615 das westliche Gut bewohnte, stammt ein handschriftliches Tierarzneibuch. Obgleich er eine höhere Schule besucht hatte und eine ansehnliche Bücherei besaß, glaubte er doch, daß Kühe bezaubert werden und Kröten ihnen die Milch aussaugen könnten. Das sogenannte „Ackergut aufm großen Rosendahl“ ist jetzt im Besitz von Julius B r a c k e l s b e r g, während das andere schon seit anderthalb Jahrhunderten der Familie H e l k e n b e r g gehört. Im Gartengelände ist hier nahe an der Straße ein alter Eibenbaum zu sehen. Auch sind die Wiesengründe an der R o s e n d a h l e r S t r a ß e zur Herbstzeit das Gebiet des Steinschmätzers (Saxicola), einer sonst bei uns seltenen Vogelart (nach einer Beobachtung von Dr. Wiard Griepenburg). Am Roten Hirsch (oder Hirz): vorm Strückerberg. Um 1810 wohnte „beim Rodenhirsch“ Anton H a h n. Betr. 1812 siehe „Bei der Linden“. Röttgershaus am Timpen. Es ist benannt nach Rüdiger v o m B r u c h. Im Kirchenbuch lesen wir 1742: „Den 15. Augusti Catharina Gertraut vom Bruch, Wilhelm Rötgers vom Bruch Kind, vom Vatter Selbst vermittelst einer Nothtaufe getaufft.“ Dann 1749: „Witwe Rotger vom Bruch“. Und 1789 und 1868: „Röttgerhaus“. Bis zur Röttgershaus ging der Pfarrer früher h i n t e r dem Leichenwagen her, von da ab v o r a n. Hier setzte auch das Trauergeläut ein. Am runden Teich nordöstlich vom Poeten. Sauerbruch (Suerbrauk): vorm Bruch an der Haßlinghauser Straße. 1789 bei Müller der „Hof auf dem Sauerbruch“, noch auf Gevelsberger Gebiet, 1868 bei Liebrecht die „Ortschaft“ Sauerbruch, zum Amt Haßlinghausen gehörig. Aber schon 1645 ist Clemens Surbrock als Bauer der Gemeinde Milinghausen beurkundet. Er hat einen Pachtkotten und treibt Hausmannsarbeit. 1809 lesen wir: „Sauerbrock“. 50 Nach dem Namen Sauerbruch zu schließen, war die Gegend nie ein Garten Gottes. Als alteingesessenes Wildgewächs kommt hier das tierarzneiliche Kräutlein Moorkönig (Pedicularis silvatica) vor. Von der „Anhöhe Sauerbruch“ ist die bekannte Frenzelsche Abbildung von Gevelsberg (1789) gezeichnet, die durch die „ländliche Szene von der Heimkehr des Kohlentreibers“ belebt ist: „Bring auch den Kleinsten aus dem Neste, wenn er nicht schläft, nur her!“ (Matthias Claudius) Am Schemm 1742 wohnt am Schemm Wilhelm W e f e r. Ein Schemm ist ein Steg. Das Wort kommt her vom lat. scamnum = Tritt. Vgl. die Gevelsberger Familiennamen v o m S c h e m m und S c h e mm a n n. Im Scheuergen d.i. in der kleinen Scheune, wohnt 1756 Peter H e l l m an n. Am Schiefen Ufer (schewen Auwer): jetzt dort das Huthsche Verwaltungsgebäude, früher die H e d t s t ü c k s c h e Schmiede nebst Wohngebäude. 1859 wird die Bezeichnung „Kotten am schiefen Ufer“ in einer Privaturkunde angewandt, die Liegenschaften des Berger Gutes Wehberg betrifft. Schilkenhäuschen Es lag im Ruttkamp. 1737 ist beurkundet im Gevelsberger Kirchenbuch: „Johan Caspar Schilken, der Schneyder im Ruthkamp.“ Dagegen gehört der Flurname „Schilken“ zu Berge. Uebrigens bedeutet Schilken „Schildken“, schildförmiger Hügel. Da Geer bekanntlich soviel wie „Speer“ ist, so sind in den Gevelsberger Flurnamen die Hauptwaffen der alten Germanen vertreten. Am Schleifkotten ist nach Müllers Choragraphie ein Haus diesseit der Ennepe, ¼ Stunde von der Stiftskirche. Es lag am Unterlauf des Feverbachs. 1797 wohnte Gerhard E c k e r n „Am Schleifköttchen“. Schmalenbachs Häuschen eine Siedelung 1809. Im Schmiedeholz am Heller Weg. Kommt zuerst 1707 vor (s. „In den Erlen“). 51 Die Greta im Schmiedesholz bekam 1750 einen Lehrgeldszuschuß für ihren Sohn. Eine Unglückschronik meldet: „Den 24. Dezembris 1764 Caspar Engelbert B o c k h o l z im Schmiedesholz, So bey Schlangen im Lippischen Land unter der Karre, welche Er wieder aufwinden wollen, zerschmettert worden und also plötzlich Todes verblichen, zu Schlangen a reformatis begraben worden. Alt 49 Jahr 8 Monath“. „Im Schmiedesholz“ ist 1789 ein Hof. Besitzer ist jetzt Ewald F r i e d h o f. Eine Kamininschrift nennt das Erbauungsjahr 1792. 