Albanien von beute. - eLiechtensteinensia

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Albanien von beute. - eLiechtensteinensia
Albanien von beute.
Eine Studie von
D r . S t e p h a n R o n u r t - Wien 1933.
O b w o h l die Literatur über Albanien —
insbesondere die deutschsprachige — einen
sehr ansehnlichen Umfang besitzt, machte sich
bisher der Mangel eines Werkes bemerkbar,
has sachlich über die politische und gesellschaftliche Entwicklung dieses Landes in den letz:en zwei Jahrzehnten seit der Gründung des
albanischen S t a a t e s Aufschluß gibt. Gerade
jetzt, d a dieser junge Adriastaat wieder einmal
in einen der Mittelpunkte der europäischen
Politik gerückt ist, wird man ein Buch mit
Interesse lesen, das über das Albanien von
heute, seme Entwicklung und seinen Führer.
König Zog I., reichen Aufschluß gibt.
Das 126 Seiten umfassende, vornehm ausgestattete, mit vielen guten Lichtbildern und
einer Straßenkarte versehene Buch hat Dr.
Stephan R o n a r t 'in zwei Teilen ausgebaut.
Der erste kürzere Abschnitt ist der landschaft­
lichen Beschreibung, der Schilderung der aldänischen Nation, ihrer Gliederung und S p r a che,sowie ihrer Geschichte gewidmet. I n knappen Zügen ist hier die dreitausendjährige Geschichte — der dreitausendjährige Kampf um
die Heimat! — dieser ältesten Nation der BalKanhalbinsel von der Zeit des Jllyrischen Kö­
nigsreichs bis zur Gründung des neuen Albaniens umrissen. Es ist ein fast ununterbro­
chenes Ringen gegen Fremdherrschaft aller
Art, das -im fünfzehnten Jahrhundert in dem
siegreichen Kampf des Nationalhelden SKanVerberg gegen die heranflutenden Türkenheere seinen Höhepunkt erreicht. Nach dem Tode dieses Unbesiegten wird Albanien türkische
Provinz; aber der Geist der Unabhängigkeit
lebt in den Skypetaren fort und äußert sich
in ungezählten Ausständen, die erst mit der
Unabhängigkeitserklärung im J a h r e 1912 ihr
Ende finden.
Ter zweite Abschnitt des Buches ist dem
Ausbau des neuen Königreiches gewidmet. I n
diesem Teil schildert der Verfasser das Heranreifen des jugendlichen Stammesfürsten Achmet Zogu zum Führer seiner Nation. E s ist
von eigenartigem Reiz, dem Werk dieses klugen und entschlossenen Mannes zu folgen, der
in 'dem festen Willen, sein Land a u s lebensbedrohendem Parteihader herauszureißen und
es einer besseren Zukunft entgegenzuführon,
im Glauben a n seine Sendung, jeder Schmierigkeit und Gefahr mit eiserner Entschlossenheit die S t i r n bietend, unbeirrt seinen Weg
geht und sich nie besiegt gibt. D e r Erfolg
Krönt sein Werk. Von seinem Volk zum Kömg gewählt — er nimmt als solcher den Namen Zog i. a n — reißt er die Schranken nieder. die Albanien jahrhundertelang von Europn getrennt haben. E r 'befestigt durch kluge
Politik die außenpolitische' Lage des Landes,
schafft ein «Heer, reformiert die Verwaltung,
d a s Schulwesen,
baut Automobilstraßen,
schafft Reformen auf allen Gebieten. Ein in
Stämme zerissenes Volk macht er zu einer
ieinheitlichen Ration. Und was eines der
größten Verdienste dieses Führers ist: er erzieht die Jugend zu nationaler Gesinnung und
versteht durch ihre Heranziehung zum geistiigen u n d materiellen Aufbau des Vaterlandes
Idie gefährliche Kluft zwischen den GeneratioInen zu überbrücken.
ziemlich heftigen Anprall a n d a s Trajektschiff
ganz erhebliche Beschädigungen a n Backbord
und mußte in die Romanshorner Werft abgeschleppt werden. Das Schiff soll erst seit etwa einem J a h r in Betrieb sein.
