Heimat ist... - Junger Kammerchor Ostwürttemberg

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Heimat ist... - Junger Kammerchor Ostwürttemberg
HNP-Kulturspiegel
Seite 20
„Heimat – ganz global“
„Heimat“ – ein wirklich spannender Begriff. Dazu ging gestern auch ein Leserbrief ein der
Mergelstetterin Gisela Simeriotakis:
„Positive Gedanken auf dem Weg
zu Fuß von Mergelstetten in die
Stadt: Heimat hier – Deutschland
und weite Welt!
Auf dem riesigen neugeschaffenen
Parkplatz der Firma Hermann „auf
dem Gur“ schaue ich im Vorbeilaufen die Kfz-Kennzeichen an.
Jedes Mal zähle ich zwischen 18
und 24 Auswärtige, manche wie
z.B. „M“ mehrfach vertreten. Und
AA, GP und UL sind ja noch als
heimatnah einzustufen.
Meine Gedanken wandern auf der
Deutschlandkarte herum. Ist bei
Hartmann wieder eine Schulung
oder Tagung? Leut’ von überall
Stolz ist das Musical-Projekt
auf die vielen neuen Gesichter,
auch in verschiedenen Solorollen. Aus einer Gruppe von
Jugendlicher im Alter von 14
bis 25 Jahren konnte seit Sommer ein lebendiges, hochmotiviertes Ensemble entstanden.
Da für die Aufführung am
heutigen Samstag und morgigen Sonntag nur noch wenige
Restkarten an der Abendkasse
Heimat ist...
. . . schweizer Krankheit, Erinnerung, Kitsch, Landschaft, vieles mehr: Ausstellung Heidenheimer Künstler gibt viele Antworten
her . . . Inzwischen bin ich bei
„Voith Paper“ angelangt; und da
denke ich dann global! Von China
bis Sao Paolo (ohne Voithianer gewesen zu sein).
Dann wird’s heimatlich historisch –
Villa Gunzenhauser. Und dann war
da bis in die 50er Jahre noch der
Erchen-Sportplatz. Vor dem Konzerthaus steht „dem Herr Voith sei
Kirch“ (Gebäude der Christengemeinschaft). So sagte vor etwa 30
Jahren einmal ein Mergelstetter
Büble.
Und schon bin ich auf kurzweilige
Art per pedes in der City!“
Zusatz-Matinee bei Broadway-Gala
Am Wochenende bringt JuMP
mit seiner Weihnachtsgala
den Broadway aufs Schloss:
Das junge Ensemble bietet
einen Streifzug durch bekannte und unbekannte BroadwayMusicals.
Samstag, 9. Dezember 2006
zu haben sind, wird es am
Sonntagmorgen um 11 Uhr
eine Matinee geben. Dabei
wird es auch Gelegenheit geben, ein zweites Frühstück
oder einen kleinen Mittagssnack einzunehmen.
Derweilen laufen die Planungen für Sommer 2007: Geplant
ist natürlich wieder ein Musical im Rittersaal. Premiere: 4.
August.
Karten für die Matinee am
Sonntag (10. Dezember, 11
Uhr) im Ticketshop des Heidenheimer Pressehauses oder
in der Touristinformation. Für
die Aufführungen am Samstag/Sonntag (19.30 Uhr) sind
noch einige Karten an der
Abendkasse erhältlich.
v
Es war ein bemerkenswerter
Redebeitrag; und er wurde auch
nicht von jedem auf Anhieb verstanden – zumal der Redner
sich eines hohen Sprachtempos
befleißigt hatte: „Was also bedeutet – Heimat?“, fragte sich
Studiendirektor Thomas Lutz bei
der Vernissage von „künstlerheimatheidenheim“ vor vielen amüsierten Gästen im Türmle. Sinnig
reflektierte er über das „Wortungetüm“ und seinen „durchaus
ambivalenten“ Hintergrund: „Heimat sucht einen heim“.
Gymnasialgermanist Lutz hat
sich was gedacht beim Abfassen
seiner Rede; und es ist ein Vergnügen, den Text zu Hause auf
der Couch in Ruhe nachzulesen –
das hat er auch verdient, der
Autor wie sein Text.
