karriereführer handel 2014.2015 - karriereführer-Bewerbung
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www.karrierefuehrer.de Auch als iOS- und Android-App Besuchen Sie uns bei Facebook & Twitter Das Jobmagazin für Hochschulabsolventen #11.2014 – 10.2015 handel Themen und Menschen Gehaltsstudie • E-Commerce • Einstieg für Modeliebhaber • Unverpackt umweltfreundlich • Precycling • Auszeit in der Ferne • Unternehmerin Sina Trinkwalder Top-Interview: im Gespräch mit Olaf Koch Vorstandsvorsitzender der Metro Gruppe Warenströme steuern Die neuesten Trends in der Handelslogistik Partner: QR-Code mit dem Handy scannen und Firmenprofile direkt mobil lesen Jetzt bewerben: Aktuelle Firmenporträts Köln im Oktober 2014 natürlich leben wir alle anders als noch vor 10 oder 20 Jahren. Schauen wir jedoch auf unser Einkaufsverhalten, werden die Veränderungen besonders offensichtlich. Ein Beispiel: Kaum hat sich die Handelsbranche auf das Online-Shopping am heimischen Rechner eingestellt, kann man beinahe von einem Trend von gestern reden. Längst hat sich das Smartphone zum wichtigsten Shopping-Tool entwickelt, mit dessen Hilfe man Preise und Anbieter vergleicht, Informationen einholt, Bestellungen aufgibt und bezahlt. Und es wird weitergehen: Vernetzte Uhren und Brillen werden die nächsten Produkte sein, die den Einkauf verändern werden. Der Handel muss mit diesen Entwicklungen Schritt halten. Das ist eine große Herausforderung. Zum Beispiel für die Logistik: Immer flexibler und effizienter müssen die Warenströme sein. Aber nicht nur das: Die Kunden erwarten auch eine nachhaltige, ökologische und faire Lieferkette. Wir haben uns für unser TopThema bei führenden Handelskonzernen umgehört und erfahren, was moderne Logistik heute leisten muss und welche Karrierechancen dieser Bereich für Absolventen bietet (ab Seite 8). Außerdem standen uns zwei prominente Köpfe in Gesprächen Rede und Antwort: Olaf Koch ist Vorstandsvorsitzender der Metro Gruppe, eines der größten Handelsunternehmen der Welt. Uns hat er ein sehr persönliches Interview gegeben (Seite 18). Die talkshow-erprobte Augsburgerin Sina Trinkwalder führt ein ökologisch und sozial organisiertes Handels- und Textilunternehmen – und spricht auch bei uns Tacheles (Seite 32). Die zwei Handelsprofis sind in verschiedenen Welten zu Hause, und doch gibt es eine Gemeinsamkeit: Beide wissen, dass man nur mit motivierten Mitarbeitern erfolgreich wird, die wissen, was sie tun. Im Umkehrschluss bedeutet das: Wer heute mit Leidenschaft und klaren Ideen im Handel einsteigt, findet die besten Voraussetzungen für spannende Karrierewege. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen Impressum: karriereführer handel 10. Jahrgang, 11.2014-10.2015 Das Jobmagazin für Hochschulabsolventen ISSN: 1864-6336 Herausgeber: Transmedia Verlag GmbH & Co. KG, Weyertal 59, 50937 Köln Fon: 0221 4722-300 Fax: 0221 4722-370 E-Mail: [email protected] Web: karrierefuehrer.de Redaktionskonzept: Viola Strüder, Transmedia Verlag GmbH & Co. KG Redaktion dieser Ausgabe: André Boße; Christiane Martin (verantwortlich), Wortfuchs, Ottostr. 3, 50823 Köln; Sabine Olschner Freie Mitarbeit: Stefan Trees Anzeigen: Thomas Böttcher (verantw.), Transmedia Verlag GmbH & Co. KG, Weyertal 59, 50937 Köln Anzeigendisposition und -technik: Verlag LOSS JONN Meike Goldmann, Neufelder Straße 18, 51067 Köln, Fon: 0221 6161-267, E-Mail: [email protected] Onlineauftritt www.karrierefuehrer.de Thomas Böttcher (verantw.) Grafik: Olaf Meyer, Köln DTP/Lithografie: Köllen Druck+Verlag GmbH, Bonn+Berlin Druck: westermann druck GmbH, Georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig, Fon: 0531 708-501, Fax: 0531 708-599 Coverfoto: Fotolia/Fiedels Verlag: Transmedia Verlag GmbH & Co. KG, Weyertal 59, 50937 Köln, Fon: 0221 4722-300, Fax: 0221 4722-370 Geschäftsführerin: Viola Strüder. In der karriereführer-Reihe erscheinen in der Transmedia Verlag GmbH & Co. KG, Köln, die Publikationen: karriereführer frauen in führungspositionen: März karriereführer recht: März und September karriereführer wirtschaftswissenschaften: März und September karriereführer ingenieure: April und Oktober karriereführer hochschulen: April und Oktober karriereführer banken/versicherungen: Mai karriereführer consulting: Mai karriereführer green-tech: Juni karriereführer naturwissenschaften: September karriereführer informationstechnologie: Oktober karriereführer handel: November karriereführer bauingenieure: November. Der karriereführer handel wird auf 100 % chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Alle Rechte vorbehalten. Auszüge dürfen nicht ohne schriftliche Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Dies gilt auch für die Vervielfältigung per Kopie oder auf CD-ROM sowie die Aufnahme in elektronische Datenbanken. 1 Foto: Fotolia/Gresel Top-Thema Top-Manager Einsteigen Warenströme steuern Olaf Koch E-Mail für Dich Sarah Leider ist Modeliebhaberin und hat bei Zalando ihren Traumjob gefunden. 08 Die neuesten Trends in der Handelslogistik. 10 Logistik morgen – digital und innovativ Nachwuchskräfte, die systemisch denken und Freude daran haben, neue Konzepte zu entwickeln, sind in der Logistik der Handelsbranche gefragt. 14 „Stellhebel für mehr Nachhaltigkeit“ Der Ansatz von Tchibo-Logistikchef Marc-Stephan Heinsen heißt „Handeln mit Verantwortung“. Im Interview erklärt er, was das bedeutet. 2 Foto: METRO AG Foto: Fotolia/adisa Inhalt : 18 Der Vorstandsvorsitzende der Metro Gruppe erklärt, vor welchen Umbrüchen der Handel steht – und wie Einsteiger davon profitieren. 22 23 Jung und erfolgreich bei: Sportscheck Paul Schmitt berichtet von seinem Karrierestart. 24 Die Liebe zu Lebensmitteln Marianne Altgeld absolviert ein Traineeprogramm bei Edeka und schildert ihren Arbeitsalltag sowie die vielen Stationen, die sie dabei durchläuft. Foto: Privat Foto: Fotolia/Christian Jung Foto: Fotolia/beermedia.de Aufsteigen Projekt Handzeichen Aufgestiegen zur stellvertretenden Filialleiterin Kristin Michael über ihren Weg nach oben bei Enterprise-Rent-A-Car. Das Gute liegt so nah Wie regionale Produkte auch in Supermärkten auf dem Vormarsch sind. Prof. Dr. Jörg Kühnapfel Handschriftliches von einem Ökonom, der Kosten-Nutzen-Rechnungen auch in Beziehungen anwendet. 26 28 Mehr als Schleifebinden Anabell Hohmann berichtet über ihren Arbeitsalltag in der Douglas-Parfümerie. 30 32 „Geht nicht? Geht doch!“ Im Interview beschreibt Sina Trinkwalder, wie ihr Modeunternehmen funktioniert: Hier arbeiten nur Mitarbeiter, die auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind. 34 Precycling – unverpackt und umweltfreundlich Im Blickpunkt: Läden, die ihre Waren ohne Verpackung anbieten. Work-Life-Balance 36 Ayurveda statt Caipirinha Eine Auszeit in der Ferne kann heilende Selbsterfahrung bieten. 40 Standard 01 01 02 04 06 Editorial Impressum Inhalt Inserenten Kurz + knapp Service 38 Firmenporträts karriereführer crossmedial Diese Ausgabe erscheint als: –>Printmedium –>iOS- und Android-App –>E-Paper Hinweise darauf finden Sie auch –>auf unserer Facebook-Fanpage –>auf unserem Twitter-Kanal –> auf unserer Google+-Seite Mehr dazu: www.karrierefuehrer.de 3 Fotos: Fotolia/Fiedels karriereführer handel 2014.2015 Inserenten ALDI GmbH & Co. KG Unternehmensgruppe ALDI SÜD IQB Career Services AG Jobware Online-Service GmbH 15 7 Kaufland U2 Lidl Personaldienstleistung GmbH & Co. KG U4 Peek&Cloppenburg KG Hamburg Süddeutsche Zeitung GmbH WiSo-Führungskräfte-Akademie (WFA) 4 5 13 U3 17 Kurz+ knapp karriereführer finanzdienstleistungen 2007/2008 Service von Christiane Martin Gehälter von Einkäufern Einer Gehaltsstudie des Düsseldorfer Consultingunternehmens Kloepfel zufolge verdienen Einkäufer in der Automobilzuliefererbranche mit durchschnittlich 65.306 Euro Jahresgehalt am meisten. Dahinter kommt der Healthcare-Bereich mit 64.300 Euro und der Sonderfahrzeugbau mit 63.750 Euro. Das niedrigste Durchschnittsgehalt lag mit 52.706 Euro bei Dienstleistungsunternehmen. Kloepfel hat für seine Studie im Juni 2014 insgesamt 794 Personen aus Deutschland, davon über die Hälfte Einkäufer und 40 Prozent Einkaufsleiter, befragt. Von den teilnehmenden Einkäufern war weniger als ein Fünftel weiblich. Hier sind die Gehaltsunterschiede von besonderem Interesse: So verdienen die befragten Einkäuferinnen im Schnitt 15 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen, auf das durchschnittliche Jahresgehalt gerechnet sind das 9.268 Euro. Den Gehaltsreport können Interessierte unter folgendem Link ohne Anmeldung herunterladen: www. kloepfel-consulting.com/gehaltsreport-2014 Aus Liebe zur Musik Seit 1977 versorgt der gut sortierte Laden „Michelle Records“ seine Kunden mit Musik. In der Hamburger Innenstadt bieten seine Inhaber Schallplatten und CDs an, bekannt ist des Geschäft aber vor allem wegen seiner Schaufensterkonzerte. Im März 2014 wurden sie jetzt mit dem Echo-Preis in der Kategorie „Handelspartner des Jahres“ ausgezeichnet. Michelle Records steigt damit in die Fußstapfen der Vorjahrespreisträger Amazon und iTunes. Auf die Frage, ob auch sie die Krise in der Musikindustrie spüren und schon mal schließen wollten, antworteten die beiden Inhaber im Spiegel-Interview: „Nein, nie. Aber die Jahre 2006 und 2007 waren schwierig. Da war klar, dass es nicht weiter absacken darf. Sonst hätte es sich nicht mehr gelohnt. Wir wussten aber, dass uns und unsere Kunden die Liebe zur Musik verbindet und dass es weitergehen musste. Wir haben dann Ideen wie unsere Schaufensterkonzerte entwickelt und einen Newsletterverteiler eingeführt.“ www.michelle-records.de Foto: Olaf Meyer E-Commerce-Boom – Berufsbilder im Wandel 6 Dass die Deutschen das Online-Shopping längst für sich entdeckt haben, beweisen Zahlen des Statistischen Bundesamts: Mit rund 45 Millionen Internetkäufern war 2013 etwa die Hälfte der Bevölkerung im Netz auf Einkaufsbummel. Kleidung gehörte dabei neben Sportartikeln zu den beliebtesten Artikeln. Kein Wunder also, dass sich dieser Boom des E-Commerce auch auf die Berufsbilder im sogenannten stationären Einzelhandel auswirkt. Beim Hamburger Modehaus Peek & Cloppenburg heißt es deshalb für alle Unternehmensbereiche, auch online zu denken. Neben der klassischen Kundenberatung in der Filiale kennen sich die Verkaufsmitarbeiter auch mit dem Angebot des Onlineshops aus, um ihren Kunden die Ware bei Bedarf ins Geschäft oder nach Hause bestellen zu können. Auch die Ausbildung hat das Unternehmen auf diese Veränderungen ausgerichtet. So werden zum Beispiel die Trainees nicht mehr nur für die klassischen Unternehmensbereiche Verkauf, Einkauf und Marketing ausgebildet, sondern auch für die neuen Omni-Channel-Positionen. www.jobware.de In fünf Minuten zum perfekten Anschreiben. Orthografisch korrekt. Formal perfekt. Kostenlos. EWER B H C I E R G L ERFO BEN! karriereführer handel 2014.2015 Die neuesten Trends in der Handelslogistik Warenströme 8 Foto: Fotolia/adisa steuern Logistikmanagement. Intelligente Logistik ist der Schlüssel für erfolg- reichen Handel. Die Unternehmen müssen heute nicht nur verschiedene Kanäle bespielen, sondern sie auch miteinander verknüpfen. Aufgabe der Logistikmanager ist es, die immer komplexer werdenden Warenströme zu steuern – und zwar effizient, nachhaltig und mit Blick auf die Qualität. Das ist eine große Herausforderung. Und eine spannende Karriereperspektive. 10 14 Top-Thema Logistik morgen – digital und innovativ Komplexe Prozesse und Kunden mit wachsenden Ansprüchen verlangen immer neue Konzepte in der Warenlieferung und -bereitstellung. Deshalb sind in der Handelsbranche Absolventen gefragt, die ein hohes Maß an Veränderungs- und Leistungsbereitschaft mitbringen. „Stellhebel für mehr Nachhaltigkeit“ Tchibo-Logistikchef Marc-Stephan Heinsen erklärt im Interview, wie es seinem Unternehmen gelingt, seinen Ansatz „Handeln mit Verantwortung“ umzusetzen. 