HST-Land 03.04.2003
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HST-Land 03.04.2003
LANDKREIS DONNERSTAG 3. April 2003 LA1 18 Vulpius Klinik Bad Rappenau Geschäftsführer hat gewechselt Hobby-Archäologen befördern in Oedheim Ur-Friedhof ans Tageslicht 1500 Jahre alte Gräber mit Schmuck und Schwertern Von Petra Halamoda „Die Dame“, wie Hans-Heinz Hartmann das Skelett nennt, stammt aus besserem Haus mit ihrem Schmuck und dem Verpflegungs-Krug. Das lässt sich auch nach rund 1500 Jahren sagen. (Fotos: Helge Kempf) Gudrun Bausch kniet im alemannischen Gräberfeld in Oedheim. Gemeinsam mit anderen HobbyArchäologen stellt sie hier Beerdigungsstätten aus der Zeit um 500 nach Christus sicher. Beigaben wie Krüge, Schwerter und Speerspitzen geben Aufschluss über die frühe Besiedlung der Gemeinde. „Mein Gott ist der Schmuck schön.“ Behutsam löst Gudrun Bausch eine Perle nach der anderen und verstaut sie in einer beschrifteten Plastiktüte. Kein Knöchelchen darf der Untereisesheimerin dazwischen geraten, sonst ist die ganze Arbeit für die Katz. Bei der „Dame“, wie die Archäologen das Skelett mit der doppelreihigen Kette aus Bernstein und bemalten Perlen respektvoll nennen, ist eine Bronzenadel unweit des Kopfes deutlich zu erkennen. Die hielt wohl einen Schleier zusammen, mutmaßt Dr. Hans-Heinz Hartmann. Er deutet auf die Füße: Bronzespangen hinterließen dort eine grünliche Färbung am Knochen. Auch ein Tongefäß und einen zweireihigen Kamm haben die fleißigen Helfer freigelegt. Schwer vorstellbar, dass der vor rund 1500 Jahren durch Frauenhaar gefahren ist. Alle, die heute in Oedheim Erde schippen, mit einer kleinen Schaufel Gebeine ausgraben oder sie dokumentieren, sind ehrenamtlich bei der Sache und Mitglieder beim Verein „Senioren für Andere“ in Heilbronn. 54 Gräber haben die Ruheständler im Auftrag des Landesdenkmalamts, Außenstelle Lauffen, schon offengelegt, insgesamt gibt es 100 Beerdigungsstätten. Im Sommer beginnt die Gemeinde Oedheim mit dem Bau eines neuen Friedhofs. Zufälligerweise exakt dort, wo bereits „Alles Wertvolle haben früher Räuber ausgeräumt“ Hans-Heinz Hartmann die Urahnen der Kommune seit Jahrhunderten unentdeckt schlummerten. Ein Oedheimer hatte die Forscher auf die Spur gebracht. In einem Graben für eine Gasleitung entdeckte er ein Eisenstück, das sich später als Schwert entpuppte. „Die Ortsbewohner verfolgen unsere Arbeit ganz fasziniert, manche helfen auch ab und zu mit“, erzählt Hartmann. Zuträglich war auch das gute Wetter der vergangenen Wochen, obwohl die Freizeit-Archäologogen nicht zimperlich sind: „Entweder die Sonne brennt auf den Rücken. Oder es ist eiskalt wie im Januar. Da hatte ich vier Pullover übereinander, Stirnband und Mütze an“, sagt Gudrun Bausch. Das Ergebnis der Grabungen liegt sauber verpackt in Kartons. Jeder Oberschenkel, jeder Fuß wird in Zeitungspapier gewickelt und beschriftet, bevor er zum Landesdenkmalamt reist. Messer, Speerspitzen, Feuersteine, Schmuck, Kurz- und Langschwerter sowie verzierte Tongefäße gehören zu den Funden. Goldschätze und kostspielige Gaben sind nicht zum Vorschein gekommen: Schon im achten Jahrhundert wurden