Aus »er Schweiz
Die Getränkesteuer.
I n einer besonderen Sitzung hat der Bundesrat am Mittwoch nachmittag den Entwurf
des Finanzdepartementes über die Einführung einer eidgenössischen Getränkesteuer in
Beratung gezogen. I n vierstündigen VerHandlungen, die sich insbesondere um die
Möglichkeiten einer im Interesse des einheimischen Weinbaues liegenden Lösung drehten,
wurde der Entwurf durchberaten. Hiebet zeigte es sich, daß die Schwierigkeit in der technischen Durchführung der im Bundesbeschluß
enthaltenen Bestimmung liegt, wonach die
Grundsätze und Verfahren für diese Besteuerung so zu gestalten sind, daß die einheimischen Produzenten von Wein und Most von
der Steuer weder unmittelbar noch mittelbar
belastet werden. Wie soll eine Steuer gestaltet werden, welche diese Bedingung erfüllt?
I m Verlaufe der bundesrätlichen Beratung
find verschiedene Möglichkeiten einer befriedigenden Lösung geprüft worden.
Der Bundesrat hat das eidgen. Volkswirtfchaftsdepartement beauftragt, verschiedene
Untersuchungen durchzuführen. Infolgedessen hat der Bundesrtt die Vorlage nicht bereinigen können. Es steht heute fest, daß die
Vorlage über die Getränkesteuer in der lausenden Junisession n i c h t mehr fertiggestellt
it. somit den eidgenössischen Räten auch nicht
mehr unterbreitet werden kann. Die Vorlage
wird nach der Session^ wenn sie im Bundesrat
bereinigt ist, den parlamentarischen Kommissionen zugehen. Sie kann somit erst in der
Herbstsession in der Bundesversammlung behandelt werden.
Leichttriebwagen bei den Bundesbahnen.
Zürich — Bern in 88 Minuten.
Nach eingehender Prüfung hat sich die Generaldirektion der Bundesbahnen entschlossen, auf ihrem Netze L e i c h t t r i e b w a g e n
in den Dienst zu stellen. Zurzeit befinden sich
zwei vierachsige elektrische Leichttriebwagen
im Bau, die für einen Versuch im Personenzugsdienst auf elektrischen Strecken dienen
'werden. Daneben sind aber auch zwei Schnelltriebwagen in Auftrag gegeben worden, die
mit Dieselmotoren betrieben werden und aus
nicht elektrifizierten Strecken verwendet werden sollen. Der Dienst dieser Leichttriebwagen ist so gedacht, daß sie als Zubringer für
Schnellzüge wie auch als Einlage von Zwifchenzügen in längeren Zugspausen oder als
leichte Schnellzüge in Frage kommen. I n
der nationalrätlichen Bundesbahnkommission
hat Generaldirektor Dr. Etter nähere Angaben über die geplanten neuen Wagen gemacht. Die Fahrzeuge sollen bis auf 125 Km.
gebracht werden. Das würde die Fahrzeit
zwischen Zürich und Bern von 2 Stunden auf
1 Stunde 28 Minuten reduzieren. Die Wagen erhalten 70 Sitz- und 30 Stehplätze, im
ganzen können also mit einem Leichttriebwagen 100 Personen befördert werden. Die
elektrischen Wagen haben eine Länge von 21
Meter und ein Gewicht von rund 32 Tonnen,
wovon 12 Tonnen auf den maschinellen Teil
entfallen. Die Dieselmotortriebwagen sind in
der äußern Form ähnlich und auch das Gewicht ist ungefähr gleich groß. S i e sollen
vorläufig auf den Linien Solothurn - LyßMurten - Payerne - Paleeieux - Puidoux Ehexbres - Vevey verwendet werden.
