Barocknotizen - Barockmusik Schrobenhausen
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Barocknotizen - Barockmusik Schrobenhausen
Schrobenhausen 2013 Tage der Barockmusik in Schrobenhausen Eine kleine Stadt im Herzen Bayerns widmet sich im Sommer eine Woche lang mit einigen bemerkenswerten Events einer bedeutenden musikalischen Epoche: Vom 30. August bis zum 8. September finden die Tage der Barockmusik in Schrobenhausen statt - bereits zum fünften Mal. Zum kleinen Jubiläum werden Inszenierungen auf die Bühne gebracht, wie man sie nur selten zu sehen bekommt. Durch das Festival etabliert sich die 16 000-Einwohner-Stadt, die sich bislang vor allem durch den Spargel, den Malerfürsten Franz von Lenbach und durch die Popmusikszene einen Namen gemacht hat, immer mehr als Hochburg auf dem Gebiet der Alten Musik. Auf dem Spielplan steht unter anderem ein Barockorchesterkonzert mit Musik von Georg Friedrich Händel, ein Nachtkonzert mit Lautenliedern von John Dowland, ein Theaterevent in Art der Commedia dell´Arte und die Barockoper „Dido und Aeneas“ in einer halbszenischen Inszenierung. International bekannte Musiker aus ganz Europa reisen auch in diesem Jahr wieder für die Tage der Barockmusik findet nun ein immer größeres Publikum“, freut er sich. Als alles begann, standen die Se minare, in denen Musiker aus Nah und Fern sich mit Barockmusik in Theorie und Praxis beschäftigen, im Fokus. Über die Jahre haben immer reizvollere Veranstaltungen – darunter zum Beispiel einige Wandelkonzerte im Schrobenhausener Pflegschloss – das Programm immer öffentlicher werden lassen. Einem ganz neuen Publikum, das bis dahin meist kaum Zugang zur Welt der Barockmusik hatte, Ein Ölgemälde von Pieter de Ring: „Stilleben mit Musikinstrumenten“. erschlossen sich hier neue Klangwelten. Jakob David Rattinger ist ins Städtedreieck München-Augsburg-Ingolstadt. Sie alle keiner, der sich auf dem Erreichten ausruht. Darum werfolgen dem Ruf von Jakob David Rattinger. Der weltweit den die fünften Tage der Barockmusik noch farbiger, noch tätige Gambist ist der künstlerische Leiter der einwöchigen opulenter, noch vielseitiger. Mehr Informationen gibt es auf Veranstaltung in seiner Wahlheimat. „Was klein anfing, den folgenden Seiten. Was-Wann-Wo Alt und sehr lebendig SA, 31. August 2013, 20 Uhr Orchesterkonzert Konferenzgebäude der BAUER AG Pettenkoferstr. 4, 86529 Schrobenhausen SO, 1. September 2013, 20.30 Uhr Commedia dell´Arte Museumsplatz des Pflegschlosses Am Hofgraben 3, 86529 Schrobenhausen bei Regen: Stadthalle Schrobenhausen Bürgermeister-Stocker-Ring 41 DI, 3. September 2013, 21.21 Uhr Nachtkonzert Frauenkirche Lenbachstr. 30, 86529 Schrobenhausen SO, 8. September 2013, 20 Uhr Dido & Aeneas Stadthalle Schrobenhausen Bürgermeister-Stocker-Ring 41 86529 Schrobenhausen Kartenvorverkauf: bei allen bekannten eventim Vorverkaufsstellen, weitere Informationen unter www. barockmusik-schrobenhausen.de Lang, lang ist´s her, dass sich einige illustre Personen anschickten, die Hörgewohnheiten ihrer Generation zu verändern und Musik schafften, die heute – von jungen Künstlern mit viel Leidenschaft vorgetragen - eine immer größere Fangemeinde gewinnt. Von Anfang des 17. Jahrhunderts bis Mitte des 18. Jahrhunderts schrieben große Komponisten, wie Georg Friedrich Händel, Henry Purcell, Johann Sebastian Bach oder Antonio Vivaldi – um nur ein paar bekannte Namen zu nennen – Musik, die die Jahrhunderte überdauert hat. Die Musik des Barocks folgte auf die Renaissance und wurde von der Wiener Klassik abgelöst. Während der Frühbarock vor allem unter italienischem Einfluss stand, dominierte im Hochbarock die französische Schule, bis sich im Spätbarock die Stile annäherten. Die Barockmusik ist die Musik der Gegensätze: Das Spiel mit Dur und Moll wurde genutzt, um Spannung und ein leidenschaftliches Gegeneinander auszudrücken, bewegte Gefühlswelten zu zeichnen. Die Hinwendung zum monodischen Stil – instrumental begleiteter Einzelgesang – gewann an Bedeutung im Vergleich zur Polyphonie. Die barocken Instrumente, etwa Fagott, Laute, Gambe, hatten zum Ideal, wie die menschliche Stimme zu klingen. Oper, Kantate, Oratorium, Fuge, Suite und Sonate sind typische Formen der Barockmusik. Gerne wurden in dieser Periode auch einzelne Stücke zu einem großen Werk vereint. So wurden Lieder zu Kantaten (Singstücken), und Tänze zu Suiten (Folgen). Königsform des Zusammenspiels von Musik, Wort, Handlung und Szenerie war die Oper, die eine erste Blütezeit im Barock hatte. Abseits der klassischen Musik erfreuen sich immer mehr junge Musiker an Barockmusik, die manchmal Laura Frey und Jakob David Rattinger. improvisiert wie Jazz klingt, manchmal rockige Anklänge hat, oft fröhlich und lebendig, manchmal melancholisch und schwermütig, aber immer maximal gefühlvoll ist. Klassische Instrumentalisten begeistern sich für barocke Instrumente mit ihrem spannenden Klang und bilden eine kleine, aber feine Barockmusikszene, die immer mehr Publikum in ihren Bann zieht. Zu den Tagen der Barockmusik in Schrobenhausen reisen 38 Musiker aus ganz Europa an und zeigen, wie lebendig Alte Musik sein kann. S emi nar Schrobenhausen 2013 Seminar für Musiker aus ganz Europa Mit einer Seminarwoche für Alte Musik legte Jakob David Rattinger vor fünf Jahren den Grundstein für die Tage der