die Gräber geplündert. „Alles Wertvolle haben die Räuber mitgenommen“, erzählt Hartmann. Faszinierender ist für die Gruppe sowieso, wie die Alemannen gelebt haben. Die Forscher ergänzen sich dabei gut: Anhand von Tierknochen stellt der pensionierte Biologe Gerhard Kaether fest, dass die Alemannen Koteletts für die Reise ins Jenseits mit ins Grab bekamen. Hartmann, ehemaliger Zahnarzt, analysiert mit Hilfe der Schädelknochen das Sterbe-Alter. „Ist der Kiefer verknöchert, handelt es sich um einen alten Menschen, so um die 40 Jahre“, sagt der 71-Jährige. Bei den rund 100 Befunden, die das Feld insgesamt haben soll, gibt es auch für ihn noch jede Menge Arbeit. Berufsakademie Mosbach Stippvisite der Kultusministerin in der Weißenhofklinik, bei Audi und in der Hermann-Greiner-Realschule Neckarsulm Angebot beim Tag der offenen Tür Verantwortung und Zusammenhalt stärken Studienangebote, Karriere in der Wirtschaft, Schnellkurs im 3D-Modellieren, Spritzgießen im Kunststofflabor: Am Freitag, 4. April, öffnet die Berufsakademie Mosbach ihre Türen. Von 10.30 bis 16.00 stehen Kurzvorträge, Firmenporträts, Studienberatungen sowie die Präsentation von Berufs- und Arbeitsfeldern durch Dozenten, Studenten und Unternehmensvertreter auf dem Programm. In persönlichen Gesprächen an Informationsständen sowie praktischen Laborarbeiten bietet sich Schülern, Eltern und allen Interessierten die Gelegenheit, einen Einblicke in die Studienund Arbeitswelt zu nehmen. Präsentieren werden sich 21 Studiengänge von der Bank bis zur Wirtschaftsinformatik, von der Bauwirtschaft bis zum Virtual Engineering sowie mehr als 50 zum Teil international operierende Unternehmen aus dem gesamten Bundesgebiet, in denen die Studenten ihre Praxisphase absolvieren. Außerdem gibt es persönliche Beratungen über noch offene Studienplätze im Herbst 2003 und Listen derjenigen Firmen, die mit der Studienakademie kooperieren. (red) fügt. Das Ausbildungskonzept im Land müsse weiterentwickelt werProteste wegen der neuen gymna- den. Schavan: „Ausbilder müssen in sialen Oberstufe, Kritik an der Er- die Schule, Lehrer in den Betrieb. So höhung der Deputate für Gymna- werden Verständigungsprobleme siallehrer - die baden-württem- abgebaut.“ Kleine Betriebe sollten bergische Kultusministerin Dr. die Chance haben, die Ausbildung Annette Schavan braucht zurzeit an einer speziellen, nicht vorhandebei ihren Bildungsreisen Stehver- nen Maschine über einen Ausbilmögen - wie jetzt in Neckarsulm. dungsverbund anbieten zu können. „Vernetzt denken, auch über das „Das schafft Ausbildungsplätze.“ Auch die Hermann-Greiner-Realeigene Ressort hinaus“ – das ist in schule ist ein der BildungspoMusterbetrieb. litik erforder„Schlechte Zeiten sind gut Bei der Pisalich, wie Annetfür gute Politiker.“ E-Studie belegte Schavan und ten die NeckarCDU-LandtagsKultusministerin Schavan sulmer den ersabgeordneter ten Platz. „InDr. Bernhard Lasotta bei ihrer Rundreise durch den novativ handeln, real denken, QuaLandkreis klar machten. An erster lität sichern.“ Das sind für KonrekStelle stand deshalb der Besuch bei tor Werner Krebs die Eckpfeiler des der Klinik am Weissenhof. „Wir Erfolgs: „Unsere Zehner bekommen müssen die Hilfssysteme zusam- jetzt viel leichter Lehrstellen.