9 Foto: Fotolia/lucadp karriereführer handel 2014.2015 Logistik morgen – digital und innovativ In Zukunft wird die Logistik der Handelsunternehmen noch stärker von IT-Konzepten und dem „Omni- Channel“-Vertrieb geprägt werden. Daher sucht die Branche verstärkt nach Nachwuchskräften, die syste- misch denken und Freude daran haben, neue Konzepte zu entwickeln. Von André Boße Der Gebäudekomplex war nicht preiswert, rund 140 Millionen Euro hat er gekostet. Mehr als 1700 Mitarbeiter sind hier tätig und sorgen dafür, dass die täglich auf bis zu 2500 Paletten angelieferte Ware dorthin kommt, wo sie später verkauft wird, nämlich in die rund 1500 Märkte der Drogeriekette dm. Der neue Logistikkomplex des Handelsunternehmens in Weilerswist bei Köln gehört zu den modernsten Verteilerzentren Europas. Für das Unternehmen bedeutete der Bau die bislang größte Investition der Geschichte – ein Schritt, der zeigt, wie wichtig der Handelsbranche das Thema Logistik ist. Und das vor allem aus zwei Gründen: zum einen, weil sich mit modernen und effizienten Abläufen Zeit und Geld sparen lässt; zum anderen, weil die Kunden heute einen deutlich höheren Anspruch an die Logistikkompetenz der Shops haben. Früher war es normal, dass eine Filiale ein Produkt auch mal nicht vorrätig hatte. Der Satz: „Wir hoffen auf die Lieferung Ende der Woche“ gehörte durchaus zum Standardrepertoire. Heute funktioniert der Handel anders: Wenn der Kunde etwas nicht sofort findet, geht er zur Konkurrenz – und wenn es diese lokal nicht gibt, wandert er ins Internet ab. Und zwar verstärkt auch bei Produkten wie Drogerieartikeln oder Lebensmitteln. Kunden mit Anspruch Aufgrund dieser Entwicklung steigt die Verantwortung der Logistikmanager 10 in den Unternehmen der Handelsbranche. Die Prozesse zur Steuerung der Waren werden immer komplexer, der Kunde immer anspruchsvoller. Hinzu kommen hohe Erwartungen an die Nachhaltigkeit der Logistik, die heute eben nicht nur effizient, sondern auch umweltschonend und fair organisiert werden muss. Auch dieses „grüne Denken“ wird vom Kunden verlangt, weshalb sich viele Handelsunternehmen die Nachhaltigkeit als einen wesentlichen Aspekt der Unternehmensstrategie auf die Fahne schreiben. Für Absolventen wird das Logistikmanagement in der Handelsbranche somit zu einem interessanten Einstiegsbereich: Es gibt viele Herausforderungen – und damit auch viele Chancen, Dinge anzustoßen und weiterzuentwickeln. Ausgezeichnete Perspektiven bieten Handelsunternehmen mit guter Wachstumsperspektive. Wie zum Beispiel dm: Für die Drogeriekette wird das neue Verteilerzentrum mit zuletzt mehr als 150 neu eröffneten Märkten pro Geschäftsjahr und einem Portfolio von derzeit rund 12.500 Produkten schon wieder zu klein. „Durch unseren schnellen Expansionskurs müssen wir unsere Kapazitäten in den bestehenden Verteilzentren erhöhen und, wie bereits im laufenden Geschäftsjahr geschehen, weitere in Betrieb nehmen“, sagt Christian Bodi, der als Geschäftsführer für das Ressort Logistik verantwortlich ist. Natürlich Foto: Fotolia/adisa Top-Thema steigt dadurch auch der Personalbedarf in diesem Bereich, wobei Bodi von Einsteigern ins Logistikmanagement erwartet, dass sie wie „verantwortliche Dienstleister“ denken und handeln. „Dabei kommt es weniger darauf an, ein Logistikexperte zu sein“, sagt der Geschäftsführer, „sondern vielmehr darauf, die gesamte Wertschöpfungskette vom Industriepartner bis hin zum Kunden zu begreifen und zu gestalten.“ IT-Trends in der Logistik Das funktioniert in modernen Logistikzentren natürlich längst nicht mehr so wie früher im Tante-Emma-Laden, wo alleine die Erfahrung zeigte, welche Produkte wann und wie häufig nachgefragt werden. Längst arbeiten die Logistikmanager mit moderner IT: „Innovative Software sowie leistungsstärkere Rechner und Datenbanken sorgen heute für eine hohe Vernetzung der Systeme“, beschreibt Christian Bodi die Herausforderungen. Darüber hinaus beobachtet der dm-Geschäftsführer den Trend einer weiteren Automatisierung im Bereich der Kommissionierung sowie immer flexiblere Produktionsabläufe. „Hier hilft in Zukunft die neue Verzahnung der Tätigkeiten von Menschen und Maschinen“, prognostiziert Bodi mit Blick auf die „Industrie 4.0“, in der sich über das „Internet der Dinge“ Maschinen vernetzen und miteinander kommunizieren. Mit „Big Data“ wird in naher Zukunft außerdem ein weiteres IT-Trendthema Einzug ins Logistikmanagement halten, wie Kay Schiebur, Chief Supply Chain Officer beim Großhandelsunternehmen Lekkerland, sagt: „Durch den Einsatz verbesserter IT-Lösungen werden wir in der Logistik verstärkt relevante Daten nutzen, um die Kundenbedürfnisse zu analysieren und auszuwerten.“ Das Großhandelsunternehmen mit Deutschlandsitz in Frechen bei Köln beliefert vor allem Kioske und Tankstellen-Shops und ist damit ein Handelsexperte für „ToGo“-Produkte – einen Bereich, der in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen hat. „Das Konsumverhalten der Menschen hat sich geändert“, erläutert Schiebur. „Konsumenten wünschen sich verstärkt auch unterwegs frische Produkte, und die Erwartungshaltung in Bezug auf die Qualität nimmt ständig zu.“ Zum Beispiel wünschen Endkunden sich heute auch in Tankstellen Back-Shops mit frischen Brötchen oder Kaffeespezialitäten, früher eindeutig Domänen von Bäckereien und Cafés. Logistik Die Logistik gehört zu den heimlichen Motoren der deutschen Wirtschaft. „Es ist weitgehend unbekannt, dass die Logistik – gemessen am Umsatz – der drittgrößte Wirtschaftsbereich in Deutschland ist. Etwa die Hälfte der Leistung wird in den Logistikbereichen von Industrie und Handel erzeugt, die andere Hälfte bei den Logistikdienstleistern“, sagt Prof. Raimund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL), anlässlich des „Tages der Logistik“. Mit insgesamt 2,85 Millionen Beschäftigten erzielte der Wirtschaftsbereich im Jahr 2013 laut BVL-Pressemeldung rund 230 Milliarden Euro Umsatz – Tendenz steigend. Zum Vergleich: In der Autoindustrie finden laut Bundeswirtschaftsministerium deutlich weniger Menschen Beschäftigung, nämlich gut 756.000. Ein Lkw, drei Temperaturen Für Tankstellen und Kioske sind diese Geschäftsfelder eine gute Chance auf Mehreinnahmen. Für den Großhändler sind sie eine logistische Herausforderung. Um ihr gerecht zu werden, hat Lekkerland ein innovatives Konzept entwickelt und es „MultitemperaturLogistik“ genannt. „Unser Ausgangspunkt war, einen Mehrwert für unsere Kunden zu schaffen, indem wir den administrativen Aufwand bei der 11 karriereführer handel 2014.2015 Foto: Fotolia/adisa Top-Thema Info-Portal zu Studiengängen Ob Bachelor oder Master, ein MBA mit Logistikschwerpunkt oder ein dualer Studiengang: Das Internetportal logistik-studieren.de bündelt alle nötigen Informationen über relevante Hochschulabschlüsse. Zudem bietet das Portal Beschreibungen zu Jobprofilen für Logistikmanager, Erfahrungsberichte von Einsteigern, Stipendien und Fördermöglichkeiten sowie eine Übersicht über die Verdienstmöglichkeiten je nach Funktion und Abschluss. www.logistik-studieren.de 12 Anlieferung im Shop verringern“, sagt der Logistikleiter. Bislang war es üblich, dass für jede notwendige Lagertemperatur eigene Großhändler verantwortlich waren: jeweils einer für zum Beispiel ungekühlte Chips, gekühlten frischen Salat und tiefgekühlte Brötchen. Die Shopbetreiber mussten drei Bestellungen aufgeben, annehmen und prüfen. Die Innovation: Die Logistikexperten des Großhändlers haben spezielle Lkw konzipiert, die mit einer einzigen Fahrt Produkte aller Temperaturklassen transportieren können. „Wir sind hierbei einem interdisziplinären Ansatz gefolgt“, erklärt Kay Schiebur. „In die Entwicklung waren viele Bereiche von der Warendisposition und der Qualitätskontrolle über das Lager und den Transport bis hin zum Vertrieb involviert.“ Die Lkw-Aufbauten wurden zusammen mit einem externen Fahrzeugbauer entwickelt, die Abläufe und Vorrichtungen durch den TÜV zertifiziert. „Dabei haben wir besonderen Wert darauf gelegt, neben der externen Expertise auch unsere Fuhrparkleiter und Fahrer einzubinden“, so Schiebur. Hier wird deutlich: Logistik ist auch im IT-Zeitalter ein praktisches Geschäft, denn die Waren werden auch weiterhin von Menschen verpackt, geladen und transportiert. Logistikmanager müssen daher ein Verständnis für die Bedürfnisse und Kompetenzen ihrer Mitarbeiter haben, sonst erweist sich das auf dem Papier schöne neue Logistikkonzept in der Praxis schnell als wenig brauchbar. Transparenz ist ein Muss Während es für den Großhandel vor allem auf flexible und effiziente Logistik ankommt, steht die Textilbranche vor einer zusätzlichen Herausforderung: Seit einiger Zeit schaut ein Teil der Öffentlichkeit sehr genau hin, wo die Kleidungsstücke hergestellt wurden und welchen Weg sie von der Näherei in den Shop gegangen sind. Die logistische Herausforderung seiner Branche bringt Carsten Schmelting, Direktor des Bereichs Supply Chain Management des Hamburger Modekonzerns Tom Tailor, wie folgt auf den Punkt: „Schnelligkeit und Flexibilität zu geringen Kosten vor dem Hintergrund von Transparenz und Kontrolle des Warenstromes vom Ursprungsland bis zu Kunden.“ Integrierte IT-Systeme haben hier die Aufgabe, die Logistikwege offenzulegen. „Transparenz ist das Schlüsselwort. Das bedeutet, sein Handeln für alle sichtbar zu machen“, antwortet Schmelting auf die Frage, was die Logistik leisten kann, damit das Textilhandelsunternehmen Vertrauen beim Kunden gewinnt. Mit Blick auf die notwendigen Fähigkeiten der Absolventen für den Berufseinstieg nennt der Supply-ChainManagement-Experte Verständnis für die logistischen Grundlagen, also die organisatorischen Prozesse und Strukturen. „Zudem muss der Logistikmanager ein Controller sein, und zwar im Sinne von Planung, Kontrolle und Steuerung.“ Verstärkt suchen die Handelsunternehmen in der Logistik Anzeige zudem Nachwuchskräfte, die ein hohes Maß an Veränderungs- und Leistungsbereitschaft mitbringen. „Wir setzen auf Mitarbeiter, die bestehende Abläufe konsequent in Frage stellen“, sagt der LekkerlandLogistikverantwortliche Kay Schiebur. Nur so werde es möglich sein, die richtigen Antworten auf eine der wichtigsten Herausforderungen der Zukunft zu finden: auf den „Omni-Channel“-Vertrieb. Foto: Fotolia/pictoores Herausforderung „Omni-Channel“ Der Begriff beschreibt eine Weiterentwicklung des „Multi-Channel“-Handels. Ging es dabei vor allem darum, möglichst viele Kanäle zu bedienen, verlangt „Omni-Channel“ danach, diese so zu verknüpfen, dass der Kunde den Eindruck hat, es gebe einen großen Kanal mit sehr vielen Möglichkeiten. „Ein Beispiel ist ein Kiosk, der seine Produkte nicht nur stationär, sondern auch online verkauft und gleichzeitig die Möglichkeit bietet, als Abholstation für Online-Käufe zu fungieren“, beschreibt Kay Schiebur den Ansatz aus der Perspektive seiner Großhandelskunden. Shops werden dann zu „Touchpoints“, an denen verschiedene Absatzkanäle zu einem großen Kanal verschmelzen. Für die Endkunden ist das praktisch. Für die Shops ergeben sich Chancen für Mehreinnahmen. Und für die Logistik eine weitere spannende Herausforderung für die Zukunft. 