Das US-Finanzsystem

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Das US-Finanzsystem
Das US-Finanzsystem
Euro-Finanzmärkte
Univ.-Prof. Dr. Günther Pöll
WS 2009/2010
Franz Enhuber
0655705
Christian Mackinger
0655584
Doris Niedergrottenthaler
0655126
Josef Nußdorfer
0357064
Markus Wiesauer
0655268
INHALTSVERZEICHNIS
1
EINLEITUNG ................................................................................................... 3
2
EIGENSCHAFTEN ........................................................................................... 3
3
AKTEURE DES FINANZSYSTEMS...................................................................... 4
3.1
3.2
Depository Institutions ............................................................................ 4
3.1.1
Klassifizierung ....................................................................................... 4
3.1.2
Spareinlagensicherung .......................................................................... 5
3.1.3
Kontrollorgane ....................................................................................... 5
3.1.4
Strukturveränderungen bei Einlageninstituten ....................................... 5
Non-depository institutions .................................................................... 6
3.2.1
Securities firms ...................................................................................... 6
3.2.2
Insurance Companies ............................................................................ 8
3.2.3
Mutual and closed-end funds ................................................................. 8
3.2.4
Other non-depository institutions ........................................................... 8
4
DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM ................................................................... 9
5
IMMOBILIENKRISE ........................................................................................ 10
6
LITERATURVERZEICHNIS .............................................................................. 12
- Seite 3 -
1 EINLEITUNG
Die Ursprünge des Finanzsystems der Vereinigten Staaten von Amerika gehen nahezu auf
die Gründungszeit des Landes zurück. Bereits im Jahre 1791 wurde unter Präsident Washington die First Bank of the United Staates als erste landesweite Bank des Staates gegründet.1 Dem Naturel des flächenmäßig riesigen und kulturell heterogenen Staates entsprechend verlief die Etablierung eines Finanzsystems jedoch keineswegs problemlos. Etliche
Umbrüche und Reformen charakterisieren dessen Entwicklung, wobei unter anderem der
National Banking Act von 1865, der Federal Reserve Act von 1913, der Glass-Steagall Act
von 1933 oder nicht zuletzt der Emergency Economic Stabilization Act aus dem Jahre 2008,
hervorzuheben sind.2
Reformen wurden nicht zuletzt durch Krisen im Finanz- und Wirtschaftssystem der USA erforderlich. Aufgrund der Größe und der Bedeutung des amerikanischen Finanzsektors hatten
und haben derartige Einbrüche auch immer beträchtlichen Einfluss auf das globale Finanzsystem. Die Bedeutung des US-amerikanischen Finanz- und Wirtschaftssektors untermauert
die Tatsache, dass im Jahre 2008 das nominelle BIP der USA rund 14264,6 Mrd. Dollar betrug und somit in etwa ein Viertel des weltweiten BIP ausmachte.3 Zudem sei auf die Bedeutung der New Yorker Börse, den Ausmaß der Handelsbeziehungen zwischen marktwirtschaftlich orientierte Staaten und den USA als auch auf die Bedeutung des US-Dollars verwiesen, welcher mit einem Anteil von in etwa 64% am gesamten Ausmaß der weltweiten
Währungsreserven noch immer die mit Abstand bedeutsamste Reservewährung der Welt
darstellt.4
Im Paper liegt der Fokus nun darauf, die wesentlichen Eigenschaften und Besonderheiten
des US-Finanzsystems prägnant darzustellen. Dazu werden im ersten Teil die einflussreichsten Institutionen und Akteure des US-Finanzsystems erörtert und in weiterer Folge wird auf
die Bedeutung der Zentralbank eingegangen. Abschließend werden nicht zuletzt aufgrund
der aktuellen Brisanz der Verlauf der Immobilienkrise in den USA und die damit verbundenen
Auswirkungen für den globalen Finanzmarkt diskutiert.
2 EIGENSCHAFTEN
Das US-Finanzsystem zeichnet sich durch eine große Anzahl von kleineren Bankorganisationen aus, da das Wachstum der Banken gesetzlich limitiert ist. Darüber hinaus wird bei der
Lizenzvergabe für Banken zwischen Finanzinstitutionen, die entweder nur in einem Bundes1
2
3
4
vgl. Johnson, R. (1999), S. 7.