1797 wohnen „Im Schmidtsholte“ Gottlieb, Caspar und Johann v o m L e h n. Schmiedeshaus Friederich am Schmitshauß steht im Schatzregister von 1644. Ein Schmiedeshaus wird auch 1721 im Kirchenbuch genannt. Wahrscheinlich ist das die Siedelung „Am S c h m i d s k o t t e n“ bei Dieckmann 1826, zwischen „Am Dieke“ und „Helle“. Vgl. „Schmiedeholz“. An der Schmitte (Auch „Oppe Schmitte“): etwa bei Middelmann in der Adolf-Hitler-Straße21. 1674 „entschlief hier selig im Herrn der achtbare und wohlfürnehme Peter S c h u l t e Schmied am Gevelsberge.“ 1737 ist „in der Schmitte“ wohnhaft Christian K e u t h a h n. 1789 wird die Schmitte nur als Haus bezeichnet, 1826 als Siedelung gekennzeichnet, 1830 als Wohnplatz des Hufschmiedes Arnold Schulte, 1868 als Kotten. Am Schnagelhaus d.i. Schneckenhaus, plattdeutsch: „Im Schniäggel“, zwischen Hagebölling und Ufer gelegen (Dieckmann 1826). Schnellmark Mit mnd. Snell hat die Bezeichnung nichts zu tun, eher mit snede = Schnitt, Grenze. Ursprünglich heißt es immer Schnellemark, so 1788 in der Situationskarte vom Fabrikendistrikt des Hochgerichts Schwelm, 1789 bei Müller und 1828 in einem Meininghauser Dokument, „S c h ü r e n in der Schnellemark“ betreffend. 1860 wurde in der Schnellmark die Brauerei Friedrich W i n k e l m a n n gegründet. 21 Gemeint ist die Mittelstraße, die von 1933 – 1945 Adolf-Hitler-Straße hieß. 52 An der Schule Es ist die Schule an der alten Mittelstraße in der Mylinghauser Hofe, deren Türpfosten die Inschrift trug: „Schola eclesiae Evangelico-Lutheranae – Anno 1700.“ Die A l t e S c h u l e war die Reformierte Schule oben im Dorf. Doch gab es schon 1758 eine N e u e S c h u l e, die aber wohl außerhalb der Ortsmitte lag. Henrich H i l d r i n g h a u s, Kohltreiber, wohnt dort. „An der Schule“ wohnte 1797 der Lehrer Johann Peter S t u r m f e l s. Schultenhof Das ist meist die Besitzung von H e d t m a n n im Dorf. Doch wurde auch der Hof von S c h u l t e zum P o e t e n so genannt. Im Schuppen Die Siedelung lag in der Haufe. Nach städtischen Akten wohnte dort ein Stellmacher B ö h m. Zum Schüren oder S c h ü r e n h a u s: S a u r e im Dorf. 1732 zum Schüren, 1776 zu den Schüren. Im Schürhof Das bedeutet natürlich Scheunenhof. Der Hof lag an der Wittener Straße. Aus mundartlich Schurhuoff wurde Schurwe und Schrurwe: ein Beispiel dafür, wie unbekümmert das Volk bei der sprachlichen Metathese vorgeht. In einer Urkunde von 1560 verschreibt Nolde Im Schurhove der Broderschap tomm Givelsberg eine Rente aus seinem Erbgut. Diese Rente des „Nölle im Schürhofe“, wie es 250 Jahre später heißt, schleppt sich bis 1802 durch den Hof. Da wird sie durch Johann Caspar abgelöst. 1634 im Schatzzettul ist der Schürhoff anscheinend stark verschuldet. Er hat als einziger Gevelsberger Bauernhof den Zusatz „und Creditores“. 1645 (im Dreißigjährigen Kriege) wird er als fast ganz verwüstetes Herrengut gekennzeichnet, dessen Roggen die Tochter, dessen Hafer der Vorsteher sät. 1653 werden Hans Schürhoff und Lißke Uff der K u h l e n auf dem Gutshof kopuliert. „Gott stehe ihnen mit Gnade und Segen bei!“, wünscht Pastor Mallingrodt dem jungen Paare. Im Januar 1682 wurde bei großer Kälte „Schürhoffs Schwester“ beerdigt, wobei die Leichenpredigt nicht in der Kirche, sondern am Grabe gehalten wurde, weil die Reformierten die Kirchentür verschlossen hatten. 1743 wird der Hof durch einen Unglücksfall heimgesucht. Anna Gertraud, Diederich Schürhoffs Hausfrau, stürzt durch die Balkenluke auf die Deele und stirbt nach drei Stunden. Es muß infolgedessen über sie ein Notgericht abgehalten werden. 1755 läßt uns ein „Uebertrag“ einen Einblick in den Vermögensstand des Hofes tun. Der Gesamtwert des Erbgutes beträgt 1200 Thaler. An Bestialien sind 3 Kühe und 2 Rinder vorhanden. Da der Schürhof außer Viehzucht auch 53 Körnerbau betrieb und die Schuldenlast erträglich war, so konnten sich die Kinder gut „forthelfen“. 