Barockmusik in Schrobenhausen. Auch im Jubiläumsjahr ist ein einwöchiges Seminar die Basis des Festivals. Während die Konzerte einem breiten Publikum die Schönheit der Barockmusik näher bringen, treffen sich Musiker aus ganz Europa, um ihre Kenntnisse in der Alten Musik zu intensivieren. Höhepunkt der Seminarwoche ist ein gemeinsames Konzert aller Seminarteilnehmer. Es sind Berufsmusiker an klassischen Instrumenten, aber auch ambitionierte Hobbymusiker und Studenten, die sich bei den Seminaren über die historische Aufführungspraxis informieren können. In diesem Jahr stehen ein Gambenkurs mit Jakob David Rattinger, ein Lautenseminar mit Julian Behr, ein Cembaloseminar mit Martin Müller, ein Seminar für Barockgeige mit Dario Luisi und ein Seminar für Chorgesang mit Alois Kammer l auf dem Programm. Die Musiker erhalten Einzelunterricht, aber auch Spielpraxis in kleinen Ensembles sowie eine abendliche Probeneinheit mit allen Teilnehmern sind Teil der Veranstaltung. Der Spaß an Alter Musik, die Freude am gemeinsamen Spiel und das Kennenlernen neuer Menschen sind jedoch nicht minder wichtig. Rund 30 Teilnehmer aus ganz Europa, meist erfahrene Instrumentalisten aller Altersstufen, kommen zur Fortbildung nach Schrobenhausen. „In den vergangenen Jahren waren die Teilnehmer immer sehr begeister t von der S tadt“, sagt S eminar leiter Jakob David Rattinger. Der Gambist Jakob David Rattinger ist der künstlerische Leiter des Festivals. Unvergessliches Jubiläumsjahr Herr Rattinger, vor fünf Jahren haben Sie die Tage der Barockmusik in Schrobenhausen gegründet und leiten seither die Veranstaltung. Wie kam es dazu? Jakob David Rattinger: Die Tage der Barockmusik Schrobenhausen sind eine interessante Geschichte: Das ganze Projekt ist eine gewachsene Struktur, die sich eigentlich von selbst und durch die fantastischen Menschen hier vor Ort ergeben hat. Ich bin vor fünf Jahren der Liebe wegen hierher gezogen, und habe damals ein Seminar für Alte Musik, das ich zuvor in Burghausen geleitet habe, an meinen neuen Wohnort verschoben. Damals haben wir in Schrobenhausen ein Eröffnungskonzert mit den Kursdozenten veranstaltet, das auf so großes Interesse stieß, dass wir die Seminarwoche durch immer mehr Konzerte erweitert haben. So entstand nach und nach ein echtes Festival. Was waren für Sie die Höhepunkte der vergangenen Festivals? Musiker aller Altersgruppen treffen sich in Schrobenhausen, um beim Seminar ihre Kenntnisse der Barockmusik zu vertiefen. Der Unterricht findet in der Regens-Wagner-Berufsschule statt. Dort, in der Aula der Schule, präsentieren die Musiker am Ende der Festivalwoche gemeinsam während der Seminarwoche erarbeitete Stücke. Das Abschlusskonzert findet am Donnerstag, 5. September 2013, um 19 Uhr in der RegensWagner Berufsschule, Georg-Leinfelder-Str. 8, in Schrobenhausen statt. Der Eintritt ist frei. Mehr Informationen zu den Seminaren, zur Anmeldung und zum Ablauf gibt es unter www.barockmusik-schrobenhausen.de. Rattinger: Ein Höhepunkt war sicher das barocke Wandelkonzert, das auf besonders charmante Art den örtlichen Gegebenheiten Schrobenhausens nachgekommen ist. Schrobenhausen ist ja nicht unbedingt reich an Barockarchitektur oder an Örtlichkeiten für klassische Konzerte. Aber auch im Gegensatz von Ort und Musik liegt ein Reiz, der die Musik sehr pur zur Geltung bringt. Etwas, das mich selbst überrascht und sehr freut. Im letzten Jahr konnten wir dann sogar ein Barockorchesterkonzert auf die Bühne bringen, das sich riesiger Publikumsnachfrage erfreute und das vom Bayerischen Fernsehen mitgeschnitten wurde. Die Tage der Barockmusik sind eine tolle Erfolgsgeschichte – nicht nur meine, sondern eine Erfolgsgeschichte der Schrobenhausener Besucher, Sponsoren, der Politik, der zahlreichen Helfer hier in dieser lebendigen Stadt. In diesem Jahr können Sie bereits ein kleines Jubiläum feiern – fünf Jahre Tage der Barockmusik in Schrobenhausen mit großen Events. Sind fünf Jahre schon ein Grund zu feiern? Rattinger: In der derzeitigen Kultursituation, in der Projekte eher eingestellt als bezuschusst werden, und die finanzielle Basis für Hochkultur immer schwieriger zu schaffen ist, auf jeden Fall. Es macht mich stolz und froh, ein Projekt leiten zu dürfen, das entgegen dem Trend rasch wächst und sich weiterentwickelt. Und aus diesem Gefühl heraus entstand der Wunsch, in diesem Jahr unserem Publikum zu danken und etwas Außergewöhnliches zu präsentieren. Wie geht es in den kommenden Jahren weiter? Rattinger: Wir werden im nächsten Jahr sicher nicht so groß weiter agieren können wie in diesem Jahr, das mit dem Orchesterkonzert, dem Theater, der Barockoper und dem Nachtkonzert unvergesslich bleiben wird. Für 2014 liegen bereits wieder sehr interessante Projekte in der Schublade. Man kann sich also auf weitere spannende BarockmusikSommer in Schrobenhausen freuen. Sie werden ja – als bekannter Barockmusiker – auch in Schrobenhausen wieder selbst zu Ihrem Instrument, der Gambe, greifen. Wie kamen Sie zur Barockmusik und zu Ihrem Instrument? Rattinger: Mit sechs begann ich mit Klavierunterricht. Aber als ich mit elf zum ersten Mal eine Gambe hörte, wusste ich: Das möchte ich lernen. Die Nähe zur menschlichen Stimme macht das Instrument für mich so spannend. Es ist der Charakter, die Unebenheiten, mit der die Gambe die