Für detaillierte Informationen zur Entwicklung und Reformierung des US-Finanzsystems siehe
unter anderem Johnson, R. (1999) oder Kroszner,R./Rajan, R. (1994).
vgl. World Bank (2009), S. 1ff.
vgl. IMF (2009), S. 1.
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staat (State-Chartered Banks) oder landesweit (Nationally Chartered Banks) ihre Geschäfte
betreiben dürfen, differenziert. Zusätzlich zu diesen räumlichen Beschränkungen des Geschäftsbetriebs war im 20. Jahrhundert eine strikte Trennung von Investment Banks und
Commercial Banks verpflichtend. Als letzte Eigenschaft des Finanzsystems ist zu nennen,
dass bis 1913 keine Zentralbank in den United States eingerichtet war. Zu der heutigen Ausgestaltung des Federal Reserve Systems wird in einem späteren Kapitel eingegangen.
3 AKTEURE DES FINANZSYSTEMS
Das Finanzsystem der United States ist in Depository Institutions und Non-Depository Institutions zu unterteilen. Zusätzlich zu diesen Akteuren des Finanzsystems, spielt die FED eine
bedeutende Rolle. Die einflussreichsten Institutionen werden im folgenden Abschnitt näher
behandelt.
3.1 DEPOSITORY INSTITUTIONS
Bei den Depository Institutions wird zwischen den Commercial Banks, den Thrifts und den
Credit Unions differenziert. Diese drei Arten von Banken im US-Finanzsystem unterscheiden
sich hinsichtlich ihres Tätigkeitsbereichs, der Einlagensicherung und deren Überwachung
durch verschiedene Organe.
3.1.1 Klassifizierung
 Commercial Banks
Die Commercial Banks haben weitreichende Kompetenz für eine Vielzahl von Bankgeschäften. Bis zum Banking Act 1933, auch bezeichnet als Glass-Steagall Act, durften die Commercial Banks Wertpapiergeschäfte durchführen, welche nach der Gesetzänderung nur noch
Investmentbanken vorbehalten waren. Nach der Überarbeitung des Glass-Steagall Acts
1999 ist den Commercial Banks der Handel mit Wertpapieren mittlerweile wieder erlaubt.
 Thrifts
Bei den Thrifts ist, bevor auf deren Aufgabengebiet eingegangen wird, zwischen den Savings
And Loan Associations (S&Ls) und den Savings Banks zu differenzieren. Savings And Loan
Associations sind überwiegend im Bereich der Finanzierung von Immobilien und im Bereich
der Spareinlagen kleiner Anleger tätig, wohingegen die Savings Banks hauptsächlich das
Spareinlagengeschäft betreiben, jedoch auch Kredite mit Hypothekarverpfändungen ausgeben und Unternehmens- und Staatsanleihen halten. Typisch für S&Ls ist, dass das Eigentum
an der Bank nicht Aktionären, wie bei den Commercial Banks, sondern den Mitgliedern, die
aus den Anlegern und Kreditnehmern bestehen, gehört.
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 Credit Unions
Hauptgeschäft der Credit Unions ist die Vergabe von Krediten, deren finanziellen Mittel die
Bank durch Spareinlagen ihrer Mitglieder aufbringt. Dies begründet auch für die Mitglieder
Eigentum an den Credit Unions. Zweck dieser Depository Institution ist die Förderung ihrer
Mitglieder durch die Vergabe von Krediten mit niedrigen Zinsen und die Einlage von Geldern
mit dem bestmöglichsten Zinssatz.5 Credit Unions dürfen im Gegensatz zu den Commercial
Banks und den Thrifts Filialen in mehreren Bundesstaaten betreiben.
3.1.2 Spareinlagensicherung
Mit Hilfe des Glass-Steagall Act 1933 wurde die landesweite Einlagensicherung gesetzlich
normiert. Mit der Beteiligung der Banken an der Federal Deposit Insurance Corporation
(FDIC) sind alle Einlagen bis zu $ 250.0006 abgedeckt. Die Beteiligung an der FDIC ist für alle Mitglieder der Federal Reserve gesetzlich verpflichtend. Für die anderen Depository Institutions hängt die Mitgliedschaft von der Genehmigung der FDIC ab, wobei für die Genehmigung ausreichend Liquidität und eine entsprechenden Kapitalquote ausschlaggebend sind.