1855 brannte der Schürhof ab. Er wurde nur als „Kotten“ wieder eingerichtet. Schürmanns Schmittken vor Hagebölling. Schwarzer Weg jetzt Teichstraße An der Schwenke eine Biegung der Wittener Straße oberhalb der Unterführung. Spelsbergshaus Durch dieses Haus führte der Notweg zum Stiftskirchhof. Im Innern ist ein alter Schornsteinunterbau mit der Inschrift „Eheleute Johann Caspar B i ls t e i n 1797“ zu sehen. Aufm Stade Eine wohl kaum noch bekannte Uferstelle (an der Ennepe). Mnd. Stade bedeutet Ufer. 1625 wird Jorgen ufm Stade genannt (Rezepturverzeichnis). Am Steinern Stück nördlich vom Bergisch-Märkischen Bahnhof. An der Steinklippe eine Grenzflur im Südwesten Gevelsbergs. Der Name taucht erst 1826 auf. 1868 bei Liebrecht „Kolonie“. In der Sternen Der „Smit Inn der Sternen“ machte 1605 „zum glasefinster“ der Stiftskirche „Isere roden“. (Mnd. Sterne = Stirn, rode = Stange). Der Schatzzettel von 1625 verzeichnet Sonis (Tonis) in der Sternen und Dirich in der Sterne. 1653 wohnte ein Schuhmacher Diederich „in der Sternen“ (siehe „In der Hütten). 1722 lesen wir: „Elisabeth K ö t t i n g aus der Sterne“, 1755: „Hans Peter S ü t e r in der Sterne“, 1763 „Johann Henrich Sternemann“. Im Stift Die Umwandlung des Klosters am Gevelsberge in ein Freiweltliches Adeliges Damenstift geschah 1577. Sie ist durch 2 Urkunden dieses Jahres bezeugt. Stiftshof 1765 fanden durch den Gevelsberger Geistlichen „solemniter“ (feierlich) Kirchgang und Trauung von Lißken, der Tochter des „S c h u l t e n z u m 54 G e v e l s b e r g Uff dem Stiftshoffe“ statt, nachdem der Vogt die Kopulation durch den Schwelmer Vikarius untersagt hatte. Stiftswirtshaus Im Register der Pachtbriefe wird es ohne Jahresangabe erwähnt. Die Jahreszahlen gehen von 1487 bis 1708. In den „Refraktären“ findet dort die Konskription statt. Siehe „S c h ü r e nh a u s“. In den Stöcken Mnd. stok bedeutet Baumstumpf. Im Hausarchiv der Familie A l t e n h e n n e wird mit Beziehung auf das Jahr 1754 der Flurname Stöcken genannt. 1779 wohnt dort Peter Bock (B u k). Die Choragraphie verzeichnet 1789 den „Hof“ in den Stöcken, Liebrecht 1868 den „Kotten“ Stöcken. Die Fabrikanlage der Firma Friedrich K o t t e n h o f f stammt aus dem Jahre 1742, eine hydraulische Karte dieser Hammerwerke aus dem Jahre 1747. 1788 werden in einem Verzeichnis die Stöcker Hämmer genannt. 1821 heißt es in einer Aufstellung: „Q u a m b u s c h in den Stöcken“. Vgl. Die Gevelsberger Namen S t ö c k e r und S t o c k t e r. Auf dem Störring Ein Gevelsberger Domänengut, dem Landesherrn gehörig (1809), im Osten Gevelsbergs gelegen. Mnd. storinge bedeutet Zerstörung. Das Gut hat vielleicht einmal Kriegs- oder Feuersnot gelitten. Natürlich kann auch ein Eigenname vorliegen, etwa von S t ö r r i n g in der Bauerschaft Voerde herrührend. Auf der Straße Im Pachtregister wird o.J. „Schmidt auff der Straße“ aufgeführt. 1598 wird die betreffende Besitzung „S t r a t e n g u t“ genannt. „Der Schmidt auf der Straße, jetzt S c h u l t e“, hat 1798 die Lohwiese in Pacht (s. „Loh“). Strohbäckershaus Wohl das älteste Gebäude im Dorf, erbaut 1648, im Endjahre des Großen Krieges, benannt nach dem rührigen Kaufmann Fritz Bäcker, der zeitweilig u.a. einen Strohhandel betrieb. Strückerberg Die windumwehte Kuppe des Strückerberges war einst ganz mit Sträuchern bewachsen. Sein breiter Stock verliert sich in mehreren Bergrücken. Auf der Nordseite liegen verlassene Eisensteinnester. 55 Zu Gevelsberg gehört nur das Haus von H e l k e n b e r g, das aber dem Postbezirk Schwelm eingefügt ist, kirchlich dazu noch das „Lohmannsche Gut“ (Posthalterei). Auf den Strückerberg beziehen sich zwei volkstümliche Redensarten, die den Weg zum Gericht in Schwelm bezeichnen: „Dann goah´k met di iüwern Biärg“, sagt der Gevelsberger bei einem hitzigen Streit zu seinem Gegner, und ein abgewirtschafteter Geschäftsmann „maut mette Baiker iüwern Kopp“. Ein Gedicht „Am N e u j a h r s a b e n d“ lautet: Ihr Leute all in diesem Haus Wir nahen uns mit Singen, euch Glück und Heil zu bringen. Im neuen Jahr mög´ groß und klein bei euch in Gottes Obhut sein. Ihr Männer, Frau´n und Kinder all, wir müssen noch zu andern durch Wind und Wetter wandern, gar weit noch in das land hinein, vom Strückerberg bis an den Rhein. Der Strückerberg ist mehrfach der Schauplatz der „Refraktäre“. Auf dem Strückerberg wachsen Sedum reflexum (rückgekrümmter Mauerpfeffer) und Lycopodium clavatum (Kolbenbärlapp). Am Stupprock Mnd. stubbe bedeutet Baumstumpf, brok ist Bruch, also eigentlich Stub-brock (Gerhard Hauptmann bezeichnet im „Biberpelz“ gespaltetes Holz als Stubben. Wilhelm Meinhold schreibt in der „Bernsteinhexe“: „Das Töchterlein setzte sich auf einen Stubben.