Erfahrungsbericht Chapel Hill

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Erfahrungsbericht Chapel Hill
Erfahrungsbericht Chapel Hill, Cornelia Kibler Semesteraufenthalt an der University of North Carolina at Chapel Hill Zunächst möchte ich mich bei Herrn Prof. Möllers und seinem Lehrstuhlteam für die Möglichkeit bedanken am Austausch der Universität Augsburg und der University of North Carolina teilzunehmen. Dieser Austausch ist wirklich ein außergewöhnliches Angebot und ich empfehle jedem der Interesse an einem Studienaufenthalt in den USA hat, sich für den Austausch zu bewerben, da der Verwaltungsaufwand und die Kosten weit geringer sind als wenn man sich ohne Lehrstuhlunterstützung für einen USA Aufenthalt bewirbt. I. Vorbereitung 1. Bewerbung Für die Bewerbung mussten mehrere Unterlagen einreicht werden, wobei für viele das englischsprachige Motivationsschreiben wahrscheinlich die größte „Abschreckung“ für die Bewerbung ist. Allerdings sollte man sich bewusst machen, dass man heute bei allen Austauschprogrammen ein solches Motivationsschreiben einreichen muss und dass der Arbeitsaufwand weniger hoch ist als bei vielen anderen Programmen dieser Art. Nach Einreichen der Bewerbungsunterlagen, erfährt man relativ schnell ob und wann man zum persönlichen Bewerbungsgespräch eingeladen ist. Bei diesem Gespräch waren wir in einer Gruppe von ca. zehn Personen. Es wurde teils auf Deutsch und teils auf Englisch geführt. Wenn man regelmäßig Nachrichten verfolgt und sich ein wenig mit Amerika auskennt, dann ist das Gespräch durchaus zu meistern. Nach dem Gespräch wurde uns auch sehr schnell mitgeteilt ob und für welche Universität wir angenommen wurden. Insgesamt war der gesamte Bewerbungsprozess sehr zügig und wir konnten deswegen auch schon früh beginnen zu planen. 2. Visum Die wichtigsten Informationen zum Visum findet man auf der Website der amerikanischen Botschaft ( http://german.germany.usembassy.gov/visa/niv/antrag/ ). Man sollte die Schrittfolgen möglichst genau einhalten, um nicht aus Versehen etwas zu vergessen und dann ohne die vollständigen Dokumente in der Botschaft steht. Den Visum-­‐Antrag kann man allerdings erst bearbeiten wenn man die nötigen Unterlagen aus Chapel Hill erhalten hat. Dies kann eine Weile dauern, aber wenn man die Unterlagen dann hat geht alles ziemlich schnell. So bekommt man z.B. in München in der Regel innerhalb einer Woche einen Termin und bei mir wurde das fertige Visum dann auch in weniger als einer Woche zugeschickt. Ärgerlich an dem Visum-­‐Prozess sind nur die Kosten, die noch einmal extra auf einen zukommen. (10$ um einen Termin auszumachen und 140$ für das Visum selber + 200$ SEVIS-­‐Gebühren). Das Visum-­‐Interview in der Botschaft lief ziemlich entspannt und dauert nur ungefähr 5 Minuten. Dabei werden einige oberflächliche Fragen gestellt und sonst eigentlich nichts wirklich Schwieriges. 3. Flug Beim Flug hat man absolute Flexibilität. Es gibt unzählige Verbindungen mit verschiedenen Airlines nach Chapel Hill. Der Flughafen, den man in Chapel Hill anfliegt ist „Raleigh/Durham International“ (RDU), der ca 25 Autominuten von Chapel Hill entfernt ist. Man kann frühzeitig nach Verbindungen suchen und dann zuschlagen wenn man eine günstige Verbindung findet. Es reicht allerdings wenn man seinen Flug erst im, bzw. ab April bucht. Bis dahin hat man auch die Termine für den Semesterbeginn in Chapel Hill. Ich empfehle einige Tage vor Semesterbeginn (max. eine Woche) in Chapel Hill anzukommen um sich so schon ein bisschen einzuleben und die Umgebung kennenzulernen. II. In Chapel Hill 1. Wohnen Ab diesem Semester waren alle internationalen Studenten der Law School im Gebäude 1101 Mason Farm Road untergebracht. Dies ist ein Teil der „Odum Village Community“, ist aber im Gegensatz zu den anderen Häusern größer und moderner. Die Apartments, in denen wir gewohnt haben, waren sehr geräumig und komfortabel. Im Regelfall hat so eine Wohnung zwei Schlafzimmer, zwei Badezimmer, eine Küche und ein Wohnzimmer. Die internationalen Studenten wohnen alle im selben Gebäude, evtl aber verteilt auf mehrere Stockwerke. Im Gebäude befinden sich auch Waschmaschinen und Trockner die man für 1 $ benutzen kann. Putzmaterialien und Staubsauger kann man beim Community Office ausleihen. Es werden auch gemeinsame Aktivitäten wie z.B Kürbisschnitzen an Halloween organisiert und man lernt dadurch viele der „Nachbarn“ kennen. ∗
