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FWU – Schule und Unterricht DVD 46 02490 18 min, Farbe FWU-Klassiker Dürre und Hunger im Sahel am Beispiel Mali FWU – das Medieninstitut der Länder 00 Lernziele – nach Lehrplänen und Schulbüchern Erkennen, dass für bestimmte Hungerkatastrophen nicht klimatisch bedingte Dürren verantwortlich sind, sondern wirtschaftspolitische Entscheidungen, die die Auflösung technischer und sozialer Sicherungsmechanismen zur Folge hatten. über die in Schulbüchern stets als ursächlich bezeichneten sogenannte menschlichen Verhaltensweisen wie „falsche Bodennutzung“, „Überbeanspruchung der Natur“, „unverantwortlicher Holzeinschlag“ sowie die Bevölkerungsvermehrung. Solche Erklärungen bleiben ihrerseits nämlich erklärungsbedürftig. Der Film erhellt die sozioökonomischen Hintergründe der angesprochenen Verhaltensweisen, indem die zum Hunger führenden gesellschaftlichen Veränderungen – ausgehend von der vorkolonialen Zeit über die koloniale Durchdringung (etwa 1890 bis 1960) bis heute – rekonstruiert werden. In vorkolonialer Zeit gab es selbstverständlich auch Dürreperioden. Die Fähigkeiten sahelischer Gesellschaften, Hungerkatastrophen zu vermeiden, waren zwar nicht vollkommen, jedoch waren die Handlungsspielräume größer als heute und die Reaktionsweisen flexibler. Das zeigte sich in den technischen und sozialen Sicherungsmechanismen, durch deren Zusammenwirken man naturbedingten Bedrohungen zu begegnen wusste: Technisch wurde durch die Kultivierung vielfältiger Nahrungspflanzen mit unterschiedlichen Feuchtigkeitsansprüchen, die dazu noch zu unterschiedlichen Zeitpunkten gepflanzt und geerntet wurden (Mischkulturen), auch in „schlechten“ Jahren die Ernte von zumindest einer Frucht gesichert. In „guten“ Jahren konnten beträchtliche Ernteüberschüsse erzielt werden, die – abzüglich der von der Ernte zu entrichtenden Tribute – die Anlage von Vorräten für mehrere „schlechte“ Jahre gestatteten. Gleichzeitig wurde durch eine längere Bodendeckung die Erosion vermindert und durch den längeren Arbeitszeitraum eine gleichmäßigere Auslastung der Familienarbeits- Vorkenntnisse Kenntnis der Landschaftsgürtel Afrikas, insbesondere der klimatischen Eigenschaften der Savannen (Dornstrauch-, Trocken-, Feuchtsavanne) und der daraus resultierende Folgen für die Lebens- und Wirtschaftsweise der Menschen. Zum Inhalt Übersicht über Inhalt und Struktur des Films Einleitung: Mali - Wie kommt es, dass es dort heute noch immer Hunger gibt? Hirse als Grundlage der Ernährung Hirseverwendung, -anbau und –ernte, Vorratshaltung früher und heute. Exportfrüchte verdrängen Hirse Auswirkungen des Anbaus von Exportfrüchten auf die Vorratswirtschaft. Landschafts- und Anbauzonen: Sahara mit Viehwirtschaft – Sahel mit Hirseanbau – Sudanzone mit vielfältigem Anbau. Regional unterschiedliche Folgen Baumwollproduktion in der Südregion. Hirsehandel und Desertifikation in der Nordregion. Abhängigkeit von der Agrarpolitik der Regierung. Ergänzende Informationen Der Film bezieht sich auf die in Richtlinien und Schulbüchern immer wieder angesprochene Dürre- und Hungerkatastrophe von 1969-1973. Er versucht, hinauszugelangen 2 kräfte erreicht. Sozial wurde die Mischkultur durch eine strenge hierarchische Ordnung innerhalb der Großfamilie abgesichert, die sich religiös legitimieren konnte: Dem Familienältesten als direktem Nachfahren des Ahne, dem man das Überleben der Familie und die Rodung des Bodens dankte, oblagen Verwaltung und Verteilung der Ernte. In seinem persönlichen Überlebensinteresse lag eine Verteilung, die auf Streckung der Vorräte bedacht war sowie die Verpflichtung der Familie zu striktem Gehorsam, um die schwierige Organisation der Arbeit bewerkstelligen zu können. Diese Stellung des Ältesten war auch sachlich abgesichert, da er durch seine Erfahrung das größte agrikulturelle Wissen erworben hatte (über Aussatzeitpunkte, Fruchtfolgen, Brachzeiten, Bodenfruchtbarkeit usw.). Da die Höhe der Ernte nicht nur vom Klima, sondern auch vom Verhältnis von produzierenden zu konsumierenden Personen