vmware_vpc_vergleich_ausfuehrlich -
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26.03.2004 - www.vmaschinen.de Unwirkliche Welten Emulierte PC mit MS Virtual PC 2004 und VMware Workstation 4.5 Sie hätten das frisch gesaugte Programm doch lieber auf einem anderen Rechner testen sollen, weil es soeben Ihre gepflegte Windows-Installation zerschossen hat? Sie würden sich gerne einmal Linux oder die neue Windows Beta anschauen, haben aber keinen zweiten PC? Ständiges hin und her booten zwischen verschiedenen Partitionen ist Ihnen zu umständlich? Mit einem virtuellen Rechner kennen Sie diese Probleme nicht. Eine virtuelle Maschine, kurz VM, ist ein emulierter PC, der parallel zu ihrem laufenden System in einer abgeschotteten Umgebung arbeitet. In einer VM lassen sich Betriebssysteme und Anwendungsprogramme wie auf einem richtigen Rechner installieren. Dabei können mehrere VMs auf ein und der selben Hardware gleichzeitig parallel laufen. Man kann sie mittels Suspend an beliebiger Stelle einfrieren und in Sekunden wiederbeleben. Undoable Disks und Snapshots nehmen Softwaretests ihren Schrecken und bringen kaputte Systeme in den virtuellen Rechnern augenblicklich wieder in ihren gesunden Ausgangszustand zurück. Ist eine VM einmal fertig installiert, lässt sie sich durch einfaches Kopieren auf jeden beliebigen Rechner portieren. Die zugrundeliegende Hardware spielt dabei keine Rolle mehr. So ist der unter Linux fertig konfigurierte Apache-Webserver mit Perl und MySQL auch auf dem Windows-Laptop immer mit dabei. Gastwirte Grundsätzlich unterscheidet man bei solchen Emulationen zwischen dem Wirtsrechner, auch Host genannt, und den Gästen. Der Hostrechner ist der wirklich existente, reale PC, unter dessen Betriebsystem die Emulationssoftware installiert wird. Der Gastrechner, kurz VM, ist schließlich der emulierte PC, auf dem dann das Gast-OS läuft. Mehrere Gastrechner könne auf einem Wirtsrechner parallel laufen. Ansonsten verhalten sich die Gastrechner wie ganz normale PC. Das Betriebssystem in den VMs denkt, auf einem richtigen PC zu laufen. 1 Copyright 2004 Sven Ahnert - www.vmaschinen.de Die Kontrahenten Zwei Anbieter konkurrieren mit Ihren Lösungen zur Virtualisierung. Einmal die Firma VMware mit dem gleichnamigen Produkt VMware Workstation 4 und zum anderen Microsoft mit seinem, von der Firma Connectix übernommenen Produkt, Virtual PC 2004. Von jedem gibt es eine kostenlose, 30 bzw. 45 Tage lauffähige, englischsprachige Testversion zum Download. Als Hostbetriebssystem kommt bei Virtual PC 2004 ausschließlich Windows in Frage. Die Mac-Version existiert noch als Version 6.1. Nach Microsofts Übernahme des Produktes, unterstützt es als Gastbetriebssystem offiziell nur noch das firmeneigene Windows. Einzige Ausnahme bildet OS/2. Zwar läuft in der Praxis immer noch Linux unter VPC, in der Liste der unterstützten OS taucht es aber nicht mehr auf. Ob es bei Problemen noch Support geben wird bleibt fraglich. VMware läuft dagegen unter Linux als auch unter Windows2000, XP und NT. Es unterstützt offiziell eine breite Palette von Gast-OS, begonnen bei Linux über sämtliche Windows-Versionen bis zu Novell-Netware und FreeBSD. Die Unterstützung von OS/2 als Gastsystem ist dagegen weiterhin nur VPC vorbehalten. Virtuelle Schrauberei Die Installation beider Emulatoren auf dem Wirtsrechner läuft völlig unkompliziert ab. Neben der eigentlichen Software werden einige Netzwerkdienste, bzw. bei VMware auch Netzwerkadapter, installiert. Bei den Hardwarevoraussetzungen an den Wirtsrechner wird von beiden Herstellern etwas tiefgestapelt. In der Praxis sollten es schon mind. 800MHz und 256MB sein. Wer mehr als eine VM laufen lassen will und flüssig arbeiten möchte, sollte mind. 