13 karriereführer handel 2014.2015 Foto: Fotolia/peshkova Top-Thema „Stellhebel für mehr Nachhaltigkeit“ Das Hamburger Handelsunternehmen Tchibo hat für sein Projekt „Handeln mit Verantwortung“ den Nachhaltigkeitspreis Logistik 2013 gewonnen. Was diesen Ansatz aus- zeichnet und wie es gelingen kann, ein nachhaltiges Konzept mit Leben zu füllen, erklärt Tchibo-Logistikchef Marc-Stephan Heinsen im Interview. Die Fragen stellte André Boße. 14 Herr Heinsen, was zeichnet Ihr Logistikkonzept aus? Neben unserem Stammgeschäft mit Kaffee bieten wir wöchentlich wechselnde Non-Food-Produkte an. Kunden können ihre Mobilfunk- und Energieverträge bei uns abschließen, ihre nächste Reise buchen oder sich Blumen nach Hause liefern lassen. Grundsätzlich bieten wir diese Produkte – bis auf die Blumen – sowohl in unseren Filialen als auch im Internet sowie in den Verkaufsregalen unserer Lebensmittelpartner an. Diese Vielfalt an verschiedenen Sortimenten und Vertriebswegen definiert die Anforderungen an unsere Logistik. Wir müssen die Besonderheiten der Food-Logistik genauso gut erfüllen wie die bedarfsgerechte Aussteuerung der Non-Food-Produkte. Als weitere Komplexitätssteigerung beeinflussen die Anforderungen des Cross-Channel-Geschäfts unser Logistikkonzept, da wir über unsere diversen Kanäle alle Vertriebswege miteinander verknüpfen. Damit ist es dem Kunden zum Beispiel möglich, von zu Hause aus über das Internet eine Ware zur Abholung in eine Filiale zu bestellen – oder aber umgekehrt in einer Filiale via Tablet Artikel zu ordern, die wir ihm dann nach Hause liefern. Wie kann es gelingen, diese komplexe Logistik möglichst umweltfreundlich zu gestalten? Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil unserer Geschäftsstrategie, wobei die Logistik hier ein wichtiger Stellhebel ist. Klar, wir möchten Umsatz und Gewinn erzielen. Jedoch nicht auf Kosten der Umwelt und nicht zu Lasten der Menschen, die für unser und mit unserem Unternehmen arbeiten. Wesentliche Bestandteile einer nachhaltigen Logistik sind eine ressourcenschonende Beschaffung, effiziente Transportkonzepte sowie ein abgestimmtes Zusammenspiel der Vertriebswege. Entscheidend ist zudem, dass alle relevanten Unternehmensbereiche entlang der Wertschöpfungskette in das nachhaltige Konzept eingebunden werden. Deine Jobsuche: ungeahnte Möglichkeiten Bei uns dreht sich alles um deine berufliche Zukunft: Profitiere von unserem praktischen Online-Karriere-Portal! Triff auf unseren Karriere-Events viele attraktive Arbeitgeber! Informiere dich über interessante Stellenangebote! Hole dir nützliche Bewerbungstipps von Experten! Infos und Bewerbungsservice unter: www.iqb.de Join us on Facebook: /iqb.de karriereführer handel 2014.2015 Foto: Fotolia/peshkova Top-Thema Zur Person Marc-Stephan Heinsen ist Direktor für Supply Chain Management und Logistik beim Einzelhandelsunternehmen Tchibo. Neben dem Stammgeschäft mit Kaffee verkauft die Hamburger Firma unter anderem Konsumartikel – und zwar sowohl in eigenen Shops als auch in Verkaufsregalen in Supermärkten sowie über das Internet. Was bedeutet das konkret? Zum Beispiel denken wir schon bei der Konzeption eines neuen Produkts über die Größe der Verpackung nach. Bei diesen Überlegungen arbeiten die Produktentwicklung, das Marketing, der Einkauf und der Vertrieb zusammen. Konzipiert, priorisiert und gesteuert werden alle Maßnahmen zur Nachhaltigkeit in der Corporate-ResponsibilityFachabteilung, kurz CR. In jedem Fachbereich gibt es darüber hinaus Nachhaltigkeitsexperten, die mit den Kollegen der CR-Abteilung ein Tandem zu den jeweiligen Nachhaltigkeitsthemen bilden. Damit bündeln wir die Erfahrungen und Ideen der spezialisierten Nachhaltigkeitsmanager mit dem ExpertenKnow-how der Logistikmanager. Wie stellen Sie sicher, dass das ganze Logistiknetzwerk nach Ihrem Nachhaltigkeitsgrundsatz handeln? Die internen Fachabteilungen orientieren sich an zentralen Nachhaltigkeitsrichtlinien mit konkreten Jahreszielen. Externe Partner müssen schon im Ausschreibungsprozess besondere Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen. Dies gilt für Hersteller von Non-FoodProdukten genauso wie für Transportunternehmer. Und selbstverständlich kontrollieren wir stetig die Einhaltung der geforderten Nachhaltigkeitsanforderungen bei den Geschäftspartnern. Bei uns sind die Begriffe Vertrauen und Kontrolle eng miteinander verknüpft. Sie stehen nicht im Widerspruch, weil wir denken, dass Kontrollen kontinuierlich das Vertrauen bestätigen und Zielabweichungen transparent machen. 16 Welche Fähigkeiten sind für die Mitarbeiter in der Logistik wichtig? Es ist absehbar, dass die Anforderungen an Logistik weiter steigen werden. Dadurch bilden sich weitere spezifische Anforderungsprofile heraus. Das eine, allgemeingültige Zukunftsbild eines Logistikmanagers gibt es damit nicht mehr. Wir erwarten, dass in Zukunft spezialisierte Logistikmanager mit verschiedenen Rollenprofilen nachgefragt werden. Können Sie diese Rollenprofile konkretisieren? Zum Beispiel wird eine noch stärkere Verknüpfung von Logistik und IT stattfinden. Studiengänge wie IT-Logistik werden diese Lücke schließen, indem sie analytische Kompetenzen, IT-Knowhow sowie logistisches Prozesswissen verbinden. Zudem werden Logistikmanager gute Chancen haben, ihre Kompetenzen im Change Management sowie in der Prozessoptimierung globaler Wertschöpfungsketten einzubringen. Was raten Sie Absolventen für den Karriereeinstieg in die Logistik? Neben einer fundierten fachlichen Spezialisierung ist praktische Erfahrung das A und O. Praktika und Auslandsaufenthalte sind heute und in Zukunft von großer Bedeutung. Zudem ist es vorteilhaft, wenn Einsteiger es verstehen, in Prozessen zu denken, und eine gewisse Zahlenaffinität mitbringen. Ebenso wichtig sind Fremdsprachen. Foto: METRO AG karriereführer handel 2014.2015 Top-Manager Der Vorstandsvorsitzende der Metro Gruppe im Interview Olaf Koch Der Großhändler. Olaf Koch ist Vorstandsvorsitzender der Metro Gruppe, einem der größten Handelsunternehmen der Welt mit Marken wie Saturn, Media Markt und Kaufhof. Im Interview erzählt der 44-Jährige, vor welchen Umbrüchen der Handel steht, wie Einsteiger davon profitieren – und warum laute Rockmusik einen wichtigen Einfluss auf die Konzernstrategie hat. Die Fragen stellte André Boße. 18 Foto: METRO AG karriereführer handel 2014.2015 ” Top-Manager Herr Koch, wie bleibt man als Vorstandsvorsitzender eines großen Unternehmens authentisch? Wichtig ist, sich selber treu zu bleiben. Sich auch dann nicht zu verändern, wenn das berufliche Umfeld es erwartet, weil man eine neue Hierarchiestufe erreicht hat. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich versuche weiterhin, mir das Privileg der Normalität zu erhalten. Gelingt mir dies, dann fühle ich mich wohl. Und dann kann ich auch gegenüber unseren Mitarbeitern authentisch auftreten, weil sie merken, dass da kein Schauspieler auf die Bühne tritt, der sich hier und jetzt nahbar gibt – aber nachher wieder zu einer ganz anderen Persönlichkeit wird. Zum Privileg der Normalität gehört auch, dass Sie häufig selbst Auto fahren und dabei laute Rockmusik hören. Welche Musik hören Sie denn so? Derzeit läuft sehr häufig das Album der US-Band Walking Papers, eine sehr vielfältige Platte. Ich höre aber auch gerne Bands wie Monster Magnet, auch wenn es in deren Schaffen schon einige schwächere Phasen gab. Wenn es was Ruhigeres sein soll, greife ich zu The National, die eine Musik zum entspannten Dahinfahren spielen. Brauche ich dagegen einen Energieschub, höre ich Kasabian. Geben Ihnen diese Autofahrten mit Musik Inspiration für Ihre Arbeit? Durchaus. Auf dem Weg nach Hause fahre ich bis zu vier Stunden, da habe ich viel Zeit zum Sinnieren und Nachdenken. Einmal zum Beispiel habe ich die Band Royal Teeth gehört, die in einem ihrer Refrains singen: „Just Wichtig ist, sich selber treu zu bleiben. Sich auch dann nicht zu verändern, wenn das berufliche Umfeld es erwartet, weil man eine neue Hierarchiestufe erreicht hat.“ because we‘re growing up, it doesn‘t mean we‘ve had enough.“ Als ich das hörte, wurde mir klar: Das ist genau die Botschaft, die zum 50-jährigen Bestehen unserer Großhandelstochter Metro Cash & Carry passt: Wir werden 50 – sind aber immer noch jung und wild. Wir haben dazu mit unseren Mitarbeitern einen kleinen Clip gedreht, den man im Internet finden kann. Ist das eine coole Geste? Oder kann so eine Aktion mehr leisten? Ich denke, es war ein wichtiges Aufbruchsignal, gerade mit Blick auf unsere Cash-and-Carry-Märkte, bei denen wir vor notwendigen Umbrüchen stehen. Die Botschaft lautet: Leute, hört auf, den Kopf in den Sand zu stecken, wir haben hier ein tolles Geschäft – lasst uns was daraus machen, indem wir wieder mutiger und zuversichtlicher sind. Wir haben den Clip vor rund einem Jahr erstmals vorgestellt, und der Film funktioniert noch immer, weil er die Leute emotional packt. Ich bin davon überzeugt, dass Musik die Sinne öffnet. Ein guter Song mit einer klaren und nachvollziehbaren Botschaft besitzt viel Kraft, um Menschen zu motivieren. Gibt es etwas, was Manager von großen Musikerpersönlichkeiten wie Bruce Springsteen oder Mick Jagger lernen können? Das ist schwierig. Große Künstler sind irgendwann selber zu einer Marke geworden. Dieser Versuchung sollte man als Manager widerstehen, denn wer sich zu sehr um die eigene Vermarktung kümmert, schlägt einen falschen Weg ein. Man tut dann Dinge nur, um diese Marke weiter zu formen. Manager sind keine Stars. Manager sind Menschen, die für die Geschicke vieler anderer mitverantwortlich sind. Was raten Sie in dieser Hinsicht Einsteigern, die sich im Unternehmen ja zunächst einmal einen Namen machen müssen? Wer zum ersten Mal Verantwortung übernimmt, wird im Unternehmen bekannter und schärft sein Profil. Dagegen ist nichts zu sagen. Ich rate jungen Menschen aber davon ab, mit dem „Posen“ anzufangen – also eine Show zu machen, um besser rüberzukommen. Nun leben Künstler immer auch von der Geschichte, die sie zu erzählen haben. Mit Blick auf die Handelsbranche: Wie wichtig es für Ihr Unternehmen, Ihren Kunden eine Geschichte zu bieten? Das wird immer wichtiger. Der Handel ist nicht nur eine Funktion, sondern lebt immer stärker auch von den Emotionen. Die Aufgabe von Handelsunternehmen ist es daher, den Kunden nicht nur mit logischen Argumenten, sondern auch auf der Gefühlsebene zu vermitteln, warum es sinnvoll ist und Spaß macht, hier einzukaufen. Bei unseren Cash-&-Carry-Märkten ist die Geschichte schnell erzählt: Unser Ziel ist es, andere Unternehmer erfolgreich zu machen. Wir sind also Dienstleister im Sinne des Kunden. Das ist eine ganz andere Story als früher, als wir die große, internationale, mächtige Metro verkörpert haben. Heute sagen wir: Wir möchten nicht, dass der Kunde über unsere Größe staunt, sondern dass er mit uns – also seinem Servicepartner – „Hier sind frische Ideen von Absolventen gefragt. Wir sagen: Traut Euch, denn es gibt in diesen Zeiten eigentlich keine dumme Idee mehr.“ 20 Foto: METRO AG Welche Möglichkeiten bieten Sie jungen Nachwuchskräften, die sich bei diesem Wandel einbringen möchten? Es geht ja in vielen Bereichen darum, Herangehensweisen, die im privaten Leben schon erprobt sind, auch im Geschäftsumfeld zu etablieren. Zum Beispiel im Umgang mit dem Internet und sozialen Netzwerken. Wir bieten einen Innovationsbereich, der sich damit befasst, wie man den Handel der Zukunft gestalten kann. Generell haben jedoch alle Mitarbeiter die Möglichkeit, über verschiedene Kanäle und Formate Ideen und Wünsche einzubringen. Hier sind natürlich auch junge Menschen und frische Ideen von Absolventen gefragt. Wir sagen: Traut Euch, denn es gibt in diesen Zeiten eigentlich keine dumme Idee mehr. Zur Person Olaf Koch, geboren 1970 in Baden Soden am Taunus bei Frankfurt am Main, studierte BWL an der Berufsakademie Stuttgart. 1994 stieg er bei Daimler ein, wo er schnell als Führungskraft unter anderem im Bereich E-Commerce aufstieg. 2002 wurde er bei Daimler Mitglied der Geschäftsleitung der Mercedes Car Group und war verantwortlich für Finanzen, Controlling und Strategie. 