abhing, eine Familie also durch generative Verschiebungen im Laufe eines Lebensalters von einer Überschuss- in eine Mangelsituation geraten konnte, wurde das traditionelle intrafamiliäre Sicherungssystem durch einen interfamiliären Austausch ergänzt: Hochproduktive Familien gaben von ihren Überschüssen solchen Familien etwas ab, die sich momentan in einer Notsituation befanden, weil Alte und Kleinkinder überwogen. Nahrungsmittel hatten in diesem System also keinen Warencharakter, sondern sozialen Gebrauchswert. Die Kolonialzeit brachte dann die entscheidende, weil irreversible Änderung: Die Bauern mussten einen Teil Gebrauchswertproduktion in die ihnen zum Zwecke der Steuerzahlung auferlegte Markt-/Exportproduktion umwandeln, die den Rohstoffinte- ressen der „Mutterländer“ entsprach (Erdnuss, Baumwolle). Zwar war der Erfolg der kolonialen Zwangsmaßnahmen gering – 1959 wurden weniger als 12.000 t Bauwolle in Mali vermarktet – die Konsequenzen waren aber richtungsweisend: Die Vorratswirtschaft für Notzeiten verringerte sich in dem Maße, wie Anbaufläche und Arbeitskraft in den „Cash-Crop-Anbau“ investiert wurden. Seit der Dekolonialisierung wurde die Exportproduktion in Weiterführung kolonialer Politik zum Zwecke des Devisenerwerbs forciert. Durch die Ausdehnung der Steuerlasten erhöhte sich der Druck auf die Familien, für den Export zu produzieren. Über eine staatliche Textilgesellschaft wurden zugleich Anstrengungen zur Modernisierung des Baumwollanbaus eingeleitet: Günstige Kredite zur Anschaffung von Ochsenpfluggespannen und die zuverlässige Versorgung mit preiswertem Dünger in Kombination mit einem garantierten Absatz zu Preisen, die den Bauern ein fühlbar höheres Einkommen (als beim Hirseanbau für den Verkauf) versprachen, waren Teil einer Strategie, die den Bauern zugleich niedrigere Preise beim Verkauf von Getreide aufzwang, um die Exportprodukte und zugleich die Verbraucher in den Städten zu begünstigen. Dies lähmte die Nahrungserzeugung – und nicht das Bevölkerungswachstum! So verdrängte die Baumwolle zunehmend die Hirse, eine angesichts des starken Bevölkerungswachstums unheilvolle Entwicklung. 1969, am Vorabend der Dürreperiode, waren die Vorratsspeicher für Notzeiten dann auch leer. Die durch diese Agrarpolitik verursachten Nahrungsdefizite mussten durch ständige, wachsende Importe aus den Industrieländern ausgeglichen werden. Die preisliche Bevorzu3 gung der Baumwolle darf aber nicht den Blick auf das insgesamt extrem niedrige Preisniveau verstellen, über welches ein Ressourcentransfer vom Land in die Stadt organisiert wurde. Während die Exporte Malis fast ausschließlich der Landwirtschaft entstammen, kommen dieser aber nur weniger als 10 % der erwirtschafteten Devisen zugute und diese wiederum nur der Exportlandwirtschaft. Die Bevorzugung der Baumwolle auf Kosten des Getreides wurde nicht angetastet, da die der Landwirtschaft entzogenen Gewinne der Finanzierung eines sich ständig vergrößernden Beamtenapparates dienen mussten. Inzwischen müssen 70 % des Staatsetats zur Bezahlung der Beamten eingesetzt werden. Gegenüber diesem vom Film dargestellten Muster der Erzeugung von Hunger gibt es seit Mitte der 1980er-Jahre einige bedeutsame Veränderungen. Diese zielen auf die Beseitigung administrativer Fesseln, damit auf eine höhere Produktivität beim Getreideanbau und somit auf die Beseitigung des Hungers: Unter dem Druck zunehmender internationaler Verschuldung (Öl- und Nahrungsimporte) hat sich Mali zu einer, von den EU-„Geber“-Staaten vorgeschlagenen Strukturveränderung bereit erklären müssen. Anstelle der Zwangsvermarktung des Getreides durch eine Staatsbehörde und anstelle staatlich diktierter Produzentenpreise unterhalb des Niveaus der Baumwollpreise werden Absatz und Preisbildung dem „freien Spiel der Marktkräfte“ überlassen. Der Staat greift nur noch ein, wenn die Preise bei zu großer Angebotsverknappung einen oberen Interventionspunkt überschreiten, um die Verbraucher zu schützen, außerdem, wenn die Produzentenpreise bei Überangeboten unter einen festgelegten Punkt absinken. In