Venöse Diagnostik mit der Phlebodynamometrie

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Venöse Diagnostik mit der Phlebodynamometrie
037/013 – Venöse Diagnostik mit der Phlebodynamometrie
aktueller Stand: 05/2012
publiziert bei:
AWMF-Register Nr.
037/013
Klasse:
S1
Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie
Venöse Diagnostik mit der Phlebodynamometrie
Leitlinien sind systematisch erarbeitete Empfehlungen, um Kliniker und Praktiker bei
Entscheidungen zur Versorgung ihrer Patienten im Rahmen spezifischer Umstände zu unterstützen.
Leitlinien gelten für "Standardsituationen" und berücksichtigen die aktuellen, zu den
entsprechenden Fragestellungen zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Erkenntnisse.
Leitlinien bedürfen der ständigen Überprüfung und eventuell der Änderung auf dem Boden des
wissenschaftlichen Erkenntnisstandes und der Praktikabilität in der täglichen Praxis. Leitlinien
entbinden den Arzt nicht von seiner Sorgfaltspflicht und der Beachtung der individuell angepassten
diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen. Leitlinien erheben keinen Anspruch auf
Vollständigkeit.
1. Definition:
Intravasale Messung des globalen Venendruckverhaltens in einem Bein in Ruhe und unter
Aktivierung der Gelenk- und Muskelpumpen sowie anschließende Beurteilung der venösen
Druckausgleichszeit. Änderung/Verbesserung des Druckgradienten und/oder der
Druckausgleichszeit bei Tournique-Test(s).
2. Indikationen:
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Funktionsprüfung im epi-, sub- und transfascialen Venensystem
Überprüfung der Operationsindikationen beim postthrombotischen Syndrom
Therapiekontrolle nach Thrombosebehandlung
Funktionsprüfung vor und nach venenausschaltenden Eingriffen im Bereich der unteren
Extremitäten
(1,2,4,5,6,7)
3. Kontraindikationen:
Infektion im Punktionsbereich
Vorsicht bei Lymphödem und fortgeschrittener arterieller Verschlußkrankheit
(1,2,4,5,6,7)
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4. Durchführung:
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Nullabgleichung und Eichung
Punktion einer Fußrückenvene
Bestimmung und Einstellung des Ruhedrucks
Druckaufzeichnung der ungedämpften Druckkurve durch elektromechanischen
Druckwandler
Messung des Druckabfalls (Dp) während eines standardisierten Bewegungsprogrammes
(Zehenstände, Kniebeugen, Laufband)
Registrierung der Druckausgleichszeit
Gegebenenfalls Wiederholung mit Tournique-Test
(1,2,3,4,5,7,8,9,11)
5. Dokumentation:
Kontinuierliche graphische Dokumentation der direkt registrierten Druckkurve mittels Schreiber
oder einem anderen Speichermedium. (1,5,6)
6. relevante Parameter
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Ruhedruck (P1) in mmHg
Tiefster Druck nach Arbeit (P2)
Maximaler Druckabfall (Delta p)
Mitteldruck nach Burton
Druckausgleichszeit (t2) in Sekunden bei P3 = P1
Evtl. überhöhter Ruhedruck (P4) nach der Druckausgleichszeit
(2,4,5,7)
7. Fehlermöglichkeiten
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Fehlerhafte Punktion
Thrombosierte oder während der Belastung der Venenwand anliegende Kanüle
Fehlerhafte Eichung des Gerätes
Mangelnde Mitarbeit des Patienten
Bewegungseinschränkung im Sprunggelenksbereich
Fehlanlage des Tourniquets
Mangelnde Adaptation des Patienten
(2,4,5,7)
8. Aussagefähigkeit
Referenzmethode zur Beurteilung der venösen Pumpfunktion. Sehr gute Reproduzierbarkeit der
Messungen. Indikationsstellung zu venenausschaltenden Maßnahmen insbesondere bei
Leitveneninsuffizienz und/oder postthrombotischem Syndrom.
