vmware_vpc_vergleich_ausfuehrlich -

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vmware_vpc_vergleich_ausfuehrlich -
26.03.2004 - www.vmaschinen.de
Unwirkliche Welten
Emulierte PC mit MS Virtual PC 2004 und
VMware Workstation 4.5
Sie hätten das frisch gesaugte Programm doch lieber auf
einem anderen Rechner testen sollen, weil es soeben Ihre
gepflegte Windows-Installation zerschossen hat? Sie
würden sich gerne einmal Linux oder die neue Windows
Beta anschauen, haben aber keinen zweiten PC? Ständiges
hin und her booten zwischen verschiedenen Partitionen ist
Ihnen zu umständlich?
Mit einem virtuellen Rechner kennen Sie diese Probleme
nicht. Eine virtuelle Maschine, kurz VM, ist ein emulierter
PC, der parallel zu ihrem laufenden System in einer
abgeschotteten Umgebung arbeitet.
In einer VM lassen sich Betriebssysteme und
Anwendungsprogramme wie auf einem richtigen Rechner
installieren. Dabei können mehrere VMs auf ein und der
selben Hardware gleichzeitig parallel laufen. Man kann sie
mittels Suspend an beliebiger Stelle einfrieren und in
Sekunden wiederbeleben. Undoable Disks und Snapshots
nehmen Softwaretests ihren Schrecken und bringen
kaputte Systeme in den virtuellen Rechnern augenblicklich
wieder in ihren gesunden Ausgangszustand zurück.
Ist eine VM einmal fertig installiert, lässt sie sich durch
einfaches Kopieren auf jeden beliebigen Rechner
portieren. Die zugrundeliegende Hardware spielt dabei
keine Rolle mehr. So ist der unter Linux fertig
konfigurierte Apache-Webserver mit Perl und MySQL auch
auf dem Windows-Laptop immer mit dabei.
Gastwirte
Grundsätzlich unterscheidet man bei solchen Emulationen
zwischen dem Wirtsrechner, auch Host genannt, und den
Gästen. Der Hostrechner ist der wirklich existente, reale
PC, unter dessen Betriebsystem die Emulationssoftware
installiert wird.
Der Gastrechner, kurz VM, ist schließlich der emulierte
PC, auf dem dann das Gast-OS läuft. Mehrere Gastrechner
könne auf einem Wirtsrechner parallel laufen. Ansonsten
verhalten sich die Gastrechner wie ganz normale PC. Das
Betriebssystem in den VMs denkt, auf einem richtigen PC
zu laufen.
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Die Kontrahenten
Zwei Anbieter konkurrieren mit Ihren Lösungen zur
Virtualisierung. Einmal die Firma VMware mit dem
gleichnamigen Produkt VMware Workstation 4 und zum
anderen Microsoft mit seinem, von der Firma Connectix
übernommenen Produkt, Virtual PC 2004. Von jedem gibt
es eine kostenlose, 30 bzw. 45 Tage lauffähige,
englischsprachige Testversion zum Download.
Als Hostbetriebssystem kommt bei Virtual PC 2004
ausschließlich Windows in Frage. Die Mac-Version
existiert noch als Version 6.1. Nach Microsofts Übernahme
des Produktes, unterstützt es als Gastbetriebssystem
offiziell nur noch das firmeneigene Windows. Einzige
Ausnahme bildet OS/2. Zwar läuft in der Praxis immer
noch Linux unter VPC, in der Liste der unterstützten OS
taucht es aber nicht mehr auf. Ob es bei Problemen noch
Support geben wird bleibt fraglich.
VMware läuft dagegen unter Linux als auch unter
Windows2000, XP und NT. Es unterstützt offiziell eine
breite Palette von Gast-OS, begonnen bei Linux über
sämtliche Windows-Versionen bis zu Novell-Netware und
FreeBSD. Die Unterstützung von OS/2 als Gastsystem ist
dagegen weiterhin nur VPC vorbehalten.
Virtuelle Schrauberei
Die Installation beider Emulatoren auf dem Wirtsrechner
läuft völlig unkompliziert ab. Neben der eigentlichen
Software werden einige Netzwerkdienste, bzw. bei
VMware auch Netzwerkadapter, installiert.
Bei den Hardwarevoraussetzungen an den Wirtsrechner
wird von beiden Herstellern etwas tiefgestapelt. In der
Praxis sollten es schon mind. 800MHz und 256MB sein.
