2015-03-14 Pergolesi
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2015-03-14 Pergolesi
Samstag, 14.03.2015 MITTAGSMUSIK IN NIEDERMÜNSTER H. Kangler 5nachzwölf.de Stabat mater Giovanni Battista Pergolesi (1710–1736) Stabat mater I Duett „Stabat mater dolorosa“ II Arie „Cujus animam gementem“ III Duett „O quam tristis et afflicta“ IV Arie „Quae maerebat et dolebat“ V Duett „Quis est homo, qui non fleret“ VI Arie „Vidit suum dulcem natum“ VII Arie „Eja mater, fons amoris“ VIII Duett „Fac, ut ardeat cor meum“ IX Duett „Sancta mater, istud agas“ X Arie „Fac, ut portem Christi mortem“ XI Duett „Inflammatus et accensus“ XII Duett „Quando corpus morietur“ Es musizieren: Doris Döllinger (Sopran) Martina Niedermeier (Alt) Angela Mayer (Violine) Markus Koppe (Violine) Johanna Weighart (Viola) Michael Wackerbauer (Violoncello) Andreas Brand (Kontrabass) Hans Pritschet (Orgel) Zum Werk: Giovanni Battista Pergolesi wurde 1710 bei Neapel in ärmlichen Verhältnissen geboren. Wegen seiner sich bereits früh abzeichnenden musikalischen Begabung wurde er mit Unterstützung eines adeligen Gönners im Alter von 13 Jahren zur Ausbildung ans Konservatorium nach Neapel geschickt. Trotz seiner schwachen Gesundheit gelang es ihm innerhalb kürzester Zeit, zu einem der berühmtesten und gefragtesten Opern- und Oratorienkomponisten Neapels aufzusteigen. Er prägte einen neuen musikalischen Stil, indem er das bewusst kontrastierende Gegeneinanderstellen von neuen und alten Satzprinzipien pflegte. Leider war ihm kein langes Wirken beschieden: 1736, mit gerade einmal 26 Jahren, erlag er einem Tuberkuloseleiden. Das im 13. Jahrhundert entstandene lateinische Reimgebet „Stabat mater“ empfindet das Leid der Mutter Maria angesichts ihres gekreuzigten Sohnes nach. Subtil wechselt die Perspektive der zehn sechszeiligen Strophen zwischen Handlung und reflektierender Betrachtung: Über die Erzählung des Leides in den ersten Strophen und die dann mehr und mehr thematisierte Bereitschaft zur „compassio“ (zum „Mit-Leiden“) mündet der Text schließlich in den Ausblick auf die eigene Erlösung. Das anrührende Gedicht wurde im Lauf der Musikgeschichte zur Grundlage unzähliger Kompositionen. Pergolesis 1736 entstandene Vertonung bildet in dieser Reihe einen Meilenstein. Dieses Werk verdankt seine Berühmtheit nicht nur der Tatsache, dass es – ähnlich wie später Mozarts Requiem – als letztes Werk eines jung verstorbenen Komponisten (und obendrein unter nicht ganz geklärten Umständen entstanden) Anlass zu sentimentaler Verklärung gab, sondern es besticht vor allem kompositionstechnisch durch einen Reichtum an Ausdrucksmöglichkeiten, der vorher noch in keiner anderen „Stabat-mater“-Vertonung erreicht wurde: Pergolesi verbindet Ernst und Würde des Kirchenstils mit der Anmut, dem Glanz und der Melodienseligkeit von Opernarien. Sein „Stabat mater“ verbreitete sich in Windeseile über Europa, diente vielen anderen Komponisten (darunter Johann Sebastian Bach und Joseph Haydn) als Vorbild und ist bis heute eines der meistgedruckten und –rezipierten Werke des 18. Jahrhunderts. Text: I II Stabat mater dolorosa Iuxta crucem lacrimosa, Dum pendebat filius. Cuius animam gementem Contristatem et dolentem Pertransivit gladius. III O quam tristis et afflicta Fuit illa benedicta Mater unigeniti, IV Quae maerebat et dolebat Et tremebat, dum videbat Nati poenas incliti. V Quis est homo, qui non fleret, Matrem Christi si videret In tanto supplicio? Quis non posset contristari, piam matrem contemplari Dolentem cum filio? Es stand die Mutter schmerzerfüllt und tränenreich beim Kreuz, als ihr Sohn dort hing. Ihre seufzende, betrübte und leidende Seele durchfuhr ein Schwert. Oh wie traurig und gebeugt war die gebenedeite Mutter des Einziggeborenen, die wehklagte und litt und zitterte, als sie die Qualen ihres hehren Kindes sah. Wer würde da nicht weinen, wenn er Christi Mutter in solcher Not sieht? Wer sollte da nicht mittrauern, nicht die gütige Mutter genau