Lutz kommt freilich zu keinem
einfachen Ergebnis, dazu ist das
Thema und auch sein Kopf zu
komplex. Aber es werden doch
einige luzide Schlaglichter, nein:
nicht geworfen, eher geschnippst
auf ein Thema, das den Diskurs
im Lande doch wieder ordentlich
beschäftigt.
Hoimet ist überall, nicht nur auf
der Ostalb. Lutz spricht von
einer „Rehabilitierung: Je mehr
Heimatlosigkeit, desto unausweichlicher wird es, von Heimat
zu reden“. Entortung sei eine Begleiterscheinung der alle Lebensverhältnisse
dynamisierenden
Globalisierung. Es gehe um die
Situierung des Menschen in der
Welt – dieser werde „ortlos, a-topisch“. Im dialektischen Reflex
könne die Heimat sich entwickeln zum „u-topischen Ort“.
Und Lutz zitiert dabei Blochs
„Prinzip Hoffnung“.
al
„Heimat sucht einen heim“, meinte Thomas Lutz (li.) in seiner pfiffigen Einführung zur „künstlerheimatheidenheim“. Im Türmle drängelten sich derweil die Besucher – und der Kunstverein kann auch
seither einen ganz ungewöhnlichen Andrang registrieren
Ff: sk
mern, aber immer mit Heidenheim. Heimat ist also auch „Verortung“, wie Lutz es am Beispiel
einer Sequenz aus der Kultserie
Monaco Franze verdeutlichte, in
der der Titelheld München als
Heimatort festlegt. Und OB
Bernhard Ilg, der das Grußwort
an die Versammelten richtete,
freute sich angesichts der ungewohnten Ehre, denn „in der Regel zeigt der Kunstverein nämlich Ausstellungen, die mit unserer Stadt inhaltlich kaum zu tun
haben“.
Und diese Verortung im Sinne
von Landschaft oder von Ort
selbst haben vor allem Künstler
wie Karl Arnold, Franklin Pühn
oder auch Rolf Nesch (den hatte
es wegen einer unliebsamen Lehre zum Dekorationsmaler an die
Brenz verschlagen) aufgegriffen.
Sein Ölgemälde im ersten Stock
zeigt, wie viele andere Bilder
auch, das Wahrzeichen der Stadt,
das Schloss Hellenstein. Franklin
Pühn hingegen wählt den Blick
vom Schloss auf die Stadt, während Erika Theilacker Café Curt
und die Hauptstraße darstellt in
Verbindung mit ihrer „zweiten
Heimat“ Norwegen.
Andere Kunstwerke sind nach
Lutz „Erinnerungsprojekte“ wie
die von WCM-Künstler Friede-
Rehbraten vom Freischütz
Die „Bad Guys“: Gangsterboss Costello (Jack Nicholson) und sein
Polizei-Informant Colin (Matt Damon) suchen einen bei der Gang
eingeschleusten Undercover-Agenten. Vor allem die überragenden
Akteure machen Martin Scorseses harten und spannenden Thriller
„Departed – Unter Feinden“ zu einem Kinoereignis.
Foto: warner
Ein „scheinbar einfaches Nominalkompositum“, also der Titel
der letzten Ausstellung 2006 des
Heidenheimer
Kunstvereins
„künstlerheimatheidenheim“,
wirft laut Lutz eine Menge Fragen auf: Ist Heidenheim die Heimat des Künstlers im eigentlichen Sinne oder nur eine „temporäre Künstlerheimat“ oder ist
der Künstler gar ein „Heimatkünstler“?
Viele Antworten auf diese Fragen
gibt es in der Kunst – im Türmle
sind es mehr als 60 an der Zahl,
gemalt, gezeichnet, radiert oder
plastisch abgebildet von Heidenheimern und Nicht-Heidenhei-
Orgel & Nussknacker
Film der Woche in der Neuen Presse
Undercover-Duell
Exquisite Darsteller im spannenden Thriller „Departed“
Allein schon die Namen der drei
Hauptdarsteller von Martin Scorseses neuem Film Departed –
Unter Feinden sind Grund genug, sich den harten Thriller anzuschauen: Jack Nicholson, Leonardo DiCaprio und Matt Damon. Doch auch die packende
Story hat es in sich.
