Spielen mit Kultur

Transcription

Spielen mit Kultur
golf
reisen
Spielen mit Kultur
Nick Faldos neuer Platz verheißt der
Golfdestination Zypern einen Aufschwung
Eléa Estate
92 2.2011
VON PETRA HIMMEL
DIE GOLFPLÄTZE
Eléa Estate
A
ndreas Pistolas, Taxifahrer, hat beschlossen, die Golfer zu mögen.
Sie sind gut fürs Geschäft. Denn von Kartoffelanbau und Landwirtschaft kann angesichts zunehmender Wasserknappheit
selbst ein hartgesottener Zyprer kaum noch vernünftig leben. Also fährt
der 42-Jährige seit 17 Jahren sonnenhungrige Briten, deutsche Wellnessreisende, geschäftige Russen, den einen oder anderen Araber und eben
auch zunehmend Golfer über die Insel. Noch sind Letztere als Gruppe
klein, nicht so dominant wie auf Mallorca, noch am Ausprobieren, ob
diese Insel im Mittelmeer auch wirklich eine Destination für sie ist.
Auf der Weltkarte umtriebiger Golfreisender war Zypern bis dato
ein relativ kahler Fleck. Mehr als drei Stunden Flugzeit nimmt der hartgesottene Golfer nur auf sich, wenn besonders gute oder besonders viele
Plätze locken, wenn die Landschaft so außergewöhnlich ist wie in Neuseeland, das Wetter so sicher wie in Ägypten oder die Flugverbindungen
so einfach sind wie Busfahren. Zypern hatte immer von allem nur ein
bisschen, nur 20 Minuten Flugzeit von Beirut entfernt, lag es außerdem
weitgehend außerhalb des Radars großer Golfveranstalter oder findiger
Individualreisender. In den vergangenen sechs Monaten hat sich die
Sachlage geändert. Mit der Golfanlage von Eléa Estate hat Zypern international für Aufsehen gesorgt. Der Nick-Faldo-Platz wird zu den besten
neuen Plätzen Europas gezählt und rückt Zypern als Golfdestination in
ein neues Licht.
Foto: Eléa Estate
Gut spielbare Löcher,
landestypische Roughzonen
„Wir versuchen, dem Golfer ein Erlebnis zu bieten, das jenseits
der 7000-Meter-Plätze liegt, die in den letzten Jahren im Trend waren“,
formuliert es Ross Robertson. Der Schotte hat im Verlauf seiner Karriere
schon diverse neue Anlagen in Betrieb genommen. „Nick Faldo bringt
uns zurück zu dem Punkt, der Golf faszinierend gemacht hat“, erklärt er
das Konzept des 6775 Meter langen 18-Löcher-Platzes, der sich an einem
leicht abfallenden Gelände hinter der Küste erstreckt. Der sechsfache
Major-Champion hat vom Abschlag weg gut spielbare Löcher geschaffen,
die sich durch landestypische Roughzonen ziehen. Olivenbäume, viel
rotbraunes Gestein, bunte Stauden und dünne Gräser zieren das Gelände. Große Teiche oder Wasserflächen haben auf Zypern nichts verloren.
Im Winter ist der Golfplatz braun, nur die Grüns stechen durch mehr Farbe heraus. Nein, das verwendete Gras ist nicht kaputt, es ist nur besonders hitze- und salzverträglich. Dieser Ansatz ist ungewohnt im Mittelmeerraum, da der Golfer zum Beispiel saftig grüne Plätze in der Wüste
Ägyptens kennt. Aber ein typischer Resortplatz im US-Stil, der viele Entwicklungen in Tunesien, Marokko, Spanien oder Ägypten geprägt hat,
will man eben nicht sein; eher ein traditioneller Club, der jederzeit
offen ist für Gäste, die rund um die verteufelt schwierigen Grüns ihr Spiel
auf den Prüfstand gestellt sehen. 120 Mitglieder hat man in den ersten
vier Monaten aufgenommen, was in einer Zeit, in der Plätze in Irland oder
den USA reihenweise pleitegehen, durchaus beachtlich ist.
