Wortgewaltig lernen - Schulbuchzentrum Online
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Wortgewaltig lernen - Schulbuchzentrum Online
paddle canoe boat river bridge At work Nr. 12 • Frühjahr/Sommer 2007 Das Englisch-Magazin von Diesterweg Interview Was bedeutet DESI für den Unterricht? Didaktik Wie Wortschatzarbeit gelingt: Hintergründe und Praxis-Tipps Im Fokus Wortgewaltig lernen valley Tower Bridge London Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, wie wichtig das Vokabellernen ist, weiß jeder, der irgendwann einmal eine Sprache gelernt hat: Worte tragen Botschaften von einem Menschen zum anderen und stehen deshalb im Zentrum der Kommunikation. Zugleich können Worte sperrig sein: Manchmal ändern sie plötzlich in einem neuen Kontext die Bedeutung, oder sie tauchen immer nur in Verbindung mit bestimmten anderen Worten auf. Außerdem muss man bei vielen Worten ein genaues Gespür dafür entwickeln, wie umgangssprachlich oder gehoben sie für einen Muttersprachler klingen. Und ganz selten nur findet man ein Wort, für das es eine echte Übersetzung in der eigenen Sprache gibt. Kurz: Beim Wortschatzlernen lauern jede Menge Stolpersteine auf Lehrer und Schüler. Abhilfe verspricht der Lexical Approach: er zeigt, wie der Wortschatz erfolgreich aufgebaut werden kann und sogar den Grammatikerwerb fördert. Grund genug für uns, Ihnen in dieser Ausgabe einen Überblick über aktuelle Entwicklungen und Methoden des Wortschatzlernens zu geben. 3 Im Fokus Lexical Approach: Wie die Wörter ins Gehirn kommen Einen herzlichen Glückwunsch senden wir mit dieser Ausgabe an die fünf Schulen, die im Dezember mit dem Deutschen Schulpreis der Robert-Bosch-Stiftung ausgezeichnet wurden. Es freut uns, dass in allen Ecken Deutschlands Schulen zu finden sind, die mit Mut, Leidenschaft und didaktischem Feingefühl ein Lernklima schaffen, in dem sich Schüler und Lehrer zu Hause fühlen. Dass mit der Offenen Schule Waldau aus Kassel, der Hamburger Max-Brauer-Schule und der IGS Franzsches Feld in Braunschweig gleich drei der vier im Sekundarbereich ausgezeichneten Schulen im Englischunterricht mit DiesterwegLehrwerken arbeiten, freut uns natürlich ganz besonders: Es zeigt, dass sich unser Engagement, Bücher für einen zeitgemäßen und motivierenden Unterricht zu erstellen, lohnt. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen! Ihr Redaktionsteam Englisch [email protected] Inhaltsverzeichnis 6 Didaktik Grundvoraussetzungen für erfolgreiche Wortschatzarbeit 8 Culture Capsules All in one boat 10 Trends Fragen an Gayle Tufts Tell me a story! 11 Trends Helping students to learn words 13 TEA Interview „Nur was für die Schüler bedeutsam ist – das lernen sie.“ 14 Praxis Ohne Wörter geht es nicht! Impressum Herausgeber und Redaktionsanschrift: Bildungshaus Schulbuchverlage Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH Georg-Westermann-Allee 66 38104 Braunschweig Redaktion: Nicole Sienkamp (V. i. S. d. P.) Berenike Giera Alexandra Mankarios Redaktionelle Beratung: Dr. h. c. Christoph Edelhoff (TEA) Konzeptberatung: Mann beißt Hund – Agentur für Kommunikation Gestaltung: blum Design & Kommunikation Titelbild: Fontshop / Fancy Druck: Westermann Druck GmbH Georg-Westermann-Allee 66 38104 Braunschweig Um eine bessere Lesbarkeit des Textes zu gewährleisten, ist bei der Bezeichnung von Berufs- und sonstigen Gruppen auf eine Differenzierung in eine weibliche und männliche Schreibweise verzichtet worden. Die nächste At work erscheint im Herbst 2007. Im Fokus Wortgewaltig lernen Wie die Wörter ins Gehirn kommen Wortgewaltig lernen: Beim Lexical Approach steht der Vokabelschatz im Mittelpunkt Zum Kommunizieren braucht man Wortschatz. Wie wichtig das Vokabellernen ist, hat Michael Lewis bereits Anfang der neunziger Jahre beschrieben. In seinem Werk „The Lexical Approach“ plädiert er dafür, mehr Wert auf eine systematische Wortschatzarbeit zu legen – allerdings nicht, indem die Schüler nun einfach größere Vokabelmengen bewältigen sollen. Der Kern seines Ansatzes besteht darin, vor allem mit Verbindungen aus mehreren Wörtern, so genannten chunks zu arbeiten, ohne diese zunächst tiefer zu analysieren. Wie schaffen es Muttersprachler, sich so flüssig zu unterhalten? Und was kann man von ihnen lernen und auf den Fremdsprachenunterricht übertragen? Einer der Hauptunterschiede zwischen dem Erwerb der Muttersprache und den Lernprozessen im Klassenzimmer ist bei der Erforschung des so genannten mentalen Lexikons deutlich geworden: Während Schüler oft einzelne Wörter notieren und lernen, speichert das Lexikon im Gehirn auch Wendungen ab, die aus mehreren Worten bestehen. Ausdrücke wie not yet, by the way, see you later oder auch I see what you mean but… sind im Muttersprachler-Hirn also fest verdrahtet. So lassen sich im Gespräch Wendungen und Satzteile, die häufig wiederkehren, auf einmal abrufen – eine entscheidende Zeitersparnis, wenn man bedenkt, wie blitzschnell wir Botschaften formulieren oder entschlüsseln müssen, um den Gesprächsfluss aufrecht zu halten. Wie Fremdsprachenschüler von dieser Arbeitsweise des mentalen Lexikons profitieren können, hat Michael Lewis 1993 untersucht. Seine Antwort: Indem sie genau wie Kinder, die ihre Muttersprache erwerben, zunächst feste Wendungen und Satzteile als Ganzes lernen und erst später die Funktionen der Einzelteile – die Grammatik eines Ausdrucks also – analysieren. Lernziel: Natürliche, mündliche Sprache Nicht allein für die Geschwindigkeit zahlt es sich aus, wenn feste Wendungen, Kollokationen und Sprachformeln aller Art am Stück abgespeichert werden. Auch die Qualität der Sprache steigt: Muttersprachler gewinnen an Ausdrucksvermögen, bei Fremdsprachenlernern wird die Sprache vor allem „natürlicher“, denn viele Stolperfallen, die durch Übersetzungsfehler entstehen können, treten dann gar nicht erst auf. Hintergrund ist wiederum die Funktionsweise des mentalen Lexikons: Wir speichern nicht nur feste Wendungen als Blöcke ab, sondern wir merken uns auch zu jedem Wort, in welcher Umgebung es sehr häufig vorkommt, also in welchen Wendungen es zu finden ist. „Wenn Schüler zum Beispiel nur wissen, dass Bus bus heißt, formulieren sie solche Sätze wie ‚I drive with the bus‘“, erläutert Prof. Marita Schocker-von Ditfurth von The English Academy. „Besser wäre es gewesen, sie hätten gleich gelernt ‚I go by bus‘, ‚I get off the bus‘, ‚I wait for the bus‘ und so weiter.“ Die Erkenntnis, dass das Gehirn in der Lage ist, feste Wendungen als Ganzes zu speichern, kann Fremdsprachenlernern Mut machen: Sie machen erst die Kompetenzerfahrung, danach kann ihre Aufmerksamkeit auf die Analyse der Bestandteile einer Äußerung gerichtet werden. Sprache muss also nicht im Kommunikationsprozess aus einzelnen Versatzstücken mühsam zusammengesetzt werden. Der Lexical Approach im Unterricht Feste Wendungen und Kollokationen – zunächst klingt das eher nach einigen wenigen Ausdrücken. Tatsächlich aber kommt kaum eine Aussage – sieht man einmal von Ein-Wort-Äußerun- 3 4 Im Fokus Wortgewaltig lernen gen ab – ohne eine feste Kombination aus Worten aus. Für den Lexical Approach ist deshalb der Co-Text eines Wortes, also die einen Begriff umgebenden Wörter, von Interesse. Sie sollten von den Fremdsprachenlernern gleich mitgelernt werden. Tatsächlich rät der Ansatz dazu, im Unterricht mit Modellsätzen und fertigen Satzanfängen als Sprachproduktionshilfe zu arbeiten. Einfache Satzanfänge (sentence heads) wie zum Beispiel „In my street there is/there are...“ beugen typischen Übersetzungsfehlern vor, die auf den Transfer deutscher Wendungen ins Englische zurückzuführen sind, etwa „In my street it gives...“. Wichtig ist aber auch, den Schülern den Ansatz zu erklären und das Vokabeltraining von Anfang an am Lexical Approach auszurichten. Die generelle Regel: „Schreibt immer mindestens drei Wörter auf!