sich als nicht zutreffend. I n der heutigen .intensiver Motorflugbetrieb eingesetzt hat, inExtrasitzung des Bundesrates, die freilich d e r ' dem bereits 5 Sportbegeisterte — worunter
Getränkesteuer und nicht etwa dieser Frage eine Dame — mit Doppelfteuerfchulflügen begewidmet w a r , hat der Chef des Politischen gönnen haben. Die Ostschweiz. Aero-GesellDepartementes, Bundesrat Motta, dem Bun- schaft hat mit eigenem Material und unter
desrat zur Kenntnis gebracht, daß zwar offen- bewährter Leitung den Schulflugbetrieb aufbar eine Vorzensur geplant worden sei und genommen, der zur Belebung des Platzes u.
daß auch die schweizerischen Zeitungen be- zur Popularisierung des Fluggedankens viel
schlagnahmt wurden. Bundesrat Motta 'konn- beitragen wird.
te jedoch die Mitteilung machen, daß diese
Bazenheid. E i n b r e c h e r a m W e r k .
Vorzensur nicht durchgeführt wird.
I n der Kirche von Bazenheid ist am Dienstag
Wie die schweizerische Depeschenagentur nachmittag neuerdings der Opferstock erbromeldet, soll die Konfiskation schweizerischer chen worden.
H
Zeitungen erfolgt sein wegen der Wiedergabe
Wildhaus.
Die
kathol.
Kirchgemeinde
Wildvon Meldungen über Terrorakte i n OesterHaus
beschloß
die
Installation
des
eidgen.
Tereich, die von der «m Deutschland offiziell ver­
lephons
im
Pfarrhaus,
die
Renovation
der
breiteten Darstellung über diese Terrorakte
Glockenstube,
den
elektr.
Geläuteantrieb
und
abweichen.
Auch die Prager „Boheinia" wuvde in Ber- den Ausbau der Sakristei.
Niederglatt. Hier wurde letzten Sonntag
lin konfisziert.
letztmals in der vor der Renovation stehenZürich. D e r S c h w u n d d e r M i l l i o - den Kirche Gottesdienst gehalten.
n ä r e. Wie dem Geschäftsbericht des ZurSt. Gallen. Am Dienstag dieser Woche sind
cher Stadtrates zu entnehmen ist, hat im I a h ca. 800 Schüler u. Schülerinnen von S t . Galr e 1933 die Zahl der Millionäre von 442 auf
len zu froher Wanderung ausgezogen; ein
319 abgenommen, wogegen die HalbmillionäGroßteil reiste nach Stein a. Rhein und nach
re von 354 auf 466 gestiegen ist. Das EinSchaffhausen.
kommen der natürlichen Personen verminderAargau. H o r r e n d e H e u p r g i s e . I n
te sich um 9 Prozent auf 581,4 Millionen F r .
Die Zahl der Steuerbetreibungen stieg von Tägerig erzielte der Heugrasverkauf ab Ge26,500 im J a h r e 1932 aus 32,500, die Zahl der meindeland horrende Preise. S o erreichte
Pfändungen von 7,400 aus 10,400. I n 2345 ein Wiesenstück von kaum sieben Aren den
gegen 1000 Fällen wurde das Verfahren we- P r e i s von 25,50 Franken, d a s würde pro I u gen offensichtlicher Zahlungsunfähigkeit und chart 130 Franken ausmachen.
Unterschlagung im kantonalen Asyl M l .
notorischer Armut des Steuerzahlers eingeDem Vernehmen nach sind die staatlichen
stellt.