“) Auf dem Stüting Das nd. Wort stut, stüting bedeutet Bürzel (vgl. holländisch stuit = Steiß). Dann wäre also hier eine Geländeform bestimmend gewesen. Es kann aber auch mit Stute zusammenhängen, da wir hier ja auch einen Stutenkamp, nördlich Kotten, 1826, haben, und will man nun ganz kühn und zeitgemäß sein, so darf man bei dem Flurbegriff sogar an den alten heidnischgermanischen Roßkult denken. 1913 wurde auf dem Stüting der Waldspielplatz des Evangelischen Männerund Jünglingsvereins eingerichtet. In einem Hypothekenschein des Ackergutes Aufm Großen Rosendahl wird die Holzung „auf der Stüting“ als Eigentum aufgeführt. Der Erbkotten des Kerstgen Stutinck (1645) gehörte zu Oelkinghausen. Auf der Stütingflur kommt Erica tetralix, die Sumpf-Glockenheide vor. 56 Auf dem Sudfeld d.i. Südfeld. 1865 schrieb der Kleinschmied F. W. B r o c k h a u s junior vom Sudfeld einen Brief an König Wilhelm I., in dem er sich über die vielen „Bankrötters“ in Gevelsberg beklagte, durch die er in neun Jahren 1550 Thaler verloren habe. Am Suer oft auch Suhr geschrieben: zwischen Unterbraken und Wunderbau. Der Name bedeutet: sumpfiges Wiesenland, mit saurem Gras. Anne Seekatte (An der Seekatze): ein Name aus jüngerer Zeit für ein Haus am Börkey Am Teich (Am Dieke). Pastor Müller (Schwelm) schreibt 1789 „Am Deiche“. Am Teich, wo die himmlischen Zimbeln erklangen und noch erklingen – Linaria Cymbalaria, das violettrötliche Efeublättrige Zimbelkraut wächst an der Teichstraße –, wohnte der rühmlich bekannte, fromme und gottesfürchtige Fabrikant Johann Caspar B r ö k i n g (geboren 1824, gestorben 1914), dem Pfarrer Friedrich Schloemann in seinem „Volksbuch vom alten Rahlenbeck“ ein Denkmal gesetzt hat. Der Brökingsche Stahlhammer wird schon 1821 genannt. In der Telte Auf dem ehemaligen Stiftsgebiet liegt die Telte, eine 1825 erbaute Notkirche; die wegen ihrer langgestreckten Form und schlichten Bauweise „Zelt“ genannt wurde. „Zelt“ schreibt auch die Dieckmannsche Flurkarte von 1826. Durch den Kirchenbau 1830 wurde die Telte überflüssig, und es wurden daher Wohnungen in sie eingebaut. Nach dem Gevelsberger Geisterglauben zeigte sich in früheren Zeiten allnächtlich vor dem Gebäude eine alte Frau. Als sie aber einmal dem Schuhmacher B r ü n n i n g h a u s zu Gesicht kam, hielt er sie an und fragte sie mancherlei aus Vergangenheit und Zukunft. Seit der Zeit sah man sie nicht mehr. Im Tempel So nennt die „Choragraphie“ (1789) ein Haus jenseit der Ennepe, ¾ Stunde entfernt von der Stiftskirche. Am Timpen Mnd. timpe bedeutet Zipfel, hier also Landspitze. Die Flurbezeichnung kommt auch in Milspe vor. Am Timpen sammelte sich in alten Zeiten das vom Köppken kommende Wasser des Hohlweges, der hier begann, in einem Teich. Der Bäckermeister Richard H a c k e n b e r g buk früher die begehrten „Timpenstütkes“. 57 Liebrecht (1868) bezeichnet Timpen als „Wirtshaus“. Auf Totbruch ein ödes Sumpfland in der Haufe. 1732 wird „der Hufschmied auffm Doddbraucke bei der Hofe“ genannt. In anderen Gegenden kommt der Siedelungsname „Totenohl“ vor, der ungefähr dasselbe bedeutet (vgl. den Namen der westfälischen Schriftstellerin Josefa Berens-Totenohl). Op de Trappe (Treppe): S c h ü r h o f f im Dorf, woselbst 2 hohe Treppen waren. Im Twiesack Der Twiesack ist das Tal zwischen Buchenberg und Haufer Kopf, in dem sich „zwei Aecker“ befanden. Auch Schlackenhaldenspuren sind hier noch zu finden. Im Twiesack wächst das goldgelbe gegenblättrige Milzkraut (Chrysoplenium alternifolium). Am Ufer „Overmann“ kommt schon 1625 vor. Sonst tritt der Name zuerst 1656 im Catalogus sepultorum auf: „Die Alte Frau von dem Oiffer“. Ihr Leichentext (Ps. 71, V. 9) lautete: „Verwirf mich nicht im Alter, verlaß mich nicht, wenn ich schwach werde!