finden Sie einen Artikel - Ev. Friedhofsverband Lüdenscheid

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15 Friedhöfe – eine Verwaltung:
Beispiel Lüdenscheid-Plettenberg
Der Evangelische Friedhofsverband Lüdenscheid-Plettenberg,
am 1. Oktober 2000 als „Körperschaft des öffentlichen Rechtes“
gegründet, ist ein Zusammenschluss von derzeit zehn evangelischen Kirchengemeinden und einem Gemeindeverband mit fünf
Kirchengemeinden. Neben der
Einführung einer einheitlichen
Friedhofsverwaltungssoftware
wurde für alle Friedhöfe ein digitales Friedhofskataster auf Grundlage einer Befliegung mit anschließender Luftbildauswertung
eingeführt. Durch die abgestimmte Zusammenarbeit der drei beteiligten Fachfirmen wurden sowohl
die speziellen Anforderungen des
Friedhofsverbandes erfüllt als
auch ein Modell entwickelt, das
inzwischen auf andere Friedhofsverwaltungen übertragen werden
konnte.
Zielsetzung des Friedhofsverbandes
Lüdenscheid-Plettenberg ist eine
♦ Vereinheitlichung der Verwaltung,
♦ gemeinsame Nutzung von Personal
und Maschinen.
♦ gemeinschaftliche Bewirtschaftung
der Friedhöfe.
Der Friedhofsverband verfügt über eine
Gesamtfläche von etwa 50 Hektar mit
rund 56 000 Grabstellen. Die Geschäftsführung obliegt dem Verwaltungsdirektor
Horst Dieter Fröhling. Mitarbeiter in der
Geschäftsführung und Technischer Leiter
ist Detlev Trester. Er entwickelte ein Konzept, das den mehrstufigen Aufbau einer
EDV-gestützten Friedhofsverwaltung vorsah. Dabei ging es zunächst um die Einführung eines leistungsstarken Friedhofsinformationsmanagementsystems.
Nach der Gründung des Evangelischen Friedhofsverbandes wurde schnell
deutlich, dass mit der herkömmlichen
Technik ein solches Unternehmen nicht
zu verwalten ist. Gesucht wurde ein Programm, das sowohl als Einzelarbeitsplatzlösung, als auch als Terminalserverlösung arbeiten kann. Zudem sollten seitens des Herstellers auch Weiterentwicklungen geplant sein (zum Beispiel Internetanbindung). Entschieden hat man sich
für eine Terminalserverlösung, die sowohl mit mehreren Arbeitsplätzen innerhalb des Kreiskirchenamtes als auch mit
externen Friedhofsbüros in den benachbarten Städten kommuniziert. Wichtig dabei war, dass nur eine Administration notwendig ist und ein gemeinsamer Datenbestand vorliegt.
Der Aufbau dieses Systems und die
Datenübernahme der bereits 15 000 erfassten Grabstätten in das neue System
wurde von der Firma All for One Systemhaus AG realisiert.
Schon zum 1. Januar 2001 ging das
System FIM (Friedhofs-Informations-Management) in den Echtbetrieb. Hierbei
handelt es sich um ein modular aufgebautes System. Zu den erworbenen Modulen gehören:
♦ Grabstättenverwaltung,
♦ autonome Gebührenabwicklung,
♦ automatisiertes Mahnwesen,
♦ Terminkalender,
♦ Modul für Friedhofsunterhaltungsgebühren (FUG),
♦ mobile Grabzustandserfassung
(Pocket PC),
♦ Formulargenerator „Fame“ für alle Arten von Schriftverkehr,
♦ elektronische Aktenablage.