Kontrollorgane bei der Buchhaltung im kan­
Zürich. D a s V e r s a m m l u n g s v e r - tonalen Asyl Wil (St. Gallen) einer größeren
b o t w i e d e r a u f g e h o b e n . Der Stadt- Unterschlagung >auf die S p u r gekommen. Der
r a t von Zürich hat a m Mittwochabend das a m Schadenbetrag soll sich auf ca. Fr. 20,000.—
4. J u n i erlassene Versammlungsverbot mit so- beziffern. :
fortiger Wirkung wieder aufgehoben und beSt. Gallen. P f e r d e d u r c h g e b r a n n t .
schlössen, in einem A u s r u f die Hoffnung Vorgestern nachmittag brannten a n der S a auszudrücken, daß die politischen Parteien lisstraße in St. Gallen-West zwei einer Fuhrdurch Respektierung der öffentlichen Ruhe u. halterei gehörende Pferde» die vor einen WaOrdnung und durch Vermeidung von Provo- gen gespannt waren, durch. S i e überspranKationen den S t adt r at nicht zwingen, miede- gen einen Hag, knickten denselben etwas um
rum zu ähnlichen Maßnahmen zu schreiten.
und rissen mit dem Wagen einen Zementsokkel aus der Erde. An den eisernen HagUeber 4 Millionen Fr. für das Armenwesen
verausgabten im vergangenen J a h r e die st. spitzen zogen sich die Tiere Verletzungen an
gallischen Heimat- und Wohngemeinden. Die der Brust zu, die die Herbeirusung eines TierNettounterstützung beziffert sich auf 4,295,096 arztes notwendig machten. Der Fuhrmann,
Franken. Da begreifen wir es, wenn gewisse der auf dem Wagen saß, konnte sich durch
st. gallische von Armensteuer besonders geseg- Abspringen retten.
nete Gemeinden eine Entlastung durch die
Gens. E r i n n e r u n g s f e i e r . Am letzStaatshilse erwarten.
ten Mittwochabend fand in der Salle de la
Reformation eine von den militärischen und
Die Strafanstalt St. Gallen
vaterländischen Vereinigungen des Kantons
beherbergte im letzten Berichtsjahre 453 Ge- Genf veranstaltete Kundgebung zur Erinnefangene. Davon waren 418 Männer und 35
rung an die Mobilisation von 1914 statt.
Frauen. Neueintritte wurden 283 verzeichnet,
Schafflers Wettervorhersage für J u l i 1934.
während 260 Insassen entlassen werden konnBorwiegend schönes, warmes Wetter leitet den
ten. Alle Gewerbe hatten mehr oder weniger
Monat ein und hält mit nicht allzu großen Störündas ganze J a h r hindurch Arbeit, obwohl es gen so ziemlich den ganzen Monat an. Die Comoft nicht leicht war, die nötigen Aufträge her- mertemperatur wird infolge der reichlichen, zeiteinzubringen. Während der flauen Zeiten weise überreichlichen Niederschläge immer wieder
mutzten entsprechend mehr Gefangene dem stark abgekühlt.
Vom 8. bis 10. trocken, gewittrig. 11. bis 14. stürHolzschops zugeteilt werden. Der durchschnittliche Nettoverdienst betrug pro Gesan- misch und regnerisch, doch warm, 15. bis 20. sämgener und Tag Fr. 1.53. Die Kosten der Ver- merlich warin, mit Hagelgefahr a m 17. und 20. I u li. Vom 21. bis 28. sommerlich, doch unbeständig.
pflegung beliefen sich täglich aus 69,7 Rp.