Zypern mausert sich mit dem Kurs tatsächlich zu einem lohnenswerten Golfreiseziel, das bis dato nur mit einem guten Golfplatz im benachbarten Resort Aphrodite Hills aufwarten konnte. In all dem Rummel
über den Neuzugang Eléa Estate geht das Resort oben in den Bergen vor
Pafos ein wenig unter. Dabei hat die klassische Anlage einen vorzüglichen Golfplatz zu bieten, ordentliche Trainingseinrichtungen, dazu ein
Fünf-Sterne-Hotel und erstklassige Ausblicke. Vor allem der letzte Punkt
ist es, mit dem sich Zypern trotz seiner geringen Anzahl von Golfplätzen
von Konkurrenten in Spanien oder Portugal abhebt. Die typische Bienenhaus-Bebauung entlang der Fairways, die jedes Urlaubserlebnis schnell
zunichte macht, ist hier kein Thema.
Über dem Tal des Secret Valley Golf Clubs thront hoch oben das
riesige Anwesen des Zyprioten Aristo. Immobilien sind sein Geschäft,
Zypern ist seine Insel. Die warmen Wintertage, das milde Klima haben
18 Löcher, Par 71, 6313/5100 m (weiß/rot), 69.7/121
und 68.2/114 CR/Slope Rating, Hcp 36
Buggys erlaubt, Platz lässt sich aber gut gehen
Greenfee: 80 bis 115 Euro
Die unten aufgeführten Golfhotels bieten alle verbilligte
Packages an oder bekommen einen Nachlass.
www.eleaestate.com
Aphrodite Hills
18 Löcher, Par 71
Buggys notwendig, die ersten neun Löcher kann man
nicht gehen. Hcp 28/36
Greenfee: 85 bis 120 Euro (inkl. Buggy).
Zahlreiche Package-Varianten des Clubs oder
der angeschlossenen Golfhotels.
www.aphroditehills.com
Secret Valley Golf Club
18 Löcher, Par 71/72, 5644/5151 m (gelb/rot), 69,5/120
und 73.0/124 CR/Slope Rating, Hcp 28/36
Buggys erlaubt, Platz lässt sich aber leicht gehen
Greenfee: 48 bis 65 Euro. Zahlreiche Golfpackages
der angeschlossenen Hotels.
www.cyprusgolf.com
Minthis Hills Golf Club
18 Löcher, Par 71, 5843 m (noch nicht neu geratet),
Buggys erlaubt, Hcp 28/36.
Greenfee: 48 bis 65 Euro. Zahlreiche Golfpackages
der angeschlossenen Hotels.
www.cyprusgolf.com
DIE HOTELS
Elysium Hotel
Ziemlich neues, großes Fünf-Sterne-Hotel am Ende von
Pafos. 20 Minuten Fahrtzeit nach Eléa Estate. Sechs Restaurants, großer Pool, kleiner Sandstrand. Das neueste
Fünf-Sterne-Hotel in Pafos.
www.elysium.com.cy
Almyra Hotel
Das älteste Hotel in Pafos wurde in ein Designhotel umgebaut. Minimalistischer Stil, schönes Spa, 15 Minuten
zu den Golfplätzen. Vom Standard eher im Vier-SterneBereich angesiedelt. Dagegen ist das Schwesterhotel
Anassa das beste Hotel der Insel, liegt aber eine
Stunde von den Golfplätzen entfernt.
www.thanoshotels.com
Amathus Beach Hotel
Der Klassiker in Pafos. Das Fünf-Sterne-Hotel erhielt eine
komplett neue Lobby und Rezeption. Das Spa wird gerade
erweitert. Mitglied der „Leading Hotels“. Direkte Strandlage, großer Poolbereich, exzellente Restaurants. Starker
Service. Zehn Minuten zum Golfplatz Eléa.