Von Klaus Dammann
Die Bostoner Polizei ist hinter
dem irischstämmigen Unterweltboss Costello (Nicholson
einmal mehr unvergleichlich)
her und schleust deshalb den
Undercover-Agenten Billy (DiCaprio) bei den Verbrechern ein.
Doch auch Costello hat mit Sonderermittler Colin (Damon) seinen Maulwurf bei den Cops. Als
beide Seiten feststellen, dass es
eine undichte Stelle in der eigenen Organisation gibt, müssen
Billy und Colin aus Gründen
ihrer Sicherheit versuchen, den
anderen so schnell wie möglich
zu enttarnen.
Neben den drei glanzvoll aufspielenden Hauptdarstellern hat
Scorseses Spannungsstück, das
auf den Hongkong-Thriller „Infernal Affairs“ zurückgeht, mit
Martin Sheen, Mark Wahlberg
und Alec Baldwin auch in den
Nebenrollen großartige Akteure
zu bieten.
Mit „Departed“ meldet sich der
brillante Regisseur von Meisterwerken wie „Taxi Driver“, „Wie
ein wilder Stier“ oder „Casino“
wieder zurück in dem Genre,
dem er selbst mit „Good Fellas“
einen Meilenstein hinzugefügt
hatte. Der Deutsche Michael
Ballhaus – Stamm-Kameramann
von Scorsese – leistete glanzvolle
fotografische Arbeit.
Über weite Strecken des zweieinhalb Stunden langen Films
begegnen sich die Kontrahenten
DiCaprio und Damon nicht, verfolgt die Handlung jeden für
sich. In den Mittelpunkt rücken
der psychologische Druck und
die Belastung des UndercoverLebens, flankiert von jähen und
drastischen Gewaltschilderungen. Die Figurenkonstellation
und die Darstellungsform erinnern hier stark an Michael
Manns „Heat“, in dem sich
Gangster Robert De Niro und
Cop Al Pacino ebenfalls erst
spät gegenüber traten.
Und auch in „Departed“ fällt
die Spannungskurve bis zum
Showdown nicht mehr ab.
Freigegeben ab 16 Jahre.
Ein Orgelkonzert am morgigen Sonntag (10. Dezember, 16.30 Uhr) in der Marienkirche Heidenheim entführt Kinder und Erwachsene in die Welt von
Tschaikowskys „Nussknacker“. Sigrid Mandel und
Barbara Weber stellen das
Weihnachts-Märchen nach
dem Text von E.T.A. Hoffmann vor.
v
Eike Gaugers Kunst
„auf dem Lande“
Eike Gauger hatte in Hermaringen zum 26. Mal ihre Töpferei
geöffnet: Sie zeigte interessierten Besuchern in ihrer Werkstatt
und in ihrem großen Garten an
der Brenz neue Kreationen aus
Ton.
Daneben waren Batikbilder von
Ellen Eiermann, Schmuckentwürfe von Frieder Hornung,
Mode aus Wolle von Dagmar
Nikodemus und Klaus Lösers
Gartenkunst zu sehen.
Eines der Anliegen von Eike
Gauger ist, ihre Exponate und
die der Gastkünstler in der
Töpferei und dem sich anschließenden Garten so zu präsentieren, dass eine Einheit von
Natur und Kunst entsteht.
Ein weiteres Anliegen Eike
Gaugers ist, Kunst auch solchen Personen zugänglich zu
machen, denen der Zugang zu
Galerien schwerfällt. Die große
Besucherzahl und die vielen
langen Gespräche zwischen
den Künstlern und den neugierigen Besuchern belegten die
Richtigkeit von Gaugers Bestrebungen.
ei
Hat „Heimat“ mit „Scholle“ zu tun? Früher ja, gewiss. Der Heidenheimer Lars Maurmaier, mittlerweile viel in Berlin, assoziiert das
ironisch, wenn er ganz lapidar einen „Fendt“ über sattes bäuerliches
Land tuckern lässt (kleinformatige Mischtechnik)
F: sie
mann Blum, der mit seinen „Sicherung von Überresten und
Spuren untergegangener Gebäuden“ dem Vergessen von vergangener Heimat strotzt und damit
die Bestandteile seiner Identität
offenlegt. Ganz anders verfährt
Albrecht Briz, der mit dem Objekt seiner malerischen Begierde
„Die Kuh“ die Schweizer Krankheit
hervorzurufen
vermag.
