Männer sind anders - Frauen auch - B.F.B.M.

Donnerstag, 9. März 2006
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Frauentag: Wir haben die Welt weitgehend enträtselt, nich
aber die Geschlechterfrage. Haben sie womöglich selber
Schuld, daß sie in Führungspositionen noch immer
unterrepräsentiert sind? Ein Erklärungsversuch - und
Anzeichen dafür, daß mit der nächsten Generation vieles
anders wird.
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Von Irene Jung
Hamburg - Wir wissen, wie alt das Universum ist, wann der Mensch das Rad erfand, d
ersten Bankkredit und die Antibabypille. Wir kennen die höchste Primzahl und können fa
Hieroglyphenschriften entziffern. Nur an einem Phänomen beißen wir uns die Zähne aus
können einfach nicht erklären, warum so wenig Frauen in Führungspositionen gelangen.
Warum sie trotz aller Schulabschlüsse und Hochschuldiplome immer noch unterrepräsen
sind in Aufsichtsräten, Direktoraten, Geschäftsführungen.
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Fast alle möglichen Erklärungen haben wir schon 270mal durchdiskutiert:
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z Männer bewahren die Frauen aus reiner Ritterlichkeit davor, sich an Politik und Finan
Finger zu verbrennen.
z Männer wollen Frauen nicht in ihren Machtklüngeln, weil sie dann die Füße vom Tisch
nehmen und ihre Blähungen kontrollieren müßten.
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z Frauen geht es in Wahrheit nicht um einen Anteil an der Macht, sondern um die beste
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z . . . und ähnlichen Quatsch.
Ich wollte wissen, was ganz junge Frauen darüber denken, und fragte meine Tochter un
Freundinnen, alle 18: Was würden Frauen anders machen, wenn sie an den Schalthebel
Macht säßen?
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Kürzlich waren sie bei einer Oberstufenfahrt auf einem Panzerübungsgelände, erzählten
Und die Mädchen hätten sich gefragt: Warum bauen Männer solche Teile?
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Würden denn Frauen keine Panzer bauen? fragte ich.
Doch, vielleicht, meinten sie. "Wahrscheinlich würden Frauen rosa Panzer bauen, die mit
Lipgloss schießen."
Nächster Versuch. Warum stürzen sich Mädchen und Frauen seltener als Männer auf
Entscheidungsfunktionen? Warum überlegen sie lange, welche Auswirkungen das auf ihr
Familie, ihre Beziehung, ihre Freunde hätte? Haben Frauen Angst vor der Verantwortung
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Nö, Angst nicht, antworteten sie. Die Jungs könnten die meisten Dinge auch nicht besse
"Aber Männer müssen sich und anderen Männern immer beweisen, wie gut sie sind. Frau
müssen das nicht."
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Moment. Gibt es etwa keine ehrgeizigen Frauen? Doch, meinten sie. Aber für Frauen sei
"Beziehungen wichtiger als Geld oder der Rang. Und daß die Arbeit Spaß macht."
Impressum
Damit hatten sie etwas auf den Punkt gebracht, das viele erwachsene Frauen in Unterne
Verbänden und Hochschulen bestätigen. "Karriere" wird von Frauen offenbar anders def
Das meint auch Esther Schweizer, Vorsitzende des Bundesverbands der Frauen in Freien
Berufen und Management e. V. (B.F.B.M.), eines "kleinen, aber feinen Verbands" mit 40
Mitgliedern: "Das persönliche Wachstum ist für Frauen eben nicht identisch mit
wirtschaftlichem Wachstum oder finanziellem Vorteil. Sie arbeiten in großen Unternehme
aber irgendwann sagen sie: Ich mach jetzt meinen eigenen Laden auf. Deshalb gibt es b
so viele Einzelkämpferinnen."
Dieser Wunsch nach Entfaltung würde auch erklären, warum so viele gut ausgebildete ju
Frauen nach dem Babyjahr lieber in Teilzeit weiterarbeiten, auch wenn sie damit in Kauf
nehmen, von herkömmlichen betrieblichen "Karriere"-Leitern abgeschnitten zu sein. Das
keineswegs alles "Mutterglucken", die glauben, nur die leibliche Mama könne dem Baby
Fenchelkeks geben. Das sind Frauen, die etwas von ihrem Kind haben und sich ihre
Lebensqualität selbst zimmern wollen, so wie sie ja auch problemlos eine Ikea-Schrankw
zusammenschrauben, wenn's sein muß.