“ Der menbringen“, betonte der Politiker. bisherige Schulleiter Christoph Das Erkennen neurobiologischer Egerding-Krüger sitzt seit kurzem als Störungen sei Voraussetzung für Referatsleiter für die Realschulen im Entwicklungschancen bei Kindern. Kultusministerium. Er beschrieb Vernetztes Denken ist in der ba- Schavan das homogene Kollegium, den-württembergischen Berufsbil- die positive Grundstimmung an dung Normalität. Das Duale Sys- dieser Schule, die sich durch viele tem, Ausbildung in Schule und Be- besondere Projekte wie Musicals trieb, sei ein „Erfolgsrezept für die oder Fitnesstraining im eigenen StuFachkräfterekrutierung und spiegelt dio hervorhebt. „Verantwortung stärken und Zusich in der europaweit niedrigsten sammenhalt stiften“ – unter dem Jugendarbeitslosigkeit wider“. Mit der Audi-AG in Neckarsulm Motto des Diskussionsabends mit nahm die Ministerin einen Vorzei- 150 Vertretern der Politik, Lehrern, gebetrieb in Augenschein, der über Eltern und Schülern sieht Schavan ein eigenes Bildungszentrum ver- auch den künftigen Bildungsplan. Auf dem Georg-Fahrbach-Weg „Tour de Natur“ des Albvereins Der erste offene Wandertag im Rahmen der Aktion „Tour de Natur“ des Albverein-Gaus Heilbronn erinnert an den 100. Geburtstag von Georg Fahrbach, langjähriger Präsident des Schwäbischen Albvereins. Gewandert wird am Sonntag, 6. April, ein Stück auf dem GeorgFahrbach-Weg rund um Wüstenrot. Abmarsch ist um 13 Uhr an der Schwäbischen Waldhalle in Wüstenrot. Es geht durch Naturschutzgebiete über den Steinberg, Seewiesenparkplatz, Greutfeld, Hohler Stein, Denteltalschlucht, Pflanzschule, Schwarzer Weg und Alter Hau. Auf den zwölf Kilometern gibt es fachliche Erläuterungen. Einkehr ist im Landgasthof Schönblick. Von Rolf Muth Bei der Vulpius Klinik GmbH in Bad Rappenau hat ein Wechsel stattgefunden: Heiner Küllmer verließ das Haus nach fast zehn Jahren als Geschäftsführer zum 31. März. Sein Nachfolger heißt Bernd G. Rathke. Der 51 Jahre alte Jurist und Bankfachmann stammt aus Heilbronn, ist verheiratet und hat drei Kinder. Zuletzt arbeitete er bei der BHF-Bank in Frankfurt in leitender Stellung. Einer seiner Schwerpunkte war dort die Begleitung von Unternehmen in der Krise. Mit Heiner Küllmer hat ein Mann das Schiff verlassen, der den Expansionskurs der Vulpius Klinik fast zehn Jahre lang ehrgeizig vorangetrieben hat. Er war zuletzt in die Kritik geraten, weil die Klinikmanagement- und -Service AG (KMS), die die Vulpius Klinik zusammen mit der Kur- und Klinikverwaltung Bad Rappenau gegründet hatte, rote Zahlen schrieb. (rik) Schwer Verletzter bei Leingarten Motorradfahrer nicht gesehen Schwere Verletzungen erlitt am Dienstagnachmittag ein 32-jähriger Motorradfahrer am Ortsausgang von Leingarten. Er war auf seiner Yamaha Richtung Kirchhausen unterwegs, als ein 49-Jähriger mit seinem Mercedes von der B 293 nach links in die Landesstraße einbog und den dort fahrenden Motorradfahrer übersah. Es kam zum Zusammenstoß. Da der 32-Jährige mit seinem Motorrad laut Polizei möglicherweise zu