Durch den Einsatz eines Pocket PC’s
kann seit etwa einem Jahr bei der Begehung der Grabstätten direkt das Ergebnis
der Überprüfung der Standsicherheit der
Grabmale erfasst werden. Eine Überspielung der Daten in die Datenbank erfolgt
vollautomatisiert über das Modul „mobile Datenerfassung“. Die Nutzungsberechtigten der zu beanstandenden Grabstätten werden in FIM über einen Serienbrief
automatisch angeschrieben, zur Nachvollziehbarkeit werden diese Schreiben
in der elektronischen Akte der jeweiligen
Grabstätte abgelegt. Bei dieser Vorgehensweise werden alle Grabstätten protokolliert, wie es nach der gesetzlichen Verordnung VSG 4.7 § 9 Anhang 1, Absatz
11.2 Dokumentation gefordert wird.
Digitale Friedhofspläne
Bei der weiteren Bearbeitung der Daten zeigte sich, dass nahezu für alle Friedhöfe eine Überarbeitung der vorhandenen Friedhofspläne erforderlich war. Vielfach waren die Friedhofspläne seit Jahren
nicht aktualisiert worden oder so unübersichtlich, dass sie nicht mehr zu lesen waren. Zudem zeigten manche Pläne Grabbenennungen, die mit dem eingeführten
Friedhofsmanagementsystem und den alten Karteikarten nicht übereinstimmten.
Bei der Abwägung zwischen einer Überarbeitung der vorhandenen Pläne und einer grundlegenden Neuerstellung wurde
auch der Vorteil der bereits EDV-technisch erfassten Daten zu den Grabstellen
und Grabstätten berücksichtigt. Die Entscheidung fiel zugunsten des Digitalen
Friedhofskatasters (DGF) basierend auf
einer photogrammetrischen Luftbildvermessung.
Mit dem Luftbild steht der Vermessung ein Hilfsmittel zur Verfügung, dessen sachkundige Auswertung eine umfassende Kartierung vorhandener Strukturen ermöglicht. Im Dezember 2002 führte
die Terravista Umweltdaten GmbH für
den Friedhofsverband Plettenberg eine
aktuelle Befliegung von 15 Friedhöfen im
Maßstab 1:4 000 im laublosen Zustand
der Vegetation mit einem Farb-Dia-Luftbildfilm durch. Folgende Auswertungsschritte schlossen sich an:
♦ photogrammetrische Vermessung der
luftbildsichtbaren Strukturen,
♦ digitale Auswertung mit einem CAD
(hier Microstation von Intergraph),
♦ Einbeziehung älterer Belegungspläne
für die betroffenen Friedhöfe (bei entsprechender Qualität sind sie als Digitalisiervorlage zu nutzen und ersparen unnötige Neuerfassungen),
♦ nach der „Rohdatengewinnung“ aus
dem Luftbild und vorhandenen Belegungsplänen wurden maßstäbliche
Arbeitskarten (Plots) für Abstimmungsgespräche mit dem Auftraggeber sowie Grundlagen für den Feldvergleich hergestellt.
Abgleich vor Ort
Grundsätzlich wird bei einer luftbildgestützten Erfassung nicht auf einen
terrestrischen Abgleich der Daten verzichtet, da Kleinobjekte, wie Wasserzapfstellen oder Abfallbehälter, teilweise
übersehen werden oder durch Schatten-
wurf verdeckt sein können. Die extreme
Kleinräumigkeit von Grabstellen ist ein
weiteres entscheidendes Kriterium, die
die Verifizierung vor Ort unabdingbar
macht. Auch Korrekturen von Linienelementen, wie Mauern oder Einfassungen,
können erforderlich sein. Somit wird die
gesamte Friedhofsanlage geprüft, korrigiert und ergänzt. Diese zusätzlich gewonnenen Informationen fließen in die bereits erhobenen Daten ein und komplettieren sie zum digitalen Auskunftssystem,
aus dem sämtliche relevanten Abfragen
über Belegungsdauer, Nutzer, Lage,
Größe, etc. gestartet werden können.