Musik zum Leben erweckt. O rc hes t er k o n z er t Schrobenhausen 2013 „Ein Geschenk des Himmels“ Lina Tur-Bonet ist eine bekannte Barockgeigerin. Als Solistin und Konzertmeisterin hat sie sich international einen Namen gemacht. Seit 2005 ist sie Professorin für Violine am Conservatorio Superior de Zaragoza in Spanien. In Schrobenhausen leitet sie gemeinsam mit Jakob David Rattinger zum zweiten Mal das Barockorchester. Das Barockorchester bringt in diesem Jahr Händels „Feuerwerksmusik“ auf die Bühne. Ein Feuerwerk barocker Musik Mit einem wirklichen Paukenschlag starten in diesem Jahr die Tage der Barockmusik in die Festivalwoche. Am Samstag, 31. August, wird um 20 Uhr ein großes Barockorchester die Bühne im Konferenzgebäude der BAUER AG betreten und zwei imposante Werke Georg Friedrich Händels – die „Feuerwerksmusik“ und Ausschnitte aus der „Wassermusik“ - sowie ein Überraschungswerk aufführen. Aus Madrid und Wien, aus Basel, Innsbruck und aus vielen anderen Orten Europas reisen die Musiker nach Schrobenhausen, um dem Publikum einen barocken Ohrenschmaus der Extraklasse zu bieten. Im vergangenen Jahr trat das von Jakob David Rattinger zusammengestellte Orchester zum ersten Mal auf dem Festival auf. „Ich wollte unbedingt ein besonderes Event anbieten und kam dann auf die Idee, ein Barockorchester zusammenzustellen“, erzählt der Gambist. Ein paar Anrufe bei Freunden und fertig war die Zusammenstellung von 21 Spitzenmusikern der europäischen Barockszene. „Wir haben uns bei der Premiere für Händels „Wassermusik“ entschieden, weil es so ein tänzerisches, fröhliches Werk ist“, erklärt Rattinger. Ein Stück, das es dem Publikum leicht macht, sich in die Unterschiede zwischem dem Klang eines Barockorchesters und dem eher gewohnten Sound eines klassischen Orchesters einzuhören. „Ein Barockorchester klingt rauer, rotziger, rockiger“, erklärt Rattinger. Barocke Oboen, Trompeten, Hörner, ein Fagott, Geigen, Bratschen, Cellos, Contrabass, Cembalo und Percussion vereinigten sich zu einem ganz besonderen Hörerlebnis und hinterließen ein begeistertes Publikum. In diesem Jahr wird das Orchester noch um ein paar Musiker größer. „27 Musiker aus ganz Europa werden anreisen und Händels „Feuerwerksmusik“ zur Aufführung bringen“, verrät Jakob David Rattinger, der gemeinsam mit der in Spanien lebenden Geigerin Lina Tur-Bonet die Leitung des Projekts übernimmt. Vor allem der Bläsersatz wird für das gigantische Werk verstärkt. Nur zwei Probentage stehen auf dem Programm. „Die Musiker erhalten die Noten im Vorfeld, an den beiden Probentagen in Schrobenhausen findet sich dann alles zusammen“, erklärt Rattinger. Bereits jetzt freut sich der Musiker wieder auf das Ergebnis. „Unsere Instrumentalisten gehören zur kleinen, aber feinen Schar hochklassiger Barockmusiker. Entsprechend beeindruckend ist die Qualität“, freut er sich. Georg Friedrich Händel Georg Friedrich Händel, 1685 in Halle an der Saale geboren, war einer der bedeutendsten Komponisten des Barock. Sein umfangreiches Werk umfasst 42 Opern und 25 Oratorien, Kirchenmusik, Kantaten, Werke für Orchester sowie Kammer- und Klaviermusik. Händels Feuerwerksmusik wurde am 27. April 1749 erstmals aufgeführt. Der britische König Georg II. wollte zur Feier des Aachener Friedens ein großes Fest mit Feuerwerk und Musik veranstalten. Er beauftragte Händel damit, eine „Feuer-Musik“ zu schreiben. Die Feier sollte im Londoner Green Park stattfinden, daher ging Händel von einem großen Freiluft-Orchester mit einer typischen Bläser-Streicher-Besetzung aus. König Georg jedoch wollte ein Orchester ausschließlich mit Bläsern und Pauken. Erst spät soll sich Händel, der während all der Jahre in England die Landessprache nie korrekt gelernt hatte, dem Willen des Königs gebeugt haben. Frau Tur-Bonet, was gefällt Ihnen am Leben als Musikerin? Lina Tur-Bonet: Das Leben als Musikerin ist einerseits kompliziert und mühsam, schwer und erfordert Disziplin. Aber es ist auch ein Geschenk des Himmels: mit Musik – einem Gut, das keine „Substanz“ hat – seinen Lebensunterhalt verdienen zu können. Ständig lernt man Neues, das einen als Mensch bereichert, betritt immer neue Klangwelten. Man muss sich immer wieder in Frage stellen. Nichts bleibt gleich. Es ist ein Leben voll Poesie und Kraft, Kreativität und Lehre. Manche Musiker geben ihren Instrumenten menschliche Attribute. Tun Sie das auch? Tur-Bonet: Meine beiden Violinen sind viel älter als ich – aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Eine ist ein alter Herr, sicher ein Aristokrat. Die andere ist ein weiser, aber einfacher Mann. Leitet das Orchester: Lina Tur-Bonet. Gibt es einen Unterschied zwischen dem Spiel im klassischen und barocken Orchester? Tur-Bonet: Es gibt viele technische Unterschiede und jede Epoche hat ihre Eigenheiten: Im Barock ist die Rhetorik essenziell, das ist auch für die Klassik von Vorteil. Die Darmsaiten des barocken Instruments sind empfindlicher und es ist viel schwieriger, damit zu intonieren; aber dann mischt es sich miteinander wie keine Stahlsaite es schaffen würde. Der Bogen ist gleichmäßiger bei der klassischen Geige, die linke Hand hat mehr zu tun. Beim Barock ist die rechte Hand mehr im Spiel. Wie gefällt Ihnen das Projekt in Schrobenhausen? Tur-Bonet: Ich mag die Menschen, mit denen ich schon vor einem Jahr