“ 1729 lesen wir folgende seltsame Eintragung: „Enneken K….s, einer Hure, so sich auffm Ufer auffgehalten, ihr ohn Eheliches Kind getaufft. Gott gebe der Mutter wahre Buße!“ 1780: Peter Johanns Q u a m b u s c h genannt F e l d h a u s und Anna Margareta N i e d e r n b e r g in der U f e r S c h e u e r getraut. Die Choragraphie nennt die 3 Häuser „Auf dem Ufer“, „A m U f e r h ä u sc h e n“ und „In der Uferscheuer“. Liebrecht (1868) kennt sonderbarerweise nur den „Kotten“ Ufer. Die Uferleute bildeten eine besondere Musterungsgruppe. 1821 wird der Sensenhammer von C. H. K u h l m a n n am Ufer vermerkt – vgl. K u h l m a n n s s i e p en. In der Villa eine neuzeitliche Bezeichnung: Wilhelm S c h m i d t Schloßfabrik. in der Villa, Am Vogelsang Auch in Gevelsberg gibt es, wie an vielen Orten Deutschlands, eine Siedelung Vogelsang. War das ursprünglich ein durch Singvögel belebtes Gehölz? Es läßt sich nicht mehr feststellen. 1350 gehörte der Hof „thu dem Vogelsancghe“ dem Petrus de Asebyke (Asbecke), der ihn durch seinen Pächter Leo verwalten ließ. Aus diesem 58 Besitz verkaufte Petrus eine Rente an das Kloster Gevelsberg. 1486 war Telman tom Vogelsanck einer der reichsten Milinghauser Bauern, 1634 Vogelsanck einer der geldkräftigsten Hofinhaber. Zu der Zeit hatte „Vogelsang hefft“ (Gehöft) auch das zweithöchste Anteilrecht an dem Kotrevier der Freiheit Volmarstein. Als stiftisches Erb- und Herrengut war es nur wenig abhängig von der Gevelsberger Abtei. 1745 hören wir erstmalig von einem Gasthaus Vogelsang, das J. D. v. Steinen in seiner „Westfälischen Geschichte“ erwähnt (1757): „Ist eine Herberge anderthalb Stunden von Hagen.“ 1775 kam der Domänenhof Vogelsang in den Besitz der Familie B ö l l i n g. Der neue Besitzer war „ein sehr fleißiger, ordentlicher Wirt und guter Bezahler.“ Bei ihm versammelten sich alljährlich die Geistlichen des Bezirks Wetter. Wichtiger noch war die Bedeutung des Gasthofes für den Fuhr- und Postverkehr. Letzterer trat 1782 ins Leben. 1829 äscherte ein Brand einen Teil der Gebäulichkeiten ein. Der Besitzer erließ darauf im „Hermann“ folgende D a n k s a g u n g: “Meinen guten Nachbarn, nahen und fernen Freunden, die mir bei dem mich ebenso unerwartet als hart betroffenen Brandunglück durch rasche Hülfe und unermüdeten Beistand die redendsten Beweise ihres Wohlwollens gegeben haben, hierFür meinen wärmsten, innigsten Dank. Möge sie Der gütige Gott stets vor ähnlichem Unglück beWahren und mir auch ferner ihre Liebe und Wohlwollen erhalten! Friedrich Bölling Am 27. August 1842 weilte König Friedrich Wilhelm IV. am Vogelsang. Der Voerder Schützenverein überreichte ihm hier einen silbernen Löffel und einen kühlen Trunk. Die Industrie in unserem landschaftlich reizvollen Ortsteil Vogelsang ist seit 1705 nachweisbar. Hans Paulmann (Weimar) schrieb 1907: Ragende Stadt, der Arbeit geweiht, glitzernder Fluß, grünwaldige Hänge, wogende Menge, buntfrohes Gepränge, Licht und Leben, harmonisch gepaart, machtvoll flutende Gegenwart! Auch Karl Prümer hat dieser Gegend in seiner Ennepersträßer Erzählung gedacht, ebenso Rudolf Herzog in seinem Lebensroman „Wilde Jugend“. Noch heute aber kündet eine Steininschrift am alten Gasthause aus dem Jahre 1832: Am Vogelsang war Gott allzeit mit seiner Gnad´ und Gütigkeit. Möge der „Vogelsang“ niemals eintönig oder gar stumm werden! 59 An der Vogelsrute Der Hang westlich vom Oberen Friedhof. Zu dem Namen dürfte zu bemerken sein, dass Fr. Chr. Müller in seiner Choragraphie (1789) sagt: „Ergiebig ist in unserer Gegend im Herbst der Krammetsvögelfang“. Erst Liebrecht (1868) führt die „Kolonie Vogelsruthe“ auf. Zwischen Vogelsrute und Kreuzweg liegt das idyllische „S a u r e s K ö p pk e n“, ein kleiner Eichenhain in freiem Gelände auf kühner Höhe. Voßholt (Fuchsholz): Johann Friedrich B r e i t h a r k e wohnte 1734 „im Voßholte“. An der Wacht kann mit einem Schlagbaum (wachtboom) zusammenhängen. 