1GHz und 512 MB RAM zur Verfügung haben. Die Anforderung an Leistung und Plattenplatz des Wirts richtet sich natürlich sehr stark nach den OS bzw. den Programmen innerhalb der virtuellen Maschinen. Gleich im Anschluss an die Installation kann man bei beiden Produkten über einen Wizard innerhalb weniger Minuten seinen ersten virtuellen PC „zusammenschrauben“. Anhand des gewünschten Gast-OS werden verschiedene Einstellungen, wie die RAM-Größe, bereits vorgeschlagen und können vorerst übernommen werden. Auch die Behälterdateien für die virtuellen Platten 2 Copyright 2004 Sven Ahnert - www.vmaschinen.de werden automatisch im gewünschten Ordner der Wirtsplatte angelegt. VMware bietet bei seinem Wizard eine Custom-Option. So kann der erfahrene Anwender schon beim Erstellen einer VM alle Parameter detailliert kontrollieren. Im Wizard von VPC hingegen, kann u.a. weder die Art der virtuellen Platte noch deren vorgegebene Größe von 16GB beeinflusst werden. Innerhalb der virtuellen Maschinen gibt es einen gewissen Satz Standardhardware, aus welcher man seinen Rechner konfektioniert. Dabei existiert für die OS in den VMs nur die Hardware, welche von der Emulation bereitgestellt wird. Ein direkter Zugriff auf beliebige Hardwarekomponenten ist somit nicht möglich. Zur konkreten emulierten Hardware kommen wir später. Beide Emulatoren ermöglichen das einfache Hinzufügen, Ändern oder Entfernen von virtueller Hardware. Mal eben eine Netzkarte oder eine Platte zusätzlich eingebaut bzw. ein paar Megabyte mehr RAM in den Rechner gesteckt – das alles ist bequem mit wenigen Mausklicks, völlig ohne Schraubenzieher und ohne Schreibtischtauchen möglich. Die Konfiguration der virtuellen Hardware ist unter VPC sehr einfach zu handhaben. Einzig und allein der herausgelöste Plattenwizard stört hier. Man muss mit ihm Platten immer erst extra anlegen, bevor man sie einer VM zuweisen kann. Und zugewiesene Platten müssen erst mit dem Wizard gesucht werden, um sie zu bearbeiten. Weiterhin kann man das Arbeitsverzeichnis nur umständlich über eine Umgebungsvariable im Host einstellen. Sonst will VPC ständig jede neue Platte im Ordner „Eigene Dateien“ anlegen. Unter VMware sucht man dagegen manchmal nach gerade benötigten Funktionen. Wie verhindert man beispielsweise, dass beim Gast mit W2K Professional oder Linux immer eine SCSI-Platte statt einer einfachen IDEPlatte angelegt wird? Erst ein Klick auf den AdvancedButton bringt hier die Offenbarung. In den VMware-Menüs kann man sich schon das eine oder andere Mal verirren, bis man alle Features erkundet hat, was einem aber mit wesentlich erweiterten Funktionen gedankt wird. Dagegen hat die einfach gehaltenen Struktur des VPC, gerade für Gelegenheitsnutzer, den Vorteil, dass man sich innerhalb von wenigen Minuten auskennt. 3 Copyright 2004 Sven Ahnert - www.vmaschinen.de Weiter mit System Nachdem endlich der erste virtuelle PC zusammengebaut ist, stellt sich schnell die Frage: „Und nun? Wie bekomme ich mein Windows oder Linux in der VM zum Laufen?“ Hier helfen beide Produkte nicht direkt weiter. Es gibt zwar von VMware vorkonfigurierte, englische OS-Kits zu kaufen. Das sind Installationsskripte inkl. CD und Lizenz für das gewünschten Betriebssystem. Doch diese Kosten kann man sich sparen, indem man sein OS selbst in der VM installiert. Am einfachsten wird dazu die bootfähige BetriebsystemCD ins physische Laufwerk des Hosts eingelegt und ein neu eingerichteter Gast-PC mit leerer virtueller Platte gestartet. Im virtuellen Bios der startenden VM muss evtl. noch die Bootreihenfolge verändert werden. Dann verwendet der Gast das reale CD-Laufwerk und es erfolgt eine ganz normale Installation, wie auf einem richtigen PC. (sh. auch unsere Tips unter: www.vmaschinen.de/cgi-bin/xpm.cgi?xtips) Natürlich kann auch ein realer PC mittels Werkzeugen wie Norton Ghost bzw. DriveImage in eine VM übernommen werden. Selbst solche hardwarenahen Tools arbeiten unbeeindruckt in den virtuellen Maschinen beider Hersteller. So können endlich die zwei, drei maroden PC, die den ganzen Tag mit Diensten wie Fernwartung, oder Zeiterfassung fast im Leerlauf vor sich hindümpeln, von der realen Bildfläche verschwinden. Und der alte NetwareServer, bzw. der Internet-Proxy unter Linux, verbraten dann auch keinen Platz mehr im Serverraum. Ein weiterer Vorteil dieser Virtualisierung: Geht der Wirts-PC kaputt, können die gesicherten VMs innerhalb weniger Minuten auf einem anderen Rechner wieder zum Leben erweckt werden. Zu Beachten ist, das für jede laufende VM auch eine gültige Lizenz des darin installierten Betriebssystems erworben werden muss! Ist der virtuelle Rechner fertig eingerichtet, kann diese saubere Grundkonfiguration durch einfaches Kopieren der virtuellen Platte archiviert werden oder als Clone-Mutter für weitere Installationen dienen. Dafür muss nur im Host die Datei kopiert werden, welche die virtuelle Platte des Gastsystems darstellt. Einfacher kann es nicht gehen. So steht der Test-Datenbankserver nicht nur in der Firma, sondern auch auf dem Laptop oder zu Hause immer zur Verfügung. 4 Copyright 2004 Sven Ahnert - www.vmaschinen.de Reale Oberflächen Die lauffähig gemachten Systeme lassen sich beliebig starten, beenden oder in den Suspend-Modus versetzen. Hier zeigen sich größere Unterschiede in den Oberflächen beider Emulatoren: Unter VPC ist der Dreh und Angelpunkt ein unscheinbares Fenster, in dem übersichtlich für jede konfigurierte VM eine kleine Miniatur dargestellt wird. Diese Miniaturen aktualisieren sogar in kurzen Abständen und zeigen so den aktuellen Bildschirm der laufenden VM. Ansonsten wirkt die Oberfläche mit ihren vier Textbuttons und den drei knappen Menüs recht spartanisch. Zusätzlich wird im System-Tray ein Symbol mit Zugriff auf alle wichtigen Funktionen eingeblendet. Die Oberfläche der VMware erscheint, aufgrund des größeren Funktionsumfanges, auf den ersten Blick unübersichtlicher als die von VPC. Gelungen ist bei VMware die Anordnung aller laufenden virtuellen PC. Man kann sich entscheiden, ob alle VMs im gleichen Fenster oder in separaten Fenstern angezeigt werden. Durch Karteikarten-Reiter kann schnell zwischen den emulierten Rechnern umgeschalten werden. In einer zuschaltbaren Favoritenleiste schlummern alle oft verwendeten VMs schnell abrufbar und übersichtlich. Funktionell bei VMware ist die Buttonleiste, wo es je eine farbiges Symbol zum Starten, Ausschalten, Reset, Suspend, Snapshot oder Revert gibt. Es ist eben einfach erhebend für den gestressten Anwender, durch einen Druck auf den roten PowerOFF-Knopf, mitten im laufenden Betrieb, dem kaputtinstallierten virtuellen PC endgültig das Licht auszublasen. Ab der Version 4.5 ist auch endlich der Revert und Snapshot-Button durch eine Abfrage gesichert. (Mehr dazu weiter unten) VPC verfügt zusätzlich über einen Pause-Modus, der die VM sofort anhält und alle CPU-Ressourcen freigibt. Das kann auch automatisch für alle Hintergrund-VMs eingestellt werden. Das ist nützlich, wenn sich z.B. mehrere, unter Last laufende, Maschinen gegenseitig das Leben schwer machen. Beide Produkte besitzen eine einstellbare Prioritätensteuerung mit mehreren Stufen für die virtuellen Rechner. 