diesem Falle kauft der Staat die Überschüsse auf. Diese Maßnahme soll „gerechte“ Preise für Bauern und Konsumenten sowie die Anlage einer Marktreserve bewirken, die, in Mangelsituationen auf den Markt gebracht, ein unerwünschtes Steigen der Verbraucherpreise verhindert. Soweit die marktwirtschaftliche Theorie. In den Jahren 19851987 hat sich dabei die folgende Situation herausgebildet (als Arbeitsblatt für Schüler verwendbar): Zur Selbstversorgung benötigte Getreidemenge/Jahr: 180 kg/Ew. Bei 8 Mio Ew. = 1.44 Mio t. 1985/86 reichliche Niederschläge, gute Ernte, Überschüsse. Hohe Produzentenpreise auf dem Markt, da Staat Überschüsse für eine Marktreserve ankauft (ca. 130.000 t). Ermutigte Bauern folgen Rat der Experten, Kredite für Investitionen aufzunehmen (Ochsen, Pflüge, Dünger usw.). Unterer Interventionspunkt – kostendeckend für die Bauern – wird auf 55 CFA/kg Getreide festgelegt, oberer Interventionspunkt auf 95 CFA. Nach der guten Ernte ordert malische Regierung 30.000 t Importgetreide in Erwartung einer Missernte. 1986/87 erneut reiche Niederschläge, Rekordernte! 1,78 Mio t. Staat kauft nichts mehr auf. Seine Gelder liegen in der Reserve gebunden, Lagerkapazitäten ausgeschöpft. Produzentenpreise sinken auf 20 bis 25 CFA/kg. Finanzamt (Steuern) und Banken (Kreditrückzahlung) warten nicht. IWF und Weltbank üben Druck auf Mali aus, die „zu hohen Reserven“ auf den Markt zu bringen, um aus den Erlösen die Staats4 Produktion Utopia Film, München, im Auftrag des FWU Institut für Film und Bild, 1987 schulden abzubauen. Wie werden die Bauern in den Folgejahren vermutlich reagieren? Wie ist die Situationsbewertung im Jahresbericht zum Ernährungssicherungsprogramm 1987 zu deuten? („Mali hatte das große Unglück, nach der guten Ernte 1985 auch eine gute Ernte 1986 einzubringen.“) Buch Prof. Dr. Wulf-D. Schmidt-Wulffen Regie Nicole Front-Bergner Trick Eva Mause Schnitt Beate Köster Begleitkarte und Fachberatung Prof. Dr. Wulf-D. Schmidt-Wulffen Titelbild Prof. Dr. Wulf-D. Schmidt-Wulffen © bobroy20 / fotolia.com Pädagogischer Referent im FWU Dr. Günther Ketzer Verleih durch Landes-, Kreis- und Stadtbildstellen/ Medienzentren Verkauf durch FWU Institut für Film und Bild, Grünwald Nur Bildstellen/Medienzentren: öV zulässig © 2008 FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Geiselgasteig Bavariafilmplatz 3 D-82031 Grünwald Telefon (0 89) 64 97-1 Telefax (0 89) 64 97-300 E-Mail [email protected] [email protected] Internet www.fwu.de 5 FWU – Schule und Unterricht 46 02490 DVD mit Kapitelanwahlpunkten 18 min, Farbe FWU Institut für Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht gemeinnützige GmbH Geiselgasteig Bavariafilmplatz 3 D-82031 Grünwald Telefon (0 89) 64 97-1 Telefax (0 89) 64 97-300 E-Mail [email protected] Internet http://www.fwu.de zentrale Sammelnummern für unseren Vertrieb: Telefon (0 89) 64 97-4 44 Telefax (0 89) 64 97-2 40 E-Mail [email protected] FWU-Klassiker Dürre und Hunger im Sahel am Beispiel Mali Der Anbau von Exportprodukten im Süden Malis hat den früher üblichen Vorratsbau zum Erliegen gebracht. Die Städte und der klimatisch benachteiligte Norden können schon in „Normaljahren“ nicht mehr mit landeseigener Hirse versorgt werden, sodass teure Getreideimporte nicht nur in Dürrejahren notwendig sind. Der Film erläutert, warum Menschen im Sahel stärker als in früheren Jahrhunderten Hungersnöten ausgesetzt sind. Bei diesem Film handelt es sich um eine FWU-Produktion aus dem Jahr 1987. Schlagwörter Landwirtschaftliche Entwicklung, wirtschaftliche Entwicklung, Landwirtschaftsstruktur, Mali, Umweltkatastrophe, Umweltzerstörung, Sahel, Hirseanbau, Baumwolle, Export, Vorratswirtschaft, Hungerkatastrophe, Dürre Laufzeit: 18 min Kapitelanwahl auf DVD-Video Sprache: Deutsch Systemvoraussetzungen bei Nutzung am PC DVD-Laufwerk und DVD-Player-Software, empfohlen ab Windows 98 GEMA Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten. Nicht erlaubte/genehmigte Nutzungen werden zivilund/oder strafrechtlich verfolgt. 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