Eugen und der freche Wicht
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Eugen und der freche Wicht
Recensions / Buchbesprechungen Vol. 14 No. 6 Eugen und der freche Wicht Anna Sommer, Michael Grotzer 72 Seiten, Fr. 36.– Das Gehirn wird erklärt und mit einem Haus mit vielen Zimmern verglichen und in einer sehr illustrativen Zeichnung gezeigt. Das Kamel Max, der wichtige Begleiter von Eugen, begleitet auch den Leser und Betrachter durch das Buch. Ein Kinderbuch zu Hirntumoren bei Kindern, herausgegeben von Michael Grotzer, Kinderspital Zürich Das Bilderbuch erzählt die Geschichte von Eugen, bei dem ein Hirntumor festgestellt, operiert und mittels Strahlentherapie behandelt wird. Im Kinderspital trifft er Julie, bei der eine Chemotherapie gemacht wird. Dieses reich bebilderte Buch wendet sich an betroffene Kinder, Geschwister, Eltern, Familienangehörige und all diejenigen, die mit solchen Kindern zu tun haben. Klar verständlich und äusserst liebevoll werden die wesentlichen Aspekte um Eugens Problematik in Wort und Bild dargestellt. Welche Symptome treten auf, was rufen sie in einer Familie hervor, wie finden die Untersuchungen statt und was kann man tun, wenn ein Hirntumor – ein «kleiner frecher Wicht» – gefunden wird. Hier ist ein wunderschönes Buch entstanden zu einer schwierigen, Angst machenden und oft schwer verständlichen Krankheit. Ich gratuliere dem Team dieses Buches für dieses wertvolle Werk. Ich hoffe und wünsche, dass das Buch viele Kinder und Erwachsene, darunter auch Fachleute,s erreicht. Erhältlich bei: Frau Iris Haller Sekretariat Onkologie Kinderspital Zürich, Steinwiesstrasse 75 8032 Zürich Tel. 01 266 74 55 [email protected] – Anna Sommer, geboren 1968, lebt in Zürich und gehört zu den wichtigsten Comic-Künstlerinnen der Schweiz. – PD Dr. med. Michael Grotzer, geboren 1964, Privatdozent und Facharzt für Kinderheilkunde und KinderOnkologie, ist Leiter der Hirntumor-Sprechstunde am Kinderspital Zürich. Eva Bergsträsser, Kinderspital Zürich 2003 35 Recensions / Buchbesprechungen Vol. 14 No. 6 2003 36 Prader-Willi Syndrome as a Model for Obesity U. Eiholzer, D. l’Allemand, W. B. Zipf, Editors, (Hrsg.), 2003, 238 Seiten, Fr. 138.– ISBN 3-8055-7574-2 Auch wenn das Prader-Willi-Syndrom relativ selten ist, kommen doch die meisten praktizierenden Pädiater in Kontakt mit Kindern mit Prader-Willi Syndrom. Säuglinge mit Prader-Willi-Syndrom zeigen Trinkschwäche, Muskelhypotonie und verzögerte psychomotorische Entwicklung. Ab dem zweiten Lebensjahr führt eine unstillbare Esssucht zu massiver Adipositas, verbunden mit Kleinwuchs, Muskelschwäche, Hypogonadismus und mit zunehmendem Alter schwerwiegenden Verhaltensstörungen. Das Syndrom entsteht durch einen Defekt des paternalen Chromosoms 15 oder durch eine Vererbung einer doppelten Chromosomenanlage der Mutter. Die Betreuung von Kindern mit Prader-Willi-Syndrom und ihren Familien bleibt ein äusserst anspruchvolles Problem. Seit vielen Jahren setzt sich die Arbeitsgruppe um U. Eiholzer in Fortsetzung der Zürcher Tradition mit der Vielschichtigkeit des Prader-Willi-Syndroms auseinander. Vielversprechende therapeutische Ansätze, wie die Wachstumshormontherapie zur Verminderung der Fettmasse und Förderung der Muskelmasse sowie des Wachstums zeigen gute Erfolge und sind bereits etabliert, können jedoch nur Teilaspekte des Syndroms beeinflussen. Das im Alltag am schwierigsten zu beherrschende Problem bleibt die ungezügelte, krankhafte Esssucht dieser Kinder. Sie verwenden ihre ganze Energie Tag und Nacht darauf, etwas Essbares zu finden. Diese Sucht kann bisher therapeutisch nicht beeinflusst werden und lässt sich nur mit äusserst rigiden Verboten im Zaum halten, die dann häufig sekundäre Verhaltensstörungen bei den betroffenen Kindern bewirken, und die erzieherischen Probleme belasten das Familienleben extrem. Im Oktober 2002 fand in Zürich auf Einladung von PD Dr. med. U. Eiholzer und seiner Mitarbeiterin Dr. med. D. l’Allemand sowie Prof. Dr. med. W. B. Zipf von der Ohio State University ein internationales Symposium über das Prader-Willi-Syndrom statt, an dem 130 Experten aus den Fachgebieten Genetik, Pädiatrie, Endokrinologie, Psychiatrie sowie Ernährungswissenschaft ihre Erkenntnisse über die Energieregulation bei Adipositas und im speziellen beim Prader-Willi-Syndrom austauschten. Diese Beiträge liegen jetzt in Buchform vor. Das Buch behandelt ausführlich die Energieregulation im menschlichen Organismus und deren Störungen. Wenn der Mechanismus der gestörten Energieregulation beim Extremfall des übergewichtigen Menschen, dem Prader-Willi-Syndrom, aufgeklärt wer- den kann, könnten daraus auch Therapieansätze nicht nur für Menschen mit Prader-Willi-Syndrom, sondern für alle übergewichtigen Menschen in ihrem täglichen Kampf gegen die Fettsucht abgeleitet werden. Beim Prader-Willi-Syndrom wird heute davon ausgegangen, dass durch das defekte Gen dem Organismus signalisiert wird, nicht genügend Fettmasse zu haben – eine in der Entwicklungsgeschichte der Menschheit potenziell bedrohliche Situation. Dieser Gendefekt beeinflusst den Hypothalamus als zentrales Steuerungsorgan und führt auch zu Störungen in der Regulation des Wachstumshormons, der Gonadotropine und des autonomen Nervensystems sowie des Kohlenhydratmetabolismus. Diese Erkenntnisse werden im Buch faszinierend geschildert. Für eine kausale Therapie in (noch ferner) Zukunft müsste die Ursache des Gendefekts zunächst genau geklärt werden. Die im Buch enthaltenen Beiträge sind geschrieben von Spezialisten für Spezialisten und stellen den aktuellen Stand der Forschung über das Prader-Willi-Syndrom einerseits und die Stoffwechselregulation beim adipösen Menschen andererseits dar. Aber auch praktizierende Pädiater, die Kinder mit PraderWilli-Syndrom betreuen, finden im Buch wertvolle Einsichten, die sich auch in die Betreuung der Kinder (und deren Familien!) mit Prader-Willi-Syndrom umsetzen lassen. Reto Gambon, Thusis