Ende des Monats Schönwetter. Der beste Urlaubsmonat des Jahres,
Die Zwangsarbeitsanstalt Bitzi
nahm im vergangenen J a h r e 36 Detenierte
neu auf. 12 Eingelieferte konnten vorzeitig
entlassen werden. Gesamtzahl der Detenierten im J a h r e 1933: 122, wovon 10 weibliche,
im Vorjahre 134. Der Konfession nach waren
untergebracht 69 Katholiken und 53 Proteftanten. 37 Insassen, wovon 3 weibliche, mußten wegen Arbeitsverweigerung, Entweichung
und ungebührlichem Betragen mit Arrest bestraft werden. Die Zahl der Detentionstage
Schüttelbecher zu Fr. 1.— von
betrug 24,607 (im Vorjahre 23,701), wovon
Dr. A. Wander A.-G.» Bern, er23,034 auf männliche und 1573 auf weibliche
hältlich. Wir senden gleichzeitig
Insassen entfallen (1932: 21,996 bezw. 1705).
Gebrauchsanweisung.
Lindau. S c h i s s s z u s a m m s n s t o ß Als
Samstag Motor-Perfonenschiff „Thurgau"
k » dem hiesigen Hafen ausfahren wollte, versagte die Steuerung. D a s Schiff fuhr gegen
einen Trajektkran. Von diesem auf die Seite
Miesen, fuhr d a s Motorschiff noch gegen 2
Motorboote an, von denen eines unter den
Landungssteg geschoben, das andere a n die
i^uamauer gedrückt und total zertrümmert Keine Vorzensur der Schweizer-Zeitungen,
doch Konfiskationen in Deutschland.
wurde. I m ersten Motorboot befand sich desAltenrhein. V o m F l u g p l a t z . Es darf
se.i Besitzer, welcher bei Gewahrnahme der
B e r n , 13. Juni. Die Meldung a u s DeutschGefahr ins Wasser sprang und gerettet wer- land, wonach die schweizerischen Zeitungen mit Genugtuung verraten werden, daß seit
öen konnte. Die „Thurgau" erlitt durch den unter Vorzensur gestellt worden seien, erweist kurzer Zeit auf dem Flugplatz Altenrhein ein
Deiner Hände Werk.
Ter Iustizrat hörte mit ernstem Gesicht
dem Bericht des treuen Angestellten zu. D a s
Resultat war, daß er mit Degener zusammen
!>ch aus den Weg zum Bremerwerk machte.
I Als sie gegen Mittag dort eintrafen, fanden
alles im Bremerwerk in heller Aufregung.
IM dem Hauptkontor, wo Axel Ivarfen sein
Wvatbüro hatte, saß der Kriminalkommissär
i^rettschneider aus der nahen S t a d t mit dem
lMermgenieur zusammen und ließ sämtliche
I^elephongefpräche zu sich herüberlegen sowie
i ^ Post zu sich bringen.
I
wildesten Gerüchte durchschwirrten das
^ r k , ohne daß irgend etwas Genaueres zu
^fahren war.
Endlich kam Degener im Auto in rasender
»ahrt in den Hof gerollt. Moeller atmete auf.
»Endlich! — Nun werden wir wohl bald
Weitere Schritte tun können . .
Er unterbrach sich, denn es klopfte; ein vor
ij lregung und Neugierde zitternder Ange»
lauter brachte eine Depesche.
..Eintreffe morgen früh, Wagen zur Bahn
^nden. Kurt Bremer", lasen die Herren.
»Gottlob", sagte Degener aus tiefstem Herzen>
D r e i u n d z w a n z i g st e s K a p i t e l .
Mit hochmütigem und ärgerlichem Gesicht
betrat F r a u Melanie Bremer in einem kostbaren Schlafrock aus gestickter japanischer
schwarzer Seide das Zimmer, in dem die beiden Herren auf sie warteten.
„Was soll das heißen, Herr Degener?" fragte sie sofort beim Hereinkommen brüsk den
Prokuristen, ohne seinen höflichen Gruß zu
erwidern, „daß S i e mich einfach wecken lassen und auf keinerlei Vorstellungen meiner
Zofe eingehen, die weih, daß. ich durchaus
nicht gestört werden will? Es scheint, als
hätten S i e das Gefühl für das, w a s S i e sich
in I h r e r Stellung erlauben dürfen, verloren".