Grünflächenkataster
Als extrem hilfreiches „Nebenprodukt“ fällt auch ein Grünflächenkataster
an, da auch die Informationen zu allen
Pflegeeinheiten (Sträucher, Bodendecker,
Rasen) miterfasst werden. Das gilt auch
für die Erfassung von Einzelbäumen, die
mit relativ geringem Aufwand nach Gattung, Art, Größe im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht aufgearbeitet werden können.
Digitales Friedhofskataster
Die Ingenieurgesellschaft entera hat
für den Friedhofsverband die Software
DGF bereitgestellt, die Systemeinrichtung
und die vor Ort-Schulung der Mitarbeiter
durchgeführt. Zunächst wurden die Luftbilddaten von Terravista übernommen
und eine Datenkontrolle durch einen Abgleich mit den Grabdaten aus FIM durchgeführt. Anschließend wurde für jeden
Friedhof ein ArcView-Projekt angelegt, in
dem alle relevanten Geodaten abgelegt
sind. Zudem wurde eine einheitliche Legendendarstellung der Friedhofsinhalte
erstellt. Weiterführende digitale Informationen zu den Friedhöfen (wie Bodendaten, Angaben zur Bestattungseignung
oder Grün- und Objektplanungen) können jederzeit übernommen werden. So
entwickelt sich aus der Grabstelleninformation ein komplexes Friedhofsinformationsssystem mit verschiedenen Funktionen:
Auskunft:
♦ graphische Darstellung des gesamten
Friedhofes oder von Ausschnitten in
beliebigen Maßstäben,
♦ Plandarstellung einer Auswahl aus
dem FIM,
♦ Auswahl von Grabstellen und -stätten
im digitalen Plan und Übergabe an
das FIM zur Abfrage von Grabinformationen (Verstorbenen-Name, Bestattungsdatum,…).
Planungsfunktionen:
♦ Übernahme von CAD-gestützten
Katastern und Konstruktionsplänen,
♦ zeitliche Optimierung der Belegungsplanung,
♦ mittel- und langfristige Bedarfsplanung,
♦ Erstellung von Friedhofsstatistiken,
♦ Flächenbilanzierung für Ausschreibungsunterlagen,
♦ Belegungsplanung unter Berücksichtigung der Bodenverhältnisse.
Konstruktion von Grabstellen:
♦ Anlegen von Grabreihen und Grabstellen,
♦ Klassifizierung der angelegten Geometrien (Reihengrabstelle, Wahlgrabstelle, Urnenwahlgrab,…),
♦ Festlegung von Abständen zwischen
Grabstellen und Grabreihen,
♦ Vorschau für die Anlage der Grabreihen.
Gestaltungshilfen durch räumliche
Analyse und Auswertung:
♦ Gestaltung des Friedhofs unter
Berücksichtigung der Bestattungseignung,
♦ effizientere Anordnung der Versorgungseinrichtungen,
♦ Organisation und Koordination der
Pflegemaßnahmen,
♦ Standorte alter, schützenswerter Bäume,
♦ Wegeführung unter Berücksichtung
von Versorgungsleitungen,
♦ Integration von Bepflanzungsplänen,
von Baum- und Grünflächenkataster,
von beliebigen Text- und Bilddokumenten,
♦ Verwaltung von Grabdenkmalen
(Bilddokumente).
Michael C. Albrecht, Hannover
Ansprechpartner
Für Evangelischen Friedhofsverband Lüdenscheid-Plettenberg:
Detlev Trester, Technischer Betriebswirt, Tel.: 0 23 51-1 80 70
für FIM:
Gerald Scariot, Vertriebsleiter der
All for One Systemhaus AG,
Oberessendorf, Tel.: 0 73 55-7 99-0
für die photogrammetrische
Luftbildvermessung:
Stephan Itner, Geschäftsführer der
TerraVista Umweltdaten GmbH, Altenberge, Tel.: 0 25 05-93 35-0
für DGF:
Michael C. Albrecht, Gesellschafter
der Ingenieurgesellschaft entera,
Hannover, Tel.: 05 11-1 67 89-11