1724 lesen wir: „Friedrich S i c h e l s c h m i d t an der Wacht“, 1835 „auf der Wacht“. Wartburg westlich vom katholischen Friedhof – s. Karte von Kraatz Watermannshaus im oberen Dorf, früher eine Schankwirtschaft Webershaus später Oberhoffsches Haus, im Oberdorf gelegen. Der Hauderer O b e rh o f f fuhr in seiner großen Kutsche die Hochzeitspaare zu Standesamt und Kirche. Am Hause war eine große Laterne mit Petroleumlicht angebracht, deren eiserner Stützarm noch zu sehen ist. Die Hauptbedeutung des Gebäudes aber besteht darin, dass sich in ihm früher die Reformierte Schule befand, bis etwa 1805, wo die „Vereinigte Evangelische Schule“ eingerichtet wurde. Zum Wege zwischen Ufer und Poeten. 1486 werden uns Dyrych (Diedrich) und Maaß (Thomas) tem Wege genannt, letzter leidlich wohlhabend, ersterer ein Ackersmann. 1634 steht nur ein Johan zum Wege in der Kriegssteuerliste. 1676 ist die Rede von Maße zum Wege. 1727 bezw. 1730 starben Johan Diederich Herman zum Wege und seine Frau Clara, letztere „ihres Alters 80 Jahre“. Ihr gemeinsamer schöner Grabspruch lautet: „Wann ich dann hin und wider mich müd geloffen hab, setz ich mich traurig nider und wünsche mir das Grab. Wann endet sich mein Leben ruff ich durch Berg und Thal, 60 wie nur kan Zeugnüs geben der einsam Wiederhall.“ 1743 lesen wir: „Wittib H e l l m a n n s zum Wege“. 1777 heißt es zum erstenmale: „(Johan Georg P ö t t e r) a m W e g e“. 1789 werden die Höfe am O b e r s t e n und am N i e d e r s t e n Wege unterschieden. Bei dem beabsichtigten „Abbau der Domänenhöfe an der Enneperstraße“ 1797 sollte Oberste Wege-Gut 2, Niederste Wege-Gut 16 Fabrikantenfamilien aufnehmen. Zur Zeit der Freiheitskriege (1814) wurde auf dem Bürgermeisteramt in Gevelsberg folgendes Protokoll aufgenommen: „T o d e i n e s u n b e k a n n t e n M i l i t ä r s. Im Jahre eintausend achthundert und vierzehn, am Freytage den vierundzwanzigsten Juny, abends um 8 Uhr, erschienen vor mir, August K e r k h o f f, Bürgermeister des Bezirkes Ennepe, der Gastwirth Caspar Henrich Polhaus, zwey und vierzigjährigen Alters, wohnhaft am Wege, und der Johann Wilhelm Maerken, fünfzig Jahre alt, Schullehrer am Brahm in Mylinghausen, mit der Anzeige, dass am heutigen Abend gegen 5 Uhr ein unbekannter Soldat, welcher mit dem Fieber behaftet gewesen, verstorben sey. Derselbe sey zwey Tage vorher krank und schwach aus Menschlichkeit von ihm, dem Komparenten Pohlhaus, aufgenommen. Trotzt der angewandten Mühe hat man jedoch nicht erfahren können, wie er heiße und woher er sey. Blos auf die Frage, ob er in Mecklenburger Diensten stehe, glaubte er ein bejahendes Kopfnicken bemerkt zu haben. Papiere sind bei demselben nicht vorhanden gewesen. Seine Kleidung bestand in einem alten blauen Uniforms Rock mit gelbem Kragen und einem alten Mantel. Die Kopfbedeckung hat in einer alten blauen Mütze bestanden. Außerdem hatte er eine Patronentasche, aber keine Waffen. Caspar Henrich Polhauß. Johann Wilhelm M e r c k e n.“ 1865 entstand Am Wege der Reck- und Sensendampfhammer von Caspar Hendrich K u h l m a n n. Am Wehberg Das vornehme Schieferhaus im bergischen Stil mit der schmiedeeisernen Dachfirstverzierung ist allgemein bekannt. Besitzerin ist Agnes Freifrau v a n d e r H o o p. Der Familienname ist hier, wie so häufig zum Flurnamen geworden. Im Weinbruch (Im Wienbrauck): Trineken vom Wienbruch verheiratet sich 1670 mit Everts auff Müllersbruch. Peter Wilhelm Wienbrock zur Heide baut 1695 den Schleifkotten am Nirgena bei der Stiftsmühle. 1713 kommt in den Kirchenakten Wilhelmus Wienbröcker vor. 61 1735 beruft „Peter Wilhelm Wienbrock zur Heide bei Gevelsberg“ einen Schlittschuhschleifer aus Remscheid in den Schleifkotten bei der Stiftsmühle. 1746 wird sein Name im Kirchenbuch „Wienbrauck“ geschrieben. 1747 besucht Peter Adolph „Wienbrack“ die Schwelmer Lateinschule. 