Wer mehr als eine VM laufen lassen will und flüssig
arbeiten möchte, sollte mind. 1GHz und 512 MB RAM zur
Verfügung haben. Die Anforderung an Leistung und
Plattenplatz des Wirts richtet sich natürlich sehr stark
nach den OS bzw. den Programmen innerhalb der
virtuellen Maschinen.
Gleich im Anschluss an die Installation kann man bei
beiden Produkten über einen Wizard innerhalb weniger
Minuten seinen ersten virtuellen PC
„zusammenschrauben“. Anhand des gewünschten Gast-OS
werden verschiedene Einstellungen, wie die RAM-Größe,
bereits vorgeschlagen und können vorerst übernommen
werden. Auch die Behälterdateien für die virtuellen Platten
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werden automatisch im gewünschten Ordner der
Wirtsplatte angelegt.
VMware bietet bei seinem Wizard eine Custom-Option. So
kann der erfahrene Anwender schon beim Erstellen einer
VM alle Parameter detailliert kontrollieren. Im Wizard von
VPC hingegen, kann u.a. weder die Art der virtuellen
Platte noch deren vorgegebene Größe von 16GB
beeinflusst werden.
Innerhalb der virtuellen Maschinen gibt es einen gewissen
Satz Standardhardware, aus welcher man seinen Rechner
konfektioniert. Dabei existiert für die OS in den VMs nur
die Hardware, welche von der Emulation bereitgestellt
wird. Ein direkter Zugriff auf beliebige
Hardwarekomponenten ist somit nicht möglich. Zur
konkreten emulierten Hardware kommen wir später.
Beide Emulatoren ermöglichen das einfache Hinzufügen,
Ändern oder Entfernen von virtueller Hardware. Mal eben
eine Netzkarte oder eine Platte zusätzlich eingebaut bzw.
ein paar Megabyte mehr RAM in den Rechner gesteckt –
das alles ist bequem mit wenigen Mausklicks, völlig ohne
Schraubenzieher und ohne Schreibtischtauchen möglich.
Die Konfiguration der virtuellen Hardware ist unter VPC
sehr einfach zu handhaben. Einzig und allein der
herausgelöste Plattenwizard stört hier. Man muss mit ihm
Platten immer erst extra anlegen, bevor man sie einer VM
zuweisen kann. Und zugewiesene Platten müssen erst mit
dem Wizard gesucht werden, um sie zu bearbeiten.
Weiterhin kann man das Arbeitsverzeichnis nur
umständlich über eine Umgebungsvariable im Host
einstellen. Sonst will VPC ständig jede neue Platte im
Ordner „Eigene Dateien“ anlegen.
Unter VMware sucht man dagegen manchmal nach gerade
benötigten Funktionen. Wie verhindert man
beispielsweise, dass beim Gast mit W2K Professional oder
Linux immer eine SCSI-Platte statt einer einfachen IDEPlatte angelegt wird? Erst ein Klick auf den AdvancedButton bringt hier die Offenbarung.
In den VMware-Menüs kann man sich schon das eine oder
andere Mal verirren, bis man alle Features erkundet hat,
was einem aber mit wesentlich erweiterten Funktionen
gedankt wird. Dagegen hat die einfach gehaltenen
Struktur des VPC, gerade für Gelegenheitsnutzer, den
Vorteil, dass man sich innerhalb von wenigen Minuten
auskennt.
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Weiter mit System
Nachdem endlich der erste virtuelle PC zusammengebaut
ist, stellt sich schnell die Frage: „Und nun? Wie bekomme
ich mein Windows oder Linux in der VM zum Laufen?“
Hier helfen beide Produkte nicht direkt weiter. Es gibt
zwar von VMware vorkonfigurierte, englische OS-Kits zu
kaufen. Das sind Installationsskripte inkl. CD und Lizenz
für das gewünschten Betriebssystem. Doch diese Kosten
kann man sich sparen, indem man sein OS selbst in der
VM installiert.
Am einfachsten wird dazu die bootfähige BetriebsystemCD ins physische Laufwerk des Hosts eingelegt und ein
neu eingerichteter Gast-PC mit leerer virtueller Platte
gestartet. Im virtuellen Bios der startenden VM muss evtl.
noch die Bootreihenfolge verändert werden. Dann
verwendet der Gast das reale CD-Laufwerk und es erfolgt
eine ganz normale Installation, wie auf einem richtigen PC.
