Arbeitshilfe: Anwendungsbeispiel Verstopfung

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Arbeitshilfe: Anwendungsbeispiel Verstopfung
Leitlinie
Kommentar
Arbeitshilfe
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Arbeitshilfe der Bundesapothekerkammer
zur Qualitätssicherung
ANWENDUNGSBEISPIEL ZU DEN LEITLINIEN
Information und Beratung im Rahmen der Selbstmedikation am Beispiel Verstopfung
Stand der Revision: 23.11.2016
Leitlinie:
Information und Beratung des Patienten bei der Abgabe von Arzneimitteln – Selbstmedikation
 Arbeitshilfe zur Qualitätssicherung
Information und Beratung des Patienten bei der Abgabe von Arzneimitteln - Selbstmedikation
Beispiel: Verstopfung
Fragen
2 Patient mit
Arzneimittelwunsch
bzw. Eigendiagnose
Verstopfung
2.2 Hinterfragen der
Eigendiagnose bzw. des
Arzneimittelwunsches
Kein Arzneimittel
abgeben
Entscheiden
Nein
Abgabe des
Arzneimittels in
angemessener
Menge bis zum
Arztbesuch?
Arztbesuch
empfehlen
2.3
Grenzen der
Selbstmedikation
überschritten?
Ja
2.2 Hinterfragen der Eigendiagnose bzw. des Arzneimittelwunsches
Offene Fragen
- Welche Beschwerden liegen vor? (Stuhlganghäufigkeit, -beschaffenheit?)
- Seit wann? (Akut, chronisch?)
- Wann treten die Beschwerden auf? (Stress, Reise, vor der
Menstruation, Ernährungs- und Lebensgewohnheiten?)
- Weitere Begleitsymptome? (Völlegefühl, Blähungen, Krämpfe,
Brechreiz, Schmerzen, Durchfall?)
Weitere Fragen, z. B.
- Wurden die Beschwerden schon durch den Arzt abgeklärt?
- Welche Erfahrungen mit dem AM wurden gemacht?
- Liegen noch andere Erkrankungen vor? (Diabetes, Parkinson, Multiple
Sklerose, Depression, Hypothyreose, Hämorrhoiden, Analfissuren,
entzündliche Darmerkrankungen, Schlaganfall, Gallenwegserkrankung?)
- Welche AM werden regelmäßig/zur Zeit angewendet (verordnet/SM)?
(UAW z. B. durch Antacida, Eisensalze, Opioide, Loperamid, Antidepressiva, Betablocker, Calciumantagonisten, Codein, Parkinsonmittel,
Anticholinergika, Antiepileptika, Diuretika, H1-Antihistaminika, Protonenpumpenhemmer, Zytostatika, Phenothiazine, Immunsuppressiva)
- Besteht eine Patientendatei (Kundenkarte)?
2.3 Grenzen der Selbstmedikation
können z. B. sein:
- Chronische Obstipation
- Blut- oder Schleimbeimengungen im Stuhl, Teerstuhl
- Abdominalschmerz, Krämpfe, Übelkeit, Erbrechen
- Wechsel von Verstopfung und Durchfall
- Verdacht auf schwerwiegende Erkrankung/Tumorobstriktion/Ileus
- Einnahme von Arzneimitteln, die verstopfend wirken
- Verdacht auf Laxantienabusus
- Verdacht auf AM-bedingte Obstipation
- Ggf. Anwender des Arzneimittels (siehe 2.1)
3 Auswahl/Beurteilung des
Arzneistoffs und des
Fertigarzneimittels
3 Auswahl/Beurteilung des Arzneistoffs und des
Fertigarzneimittels
Beurteilung des Arzneistoffs nach pharmakologisch-toxikologischen
Kriterien
- Art/Ursache der Beschwerden (Bisacodyl, Natriumpicosulfat, Füll- und
Quellmittel, Lactulose bzw. Lactitol, Macrogol?)
- Wirksamkeit
- Berücksichtigung der patientenspezifischen Faktoren (Alter, Allergien,
Überempfindlichkeiten)
- Andere Erkrankungen (Diabetes)?
- Begleitmedikation (Diuretika, Herzglykoside)
Auswahl/Beurteilung des Fertigarzneimittels
- Darreichungsform (Tabl. Kps., Trpf., Zäpfchen, Granulat, Dragees,
Klysmen?)
- Dosierung, Reichweite/Packungsgröße
- Anzahl der Inhaltsstoffe (Wirkstoffkombinationen sinnvoll?)
4 Informationen
über das Arzneimittel
4 Informationsinhalt am Beispiel Bisacodyl
- Dos.: 5-10 mg
- Anw.: abends vor dem Schlafengehen, 1 h nach der letzten
Nahrungsaufnahme
- Behandlungsdauer: nach Stuhlgang mind. 2 d Karenz
- Wirkung: Rückresorption von Wasser aus dem Darm gehemmt,
Einstrom von Flüssigkeit aus dem Darmlumen gefördert
- Wirkungseintritt nach 6-10 h bei p.o. Gabe, rektal schneller
- WW: nicht zusammen mit Milch, Antacida, Protonenpumpenhemmern,
H2-Blockern einnehmen
- UAW: gelegentlich Magenunverträglichkeiten
- Arzneimittel kühl und trocken aufbewahren
Grenzen der Selbstmedikation:
- Auftreten der unter 2.3 genannten Beschwerden
- Persisitieren der Beschwerden über längeren Zeitraum bzw.
Verschlechterung der Symptome
Nein
Informieren
Ja
2 Patient mit Eigendiagnose bzw. Arzneimittelwunsch
2.1 Anwender des Arzneimittels
Für wen ist das Arzneimittel?
- Lebensalter, z. B. Säuglinge, Kleinkinder, Senioren
- Begleitumstände, z. B. Schwangerschaft, Stillzeit
5 Unterstützende
Maßnahmen
6 Abgabe des Arzneimittels
7 Ggf. Pflege der
Patientendatei
5 Unterstützende Maßnahmen
- Ggf. Aufkleber auf der Packung mit Dosierungs- u. Anwendungshinweisen
- Ggf. Erläuterung und Mitgabe von Informationsmaterial
Zusatzempfehlung:
- Ausreichende Ballaststoffzufuhr, wenig Weißmehlprodukte,
Fett, Süßigkeiten, Fleisch; ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Ausreichend Bewegung, Sport, geregelter Tagesablauf
6 Abgabe der Arzneimittel
- Rückfrage beim Patienten, ob noch weitere Fragen bestehen
- Möglichkeiten der Kontaktaufnahme, z. B. telefonisch
7 Pflege der Patientendatei
- Wenn der Patient in der Datei geführt wird (Kundenkarte), Daten
aktualisieren
- Wenn der Patient noch nicht in der Datei geführt wird, ggf. Aufnahme
anbieten
8 Ggf. Angebot weiterer
pharmazeutischer
Dienstleistungen
Copyright  Bundesapothekerkammer
Stand der Revision: 23.11.2016
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