“ ist für Schüler leicht zu verstehen und legt mit einfachen Mitteln die Basis für den Aufbau eines Mehr-Wort-Vokabulars. Das systematische Erarbeiten von Wortschatz sollte fester Bestandteil des Unterrichtsgeschehens werden. Dazu kann auch mit dem Wörterbuch gearbeitet werden. Zum Beispiel bei Verben wie take, die je nach Kontext eine Fülle von Bedeutungen haben können, lohnt sich ein genaueres Hinsehen. Im Unterricht lässt sich das beispielsweise als Sammlung umsetzen: Die Schüler suchen Sätze und Wendungen, in denen das Verb take vorkommt. Diese werden dann nach Bedeutungen sortiert. Auf einem Blatt können anschließend um das Wort take, das in der Mitte steht, verschiedene Bedeutungsblöcke gruppiert und durch Beispielsätze illustriert werden. Vier verschiedene Bedeutungsgruppen etwa lassen sich schon mit einfachen Beispielen für take ausmachen, siehe Abbildung (S.5, rechts oben). Auf diese Weise erhalten gerade Ausdrücke, die oft als schwierig galten, für die Schüler einen Sinn – und dank der Beispielsätze, die sie als Ganzes lernen, bereichern die Schüler auch ihr Ausdrucksvermögen nachhaltig. Lewis sieht in dieser Art von Beispielsatz-Sammlung ein lexikalisches Muster, ein lexical pattern: er geht davon aus, dass die grafische Darstellung mit den umgebenden Bedeutungsblöcken dem Bedeutungsgeflecht ähnelt, mit dem sich das mentale Lexikon Wörter merkt. Ein weiterer Vorteil der lexikalischen Muster: Auch individueller Wortschatz kann hier einfließen. Der Wortschatz, den die Schüler zum Beispiel im Urlaub, mit Songtexten oder beim Surfen im Internet aufgebaut haben, kann im Unterricht oft nicht berücksichtigt werden. Beim Aufdecken von lexikalischen Mustern jedoch können die Schüler zeigen, welche Ausdrücke sie allein gelernt haben – das motiviert! Basisarbeit Wortschatz Auch wenn es zum Lexical Approach zahlreiche praktische Übungen gibt, ist der Ansatz weit mehr als eine Aufgabensammlung. Inhaltlich ähnlich wie der Taskbased Approach und der Kommunikative Ansatz ausgerichtet, stellt Michael Dr. Marita Schocker-von Ditfurth, Professorin für Didaktik der englischen Sprache an der Pädagogischen Hochschule Freiburg und Mitglied von The English Academy (TEA) Lewis’ Wortschatzkonzept eine mündliche, alltägliche Sprache in den Mittelpunkt des Unterrichtsgeschehens, die in erster Linie dazu dient, Bedeutungen auszudrücken. Die Arbeit an einer immer korrekteren Ausdruckweise folgt der Sprachproduktion – und nicht umgekehrt. Für die Organisation des Lernprozesses bedeutet das: Erst muss ein Grundstock an sprachlicher Kompetenz geschaffen werden, dann kann eine analytischere Herangehensweise folgen, bei der die sprachlichen Strukturen näher unter die Lupe genommen werden. Beispielsweise zum Thema If-clauses – klassische Fehlerquelle für deutsche Lerner – bietet sich im Rahmen des Lexical Approach für den Typ II eine Übung zur Sprachfunktion Giving advice an: Zunächst notieren die Schüler, welche Dinge ihnen immer wieder Schwierigkeiten im Alltag bereiten. Anschließend beraten sie sich gegenseitig: „If I were you I would...“. Als kompletter chunk gelernt, verliert der Satz schnell seinen Schrecken. Folgt dann zu einem späteren Zeitpunkt eine Erklärung der grammatischen Struktur, so haben die Schüler bereits wichtige Beispielsätze verinnerlicht, auf die sie als Modell zurückgreifen können. Das If-Beispiel illustriert: Es geht im Lexical Approach nicht da rum, die Grammatik zurückzunehmen. Vielmehr legt der Ansatz nah, die Trennung zwischen Wortschatz und Struktur zu überwinden und beides sinnvoll zu verbinden. Ausgangspunkt des Fremdsprachenlernens sollte allerdings der Wortschatz sein – zum einen, weil er für die Kommunikation eine entscheidende Rolle spielt, zum anderen, weil Worte und Wendungen als basic units der Sprache Lernern auf ganz praktische Weise das nötige Gerüst vermitteln, an dem Regeln erkannt und vertieft werden können. „Language consists of grammaticalized lexis, not lexicalized grammar“, – bringt es Lewis auf den Punkt. Kleiner Dreh – große Wirkung Hauptanliegen des Lexical Approach, fasst Marita Schockervon Ditfurth zusammen, sei es, Lehrern die grundlegende Bedeutung einer systematischen Wortschatzarbeit bewusst zu machen und für eine natürliche Alltagssprache als Lernziel zu plädieren, anstatt für ein „abstraktes Ideal von Sprache“. Der gesamte Unterricht muss dafür nicht neu konzipiert werden. Im Fokus Wortgewaltig lernen „Schüler sollten im Unterricht die Möglichkeit haben, mit Sprache zu experimentieren.“ Prof. Dr. Marita Schocker-von Ditfurth Sie rät aber dazu, das Klassenzimmer vor allem als Raum zu begreifen, in dem „die Schüler die Möglichkeit haben, mit Sprache zu experimentieren und zu erfahren, was sie mit ihr tun können.“ Als Orientierung eignet sich dabei Lewis’ OHE-Prinzip (observe – hypothesize – explore), mit dem Schüler zu einem entdeckenden Lernen angeregt werden sollen und das an die Stelle des klassischen PPP-Zyklus (present – practise – produce) treten könnte. „Zunächst machen die Schüler die Erfahrung, dass sie mit der Sprache etwas ausdrücken können, danach stellen sie anhand der von ihnen produzierten Sprachbeispiele Vermutungen über das Funktionieren der Sprache an, und man erkundet gemeinsam, ob das Gesagte angemessen und formal korrekt ist“, beschreibt Schocker-von Ditfurth den Unterrichtsaufbau. Daraus folgt, dass der Lexical Approach für Lernkontrollen ein eher holistisches Vorgehen nahe legt, das die Qualität der Sprachproduktion insgesamt anhand einzelner Kriterien beschreibt: Fluency beispielsweise sollte eines von verschiedenen Bewertungskriterien sein, wenn die Schüler etwas mündlich präsentieren. Auch ein Kriterium wie Range of Vocabulary ist wichtig, da damit anerkannt wird, dass Schüler die vielfältigen Wendungen, die sie gelernt haben, auch im Kommunikationsprozess verwenden können. Schriftlich lassen sich die Lexical Patterns, die die Schüler gemeinsam erarbeitet haben, sehr gut prüfen, indem sie ein vorgegebenes network, das in inhaltliche Teilbereiche gegliedert ist, mit gelernten chunks ergänzen – genau wie in dem take-Beispiel. Den Schülern macht es Spaß, sich als Sprachentdecker zu erproben. „Ich erkläre den Schülern und auch den Eltern, wieso Wörter nicht isoliert gelernt werden“, berichtet Schocker-von Ditfurth. „Das ist ja auch gut nachvollziehbar, und es wird sehr gut aufgenommen.“ Literatur: Lewis, Michael (1993): The Lexical Approach. The State of ELT and a Way Forward. Hove: Language Teaching Publications. Online-Tipp: http://www.teachingenglish.org.uk/think/methodology/lexical_approach1.shtml http://www.teachingenglish.org.uk/think/methodology/lexical_approach2.shtml http://www.the-english-academy.de (take someone somewhere) Who takes the children to school? I'll take you shopping tomorrow. They had to take her to the doctor. ................................ ................................ a picture a photograph 5 (a period of time) I took over an hour on the motorway. That'll take ages. I won't take more than ten minutes. ................................ ................................ take (travelling) Shall we take the car? Don't worry I can take a train. ................................ ................................ an exam your driving test (decisions or choices) You should take more risks. We can't take a decision yet. I'll take the responsibility. ................................ ................................ Das Verb take als Lexical Pattern: Die Erstellung lexikalischer Muster im Fremdsprachenunterricht hilft beim Wortschatzaufbau. (Nach: Lewis, Michael (1993): The Lexical Approach, S.144) Didaktik Wortschatzarbeit Einige Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Wortschatzarbeit Von Prof. Dr. Werner Bleyhl, The English Academy Der Schlüssel zum Lernerfolg in der Fremdsprache liegt im Wortschatz – und zwar nicht nur, weil sich mit einem reichen Vokabular viel sagen lässt. Die aktuelle Forschung belegt auch: Im Bereich Grammatik bringen es Wortschatz-Lerner weiter – wenn die Lernmethode stimmt. Forschungsobjekt Wortschatz Mehrere Forschungsdisziplinen liefern Antworten, wenn es um das Fremdsprachenlernen geht. Im Bereich Wortschatz deuten ihre Ergebnisse in dieselbe Richtung: Der Wortschatz ist beim Fremdsprachenlernen von zentraler Bedeutung und liefert die Basis für den Grammatikerwerb. • In der Linguistik herrscht Übereinstimmung: Grammar is lexicon driven – und nicht umgekehrt. Das heißt, wir füllen nicht die grammatischen Strukturen mit Wörtern, sondern wir verwenden lexikalische Einheiten, die bestimmte Strukturen benötigen. • Die Spracherwerbsforschung stützt diese Erkenntnis: Erst nach der Verinnerlichung von 400 bis 500 lexikalischen Einheiten entwickelt sich die Syntax im Lerner. Die Reihenfolge des Erwerbs syntaktischer Strukturen kann zudem durch Unterricht langfristig nicht verändert werden. Das Tempo allerdings schon: es hängt von der Zahl der verinnerlichten lexikalischen Einheiten ab. Methodische Konsequenz A: Wortschatz fördert die Grammatik Sollen die Schüler grammatikalisch annehmbar die Fremdsprache verwenden, so muss der Unterricht dafür sorgen, dass sie rasch einen möglichst großen Wortschatz erwerben. Für Sprachwissenschaftler steht fest: Worte und lexikalische Einheiten sind nicht einfach leere Zeichen. Sie sind für die Mitglieder einer Sprachgemeinschaft „sprachliche Repräsentationen“ menta- ler Begriffe: Hinter jedem Wort steht ein komplexes mentales Konzept, das sich im sozialen Miteinander in der Welt bildet, wenn Mitglieder einer Sprachgemeinschaft miteinander interagieren. Mentale Begriffe beschreiben also Konzepte des sozialen Miteinanders und bestimmen unsere Denkstrukturen und -kategorien. Zeit und hinreichende neuronale Aktivität braucht. Folgerung für den Unterricht: Ein Vokabellernen mit Wortgleichungen „Sprache 1 – Sprache 2“ ist unangemessen und erschwert das Sprachenlernen. Die Gegen überstellung der englischen Begriffe man – mister (Mr) – husband – gentleman mit den deutschen Mensch – Mann – Herr zeigt: Die semantischen Felder, die Begriffsbereiche in den verschiedenen Sprachen, weisen zwar Schnittmengen auf, grenzen aber die Anwendung kulturspezifisch verschieden ab. Ganz deutlich ist das zum Beispiel bei gängigen Verben und bei Präpositionen, das Prinzip gilt aber für alle Wortarten: Gerade hinter scheinbar einfachen, alltäglichen Worten stehen oft sehr differenzierte mentale Konzepte. In Abbildung unten am Beispiel für den Erwerb des Begriffes „essen“, lässt sich die Bildung eines mentalen Konzepts ablesen: Erkennbar wird • die Abhängigkeit vom Erleben in der Welt • die individuell unterschiedliche Geschwindigkeit in der Ausbildung der Konzepte • die individuell unterschiedliche zeitliche Verzögerung zwischen der Ausbildung des Konzepts und der produktiven Verwendung des Wortes. Das ist neurolinguistisch gesehen gar nicht anders möglich, weil der Aufbau entsprechender neuronaler Strukturen im Gehirn seine • Beispiel Verben: Englisch: go – walk etc. Deutsch:gehen – fahren – fliegen usw. • Beispiel Präpositionen: Englisch:at school Deutsch:in der Schule Englisch:at the railway station Deutsch:auf dem Bahnhof Englisch:at the petrol station Deutsch:an der Tankstelle 100 80 60 Anzahl Kinder in Prozent 6 Versteht »essen« Isst mit Löffel Die Beziehung zwischen geistiger Entwicklung, sprachlichem Verständnis und Ausdruck, dargestellt anhand des Begriffs „essen“. Die Linien geben an, wie viele Kinder (in Prozent) den Löffel gebrauchen, das Wort „essen“ verstehen und aussprechen. Gebraucht »essen« 40 20 0 3 6 9 12 Alter in Monaten 15 18 21 24 27 30 33 aus: Largo, Remo H. (2000): Babyjahre, S. 318. Professor Dr. Werner Bleyhl ist emeritierter Professor für englische Sprache und Literatur an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und Mitglied von The English Academy (TEA). Fazit: Jede lexikalische Einheit braucht ihren Kontext, und zwar sowohl situativ/pragmatisch als auch sprachlich. Das bedeutet: • In bestimmten sozialen Situationen werden nur jeweils bestimmte Wörter gebraucht, weshalb bestimmte Wörter auch die Gestimmtheit bestimmter sozialer Situationen hervorrufen. • Wörter haben immer andere Wörter, deren Gesellschaft sie suchen und mit denen sie häufig zusammen auftreten: Kollokationen. Führt man sich diese Kontextabhängigkeit von Wörtern vor Augen, so wird deutlich, dass es im Fremdsprachenunterricht nicht darum gehen sollte, Einzelwörter zu lehren. Einzelwortlernen hilft allenfalls für entsprechende Vokabelarbeiten, mittel- und langfristig werden die Wörter jedoch vergessen und stehen einem kreativen Gebrauch nicht zur Verfügung. Methodische Konsequenz B: Viele Kontexte kennenlernen Kein Lerner kann nach einer einmaligen Begegnung mit einer fremdsprachlichen lexikalischen Einheit ihren Geltungsbereich absehen. Dafür muss er dem Wort wiederholt und in verschiedenen Kontexten begegnen, zum Beispiel, indem die Aufgabenstellung ihm die Gelegenheit dazu bietet. Nur so kann er die – allerdings immer unscharfen (fuzzy) – Grenzen in etwa abschätzen. Der Lerner verhält sich lernstrategisch also sehr klug, wenn er ein Wort produktiv zunächst nur zögerlich verwendet, auch wenn er in etwa versteht, was in der Sprachgemeinschaft damit ausgedrückt werden soll. Die Aneignung eines Wortes, das ja selbst vieldimensionale Aspekte hat (Lautung, Betonung, morphologische Veränderungen, soziale, emotionale Bedeutungseinfärbungen usw.), ist also nie ein linearer Prozess, ein einfaches Input-Output-Geschehen. Methodische Konsequenz C: Besser kreativ als auswendig lernen Hausaufgaben der traditionellen Art: „Lernt die Wörter im Wörterverzeichnis“ sind unergiebig. Effektiver sind individualisierendere, die Lerner zur Eigenverantwortung für ihr Lernen hinführende Aufgaben wie: • „Ordnet die Vokabeln in eurem Heft, wie sie eurer Ansicht nach inhaltlich am besten zusammengehören.“ Für die Wörter, die schwer oder keinem semantischen Wortfeld zuzuordnen sind, gibt es die Rubrik mixed bag. Das Ab-Schreiben und damit ein Vertrauter-Werden mit dem Schriftbild hat so für die Schüler eine gewisse logische Rechtfertigung. Der Grund für die weit besseren Behaltensraten ist dabei, dass die Lerner bei dem Auftauchen jeder neuen Vokabel die bisher behandelten Wortfelder mental wieder aktivieren müssen, um entscheiden zu können, ob das neue Wort dazu passt. • „Jeder wählt die zehn Vokabeln, die ihm persönlich am nützlichsten erscheinen.“ Bei der Kontrolle in der nächsten Stunde erkundigt sich der Lehrer kurz, aber gezielt nach der Zuordnung der schwierigeren Vokabeln und auch nach der persönlichen Wahl bei seinen „schwierigeren“ Schülern. Literatur: Schröder, Konrad / Claudia Harsch / Günter Nold (2006): DESI – Die sprachpraktischen Kompetenzen unserer Schülerinnen und Schüler im Bereich Englisch. Zentrale Befunde, in: Neusprachliche Mitteilungen, 59: 3, S. 11 – 32. Weskamp, Ralf (2007): Mehrsprachigkeit. Sprach evolution, kognitive Sprachverarbeitung und schulischer Fremdsprachenunterricht. Braunschweig, Heilbronn (Reihe: Unterrichts-Perspektiven Fremdsprachen). Gut zu wissen: Sieben grundlegende Erkenntnisse zum Wortschatzlernen Die Erforschung des mentalen Lexikons liefert eine Vielzahl an Erkenntnissen darüber, welche Regeln für das Lernen, Behalten und Anwendenkönnen von Wortschatz eine Rolle spielen. Hier die wichtigsten im Überblick: 1. Gesprochene Sprache ist primär (darüber besteht Konsens in der Sprachwissenschaft), auch wenn manche Wörter nur in geschriebener Sprache vorkommen. 2. Die Lautform muss während des Aufbaus und der Aktivierung des mentalen Konzepts vom Lerner als erstes verinnerlicht werden. 3. Erst wenn der Lerner mental den entsprechenden Begriff erfasst hat, also durch seine soziale Erfahrung des Gebrauchs in der Welt oder in Texten eine mentale Kategorie gebildet hat, ist die Grundvoraussetzung gelegt, dass er sich die Vokabel, also die Wortgestalt, merken kann. 4. Im Englischen ist bei der Lautform der Sitz der Wortbetonung das Wichtigste. Kein Muttersprachler des Englischen versteht etwa Wörter wie „catholic“ oder „method“, die nach deutschem Betonungsmuster auf der 2. und nicht auf der 1. Silbe betont werden. 