(sh. auch unsere Tips unter:
www.vmaschinen.de/cgi-bin/xpm.cgi?xtips)
Natürlich kann auch ein realer PC mittels Werkzeugen wie
Norton Ghost bzw. DriveImage in eine VM übernommen
werden. Selbst solche hardwarenahen Tools arbeiten
unbeeindruckt in den virtuellen Maschinen beider
Hersteller.
So können endlich die zwei, drei maroden PC, die den
ganzen Tag mit Diensten wie Fernwartung, oder
Zeiterfassung fast im Leerlauf vor sich hindümpeln, von
der realen Bildfläche verschwinden. Und der alte NetwareServer, bzw. der Internet-Proxy unter Linux, verbraten
dann auch keinen Platz mehr im Serverraum. Ein weiterer
Vorteil dieser Virtualisierung: Geht der Wirts-PC kaputt,
können die gesicherten VMs innerhalb weniger Minuten
auf einem anderen Rechner wieder zum Leben erweckt
werden.
Zu Beachten ist, das für jede laufende VM auch eine
gültige Lizenz des darin installierten Betriebssystems
erworben werden muss!
Ist der virtuelle Rechner fertig eingerichtet, kann diese
saubere Grundkonfiguration durch einfaches Kopieren der
virtuellen Platte archiviert werden oder als Clone-Mutter
für weitere Installationen dienen. Dafür muss nur im Host
die Datei kopiert werden, welche die virtuelle Platte des
Gastsystems darstellt. Einfacher kann es nicht gehen. So
steht der Test-Datenbankserver nicht nur in der Firma,
sondern auch auf dem Laptop oder zu Hause immer zur
Verfügung.
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Reale Oberflächen
Die lauffähig gemachten Systeme lassen sich beliebig
starten, beenden oder in den Suspend-Modus versetzen.
Hier zeigen sich größere Unterschiede in den Oberflächen
beider Emulatoren:
Unter VPC ist der Dreh und Angelpunkt ein unscheinbares
Fenster, in dem übersichtlich für jede konfigurierte VM
eine kleine Miniatur dargestellt wird. Diese Miniaturen
aktualisieren sogar in kurzen Abständen und zeigen so den
aktuellen Bildschirm der laufenden VM. Ansonsten wirkt
die Oberfläche mit ihren vier Textbuttons und den drei
knappen Menüs recht spartanisch. Zusätzlich wird im
System-Tray ein Symbol mit Zugriff auf alle wichtigen
Funktionen eingeblendet.
Die Oberfläche der VMware erscheint, aufgrund des
größeren Funktionsumfanges, auf den ersten Blick
unübersichtlicher als die von VPC.
Gelungen ist bei VMware die Anordnung aller laufenden
virtuellen PC. Man kann sich entscheiden, ob alle VMs im
gleichen Fenster oder in separaten Fenstern angezeigt
werden. Durch Karteikarten-Reiter kann schnell zwischen
den emulierten Rechnern umgeschalten werden. In einer
zuschaltbaren Favoritenleiste schlummern alle oft
verwendeten VMs schnell abrufbar und übersichtlich.
Funktionell bei VMware ist die Buttonleiste, wo es je eine
farbiges Symbol zum Starten, Ausschalten, Reset,
Suspend, Snapshot oder Revert gibt. Es ist eben einfach
erhebend für den gestressten Anwender, durch einen
Druck auf den roten PowerOFF-Knopf, mitten im laufenden
Betrieb, dem kaputtinstallierten virtuellen PC endgültig
das Licht auszublasen. Ab der Version 4.5 ist auch endlich
der Revert und Snapshot-Button durch eine Abfrage
gesichert. (Mehr dazu weiter unten)
VPC verfügt zusätzlich über einen Pause-Modus, der die
VM sofort anhält und alle CPU-Ressourcen freigibt. Das
kann auch automatisch für alle Hintergrund-VMs
eingestellt werden. Das ist nützlich, wenn sich z.B.
mehrere, unter Last laufende, Maschinen gegenseitig das
Leben schwer machen.
Beide Produkte besitzen eine einstellbare
Prioritätensteuerung mit mehreren Stufen für die
virtuellen Rechner.
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Schlaf gut!