zusammengearbeitet habe. Als Menschen und als Musiker. T h ea ter Schrobenhausen Thos Renneberg T hos Renneberg, geboren 1959, ist Reg isseur, S chauspieler und Musiker. Seine Arbeit führte ihn durch ganz Deutschland. Unter anderem ar beitete er am Prinzregenten -T heater in München, an der Deutschen Oper am Rhein und am Schauspiel Köln. 2013 Commedia dell´Arte heute Eine ganz besondere Kunstform, die in der Barockzeit ihre Blütezeit hatte, können Besucher der Tage der Barockmusik am Sonntag, 1. September, ab 19 Uhr erleben. Dann findet bei schönem Wetter auf dem stimmungsvollen Vorplatz des Pflegschlosses ein Freilufttheater im Stil der Commedia dell´Arte statt. Das Theater Narrattak – eine dreiköpfige Schauspielgruppe aus Essen – hat es sich zur Aufgabe gemacht, diese historische Form des Stegreiftheaters ins Heute zu übertragen und die Commedia dell´Arte wieder bekannter zu machen. bäuerliche Bevölkerungsschicht – und der Vecchi – die Alten, die reiche Oberschicht – einteilen lassen. Die wohl bekannteste Figur der Commedia dell´Arte ist der Harlekin, der mit naiver Fröhlichkeit meist die Stimme des gemeinen Volkes verkörpert. Auch das Stück des Theater Narrattak, „Ludowig und Rosalind“, orientiert sich an diesen typischen Figuren der Commedia dell´Arte. Die Geschichte entspinnt sich um die Liebe von Ludowig und Rosalind, deren Heirat durch den geizigen Signor Pantalone und den tollpatschigen Aufschneider Capitano Fernandez in Gefahr gerät. Für Verwir- Mit der eigenen Bühne unterwegs Thos Renneberg, Schauspieler und Regisseur aus Essen, ist Mitbegründer des Theater Narrattak. Gemeinsam mit Thomas Kemper und Bärbel Kandziora bringt er in Schrobenhausen das Stück „Ludowig und Rosalind“ auf die Bühne. Herr Renneberg, wie haben Sie die Commedia dell´Arte für sich entdeckt? Thos Renneberg: Die Idee, sich mit der Commedia dell`Arte zu befassen, entstand, als ich mit einigen Kollegen begonnen hatte, Straßentheater auf historischen Märkten aufzuführen. Wir hatten uns davor alle eher mit körperlichen Kunstformen, wie Akrobatik und Pantomime beschäftigt, und wollten uns dann näher mit dieser Form des Theaters befassen. Nachdem wir als Autodidakten an unsere Grenzen stießen, arbeiteten wir mit unterschiedlichen Schauspielern und Regisseuren zusammen und lernten so viel über die Kunst der Commedia dell´Arte. Ihre Gruppe besteht aus drei Schauspielern. Wie bringen Sie mit drei Menschen ein ganzes Stück auf die Bühne? Renneberg: Jeder von uns spielt mehrere Rollen, meist zwei bis drei. Jede Figur hat ihre Eigenheiten. Der Reiz, der von der Commedia dell´Arte ausgeht, ist, dass die Figuren zwar innerhalb einer Handlung nach ihrem festgelegten Charakter handeln, aber immer noch Raum für Improvisation bleibt. In Schrobenhausen spielen Sie unter freiem Himmel. Wie genau sieht Ihre Bühne aus? Renneberg: Wir haben unsere eigene Bühne dabei. Früher wurden für das Straßentheater oft Weinfässer zusammengestellt und Bretter darüber gelegt. Unsere Bühne ist eine Anmutung daran – und enthält, trotz des historischen Looks, die moderne Technik, die man heute für eine professionelle Veranstaltung braucht. Das Theater Narrattak zeigt das Stück „Ludowig und Rosalind“ im Pflegschlosspark. Die Commedia dell´Arte entwickelte sich im 16. Jahrhundert. Jahrmarktskünstler, wie Schauspieler und Akrobaten, schlossen sich zusammen und führten gemeinsam Komödien auf, in denen sie entlang eines Handlungsgerüstes und im Rahmen ihrer festgelegten Figuren teilweise aus dem Stegreif improvisierten. Im Laufe der Zeit entwickelten sich feste Charaktere, die sich in die Gruppe der Zanni – eine rung sorgen die beiden faulen Diener Zerbanotto und Arlecchino, bis sich alles zu einem glücklichen Ende fügt. Die pralle Lust und die kindliche Spielfreude der Figuren treiben die Handlung voran – die Situation ist wichtiger, als der dramaturgische Verlauf. So können die Schauspieler auch Bezug auf aktuelle, lokale Ereignisse oder Reaktionen des Publikums nehmen. Bärbel Kandziora Thomas Kemper Bärbel Kandziora, geboren 1965, studierte Sport in Köln mit Schwerpunkt Bewegungstheater und vertiefte ihre Kenntnisse in der Commedia dell`Arte an der „Scuola internazionale dell`attore comico“ in Reggio Emilia, Italien. Seit 1989 steht sie mit dem Theater Narrattak auf der Bühne. Bärbel Kandziora ist auch als Dozentin und Regisseurin tätig. Thomas Kemper, geboren 1959, ist Schauspieler sowie ausgebildeter Spiel- und Theaterpädagoge. Er ist bereits mit einigen Theater preisen aus gez eic hn et worden, unter anderem mit dem Preis des Theaterfestivals NRW „Theaterzwang“ für die beste darstellerische Leistung. Derzeit ist er auch am Grenzlandtheater in Aachen zu sehen. Nac ht k o n z er t Schrobenhausen 2013 Musik der Gegensätze Düster und fröhlich, melancholisch und dramatisch: Die Lautenlieder von John Dowland transportieren Gefühle auf meisterhafte Weise durch Text und Musik. Am Dienstag, 3. September, erwecken Lautenist Julian Behr und Tenor David Munderloh um 21.21 Uhr in der Frauenkirche Schrobenhausen die Kompositionen des englischen Komponisten zum Leben. „Für Lautenisten ist Dowland der wichtigste Komponist überhaupt“, erklärt Julian Behr. Seine Werke, besonders jene der „seconda pratica“ - einer Kompositionsform, in der die Musik dem Text dienlich gemacht