5 Copyright 2004 Sven Ahnert - www.vmaschinen.de Schlaf gut! Eine praktische Funktion in beiden Emulatoren ist der Suspend-Modus, bzw. Save State. Dabei wird die VM mitten im laufenden Betrieb eingefroren und ihr Zustand wird gesichert. Der so eingeschläferte Gast kann jederzeit innerhalb von Sekunden wieder an der gleichen Stelle erweckt werden. Sehr bequem, wenn man z.B. den Host ausschaltet. Nach dem Einschalten müssen dann nicht alle Systeme erst wieder neu hochfahren. VMware baut diese Methode mit seiner SnapshotTechnologie noch weiter aus. Dabei kann ein Snapshot von einer laufenden VM gemacht werden. Systemzustand und RAM-Inhalt werden dabei gespeichert und Festplattenänderungen werden ab da nicht mehr direkt auf die virtuelle Platte, sondern nur noch in sog. Redo-Files geschrieben. Zu diesem gesicherten Stand kann immer wieder, aus jeder beliebigen Situation heraus, zurückgekehrt werden. Wird z.B. ein Snapshot von einem VMware-Gast gemacht, welcher schon im Anmeldebildschirm steht, spart man sich das lästige Hochfahren bei Wiederanläufen. Immer wenn der Revert-Button gedrückt wird, vergisst die VM alle Änderungen und steht sofort im Anmeldebildschirm. Das kann auch automatisch bei jedem Einschalten passieren. Man hat somit in Sekunden einen laufenden Rechner mit einer garantiert sauberen Installation. Sehr wertvoll für Mitarbeiter im Telefonsupport oder für Demos. Mit Rückfahrschein Die wichtigste Rolle bei solchen Funktionen zur Wiederherstellung spielen die virtuellen Platten einer VM. Schließlich liegt dort unsere gesamte OS-Installation mit allen Anwendungen und Einstellungen inkl. Bugs und Fehlern. Wurde auf einem realen PC von einem Amok laufenden Programm die Konfiguration zerstört, dann ist wieder einmal die unvermeidliche Neuinstallation in Sicht. Beim virtuellen PC genügt dagegen ein einfacher Knopfdruck und schon ist innerhalb von Sekunden der letzte Stand der Platte wieder hergestellt. Solche virtuellen Platten sind grundsätzlich Dateien auf dem Hostsystem. Es gibt bei beiden Emulatoren die Möglichkeit, den gesamten Platz einer virtuellen Platte sofort zu reservieren oder den benötigte Platz vom Emulationsprogramm erst bei Bedarf zuweisen zu lassen. 6 Copyright 2004 Sven Ahnert - www.vmaschinen.de Die Behälterdatei wächst dann entsprechend den Anforderungen mit. Leider ist es bei beiden Produkten nicht möglich, eine einmal angelegte Platte nachträglich zu vergrößern. Deswegen sollte man lieber etwas großzügiger sein, dank dynamischen Zuwachs belegen die Behälterdateien auf dem Host schließlich nur soviel Platz, wie wirklich nötig ist. Beide Produkte beherrschen das Zerstückeln dieser Behälterdateien in FAT-gerechte Häppchen. Unter NTFS können monolithische große Dateien angelegt werden. Das eigentliche Handling der virtuellen Platten unterscheidet sich bei beiden Emulatoren: VMware unterscheidet drei Modi. Im Modus Persistent verhält sich eine virtuelle Platte wie ihr physischer Pedant. Alle Änderungen werden laufend unwiderruflich geschrieben und bleiben erhalten. Im Modus Nonpersistent gehen alle Änderungen automatisch nach dem Ausschalten verloren. Das ist praktisch bei Schulungsoder Demorechnern. Weiterhin gibt es den schon beschriebenen Snapshot, der wahlweise die Rückkehr zu einem bestimmten Stand einer Platte ermöglicht. Das dürfte vor allem in Testumgebungen unschätzbar wertvoll sein. Platten im Modus Nonpersistent, Persistent und Snapshot können unter VMware nebeneinander existieren. Dadurch kann die wichtige Systemplatte mittels eines Snapshots gesichert sein, eine Datenplatte kann im Modus Persistent fest beschrieben werden und eine weitere Platte wird für temporäre Dateien im Modus Nonpersisten betrieben. So kann der Systemzustand jederzeit mittels Revert wiederhergestellt werden, wobei die bearbeiteten Daten aber nicht verloren gehen. Und die temporären Dateien sind bei jedem Neustart immer automatisch verschwunden. Bei VPC gibt es zwei Plattentypen. Eine normale Platte arbeitet grundsätzlich im Modus