1766 wird genannt: Caspar Henrich K a t t h a g e n, Bredder in Wienbrocks Hammer. Noch 1789 kommt der „Hof“ Wienbracksheide vor, 1810 aber nur ein Wienbruchs„haus“. Schließlich bleibt bloß die Flurbezeichnung Wienbruchs Heide. Schicksal und Wandel! Wein-, Wien- bezw. mnd. win, bedeutet Weide – vgl. „Wiensiepen“ an der Linderhauser Grenze, nicht mehr zu Gevelsberg gehörig. Weversholt die südlichste Höhensiedlung Gevelsbergs, talbeherrschend und malerisch gelegen. Im Register der Pachtbriefe von 1690 ist der Landwirt „L ü c k e n h o f f in Wefersholt“ als Leistungspflichtiger angegeben. Den nächsten Bericht gibt ein Grabstein: „Clara im Wewers-Holte ist gestorben 1723“. 1769 ist die Schreibweise „Webers Holt“. Inhaberin des „Kottens im Weversholte“ war 1779 die Witwe K e b b e. Sie vermachte ihr Besitztum der Kirchengemeinde zu Gevelsberg. Daraus entstand ein Prozeß mit dem Stift, der 1798 durch einen Vergleich beigelegt wurde. 1785 wurde Wilhelm T ö l l n e r als Pächter angegeben. Müller nennt 1789 den „Hof Webersholz“. 1797 wird im Hause ein Kamin errichtet mit den Initialen H W T - C AM G R E 17 - L 97. Das bedeutet: Henrich Wilhelm Töllner und Frau, Eheleute 1797. In einem Erbpachtskontrakt der Mönninghoff von 1803 ist ein Verzicht „auf den von dem Stiftspächter Töllner im Wevers Holte für die Erlaubnis des Laubsammelns bisher entrichteten Kanon“ enthalten. Seit 60 Jahren ist Gut Weversholt im Besitz der Familie D r e s e l. In der Wiesche Nach dem Schatzzettel von 1625 gab es einen Peter in der Wische, der 1 Ort Kontribution bezahlen musste. Im Ausschlag von 1635 erscheint er schon nicht mehr. Wilckeshaus jetzt Hugo S i c h e l s c h m i d t am Timpen. In Müllers Verzeichnis von 1789 wird es genannt. 62 Winkelmannshaus vor Schürmanns Schmittken. Winkelmann ist ein alter Gevelsberger Geschäftsname für den Kolonialwarenbetrieb. Schon 1816 wird ein einem Kaufvertrag der „Winkelier Winkelmann“ genannt. Wolfshaus (Wulweshus): jetzt Kaufhaus Winkelmann. – vgl. „Wolfskuhle“. Am Wolfshügel unterhalb des Kreuzweges. Der Oelkinghauser Flurname Wulfshövel bedeutet dasselbe; denn mnd. hovel ist Hügel. In der Wolfskuhle Die Benennung stammt von einem Familiennamen Wolf. 1721 kommt im Kirchenbuch vor „Albert Wolff auff der Kuhlen“, 1830 in einem Lusebrinker Dokument „Friedrich Wilhelm Wolf aus der Wolfskuhle am Nirgena“, 1831 ibidem „Der Amboßschmied Karl K am p m a n n in der Wolfskuhle“ und „der Amboßschmied Caspar Georg F a l k e n r o t h aus der Wolfskuhle“. 1860 kaufte Theodor B u s c h h a u s den Hammer in der Wolfskuhle von den Erben B e r t r a m. Jetzt entwickelte sich hier die Pflugscharfabrikation zu dem jetzigen bedeutenden Werk. Am Wunderbau Um 1680 soll eine Räuberbande an der oberen Ennepe ihr Unwesen getrieben haben, die in einer Höhle von märchenhafter Ausstattung hauste. Vom Räuberhauptmann S c h n e l l und seinen Kumpanen geht heute noch das Verschen: „Unser sind wir dreißig, des Nachts, da sind wir fleißig, gucken am Tage zum Fenster raus, lachen Polzist und Schandarmen aus.“ Durch die zu Ende des vorigen Jahrhunderts angelegten Steinbrüche ist das landschaftliche Bild der Gegend am Wunderbau stark verändert worden. Ihr erster Besitzer war der als „das Original vom Wunderbau“ bekannte Wirt Wilhelm K ö r t e n. Liebrecht (1868) gibt für den „Kotten Wunderbau“ Milspe als Postbestellbezirk an. In den neunziger Jahren führte vom Wunderbau aus zum Bahnhof Milspe ein schmaler Pfad mit einem engen Eingangstörchen, zu dem jeder der Anwohner einen Schlüssel hatte. Zwanzig Schritte davor stand eine alte Linde und daneben ein Brunnen mit einer Holzhaube. Der Weg ist beseitigt, das hölzerne Brunnendach verschwunden, die Linde abgeholzt. In der 63 gemütlichen alten Zeit aber stand alles hübsch beieinander: Brunnen, Tor und Lindenbaum, just wie im Liede von Wilhelm Müller. Kamen dann abends nach getaner Arbeit die Nachbarn zu einem Plauderstündchen am Brunnen zusammen, so erklang manch schönes Volkslied, darunter auch wohl Schuberts gemütvolle Weise: „Am Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindenbaum.“ Am Ziegelbrand H e d t m a n n s c h e Ziegelei, anfänglich Feldbrand. Am Zollhause (Am Tollhuse): untere Ecke Wittener Straße, ein Amtsname. Früher war da auch ein Schlagbaum. 