betrachten, wie sie mit ihrem Sohn leidet? Pro peccatis suae gentis Vidit Jesum in tormentis Et flagellis subditum. VI Vidit suum dulcem natum Morientem desolatum, Dum emisit spiritum. Für die Sünden seines Volkes sah sie Jesus gefoltert und Geißelhieben ausgeliefert. Sie sah ihr liebes Kind im Sterben alleingelassen seinen Geist aushauchen. VII Eia mater, fons amoris, Me sentire vim doloris, Fac, ut tecum lugeam! VIII Fac, ut ardeat cor meum In amando Christum deum, Et sibi complaceam! O Mutter, Quelle der Liebe, gib, dass ich die Macht des Schmerzes fühle, dass ich mit dir trauere! Gib, dass mein Herz entbrennt in der Liebe zu Christus, dem Gott, und ich ihm gefalle! IX Sancta mater, istud agas, Crucifixi fige plagas Cordi meo valide! Tui nati vulnerati Tam dignati pro me pati, Poenas mecum divide! X Heilige Mutter, bewirke dies: Präge die Wunden des Gekreuzigten tief in meinem Herzen ein! Teile die Qualen deines verwundeten Sohnes, der dazu ausersehen war, sie für mich zu erdulden, mit mir! Fac me vere tecum flere, Crucifixo condolere, Donec ego vixero. Iuxta crucem tecum stare Te libenter sociare In planctu desidero. Lass mich aufrichtig mit dir weinen und mit dem Gekreuzigten mitleiden, solange ich lebe. Beim Kreuz mit dir gemeinsam zu stehen, mich bereitwillig in der Trauer mit dir zu verbinden, das wünsche ich mir. Virgo virginum praeclara, Mihi non iam sis amara, Fac me tecum plangere! Fac ut portem Christi mortem, Passionis fac consortem Et plagas recolere! Erhabene Jungfrau der Jungfrauen, sei mir nicht mehr gram, lass mich mit dir klagen! Lass mich Christi Tod tragen, an seinem Leiden teilhaben und seine Wunden nachempfinden! Fac me plagis vulnerari, Cruce hac inebriari Ob amorem filii! XI Inflammatus et accensus, Per te, virgo, sim defensus In die judicii! Gib, dass seine Male mich verwunden und dieses Kreuz mich trunken macht angesichts der Liebe deines Sohnes! Wenn die Flammen mich verbrennen, tritt du für mich ein, Jungfrau, am Tag des Gerichts! Fac me cruce custodiri, Morte Christi praemuniri, Confoveri gratia. XII Quando corpus morietur, Fac, ut animae donetur Paradisi gloria! Amen! Behüte mich durch das Kreuz, beschütze mich durch Christi Tod, hilf mir mit seiner Gnade. Wenn mein Leib einst stirbt, gib, dass meiner Seele die Herrlichkeit des Paradieses geschenkt wird! Amen! Doris Döllinger wurde in Regensburg geboren. Ihr Gesangstudium bei Prof. Christa Degler in Würzburg absolvierte sie mit einem Konzertexamen und einem Opernexamen, dem sich Fortbildungs- und Meisterklassen bei Prof. Ingeborg Hallstein anschlossen. Sie arbeitet freischaffend überwiegend im Konzertbereich. Ihr umfassendes Repertoire im Bereich Oper, Oratorium und Liedgesang sorgte u.a. für Auftritte in der Philharmonie Berlin, am Nationaltheater Mannheim, beim Würzburger Mozartfest, bei der Münchner Singschul, mit dem Thomanerchor Leipzig, dem Berliner Sinfonieorchester und anderen namhaften Ensembles. Seit 1996 ist sie Dozentin für Gesang an der Hochschule für Musik in Würzburg. Auch in Regensburg ist sie als Gesangspädagogin und Stimmbildnerin tätig und hat einen Lehrauftrag für Gesang an der Hochschule für Katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik in Regensburg inne. Martina Niedermeier arbeitet hauptberuflich im Vertrieb eines Regensburger Verlags. Nebenberuflich gilt ihre Leidenschaft dem Gesang: Sie singt seit ihrer Schulzeit – zunächst in verschiedenen Chören, unter anderem der Chorgemeinschaft Mandlsplitter aus Reisbach, mit der sie den Kulturpreis des Landkreises Dingolfing-Landau erhalten hat. Im Extrachor des Stadttheaters Regensburg wirkte sie ebenso wie im Regensburger Kammerchor bei zahlreichen Produktionen mit. Parallel setzte sie ihr privates Gesangstudium u. a. bei Heidi Mägerlein, Angelika Achter und Doris Döllinger fort und singt als Alt-Solistin bei verschiedenen Anlässen. Vorschau: Am 21.3.hören wir Saxophoninterpretationen von Gerd Kniehl zu Werken von Bach, Händel und Evans.