Dilemma Atomkraft: Pro und Kontra von zwei
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Dilemma Atomkraft: Pro und Kontra von zwei
energie klimafreundlich 1.2011 Dilemma Atomkraft: Pro und Kontra von zwei engagierten Politikerinnen Ursula Haller Nationalrätin BDP Gemeinderätin/Vorsteherin Direktion Bildung Sport Kultur, Thun Stunde null – und alles ist anders… «Nicht entweder Kernenergie oder erneuerbare Energien heisst die künftige Devise, sondern sowohl – als auch – damit uns allen noch lange der Strom nicht ausgeht!» So zog ich das Fazit nach der knapp gewonnenen Konsultativabstimmung für ein neues AKW in Mühleberg. Ich würdigte das umsichtige Ja der Berner und Bernerinnen als einen wichtigen Entscheid für die Stromversorgungssicherheit und als Bekenntnis für Arbeitsplätze in unserem Kanton. Dies im Wissen, dass immer mehr Menschen in unserem Land leben, die immer mehr Wohnraum beanspruchen; dass auch unsere Wirtschaft wächst und der Strombedarf Jahr für Jahr immer noch um zwei Prozent steigt, trotz aller Sparanstrengungen. «Eine sichere Stromversorgung ist deshalb in absehbarer Zukunft nicht ohne den Beitrag der Kernenergie möglich, denn ab 2017 fallen die Importe aus französischen Kernkraftwerken weg, was etwa der vierfachen Jahresproduktion des heutigen Kernkraftwerks Mühleberg entspricht. Wollen wir die Klimaerwärmung bremsen, müssen wir an unserem bewährten Strommix in der Schweiz festhalten, d.h. neben Wasserkraft und der Forschung und Förderung erneuerbarer Energien wie Sonne, Wind oder Biomasse weiterhin auch noch auf Kernenergie setzen, denn diese ist ein unverzichtbarer Pfeiler einer CO2-freien Stromzukunft.» So begründete ich mein Nein zu weiteren Kohle-, Öl- und Gaskraftwer- 20 ken, weil diese mit ihrem CO2-Ausstoss dafür verantwortlich sind, dass das Klima aufgeheizt, Gletscher schmelzen und Eisbären vom Aussterben bedroht sind. Diese Güterabwägung «pro oder contra AKWs» stimmte für mich. Bis zur Stunde null mit den gespenstischen, kaum fassbaren Ereignissen mit apokalyptischen Ausmassen in Japan. Die Erdbeben, der Tsunami, und die Explosionen im AKW Fukushima mit derzeit noch unbekannten, schrecklichen Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt haben auch meinen Glauben an sichere AKWs zutiefst erschüttert. Spät, ich gebe es zu. Aber lieber spät als nie. Steigen wir aus, geordnet und überlegt. Ohne Ideologien und weltanschauliche Scheuklappen und vor allem ohne Schuldzuweisungen. Im Nachhinein weiss man bekanntlich immer alles besser … Nadine Masshardt SP-Grossrätin, Co-Präsidentin WWF Kanton Bern Setzen wir auf erprobte Alternativen 49 Prozent Nein-Stimmen gegen ein neues AKW in Mühleberg zeugen davon, dass immer weniger Menschen auf die teure, überholte und hochgefährliche Technologie setzen. Nach dem deutlichen Ergebnis zur «Energiewende» im November 2010 hat die Stadt Bern ihren Entscheid zum Atomausstieg am 13. Februar 2011 bestätigt: Biel, Thun, Burgdorf und Köniz folgten ihr ebenso wie beinahe der ganze Kanton Bern. Die gefestigte Allianz für eine nachhaltige Energiezukunft, aber auch die rasche Entwicklung der erneuerbaren energie klimafreundlich 1.2011 Energien und Energieeffizienz, stimmen zuversichtlich: Bis zu einer nationalen Abstimmung dürfte ein Grossteil der Bernerinnen und Berner mit der Mehrheit der Schweizer Bevölkerung Nein sagen zu neuen AKWs. Bremsklotz für Erneuerbare: Jeder Franken kann nur einmal ausgegeben werden. Erneuerbare Energien und Energieeffizienz haben ein riesiges Potenzial. Sie schaffen und erhalten Tausende einheimische Arbeitsplätze. Fünf Gründe gegen neue AKWs: Unsichere Finanzierung: Laut der US-Grossbank Citigroup werden sich kaum Investoren finden, die ein neues AKW finanzieren – zu hoch sind die finanziellen Risiken. Investitionen in neue AKWs lohnen sich nur, wenn der Staat Kreditgarantien übernimmt. Das Debakel mit Kostenüberschreitungen in Milliardenhöhe (+77 Prozent) im finnischen Olkiluoto bestätigt dies. Das finanzielle Hochrisiko tragen die Steuerzahlenden. Unheimliches Risiko: Egal, als wie sicher uns AKWs verkauft werden: Es kann immer ein Unfall geschehen – die Folgen sind verheerend. Da erstaunt es nicht, dass sich keine Versicherung findet, die einen AKW-GAU vollständig decken will. Wertschöpfung im Ausland: Die teure Atomtechnologie und führende Baufirmen stammen nicht aus der Schweiz. Arbeitsplätze werden in der Bauphase geschaffen, der Grossteil verschwindet danach wieder. Auch das Uran wird von weit her importiert, was zu Abhängigkeiten führt. Fazit: Das Risiko AKW müssen wir heute nicht mehr eingehen. Erst recht nicht nach der schrecklichen AKW-Katastrophe in Japan. Setzen wir auf erprobte Alternativen! Ungelöstes Abfallproblem: Es gibt keine sichere Entsorgung für Atommüll, der 100 000 Jahre weiterstrahlt. Eine gefährliche Hypothek für kommende Generationen! Ein Wehr, ein Werk! Die BKW baut ihre Wiege aus: Das Wasserkraftwerk Hagneck ist eines der ältesten der Schweiz. Mit dem Ersatz des Wehrs und dem Ausbau des Kraftwerks wird die jährliche Energieproduktion um mehr als ein Drittel gesteigert. BKW – für CO2-freie Stromproduktion mit Energieeffizienz, neuen Technologien sowie Wasserund Kernkraft. www.bkw-fmb.ch/klimafreundlich 21