Eine praktische Funktion in beiden Emulatoren ist der
Suspend-Modus, bzw. Save State. Dabei wird die VM
mitten im laufenden Betrieb eingefroren und ihr Zustand
wird gesichert. Der so eingeschläferte Gast kann jederzeit
innerhalb von Sekunden wieder an der gleichen Stelle
erweckt werden. Sehr bequem, wenn man z.B. den Host
ausschaltet. Nach dem Einschalten müssen dann nicht alle
Systeme erst wieder neu hochfahren.
VMware baut diese Methode mit seiner SnapshotTechnologie noch weiter aus. Dabei kann ein Snapshot von
einer laufenden VM gemacht werden. Systemzustand und
RAM-Inhalt werden dabei gespeichert und
Festplattenänderungen werden ab da nicht mehr direkt auf
die virtuelle Platte, sondern nur noch in sog. Redo-Files
geschrieben. Zu diesem gesicherten Stand kann immer
wieder, aus jeder beliebigen Situation heraus,
zurückgekehrt werden.
Wird z.B. ein Snapshot von einem VMware-Gast gemacht,
welcher schon im Anmeldebildschirm steht, spart man sich
das lästige Hochfahren bei Wiederanläufen. Immer wenn
der Revert-Button gedrückt wird, vergisst die VM alle
Änderungen und steht sofort im Anmeldebildschirm. Das
kann auch automatisch bei jedem Einschalten passieren.
Man hat somit in Sekunden einen laufenden Rechner mit
einer garantiert sauberen Installation. Sehr wertvoll für
Mitarbeiter im Telefonsupport oder für Demos.
Mit Rückfahrschein
Die wichtigste Rolle bei solchen Funktionen zur
Wiederherstellung spielen die virtuellen Platten einer VM.
Schließlich liegt dort unsere gesamte OS-Installation mit
allen Anwendungen und Einstellungen inkl. Bugs und
Fehlern.
Wurde auf einem realen PC von einem Amok laufenden
Programm die Konfiguration zerstört, dann ist wieder
einmal die unvermeidliche Neuinstallation in Sicht. Beim
virtuellen PC genügt dagegen ein einfacher Knopfdruck
und schon ist innerhalb von Sekunden der letzte Stand der
Platte wieder hergestellt.
Solche virtuellen Platten sind grundsätzlich Dateien auf
dem Hostsystem. Es gibt bei beiden Emulatoren die
Möglichkeit, den gesamten Platz einer virtuellen Platte
sofort zu reservieren oder den benötigte Platz vom
Emulationsprogramm erst bei Bedarf zuweisen zu lassen.
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Die Behälterdatei wächst dann entsprechend den
Anforderungen mit. Leider ist es bei beiden Produkten
nicht möglich, eine einmal angelegte Platte nachträglich zu
vergrößern. Deswegen sollte man lieber etwas
großzügiger sein, dank dynamischen Zuwachs belegen die
Behälterdateien auf dem Host schließlich nur soviel Platz,
wie wirklich nötig ist.
Beide Produkte beherrschen das Zerstückeln dieser
Behälterdateien in FAT-gerechte Häppchen. Unter NTFS
können monolithische große Dateien angelegt werden.
Das eigentliche Handling der virtuellen Platten
unterscheidet sich bei beiden Emulatoren:
VMware unterscheidet drei Modi. Im Modus Persistent
verhält sich eine virtuelle Platte wie ihr physischer Pedant.
Alle Änderungen werden laufend unwiderruflich
geschrieben und bleiben erhalten. Im Modus
Nonpersistent gehen alle Änderungen automatisch nach
dem Ausschalten verloren. Das ist praktisch bei Schulungsoder Demorechnern. Weiterhin gibt es den schon
beschriebenen Snapshot, der wahlweise die Rückkehr zu
einem bestimmten Stand einer Platte ermöglicht. Das
dürfte vor allem in Testumgebungen unschätzbar wertvoll
sein.
Platten im Modus Nonpersistent, Persistent und Snapshot
können unter VMware nebeneinander existieren. Dadurch
kann die wichtige Systemplatte mittels eines Snapshots
gesichert sein, eine Datenplatte kann im Modus Persistent
fest beschrieben werden und eine weitere Platte wird für
temporäre Dateien im Modus Nonpersisten betrieben. So
kann der Systemzustand jederzeit mittels Revert
wiederhergestellt werden, wobei die bearbeiteten Daten
aber nicht verloren gehen. Und die temporären Dateien
sind bei jedem Neustart immer automatisch
verschwunden.