wurde -, spiegelten die musikalische Weiterentwicklung jener studierte Gitarrist sich auf der Laute weiterbildete. Inzwischen baut Behr sogar selbst Lauten. „Ich baue gerade an einer neuen Laute und hoffe, sie beim Konzert in Schrobenhausen zum ersten Mal spielen zu können“, verrät er. Das Instrument mit seinen vielen Saiten – 13 bei Behrs Instrument, es gibt aber auch Lauten mit mehr als 20 Saiten – sei eine Herausforderung im Spiel. „Der Lautenist stimmt immer, die Laute nie“, zitiert Behr einen Spott des Komponisten Johann Mattheson. In der Renaissance und im Barock war die Laute das wichtigste Instrument, für das die meisten Musikstücke geschrieben wurden. „Lauten lagen sogar zur Unterhaltung beim Die Frauenkirche Mit ihrem schlanken, hohen Turm bildet die Schrobenhausener Frauenkirche einen Kontrapunkt zur Stadtpfarrkirche in der Innenstadt. Die spätgotische Kirche – von 1409 bis 1416 dank einer Stiftung von Ulrich Peisser erbaut – besitzt eine barocke Ausgestaltung. Im Jahr 1442 wurde der Kirche ein Bürgerspital angegliedert. Seit dem 18. Jahrhundert wurde die Kirche innen mehrfach umgestaltet, 1964 wurden jedoch alle Innenausbauten zugunsten der barocken Ansicht wieder entfernt. John Dowland Er war ein Meister des Lautenspiels – und schrieb Werke, die bis heute nichts von ihrer Anmut eingebüßt haben: John Dowland, 1563 vermutlich in London geboren, hinterließ einen musikalischen Schatz der Renaissance und des frühen Barock. Einem breiten Publikum wurden Dowlands Werke im Jahr 2006 bekannt, als Sting gemeinsam mit dem bosnischen Lautenspieler Edin Karamazov die Platte „Songs From The Labyrinth“ veröffentlichte und damit auch auf Tour ging. Darin interpretiert er Stücke von Dowland und rezitiert aus Briefen von Dowland an Sir Robert Cecil. Lieder von John Dowland sind am 3. September beim Nachtkonzert zu hören. Zeit, einen revolutionären Geist, wider. „Die Lieder erzählen Geschichten voller Emotionen“, erklärt Behr. Der aus San Francisco stammende Tenor David Munderloh, der bereits mit einem Grammy ausgezeichnet wurde, erzählt diese Geschichten auf mitreißende Weise mit seiner klaren, hellen Stimme und seinem schauspielerischen Talent. Lautenist Julian Behr spielt bereits seit mehr als zehn Jahren im Duo mit dem Tenor. Beide lernten sich an der Schola Cantorum in Basel kennen, an der der Friseur aus“, erzählt Behr. Dennoch kam das muschelförmige Saiteninstrument nach und nach aus der Mode und wurde in ihrer Bedeutung vor allem von der Geige abgelöst. In Schrobenhausen singen und spielen die beiden Musiker unterschiedliche Stücke Dowlands, vor allem Werke der seconda pratica mit ihrer melancholischen Ausstrahlung. Auch Dowlands wohl bekanntestes Lautenlied „In darknesse let mee dwell“ wird beim Konzert in der Frauenkirche zu hören sein. Julian Behr David Munderloh Der Lautenist absolvierte zunächst ein Studium in klassischer Gitarre und Laute an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Er studierter Alte Musik und Lauteninstrumente an der Schola Cantorum Basiliensis in Basel. Er arbeitet als Solist und Kammermusiker ebenso wie für Produktionen an Opern in Hamburg, Berlin, Amsterdam und Brüssel. Der in San Francisco geborene Tenor David Munderloh lebt heute in Basel. Sein Repertoire umfasst Werke aus den unterschiedlichsten Epoc hen, von englischen Lautenliedern der Renaissance bis hin zu Lieder n des 19. Jahrhunderts. Auch in der zeitgenössischen Musik ist er zu Hause. Für seine CD „Chanticleer“ erhielt er im Jahr 2000 den Grammy. Ein Notenblatt von John Dowland. Dowland war ein angesehener Musiker in Europa: Von 1598 bis 1606 war er Musiker am Hof des dänischen Königs Christian IV. Doch erst im Alter von 50 Jahren ging sein eigentlicher Lebenstraum in Erfüllung, als er als Lautenspieler an den englischen Hof bestellt wurde und fortan für James I. musizieren durfte. Selbst Zeitgenosse William Shakespeare erwähnte den Lautenisten in „Der verliebte Pilger“. John Dowlands musikalisches Werk umfasst zahlreiche Lautenlieder, Werke für Laute solo und Werke für Gambenconsort mit Lautenbegleitung. Besonders bedeutend sind seine Instrumentalwerke. Seine Kompositionen markieren einen ersten Höhepunkt in der Entwicklung zu einer selbstständigen Instrumentalmusik. Zuvor war Musik meist in Verbindung mit Gesang vorgetragen worden. Der Komponist, der 1626 in London starb, schrieb rund 100 Lieder für Gesang und Laute. Sie gehören zu den anspruchsvollsten und ausgereiftesten Werken für dieses Instrument und sind bis heute im Repertoire nahezu aller Lautenisten und klassischer Gitarristen. O p er Schrobenhausen 2013 Englische Oper in französischer Maske Prof. Dr. Florian Mehltretter, Professor für Italienische Literaturwissenschaften an der LudwigMaximilians-Universität in München, über „Dido und Aeneas“: Das Gemälde „Tod der Dido“ von Sébastien Bourdon zeigt eine Szene aus Purcells berühmter Oper. Das Stück thematisiert die dramatische Liebesgeschichte von Dido und Aeneas. Die Geschichte hat kein Happy End: er segelt fort, sie stirbt den Liebestod. In London zur Zeit Händels 1702 Die erste Londoner Tageszeitung „Daily Courant“ erscheint in der Fleet Street, die später zum Zentrum der britischen Presse wird. 1707 Act of Union, die Königreiche England und Schottland vereinigen sich, London wird zur Hauptstadt des neuen Königreichs Großbritannien. 