Die FDIC kontrolliert regelmäßig die Kapitalquote der Mitgliedsbanken. Fällt die Kapitalquote
unter 6 %, so ist die Bank unterkapitalisiert und die FDIC ist ermächtigt das Management in
der Bank zu wechseln. Bei einer Kapitalquote von unter 2 % spricht man von einer insolventen Bank. Die Einlagensicherung der Credit Unions wird im US-Finanzsystem vom National
Credit Union Share Insurance Fund (NCUSIF) übernommen.
3.1.3 Kontrollorgane
Die Überwachung der Commercial Banks hängt einerseits von der Mitgliedschaft der Banken
bei der FED und andererseits von der Klassifikation als Nationally oder State Chartered
Banks. Alle Nationally Chartered Banks sind verpflichtende Mitglieder bei der FED, jedoch
können auch State Chartered Banks freiwillig der FED beitreten. Alle Nationally Chartered
Banks werden vom Office of the Comptroller of the Currency (OCC) überwacht. Die FED
selbst ist das Kontrollorgan der State Chartered Banks, die eine Mitgliedschaft bei der FED
besitzen. Die restlichen State Chartered Banks ohne Mitgliedschaft werden von der Federal
Deposit Insurance Corporation (FDIC) überwacht. Savings and Loans Associations werden,
wenn sie Nationally Chartered Banks sind, vom Office of Thrift Supervision (OTS) überwacht,
ansonsten von den jeweiligen Bundesstaaten.7
3.1.4 Strukturveränderungen bei Einlageninstituten
Seit den 1980er Jahren bis heute gab es signifikante strukturelle Veränderungen in der
Branche. So waren im Jahr 2007 um 50 % weniger Institute am Markt als noch zu Beginn
5
6
7
vgl. Fabozzi, F./Modigliani, F. (2003), S. 50.
vgl. FDIC (2009).
vgl. Fabozzi, F./Modigliani, F. (2003), S. 48.
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der 80er Jahre. Dies liegt einerseits am Scheitern vieler Banken in den 80er und 90er Jahren, und andererseits auch an einer speziellen neuen Eigentümerform: Der Holding. So befinden sich zurzeit etwa 97 % aller Vermögenswerte unter dem Dach einer Holdinggesellschaft. Nur mehr die restlichen 3 % werden von allein stehenden Banken verwaltet. Die
meisten dieser Holdings entstanden durch Zusammenschlüsse und Akquirierungen innerhalb
der Branche. Ebenso haben gesetzliche Änderungen und geänderte Regelwerke für Banken
dazu beigetragen die Zahl an Banken zu verringern.
3.2 NON-DEPOSITORY INSTITUTIONS
Bei den Non-Depository Institutions wird in Securities Firms (Effektenhäuser), Insurance
Companies
(Versicherungsunternehmen),
Mutual
Funds
(Offener
Wertpapier-
Investmentfond), Pensions Funds (Pensionskassen) und Finance Companies (Finanzierungsgesellschaften) unterschieden. Wie man schon aus den vielen Bereichen, in denen sich
die Non-Depository Institutions unterteilen, sehen kann, haben diese eine bedeutende Rolle
für das amerikanische Finanzsystem. Im Weiteren soll nun auf einzelne Bereiche näher eingegangen werden.
3.2.1 Securities firms
Auch bei den Effektenhäusern wird wieder in unterschiedliche Teilbereiche aufgeteilt. So gehören zu den Effektenhäusern die Securities Brokers (Effektenhändler/Börsenmarkler), die
Dealers (Händler), die Investment Banks (Investmentbanken) und die Stock Exchanges
(Wertpapierbörsen). In diesem Finanzsektor sind über 5000 Firmen ansässig, jedoch kam es
in den letzten Jahren zu immer mehr Verschmelzungen und Übernahmen, somit ist die Zahl
an Firmen, wie auch in anderen amerikanischen Finanzsektoren, rückläufig. Dies ist unter
anderem auf die Finanzkrise und auf den Gramm-Leach-Bliley Act von 1999 zurückzuführen.