5. Schriftliche Sprache ist ein anderes, sekundäres Sprachsystem, das nicht unbedingt mit der mündlichen Sprache zusammen gelernt werden muss. Zwar kann die Schriftform die Sprachbewusstheit steigern, eine Vermischung birgt aber die Gefahr, dass die Schüler durch das komplexe Zusammenspiel von mündlicher Sprache, Lautung und Begegnung mit der Schrift vom Wesentlichen abgelenkt werden. 6. Die Ergebnisse der Lernforschung bezüglich lebender Fremdsprachen sind eindeutig: Wer kein Hörverstehen entwickelt hat, kommt zu keinem Leseverstehen; wer kein Leseverstehen entwickelt hat, kommt zu keiner Schreibsicherheit. Mit anderen Worten: Die Entwicklung des Hörverstehens sollte klare Priorität besitzen. Der Umstand, dass – wie die DESI-Studie (Schröder u. a. 2006) zeigt – 44 Prozent der Schüler in Klasse 8 nicht die elementaren Anforderungen der Lehrpläne bezüglich des Leseverstehens erbringen, muss zu denken geben. Auch neun Prozent der Gymnasiasten erreichen dieses Niveau nicht. 7. Nur für Lerner relevante Inhalte beziehungsweise ihre mentalen Begriffe werden mittel- und langfristig, also nach mehreren Wiederholungen in verschiedenen Kontexten, im Gedächtnis behalten. Fehlt der Bezug zur Anwendung, ist die Behaltensleistung gering. Culture Capsules “All in the same boat” By Lorcan Flynn “Sweetheart”, began my wife, in a seductive tone of voice. I guessed something big was coming, for although we were both lying down, face to face, she was also looking upward at me with her biggest, heart-melting eyes. What was she going to ask, I wondered? Did she want us to visit her boring friends Mary and Peter again? I could not have been more wrong. “You know I’m not getting any younger and we did say we wanted to have children and …. Don’t you think it is about time we thought about starting a family?” Der Ire Lorcan Flynn, Jahrgang 1953, lebt seit vielen Jahren in Deutschland. Der Autor von Camden Town Realschule tritt mit irischen Geschichten als Storyteller auf. A little time passed before I could respond. Only a little but time enough for a million thoughts to flash before my inner eye. Fundamentally, they were good thoughts. You see, I had an unfashionably happy childhood. Apparently lots of my friends did not. They often try to outdo each other with horror stories about their callous parents. I often feel left out when they try to include me in such conversations. Sometimes, I even feel like making up a tale of parental neglect just to fit in! For example, when some people complain about having to share a room with a brother or sister they disliked, I feel tempted to protest at having had to share a bed with my two younger brothers until I was fourteen (the two older ones had beds of their own in the same room). However, I don’t remember it ever having been a problem. Moreover, it is hard for me to empathize with one friend, who feels she was never loved. Why? Because she was an unwanted third pregnancy!! What can I say? Somehow, I don’t think my parents actually planned to have me as number six of nine children!! But I am here so let’s get on with it! Please note that, I am not trivializing the problems faced by some such people. However, I believe many of the real problems could be summarized in the feeling that the whingers never felt loved. This, thank God was never a feeling I have heard any of my siblings express. Now, of course we complained a lot about our lot. But our complaints were directed at our chronic lack of cash, the unfairness of teachers or the ineptitude of the local football team – things the average man has no control over whatsoever… Consequently, the only real question in my mind when my wife asked me whether I was ready to create a family was whether I would be able to live up to the high standards set by the one I had grown up in. There were eleven of us including parents, and my extended family uncles, aunts, cousins numbered in the hundreds. I can’t remember any of my kin complain about their upbringing like I often have heard here in Germany. On reflection, the same applies to my friends. What is the reason for this? I think that in a way, the whole society I grew up in was one big “family.” What made it so? Was it the poverty we shared? Was it a shared sense of being in the same boat? There are many books written on this subject, many seeming to agree that the richer we are getting, the unhappier we are becoming. One often cited cause of today’s problems is the decline of the “traditional family.” Is this true? Anyway, what does the word “family” mean? In his book “The Third Wave” the futurologist Alvin Tofler lists 81 different types of family units. I looked up the word family in a dictionary. This is what I found: Family: the basic unit in society traditionally consisting of two parents rearing their own or adopted children; also: any of various social units differing from but regarded as equivalent to the traditional family < a single-parent family Clan: a group of persons of common ancestry Race: a people or group of peoples regarded as deriving from a common stock Basic unit: My own family was pretty traditional. My mother stayed at home, my father worked, as did each of my older brothers and sisters when they reached 15. All earnings were handed to my mother. She proved her economic genius by keeping us clothed and fed and saving the deposit on a private house into which we moved when I was eight years old. As stated above, we each had a sense that we were in the same boat. How was this achieved? As in many families, each of us had certain jobs to do and certain real responsibilities. In a recent conversation with my eldest sister we speculated that one of the “problems” in modern families was the lack of these real responsibilities. She remembers feeling very important, as a pubescent fifteen-year-old, because the money she contributed to the household kitty was genuinely indispensable. Apart from the money they contributed, the older boys and girls helped mother with the younger offspring and household chores including cooking. There was never a question of these tasks not being done. If my other older siblings had refused to cook when my mother was away for some reason, we younger ones simply would not have eaten. In my eyes, a downside of being number six of nine was that my older brothers and sisters had more or less the same authority over me as my parents. In fact, as a young child growing up in Storytelling Dublin, it seemed that all older people had lots of authority over me. Like many kids, I remember thinking that my older siblings were insurmountably bigger and more assuredly self-confident than I could ever hope to become. They always seemed to know what I was thinking and what I was about to do or try to avoid doing. They always seemed to have all the answers to any questions I might ask. I well remember longing to be considered “grown-up”. Our family had changed by the time I reached puberty. Firstly, they could afford to keep me in school until “Abitur” and secondly, my five older siblings were married by the time I was sixteen. My financial contribution was no longer essential so I was the first child in the family to be allowed keep the money I earned in my various odd jobs. True, I had money in my pocket but looking back, I realize that I was the first in the family whose childhood extended to the end of my teenage years. Nowadays, when it is quite common to study into one’s late twenties and thus remain dependent on handouts from parents, young people could feel that they are not “contributing”. In my case, I was prevented from suffering from a feeling of not being necessary to the family every cold winter’s morning when my father’s venerable Opel Record Caravan refused to start. My mother would come into my room on freezing cold winter mornings and wake me up with the words “Get up, Lorcan! Your father needs a push.” However, the real assurance that I was a respected member of the hierarchy arrived when I was 18. “Your young brother wants to talk to you,” said my mother. I felt very thrilled