Obama nackt

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Obama nackt
Quelle:
, 09.05.2014 / Ausland / Seite 7
Obama nackt
Kuba: Lebhaftes Echo auf Festnahme vier geständiger US-Terroristen auf der
Karibik-Insel
Von Volker Hermsdorf
Die Festnahme von vier geständigen US-Terroristen in Kuba hat in den Medien der
sozialistischen Karibikinsel ein bis dahin nie erreichtes Leserecho ausgelöst.
Nachdem das Innenministerium in Havanna am Dienstag die bereits am 26. April
erfolgte Verhaftung der in Miami ansässigen Exilkubaner José Ortega Amador,
Obdulio Rodríguez González, Raibel Pacheco Santos und Félix Monzón Álvarez
mitgeteilt hatte (jW berichtete), meldeten sich innerhalb weniger Stunden rund 200
Leser der Tageszeitung Granma auf deren Homepage zu Wort. Das Onlineportal
»Cubadebate« veröffentlichte bis gestern mittag knapp 300 Zuschriften.
Neben dem Dank an die Sicherheitsorgane, die die geplanten terroristischen
Anschläge durch ihren Zugriff verhindert hatten, beherrschen vor allem drei Themen
die öffentliche Diskussion in Kuba. Ein großer Teil der Debattenbeiträge weist darauf
hin, daß die Verhaftungen fast zeitgleich mit der erneuten Aufzählung Kubas in einer
Liste von Staaten erfolgte, denen die US-Regierung eine Unterstützung des
Terrorismus vorwirft. Jetzt stehe Obama vor der Welt nackt da, »wie in Hans
Christian Andersens Märchen ›Des Kaisers neue Kleider‹«, spottet etwa der
Journalist Iroel Sánchez in seinem Blog »La pupila insomne«. Viele Leser sehen
einen Zusammenhang mit der kürzlich aufgeflogenen Twitterkopie »ZunZuneo«, mit
der die US-Entwicklungsagentur USAID junge Kubaner zu regierungsfeindlichen
Aktionen aufstacheln und Massenproteste nach dem Muster des »arabischen
Frühlings« inszenieren wollte. Als dritter Schwerpunkt wird in zahlreichen Zuschriften
die Arbeit der »Cuban Five« gewürdigt. Die kubanischen Aufklärer, von denen drei in
den USA noch immer langjährige bis zu zweimal lebenslange Haftstrafen absitzen
müssen, hatten sich in Miami nur deshalb in antikommunistische Gruppen
eingeschleust, um terroristische Aktionen gegen Menschen und Einrichtungen in
ihrer Heimat zu verhindern.
Die vier am 26. April Verhafteten haben zugegeben, daß sie vorhatten, militärische
Einrichtungen auf Kuba anzugreifen, um gewaltsame Reaktionen zu provozieren.
Drei von ihnen waren seit Mitte 2013 mehrfach eingereist, um die Aktionen
vorzubereiten. Nach Angaben der kubanischen Behörden hatten sie bei ihrer
Vernehmung ausgesagt, daß die Anschlagspläne und ihre Reisen von den in
mehreren ultrarechten Exilkubanergruppen aktiven Santiago Álvarez Fernández
Magriñá, Osvaldo Mitat und Manuel Alzugaray organisiert worden seien.
Die in Miami residierenden Hintermänner weisen beachtliche terroristische Karrieren
auf. Santiago Álvarez Fernández Magriñá gehört zu den Gründern der berüchtigten
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Terrorgruppe »Alpha 66«. Er war unter anderem im April 2001 an einem Angriff auf
ein Dorf in der Provinz Santa Clara beteiligt. Am 12. Oktober des gleichen Jahres
landeten er und weitere Alpha-66-Mitglieder mit Schnellbooten aus Florida in dem 70
Kilometer nördlich der Stadt Holguín gelegenen Küstenort »Boca de Samá« an. Bei
einem Angriff ermordeten sie zwei Anwohner, ein kubanisches Mädchen wurde
schwer verletzt. Anfang 2005 schmuggelten er und sein Kumpan Osvaldo Mitat den
flüchtigen Terroristen Luis Posada Carriles mit ihrem Boot »Santrina« in die USA.
Der ehemalige CIA-Agent Posada Carriles ist unter anderem für den Anschlag auf
ein kubanisches Verkehrsflugzeug im Jahr 1976 verantwortlich, bei dem 73
Passagiere getötet worden waren.
Nachdem die US-Polizei bei Álvarez und Mitat Ende 2005 ein umfangreiches
illegales Waffen-, Munitions- und Sprengstofflager entdeckte, das sie nach eigenen
Angaben für weitere Anschläge in Kuba vorhielten, wurden sie zwar zu
Gefängnisstrafen verurteilt, nach knapp zwei bzw. drei Jahren aber wieder auf freien
Fuß gesetzt. Die Richter hielten ihnen zugute, daß das Motiv für ihre Straftaten »der
Einsatz für ein freies und demokratisches Kuba« gewesen sei. Auch der dritte
Auftraggeber, Manuel Alzugaray, der bereits die von der CIA ausgebildete »Brigade
2506« und deren Invasion in der Schweinebucht unterstützt hatte, ist bis heute in
mehreren terroristischen Gruppen aktiv.
Interessant sind – angesichts der aktuell verhinderten Anschläge – die Verbindungen
einiger in Kuba tätiger Systemgegner zu den Terroristen. So berichtete der Blog
»Democratic Underground« bereits im März 2010, daß die auch von westlichen
Regierungen unterstützte Gruppe »Damen in Weiß« nach eigenen Angaben
monatlich 1500 US-Dollar von der Organisation »Rescate Jurídico« in Miami erhält,
deren Präsident kein geringerer als Santiago Álvarez, der Helfer des Terroristen
Posada Carriles, ist.