1708 Christopher Wren vollendet sein bedeutendstes Bauwerk, die St. Paul´s Cathedral, eines der wohl herausragendsten Beispiele barocker Architektur. 1750 Eröffnung der Westminster Bridge, bis dahin war die London Bridge die einzige Brücke über die Themse. 1759 Das British Museum eröffnet, gezeigt werden zu Beginn die vom Arzt Hans Sloan gesammelten Kunstgegenstände aus aller Welt, die er dem Staat vermacht hatte. 1762 König George III. erwirbt Buckingham House, das 60 Jahre später zum Buckingham Palace ausgebaut wird. Purcells berühmteste Oper ist nach dem Verständnis ihrer Zeitgenossen eigentlich gar keine. Denn die Engländer der Barockzeit verstanden unter opera ein großes Maschinenstück mit Musikeinlagen, dessen entscheidende Handlungspassagen jedoch nur gesprochen, nicht gesungen wurden. „Experience hath taught us that our English genius will not relish that perpetual singing“ schrieb Pierre Motteux 1692. „Dido and Aeneas“ ist vielmehr nach französischem Verständnis eine tragédie lyrique, wenn auch in Miniaturform. Als solche ist sie in der Tat durchgehend gesungen und weist insbesondere die typische Abfolge von Rezitativ, Arie, Chor und Ballett auf, welche die Aktschlüsse prägt. Diese Form bot sich an, da das Werk ursprünglich für Josias Priests Schule für höhere Töchter in Chelsea geschrieben wurde. Freilich goûtierten die Damen der Gesellschaft „so Publick a show“ nicht. Eine Mrs. Buck, die die Schule besichtigte, meinte: „I cannot commend it.“ Insofern muss man sagen: Was wir heute als Perle der englischen Oper lieben, ist ursprünglich ein Experiment mit einer fremdländischen Gattung. Das Libretto von Nahum Tate versucht denn auch, die fremde Form der tragédie lyrique an den einheimischen Geschmack anzupassen, indem es ein zentrales Element des elisabethanischen Theaters in den antiken Stoff einführt: die Hexen; wir kennen sie aus Shakespeares „Macbeth“. Die Hexen haben vor allem zwei Funktionen: Sie beschleunigen mit ihren Manipulationen das Geschehen, das die Götter ohnehin verfügt haben dergestalt, dass die ganze tragische Handlung innerhalb eines Sonnenumlaufs stattfindet. Zum anderen entlasten sie Dido, die ja in Vergils Aeneis eine durchaus problematische Figur ist: eine Figur, die am Ende gar durch Hexerei versucht, die Gründung Roms durch Aeneas zu verhindern. Dieses Element der Zauberei wird bei Tate ausgelagert in die Hexen. Der Effekt ist ebenso klar wie überraschend: Ausgerechnet das Erbe des ‚regellosen‘ elisabethanischen Theaters, die Hexen, ermöglichen sowohl die regelhafte ‚Einheit der Zeit‘ (eben die Beschränkung auf einen Tageslauf ) wie sie vom französischen Theater angestrebt wurde, als auch die Anlage der Hauptfigur als typische Heldin einer klassizistischen tragédie lyrique. Der erste Akt beginnt in medias res mit dem Auftritt des schiffbrüchigen trojanischen Helden Aeneas am Hof der karthagischen Königin Dido. Deren Hofdame Belinda versucht, die Königin für Aeneas einzunehmen; dieser gesteht seine Leidenschaft. Eigentlich wissen alle, dass die Götter Aeneas nicht in Karthago werden Wurzeln schlagen lassen, da er ja Rom gründen soll („fate forbids what you pursue“), aber man gibt sich der Illusion hin, schon auf die- ser Station der Reise könne durch die Verbindung der trojanischen mit der karthagischen Dynastie ein künftiges Reich entstehen. Insbesondere Aeneas prahlt damit, den seiner Ansicht nach schwachen Schlägen des Schicksals trotzen zu wollen. Der zweite Akt führt die Hexen ein. Sie wollen Dido aus Neid zu Fall bringen. Aber ihr Plan ist, einen als Merkur verkleideten Elfen zu Aeneas zu entsenden, der den Trojaner an seinen göttlichen Auftrag erinnern soll, Rom zu gründen. Dies könnte man so deuten, dass damit der Reichsgründungsauftrag eine Fälschung der Hexen ist und also Rom (aus englischer Perspektive) keine weltgeschichtliche Legitimität zukommt; das wäre gerade in jener Zeit der Furcht vor einem päpstlich-römischen Komplott gegen England nicht unpassend. Aber man wird zugeben müssen, dass Aeneas ja bereits im ersten Akt von diesem Auftrag weiß. Es gibt ein Element der tragischen Verwicklung, das indirekt auf die Hexen zurückgeht: den Sturm gegen Ende des zweiten Aktes. Dort begeben sich Dido und Aeneas auf die Jagd, und die Hexen wollen das Jagdvergnügen mit einem Sturm zerstreuen. Die Szene zeigt die ‚Ruhe vor dem Sturm‘: Nachdem Aeneas mit der Erlegung eines Ebers geprahlt hat (jenes Tiers, das den Geliebten seiner Mutter Venus einst tötete), berichtet die zweite Dame davon, dass Diana, Göttin der Jagd, aber auch der Keuschheit, hier gerne weilt - und dass dies der Ort ist, an dem der mythische Jäger Actaeon den Tod fand. Acteaon, der Diana nackt im Bade erblickte und darauf, in einen Hirsch verwandelt, von den eigenen Hunden zu Tode gehetzt wurde, galt als Sinnbild sündhaften Begehrens, das den Begehrenden selbst zerstört. Hier kündigt sich an, dass die tragische Schuld Didos die Befriedigung vorehelichen Liebesbegehrens sein wird. Es ist der von den Hexen gesandte Sturm, der dazu führt: Alle fliehen vor dem Unwetter, und Dido und Aeneas geraten in eine zweisame Situation (die aber im Sinne der bienséance nicht direkt dargestellt wird). Am Ende des Aktes erscheint Aeneas der falsche Merkur und bewegt ihn schon