Persistent, alle Daten werden also direkt geschrieben. Aufsetzend auf einer solchen Platte können sog. Differenzplatten verwendet werden. Dabei wird die Basisplatte nicht mehr angerührt. Sämtliche Änderungen werden nur in der Differenzplatte festgehalten. Die Daten in der Basisplatte sind ein für alle mal gegen gemeine Programme und unvorsichtige Nutzer gesichert. Dabei können sich sogar mehrere Anwender ein und die selbe Grundinstallation teilen, da man über die gleiche Basisplatte verschiedene Differenzplatten legen kann. 7 Copyright 2004 Sven Ahnert - www.vmaschinen.de Bei Bedarf können irgendwann die Differenzplatten mit der Basisplatte verschmolzen werden, wobei neue Platten entstehen können. Oder die Änderung einer Differenzplatte werden zur Basisplatte hinzugefügt. Letzteres geht allerdings mörderisch schief, wenn aus Versehen der Inhalt zweier Differenzplatten auf die gleiche Basisplatte zurückgeschrieben wird. (Unter VMware kann man dieses gleichzeitige Verwenden einer Grundinstallation ebenfalls durch getrennte RedoLogs erreichen - sh. auch die HOWTO unter www.vmaschinen.de/cgi-bin/xpm.cgi?xht04) Egal, ob eine Platte unter VPC nun direkt oder über eine Differenzplatte verwendet wird, für alle Platten ist zusätzlich ein Undoable-Modus aktivierbar. Beim Ausschalten der VM kann man dann die Änderungen entweder unwiderruflich verwerfen, weiterhin aufheben oder endgültig fest schreiben. Gelungene Installationen werden so festgebrannt, misslungene Versuche können einfach verworfen werde. Das Ausschalten einer VM unter VPC erfordert dabei allerdings volle Konzentration. Immerhin sind vier Auswahlmöglichkeiten und ein zusätzlicher Optionshaken richtig zu kombinieren. Die falsche Antwort, und schon ist die Arbeit der letzten Stunde unwiderruflich dahin oder die fehlgeschlagene Installation überschreibt im Nachhinein nun doch noch die schöne saubere Platte. Deshalb ist es sehr unpraktisch, dass der Undoable-Modus, und damit auch die gewählte Option, immer für alle Platten einer VM insgesamt wirkt. Wichtige Platten können so nur über die Verwendung einer Differenzplatte sicher geschützt werden. Aus einer anderen Welt Ein weiteres wichtiges Thema ist der Datenaustausch der Gastsysteme mit dem Host. Was tun, wenn man in der VM ein paar Dateien von der Platte des Wirtsrechners benötigt? Zwischen der Platte des Wirts und den virtuellen Platten klaffen genau solche Abstände, wie zwischen den Platten physisch nebeneinanderstehender Rechner. Hatte bisher hier VPC immer die Nase vorn, so konnte VMware 4 in den letzten Versionen deutlich aufholen. Beide Systeme beherrschen nun Drag&Drop und Cut&Paste zwischen Wirt und Gast. Dateien und Texte können so einfach mit der Maus vom Host in die VMs gezogen werden oder umgekehrt. 8 Copyright 2004 Sven Ahnert - www.vmaschinen.de Als Voraussetzung dazu müssen bestimmte mitgelieferte Tools-Pakete des jeweiligen Produktes im Gast laufen. VMware bietet seine VMware Tools für alle unterstützten OS an. Microsofts Virtual Machine Additions stehen nur für Windows-Gäste auf dem Speiseplan. Die Pakete beider Hersteller lassen sich automatisch installieren und bieten neben Drag&Drop verschiedene weitere Funktionen: Beide Tools-Pakete ermöglichen den Zugriff auf sogenannte Shared Folder. Darüber kann man ganze Verzeichnisse des Hosts freigeben. Diese erscheinen dann automatisch in den Gästen unter einem bestimmten Laufwerksbuchstaben und können so zum einfachen Datenaustausch verwendet werden. Nebenbei ist über die Tools eine Zeitsynchronisation zwischen Host und Gast möglich. Unter VMware können zusätzlich bestimmte Skripte beim Starten und Beenden innerhalb einer VM ausgeführt werde. VPC und VMware erlauben mit ihren Tools ein automatisches