schnell war, wurde ein Sachverständiger eingeschaltet. An den Fahrzeugen entstand Sachschaden in Höhe von etwa 6500 Euro. (red) „live“-Messe in Mosbach-Neckarelz Wirtschaft zeigt Leistungsfähigkeit Bereits zum sechsten Mal trifft sich die „live“ als „Messe der Region“ auf dem Messplatz in Mosbach-Neckarelz. Insgesamt 140 Aussteller aus Dienstleistung, Handwerk, heimischer Industrie, Handel Gastronomie und Vereinen präsentieren auf etwa 4500 Quadratmetern rund um die Plattberghalle ihre Leistungsfähigkeit. Die Messe der regionalen Wirtschaft beginnt am Freitag, 4. April, und dauert bis Sonntag, 6. April und ist an allen Tagen von 10 bis 20 Uhr geöffnet. (red) Kreisversammlung Junge Union Verkehrskonzepte für die Zukunft Zielen - werfen - treffen: Bevor sie mit Schülern und Eltern der Neckarsulmer Realschule diskutierte, versuchte sich die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan erfolgreich am Basketballkorb. (Fotos: Dittmar Dirks) Die Greiner-Realschule nimmt an der Projektphase „Kontingentstundentafel“ teil, der der Schule in den Nebenfächern viel Freiraum lässt. Schavan kritisierte die Schwarzmalerei in der „deutschen Wohlstandsgesellschaft“, die immer mehr Gruppen als zu betreuende Menschen entdecke und ihnen damit ein Stück Eigenverantwortung nehme. Viele hätten inzwischen die Maßstäblichkeit verloren. Bildung, Ausbildung und Erziehung seien der Schlüssel und Motor für die Entwicklung im Land. Schavan setzt bereits im Kindergarten an. Mit Bayern und Hessen werden Erfahrungen gebündelt, die sich im Bildungs- und Erziehungsplan für Kindergärten niederschlagen sollen. Die Kultusministerin steht zur Fremdsprache ab Klasse 1 und zu Ganztagesschulen. 47 weitere im Land wurden jetzt bewilligt. Bei der Diskussion empörten sich betroffene Gymnasiasten über die „überhastete Oberstufenreform“. Außerschulische Aktivitäten seien kaum mehr möglich. „Die Zahl der Länder, die das deutsche Abitur nicht mehr anerkennen, nimmt zu“, begründete die Kultusministerin die längst überfällige Reform. Zukunft und Chancen für den Güter- und Personenverkehr stehen auf dem Programm der Kreishauptversammlung der Jungen Union am Samstag, 5. April, im Brauhaus Neckarsulm. Staatsekretär und Landtagsabgeordneter Stefan Mappus spricht über das Thema und lädt anschließend zur Diskussion. Die Junge Union fordert unter anderem den durchgängigen Ausbau der A6 und die Anpassung der Schienensysteme auf europäischer Ebene. Außerdem soll Heilbronn schnell und direkt an den Stuttgarter Flughafen angebunden werden. Beginn ist um 13.30 Uhr. (red) Sängervereinigung Dreiländerecke Nächstes Konzert in Bad Rappenau Die „Sängervereinigung Dreiländerecke“ gestaltet am Samstag, 5. April, um 19.30 Uhr ein Chorkonzert in der Mühltalhalle in Bad Rappenau. Von den einst 15 Vereinen, die 1919 im Grenzgebiet von Württemberg, Baden und Hessen (Bad Wimpfen) die „Dreiländerecke“ zur gegenseitigen Unterstützung gegründet hatten, sind heute noch sieben dabei. Einmal im Jahr tritt die Vereinigung zusammen auf. In diesem Jahr ist die Chorgemeinschaft Bad Rappenau und Babstadt Ausrichterin des Konzerts. Der Eintritt ist frei.