nach einer einzigen Liebesnacht zum Aufbruch gen Italien. Der dritte Akt führt die Seeleute des Aeneas ein, an deren Beispiel das weibliche Publikum den erotischen Wankelmut der Männer studieren kann Aeneas eingeschlossen, der in dieser Oper moralisch nicht ungeschoren bleibt. Die Hexen planen, die trojanische Flotte im Sturm zu versenken und freuen sich über Didos bevorstehenden Tod. Aber Aeneas bereut seinen Entschluss: Er bietet Dido an, doch zu bleiben. Sie muss dies ausschlagen, nicht nur weil große Geister sich stets selbst im Wege stehen, sondern auch weil sie in Aeneas‘ Wankelmut ihren eigenen tragischen Fehler erkennt. Er segelt fort, sie stirbt. Aber anders als bei Vergil ist dieses Sterben keine theatralische Explosion, sondern ein stiller Liebestod, der uns noch einmal zeigt, dass hier gegen die antiken Quellen eine französische Tragödie gespielt wird. O p er Schrobenhausen 2013 36 Jahre Schaffenskraft: Henry Purcell Ann Allen führt Regie bei der halbszenischen Inszenierung von „Dido und Aeneas“. „Das Stück hat einfach alles“ Auf eine spannende Inszenierung kann sich das Publikum am Sonntag, 8. September, um 20 Uhr freuen. Oboistin und Regisseurin Ann Allen bringt in Zusammenarbeit mit Jakob David Rattinger als musikalischem Leiter und dem Chor von Alois Kammerl Purcells Oper „Dido und Aeneas“ in einer halbszenischen Inszenierung auf die Bühne der Stadthalle. Die mehrfach preisgekrönte Musikerin aus Großbritannien leitet das Mittelalterensemble Mediva und die Barockgruppe Il Bacio, inszenierte schon zahlreiche Opern und Musiktheater und ist seit 2005 künstlerische Leiterin des Nox Illuminata Festivals in Basel und St. Pölten. Frau Allen, was fasziniert Sie am Stück „Dido und Aeneas“? Ann Allen: „Dido und Aeneas“ ist eine meiner Lieblingsopern. Das Stück hat einfach alles: Liebe, Eifersucht, Macht, Leidenschaft, Betrug – und Tod! Bei jeder Inszenierung des Stücks lege ich den Fokus auf andere Aspekte. Das Libretto lässt den Raum dazu, das gefällt mir. Worauf können wir uns bei der Aufführung in Schrobenhausen freuen? Allen: In der Version, die wir in Schrobenhausen auf die Bühne bringen werden, hat die böse Magierin den Palast von Dido infiltriert und ihre Hexen geben vor, treue Freunde zu sein. Sie bestärken Dido darin, mit Aeneas eine Beziehung einzugehen obwohl sie wissen, dass die Beziehung dramatisch scheitern wird. Am Ende siegt die Magierin und besteigt den Thron von Karthago, nachdem Dido den Liebestod stirbt. Obwohl er nur 36 Jahre alt wurde, hinterließ Henry Purcell ein beeindruckendes Werk: Der 1659 in Westminster geborene Musiker galt bereits zu Lebzeiten als bedeutendster englischer Komponist der Barockzeit und wurde mit dem Ehrentitel Orpheus Britannicus bedacht. 1676 wurde er Organist an der Westminster Abbey, 1682 an der Chapel Royal. Bereits in dieser Zeit entstanden zahlreiche geistliche Stücke sowie erste Schauspielmusiken. Zur Krönung Jakobs II. schrieb er zwei seiner bekanntesten Anthems „I was glad“ und „My heart is inditing“. „Dido und Aeneas“ war die erste eigene Oper Henry Purcells, die 1689 in einem Mädchenpensionat in Chelsea erstmals aufgeführt wurde. Die gesamte Oper dauert in der heute überlieferten, unvollständigen Form nur etwa eine Stunde. Sie gehört zu den wichtigsten musikdramatischen Werken des Barock und wird von manchen als Purcells einzige richtige Oper angesehen. Das bekannteste Stück ist wahrscheinlich Didos Klage „When I am laid in earth“. Insgesamt Gibt es eine besondere Erinnerung an vergangene Aufführungen der Oper? Allen: In einer Version stellte ein männlicher Tänzer ein Haustier der Magierin dar. Er trug nichts außer sehr, sehr knappen Ledershorts – sehr zur Freude der Damen im Publikum. Wie kamen Sie von der Musik zur Arbeit als Regisseurin? Allen: Dank meines Großvaters und Ur-Großmutter liegt mir das Schauspielern im Blut und finde es wunderbar, meine Musikalität mit meinem angeborenen Sinn fürs Inszenieren verbinden zu können. Andrea Brown Thill Mantero Andrea Lauren Brown ist Preisträgerin der Internationalen Sommerakademie am Salzburger Mozarteum 2002 und gewann 2003 den 2. Preis beim Internationalen Gesangswettbewerb der ARD in München, wo sie seit 2006 lebt. Die Sopranisten war bereits an der Komischen Oper Berlin, im Festspielhaus Baden-Baden, am Thea te r a n d e r W ie n , und bei zahlreichen Festivals sowie an vielen Opernhäusern in Europa und den USA zu Gast. Bereits als Kind entdeckte der franko-italienische Musiker seine Leidenschaft für Musik und Theater. Mantero spielt sowohl die Violine, als auch Schlagzeug und Saxofon. Er studier te am Trinity College of Music in London und nahm am Knack Baylis Prog ramm der English National Opera teil. Als Bariton sang er in Inszenier ungen an vielen wichtigen Opernhäusern in Europa und den USA. Henry Purcell galt zu Lebzeiten als bedeutendster Komponist Englands. Er wurde mit dem Ehrentitel Orpheus Britannicus bedacht. schrieb Purcell 38 dramatische Musikwerke, für die er sich von William Shakespeare und John Dryden inspirieren ließ. Weitere bekannte Meisterwerke Purcells sind sein Te Deum und Jubilate aus dem Jahr 1664. Zur Trauerfeier Maria II. von England schrieb er die Musik – nur ein Jahr später starb der Komponist selbst auf dem Höhepunkt seines Schaffens. Seine Witwe veröffentlichte nach seinem Tod weitere seiner Werke als Druck, darunter die Sammlung Orpheus Britannicus. Henry Purcell wurde in der Westminster Abbey neben der Orgel begraben. Auf seinem Grabstein steht: „Here lyes Henry Purcell Esq., who left this life and is gone to that blessed place where only his harmony can be exceeded.