www.amathus-hotels.com
Columbia Beach Resort
Ableger der deutschen Columbia-Gruppe. Wer 15 Minuten
Fahrzeit mehr in Kauf nimmt, bekommt dafür eine schöne
Lage in der unverbauten Pissouri Bucht, Sandstrand und
erstklassige Atmosphäre. Das Fünf-Sterne-Beach-Resort,
das zu dem Small Luxury Hotels gehört, ist vom Standard
besser als die Hotels in Pafos. Fahrtzeit nach Aphrodite
Hills 20 min, 30 min nach Elé Estate.
www.columbia-hotels.com
Intercontinental Aphrodite Hills
Fünf-Sterne-Golfresort in den Bergen hinter Pafos. Ein Fall
für alle, die aus dem Bett auf den Golfplatz fallen wollen.
Großes, aber stilvolles Hotel mit großem Sportangebot,
Golfplatz und großem Poolbereich. Ein Shuttle bringt die
Gäste zum hauseigenen Strand. Es werden auch Villen
und Appartements vermietet.
www.intercontinental.com/aphrodite
2.2011
93
auch hier in den vergangenen Jahren zu einem kleinen Immobilienboom geführt. Golf sollte ein Bestandteil davon sein, weshalb Aristo
mit seiner Immobilienfirma im Tal zu Füßen seiner Villa den Secret
Valley Golf Club aus dem Boden stampfen ließ, um die Grundstücke
dort zum doppelten Preis verkaufen zu können. Das bewährte System, das Destinationen wie die Costa del Sol oder die Algarve optisch
ruiniert hat, ist in Zypern nicht ganz aufgegangen. Der Häuserverkauf
war gerade in Gang gekommen, da kam die Finanzkrise. Und die Idee,
dass nur gute Golfplätze Teil des Verkaufskonzeptes sein können, hat
sich ohnehin noch nicht ganz durchgesetzt, was leicht an dem miserablen Pflegezustand von Secret Valley und dem zweiten älteren Golfplatz, Minthis Hills, zu erkennen ist.
So bleibt die Insel erst einmal eine Golfdestination im Pionierstadium, die einen schottischen Golfkenner wie Ross Robertson
selbst bei einer Spitzenanlage wie Eléa Estate vor völlig neue Herausforderungen stellt. In Irland oder Schottland, wo mit Anlagen wie
Loch Lomond oder Skibo Castle ein ähnliches Konzept vom klassischen Golferlebnis verfolgt wird, kommt der Golfer mal eben für drei
Tage übers Wochenende mit dem Auto oder Helikopter vorbei. Auf
Zypern aber entscheiden auch Faktoren wie direkte Flugverbindungen, verfügbare Golfpackages oder die Größe des Sandstrandes der
Hotels darüber, ob die Touristen kommen und ein Golfplatz am Ende
wirtschaftlich erfolgreich ist oder nicht. Die Qualität des Platzes an
sich spielt da oftmals nur eine untergeordnete Rolle.
Darüber, dass der Insel zwei oder drei andere erstklassige
Golfplätze nur gut tun würden, herrscht deshalb in der kleinen
Golfszene Zyperns und auch bei den Hotelbetreibern Einigkeit. Im
Moment sind Eléa Estate und Aphrodite Hills aber allemal gut und abwechslungsreich genug, um eine Woche Golfurlaub zu füllen. Zypern
punktet mit einem guten Mischkonzept, das reichlich Kultur miteinschließt. Pafos jedenfalls ist ein ziemlich quirliges Städtchen, das im
Vorbeigehen auch noch die Bedürfnisse von Hobby-Archäologen befriedigt. Wer ein paar Minuten mit dem Taxi von Andreas Pistolas an
der Küste entlangfährt, macht außerdem den obligatorischen Stopp
am Felsen der Aphrodite, die hier aus den Schaumkronen des Meeres
entstiegen sein soll. Die Göttin der Schönheit prägt die Insel noch
heute. Ein beträchtlicher Teil der realisierten oder geplanten Immobiliensiedlungen trägt in irgendeiner Form ihren Namen.