Herunterfahren der unterstützen Gast-OS beim Ausschalten. Unbedingt Notwendig sind beide Tools-Pakete für eine flüssig Arbeit mit Maus, Tastatur und Graphik. Erst damit wird z.B. ein übergangsloses Wechseln mit der Maus zwischen Host und Gastsystem möglich. Bei VPC gibt es dabei größere Probleme mit NT4 als Gast. Dort löst sich die Maus nicht automatisch, sondern kann nur durch einen Hotkey wieder befreit werden. Außerdem steht der Standardmäßige VPC-Hostkey „ALTGR“ im Konflikt mit Zeichen wie dem Backslash. Für Fremdsysteme wie Linux fehlt Microsofts ToolsUnterstützung völlig. Dafür konnte sich VMware leider immer noch nicht die kleine Unsitte abgewöhnen, die Maus und die Tastatur in allen VMs für einige Sekunden einzufrieren, wenn im Host eine CD gewechselt wird. Softe Hardware Wie schon erwähnt, wird sämtliche Hardware in den virtuellen Rechnern softwaremäßig emuliert oder durchgereicht. Nur diese virtuellen Geräte stehen den Betriebssystemen in einer VM somit zur Verfügung. Bei der bereitgestellten Hardware hat VMware die Nase vorn. Die CPU im Host wird von beiden Emulatoren direkt durchgereicht. Alle VMs müssen sich deren Leistung 9 Copyright 2004 Sven Ahnert - www.vmaschinen.de Teilen. Dabei laufen VMware-Maschinen in unterschiedlichen Threads, was bei einem MultiprozessorHost starke Performancevorteile bringt. Unter VPC laufen dagegen alle VMs im selben Thread und damit auf der gleichen CPU. Der in den VMs verfügbare RAM kann flexibel eingestellt werden. RAM wird nicht emuliert, sondern muss im Host real existieren. VMware und VPC können einer VM maximal 3.6GB RAM zur Verfügung stellen. VPC bietet immer noch keine USB-Unterstützung. VPC kennt auch keinerlei SCSI-Geräte. VMware punktet hier mit der Emulation von bis zu sieben virtuellen SCSIPlatten und dem direkten Zugriff auf SCSI-Geräte, wie z.B. einem im Host eingebauten Streamer. Beide Emulationen unterstützen keine ISDN-Geräte. Das kann man zumindest bei VMware mittels eines USB-ISDNAdapters umgehen. Ebenso gibt es bei beiden keine direkte FireWireUnterstützung. Unter VMware können vier IDE-Platten an den imaginären IDE-Controller angeschlossen werden. VPC unterstützt drei. Der direkte Zugriff auf physisch angeschlossene Hardwareplatten ist bei beiden Emulationen möglich. Dabei können unter VMware bestimmte Partitionen ausgeblendet oder schreibgeschützt werden. Unter VPC kann nur auf die gesamte Platte zugegriffen werden. Real existierende CDROM-, DVD- und Diskettenlaufwerke werden vom Host an die VMs durchgereicht. Dabei erlauben beide Produkte das Einbinden von ISO-Images als virtuelle CDs bzw. Disketten. Die Floppy-Images können dabei auch beschrieben werden. Zwischen verschiedenen ISO-Images und den realen Laufwerken kann im laufenden Betrieb unproblematisch umgeschaltet werden. Der Gast registriert lediglich den Wechsel der CD im virtuellen Laufwerk. Weiterhin werden parallele sowie serielle Schnittstellen emuliert, etwa zur Anbindung eines realen Modems. Die seriellen Schnittstellen können direkt mit den Schnittstellen des Hosts verbunden sein, oder nur virtuell mit anderen VMs kommunizieren. So ist z.B. ein Szenario mit zwei über RAS verbundenen Servern und jeweils dahinter stehenden Netzen, inkl. Routing, durchaus nachstellbar, ohne auch nur eine einzige Strippe zu 10 Copyright 2004 Sven Ahnert - www.vmaschinen.de verlegen. Nur VMware bietet das auch für die parallele Schnittstelle. Als Graphikkarte emuliert VPC direkt eine S3 Trio 32/64 PCI, für welche die meisten Betriebsysteme einen eigenen Treiber haben. VMware liefert einen eigenen Treiber für eine VMware SVGA II. Bei nicht direkt unterstützten Systemen, steht dann aber unter VMware nur eine mickrige Standard-VGA Karte bereit. Welt