2007 wechselte er als Managing Director zum Finanzinvestor Permira. Zur Metro Gruppe kam er 2009 zunächst als Finanzvorstand. Seit Januar 2012 ist Olaf Koch Vorstandsvorsitzender der Metro AG. Zum Unternehmen Die Metro Gruppe mit Stammsitz in Düsseldorf gehört zu den größten internationalen Handelsunternehmen mit weltweit rund 2200 Standorten in 31 Ländern in Europa und Asien sowie rund 250.000 Mitarbeitern, von denen rund 60 Prozent in Deutschland tätig sind. Die Gruppe verfügt über fünf Vertriebsmarken: Metro Cash & Carry ist weltweiter Marktführer im Selbstbedienungsgroßhandel, Media Markt und Saturn zählen europaweit zu den führenden Elektrofachmärkten. Hinzu kommen die Real-Warenhäuser sowie die Kaufhauskette Galeria Kaufhof. Foto: METRO AG Wie sieht das konkret aus? Es muss uns gelingen, bei allen unseren Vertriebsmarken dafür zu sorgen, dass der Kunde das Geschäft betritt und sich denkt: Wow, hier erhalte ich die beste Lösung für meine Bedürfnisse. Nehmen wir Media Markt, auch hier hieß es lange: Wir bieten die Vielfalt. Heute muss es heißen: Wir bieten die Vielfalt. Zu den besten Preisen. Und dazu noch die besten Innovationen, die der Markt hergibt. Wir müssen der Ort werden, an dem der Kunde die Dinge erleben kann, über die man in den Medien noch als Zukunftsvision spricht. Bei allen unseren Vertriebsmarken zentrieren wir uns also deutlicher auf den Kunden. Wir sehen erste Erfolge dieser neuen Strategie. Aber es gibt auch noch sehr viel zu tun. Foto: METRO AG eine enge Beziehung eingeht. Wir merken: Gelingt uns das, dann machen wir sehr gute Geschäfte. Also gilt es, die Idee des Handels weiterzudenken. 21 karriereführer handel 2014.2015 @ E-Mail für Dich Von: Sarah Leider Gesendet: 28. Oktober 2014 An: Studenten und Absolventen der Wirtschaftswissenschaften Betreff: Ein Traumberuf für Modeliebhaber Einsteigen Liebe Leserinnen, liebe Leser, mein Herz schlägt für Mode, seit ich denken kann. Daher stand mein Berufswunsch schon früh fest – ich wollte Mode für ein internationales Unternehmen einkaufen. Und heute bin ich dort angekommen: Nach meinem Bachelorstudium der Internationalen BWL und dem Master in Strategic Fashion Marketing in London arbeite ich seit rund zwei Jahren bei Zalando und kaufe Mode für unsere 15 internationalen Märkte ein. Zunächst habe ich mit meinem Bachelor-Schwerpunkt im Internationalen Management ein fundiertes Verständnis für wirtschaftswissenschaftliche Zusammenhänge erlangen können. Meine Leidenschaft für Mode hat mich dabei die ganze Zeit begleitet. Zum Abschluss meines Studiums schrieb ich schließlich meine Bachelorarbeit über die Ausgliederung von Eigenmarken in der Modebranche mit dem nächsten Ziel bereits fest vor Augen: einen spezialisierenden Master im Bereich Fashion zu absolvieren. Für meinen Master im Strategic Fashion Marketing zog es mich nach London – mit ausgefallenen Streetstyles und einem hohen Modebewusstsein ist das für mich eine der inspirierendsten Fashion-Metropolen. Mit meinem akademischen Background und Fremdsprachenkenntnissen bewarb ich mich nach meinem Studium bei Zalando und bin als Einkaufsassistentin eingestiegen. Von Anfang an bekam ich hier spannende Aufgaben und viel Verantwortung übertragen und konnte meine Leidenschaft für den Modehandel ausleben. Seit meiner Weiterentwicklung zum Junior Buyer habe ich bereits unterschiedliche Marken betreut und bin nun für die Sortimentsgestaltung und Budgetplanung der britischen Damen-Marken im Fast Fashion Team verantwortlich. Ich bleibe London damit treu und reise häufig in die Modemetropole, um mir die monatlichen Kollektionen anzuschauen und direkt vor Ort das beste Sortiment für unsere Kunden zusammenzustellen. Foto: Fotolia/Bartkowski Zurückblickend kann ich sagen, dass die Kombination aus BWL- und Modestudium für meine Entwicklung genau der richtige Schritt war. Denn als Einkäufer braucht man nicht nur einen ausgeprägten Modeinstinkt und tiefe Branchenkenntnisse, sondern muss auch ein gutes Zahlenverständnis und ausgeprägte analytische Fähigkeiten mitbringen. Neben dem Reisen verbringe ich viel Zeit damit, die Trends für unsere Kunden zu analysieren und zu übersetzen. Denn bei Zalando kaufe ich Mode für 15 europäische Märkte ein – natürlich ticken die Kunden unterschiedlich und wünschen sich somit auch unterschiedliche Stücke. Daher führen wir regelmäßig Trend- und Abverkaufsanalysen durch und stimmen unser Sortiment stark auf die Wünsche und Ansprüche unserer mehr als 13,5 Millionen Kunden ab. 22 Mein Tipp an alle Modeliebhaber und Analysefans: Wenn Ihr herausfinden möchtet, ob Ihr beide Kompetenzen vereint und für den Beruf als Einkäufer geschaffen seid, dann sammelt schon während des Studiums möglichst viele praktische Erfahrungen. Das hilft für den Einstieg in den künftigen Traumberuf. Viel Erfolg und Freude beim Berufseinstieg. Sarah Leider Junior Buyer Fast Fashion Zalando SE www.corporate.zalando.de karriereführer handel 2014.2015 Position: Junior Projektmanager Verkaufsförderung Stadt: München Foto: Sportscheck Name: Paul Schmitt Einsteigen Wer unterwegs zum Gipfel ist, braucht ein Basislager. Einen Ort, an dem man Energie tanken und Ressourcen erneuern kann und sein Ziel klar vor Augen hat. Dieser Slogan von Sportscheck stach mir auf der Suche nach einem Partner für mein duales Studium sofort ins Auge – und es fiel mir nicht schwer, mich für den Sportartikelhändler zu entscheiden. Nach Abitur und Zivildienst bereiste ich zunächst für drei Monate Singapur und Australien, bevor ich mein betriebswirtschaftliches duales Studium an der DHBW in Ravensburg startete. Später hatte ich noch die Möglichkeit, ein Auslandssemester an der kalifornischen Küste an der University of California in Santa Barbara zu absolvieren. In meinem letzten Studienjahr konnte ich mich sowohl im Studium als auch bei meinem Praxispartner in den Fachbereichen Marketing und Vertrieb spezialisieren. Ein großer Vorteil des dualen Studiums ist, dass man neben der Verknüpfung von praktischem und theoretischem Wissen auch bereits „einen Fuß in der Tür“ eines Unternehmens hat. Dieses hat nicht nur Geld in meine Ausbildung investiert, sondern man stand mir auch stets als Berater und Praxispartner zur Seite. So konnte ich mich direkt im Anschluss an mein Studium über eine Übernahme in ein unbefristetes Angestelltenverhältnis freuen und in der Abteilung, in der ich mich spezialisiert hatte, weiterarbeiten. tige mich mit allen frequenz- und umsatzsteigernden Themen in unseren Filialen. Ich kann mir meine Aufgaben selbst einteilen und mich somit auch frei entfalten. Wichtig ist, immer die Brücke zwischen Marketing und Vertrieb zu bauen: Zum einen sollen alle Maßnahmen kundenfreundlich und optisch attraktiv sein, zum anderen dürfen wirtschaftliche Faktoren wie Umsatz, Deckungsbeitrag und andere Kennzahlen nicht leiden. Neben der Planung, Entwicklung und Umsetzung von verschiedenen Werbemaßnahmen organisiere ich auch Sonderaktionen in unseren Filialen. Hierzu gehört neben Autogrammstunden mit Prominenten oder Events mit Lieferanten auch die Organisation aller Aktionen, die zur Eröffnung einer neuen Filiale gehören. Blicke ich auf mein erstes halbes Jahr im Beruf zurück, kann ich guten Gewissens sagen, dass ich bis dato mit meiner persönlichen und beruflichen Entwicklung sehr zufrieden bin. Ich hoffe, ich werde in Zukunft genauso wie in der Vergangenheit von meinem Arbeitgeber darin unterstützt, mich weiterzuentwickeln. Junge, gut ausgebildete Leute sind die Zukunft eines jeden Unternehmens. Foto: Sportscheck Jung und erfolgreich bei: Sportscheck Alter: 24 Jahre Schulab schluss: Abitur Studien gang: BW L – Hand der DHB el PLUS W in Ra an vensburg Abschlu sszeitpu nkt: Okt ober 20 13 Interess en: Sport sowie R eisen Beruflic hes Ziel: Fachlich sönliche e und p Weitere erntwicklu ng Seit Oktober verantworte ich meinen eigenen Themenbereich und beschäf- 23 Foto: Fotolia/yanlev karriereführer handel 2014.2015 Einsteigen Die Liebe zu Lebensmitteln Kopf: Marianne Altgeld, Foto: Edeka 26 Jahre, Trainee bei Edeka Marianne Altgeld hat unter anderem Ernährungswissenschaften studiert und absolviert jetzt ein Trainee programm bei Edeka. Sie schildert ihren Arbeitsalltag und die vielen Stationen, die sie durchläuft. Ich liebe Lebensmittel – das hat sich während meines Studiums an der Universität Bonn noch einmal bestätigt. Dort habe ich im Bachelorstudiengang Ernährungsund Lebensmittelwissenschaften und im Masterstudiengang Food and Resource Economics and Management studiert. Die Lebensmittelbranche hat mich mit ihren zahlreichen Warengruppen und Berufsfeldern einfach fasziniert. Mit Lebensmitteln hat jeder zu tun und das täglich. Es lag also nahe, meine theorethischen Kenntnisse in einem Praxissemester im Einkauf eines Lebensmitteleinzelhändlers weiter zu vertiefen. Da mir die Aufgaben sehr viel Spaß gemacht haben, hängte ich ein weiteres Semester als Werkstudentin dran. Spätestens danach war klar, wo die Reise nach dem Studium hingehen sollte:in den Einkauf. Bei meinen Recherchen stieß ich auf Edeka. Hier gefiel mir die Kombination von starkem Markengeschäft und breiten Eigenmarkensortimenten, was mir damals schon als perfekte Kombination erschien, um meine persönlichen Vorlieben beruflich auszuleben. Dieser Eindruck bestätigte sich schnell in ersten Telefonaten sowie dem Kennenlernen im Assessment Center vor Ort in Hamburg. Als ich dann ein Jobangebot von Edeka bekam, habe ich mit Freude zugesagt. Seit Oktober 2013 bin ich nun als Trainee im Einkauf der Hamburger Zentrale tätig. Den Übergang von der Theorie ins Berufsleben fand ich sehr spannend. Nach sechs Jahren Studium konnte ich es kaum abwarten, meine Kenntnisse aus Studium und 24 Praktika einzubringen. Die neuen Kollegen haben mich herzlich empfangen und mir den Start sehr leicht gemacht. Besonders gut fand ich, gleich ein eigenes Projekt zu übernehmen: Die Koordination einer Sortimentsarbeit im Cash-and-CarryBereich. Mit Unterstützung des zuständigen Einkäufers analysierte und bewertete ich drei Produktkategorien. Nach der Ausarbeitung konkreter Handlungsempfehlung durfte ich die Ergebnisse den Facheinkäufern aus dem Bereich Cash & Carry vorstellen. Zudem lernte ich die Arbeitsweise in der Zentrale, die Vernetzung mit den sieben regionalen Großhandelsbetrieben sowie die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern aus der Lebensmittelindustrie kennen. In den jeweiligen Bereichen unterstütze ich die Warenbereichsleiter und Einkäufer. Unter anderem führe ich Gespräche mit Lieferanten, entscheide über die Weiterentwicklung des Sortiments und setze mich intensiv mit den Warengruppen auseinander. Das Arbeiten mit Excel und den Warenwirtschaftssystemen gehört natürlich auch dazu. Das Traineeprogramm umfasst vier feste Trainingsmodule zu Teambuilding, Projektmanagement, Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung. Diese werden ergänzt durch Seminare und Lehrgänge, etwa zu den Themen Kommunikation oder Projektmanagement. Während der Traineezeit begleiten uns erfahrene Trainer und Coaches. Sie geben uns Feedback und fördern die persönliche Weiterentwicklung. Die internen Seminare stärken zudem den Zusammenhalt unter den Trainees. Die Entscheidung, meiner Liebe zu Lebensmitteln zu folgen und das Traineeprogramm in der Edeka-Zentrale zu beginnen, habe ich keinen Moment bereut. Hier wachse ich täglich an meinen Aufgaben und habe tolle berufliche Perspektiven. Als Trainee kann ich während des 18-monatigen Programms meinen Platz im Unternehmen finden. Ich bin gespannt, was das nächste halbe Jahr bringt. Mit Abschluss des Programms im März 2015 hoffe ich, eine abwechslungsreiche und erfüllende Position im Einkauf Food zu besetzen. Foto: Fotolia/Gresel Einen typischen Arbeitsalltag, im Sinne von Routine, habe ich bisher selten erlebt. Als Trainee durchlaufe ich verschiedene Geschäftseinheiten und wechsle etwa alle drei Monate die Abteilung. Der Einkauf Cash & Carry war meine erste Station, dann folgte eine Schnittstellenabteilung zu meinem Schwerpunkt Einkauf, die Abteilung Administration, Prozesse und Organisation. Nach den ersten sechs Monaten