1797 wohnte dort Henrich Caspar E l l i n g h a u s. Zur Ergänzung mögen nun noch einige Flurnamen folgen, die nicht zu Siedelungen aufgestiegen sind, aber auch altes Sprachgut darstellen, seien es nun Gewässer, Waldstätten, Bodenerhebungen, Kulturfluren, Grenzen oder Erinnerungsstätten. Wasser Nielander Bache: Sensenhämmer um 1800. Nieland = Neuland. Jellinghauser Bache: 1809. Schon 1324 Gelinghausen. Vielleicht von gel = laut. Vgl. gellen. Engelsbach: jetzt übermauert. Der Engelsbach kam vom Strückerberg, speiste den Kummel und floß in den Krähenberger Bach. Vielleicht ist seine Quelle der „fons prodigiis illustris“ des Gelenius, der Wunderbrunnen Engelberts, der von selbst hervorquoll. Cruenberger Bache: 1809. Vgl. Kruin. Auf dem Kühlenbeck: an der Linderhauser Grenze (1809). Limperwiese: Nähe Rundenteich. Vgl. „Linnepe“. W a l d bezw. R o d u n g Der Dornbusch: auf der Heide (1817), ein Pastoratsgrundstück. Der Kreuzdorn: ein Busch bei der Köttingsheide (1838). Milsper Egge: ein Busch am Wunderbau (1809). Mnd. egge = Kante, Winkel, Ecke. Hackern: Holzung nördlich Frielinghausen (1826). Wohl ein Hackbusch. Auf dem Rohlande: Acker, 1809 und 1826 bei der Aske, gerodetes Land. Auf dem Gerotten: Acker südwestlich Kotten (1826). Das Radeland: 1809 Besitz der Familie N i e d e r n b e r g. 64 Berg Die Höhe in der Haufe (1817). Windhövel: Bergstück 1826 südlich Haufe. Mnd. hovel = Hügel. Westerhardt: Holzung am Kruin. Mhd. Hart = Bergwald. Rote Ley: Landstück am Hagebölling. Ley = Schiefer. Vgl. Loreley. F l u r, W i e s e u.a. Im Fohlenkamp oder Füllenkamp: 1805 Vollenkamp geschrieben, zu Kramershaus gehörig. Der Streifen: beim Kipp (1817). Die Horst: Ackerland der Witwe B e r t r a m (1809). Mnd. horst = Gestrüpp, Knüppelbusch, abgeholzte Waldstelle. An der Kehr: Acker 1809. Mnd. kere = Wendung. Streyen: Wiesenland von Caspar H u n d e i k e r an der Ennepe, ein Streubesitz. Auf der Woesten: Acker von N i e d e r n b e r g am Hagebölling (1809). Mnd. woste = wüst, unbebaut. Das Werth: nördlich von der Ennepe, südlich von W i l c k e s Bleiche. Ferner: Grafewerd: Acker der Familie N i e d e r n b e r g 1809. Mnd. werde = Uferland. Desgleichen Am Werde (Thielker) auf Berger Gebiet. Vgl. „Der Nibelunge Not“ XVI (mhd.): „Da si da jagen solden, uf einen wert vil breit“. Die Uebergönne: Acker im Stift, neben Loh (1809). Mnd. uvel = übel, gunne = Gunst. Damit wird abgelegenes Land bezeichnet. Linnenstück: Acker zum Heetmanns Hof, an der Ennepe. Mnd. lin = Flachs, Lein. Am großen Dreisch: in der Aske (1809). Mnd. drisch = ruhender Acker, der als Viehtrift dient. Das Spanstück: Acker in der Aske (1809). Mnd. „span landes“. Seiche: Wiese, Bertram und vom Lehn gehörig (1809). Mnd. sige = niedrig. Die Hohenfuhr: Acker in der Aske (1809). Mnd. vure = Fronfuhre. Desgl. H o h e V o e r schon 1651 auf dem Gut Egelskotten. Esper Bruch: Kamp in der Aske (1809). Mnd. espe ist vorhanden. Ohne Grum: Acker in der Aske (1809). Wohl mnd. krumme = Krümmung. Im Abbruch: Acker in der Aske (1809). Der Acker bröckelte ab, lag also am fließenden Wasser. Am Hollbrauck: Wiese südwestlich Schmidtskotten (1826). Mnd. hol = Enge. Im Hüffken: Ein Hofraum am Nirgena (1826). Mnd. hufken = Häuschen. Auf der Silberkuhle: Acker nordöstlich Hagebölling (1826). Kiekuth: Acker 1809. Schmalke: Ackerland am Hagebölling (1809). Mnd. smal = schmal. Draebenken: Flur an der Drehbank (1809). Starkämpchen: am Hagebölling (1809). Kiekuth: Acker am Hagebölling (1809). 65 Große Schützenwiese: Nähe Stift (1826). Hilgenstück: Acker zur Bredden (1809). Hilgenwiese: Nähe Nirgena (1826). Mönkesstück oder Mönkerstück: am Rosendahl (1834). Mönnicherhof: Hausgarten an der Kucht (1826). Mönninghaus: Landstück beim Flaskamp (1809). Die letztgenannten Namen sind alte Klostererinnerungen. Nachwort Da die Lebensdauer der Flurnamen unterschiedlich und unbestimmt ist, müssen wir die alten Benennungen festhalten in Wort und Schrift. Erfreulicherweise geschieht das in unserem Heimatorte seitens der städtischen Behörden nach bestem Vermögen.