Dieser modernisiert die ältere US-Gesetzgebung und verpflichtet Finanzinstitute, die am USamerikanischen Markt tätig sind, zur Einhaltung bestimmter Sicherheitsstandards sowie zu
technischen Maßnahmen für die Netzwerksicherheit.
Das Gesetz fordert ausdrücklich die Entwicklung von unternehmensweiten Sicherheitsrichtlinien und dient dem Schutz und der Vertraulichkeit von Kundendaten vor bekannten Bedrohungen und vor unautorisierten Zugriffen. Der Gramm-Leach-Bliley Act bezieht sich auf den
gesamten Finanzsektor, also nicht nur auf Banken, Wertpapierhändler, Hypothekenmakler
sondern auch auf Kreditkarten- und Versicherungsunternehmen, Bausparkassen und Finanzplaner.8 Weiters wurde durch den Gramm-Leach-Bliley Act auch der Weg frei gemacht
Handelsbanken und Investmentbanken zu verschmelzen. Durch diese Verschmelzung wurde
es Anlegern möglich gemacht sowohl in Kapitalanlagen als auch in Sparanlagen ihr Geld bei
8
vgl. Compliancemagazin (2009).
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einer Bank anzulegen. Dies ist besonders in wirtschaftlich turbulenten Zeiten wichtig, da die
Anleger ihr Geld in wirtschaftlich guten Zeiten in Kapitalanlagen anlegen und in wirtschaftlich
schlechten Zeiten in Sparanlagen. Für die Banken bedeutet dies, dass sie breiter aufgestellt
sind und somit unabhängig von der Wirtschaftslage eine gute Geschäftsgrundlage haben.
Die Aufsicht über den Wertpapierhandel im amerikanischen Finanzsystem hat die Securities
and Exchange Commission (SEC). Die SEC wurde schon 1933 durch den Security Act gegründet und ist für die Neuzulassung von Wertpapieren zum Börsenhandel und die Überwachung des Börsenhandels im Hinblick auf Insidergeschäfte und Preismanipulationen zuständig. Für Unternehmen, die Wertpapiere an einer Börse im Umlauf haben, gelten strenge
Offenlegungsvorschriften.9
Durch den Sarbanes-Oxley Act wurden die Richtlinien im Jahr 2002 verschärft. Der
Sarbanes Oxley Act ist ein Gesetz, das als Reaktion auf verschiedene Finanzskandale im
Juli 2002 vom US-Kongress erlassen wurde. Es diente in erster Linie dazu, das Vertrauen
der Anleger in den allgemeinen Kapitalmarkt wiederherzustellen und sollte Regeln und Standards für Unternehmen festsetzen, um die Transparenz zwischen deren Rechnungslegung
und den Märkten zu erhöhen. Der Sarbanes Oxley Act soll weniger den Einflussbereich der
Anleger stärken, als vielmehr neue Pflichten und Regelungen für Unternehmen und deren
Corporate Governance sowie Wirtschaftsprüfer festlegen, um somit präventiv vorzubeugen.
Der Sarbanes Oxley Act gilt für sämtliche Unternehmen, die bei der SEC registriert sind, d.h.
in den USA börsennotierte Unternehmen oder solche, die anderweitig Wertpapiere ausgeben. Somit sind auch ausländische Unternehmen diesen Regelungen unterworfen.10
Seit dem Jahr 1936 wurde eine Selbstregulierung für alle Effektenhäuser eingeführt, die National Association of Securities Dealers (NASD), zu welcher alle Unternehmen beitreten
mussten, welche nicht schon einer anderen selbst regulierenden Behörde angehörten. Darüber hinaus wurde im Jahr 2007 nach etlichen Finanzskandalen eine weitere selbst regulierende Behörde gegründet. Die Financial Industry Regulatory Authority (FINRA) ist der Zusammenschluss von NASD, dem New York Stock Exchange (NYSE) und der NYSE Regulierungsbehörde. Alleine an den vielen Regulierungsbehörden und den immer wieder auftretenden Finanzskandalen ist schon ersichtlich, dass es sich hier um einen sehr großen aber
auch sehr wichtigen Finanzmarkt für die amerikanische als auch für die weltweite Wirtschaft
handelt.