( 2,3,6,10)
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9. Literatur
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Gerlach H: Apparative Diagnostik peripherer Venenerkrankungen. In: Altenkämper H et al:
Phlebologie für die Praxis, de Gruyter Berlin 1991
Goor W: Bedeutung und Technik der Venendruckmessung in der Praxis. Schweiz
Rundschau Med (Praxis) 1980;69/39:1384-9
Kriesmann A: periphere Phlebodynamometrie. Grundlagen, Technik, Leistungsbreite,
VASA Suppl 4, 1975
Kriesmann A: Empfehlungen zur Standardisierung und praktischen Anwendung der
peripheren Venendruckmessung. In May R, Kriesmann A(Hrsg): periphere
Venendruckmessung. Thieme Stuttgart 1978
Partsch H: Periphere Venendruckmessung (Phlebodynamometrie). In: Funktionelle
Phlebologie. (Hrsg: Weber J; May R) 1990 Thieme Stuttgart, New York: 207-236
Masuda EM, Eklof B, Kistner RL: Direct venous pressure - role in the assessment of venous
disease. In: Handbook of venous disorders. (Eds Gloviczki P, Yao JST) 1996 Chapman &
Hall London: 168-77
May R, Kriesmann A: periphere Venendruckmessung. Thieme Stuttgart 1978
McPheeters HO, Merkert CE, Lundblad RA: The mechanics of the reverse flow of blood in
varicose veins. Proved by blood pressure readings. Surg Gynecol Obstet 1932; 55:298
Pollack AA, Wood EH: Venous pressure in the saphenous vein at the ankle in man during
exercise and changes in posture. A appl Physiol 1949;1:649
Varady Z: Stellenwert der Phlebodynamometrie als messbare Voraussage vor der Therapie.
Phlebol u Proktol 1987, 16:70-3
Veal JR, Hussey HH: The use of "exercise-tests" in connection with venous pressure
measurments for detection of veous venous obstruction in the upper and lower extremities.
Amer Heart J 1940;20:308
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10. Verfahren zur Konsensbildung:
Diese Leitlinien wurden im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie (DGP), e-mail:
[email protected] , ohne finanzielle Unterstützung Dritter von einer Expertengruppe
ausgearbeitet und vom Vorstand und dem Wissenschaftlichen Beirat der DGP nach ausführlicher
Diskussion am 5.12.1998 mehrheitlich verabschiedet und im May 2012 aktualisiert. Diese
Leitlinien berücksichtigen den aktuellen Stand der Literatur, jedoch nicht die in jedem Land
unterschiedlichen Zulassungsbestimmungen für verschiedene Pharmaka und Medizinprodukte.
Erarbeitet von: E. Rabe, K. Hartmann, H. Gerlach, M. Stücker, L. Schimmelpfennig, F. Pannier
Zuletzt aktualisiert: Mai 2012
Erstellungsdatum:
1998
Überarbeitung von:
05/2012
Nächste Überprüfung geplant:
05/2017
Die "Leitlinien" der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften sind
systematisch entwickelte Hilfen für Ärzte zur Entscheidungsfindung in spezifischen
Situationen. Sie beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und in der
Praxis bewährten Verfahren und sorgen für mehr Sicherheit in der Medizin, sollen
aber auch ökonomische Aspekte berücksichtigen. Die "Leitlinien" sind für Ärzte
rechtlich nicht bindend und haben daher weder haftungsbegründende noch
haftungsbefreiende Wirkung.
Die AWMF erfasst und publiziert die Leitlinien der Fachgesellschaften mit
größtmöglicher Sorgfalt - dennoch kann die AWMF für die Richtigkeit des Inhalts
keine Verantwortung übernehmen. Insbesondere bei Dosierungsangaben sind
stets die Angaben der Hersteller zu beachten!
© Deutsche Gesellschaft für Phlebologie
Autorisiert für elektronische Publikation: AWMF online
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