that at last someone in the family was seeking my advice. His problem was simple. A bigger, 16 year-old-boy in the area was giving my 14 year-old brother a hard time. He asked me how he should deal with the situation. I simply gave the advice any responsible 18 year-old would probably. I told my brother to get a big stick, ambush the boy and then clobber him. (My brother did exactly as advised with the desired result.) The clan: In March 2000, about 250 relatives present from 17 countries attended when my mother celebrated her 80th birthday. It was nice to meet the children and grandchildren of cousins from Australia and California. It was also amazing to detect family resemblances in people who had never met and had grown up continents apart. A similar hooly (Irish for party) was held in 2003 in Perth, Australia for my uncle’s 90th birthday. My 83 year-old mother led an Irish contingent of about 20 people. However, I have to admit that these “big” events are the exception and the word clan for my immediate kin refers mostly to the nine siblings, our spouses, our 27 offspring and their husbands/wives and the great-grand-children (now 9.) Only “immediate” family, i.e. were at the recent weddings in Canada and Ireland so there were only about 130 people present. At such events, foreign guests are housed by family members in Dublin, Perth or Toronto. Hospitality is automatic and genuine. Invitations for return visits are exchanged and the farewells are long and liquid. Without this wonderful, automatic hospitality, the clan feeling would undoubtedly fade. Long may it live! Race: A few years ago, a prominent Irish politician spoke to an audience at an Irish Centre in Canada, where my brother is on the committee. He remarked that when most Europeans arrived in various countries the first thing they built was often a fort followed closely by a jail. The Irish were different! The first thing they built was usually a pub! Why is this? Well one reason the Irish never founded any colonies is that we were a colony. Even though Ireland is enjoying economic success today, there is still a feeling of us against them, i.e. a subconscious awareness that if we don’t cooperate none of us will survive. An Irishman entering an Irish Pub will usually find a friendly ear and be given information on where to find a job, etc. So what would it take for all members of the human race to view each other as one family? Maybe we have to be attacked by aliens before we accept that we really are all in the same boat. By the way, being a man of action rather than one of words, my response to my wife’s question was simply: “OK, let’s get started.” PS Thought for the day: Are you aware that if we died tomorrow, we could easily be replaced at work? But the family we leave behind will feel the loss for the rest of their lives. So, why do we pour ourselves more into work than into our own families? The Flynn Family, 1965 and today Trends Fragen an die You can talk!-Botschafterin Gayle Tufts Tell me a story! At Work: Frau Tufts, Sie sind seit Anfang 2006 You can talk!-Botschafterin. Warum engagieren Sie sich bei Diesterweg? Gayle Tufts: Ich habe das Diesterweg-Team auf der didacta 2006 kennen gelernt und sein Engagement hat mich beeindruckt. Ich selbst arbeite ja in der Showbranche und bin viel auf der Bühne. Die pädagogische Welt ist ganz anders – aber eins ist gleich: Auch bei You can talk! geht es ums Probieren. Das ist ganz wichtig: Den Mut zum Sprechen zu haben – egal, ob auf der Bühne vor Publikum, im Klassenzimmer oder im Alltag. At Work: Wie beurteilen Sie generell die Englischkenntnisse der Deutschen? Gayle Tufts: (lacht laut) Oh! Viiiieeeeel besser als die Deutschkenntnisse der Amerikaner! Als ich 1985 nach Deutschland kam, kannte ich nur drei deutsche Wörter: Kindergarten, Blitzkrieg und Lumpenproletariat. Aber fast alle Deutschen konnten Englisch – wenigstens ein bisschen. Das hat mir sehr geholfen in den ersten Monaten. At Work: Was schätzen Sie an der deutschen Sprache im Vergleich zum Englischen? Gayle Tufts: Das Siezen und Duzen. Ich habe gelernt, das zu lieben. Die negative Seite der amerikanischen Freundlichkeit ist, dass alle per Du sind. Als würde jeder dich kennen! Deshalb mag ich das „Sie“: Es ist ein bisschen altmodisch, aber ein Zeichen von Respekt. Und es ist schön, wenn jemand sagt: „Wollen wir uns nicht duzen?“ Na klar! At Work: Haben Sie eine deutsche Lieblingsfloskel? Und eine englische? Gayle Tufts: Das Wort „Jawoll!“ Das ist kurz, praktisch und effizient. Und ein bisschen hart. Typisch deutsch eben. Ein ehrliches Wort. „When life gives you lemons, make lemonade!“ Dieser Optimismus ist so amerikanisch: Mach immer das Beste aus jeder Situation. At Work: Auf deutschen Bühnen sind Sie als Stand-up-Comedian bekannt. Wie wichtig ist Humor beim Fremdsprachenlernen? Gayle Tufts: Total wichtig. Das hat viel zu tun mit der You can talk!-Kampagne: Es geht um eine Sprache, um Kommunikation – nicht um eine Prüfung. Da ist Humor sehr hilfreich. Manchmal sind Fehler herrlich! Ich habe während meiner gesamten Karriere mit Sprachen gearbeitet – und dabei auch Fehler gemacht. Das ist menschlich. Aber man muss auch aus ihnen lernen können. Und dürfen. Und über seine Fehler lachen. At Work: Was möchten Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben? Gayle Tufts: Einfach das Motto: You can talk! Hab Vertrauen, Du kannst das! Sei neugierig. Es ist gar nicht schwer, eine Fremdsprache zu lernen. Ich habe das auch gemacht. Und wer mehr Sprachen beherrscht, kann auf der ganzen Welt Freunde finden und viele interessante Menschen kennenlernen. Ein tolles Ziel! Sprache lernen und verwenden – für Prof. Hans-Eberhard Piepho war das untrennbar mit dem Erzählen von Geschichten verbunden. Kurz vor seinem Tod am 11. September 2004 vollendete der Mitbegründer der so genannten „Kommunikativen Wende“ in Deutschland sein Manuskript „Narrative Dimensionen im Fremdsprachenunterricht“. Von der Grundschule bis zum Ende der Sekundarstufe I geht das Werk auf alle Alters- und Kompetenzstufen detailliert ein und zeigt anhand konkreter Unterrichtsvorschläge, dass Erzählen eine elementare Form menschlicher Kommunikation ist – auch beim Englischlernen. Der Autor schlägt die Brücke von der Theorie zur Unterrichtspraxis – mit direkt anwendbaren und vielfältig erprobten Modellen. Wie praxisnah und erfolgreich Piephos Ansatz ist, belegen zahlreiche kreative Schülertexte. Piephos Unterrichtslehre will Lehrer ermutigen, zwischen Bildungsstandards und Prüfungen auch dem Geschichtenerzählen einen angemessenen Raum im Unterricht zu geben. Denn ein produktiver Umgang mit der Individualität und Heterogenität der Lernenden wird immer wichtiger. Hans-Eberhard Piepho über die Bedeutung des Erzählens im Fremdsprachenunterricht Fremdsprachen Englisch in der Grundschule und darüber hinaus Christoph Edelhoff (Hrsg.) Unterrichts-Perspektiven Dr. Christoph Edelhoff (TEA) und Otfried Börner (TEA) haben Piephos Manuskript für die Veröffentlichung aufbereitet. Drei bisher unveröffentlichte Texte aus Piephos Nachlass sowie die „Hamburger Bücherkiste“ als Vorschlag für eine englische Lektüreliste für die Grundschule runden den Band ab. Hans-Eberhard Piepho Narrative Dimensionen im Fremdsprachenunterricht Hrsg. von Otfried Börner und Christoph Edelhoff (THE ENGLISH ACADEMY) Unterrichts-Perspektiven 10 Piepho, Hans-Eberhard (2007): Narrative Dimensionen im Fremdsprachenunterricht. Hrsg. von: Börner, Otfried/Edelhoff, Christoph. Braunschweig, Bad Heilbronn: Schroedel, Diesterweg, Klinkhardt. ISBN: 978-3- 507-71210-0, 16,50 € Erscheint in Kürze. Trends 11 Helping students to learn words – oder: „Warum führen Sie kein Vokabelheft?“ Von Heidi Barucki Eltern fragen manchmal: „Warum führen Sie mit der Klasse kein Vokabelheft? Ich habe früher damit gelernt und konnte mich auf alle Vokabeltests prima vorbereiten.