Bei VPC gibt es zwei Plattentypen. Eine normale Platte
arbeitet grundsätzlich im Modus Persistent, alle Daten
werden also direkt geschrieben. Aufsetzend auf einer
solchen Platte können sog. Differenzplatten verwendet
werden. Dabei wird die Basisplatte nicht mehr angerührt.
Sämtliche Änderungen werden nur in der Differenzplatte
festgehalten. Die Daten in der Basisplatte sind ein für alle
mal gegen gemeine Programme und unvorsichtige Nutzer
gesichert. Dabei können sich sogar mehrere Anwender ein
und die selbe Grundinstallation teilen, da man über die
gleiche Basisplatte verschiedene Differenzplatten legen
kann.
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Bei Bedarf können irgendwann die Differenzplatten mit
der Basisplatte verschmolzen werden, wobei neue Platten
entstehen können. Oder die Änderung einer
Differenzplatte werden zur Basisplatte hinzugefügt.
Letzteres geht allerdings mörderisch schief, wenn aus
Versehen der Inhalt zweier Differenzplatten auf die gleiche
Basisplatte zurückgeschrieben wird.
(Unter VMware kann man dieses gleichzeitige Verwenden
einer Grundinstallation ebenfalls durch getrennte RedoLogs erreichen - sh. auch die HOWTO unter
www.vmaschinen.de/cgi-bin/xpm.cgi?xht04)
Egal, ob eine Platte unter VPC nun direkt oder über eine
Differenzplatte verwendet wird, für alle Platten ist
zusätzlich ein Undoable-Modus aktivierbar. Beim
Ausschalten der VM kann man dann die Änderungen
entweder unwiderruflich verwerfen, weiterhin aufheben
oder endgültig fest schreiben. Gelungene Installationen
werden so festgebrannt, misslungene Versuche können
einfach verworfen werde.
Das Ausschalten einer VM unter VPC erfordert dabei
allerdings volle Konzentration. Immerhin sind vier
Auswahlmöglichkeiten und ein zusätzlicher Optionshaken
richtig zu kombinieren. Die falsche Antwort, und schon ist
die Arbeit der letzten Stunde unwiderruflich dahin oder
die fehlgeschlagene Installation überschreibt im
Nachhinein nun doch noch die schöne saubere Platte.
Deshalb ist es sehr unpraktisch, dass der Undoable-Modus,
und damit auch die gewählte Option, immer für alle
Platten einer VM insgesamt wirkt. Wichtige Platten können
so nur über die Verwendung einer Differenzplatte sicher
geschützt werden.
Aus einer anderen Welt
Ein weiteres wichtiges Thema ist der Datenaustausch der
Gastsysteme mit dem Host. Was tun, wenn man in der VM
ein paar Dateien von der Platte des Wirtsrechners
benötigt? Zwischen der Platte des Wirts und den virtuellen
Platten klaffen genau solche Abstände, wie zwischen den
Platten physisch nebeneinanderstehender Rechner.
Hatte bisher hier VPC immer die Nase vorn, so konnte
VMware 4 in den letzten Versionen deutlich aufholen.
Beide Systeme beherrschen nun Drag&Drop und
Cut&Paste zwischen Wirt und Gast. Dateien und Texte
können so einfach mit der Maus vom Host in die VMs
gezogen werden oder umgekehrt.
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Als Voraussetzung dazu müssen bestimmte mitgelieferte
Tools-Pakete des jeweiligen Produktes im Gast laufen.
VMware bietet seine VMware Tools für alle unterstützten
OS an. Microsofts Virtual Machine Additions stehen nur
für Windows-Gäste auf dem Speiseplan.
Die Pakete beider Hersteller lassen sich automatisch
installieren und bieten neben Drag&Drop verschiedene
weitere Funktionen:
Beide Tools-Pakete ermöglichen den Zugriff auf
sogenannte Shared Folder. Darüber kann man ganze
Verzeichnisse des Hosts freigeben. Diese erscheinen dann
automatisch in den Gästen unter einem bestimmten
Laufwerksbuchstaben und können so zum einfachen
Datenaustausch verwendet werden.
Nebenbei ist über die Tools eine Zeitsynchronisation
zwischen Host und Gast möglich. Unter VMware können
zusätzlich bestimmte Skripte beim Starten und Beenden
innerhalb einer VM ausgeführt werde. VPC und VMware
erlauben mit ihren Tools ein automatisches
Herunterfahren der unterstützen Gast-OS beim
Ausschalten.