“ Purcells Werk wirkt bis heute nach: Moderne britische Komponisten wie Benjamin Britten, Michael Tippett oder Peter Maxwell Davies geben ihn als Einfluss an, ebenso Rockmusiker wie Klaus Nomi oder Pete Townshend von The Who, wie im Intro von „Pinball Wizard“ deutlich wird. Schrobenhausen 2013 Grußworte Außergewöhnliche Blumenarrangements zaubern Atmosphäre in die Konzertsäle. Opulente Blumenpracht Schon seit Jahrhunder ten ist es Brauch, der Operndiva, dem Dirigenten, der ersten Geige nach einem erfolgreichen Premierenkonzert einen opulenten Blumenstrauß zu überreichen. In festlich mit Blumen geschmückten Konzertsälen vereinen sich Floristik und Musik zu einem Gesamtkunstwerk und werden für das Publikum zu einem Erlebnis für Ohr, Auge und Nase. Auch bei den Tagen der Barockmusik wurde vom ersten Konzert an ein besonderes Augenmerk auf die Floristik gelegt. Die Schrobenhausener Floristin Christel Majuntke-Schmid plant die außergewöhnlichen Raumdekorationen in Zusammenhang mit dem musikalischen Thema und in Absprache mit den Musikern. „Blumen und Musik drücken Gefühle aus und berühren unser Innerstes“, schlägt Majuntke-Schmid den Bogen zwischen den Künsten. Gerade im Barock seien Blumen ein wichtiges Stilmittel gewesen. „Typische Blumen dieser Zeit sind Rosen, Lilien, Orchideen, Flieder und Frittilaria“, erklärt sie. Farbenfroh, edel und opulent durfte es sein – davon ließ sich die Schrobenhausenerin inspirieren. „Ich plane den Raumschmuck in Zusammenhang mit dem musikalischen Thema“, erklärt sie ihre Arbeitsweise. Für das Orchesterkonzert mit Händels „Wassermusik“ im vergangenen Jahr entstanden so die Idee, blaue Blüten kaskadenartig aus silbernen Gefäßen quillen zu lassen, ähnlich einem Wasserkrug, der sich in den Raum ergießt. Für ein Wandelkonzert dekorierte sie die Räume im Stil der vier Elemente Erde, Feuer, Wasser, Luft in entsprechenden Farben. „Für das Luft-Thema habe ich zum Beispiel kaum sichtbare Drähte durch den Raum gespannt und Seidenpapier und Schleierkraut daran befestigt“, erzählt Majuntke-Schmid. Auch der Kontakt zu den Musikern sei bei der floristischen Planung wichtig. „Eine Sängerin mochte keine duftenden Blumen“, erzählt sie. Eine ande- re Musikerin mochte den Duft von Lilien, Jakob David Rattinger sei Rosenliebhaber. „Auf all diese Vorlieben möchte ich auch eingehen“, sagt Christel Majuntke Schmid. Für das kleine Jubiläum stehen wieder interessante, musikalische Projekte an. Welche Ideen die S c h ro b e n h a u s e n e r Floristin für die unterschiedlichen Konzerte hat, wird wieder eine Überraschung sein. „Ich freue mich, Christel Majuntke-Schmid. wenn ich am Veranstaltungsabend sehe, wie alles ineinander übergeht und ein schönes Gesamtbild ergibt.“ Impressum Barocknotizen, Ausgabe 1, Sommer 2013 Herausgeber / ViSdP: Jakob David Rattinger Erich-Kästner-Weg 12 86529 Schrobenhausen www.barockmusik-schrobenhausen.de Konzeption, Redaktion: Sabine Beck www.worte-wirken.de Grafik, Layout: Steffi Laquai www.steffi-laquai.de Fotos: Stadt Schrobenhausen, privat Druck und Vertrieb: DONAUKURIER Verlagsgesellschaft mbH Stauffenbergstr. 2a, 85051 Ingolstadt Auflage: 75 000 Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Kopie oder sonstige Vervielfältigung und Verbreitung, auch in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Herausgeber. Liebe Mitbürger, liebe Freunde der Stadt, die „Tage der Barockmusik“ sind in den vergangenen Jahren in Schrobenhausen zu einem herausragenden musikalischen Höhepunkt geworden. Im Spätsommer 2013 finden sie bereits zum fünften Mal statt. Dem Ruf Jakob David Rattingers folgen seit Jahren Spitzenkräfte der Barockmusik aus mehreren Ländern. Mit der Aufführung von Händels „Wassermusik“ setzten sie im vergangenen Jahr ein Zeichen – mit dem beeindruckenden Programm in diesem Jahr f reu en w ir uns a uf neue Glanzpunkte. Aus Überzeugung ist die Stadt Schroben- Dr. Karlheinz Stephan. hausen Träger der „Tage der Barockmusik“. In diesem Sinne danke ich auch allen Firmen, die in den vergangenen Jahren mitgeholfen haben, dieses Projekt zu einem Leuchtturmprojekt für Schrobenhausen mit überregionaler Ausstrahlungskraft zu machen. Ihr Dr. Karlheinz Stephan 1. Bürgermeister der Stadt Schrobenhausen Liebe Freunde der Barockmusik, ein weiteres Mal kommen wir heuer im Zeichen der Barockmusik in Schrobenhausen zusammen. Dabei wächst unser Festival kräftig: Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst hat die „Tage der Barockmusik“ in diesem Jahr in sein Förderprogramm aufgenommen. Dies macht uns stolz und ist gleichzeitig ein Auftrag zur Wahrung und zum weiteren Ausbau der hohen Qualität des Festivals in Schrobenhausen. Zu unserem kleinen Jubiläum haben wir mit einem Orchesterkonzert, einer Commedia dell´Arte, einem Nachtkonzert sowie einer Barockoper ein Dr. Bastian Fuchs. Programm entwickelt, das sicherlich Ihre Sinne erfreuen wird. Wir freuen uns auf Ihren Besuch in Schrobenhausen. Ihr Dr. Bastian Fuchs Kulturreferent der Stadt Schrobenhausen