“ Diese Fragen sind normal – schließlich spiegeln sie langjährige Erfahrungen der Eltern beim Fremdsprachenlernen wider. Also erkläre ich ihnen mein Ziel, den Schülern das nachhaltige Einprägen von Wörtern zu ermöglichen, so dass diese auch spontan in der Kommunikation verfügbar sind. Das ist durch mechanisches Auswendiglernen von Vokabellisten nicht zu erreichen. Dazu müssen Eltern und Schüler begreifen, wie unser Gedächtnis funktioniert und wie man seine Funktionen nutzen kann. Darum arbeite ich mit folgenden Methoden: Use it or lose it Wörter in interessanten Kontexten aktiv zu nutzen ist die beste Methode, sie ins Langzeitgedächtnis zu befördern. Die Wörter müssen für die Schüler wichtig sein. Sie müssen einen Sinn darin sehen, diese zu lernen – zum Beispiel um über ein für sie interessantes Thema zu sprechen, eine Geschichte zu schreiben, ihr Lieblingstier oder ihre Sportart zu präsentieren. Darum wähle ich für die Schüler relevante Themen aus. Hierzu erarbeiten sie Produkte, die sie präsentieren und in das Dossier ihres Portfolios abheften. Dieser Unterricht ermöglicht und setzt voraus, dass die Schüler neben dem Grundwortschatz ihren differenzierten, individuellen Wortschatz nutzen, um eigene Ideen auszudrücken. Diese Wörter merken sie sich meist besonders gern und gut. The real thing Bereits beim Erarbeiten von neuen Wörtern ist es wichtig, diese altersgemäß und anschaulich zu präsentieren – sie „merkwürdig“ zu machen. So oft wie mög- lich nutze ich Realien – Dinge im Klassenraum, einen Einkaufskorb voll food items (Lebensmittel), toys (Spielzeug), animals (Stofftiere) etc. Damit lassen sich auch Präpositionen (next to, over, under) und Adjektive (soft, hard, smooth, furry) gut erarbeiten. Nützlich sind auch Bildkarten: Sehr schnell findet man passende Abbildungen im Internet zum Beispiel über die Google-Bildersuche. Ausgedruckt und laminiert lassen sie sich für die verschiedensten Aktivitäten und Spiele zur Festigung, Wiederholung und Anwendung verwenden. There is so much to see Wimmelbilder eignen sich hervorragend zum Wiederholen von bekanntem und Erarbeiten von neuem Wortschatz. Durch ein Brainstorming zum Bild sammeln die Schüler, was sie schon sagen können und bekommen Anregungen, neue Wörter zu lernen. So ist es möglich, bisher unbekannte Wörter in vorhandene Wortsysteme einzuordnen. Let’s do it Verben und Adjektive lassen sich gut durch Gestik und Mimik erklären und üben. Durch Nachahmen von Bewegungen und Gesten erfassen die Schüler Wortbedeutungen ganzheitlich, reproduzieren dabei die neuen Wörter und prägen sie sich besonders gut ein. People speak, dogs bark Durch Umschreibungen (A ... is a ...) und sinnvolle Verknüpfungen werden Wörter in Zusammenhängen erarbeitet. Wörter in chunks lassen sich besser erlernen als isolierte Einzelwörter. So lernen die Schüler, flüssig und natürlich zu sprechen. Chunks können mit der Klasse gemeinsam erarbeitet, aber auch von den Schülern selbstständig aus Texten herausgesucht werden – besonders gut eignen sich Songs. Die Schüler sammeln passende Wörter, um die chunks zu variieren Heidi Barucki unterrichtet Englisch an der Hans-GradeGrundschule in Borkheide (Brandenburg). Sie ist Fachberaterin und Fachseminarleiterin am Staatlichen Studienseminar in Potsdam. und schreiben diese auf. Sehr beliebt sind nonsense chunks! Zum Beispiel: „Have you ever … broken your ears?“ – statt “… broken your leg?”. Say after me, please Zum Festigen der Aussprache nutze ich unter anderem das Chorsprechen – aber ohne Abwechslung wird dies schnell langweilig. Hier sind einige Ideen, die diese Übung interessanter und effektiver machen: • Wörter mit unterschiedlichen Stimmen oder in wechselnder Lautstärke nachsprechen (Say it like an old grandfather/ a little baby/whisper/shout ...) • Unterschiedliche Gruppen von Schülern sprechen (all boys/girls, students with blue/green eyes, blue jeans/white T-shirts …) • Rhythmisches Sprechen: Ich spreche vor, zeige dann die Wörter oder Abbildungen an der Tafel (table and chair; forest and lake). Dabei können nach und nach Wörter von der Tafel gewischt werden, so dass die Schüler ihr Gedächtnis trainieren. Not the storing – the recalling is the problem Das Abschreiben von Wortlisten ist weder aktiv noch kreativ und setzt keine Denkprozesse in Gang! Zum kreativen Verarbeiten des thematischen Wortschatzes müssen die Schüler lernen, diesen zu gruppieren – d. h. sinnvoll aufzuschreiben. Besonders sinnvoll ist das Ordnen von Wörtern nach • inhaltlichen Kategorien (house: rooms/ furniture/activities/garden; daily routine: before school/at school/after school; animals: farm animals/wild animals/pets; with no/two/four/more than four legs) • Wortarten (verbs, adjectives, nouns, etc.) • Größe/Länge (world, continent, country, town, village, road, house; second, minute, hour, day, week, month, season, year) • Häufigkeit (always, usually, often, sometimes, never) Dazu eignen sich hervorragend Übersichten wie Tabellen, mindmaps oder Diagramme. So schaffen sich die Schüler eigene wordbanks, die sie während der Arbeit am Thema und im Laufe der Schuljahre erweitern. Zusätzliche Motivation für die Schüler: sie merken, wie viele Wörter sie schon kennen oder neu dazu gelernt haben. Als beliebtes Hilfsmittel für das Anlegen dieser wordbanks haben sich die gleichnamigen Wortsammlungen im Anhang des Lehrbuches Camden Market erwiesen. Auch das Anfertigen eines personal word trainers in Form eines selbst zu faltenden minibooks regt zur intensiven und kreativen Verarbeitung neuer Wörter an. Creative word pictures Passende Bilder zu Wörtern gestalten ist eine der Lieblingsmethoden meiner Schüler. Dabei ist es immer wieder erstaunlich, wie kreativ die Schüler sich mit den Wörtern auseinandersetzen. Build up the learners’ independence Anregungen für das Lernen von Wörtern erhalten die Schüler in der Toolbox. Die Seite How to work with words gibt Tipps, wie man sich Wörter notieren und einprägen kann. Solche Lerntechniken thematisiere ich auch im Unterricht. Die Schüler tauschen sich über ihre Erfahrungen beim Lernen von Wörtern aus und geben sich gegenseitig Tipps. Diese werden auf einem Flipchart-Bogen im Klassenraum gesammelt und in den Hefter geschrieben. Sehr beliebt für das Üben zu Hause sind Laufdiktate quer durch die Wohnung. Schwierige Vokabeln lernt man ganz leicht, wenn man sie auf Klebezetteln im Zimmer verteilt und sie so ständig vor Augen hat. Kleine Spickzettel für den Schulweg helfen ebenfalls beim Lernen zwischendurch. Beispiele von mindmaps und word pictures werden präsentiert und im Klassenraum aufgehängt. Der Copymaster „My personal word trainer“ zum Download unter www.diesterweg.de/At_work write A class picture dictionary Neben den eigenen Aufzeichnungen der Schüler entstehen auf Postern thematische Wortschatzsammlungen für den Klassenraum, die während der gesamten Arbeit am Thema präsent sind und nur bei Kontrollen entfernt werden. In Gruppenarbeit oder mit der ganzen Klasse entwickeln wir beschriftete großformatige Bilder, Tabellen, mindmaps oder Mischformen. Die Schüler nutzen diese als Vorlage für ihre eigenen Wortsammlungen, als Hilfe im Unterricht, für Übungen und Spiele. Be emotional Am besten merken sich die Schüler neue Wörter, wenn sie persönliche Bezüge zu ihnen herstellen können: Wenn sie sagen oder schreiben können, ob sie etwas mögen bzw. haben oder nicht – und vor allem: warum. Sie schreiben kurze eigene Gedichte, Reime oder crazy stories mit den Wörtern. Je lustiger und verrückter, desto besser. Let’s play! Schüler lieben Spiele. Für das Üben von Wortschatz gibt es ganze Bücher mit Spielanregungen. Besonders viel Engagement zeigen die Schüler, wenn sie diese selbst vorbereiten dürfen oder als Spielleiter eingesetzt werden. Sie sind sehr bemüht, die Spiele nicht zu leicht zu machen und achten streng auf die Einhaltung der Regeln. Um noch einmal auf das Vokabelheft zurück zu kommen: Natürlich verbiete ich es meinen Schülern nicht, selbstständig ein solches Heft zu führen. Ich zeige ihnen und ihren Eltern aber, dass es noch andere und effektivere Möglichkeiten gibt, sich Wörter einzuprägen. Oberstudiendirektorin a. D. Dr. Oberstudiendirektorin a. Christa Lohmann (Kiel), Mitglied D. Dr. Christa Lohmann im Vorstand des Deutschen Vereins (Kiel), Mitglied im Vorstand zur Förderung des Deutschen Vereins zurder LehrerinnenundLehrerinnenLehrerfortbildung e. V. (DVLfB), Förderung der Mitglied dere.Stiftung Lernen und und Lehrerfortbildung V. von The English (DVLfB), Mitglied der Stif- Academy (TEA) TEA Interview 13 tung Lernen und von The English Academy (TEA) „Nur was für die Schüler bedeutsam ist – das lernen sie.