9
10
vgl. Gabler Wirtschaftslexikon (2009).
vgl. Controllingportal (2008).
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3.2.2 Insurance Companies
Der Versicherungsmarkt in Amerika ist der größte auf der Welt und wird generell in drei Versicherungssparten unterschieden:
 Property/Casualty - Versicherung von Autos, Haushalt und Gewerbe
 Life/Health - Lebensversicherungen und Rentenversicherungen
 Health Insurance - private Krankenversicherung
Bei den Insurance Companies gibt es keine bundesweit einheitliche Regelung. Jeder Bundesstaat hat hier seine eigenen Regeln und Vorschriften für die Versicherungsunternehmen,
da bis jetzt die Schaffung von bundesweit einheitlichen Regeln gescheitert ist. Lediglich die
Bonität der Versicherer wird einheitlich von den staatlichen Versicherungsbehörden geregelt
und kontrolliert. Um die Zusammenarbeit und Koordination zwischen den Bundesstaaten zu
vereinfachen wurde die National Association of Insurance Commissioners (NAIC) eingerichtet. Bei der NAIC handelt es sich aber nicht um eine regulierende Behörde, sondern um eine
die lediglich Empfehlungen abgibt. Auch hier wirkt sich der Gramm-Leach-Bliley Act positiv
auf Versicherungen aus, da auch sie mit Banken verschmelzen können und somit eine größere Produktpalette anbieten können.
3.2.3 Mutual and closed-end funds
Wie der Name schon sagt sind Mutual Funds offene Wertpapier-Investmentfonds, welche
von Investmentbanken betrieben werden, die in eine Vielzahl von verschieden Optionen investieren. Gegenüber Closed-end Funds, geschlossenen Fonds, haben die offenen Wertpapier-Investmentfonds einen viel größeren Marktanteil. Mutual Funds existieren seit 1920 und
werden nach den Richtlinien der SEC überwacht. Mutual Funds, in denen Anleger investieren können, sind nach verschiedenen Typen unterteilt:




Equity funds (Aktienfonds)
Bond funds (Renten- / Anleihenfonds)
Money market funds (Geldmarktfonds)
Hybrid funds (Hybridfonds – verschiedene Fonds)
Auf dem amerikanischen Markt ist die Anzahl von Mutual Funds seit den 1980iger Jahren
stetig gewachsen und so überrascht es nicht, dass ca. 48% der amerikanischen Haushalte
Anteile an Fonds halten.
3.2.4 Other non-depository institutions
Zu diesen Finanzinstitutionen gehören vor allem Finanzierungsgesellschaften, Broker, Hypothekenbanken und Pensionskassen, welche darauf spezialisiert sind kurz- und mittelfristige
Darlehen an Privatpersonen und Firmen zu vergeben. Bei den Kreditvergaben sollen vor allem kurzfristige Finanzengpässe von Privatpersonen überbrückt werden, darunter fallen die
Anschaffung eines Autos, Haussanierung und Renovierung, neue Möbel und die Refinanzie-
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rung von Schulden. Im Firmenbereich geht es vor allem um die Finanzierung von Factoringund Leasingprojekten, weshalb sich diese Darlehen vor allem an produzierende Unternehmen oder Großhändler richten. Einige Finanzierungsgesellschaften haben sich in den letzten
Jahren auch auf dem Immobilienmarkt betätigt und waren dabei mehr oder weniger erfolgreich. Die Finanzierungsgesellschaften sind oft Tochterunternehmen von Banken oder haben
eigene Tochtergesellschaften die typische Bankleistungen anbieten.
Da Non-Depository Institutions selber keine Einlagen halten, finanzieren sich diese Gesellschaften über Bankkredite, Commercial Papers, Anleihen oder die Verbriefung von Forderungen. Es gibt im amerikanischen Raum keine einheitlichen gesetzlichen Regelungen und
so gibt es in vielen Bundesstaaten Unterschiede in den Gesetzesauslegungen.