Unbedingt Notwendig sind beide Tools-Pakete für eine
flüssig Arbeit mit Maus, Tastatur und Graphik. Erst damit
wird z.B. ein übergangsloses Wechseln mit der Maus
zwischen Host und Gastsystem möglich.
Bei VPC gibt es dabei größere Probleme mit NT4 als Gast.
Dort löst sich die Maus nicht automatisch, sondern kann
nur durch einen Hotkey wieder befreit werden. Außerdem
steht der Standardmäßige VPC-Hostkey „ALTGR“ im
Konflikt mit Zeichen wie dem Backslash. Für
Fremdsysteme wie Linux fehlt Microsofts ToolsUnterstützung völlig.
Dafür konnte sich VMware leider immer noch nicht die
kleine Unsitte abgewöhnen, die Maus und die Tastatur in
allen VMs für einige Sekunden einzufrieren, wenn im Host
eine CD gewechselt wird.
Softe Hardware
Wie schon erwähnt, wird sämtliche Hardware in den
virtuellen Rechnern softwaremäßig emuliert oder
durchgereicht. Nur diese virtuellen Geräte stehen den
Betriebssystemen in einer VM somit zur Verfügung. Bei
der bereitgestellten Hardware hat VMware die Nase vorn.
Die CPU im Host wird von beiden Emulatoren direkt
durchgereicht. Alle VMs müssen sich deren Leistung
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Teilen. Dabei laufen VMware-Maschinen in
unterschiedlichen Threads, was bei einem MultiprozessorHost starke Performancevorteile bringt. Unter VPC laufen
dagegen alle VMs im selben Thread und damit auf der
gleichen CPU.
Der in den VMs verfügbare RAM kann flexibel eingestellt
werden. RAM wird nicht emuliert, sondern muss im Host
real existieren. VMware und VPC können einer VM
maximal 3.6GB RAM zur Verfügung stellen.
VPC bietet immer noch keine USB-Unterstützung.
VPC kennt auch keinerlei SCSI-Geräte. VMware punktet
hier mit der Emulation von bis zu sieben virtuellen SCSIPlatten und dem direkten Zugriff auf SCSI-Geräte, wie z.B.
einem im Host eingebauten Streamer.
Beide Emulationen unterstützen keine ISDN-Geräte. Das
kann man zumindest bei VMware mittels eines USB-ISDNAdapters umgehen.
Ebenso gibt es bei beiden keine direkte FireWireUnterstützung.
Unter VMware können vier IDE-Platten an den imaginären
IDE-Controller angeschlossen werden. VPC unterstützt
drei.
Der direkte Zugriff auf physisch angeschlossene
Hardwareplatten ist bei beiden Emulationen möglich.
Dabei können unter VMware bestimmte Partitionen
ausgeblendet oder schreibgeschützt werden. Unter VPC
kann nur auf die gesamte Platte zugegriffen werden.
Real existierende CDROM-, DVD- und Diskettenlaufwerke
werden vom Host an die VMs durchgereicht. Dabei
erlauben beide Produkte das Einbinden von ISO-Images als
virtuelle CDs bzw. Disketten. Die Floppy-Images können
dabei auch beschrieben werden. Zwischen verschiedenen
ISO-Images und den realen Laufwerken kann im laufenden
Betrieb unproblematisch umgeschaltet werden. Der Gast
registriert lediglich den Wechsel der CD im virtuellen
Laufwerk.
Weiterhin werden parallele sowie serielle Schnittstellen
emuliert, etwa zur Anbindung eines realen Modems. Die
seriellen Schnittstellen können direkt mit den
Schnittstellen des Hosts verbunden sein, oder nur virtuell
mit anderen VMs kommunizieren. So ist z.B. ein Szenario
mit zwei über RAS verbundenen Servern und jeweils
dahinter stehenden Netzen, inkl. Routing, durchaus
nachstellbar, ohne auch nur eine einzige Strippe zu
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verlegen. Nur VMware bietet das auch für die parallele
Schnittstelle.
Als Graphikkarte emuliert VPC direkt eine S3 Trio 32/64
PCI, für welche die meisten Betriebsysteme einen eigenen
Treiber haben. VMware liefert einen eigenen Treiber für
eine VMware SVGA II. Bei nicht direkt unterstützten
Systemen, steht dann aber unter VMware nur eine
mickrige Standard-VGA Karte bereit.