<<
H
cher zu machen. Wer das römische Kourios mit seinem Theater besichtigt, kann sich im Anschluss am gleich darunter liegenden Strand
vergnügen und an Sonn- und Feiertagen gut gelaunte Zyprer in den
drei riesigen Strandlokalen beobachten, wo Riesenportionen vom Stifado (Rindergulasch), von der Barbounia (Rotbarbe) und Brathähnchen mit Pommes aufgetischt werden.
Apropos Restaurants: Im Aphrodite Hills, dem berühmten
Luxushotel, angelegt wie ein zypriotisches Dorf, gibt es gleich ein
knappes Dutzend davon, einige im Haupthaus, den Rest rund um
einen kleinen Marktplatz zwischen Golfplatz und Hotel. Das AmathusHotel beispielsweise macht mit seinen Themenabenden mit riesigen
Buffets und passender Musik von sich reden. Und wer Meze-Gerichte
schätzt, findet sie im Restaurant Seven Saint Georges in Pafos. Da
folgt Portiönchen auf Portiönchen, so lange man Appetit hat.
Die Sommer auf Zypern sind heiß. Die besten Jahreszeiten
zum Golfspielen sind also Frühjahr und Herbst, und das bis in den
November hinein. Sogar im Meer lässt sich noch gut schwimmen, die
südöstliche Ecke des Mittelmeers gilt als die mediterrane Badewanne. Ein Winterziel ist die Insel freilich nicht. Und ob sie überhaupt ein
kleiner Gewinner des Umbruchs in Arabien wird, dem die Golftouristen noch nicht so trauen, wird sich zeigen.
Fi.
oppla, Linksverkehr! Darauf waren wir nicht gar nicht vorbereitet bei unserem Zypern-Besuch. Aber hier waren mal die
Engländer, das heißt, sie sind immer noch da mit einer riesigen Air-Base und vielen Pensionisten. Auf den Siegerlisten im Clubhaus von Secret Valley finden sich nur englische Namen, keine
griechischen. Die Autobahn vom Flughafen in Larnaka nach Pafos im
Westen der Insel – da, wo die Golfplätze liegen – ist neu (der EU sei
gedankt) und meist leer. Wunderbar. Auch die Landstraßen hinauf zu
den sehenswerten Klöstern und Kirchen im Troodos-Gebirge und zum
Olymp, mit 1950 Metern der höchste Berg der Insel, sind zumeist gut
ausgebaut. Wir hatten vormittags noch eine Runde auf dem landschaftlich so reizvollen Aphrodite-Golfplatz gespielt, bei angenehmen
22 Grad, jetzt trafen wir hier heroben Kinder beim Skifahren. Das war
Anfang April.
Ah ja, Aphrodite. Sie ist die Göttin der Insel. Vieles trägt ihren
Namen, nicht weit von Pafos ist sie, die Schaumgeborene, aus dem
Meer gestiegen. Behauptet jedenfalls der alte Homer. Hoffentlich hatte sie anständige Sandalen, denkt der Besucher, die Stelle ist felsig,
der Strand steinig. Die guten Badestrände sind weiter südlich, aber
die großen Hotels in und um Pafos behelfen sich in jedem Frühjahr
aufs Neue mit herbeigekarrtem Sand, um die Hotelstrände freundli-
Fotos: Amathus Hotel, Aphrodite Hills Golf, InterContinental Hotel
Zyperns Reize: Aphrodite Hills (li.), Amathus Beach Hotel (re. oben), Strand des Intercontinental Aphrodite Hill (re. unten)

Documents pareils