NZZ-CI Geschäftsbrief
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NZZ-CI Geschäftsbrief
Medieninformation Gegen Solidarität aus blossem Eigennutz. Plädoyer für neue Entwicklungszusammenarbeit. Zürich, 10. April 2015 Die Entwicklungszusammenarbeit der Schweiz ist in den letzten Jahren zu einem Instrument der Aussenpolitik und zur Wahrung von kurzfristigen Eigeninteressen geworden. Strategische Anliegen aber auch Solidarität bleiben mehr und mehr auf der Strecke. Eine Fehlentwicklung, nach Einschätzung von Andreas Schild, langjähriger Akteur und Zeitzeuge der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit. Jetzt hat Schild dazu ein Buch veröffentlicht. «Das vorliegende Buch ist eine persönliche und subjektive Auseinandersetzung mit 40 Jahren Tätigkeit in der Entwicklungszusammenarbeit. Es ist aus der Froschperspektive des Zeitzeugen geschrieben, als eines Mitwirkenden und Beobachtenden zugleich». Mit diesen Worten eröffnet Andreas Schild sein Buch ‹Abschied von der Solidarität?›. Ihm geht es nicht zuletzt darum aufzuzeigen, wie internationale Zusammenarbeit für ein direktdemokratisches Land wie die Schweiz künftig aussehen könnte. Instrument der Aussenpolitik: Mehr Eigennutz als Solidarität «Das Spannungsverhältnis zwischen Eigeninteressen und Solidarität wurde der Entwicklungshilfe gewissermassen in die Wiege gelegt», so Schild. Schon Bundesrat Max Petitpierre sah in ihr ein taugliches Mittel gegen das schlechte Image der Schweiz als Kriegsgewinnlerin. Erste Erfahrungen sammelte das Land ab 1949 in Nepal. «Die schweizerischen Pioniere konnten die Lebensumstände der hart um ihr tägliches Brot kämpfenden Bergbauern sehr gut nachvollziehen. Sie suchten nach Lösungen, die sie aus den Alpen kannten.» Später hat die fortschreitende Globalisierung auch die Themen der Entwicklungszusammenarbeit internationalisiert und die konkrete Ausgestaltung wird je länger je mehr zu einem Instrument der Aussenpolitik. «Dominierend werden kurzfristige aussenpolitische Opportunitäten. Eigeninteressen, um nicht zu sagen Eigennutz, drohen die Solidarität endgültig zu verdrängen.» Entwicklungszusammenarbeit wird tatsächlich erst dann als relevant wahrgenommen, wenn sie auch im Inland Wirkung erzeugt. «Die Förderung des Verständnisses für Anpassung im Inland ist ebenso wichtig wie die Erfolgsgeschichte vor Ort. Die Kommunikation müsste wieder vermehrt den Anspruch auf Erklärung und Aufklärung erheben.» Andreas Schild Abschied von der Solidarität? Zum Wandel der schweizerischen Entwicklungszusammenarbeit. 2015. 376 Seiten. Format 15 × 22 cm, broschiert Buchverlag Neue Zürcher Zeitung Fr. 38.– (UVP)/€ 38.– ISBN 978-3-03810-038-6 Download des Covers (JPG) auf www.nzz-libro.ch Irrelevant ohne innenpolitische Verankerung «Direktdemokratische Traditionen und zentrale politische Werte wie Autonomie, Subsidiarität und Föderalismus werden durch die Globalisierung» unterhöhlt. Andererseits handelt es sich bei diesen Werten um wichtige Bausteine einer nachhaltigen Entwicklung, auch in den Partnerländern. Sollten sie deshalb nicht vermehrt ins Zentrum der Zusammenarbeit gestellt werden? Um ihre staatspolitischen Werte zu verteidigen braucht die Schweiz international Verbündete. Zudem wird die Verflechtung zwischen Globalisierung und Innenpolitik immer grösser. «Bedeutet dies nicht, dass die internationale Zusammenarbeit vermehrt in der Öffentlichkeit diskutiert werden sollte? (…) Geht es hier nicht auch um die Frage, welches die Rolle des Kleinstaats Schweiz in einer globalisierten Welt überhaupt sein kann?», fragt der Autor. Und er NZZ Libro Briefadresse: Postfach • 8021 Zürich Tel. 044 258 15 05 • Fax 044 258 13 99 www.nzz-libro.ch Simon Rüttimann Direktwahl 044 258 19 92 • Direktfax 044 258 29 92 E-Mail [email protected] 2 antwortet gleich selbst: «Globale Risiken wie Klimawandel, Migration, Energie, Nahrungsmittelsicherheit und Pandemien verlangen Veränderungen von den anderen, aber auch von uns selbst. Wollen wir eine nützliche Rolle spielen, aber auch unsere legitimen Interessen vertreten, so müssen wir die enge Optik der Aussenpolitik überwinden. Wir müssen neue Kompetenzen aufbauen und Kenntnisse breit abstützen. Wir benötigen dazu eine aktive Zivilgesellschaft und Kompetenzzentren, die Grundlagen erarbeiten für uns, aber auch für gemeinsame Lösungen mit anderen in einer globalisierten Welt.» Schild teilt seine Ausführungen in drei Teile ein. Im ersten Teil widmet er sich dem Wandel der Entwicklungszusammenarbeit anhand von Schwerpunkten der internationalen Zusammenarbeit in Asien und Afrika. Im zweiten Teil stellt er die Frage nach der Wirksamkeit und Relevanz der Entwicklungszusammenarbeit. Der dritte Teil beschreibt den Wandel von der solidarischen Entwicklungszusammenarbeit zu einem Instrument der Aussenpolitik. Aus Sicht des «Bürgers im Kleinstaat» stellt Schild hier die Beziehung zwischen Entwicklungszusammenarbeit und direkter Demokratie her. Der Autor Andreas Schild (* 1944) erläutert in der Einleitung sein persönliches Verständnis seiner Rolle in der internationalen Zusammenarbeit. Er hat sich selbst stets eher als ‹Beobachter› gesehen, «der verstehen und am richtigen Ort stehen wollte», als als ‹Helfer›: «Gegenüber ‹Entwicklung› mit ‹Hilfe› habe ich immer eine gehörige Dosis Skepsis empfunden.» Nach eigenem Bekunden sei er ein «ein relativ verständnisvoller Partner vor Ort, aber ein eher garstiger Partner der Zentrale in der Schweiz und anderswo» gewesen. Der promovierte Historiker war Delegierter des Roten Kreuzes in Nigeria und Bangladesch, Teamleiter Entwicklungshelfer und DEZA-Koordinator in Nepal, regionaler Koordinator DEZA in Ruanda und Burundi, Leiter Auslandprogramm Helvetas. Zudem war er Berater für ländliche Entwicklung in Bolivien, Direktor INTERCOOPERATION, selbstständiger Konsulent und Berater UNDP in Nordkorea und Teamleiter National Solidarity Program in Afghanistan. Zuletzt war er als Direktor verantwortlich des International Centre for Integrated Mountain Development. A. Schild: Abschied von der Solidarität? Zürich, 2015, 376 S., Verlag NZZ Libro. Fr. 38.– (UVP)/€ 38.– 93 Zeilen à 60 Anschlägen NZZ Libro Briefadresse: Postfach • 8021 Zürich Tel. 044 258 15 05 • Fax 044 258 13 99 www.nzz-libro.ch Simon Rüttimann Direktwahl 044 258 19 92 • Direktfax 044 258 29 92 E-Mail [email protected]