“ Dr. Christa Lohmann, Bildungsberaterin und Mitglied von The English Academy, zu den Ergebnissen und Auswirkungen der DESI-Studie At work: Frau Dr. Lohmann, im März 2006 wurde die DESI-Studie (Deutsch Englisch Schülerleistungen International) veröffentlicht. Welches sind für Sie die Hauptergebnisse? Christa Lohmann: DESI gibt uns detailliert Aufschluss über den gegenwärtigen Englischunterricht. Die Leistungsmessungen und Testergebnisse orientieren sich am Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen, und das Konsortium hat die Lehrpläne der Bundesländer herangezogen, die ihrerseits auf die Bildungsstandards bezogen sind. Damit ist die kommunikative Kompetenz als oberstes Lernziel festgeschrieben und steht als aktive Sprachbeherrschung zusammen mit Hörverstehen im Mittelpunkt der Untersuchung. DESI hat über die Schüler- und Lehrerbefragungen sowie vor allem über die Videostudie eine Fülle von Einsichten in die Wirklichkeit des praktizierten Englischunterrichts ermöglicht. At work: Welche Ansätze sind laut DESI im Fremdsprachenunterricht nachgewiesenermaßen hilfreich? Christa Lohmann: Ja, was ist hilfreich? •Das Lernziel der kommunikativen Mündlichkeit hat immer Vorrang. •Ganz wichtig: Deutsch im Unterrichtsgespräch vermeiden. •Schüler möglichst oft und lange zu Wort kommen lassen. •Die Lernenden müssen als Personen am Unterricht beteiligt werden, also Mitgestaltende sein. •Eine positive Fehlerkultur im Unterricht: Fehler sind Lernschritte, sie müssen verbessert, aber dürfen nicht sanktioniert werden. Den Lernenden muss Gele- genheit gegeben werden, sich selbst zu korrigieren. •Ein lernförderliches Klima: Dazu gehört Ermunterung, Unterstützung, Aufgabenorientierung und thematische Motivierung. At work: Was bedeutet DESI für den Englischunterricht an den einzelnen Schulformen? Christa Lohmann: Für alle Schulformen ist DESI eine Herausforderung. Jede einzelne Schule kann sich an den Ergebnissen orientieren und festlegen, inwieweit sich der Englischunterricht ändern sollte und mit welchen Kontrollmaßnahmen dies überprüft werden kann. Gymnasium und Realschule können ihre Arbeit in einigen Bereichen bestätigt sehen. Aber auch wenn im Gymnasium eine Leistungsspitze sitzt, die am Ende des 9. Jahrgangs bereits die Kompetenzen erreicht hat, die erst am Ende von Klasse 10 und darüber hinaus erwartet werden, kann sich diese Schulform nicht damit zufrieden geben, wenn zum Beispiel ein Viertel der Lernenden im Hörverstehensbereich nur Niveau A erreicht oder wenn es in der Realschule in diesem Bereich über 60% sind. Die schärfste Herausforderung stellt DESI für Haupt- und Gesamtschulen dar. Die Hauptschule braucht voll ausgebildete Fremdsprachenlehrkräfte, und der Unterricht muss regelmäßig mit fest eingehaltener und für alle verpflichtender Stundenzahl erteilt werden. Die Hauptschüler dürfen nicht länger abgehängt werden. Haupt- wie Gesamtschule müssen alle Anregungen aus dem Referenzrahmen, aus den Bildungsstandards und aus DESI aufgreifen und ein Konzept für einen kommunikativ orientierten Unterricht entwickeln und umsetzen. Sie müssen ihr Anspruchsniveau höher ansetzen, sie müssen mehr fordern und mehr fördern. At work: Die DESI-Studie sagt ganz klar, dass Englischsprechen wichtig für den Lernerfolg der Schüler ist. Wie gestaltet man den Unterricht kommunikativer? Christa Lohmann: Vielleicht muss sich vorab die Einstellung der Lehrkräfte zum Englischunterricht ändern. Die Begriffe Lehrkräfte und Unterricht senden im Grunde falsche Signale aus. Es geht nicht vorrangig um „Lehren“ und „Unterrichten“, sondern darum, dass Lernarrangements geschaffen werden – was im Übrigen für jeden Unterricht gelten muss. Lehren bedeutet nicht automatisch Lernen. Schüler lernen, womit sie sich identifizieren können: Was für sie bedeutsam ist, das behalten sie auch. Was muss deshalb passieren? •Die Schüler immer wieder zum dialogischen wie monologischen Sprechen ermuntern und ermutigen: Das Weltwissen der heutigen Jugendlichen ist groß, zum Teil größer als das der Unterrichtenden, so dass die Lernenden sehr oft selbst die ersten Beiträge zum Thema liefern können. •Gespräche mit Einzelnen persönlich gestalten. •Die Lernenden untereinander ins Gespräch bringen. •Interviews mit ihnen üben und Aufträge mit ihnen erarbeiten, die sie selbständig durchführen: In unserer vom Englischen stark geprägten Welt gibt es dazu vielfältige Gelegenheiten, nicht nur in der Nähe von airport oder navy. Das vollständige Interview mit Christa Lohmann lesen Sie unter: www.the-english-academy.de DESI ist eine Studie zur Erfassung der sprachlichen Leistungen von Schülern in Deutsch und Englisch. Rund 11.000 Lernende aller Schularten der 9. Klassenstufen in Deutschland nahmen an dem Test teil. Die repräsentative Studie wurde zu zwei Messzeitpunkten (September/Oktober 2003 und Mai/Juni 2004) durchgeführt. Dazwischen lag die DESI-Videostudie. Weitere Informationen: www.dipf.de/desi/index.htm 14 At work Interview Ohne Wörter geht es nicht! Ingrid Schubert ist Englischlehrerin am Helmholtz-Gymnasium in Potsdam. Seit über 30 Jahren gehört die Wortschatzarbeit mit ihren Schülern zum täglichen Unterricht. Vieles hat sich dabei verändert – einiges aber auch nicht. At work: Frau Schubert, Sie unterrichten Englisch in allen Klassenstufen Ihres Gymnasiums, von der 5. bis zur 13. Klasse. Welche Rolle spielt die Vermittlung des Wortschatzes dabei? Ingrid Schubert: Die Wortschatzarbeit insgesamt ist natürlich wichtig, aber es gibt Unterschiede in den Klassenstufen. In den unteren Klassen spielt der Lehrer bei der Vermittlung sprachlicher Mittel eine viel größere Rolle. In den oberen Klassen erarbeiten sich die Schüler den Wortschatz zunehmend selbst. At work: Heißt das, dass sich nur Schüler in den höheren Klassen die Vokabeln im thematischen Zusammenhang erschließen und die Anfänger erst einmal einzelne Wörter auswendig lernen müssen? Ingrid Schubert, Englischlehrerin am HelmholtzGymnasium in Potsdam. Ingrid Schubert: Das kann man so nicht sagen. Ich unterrichte natürlich auch in den unteren Klassen themengebunden: Wortschatz wird immer situativ eingeführt, im Kontext geübt und in Wortfeldern vernetzt. Allerdings spielt in den unteren Klassen die Anschaulichkeit – also Bilder oder Gegenstände – eine wichtigere Rolle. Später gewinnen das selbstständige Erschließen und einsprachige Erklärungen zunehmend an Bedeutung. At work: Und wie gehen Sie mit Schülern um, die nicht alle Wörter verstehen – benutzen Sie dann auch Wörterbücher im Unterricht? Wie wichtig ist es, dass Schüler jedes Wort verstehen? Ingrid Schubert: Unsere Unterrichtssprache ist generell Englisch, und das versuche ich auch in allen Klassenstufen durchzuhalten. Sicherlich muss man manchmal helfend eingreifen und ein Wort übersetzen, wenn es nicht anders geht. Ich sage den Schülern aber auch, dass es nicht immer darauf ankommt, jedes Detail zu verstehen, sondern dass sie das Wesentliche erfassen müssen. Das gilt allerdings nicht für Wörter, die zum produktiven Lernwortschatz gehören – deren Bedeutung muss ihnen klar sein! Dafür können die Schüler aber auch im Lehrbuch nachschlagen, in dem sie sowohl produktiven als auch rezeptiven Wortschatz finden. Die Schüler in den höheren Stufen benutzen in der Tat auch Wörterbücher. Ich finde, dass es eine ganz wichtige Fähigkeit ist, auf diese Weise selbstständig Vokabular zu erarbeiten. At work: Sie sprechen von Wörtern im Kontext – nun können Wörter zum Beispiel je nach Sprechsituation oder Stilebene unterschiedliche Bedeutungen annehmen. Wie