I n diesem Augenblick erst erblickte sie den
ihr unbekannten Oberkommissär, der sich in
der Fensternische verborgen gehalten hatte.
„Und w a s bedeutet d. Besuch dieses Fremden
hier? Wie können Sie hier frühmorgens einen unbekannten Herrn in mein Haus mitbringen? S i e scheinen die Gewohnheiten I h res Kontors mit den gesellschaftlichen Sitten
in einem Haufe, wie dem meinen, zu verwechsein".
Eine dunkle Zornesröte w a r bei diesen
Worten der Kommerzienrätin über das Geficht Degeners geflossen — er wollte etwas
antworten: aber die Kränkung würgte ihm
die Stimme in der Kehle. Und schon trat auch
der Kommissar mit einer entschiedenen Bewegung vor die Frau Kommerzienrat hin.
„Sie machen Herrn Prokurist Degener unberechtigterweise Vorwürfe, gnädige Frau,
sagte er ruhig. „Es ist nur seine Pflicht, mich
hierherzubringen — wie es meine Pflicht ist,
Sie um eine Unterredung zu ersuchen, und
zwar trotz der frühen Stunde. Mein Name ist
Kriminalkommissar Brettschneider".
Frau Melanie erbleichte. „Kriminalkommissar" wiederholte sie erschreckt. „Was —
mein Herr, führt Sie in mein Haus?"
„Die Betrügereien des Barons Axel I v a r sen, I h r e s Schwiegersohnes", erklärte der Hr.
Kriminalkommissar bestimmt.,
F r a u Melanie schrie auf; aber sofort saßte
sie sich wieder.
„Mein Herr", sagte sie eisig, „entweder sind
Sie nicht im Besitz I h r e s Verstandes oder S i e
sind betrunken. Betrügereien meines Schwiegersohnes? D a s ist j a eine äußerst lächerliche
Behauptung. Sofort verlassen S i e mein Zimmer — und Bremerschloß! Soll das vielleicht
Erpressung sein? M a n liest ja jetzt häufig
derartige Dinge! Sie haben es sich jedenfalls
merkwürdig ausgesucht. — Warum machen
Sie mir diese lächerliche Mitteilung gerade an
dem Morgen, an dem mein Schwiegersohn ge-
Bei heißem Wetter bereiten Sie sich Ihre Ovomaltine - kalt. Verleidet
nie.
Dr. A. Wander A.D., Ber»
schäftlich in der Hauptstadt zu tun hat ? S i e
würden es nicht wagen, ihm ins Gesicht solche
Infamie zu behaupten! Entfernen Sie sich,
mein Herr — und Sie, Herr Degener, gleichfalls! I h r e s Bleibens auf Bremerwerk dürfte auch nicht mehr lange fein. Wenn mein
Schwiegersohn heute zurückkehrt, werde ich
ihm I h r unerhörtes Verhalten schildern, und
dieser wird seine Folgerungen daraus ziehen".
Der Kriminalkommissar sagte sehr ruhig:
„Gnädige Frau sollten froh sein, Herrn P r o kuristen Degener zu haben. E r wird in der
nächsten Zeit der einzige sein, der aus Vremerwerk für S i e und die I h r e n etwas retten
kann. Auf die Rückkehr I h r e s Schwiegersohnes werden Sie nicht rechnen dürfen: Herr
Baron Ivarfen ist wegen Patentspionage und
Betrugs verhaftet worden".
Ein Aufschrei entrang sich dem Munde der
Frau Kommerzienrat. S i e wollte etwas sagen; aber plötzlich wurde sie fahl, griff mit
den Händen wie suchend um sich und sank
ohnmächtig in die Arme des schnell zuspringenden Kriminalkommissars.
*
t*
*
Kurt Bremer langte nach zwei durchfahrenen Nächten in der Heimat an. An der Bahn
erwartete ihn. der alte Iustizrat.

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