Welt am Draht
Zum Datenaustausch mit dem ganzen Rest der realen Welt
bieten beide Produkte mehrere virtuelle Netzwerkkarten
an. Dabei kann der Netzverkehr direkt vom Gast über den
physischen Adapter im Host nach draußen gelangen.
Damit ist die VM von anderen Rechnern im Netz direkt
erreichbar. Dieser sog. Bridging-Modus wirkt dabei so, als
hätte jede VM eine eigene physische Netzkarte.
Sollte es keine verfügbaren IP-Adressen im wirklichen
Netz geben, oder wenn Sicherheitsbedenken existieren,
kann der Verkehr auch mittels NAT nach draußen
gelangen. Dabei borgt sich die virtuelle Netzkarte
sozusagen die IP des Hostrechners. Mittels NAT können
aber keine Dienste innerhalb des virtuellen PC von außen
erreicht werden, etwa ein Webserver in einer VM. Dazu
wird Portforwarding benötigt, was nur von VMware
unterstützt wird.
Wer seine Maschinen ganz in ihre eigene Welt verbannen
will, kann einen HostOnly-, bzw. Local-Modus wählen, in
dem keine Pakete nach außen gelangen. Nur virtuelle
Maschinen können so unter sich kommunizieren, im
physischen Netz sind sie unsichtbar. Dieser Modus ist gut
geeignet, um Adress- bzw. Namenskonflikte der
Testumgebung mit wirklichen Rechnern zu vermeiden.
Beide Produkte verfügen über einen internen DHCPServer, der den VMs automatisch Adressen zuteilen kann.
Unter VMware sind NAT, Portforwarding und DHCP in
übersichtlichen Menüs frei konfigurierbar. VPC bietet nur
einen festen IP-Bereich und kein Portforwarding.
Als Besonderheit emuliert VMware neun interne virtuelle
Switches, an welche die virtuellen Netzkarten
angeschlossen werden können. So lassen sich komplexe
Netze mit mehreren Maschinen und Routing aufbauen. Die
Verwaltung, wer an welchem virtuellem Netz oder wer am
physischen Netz hängt, ist einfach mit ein paar Mausklicks
erledigt.
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VPC unterstützt virtuelle Netze nur umständlich, über im
Host zu installierende Loopback-Adapter. Das sind
Netzkartentreiber ohne zugrundeliegenden physischen
Adapter. Für jedes virtuelle Netz wird solch ein Treiber im
Host benötigt.
Was kommt danach?
Zum Schluss soll noch ein Blick auf die
Erweiterungsmöglichkeiten und die Skalierbarkeit
geworfen werden. Denn ist man erst einmal auf den
Geschmack gekommen, wünscht man sich bald, auch
Produktionsmaschinen zu virtualisieren. Hier verfügt
VMware mit seinem GSX- und ESX-Server über
professionelle stabile Lösungen. Mit der neuen
Technologie VMotion ist es sogar möglich, laufende VMs
ohne Unterbrechung von einem Host auf den Anderen zu
verschieben.
Von Microsoft gibt es dazu bisher nur die üblichen
Lippenbekenntnisse und eine Betatester-Aktion
entgegenzusetzen.
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Fazit:
VMWare ist wegen seiner exzellenten
Netzwerkunterstützung und der
Multiprozessorfähigkeit vor allem für anspruchsvolle
Nutzer empfehlenswert. Die Netzwerkkonfiguration
bietet ausgereifte Möglichkeiten, um auch
komplexere Testszenarien komfortabel aufzubauen.
Endlich ist mit der Version 4.5 die RAM-Begrenzung
von 1GB gefallen. So eignet sich die WorkstationVersion nun auch für kleine bis mittlere
Produktionsumgebungen.
VPC verzichtet auf ausgefeiltes Networking und nutzt
nur eine CPU. Dafür bietet es dem weniger versierten
Anwender vor allem Einfachheit und damit
Übersichtlichkeit. Sein relativ niedriger Preis ist
ebenfalls ein schlagkräftiges Argument im Einsatz für
einfache Testumgebungen, Demos oder Schulung.
Wer auf USB-Unterstützung oder externe SCSIGeräte nicht verzichten kann und wer als Host auch
Linux verwenden will, dem bleibt nur die Wahl von
VMWare.
Wird eine OS/2-Emulation benötigt, bleibt indessen
nur der Griff zu Virtual PC.
Sven Ahnert
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