in der Zentrale hatte ich zudem die Möglichkeit, in einen der EdekaGroßhandelsbetriebe zu gehen sowie vier Wochen das Discountgeschäft bei Netto Markendiscount kennenzulernen. So werde ich immer wieder in neue Themen und Arbeitsfelder einbezogen. Außerdem laufen viele Projekte parallel. Das sorgt für Abwechslung und Vielfalt. Redaktionstipp: Traineeprogramme Viele Unternehmen bieten Traineeoder Graduate-Programme an. Sie richten sich an Hochschulabsolventen und dauern in der Regel zwischen 12 und 24 Monaten. Die Trainees durchlaufen in dieser Zeit spezielle Förderprogramme und arbeiten in den Unternehmen in den unterschiedlichsten Abteilungen. Informationen und auch Angebote zu Traineeprogrammen halten zahlreiche Internetportale bereit, zum Beispiel: www.trainee-gefluester.de. 25 Foto: SXC karriereführer handel 2014.2015 Aufsteigen Aufgestiegen zur stellvertretenden Ein Erfahrungsbericht von Kristin Michael, 30 Jahre Wirtschaftswissenschaftliches Studium eingestiegen 2012 als Management-Trainee aufgestiegen 2014 zur stellvertretenden Filialleiterin 26 Foto: Fotolia/beermedia.de bei Enterprise-Rent-A-Car Filialleiterin Vor meinem dualen Studium der Wirtschaftswissenschaften mit der Spezialisierung Event- und Sportmanagement und auch währenddessen habe ich bereits Erfahrungen in verschiedenen Berufsfeldern gesammelt: Ich war sechs Jahre Zeitsoldatin bei der Bundeswehr, habe ein halbes Jahr in einer Eventagentur gearbeitet und ebenso lang in der Geschäftsführung eines Breitensportvereins. Ich habe während dieser Stationen wichtige Erfahrungen gesammelt, aber auch festgestellt, dass ich mir keinen dieser Jobs langfristig vorstellen kann. Ich dachte mir also nach meinem Studium, dass der Bereich der Wirtschaftswissenschaften ja so breit gefächert ist, dass ich nun ein Berufsfeld wählen kann, indem ich mich in vielen unterschiedlichen Gebieten bewege und einen abwechslungsreichen und spannenden Arbeitsalltag habe. Ich suchte also nach Jobangeboten, die zum einen zu meinen bisherigen Qualifikationen passten und zum anderen ein vielseitiges Tätigkeitsfeld boten. In diesem Zusammenhang bin ich beim Stöbern in den unterschiedlichsten Internet-Jobbörsen auf das Management-Trainee-Programm von Enterpri- se-Rent-A-Car aufmerksam geworden. Die generalistische Ausbildung mit der Mischung aus Marketing und Vertrieb, der operativen Planung und den guten Karrierechancen waren genau das, was ich mir gewünscht hatte. Ich bin sehr ehrgeizig und sah in dem Traineeprogramm die Möglichkeit, durch meine eigene Leistung und Arbeit meine Ziele zu erreichen. Nach meiner Onlinebewerbung folgten innerhalb weniger Wochen ein Telefon interview, der erste Filialbesuch und der Assessment-Tag – bevor endlich der ersehnte Anruf mit der Zusage kam, dass ich zum Oktober 2012, direkt im Anschluss an mein Studium, mein Traineeprogramm beginnen darf. Nach einer Orientierungsphase mit verschiedenen Trainingskursen ging es dann in die Filiale in Chemnitz, für die ich für den Beginn meines Programms eingeteilt war. Vom ersten Arbeitstag an konnte ich im neuen Job durchstarten. Ich wurde sofort ins Team integriert und begann bereits ab dem zweiten Tag Stück für Stück die ersten Aufgaben weitgehend selbstständig zu erfüllen. Natürlich stand mir das gesamte Team mit Rat und Tat zur Seite und ich hatte Foto: Enterpriese Kristin Michael arbeitet seit 20 Monaten im Unternehmen und ist seit zwei Monaten stellvertretende Filialleiterin. Studiert hat sie Wirtschaftswissenschaften. „Befördert zum Management-Assistant hieß es für mich, auf den bisherigen Leistungen aufzubauen und den nächsten Karriereschritt zur stellvertretenden Filialleiterin bzw. zum Assistant-Manager ins Auge zu fassen.“ immer jemanden, an den ich mich mit meinen 1000 Fragen wenden konnte. Ich hatte sehr schnell das Gefühl, eine Hilfe für alle zu sein und das Team zu bereichern. In der ersten Woche legte mein Filialleiter gemeinsam mit mir die Termine für die einzelnen Stufen des Traineeprogramms fest, wir setzten Ziele und besprachen sowohl meine Erwartungen als auch die Erwartungen an mich als neues Teammitglied. Die ersten Wochen waren sehr spannend und herausfordernd. Der Umgang mit unbekannten Computersystemen bei direktem Kundenkontakt, die Einführung in den Bereich des Sales und Marketing und die Aufgaben im Backoffice – all das war neu für mich und bot mir die Gelegenheit, in kürzester Zeit enorm viel zu lernen. Mein Einsatz wurde stets belohnt und somit durfte ich, ausgestattet mit den ersten Erfahrungen, schon nach zwei Monaten die Verantwortung einer kleinen Zweigstelle der Filiale übernehmen. Gestärkt durch die ersten Erfolge im Sales- und Marketingbereich führte mich mein Karriereweg im März 2013 weiter in eine unserer Filialen nach Dresden, wo ich mit überdurchschnittlichen Verkaufsleistungen und regelmäßigen Marketingerfolgen überzeugen konnte. Ich war vor Beginn des Traineeprogramms immer der Ansicht, dass mich der Sales-Bereich vor die größten Herausforderungen stellen würde. Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch, allerdings hatte ich schlichtweg keine Erfahrungen im Verkauf. Das Traineeprogramm und die Unterstützung des Unternehmens haben mir sehr dabei geholfen, meine anfänglichen Unsicherheiten abzulegen. Außerdem machte ich mir die Erfahrungen und Erfolge meiner Kollegen zum Vorbild und konnte so meine Leistungen kontinuierlich verbessern – sogar so weit, dass ich heute zu einer der Erfolgreichsten auf meiner Karrierestufe in diesem Gebiet gehöre. Gemäß des Plans durchschritt ich nach und nach die einzelnen Stufen des Traineeprogramms, übernahm weitere Aufgaben und damit auch mehr Verantwortung. Als ich krankheitsbedingt für zwei Monate ausfiel, befürchtete ich zunächst einen Rückschlag. Meine Sorge blieb allerdings unbegründet und durch die Unterstützung aller Teammitglieder konnte ich nicht nur sehr schnell die mir verloren gegangene Zeit aufholen, sondern schon kurze Zeit nach meiner Rückkehr erfolgreich die Abschlussprüfung des Trainneeprogramms absolvieren. Befördert zum Management-Assistant hieß es für mich, auf den bisherigen Leistungen aufzubauen und den nächsten Karriereschritt zur stellvertretenden Filialleiterin bzw. zum Assistant-Manager ins Auge zu fassen. Was das bedeu- tet? Konsequent weiter die gesteckten Ziele zu erfüllen und proaktiv dazu beitragen, das eigene Team und die Filiale voranzubringen. Bei Enterprise gleicht kein Tag dem anderen, was vor allem mit dem engen Kundenkontakt zusammenhängt. Das macht viel Spaß, birgt aber natürlich Herausforderungen, kann durchaus auch mal anstrengend sein und erfordert viel Flexibilität sowie absolute Kundenorientierung. Einer der Unternehmensgrundsätze lautet „Wir arbeiten hart und belohnen harte Arbeit“ und das trifft auch zu. Was ich bisher bei all meinen Stationen feststellen konnte ist, dass sich alle Teammitglieder gegenseitig motivieren und auf dem Karriereweg anspornen. Durch meine weiter konsequent guten Leistungen und die tolle Unterstützung meiner Kollegen konnte ich mich nach fünf Monaten als ManagementAssistant auf die Ausschreibungen für eine Stelle als Assistant-Manager in Berlin oder in Leipzig bewerben. Nach insgesamt nur 18 Monaten bei Enterprise-Rent-A-Car wurde ich zur stellvertretenden Filialleiterin in Leipzig befördert und bin selbst sehr glücklich, diesen Weg gewählt zu haben. Ich freue mich auf tolle zukünftige Karrieremöglichkeiten und bin im Zuge unserer europäischen Expansion gespannt, was die Zukunft für mich bereit hält. 27 karriereführer handel 2014.2015 Foto: Fotolia/Africa Studio Aufsteigen Mehr als Schleifebinden Anabell Hohmann, 24 Jahre, hat ein duales Studium bei der Douglas Holding absolviert. Heute arbeitet sie in der Parfümerie im Bereich Einkaufsservices. „Darf ich Ihnen den Duft als Geschenk verpacken?“ Dieser Satz beschreibt meinen Start bei Douglas sehr treffend. Während der Oberstufe arbeitete ich an den Wochenenden und im Weihnachtsgeschäft als „Verpackungsfee“ in einer Iserlohner Filiale des Parfümerieunternehmens. Das Zupfen der traditionellen Douglas-Schleife, welches mir als Kind wie ein großes Mysterium vorkam, beherrsche ich heute nach zahlreich verpackten Geschenken aus dem Effeff. Außerdem erhielt ich im Rahmen meiner Aushilfstätigkeiten einen guten Einblick in die Prozesse eines Handelsunternehmens, und ich konnte mich über das Verpacken hinaus auch im Verkauf ausprobieren. Spätestens nach meinem ersten Weihnachtsgeschäft wusste ich, dass ich zukünftig in der Kosmetik- und Parfümbranche arbeiten wollte. Der Ansturm auf die Innenstädte ist in dieser Zeit enorm, und jeder sucht nach besonderen Geschenken für Familie und Freunde. Es war schön, den Kunden bei der Suche unterstützen zu können und zu sehen, dass so viele Menschen die Begeisterung für unsere Produkte teilen. Zu meinem Glück ergab sich nach meinem Abitur die Möglichkeit ein duales Studium bei der Douglas Holding zu beginnen. Das praxisorientierte 28 Studienkonzept besteht aus einer Ausbildung als Groß- und Außenhandelskauffrau und aus dem Studiengang Handelsmanagement an der EUFH (Europäische Fachhochschule) in Brühl. In abwechselnden Theorie- und Praxisblöcken durchlief ich diverse Abteilungen in den unterschiedlichen Sparten der Holding. So erhielt ich in den Praxisphasen beispielsweise einen Einblick in das Marketing von Christ, in die Buchhaltung von Thalia oder auch in die Logistikprozesse von Douglas. Auf Reisen in Deutschland Jede der Stationen war sehr lehrreich und interessant, mir jedoch nicht „vertriebsnah“ genug, und so wurde mir von meiner Ausbildungsleitung das Projekt „Regalplatzoptimierung“ vorgestellt. Im Zuge des Projektes reiste ich mit dem Projektteam durch Deutschland und räumte jeweils innerhalb von einigen Tagen die Regale des Duft- und Pflegebereichs um. Eine tolle Zeit, in der ich viel Neues gelernt habe. Nach meinem Studium blieb ich bei Douglas. Ich arbeite heute im Bereich Einkaufsservices und verantworte das Thema Regalplatzierungsoptimierung, welches nun fester Bestandteil des Einkaufsprozess ist. Aber was bedeutet Regalplatzierungsoptimierung Foto: Douglas Anabell Hohmann, 24 Jahre, beherrscht heute das Zupfen der Douglas-Schleife aus dem Effeff – und vieles mehr. Seit 2011 arbeitet sie bei der Parfümerie. eigentlich? Aufgrund der großen Vielfalt unserer Produkte ist eine logische Strukturierung der Regale notwendig. Bei der Regalplatzoptimierung betrachte ich die unterschiedlichen Sortimentsteile einer Filiale und platziere die Duftlinien so, dass der Kunde das gewünschte Produkt eigenständig im Regal findet. Dazu nutze ich Kennzahlen wie Umsätze und Absätze von Produkten sowie Erkenntnisse zum Kaufverhalten aus Marktforschungen. Beispielsweise suchen Kunden beim Betreten eines Geschäftes nach Anhaltspunkten, an denen sie sich orientieren können. Dieser Anhaltspunkt ist oftmals der Duft, der bereits bei ihnen im Bad steht. Mit dieser Erkenntnis platziere ich Marken mit einer hohen Bekanntheit zu Beginn der Duftabteilung und stelle sicher, dass ich einen ersten Orientierungspunkt für den Kunden setze. Wissen weitergeben Im Gegensatz zu früher bereise ich nicht mehr so regelmäßig Filialen, sondern erstelle gemeinsam mit meinem Team sogenannte Planogramme, die von den Mitarbeitern in den Filialen umgesetzt werden. Natürlich versuche ich so oft wie möglich, Filialen zu besuchen, um direkt vor Ort zu optimieren, denn vom Schreibtisch aus lässt sich nicht immer alles planen. Neben der Erstellung der Planogramme verfasse ich Schulungsunterlagen und unterrichte das Thema Regalplatzierung im Vertrieb. Eine Multiplikation des Wissens ist wichtig, da die Parfüm- und Kosmetikbranche immer häufiger Neuheiten lanciert, sodass die Regalplatzierung der Filialen mit jeder neuen Duftlinie angepasst werden muss. Bei uns zu Hause ist es ja nicht anders: Wir haben nur beschränkt Platz im Schrank, das heißt, wenn wir eine neue Bluse kaufen, müssen wir diese unterbringen und dafür eine abgetragene Bluse zu den Altkleidern geben. Da die Regalplatzoptimierung nie Inhalt einer meiner Vorlesungen an der Uni war und nur ein Teilprozess eines großen Ganzen ist, machte ich im Rahmen eines Weiterbildungsangebots meines Arbeitgebers die Zertifizierung zur Category Managerin an der GS1 Academy und wurde in ein internes Nachwuchsförderungsprogramm aufgenommen. Teamgeist ist gefragt Wer bei uns anfangen möchte, sollte sich bewusst sein, dass wir ein stark service- und erlebnisorientiertes Lifestyleunternehmen sind. Dadurch ist meiner Meinung nach eine Affinität für Kosmetik und/oder Parfüm sowie Kundenorientierung in vielen Tätigkeitsbereichen unumgänglich. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Arbeit ist die Teamfähigkeit. Dies mag zwar in jeder Stellenausschreibung als Standardvoraussetzung genannt werden, öffnet einem aber auch bei uns die eine oder andere Tür. Nach einem Studium profitieren Einsteiger am meisten von dem Wissen, das Kollegen mit ihnen teilen. Buchtipp der Redaktion Thorsten Turrek: Category Management im MultiChannel-Retailing: Marketing und Marktverhalten. VDM Verlag Dr. Müller 2008. ISBN 978-3836473552. 49 Euro Es ist heute wichtiger denn je, individuell auf den Kunden einzugehen und seine Bedürfnisse umfassend zu befriedigen. Für den Einzelhandel ist es von hoher Bedeutung diesen aktuellen Trend nicht zu verpassen. Das Category Management bildet hier unter den Gesichtpunkten moderner Marketingerkenntnisse eine Strategie, die versucht diverse Produkte im Zusammenhang mit anderen Waren zu kombinieren. Die Gestaltung, Anordnung und die Auswahl der Nachbarprodukte spielt eine übergeordnete Rolle. 29 karriereführer handel 2014.2015 Das Gute Regional heißt der neue Trend –Lebensmittel, die nicht aus fernen Ländern kommen, sondern frisch vom Bauern aus der Gegend erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Ob im Supermarkt oder im Internet – der Markt für regionale Produkte wächst. 30 Foto: Fotolia/Pavel Timofeev Von Christiane Martin liegt so nah Äpfel aus Neuseeland, Möhren aus Israel und Trauben aus Südafrika – längst ist die Globalisierung auf unseren Lebensmittelmärkten angekommen. Doch was uns einerseits ein breites Warenangebot zu jeder Jahreszeit beschert, führt andererseits zu immer weniger Transparenz. Und so stellen die Verbraucherzentralen in ihren Befragungen immer häufiger fest, dass Kunden vom Überangebot verunsichert sind und ein neuer Trend an Fahrt gewinnt: die Liebe zur Regionalität. Auch eine 2013 erschienene Studie der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) konstatiert, dass Regionalität „in“ ist und die latente Sehnsucht älterer wie jüngerer Konsumenten nach Überschaubarkeit und Vertrauen stillt. Umkreis von 50 Kilometern Große Lebensmittelhändler haben sich diesen Kundenwünsche inzwischen angepasst und bieten vermehrt regional und lokal erzeugte Waren an. Diese erfreuen sich dabei weitaus größerer Beliebtheit als die Bioprodukte. Rewe hat bereits 2012 seine Eigenmarke „Rewe Regional“ geschaffen, deren Sortiment je nach Saison 10 bis 40 Obstund Gemüsesorten umfasst. Diese kommen in der Erntezeit zwischen Mai und November von regionalen Anbaubetrieben in Deutschland und werden im Supermarkt der jeweiligen Gegend verkauft. „Die Resonanz der Kunden auf die Regional-Eigenmarke ist sehr positiv, und die Umsätze mit den Produkten sind sukzessive und deutlich gestiegen“, erklärt Thomas Bonrath, Pressereferent bei Rewe. Die an den Waren ausgewiesene Region sei entweder das Bundesland, eine traditionelle Gegend wie das Münsterland oder die topografische Region wie beispielsweise der Niederrhein. „Die Deklaration auf der Verpackung und der Text unter dem Produktnamen zeigen an, aus welcher Region das Produkt kommt. Die Erzeugerstrukturen sind dabei so dicht angelegt, dass das Regional-Produkt im jeweiligen Markt in aller Regel aus einem Umkreis von rund 50 Kilometern stammt“, so Thomas Bonrath weiter. Ein Regionalpartner in NRW ist beispielswiese der Familienbetrieb Holthausen in Nettetal am Niederrhein. In dritter Generation geführt werden hier auf rund 150 Hektar Lauch, Zwiebeln und Kartoffeln angebaut. „Diese Betriebe profitieren von einer Absatz- und Preissicherheit, außerdem unterstützen wir je nach Ernteverlauf variabel mit Preisaktionen den Abverkauf. Im Gegenzug nehmen wir Einfluss auf Sorten und Anbaubedingungen und damit auf die Qualität“, erklärt Thomas Bonrath. Gute Chancen für Start-ups Doch nicht nur in den Supermarktregalen finden sich die Produkte aus der Foto: Fotolia/fotoman Projekt Foto: Fotolia/Christian Jung Kennzeichnung regionaler Lebensmittel Heimat. Zunehmend wird auch die Direktvermarktung über das Internet gefördert. Plattformen wie www.bauersucht-koch.de bringen ländliche Erzeuger mit Hoteliers und Gastronomen aus der Region zusammen. Für junge Absolventen, die auf der Suche nach einer Geschäftsidee für ein eigenes Start-up sind, bieten sich hier gute Chancen. So hat ein Cottbuser Gründer-Trio für Landmarkt Brandenburg, einen Onlinemarkt für regionale Lebensmittel, einen Preis der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus für den besten Businessplan erhalten. Seit Oktober 2013 können Erzeuger aus Brandenburg hier kostenlos ihre aktuellen Produktangebote online stellen und Gastronomen und Einzelhändler aus der Nähe diese bestellen. Alle Marktplatzteilnehmer können dabei ihr Unternehmen anschaulich präsentieren, bei Bedarf wird sogar die passende Logistik vermittelt, wird auf der Internetseite versprochen. Eine etwas andere Herangehensweise verfolgen die sogenannten Foodkoops. Hier schließen sich Verbraucher und Erzeuger direkt zusammen. Eine Gruppe von Personen oder Haushalten kauft gemeinsam bei einem Bauern seine Lebensmittel, die meist in einem bestimmten Rhythmus in die Stadt geliefert werden. Aber auch eine Art Abonnement erfreut sich immer größerer Beliebtheit. Hinter Bezeichnung wie „Gemüsekiste“ oder „Gemüsetüte“ verbergen sich Lieferservices von frischen und meist regionalen Bioprodukten. Kennzeichnung ist wichtig Doch egal ob im Supermarktregal, im Internet oder beim Gemüse-Abo – wichtig ist zu definieren, was überhaupt „aus der Region“ bedeutet. Die Verbraucherzentrale NRW beklagt auf ihrer Website, dass für die Kennzeichnung und Werbung von Lebensmitteln durch Hersteller oder Händler häufig Begriffe wie „Region“, „Nähe“ und „Heimat“ verwendet werden, ohne dass ein konkretes geografisches Gebiet ausgewiesen wird. Inzwischen herrsche auf dem Markt eine unüberschaubare Vielfalt regionaler Werbebegriffe und Zeichen, die Regionalität suggerieren, aber keine oder nur eine unklare regionale Herkunft ausweisen. Dem entgegenwirken soll ein neues bundesweites Siegel, dass es seit Januar 2014 gibt: das Regionalfenster (siehe Randspalte). Die Deklaration ist freiwillig, wird aber als wichtiger Impuls für eine europaweit verpflichtende Kennzeichnung gesehen – was einmal mehr beweist, dass das Thema „Regionalität“ weiter im Trend bleibt und somit auch relevant für Absolventen, die im Lebensmittelhandel einsteigen wollen. Seit Januar 2014 gibt es das „Regionalfenster“, das eine bundesweit einheitliche Kennzeichnung regionaler Produkte ermöglicht und Auskunft darüber gibt, aus welcher Region Rohstoffe stammen und wo die Verarbeitung erfolgt ist. Das Siegel wurde vom Trägerverein Regionalfenster e. V. konzipiert, dessen Mitglieder aus der Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung, dem ökologischen Landbau, dem Handwerk, dem Lebensmittelhandel und aus dem Bereich der Regionalinitiativen kommen. www.regionalfenster.de Linktipp Regionaler geht es nicht: Tomatenretter werden und die Patenschaft für ein Stück Land übernehmen, auf dem eine alte Tomatensorte wächst. www.tomatenretter.de 31 Foto: Fotolia/Africa Studio karriereführer handel 2014.2015 Interview Projekt Sina Trinkwalder : Geht nicht? Geht doch!“ Sina Trinkwalder führt in Augsburg das Modeunternehmen Manomama. Eine erfolgreiche Han- delsfirma – aber auch eine ungewöhnliche: Die 36-Jährige stellt nur Mitarbeiter ein, die auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind. Die Kernwerte des Unternehmens sind Wertschätzung und Werthaltigkeit. Warum die Inhaberin findet, dass Arbeit Spaß machen sollte und weshalb sie das Aufräumen der Küche für einen guten Test für Handels talente hält, erzählt sie im Interview. Die Fragen stellte André Boße Frau Trinkwalder, wie sehen Sie die Wirtschaft in einigen Jahren? Die Zeit der traditionellen Wirtschaft läuft ab. Wir werden bald keine Hierarchien mehr haben. Was zählt, sind Kompetenzen. Wobei eine Kompetenz eine große Rolle spielen wird, die sehr vielen Managern abhandengekommen ist, nämlich die Empathie. Schließlich wird Spitzenkräften in den Unternehmen immer wieder eingetrichtert: Entscheidend ist, dass die Zahlen stimmen, die Menschen sind egal. Hoffen Sie auf die Generation Y, der man ja nachsagt, auf andere Dinge Wert zu legen als auf die übliche Karriere? Ich bin skeptisch, weil ich nicht sehe, dass diese Generation bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Stattdessen werden dünne Bretter gebohrt, und es wird betont, wie wichtig die Freizeit ist. Schön und gut, aber darum geht es nicht, wenn man etwas erreichen möchte. Dann muss man doch darüber nachdenken, wie man am schnellsten Dinge verwirklichen kann. Wie war das bei Ihnen? Ich habe mit 13 angefangen, für die Zeitung zu schreiben. Nach dem Abi- 32 tur führte mein erster Weg zum Amt, um mir den Gewerbeschein für meine Werbeagentur zu holen. Wenn die anderen in der Disko waren, habe ich Nachtschichten geschoben. Mir hat das Spaß gemacht. Die Generation Y sollte aufhören, die Arbeit als etwas Schlechtes zu sehen. Arbeit kann auch Spaß machen. Man muss sich nur die richtige aussuchen. Was ist denn richtige Arbeit? Eine, mit der ich etwas positiv bewege. Und zwar nicht für mich, sondern für andere. Es bringt ja nun nichts, Dinge doof zu finden, sich zu empören – aber nichts dafür zu tun, dass sich diese Dinge ändern. Wunder geschehen nicht. Wunder muss man selber machen. Haben Sie Rückschläge erlebt? Und ob, ich musste oft bluten. Vor allem zu Beginn meiner Unternehmerkarriere habe ich einige falsche Entscheidungen getroffen. Und dann? Aufstehen, Krone richten, weitergehen. Und eben nicht sagen: „So ein Mist, ich lasse es lieber.