In der ersten Woche wird man von Bev in den Magic Room gebracht, wo man sich Dinge aussuchen kann die von den vorherigen Austauschstudenten zurückgelassen wurden. So bekommt man ohne Kosten und Probleme eine komplette Kücheneinrichtung mit Geschirr, Besteck, Pfannen, etc. Für alles was man sonst so braucht (Bettwäsche, Handtücher, etc) bringt Bev einen in der ersten Woche zu Target, in dem man alles kaufen kann was man braucht. 2. Mobilität, insbs. ZipCar Wenn man sich auf dem Campus fortbewegen will, fahren kostenlose Busse die alle Ziele anfahren. Abends von 19.00-­‐3.00 Uhr fährt der P2P-­‐Bus der einen alle 15 Minuten überall auf den Campus hinfährt. Allerdings muss man dazu sagen, dass man auf dem Campus alles auch gut zu Fuß erreichen kann, noch dazu weil der Campus sehr schön ist und man sich auch sehr sicher, auch nachts, fortbewegen kann. Zur Law School läuft man in der Gruppe ungefähr 20 Minuten. ∗
Bev Sizemore ist die Koordinatorin und die „Gute Seele“ des Chapel Hill Austausches. Mit Ihr steht man schon von Beginn an in Kontakt und sie kümmert sich sehr um alle Austauschstudenten. Will man mal weiter weg, kann man sich bei enterprise (der einzige Mietwagenanbieter den man gut zu Fuß erreichen kann) ein Auto mieten. Mit dem Auto kann man gut Washington DC; Charleston, South Carolina; Atlanta, Georgia; die Blue Ridge Mountains oder die Atlantikküste und viele andere Orte erreichen. Für weitere Reisen (New York, Miami, Chicago, etc) kann man den Flughafen Raleigh/Durham auch leicht mit dem Bus erreichen. (Kostet 2$ und dauert ca eine Stunde). Besonders zu empfehlen ist meiner Erfahrung nach ZipCar (www.zipcar.com), ein Carsharing Anbieter der mit 8 Autos auf dem Campus vertreten ist. Da man weder für Sprit noch Versicherung zahlen muss und man die Autos auch schon für nur eine Stunde mieten kann, ist dies eine ideale Möglichkeit um z.B. zum Lebensmittel einkaufen zu fahren. Sollte man sich für ZipCar entscheiden wäre es gut, wenn man sich schon in Deutschland einen Auszug aus dem Verkehrsregister in englischer Sprache bestellt, da es einige Zeit dauert bis dieser aus Flensburg kommt. Die Anmeldung geht dann relativ leicht und unproblematisch. Mehr Informationen sind auf der Website vorhanden. 3. Campusleben Das Campusleben in Chapel Hill ist am meisten geprägt von Sport. Ob aktiv, z.B. durch die beiden kostenlosen und gut ausgestatteten Fitnessstudios oder unzählige Sportteams für Amateure bis Profisportler, oder passiv durch die Uni-­‐Teams. Besonders zu empfehlen ist, sich mindestens einmal ein Heimspiel der „Tar Heels“ (das Football-­‐
Team der Uni) anzusehen. Die Stimmung im 60.000 Menschen fassenden Stadion ist wirklich gut. Empfehlenswert sind auch vielzählige andere Unterhaltungsmöglichkeiten, wie z.B. die kostenlosen Filmvorführungen jedes Wochenende oder auch die kulturellen Veranstaltungen der „Carolina Performing Arts“ für nur 10$ Eintritt. 4. Freizeit Das Nachtleben in Chapel Hill findet eigentlich komplett auf der „Franklin Street“ statt, in der sich Restaurants und Bars aneinanderreihen. Zu empfehlen ist auch hin und wieder mal nach Carborro – dem Nachbarort -­‐ zu gehen (ist zwar zu Fuß etwas weiter weg, lohnt sich aber), der sehr alternativ ist und eine ganz andere Atmosphäre als Chapel Hill hat. Allgemein ist zu sagen, dass die berühmte „Southern Hospitality“ natürlich auch überall in Chapel Hill und Umgebung zu finden ist und dass man überall freundlich und offen empfangen wird und mit vielen Menschen ins Gespräch kommt. III. Die Law School 1. Allgemeines Generell kann gesagt werden, dass der Unterricht in der Law School zwar auf den ersten Blick erschreckend wirken mag, aber wenn man regelmäßig die Assignments liest und im Stoff nicht zu weit zurückfällt, dann ist es auf jeden Fall, auch mit nur durchschnittlichem Arbeitsaufwand zu meistern. Bei Fragen stehen die Professoren immer zu Verfügung und der Kontakt zwischen Lehrenden und Studierenden ist sehr