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Um Frauen gleichberechtigt in die Wirtschaft einzubinden, wurden bei uns in den 90er Ja
"Gender streaming"-Programme aufgelegt, die frauenfreundlichen Unternehmen sogar
Fördergelder in Aussicht stellten. Inzwischen hat sich die Diskussion verlagert. Heute ge
nicht mehr um Gleichberechtigung, sondern darum, qualifizierte Frauen überhaupt zu ha
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Gerade die IT-Branche mußte erkennen, daß Frauen die Firmen einfach verlassen und in
Ausland gehen, wenn die Arbeitsbedingungen nicht stimmen. Auch IBM in Stuttgart regi
so einen "weiblichen Brain Drain" (Intelligenz-Abwanderung). Und reagierte darauf mit
besonderen Personalprogrammen. Das IBM Women's Leadership Council zum Beispiel be
Geschäftsführung in allen frauenrelevanten Themen und hat ein Mentoring für Frauen m
Potential für die höhere Führungslaufbahn eingerichtet. Ein anderes Programm hilft den
- rund 25 Prozent der IBM-Beschäftigten in Deutschland -, individuelle Lösungen für die
Vereinbarkeit von Job und Familie zu finden, unter anderem mit betrieblichen Erziehung
(auch für Väter), flexiblen Arbeitszeiten, Kinder-Ferienbetreuungen.
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Noch ein Punkt, der nichts mit "Gleichberechtigung" zu tun hat, aber wichtig für junge F
ist: In osteuropäischen und skandinavischen Ländern bekommen mehr Frauen die Kinde
während des Studiums. Es ist normal, daß Firmen Absolventinnen mit Kind einstellen. B
nicht. In den meisten deutschen Unternehmen wartet man statt dessen weiterhin ab, bis
Frau es wieder mal durch eine Verkettung unwahrscheinlicher Zufälle an die Spitze scha
muß ihren Nutzen für die Männer beweisen, sonst schafft sie es nicht", sagt eine, die es
bewiesen hat (in einer Hamburger Privatbank). Das klingt nicht gerade nach "Frauen als
Führungskräfte willkommen".
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Nicht immer sind "die Männer" schuld - im Gegenteil, viele der jüngeren Männer arbeite
mit Frauen -, aber oft. Rein männlich besetzte Leitungsgruppen in Unternehmen funktio
häufig noch wie Death-Metal-Bands: Frauen bewundern, liefern zu und erledigen das Ca
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Das sieht sich die Frau eine Weile an, dann sucht sie sich lieber eine nette Nische, in der
Arbeit Spaß macht und in der nicht allzu viele Luftgitarristen herumlaufen.
Daß Frauen erst 33 Prozent unter den deutschen Führungskräften stellen, liegt jedenfall
an mangelndem Selbstbewußtsein. Das ist, wie wir an unseren Töchtern sehen, geradez
beängstigend ausgeprägt.
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Ein Beispiel: neulich abends vor dem Cinemaxx Dammtor. Außer mir wartet vor dem Ein
ein muskelbepackter, einsneunzig großer Solariumbewohner mit rasiertem Schädel
(Eintrittskarten für "Saw II" oder "Sky Fighters", schätze ich). Kurz vor acht kommt sein
Freundin, ein zierliches Mädchen mit Stiefeletten und Täschchen und einem Mundwerk w
Maschinengewehr. Innnerhalb von zwei Minuten hatte sie den armen Kerl auf Briefgröße
zusammengefaltet, weil er für irgendeine "Tiffy" keine Karte mitgekauft hatte. Seine lah
Entschuldigungen hatten keine Chance.
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Ich dachte immer, in "Saw II" würden sich die letzten Kohorten des Macho-Zeitalters
versammeln. Aber jetzt weiß ich, wo Gleichstellungsbeauftragte fehlen.
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