4 DAS FEDERAL RESERVE SYSTEM
Die FED entstand im Jahr 1913 durch den Federal Reserve Act. Doch im Gegensatz zu Europäischen Zentralbanken entwickelte sich die FED nicht zu einer Notenbank im herkömmlichen Sinne. Der Entstehung der FED geht ein Kompromiss voraus, der so in Europa wahrscheinlich niemals zustande gekommen wäre. Die FED als Zentralbank wird zwar vom Staat
überwacht, ist jedoch im privaten Besitz. Über die FED wird auch die Fiskalpolitik der USA
gesteuert. Das Besondere an diesem System war vor allem, dass das FED System aus
zwölf einzelnen regionalen Federal Reserve Banks besteht. Jede dieser Banken hatte ein
bestimmtes Gebiet in den USA, für das sie zuständig war, und unter anderem das Offenmarkt-Geschäft und die Steuerpolitik unabhängig von den anderen elf Banken leiten konnte.
Um jedoch die einzelnen Aktivitäten der verschiedenen FEDs koordinieren zu können, wurde
ein FED Vorstand installiert, welche sicherstellen sollte, das die FEDs frei blieben von:
 Privaten wirtschaftlichen Interessen
 Politischen Interessen und
 Größeren Eingriffen der Regierung
Die FED dient jedoch auch der Überwachung und Koordination von staatlichen Agenturen
welche im Finanzsektor bereits kontrollierend aktiv sind. Des Weiteren überwachte die FED
auch alle Bank Holdings in den USA sowie ausländische Banken und staatliche Banken die
zum FED System gehören. Jene die nicht Teil des FED Systems sind, werden von der FDIC
kontrolliert.
Die FED wurde 1935 durch den Banking Act und den bereits 1933 erschienen GlassSteagall Act neuen Reglements unterworfen. Durch das Versagen in der Finanzkrise der
30er Jahre wurden Rufe laut, die FED effizienter zu gestalten. Dies geschah dadurch, dass
man das System zentralisierte, und nunmehr die New Yorker FED die Führungsrolle im System übernahm. So wurden die restlichen elf FEDs zu Regionalbanken mit immer noch wichtigen Aufgaben, die Fiskalpolitik wird jedoch nur mehr bei der New Yorker FED bestimmt.
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Die Reformen die 1935 umgesetzt wurden, gelten auch heute noch. Und die Aufgaben die
die FED erfüllt, sind beinahe dieselben wie die einer europäischen Zentralbank:
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


Die FED ist die Bank für die US Regierung
Die FED ist die Bank für das Banken System
Die FED ist für die Geldpolitik verantwortlich
Die FED stellt die Funktion des Zahlungssystems sicher
Die FED überwacht und reguliert andere Geldinstitute
5 IMMOBILIENKRISE
Aus aktuellem Anlass wird in diesem Kapitel auf die Wirtschaftskrise eingegangen und wie
aus einer amerikanischen Immobilienkrise eine Weltwirtschaftskrise entstehen konnte. Aufgrund der Längenvorgabe für dieses Paper wird dieses Thema allerdings oberflächlich diskutiert und es wird nur auf Auslöser und Eckpunkte der Krise eingegangen. Für eine detaillierte
Behandlung des „Credit Crunch“ siehe das Buch „Unravelling the Credit Crunch“11 von David
Murphy aus dem die Konzepte für nachfolgende Ausführungen übernommen wurden.
Murphy teilt die Wirtschaftskrise in drei große Abschnitte: Der erste Teil beginnt mit dem Fallen von Hauspreisen und dem damit verbundenen Wertverlust von Sicherheiten für Finanzierungspartner. Dies führt direkt zu Teil zwei, den Kapitalverlusten der risikotragenden Institutionen und deren sinkendes Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit der Gläubiger. Das Resultat
war ein starker Rückgang von Kreditvergaben, was es erschwerte, durch Fremdkapital finanzierte liquide Mittel zu beziehen. Die Insolvenz von Lehman Brothers bezeichnet laut Murphy
den Beginn des dritten und finalen Teils der Wirtschaftskrise. Das bereits geschwächte Vertrauen in das amerikanische Finanzsystem wurde dadurch vollends (auch international) zerstört.