offen und persönlich. Leider sind die Bücher sehr teuer (bis zu 170$ pro Buch) sie sind jedoch notwendig um dem Stoff zu folgen und am Unterricht auch aktiv teilnehmen zu können. Ein besonderes Highlight war für uns, als die Law School einen Besuch vom deutschen Botschafter in den USA organisiert hatte und wir die Möglichkeit hatten, ihn persönlich zu treffen und auch bei einer Gesprächsrunde mit ihm dabei zu sein. 2. Kurse a) Introduction to American Law Der Introduction Kurs ist verpflichtend und soll einen Überblick über alle amerikanischen Rechtsgebiete geben. Im Grunde hört man das, was auch schon in der FFA drangekommen ist. Es ist also eher ein entspannender Kurs, bei dem man aber auch guten Einblick in manche Bereiche (z.B. Recherche mit WestLaw) bekommt, die man aus Deutschland nicht kennt. Auch eine Exkursion zum North Carolina Court of Appeals in Raleigh war sehr interessant. b) First Amendment First Amendment bei Prof. Marshall ist ein sehr interessanter Kurs, der meiner Meinung nach am deutlichsten die Unterschiede zwischen dem amerikanischen und dem deutschen Rechtsverständnis aufzeigt. Wenn man sich für Verfassungsrecht und insbesondere die Grundrechte interessiert, dann ist der Kurs auf jeden Fall sehr empfehlenswert. Wir haben uns hauptsächlich mit der Meinungs-­‐ und Pressefreiheit beschäftigt und auch sehr viel über aktuelle Themen diskutiert. Es war ziemlich interessant die verschiedenen Standpunkte der Studenten zu hören und der Professor hat immer wieder neue interessante Diskussionen aufgeworfen. c) Environmental Law Environmental Law bei Prof. Flatt war insbesondere dadurch interessant, dass man sonst in Deutschland kaum etwas über amerikanisches Verwaltungs-­‐ und Umweltrecht lernt. Man hat zwar gewisse Vorurteile wie die Amerikaner mit der Umwelt umgehen, aber das Ganze mal aus rechtlicher Perspektive zu betrachten war eigentlich sehr gut. Prof. Flatt hat auch viele Bezüge zu aktuellen Geschehnissen herzustellen, natürlich insbesondere zu der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko vom Sommer. Der Kurs ist zu empfehlen, ist aber mit viel Lesen und viel Verwaltungsrecht verbunden. d) Law of Nonprofit Organisations In Nonprofit Law ging es um das Recht der Nonprofit Organisationen. Im Kurs waren neben klassischen Jura Studenten auch viele Studenten aus anderen Fächern. Deswegen waren auch kaum juristische Vorkenntnisse verlangt, bzw. der Professor hat diese dann immer extra erklärt. Der Kurs war zwar nur einmal die Woche, dafür aber dann drei Stunden am Stück, was schon recht anstrengend war. Auch darf man nicht unterschätzen, dass es ganz viel um Steuerrecht ging und die Materie eben nicht ganz einfach ist. Ich würde den Kurs also nur empfehlen, wenn man Steuerrecht mag. IV. Kosten Die Fixkosten für das Semester setzen sich zusammen aus den Kosten für das Visum (350 $), die Kosten für den Flug (600-­‐700 €) und die Kosten für die Wohnung ( ca 3,300 $). Bei der Krankenversicherung konnte ich zum Glück meine deutsche Versicherung weiterhin benutzen und so sind mir keine extra Kosten entstanden. Dazu kommen natürlich noch die Lebenshaltungskosten. Dabei darf man nicht unterschätzen, dass Lebensmittel in den USA um einiges mehr kosten als hier in Deutschland. Das einzige was billiger ist, ist Fleisch aber bei Obst, Gemüse und Milchprodukten muss man deutlich mehr bezahlen. Dafür ist Essen gehen und ausgehen generell günstiger (kommt natürlich auch auf das Restaurant an) und falls man mit dem Auto unterwegs ist, ist natürlich auch der Sprit sehr viel günstiger als in Deutschland. V. Fazit Der Austausch war für mich eine tolle Erfahrung und ich habe viele interessante Menschen kennengelernt und mich auch einmal etwas genauer mit einem anderen Rechtssystem befassen können. Ich glaube, dass mir der Austausch auch in der Zukunft viel bringen wird weil es immer wichtiger ist, dass man in Englisch verhandlungssicher ist und sich auch mit dem amerikanischen Rechtssystem auskennt. Das Programm in Augsburg ist eine wirklich gute Chance um in den USA zu studieren weil einem große Kosten erspart bleiben und man sehr gut betreut wird. 

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