am Draht Zum Datenaustausch mit dem ganzen Rest der realen Welt bieten beide Produkte mehrere virtuelle Netzwerkkarten an. Dabei kann der Netzverkehr direkt vom Gast über den physischen Adapter im Host nach draußen gelangen. Damit ist die VM von anderen Rechnern im Netz direkt erreichbar. Dieser sog. Bridging-Modus wirkt dabei so, als hätte jede VM eine eigene physische Netzkarte. Sollte es keine verfügbaren IP-Adressen im wirklichen Netz geben, oder wenn Sicherheitsbedenken existieren, kann der Verkehr auch mittels NAT nach draußen gelangen. Dabei borgt sich die virtuelle Netzkarte sozusagen die IP des Hostrechners. Mittels NAT können aber keine Dienste innerhalb des virtuellen PC von außen erreicht werden, etwa ein Webserver in einer VM. Dazu wird Portforwarding benötigt, was nur von VMware unterstützt wird. Wer seine Maschinen ganz in ihre eigene Welt verbannen will, kann einen HostOnly-, bzw. Local-Modus wählen, in dem keine Pakete nach außen gelangen. Nur virtuelle Maschinen können so unter sich kommunizieren, im physischen Netz sind sie unsichtbar. Dieser Modus ist gut geeignet, um Adress- bzw. Namenskonflikte der Testumgebung mit wirklichen Rechnern zu vermeiden. Beide Produkte verfügen über einen internen DHCPServer, der den VMs automatisch Adressen zuteilen kann. Unter VMware sind NAT, Portforwarding und DHCP in übersichtlichen Menüs frei konfigurierbar. VPC bietet nur einen festen IP-Bereich und kein Portforwarding. Als Besonderheit emuliert VMware neun interne virtuelle Switches, an welche die virtuellen Netzkarten angeschlossen werden können. So lassen sich komplexe Netze mit mehreren Maschinen und Routing aufbauen. Die Verwaltung, wer an welchem virtuellem Netz oder wer am physischen Netz hängt, ist einfach mit ein paar Mausklicks erledigt. 11 Copyright 2004 Sven Ahnert - www.vmaschinen.de VPC unterstützt virtuelle Netze nur umständlich, über im Host zu installierende Loopback-Adapter. Das sind Netzkartentreiber ohne zugrundeliegenden physischen Adapter. Für jedes virtuelle Netz wird solch ein Treiber im Host benötigt. Was kommt danach? Zum Schluss soll noch ein Blick auf die Erweiterungsmöglichkeiten und die Skalierbarkeit geworfen werden. Denn ist man erst einmal auf den Geschmack gekommen, wünscht man sich bald, auch Produktionsmaschinen zu virtualisieren. Hier verfügt VMware mit seinem GSX- und ESX-Server über professionelle stabile Lösungen. Mit der neuen Technologie VMotion ist es sogar möglich, laufende VMs ohne Unterbrechung von einem Host auf den Anderen zu verschieben. Von Microsoft gibt es dazu bisher nur die üblichen Lippenbekenntnisse und eine Betatester-Aktion entgegenzusetzen. 12 Copyright 2004 Sven Ahnert - www.vmaschinen.de Fazit: VMWare ist wegen seiner exzellenten Netzwerkunterstützung und der Multiprozessorfähigkeit vor allem für anspruchsvolle Nutzer empfehlenswert. Die Netzwerkkonfiguration bietet ausgereifte Möglichkeiten, um auch komplexere Testszenarien komfortabel aufzubauen. Endlich ist mit der Version 4.5 die RAM-Begrenzung von 1GB gefallen. So eignet sich die WorkstationVersion nun auch für kleine bis mittlere Produktionsumgebungen. VPC verzichtet auf ausgefeiltes Networking und nutzt nur eine CPU. Dafür bietet es dem weniger versierten Anwender vor allem Einfachheit und damit Übersichtlichkeit. Sein relativ niedriger Preis ist ebenfalls ein schlagkräftiges Argument im Einsatz für einfache Testumgebungen, Demos oder Schulung. Wer auf USB-Unterstützung oder externe SCSIGeräte nicht verzichten kann und wer als Host auch Linux verwenden will, dem bleibt nur die Wahl von VMWare. Wird eine OS/2-Emulation benötigt, bleibt indessen nur der Griff zu Virtual PC. Sven Ahnert 13 Copyright 2004 Sven Ahnert - www.vmaschinen.de