Den Beginn bilden also, wie bereits erwähnt, die fallenden Hauspreise in den USA. Allerdings ist dieser Wertverfall über die gesamten Vereinigten Staaten gesehen nicht so dramatisch, als dass daraus eine Wirtschaftskrise entstehen könnte. Problematisch war hingegen
der Wertverlust in den im Trend liegenden Gebieten von Los Angeles, Las Vegas und Miami.
Beispielsweise verloren nach dem Case-Shiller Home Price Index Immobilien im Raum Miami zwischen März 2007 und September 2008 über 100 Punkte. Weiters wurden durch die
vor dem Preisverfall kontinuierlich steigenden Preise spekulativ gebaut. Das bedeutet dass
Häuser und Infrastruktur gebaut wurden, für die noch keine Nachfrage bestand. Als der
Preisverfall einsetzte, führte das zu einem massiven Überangebot in diesen Märkten, was
den Wert der Immobilien weiter nach unten trieb und den Immobiliensektor lahm legte.
11
Für detaillierte Informationen siehe Murphy, D. (2009).
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Solange diese Entwicklungen durch Eigenkapital finanziert würden, wäre der Preisverfall nur
für die involvierten Unternehmen problematisch. Da dies aber nicht der Fall ist, sondern diese Bauvorhaben zu einem hohen Anteil durch Fremdkapital finanziert wurden, kamen auch
die Geld gebenden Institutionen in Schwierigkeiten. Dem zugrunde liegt die Tatsache, dass
dem Kreditgeber im Falle eines Zahlungsausfalls des Gläubigers (einfach ausgedrückt) das
Eigentum an dem Haus/Bauprojekt zufällt. Diese Kreditinstitution kann dann die Immobilie
verkaufen und seine Zahlungsausfälle decken. Dieses Konzept funktionierte, solange die
Immobilienpreise stiegen. Mit dem Verfall der Hauspreise konnten diese Zahlungsausfälle
aber nicht länger gedeckt werden, was zu einem Kapitalverlust der Kreditgeber führte.
Um zusätzliches Kapital für neue Kredite aufzubringen, wurden aus diesen einzelnen Krediten von Hausbesitzern Kreditpakete geschnürt, so genannte Collateralized Debt Obligations
(CDO). Diese CDOs werden auf internationalen Kapitalmärkten gehandelt, und bergen je
nach Bonitätsrating unterschiedliche Ausfallsrisiken. Da die Hauspreise bis 2006 kontinuierlich stiegen, bargen solche CDOs kaum Risiken; Zahlungsausfälle konnten ja durch den Verkauf der Sicherheiten (der Häuser) gedeckt werden. Durch die hohe Nachfrage nach CDOs
wurden aber auch Gläubigern mit schlechter Zahlungshistorie (sub-prime) Kredite gewährt,
die dann wiederum in „sichere“ Investmentprodukte verpackt und verkauft wurden. Aufgrund
des Anstiegs der Kreditzinsen wurden im Lauf der Zeit immer mehr Kreditnehmer zahlungsunfähig und immer mehr Häuser fielen an die Kreditgeber, die aber nicht mehr kostendeckend verkauft werden konnten. Weiters verloren auch die Institutionen, die den Kreditgebern CDOs abgekauft hatten, ihr Kapital.
Da durch diese Ereignisse das Vertrauen in fremde Kreditinstitutionen geschwächt wurde,
blieben auch die Maßnahmen der Zentralbanken – wie zum Beispiel die Senkung der Short
Rate – nutzlos. Denn obwohl Banken dadurch günstigere Kredite von der Zentralbank aufnehmen konnten, wurden die Finanzmittel nicht an das gesamte Finanzsystem weitergegeben, weil zum Teil die eigenen zukünftigen finanziellen Bedürfnisse und die finanzielle Situation möglicher Kreditnehmer unklar waren. Das führte zu einem stabil bleibendem 3mLIBOR, und keiner Vergünstigung für Interbank-Kredite um die Wirtschaft anzukurbeln.
Das Versagen von Fannie Mae (Federal National Mortgage Association), Freddie Mac (Federal Home Loan Mortgage Corporation), später auch Lehman Brothers und anderen internationalen Beteiligten am Amerikanischen Finanzmarkt machte aus der amerikanischen Immobilienkrise schlussendlich eine Weltwirtschaftskrise.
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6 LITERATURVERZEICHNIS
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