“ Nein! Jetzt erst recht – und zwar besser! Foto: Stefan Puchner Was halten Sie davon, dass Ketten Erfolge feiern, die nicht viel mit den Begriffen Wertschätzung und Werthaltigkeit zu tun haben? Ich schimpfe nicht über deren Kunden, weil ich von einer Konsumgeneration nicht erwarten darf, dass sie von heute auf morgen den sinnvollen Konsum für sich entdeckt und danach handelt. Auf der anderen Seite kaufen diejenigen, die sich als verantwortliche Konsumenten bezeichnen, ihre Klamotten nach irgendwelchen Nachhaltigkeitssiegeln, die nichts weiter als der kleinste gemeinsame Nenner der großen Industrie sind. Diese Siegel sollen das Gewissen beruhigen. Wer danach kauft, macht die Dinge aber nicht besser. Wie macht man es denn besser? Gehen Sie doch mal, bevor Sie einen Laden betreten, zu Ihrem Kleiderschrank und schauen Sie, ob Sie überhaupt etwas Neues brauchen. Moment, müssen Sie als Handelsunternehmerin nicht dafür sorgen, dass die Leute denken, Sie bräuchten ständig etwas Neues? Nein! Falsch! Es ist doch viel geiler, an 80 Millionen Deutsche eine Jeans zu verkaufen, die zehn Jahre hält, als an 100.000 Deutsche eine Jeans, bei der nach acht Wochen die Nähte kaputt gehen. Mit unseren Jeans schonen wir Ressourcen, verkaufen unsere Kunden nicht für dumm und sorgen dafür, dass die Mitarbeiter gerne Jeans nähen, weil sie eben keinen Mist herstellen. So einfach ist das. Warum setzt es sich nicht durch, wenn es so einfach ist? Weil alles, was einfach ist, nicht sein darf. Denn wohin dann mit den vielen Managern, Verwaltern und Beratern? Die müssten dann auch alle Jeans nähen. Wir haben 150 Mitarbeiter – aber nur eine halbe Stelle in der Verwaltung. Andere Mittelständler lachen darüber, aber uns reicht es. Und wir haben Erfolg: Wir schreiben schwarze Zahlen und sind als Unternehmen in den vergangenen drei Jahren zu einem Mittelständler gewachsen, finanziert mit 100 Prozent Eigenkapital und mit Mitarbeitern, die sonst keiner mehr haben wollte. Geht nicht? Geht doch! Angenommen ein Absolvent, der in den Handel einsteigen möchte, hat einen freien Tag vor sich. Wie kann er diesen mit Blick auf seine Laufbahn sinnvoll nutzen? Er sollte die Küche aufräumen. Alles Geschirr und Besteck raus aus den Regalen und neu ordnen. Dann sollte er seine Mutter anrufen und ihr sagen: Decke bitte mal den Tisch. Wenn dann die Mutter intuitiv alles findet, weil die Teller, Tassen, Untertassen und Kuchengabeln sinnvoll strukturiert angeordnet sind, dann ist dieser junge Mensch im Handel gut aufgehoben. Kommt die Mutter im Chaos nicht zurecht, sollte er sich einen neuen Tag frei nehmen – und es noch einmal probieren. Zur Person Sina Trinkwalder, geboren am 28. Januar 1978 in Augsburg, arbeitete schon als Schülerin für die Zeitung Augsburger Allgemeine und gründete kurz nach dem Abitur ihre eigene Werbeagentur. Ihr Politik- und BWL-Studium in München brach sie ab. 2010 gründete sie die Textilfirma Manomama, in der sie auf dem Arbeitsmarkt benachteiligte Menschen beschäftigt und ökosozial wirtschaftet. 2013 erschien ihr Buch „Wunder muss man selber machen. Wie ich die Wirtschaft auf den Kopf stelle“. Sina Trinkwalder ist ein gern gesehener Gast in politischen Talkshows, aber auch als engagierte Rednerin bei Kongressen und Unternehmensveranstaltungen. Sina Trinkwalder: Wunder muss man selber machen. Wie ich die Wirtschaft auf den Kopf stelle. Droemer 2013. ISBN 978-3426276150. 16,99 Euro „Wenn man etwas erreichen will, muss man darüber nachdenken, wie man am schnellsten Dinge verwirklichen kann. 33 Foto: Photocase/Jürgen W. karriereführer handel 2014.2015 Blickpunkt: Projekt Precycling – unverpackt und umweltfreundlich Wer täglich kocht und dazu verschiedene Zutaten benötigt, bemerkt schnell, wie viel Verpackungsmüll sich dabei ansammelt. Das muss nicht sein, dachten sich mehrere Gründer in Deutschland – und eröffneten Läden, in denen man Lebensmittel ohne Verpackung einkaufen kann. Von Sabine Olschner Läden ohne Verpackung Unverpackt in Kiel www.unverpackt-kiel.de Original Unverpackt in Berlin www.original-unverpackt.de Freikost in Bonn www.freikost.de Lunzers Maß-Greißlerei in Wien www.mass-greisslerei.at Eine weitere müllvermeidende Idee Die Franchise-Kette Kochhaus verkauft ihre Zutaten passend zu ihren Rezepten – immer nur so viel, wie für das Rezept notwendig ist. 34 Das Mehl wandert in die mitgebrachte Tupperdose, die Äpfel in den Jutesack, die Bonbons in die recycelbaren Papiertüten – so funktioniert Einkaufen in den verpackungslosen Geschäften. Die ersten gibt es bereits in Deutschland: Einer hat im Februar 2014 in Kiel eröffnet, ein weiterer im September in Berlin-Kreuzberg. Marie Delaperrière, BWLerin und Inhaberin des Kieler Unverpackt-Ladens, erklärt, wie sie auf die Idee gekommen ist: „Mich störten schon lange die vielen Plastikverpackungen nach dem Einkauf. Als ich dann ein Buch in die Hände bekam, in dem jemand davon berichtete, wie er ein Jahr lang keinen Müll produziert hat, war ich von der Idee fasziniert und machte mich auf die Suche nach passenden Lieferanten.“ Bei Marie Delaperrière gibt es auf rund 60 Quadratmetern über 300 Produkte: Getreide, Teigwaren, Hülsenfrüchte, Nüsse, Öle und Essig, Oliven, Knabbereien, Tee, Kaffee, Obst, Gemüse, Trockenfrüchte, Spirituosen, Süßwaren, Reinigungsmittel sowie Duschgel und Seifen. Die Produkte sind überwiegend biologisch und werden in Spendern oder anderen Behältern angeboten. „Leicht verderbliche Waren wie Fisch, Fleisch und Molkereiprodukte bieten wir derzeit noch nicht an, weil die Hygieneauflagen dafür zu hoch sind“, erklärt die 40-Jährige, die sich bei der Konzeption ihres Ladens eng mit den Gesundheitsbehörden abgestimmt hat. Kunden können ihre eigenen Mehrwegbehälter mitbringen oder diese im Geschäft kaufen. Hygienisch einwandfrei Ein ähnliches Prinzip verfolgen Sara Wolf und Milena Glimbovski, die vor Kurzem ihren Laden „Original Unverpackt“ in Berlin eröffnet haben: „Unsere Kunden können in unserem Laden Foto: Fotolia/Es75 Blickrichtung Precycling: Hierbei geht es darum, beim Einkauf erst gar keinen Müll entstehen zu lassen. Zum Einsatz kommen Dosen, Tüten, Flaschen, Schachteln, Gläser – immer wieder. Pfandbehälter kaufen, oder sie bringen ihre eigenen Schalen mit, die dann bei feuchten Produkten, wie etwa Käse, von unseren Mitarbeitern ausgewischt werden, damit sie hygienisch einwandfrei sind.“ Die Behälter kommen am Eingang auf eine Waage, sodass die Kunden wirklich nur den Inhalt zahlen. Dank eines spülmaschinenfesten Etiketts müssen die Behälter nicht immer wieder neu gewogen, sondern können mehrfach verwendet werden. Die 31-jährige Sara Wolf hat Internationale Beziehungen studiert, Milena Glimbovski, 24 Jahre alt, ist Mediengestalterin und Kommunikationswissenschaftlerin. Die beiden haben sich als Kolleginnen in einer Kommunikationsagentur kennengelernt und beim gemeinsamen Kochen immer wieder gemerkt, wie unsinnig die vielen Verpackungen beim Einkauf sind. Daraus entstand die Geschäftsidee, die sie seitdem voller Elan verfolgen. Das notwendige Kapital haben sie durch ein Crowdfunding-Projekt zusammenbekommen: 20.000 Euro war das Ziel – am Ende sind über 115.000 Euro zusammengekommen. „Das Ergebnis hat alle unsere Erwartungen übertroffen und zeigt, wie viele Leute sich eine Alternative zu dem Verpackungswahn wünschen“, erklärt Sara Wolf. Bewusste Standortwahl Den Standort Berlin-Kreuzberg haben die beiden bewusst gewählt, weil sie sich hier in guter Nachbarschaft befinden: Nebenan gibt es zum Beispiel einen veganen Burgerladen, und auch die Anwohner sind eher alternativ geprägt und daher von dem Konzept sehr angetan. Die Suche nach einem passenden Ladenlokal hat zwar lange gedauert, aber nun sind die beiden Gründerinnen mit ihrem Geschäft zufrieden. „Mittelfristig planen wir, noch weitere Läden zu eröffnen“, so Milena Glimbovski. Marie Delaperrière. „Wo Plastik unvermeidbar ist, achte ich darauf, dass es nicht auch noch überflüssige Überverpackungen gibt.“ Sara Wolf und Milena Glimbovski arbeiten am liebsten mit kleinen, regionalen Lieferanten zusammen. „Diese sind flexibler als Großlieferanten, ihre Produktionsprozesse auf unser Konzept anzupassen. Gemeinsam entwickeln wir Ideen, wie sich Einwegverpackungen vermeiden lassen.“ Die Preise in den verpackungsfreien Läden sind übrigens nicht höher als in herkömmlichen Supermärkten. Außerdem haben Kunden den Vorteil, dass sie nur so viel mitnehmen können, wie sie auch tatsächlich brauchen – und seien es nur wenige Gramm. Sowohl die Kieler als auch die Berliner Unternehmerinnen achten bereits beim Einkauf darauf, dass auch ihre Lieferanten möglichst ohne Verpackung arbeiten. Precycling nennt sich diese umweltfreundliche Variante – also erst gar keinen Müll entstehen zu lassen. „Viele meiner Lieferanten benutzen Papiersäcke oder Kartons“, berichtet Die Idee vom Einkaufen ohne Verpackung wird sicherlich weitere Kreise ziehen. Ob die Kunden auch langfristig begeistert sein werden, wird sich zeigen. In London musste der Shop „Unpackaged“ mit angegliederter Bar und Restaurant schon nach einem Jahr wieder schließen. Aber das ist eine andere Geschichte … „Das Kapital für ihren Laden ,Original Unverpackt‘ haben die Gründerinnen durch Crowdfunding erworben: 20.000 Euro brauchten sie, über 115.000 Euro haben sie bekommen.“ 35 karriereführer handel 2014.2015 Foto: Fotolia/Tharakorn Work-Life-Balance Ayurveda statt Caipirinha Meditieren in Bhutan, Pilgern auf dem Jakobsweg oder Freiwilligenarbeit in Brasilien: Die Suche nach Glück, Sinn und innerer Balance führt oftmals in die Ferne. Von Stefan Trees @ Stefans Blog: Die kommenden Tage Auf www.karrierefuehrer.de/blog-diekommenden-tage schreibt Stefan Trees über Work-Life-Balance, Nachhaltigkeit, Führungskultur, gesellschaftliche Verantwortung und all das, was in den kommenden Tagen wichtig sein wird. Der Mensch ist ein Reisender. Das haben ihm seine nomadisierenden Vorfahren vermutlich in die Gene gelegt. Der Mensch ist aber auch ein Sinnsuchender. Der dreiwöchige Karibik urlaub ist vielleicht für die einen eine Belohnung für einen stressigen Alltag, doch vielen ist er nicht sinnstiftend genug. „Nicht der Ort als solcher ist das Ziel, sondern die Erfahrungen, die dort gemacht werden“, lautet daher einer der Trends, den das Zukunftsinstitut in seinem Tourismus-Report 2014 ausmacht. Gegen die Suche nach Erfahrungs- und Erkenntnisgewinn kommt das All-inclusive-Angebot an der Hotelbar demnach nicht mehr an. Der Caipirinha bekommt Konkurrenz durch Ayurveda und Co. Goethes Work-Life-Balance Schon lange vor der Tourismusindus trie wusste Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe, dass sich Erholung und innere Einkehr wunderbar vereinbaren lassen: Wenn eine Reise „zu gewissen Zeiten zerstreut, so führt sie uns zu anderen desto schneller auf uns selbst zurück“, schrieb der Vielreisende 1797 an seinen Dichterkollegen Schiller, eine Reise „belebt, berichtigt, belehrt und bildet“. Goethes Erfahrung von Work-LifeBalance durch Reisen hat die Arbeitsund Organisationspsychologin Dr. 36 Jessica de Bloom, Wissenschaftlerin an der Universität Tampere in Finnland, nun in einer Studie belegt. Ob sich ein Urlaub positiv auf Leib und Seele auswirkt, liegt demnach weniger an seiner Dauer als an der Häufigkeit. Ob Kurzurlaub oder dreiwöchiger Wanderurlaub: In jedem der untersuchten Urlaubssegmente stellte die Wissenschaftlerin vergleichbare Steigerungen von Gesundheit und Wohlbefinden fest. Jessica de Bloom sieht eine Parallele zum Schlaf: „Genauso wie Schlaf kann man Erholung nicht aufsparen. Ein langer Sommerurlaub reicht nicht aus, um ein ganzes Jahr an harter Arbeit und Überstunden zu kompensieren.