sensibilisieren Sie Ihre Schüler dafür? Ingrid Schubert: Es ist ganz wichtig, dass Schüler englische Wörter in verschiedenen Zusammenhängen anwenden können. Sie sollten sich daher immer auch „collocations“, also feststehende Wendungen, einprägen und nicht nur das einzelne Wort. Letztlich lebt Sprache vom Sprechen: Redewendungen, die mündlich im Alltag oder mit Gleichaltrigen verwendet werden, spielen eine wichtige Rolle. At work: Welche Hilfsmittel nutzen Sie, um Ihren Schülern gesprochene Sprache zu vermitteln? Ingrid Schubert: (lacht) Na ja, glücklicherweise ist Camden Town so gut, dass man sich eigentlich komplett auf das Lehrbuch verlassen kann – die Kommunikation steht darin ja im Vordergrund. Aber das heißt natürlich nicht, dass ich keine eigenen Ideen in den Unterricht einbringe. Besonders mit Übungen wie „word webs“ habe ich gute Erfahrungen gemacht. In kleinen Gruppen schreiben die Schüler möglichst viele Wörter zu einem Thema auf, zum Beispiel „food“, „film“ oder „battle“, und verbinden diese mit Strichen zu einer Art „Wortnetz“. Es ist oft ganz erstaunlich, was die Schüler für Wörter kennen. Gleichzeitig lernen sie, Wörter in unterschiedlichen Zusammenhängen anzuwenden, und erkennen, dass Wörter mehrere Bedeutungen haben können. At work: Nutzen Sie auch das Internet? Ingrid Schubert: Hin und wieder arbeiten wir im Unterricht auch mit Computern. Ich habe den Schülern zum Beispiel einmal Quizfragen gestellt, für die sie dann eine Internetrecherche machen mussten. Dabei haben sie sich Wortschatz selbst erschlossen. Darüber hinaus nutzen die Schüler zu Hause Computer, zum Beispiel für ihre Hausaufgaben. At work: Glauben Sie, dass moderne Medien wie Internet oder Satellitenfernsehen einen Einfluss auf den Umgang der Schüler mit fremden Sprachen haben? Ingrid Schubert: Ich habe den Eindruck, dass Schüler heute generell viel lockerer mit Fremdsprachen umgehen, weil sie einfach daran gewöhnt sind. Wir haben an der Schule häufig Austauschschüler, und mir fällt oft auf, dass sich schon Schüler der 7. und 8. Klasse richtig gut mit ihnen unterhalten können und die Sprache gar nicht gekünstelt ist. Man hat ja immer wieder bemängelt, dass wir Deutschen so formell sind, wenn wir uns unterhalten. Heute steht das „colloquial English“, also das umgangssprachliche Englisch, viel mehr im Vordergrund. At work: Hat sich im Laufe der Jahre auch die Wortschatzarbeit in Ihrem Unterricht verändert? Ingrid Schubert: (Lacht) Ja klar, ich bin viel kreativer geworden. Im Ernst: Als ich angefangen habe zu unterrichten, habe Wir sind für Sie da! Unsere Schulbuchzentren – kompetente Beratung direkt vor Ort: Die Hermann-von-Helmholtz-Schule Etwa 750 Schüler besuchen die Hermann-von-Helmholtz-Schule in Potsdam. Insgesamt 60 Lehrkräfte setzen sich für deren gezielte Förderung ein: Besonders begabte Schüler können ihr Abitur bereits nach der 12. Klasse ablegen. Das Gymnasium legt als eine der 19 Europaschulen in Brandenburg großen Wert auf bilingualen Unterricht und kulturellen Austausch. Ein fester Bestandteil ist der Schüleraustausch mit Schulen in den USA, England, Frankreich und Skandinavien. Die Hermann-von-Helmholtz-Schule im Internet: www.helmholtzschule.de ich häufig auf Übersetzungen und Auswendiglernen zurückgegriffen. Heute betrachte ich Wortschatzarbeit nicht mehr so isoliert: Wenn ich im Unterricht sprachliche Strukturen erkläre, Synonyme oder Antonyme nutze oder auf die Kenntnisse der Wortbildung zurückgreife, übe ich mit den Schülern gleichzeitig Lese- oder Hörverstehen. Auf der anderen Seite bin ich auch traditionell: Ich bin der Meinung, dass Vokabeln gelernt werden müssen. Ich kann nicht immer sagen: „Oh, macht euch mal keine Sorgen, das geht schon alles von allein!“ Eine Fremdsprache zu lernen ist eben auch mit Arbeit und Fleiß verbunden. At work: Und wenn Sie nun einer jungen Lehrerin oder einem jungen Lehrer einen Tipp geben … Ingrid Schubert: … dann würde ich empfehlen, regelmäßig mündlich oder schriftlich zu überprüfen, ob die produktiven sprachlichen Strukturen auch wirklich beherrscht werden. In jedem Fall sollten die Schüler merken, dass sie kontinuierlich arbeiten müssen. Wie wollen Sie denn sprechen, wenn Sie keine Wörter kennen? Ich muss diese sprachlichen Mittel einfach zur Verfügung haben, um auszudrücken, was ich sagen will. Deshalb ist Wortschatzarbeit ungeheuer wichtig. At work: Frau Schubert, vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute und viele Ideen für Ihren Unterricht. Schulbuchzentrum Berlin Bayreuther Straße 8 · 10787 Berlin Telefon: (030) 23 50 74-0 Telefax: (030) 23 50 74-5 E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10.30 bis 17.30 Uhr In den Ferien: Montag bis Freitag 9.30 bis 17.30 Uhr Schulbuchzentrum Braunschweig Georg-Westermann-Allee 66 · 38104 Braunschweig Telefon: (0531) 708 225 Telefax: (0531) 708 226 E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10.00 bis 17.00 Uhr, Samstag 10.00 bis 13.00 Uhr Schulbuchzentrum Dortmund Westenhellweg 107 · 44137 Dortmund Telefon: (0231) 91 45 88-0 Telefax: (0231) 91 45 88-2 E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9.30 bis 17.30 Uhr Schulbuchzentrum Düsseldorf Graf-Adolf-Platz 6 40213 Düsseldorf Telefon: (0211) 99 49 70 Telefax: (0211) 9 94 97 23 E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9.30 bis 17.30 Uhr Schulbuchzentrum Frankfurt Zeil 77 · 60313 Frankfurt Telefon: (069) 92 07 59-0 Telefax: (069) 92 07 59-33 E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9.30 bis 17.00 Uhr Schulbuchzentrum Hamburg Schauenburger Straße 44 · 20095 Hamburg Telefon:(040) 36 09 68 53 Telefax: (040) 36 09 68 54 E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 12.00 bis 17.00 Uhr In den Hamburger Schulferien: Montag bis Freitag 9.30 bis 17.00 Uhr Schulbuchzentrum Hannover Hildesheimer Straße 267 · 30519 Hannover Telefon:(0511) 84 86 46 90 Telefax: (0511) 84 86 49 13 E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9.30 bis 17.00 Uhr Schulbuchzentrum Köln Neumarkt 1B · 50667 Köln Telefon:(0221) 2 58 97 68 Telefax: (0221) 2 58 97 69 E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10.30 bis 17.30 Uhr Schulbuchzentrum Leipzig Richard-Wagner-Straße 1 · Ritterpassage 04109 Leipzig Telefon:(0341) 96 40 50 Telefax: (0341) 9 64 05 20 E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 11.00 bis 17.00 Uhr Samstag 10.00 bis 13.00 Uhr Schulbuchzentrum Mannheim Q 7, 17 · (Ecke Fressgasse / Friedrichsring) 68161 Mannheim Telefon: (0621) 123 469 33 Telefax: (0621) 123 469 44 [email protected] Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 12.00 bis 18.00 Uhr, zusätzlich am 08./15. und 22.09. 2007 10.00 bis 14.00 Uhr Schulbuchzentrum München Elisenstraße 3 · 80335 München Telefon: (089) 5 50 22 58 Telefax: (089) 5 50 22 59 [email protected] Öffnungszeiten: Montag bis Freitag von 9.30 Uhr bis 17.00 Uhr zusätzlich am 08./15./22. und 29.09.2007 10.00 bis 14.00 Uhr Schulbuchzentrum Stuttgart Eberhardstraße 3 · 70173 Stuttgart Telefon: (0711) 23 98 96 Telefax: (0711) 2 39 89 75 E-Mail: [email protected] Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9.30 bis 18.00 Uhr zusätzlich am 08./15. und 22.09.2007 10.00 bis 14.00 Uhr Bei Fragen und Bestellungen steht Ihnen unser Serviceteam gerne zur Verfügung: Der Copymaster „How to work with words“ zum Download unter www.diesterweg.de/At_work Bildungsmedien Service GmbH Verlag Postfach 33 20 · 38023 Braunschweig Telefon:(01805) 21 31 00 Telefax:(0531) 70 86 64 E-Mail: [email protected] Wir sind montags bis donnerstags von 8.00 bis 18.00 Uhr und freitags von 8.00 bis 17.00 Uhr für Sie da. Zu den übrigen Zeiten zeichnet ein Anrufbeantworter Ihre Wünsche auf. Motiviert Englisch lernen – mit Diesterweg! Erfolg versprechend! Kommunikation stärken, Kompetenzen fördern, Lernlust wecken: Unser Konzept für modernen Englischunterricht führt Sie mit großen Schritten zum Prüfungserfolg – You will succeed! 937.363 Rufen Sie uns an: 01805 / 21 31 00 oder schreiben Sie uns: [email protected] www.diesterweg.de/englisch