“ Vielmehr sei regelmäßige Erholung wichtig, um auf Dauer gesund zu bleiben. Und: Urlaub ist gut für die Gesundheit und kann glücklich machen. Die Glücksforschung belegt: Menschen mit Sinn für Erfahrung und Erlebnis sind glücklicher als Menschen mit ausgeprägter materieller Weltsicht. Im Gegensatz zu materiellen Dingen „verschleißen Erlebnisse nicht“, sagt Jessica de Bloom. Vom Kuhstall in die Sauna Die Tourismusindustrie richtet sich allmählich auf die veränderten Bedürfnisse ihrer Kunden ein. „Was einmal als Nischenprodukt für eine Handvoll Spezialisten galt, gehört heute zu den rasch wachsenden Segmenten der Foto: Fotolia/Maygutyak Bewusst reisen bedeutet aber auch Selbsterfahrung statt Konsum. Quer durch Europa führen mehrere Jakobswege bis in das nordwestspanische Santiago de Compostela. Pilger schätzen das Eintauchen in die Natur, die Begegnung mit der Bevölkerung, anderen Pilgern und sich selbst. Es gilt als ehrenwert, einem Pilger kostenlos Essen und eine Schlafstatt anzubieten. Wer nach den Strapazen des Wandertages wenigstens für die Nacht komfortabel gebettet sein möchte, kann auf die oft weniger ehrenwert eingepreisten Angebote des florierenden Gastgewerbes entlang der Jakobswege zurückgreifen. Wer sich traut, den geistigen Boden der Heimat zu verlassen, findet bei spezialisierten Anbietern Reisen zu Schamanen nach Peru oder spirituelle WellnessBehandlungen in traditionellen Zentren Asiens. Der spirituelle Reisende, der im Sommerurlaub im indischen Ashram meditiert, ist dabei längst im Main- stream angekommen. Als Julia Roberts im Film „Eat Pray Love“, der Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Elizabeth Gilbert, nach einjähriger Weltreise in Bali zu sich selbst fand, löste das eine Tourismuswelle Sinnsuchender nach Indonesien aus. Übernachten bei Freunden Reisen geht auch mit kleinem Budget, das zeigt der Trend zu günstigen Unterkünften, der im Kielwasser von Billigflügen und der Allwissenheit des Internets entsteht. Couchsurfer beispielsweise tauschen nur allzu gerne das Schokolädchen auf dem Kopfkissen gegen authentische Gastfreundschaft. Auf der Couchsurfing-Plattform sind sieben Millionen Mitglieder mit einem Durchschnittsalter von 28 Jahren registriert, die sich gegenseitig einen Schlafplatz in der eigenen Wohnung anbieten und sich über den Familienanschluss freuen. Auch beim „WWOOFen“ ist man mittendrin statt nur dabei. Das weltweite Netzwerk bringt Menschen zusammen, die einen naturverbundenen Lebensstil auf dem Land führen – oder kennenlernen wollen. Die Abkürzung steht für „World Wide Opportunities on Organic Farms“, und dahinter steht ein einfaches Prinzip – egal ob in Bangladesch, Brandenburg oder Brasilien, die Bedingungen sind überall gleich: Freiwillige helfen auf ökologischen Bauernhöfen und bekommen dafür Kost und Logis gratis. Unterwegs Erfahrungen sammeln Nachhaltiges und spirituelles Reisen www.neuewege.com www.renatour.de www.forumandersreisen.de Freiwillig mitarbeiten www.freiwilligenarbeit.de www.travelworks.de www.wwoof.de Reisen mit Familienanschluss www.couchsurfing.org www.deutsch.hospitalityclub.org/ indexdeu.htm Foto: Fotolia/nothingbutpixel Reiseindustrie“, unterstreicht Dr. Martin Buck, Direktor des Kompetenz-Centers Travel & Logistics der Messe Berlin, den Trend des nachhaltigen Reisens. Ökologische und soziale Aspekte werden hierbei immer wichtiger. Weil Reiseziele, die sich ohne Flugzeug erreichen lassen, den persönlichen CO2-Fußabdruck verkleinern, boomt beispielsweise der Agrotourismus in Europa: Urlaub auf dem Bauernhof, lange Zeit der Inbegriff der spießigen Jodelferien, ist heutzutage eine Kombination aus aktiver Erholung, Naturerlebnis, ländlicher Kultur und Wellness. Buchtipp Für alle, die zu Hause bleiben, aber gedanklich unterwegs sein möchten: Christiane Schlüter: Der Jakobsweg für zu Hause. In 52 Schritten auf dem Weg zu mir selbst. Gräfe und Unzer 2012. ISBN 978-3833823527. 14,99 Euro 37 Firmenporträts erbung unter: Checkliste Bew ehrer.de fu re www.karrie ALDI GmbH & Co. KG Unternehmensgruppe ALDI SÜD Am Seegraben 16 63505 Langenselbold Internet: www.karriere.aldi-sued.de Kontakt Annika Jung Fon: 06184 804-223 E-Mail: [email protected] Branche Lebensmitteleinzelhandel Produkte/Dienstleistungen Firmenporträts Food, Non-Food Anzahl der Standorte Die Unternehmensgruppe ALDI SÜD besteht aus 31 Gesellschaften mit mehr als 1830 Filialen in Westund Süddeutschland. Hinzu kommen 47 internationale Gesellschaften mit über 3080 Filialen – und es werden national und international stetig mehr. Anzahl der MitarbeiterInnen Über 35.000 in Deutschland, über 93.450 weltweit Bedarf an HochschulabsolventInnen 70 bis 100 pro Jahr Gesuchte Fachrichtungen Wirtschaftswissenschaftliche Studienausrichtung Einsatzmöglichkeiten Vertrieb, Verkauf, Management Einstiegsprogramme Training-on-the-Job zum Regionalverkaufsleiter (m/w) Duales Master-Studienprogramm mit Abschluss Master of Arts (m/w) Mögliche Einstiegstermine Jederzeit Auswahlverfahren Einzelgespräche Einstiegsgehalt 63.000 Euro im ersten Jahr Auslandstätigkeit Die Entsendung in ausländische Regionalgesellschaften ist in Abhängigkeit von verfügbaren Positionen – bei wirklich herausragenden Leistungen – möglich. Angebote für StudentInnen Foto: Fotolia/andreas reimann Kompaktpraktika (4 Wochen) werden im Inland generell, längerfristige Praktika teilweise angeboten, Studien- und Diplomarbeiten sind vereinzelt möglich. In unseren ALDI SÜD Regionalgesellschaften finden außerdem regelmäßig Praxistage für Studierende und Hochschulabsolventen statt. Termine und Bewerbungen unter www.karriere.aldi-sued.de. 38 Siehe Anzeige Seite 5 Kaufland Rötelstraße 35 74172 Neckarsulm Internet: www.kaufland.de/arbeitgeber www.facebook.de/kauflandkarriere www.xing.com/companies/kaufland www.kununu.com/kaufland Kontakt E-Mail: [email protected] Branche Lebensmitteleinzelhandel Produkte/Dienstleistungen Kaufland bietet seinen Kunden eine Sortimentsauswahl von über 60.000 Artikeln. Dabei reicht das Angebot von Markenartikeln über Eigenmarken bis hin zu 1000 Bioprodukten. Anzahl der Standorte Europaweit über 1150 Filialen, davon in Deutschland über 635 Anzahl der MitarbeiterInnen Europaweit über 143.000 Mitarbeiter, davon in Deutschland über 81.700 Mitarbeiter Bedarf an HochschulabsolventInnen Ca. 50 pro Jahr Gesuchte Fachrichtungen Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsingenieurwesen, (Wirtschafts-)Informatik Einsatzmöglichkeiten Bau/Einrichtung, Beschaffung, Expansion, Fleischwaren, Immobilien, IT, Logistik, Personal, Rechnungswesen/Controlling/Finanzen/Steuern, Revision, TIP Werbeverlag, Vertrieb, Zentraleinkauf Einstiegsprogramme Kaufland-Managementprogramm, Traineeprogramm, Direkteinstieg Mögliche Einstiegstermine Kaufland-Managementprogramm: Monatlich Direkteinstieg: Jederzeit möglich Traineeprogramm: Jeweils zum Quartalsbeginn Lidl Personaldienstleistung GmbH & Co. KG Rötelstraße 30 74172 Neckarsulm Internet: www.karriere-bei-lidl.de www.facebook.com/lidl www.twitter.com/lidl www.xing.com/company/lidl Kontakt Abteilung Recruiting E-Mail: [email protected] Branche Lebensmitteleinzelhandel Produkte/Dienstleistungen Über 1600 verschiedene Artikel des täglichen Bedarfs – neben Qualitätseigenmarken auch Markenartikel. Dazu gehören Molkereiprodukte, Tiefkühlkost, Wurstwaren, Frischfleisch und -geflügel, täglich frisches Obst und Gemüse sowie ein vielseitiges Brotsortiment. Anzahl der Standorte 26 Länder, 38 Regionalgesellschaften in Deutschland Jahresumsatz Verkaufsumsatz in Deutschland ca. 18 Mrd. Euro (brutto) im Geschäftsjahr 2012/2013 Anzahl der MitarbeiterInnen In Deutschland über 70.000 Peek&Cloppenburg KG Hamburg Mönckebergstraße 8 20095 Hamburg Internet: www.peek-und-cloppenburg.de Kontakt Julia Pauly Fon: 040 33967-181 E-Mail: [email protected] Branche Textiler Einzelhandel Produkte/Dienstleistungen Bekleidung Anzahl der Standorte 23 Inland, 12 Ausland Anzahl der MitarbeiterInnen Ca. 4000 im In- und Ausland Bedarf an HochschulabsolventInnen Ca. 5 Trainees für den Retail sowie weitere Kandidaten (w/m) für Zentralpositionen Gesuchte Fachrichtungen Überwiegend Betriebswirtschaft; IT, Jura u. a. nach Bedarf Einsatzmöglichkeiten Retail, E-Commerce, Einkauf, Personal u. a. Einstiegsprogramme Bedarf an HochschulabsolventInnen Über 100 pro Jahr Traineeprogramm Retail, Führungsnachwuchspositionen im Retail, Direkteinstieg in zentrale JuniorPositionen Gesuchte Fachrichtungen Mögliche Einstiegstermine Vorzugsweise Studiengänge mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausrichtung sowie Informatik und Wirtschaftsinformatik Einsatzmöglichkeiten Deutschlandweit als Verkaufsleiter (w/m) oder an unserem Hauptsitz in Neckarsulm in den Fachbereichen IT, Einkauf, Personal, Logistik, Verwaltung u. v. m. Traineeprogramm: Jeweils zum 01. April und 01. Oktober; Direkteinstieg nach Bedarf jederzeit Auswahlverfahren Persönliche Einzelgespräche Auslandstätigkeit Möglich und individuell zu vereinbaren Einstiegsprogramme Angebote für StudentInnen Auswahlverfahren Traineeprogramm International am Hauptsitz in Neckarsulm, Direkteinstieg mit umfangreicher Einarbeitung für den Job des Verkaufsleiters (w/m) Einstiegsgehalt Mögliche Einstiegstermine Siehe Anzeige Seite 13 Telefoninterview, Vorstellungsgespräche Kaufland-Managementprogramm: ca. 52.000 Euro pro Jahr Traineeprogramm: ca. 43.000 Euro pro Jahr Auslandstätigkeit Abhängig vom Bereich Angebote für StudentInnen Praktika ab 4 Wochen und Abschlussarbeiten Siehe Umschlagseite 2 Jederzeit nach Ausschreibung Praktika, Abschlussarbeiten, Aushilfstätigkeiten im Retail in den Häusern, Werkstudententätigkeiten in der Zentrale Auswahlverfahren Mehrstufiges Auswahlverfahren, je nach angestrebter Position Einstiegsgehalt Als Verkaufsleiter (w/m) 63.000 Euro Einstiegsgehalt zzgl. eines neutralen Firmenwagens Ein individuelles Gehalt für andere Positionen in einer Lidl Regionalgesellschaft oder am Hauptsitz in Neckarsulm Auslandstätigkeit Möglich, abhängig von Bereich. Teil des Traineeprogramm International Angebote für StudentInnen Werkstudententätigkeit und Praktika je nach Ausschreibung Siehe Umschlagseite 4 39 Handzeichen Foto: Privat Als Professor für Management und Controlling an der Hochschule Ludwigshafen kennt sich Jörg Kühnapfel mit Kosten-Nutzen-Rechnungen aus. Doch der Ökonom wendet den Begriff nicht nur bei Betrieben oder Behörden an. Seine Idee, auch Beziehungen nach ökonomischen Gesichtspunkten auf ihr Funktionieren zu prüfen, verschaffte ihm eine große Aufmerksamkeit. Gefragt ist sein Wissen auch beim Versuch, herauszufinden, warum sich Verbraucher entscheiden, wie sie sich entscheiden. Sein Fazit: Ob Liebe oder Konsum, die Sache ist kompliziert – doch die Ökonomie hilft, sich dem Problem zumindest anzunähern. Prof. Dr. Jörg Kühnapfel Professor für Management und Controlling 1. Wann haben Sie zuletzt als Verbraucher eine nicht rational erklärbare Entscheidung getroffen? 2. Der Verbraucher erlebt heute eine ungeahnte Vielfalt der Optionen. Wie ändert sich dadurch sein Verhalten? 3. Wie erklären Sie sich als Verhaltensökonom den Erfolg eines „Café Latte to go“ im Pappbecher für mehr als vier Euro? 4. Sie sagen, es reicht nicht aus, Partnerschaften auf der Basis von Liebe zu führen. Was kann Partnerschaftscontrolling leisten, was Romantik nicht leisten kann? 5. Angenommen, eine Beziehung ist zu Ende. Zwei Menschen sind wieder zu haben. Sie sind also wieder auf dem Markt. Hilft es bei der Suche nach einer neuen Liebe, sich an der Ökonomie zu orientieren? 6. Gibt es überhaupt einen Bereich des Lebens, der sich nicht mit ökonomischen Ideen fassen lässt? 7. Welcher häufig gemachte Fehler im Handel irritiert Sie besonders? 8. Und wann macht der Handel in Ihren Augen alles richtig? 9. Wenn fast das ganze Leben eine Kosten-Nutzen-Rechnung ist: Wie entsteht Glück? 10. 40 Angenommen, Sie dürften die behördliche Formulierung bei der Eheschließung ändern. Was würden Sie den Standesbeamten kurz vor der Trauung sagen lassen? Begeisterung macht den Unterschied zwischen Beruf und Berufung. Mit dem Stellenmarkt der Süddeutschen Zeitung erreichen Sie 1,29 Mio. begeisterte Leser (MA 2014) – darunter besonders viele hochqualifizierte Fach- und Führungskräfte. Immer samstags in der Süddeutschen Zeitung und täglich unter jobs.sz.de sowie in der SZ-Stellenmarkt App für das iPad. Alles außer gewöhnlich. r bei Lidl: Verkaufsleite ufsleiter a k r e /v e d l. d -bei-li www.karriere Ihr Einstieg zum Aufstieg Sie haben Ihr Studium abgeschlossen und möchten schnell Führungsverantwortung übernehmen? Als Verkaufsleiter (w/m) planen Sie einen Großteil der geschäftlichen Aktivitäten von fünf bis sechs unserer Filialen und sind für 80 bis 100 Mitarbeiter verantwortlich. Bei diesen Herausforderungen lassen wir Sie jedoch nie allein: In der Einarbeitungsphase werden Sie von uns auf Ihre nächsten Schritte vorbereitet und intensiv gefördert. Individuelle Seminare vermitteln Ihnen wichtiges Know-how, das Sie für Ihre Laufbahn perfekt einsetzen können. Und weil wir langfristig mit Ihnen zusammenarbeiten möchten, erhalten Sie bei uns vom ersten Tag an einen unbefristeten Vertrag und ein überdurchschnittliches Gehalt. Interesse geweckt? Mehr Informationen: www.karriere-bei-lidl.de/verkaufsleiter EINSTIEG BEI LIDL