Schon die Gebrüder Grimm und
Karl Jaspers wussten, dass die
Kuh als das „Heimatsymbol der
Schweizer“ Heimweh erzeugt,
erklärte Lutz – so wohl auch hier.
Mit Adornos Minima Moralia
(„in der Erinnerung schmeckt
jeder deutsche Rehbraten, als
wäre er vom Freischütz erlegt
worden“) legte Lutz das Beziehungssystem der Beiträge von
Beate Gabriel und Jeanette Zippel offen: Gugelhupf und Honigobjekt offenbaren Doppelbödigkeit im Heimischen.
„Heimat ist auch ein Objekt des
Kitsches“; da darf der röhrende
Hirsch nicht fehlen, auch im
Türmle nicht. Erich Brizs röhrender Hirsch kommt zeichenhaft daher und ironisiert sich
selbst.
Die Ausstellung im Türmle versammelt also Kunst aus und von
der Heidenheimer Heimat als fotografisches Abbild, Interpretation, Ironisierung oder Steigerung des Heimatbegriffs. Und der
einzelne Heimat-Künstler? „Er
verzichtet auf naive Heimatei“
und zeigt Persönliches. Nichts
Heimeliges.
vj
Junger Kammerchor Ostwürttemberg probt für drei Konzerte
Die historischen Säle von
Schloss Kapfenburg kennen die
Sänger des Jungen Kammerchors Ostwürttemberg (JKO)
aus den Probenphasen gut. Nun
haben sie Gelegenheit, ihr Können bei einem Konzert am
Sonntag (7. Januar, 17 Uhr) im
Konzertsaal der Musikschulakademie unter Beweis zu stellen.
Unter Leitung von Thomas Baur
(Iggingen) und Wilfried Lang
(Heidenheim) studieren sie zur
Zeit ein weltliches Programm ein.
Ein ganzes Wochenende waren
30 jungen Sänger zur Probe auf
der Kapfenburg, bevor es gleich
nach Neujahr für vier Tage ins
Klosterhospiz Neresheim geht.
Einige Rückmeldungen, die die
Sänger nach drei Tagen intensiver Arbeit per SMS gegeben haben, klingen begeistert: So bedanken sich zwei Mädchen für
ein „Wochenende, das wieder
ein lehrreiches und einfach
schönes Erlebnis war! Wir durften wieder die tolle Gemeinschaft erleben, die durch die
eindrucksvolle Musik verbunden
wird.“ Eine Sängerin meinte:
„Ich singe im JKO, weil man
dort nicht alltägliche Literatur
kennen lernt.“ Oder noch deutlicher in der SMS eines jungen
Mannes: „War echt ein geiles
Wochenende!! Bin jetzt fix und
alle vom Singen (Smiley). Es ist
einfach der Hammer, was für
Klänge da entstehen.“
Diese „hammerhaften“ Klänge
stammen von Johannes Brahms
und Harald Genzmer.
Von Brahms erklingen die elf
„Zigeunerlieder“ für vier Singstimmen und Klavier – Ende des
19. Jahrhunderts eines der beliebtesten Werke für Hausmusik.
Der Zyklus „Irische Harfe“ von
Harald Genzmer für 4 bis 8 ge-
„Es ist der Hammer, was für Klänge da entstehen“: Der Junge
Kammerchor Ostwürttemberg probte auf der Kapfenburg für seine
nächsten Konzerte
F: sk
mischte Stimmen wurde ’65 veröffentlicht. Genzmer, der heute
97jährig in München lebt, gehört zu den wichtigsten deutschen Komponisten des 20.
Jahrhunderts. Den Dogmen der
Avantgarde gegenüber immer
skeptisch und darin seinem
Lehrer Paul Hindemith verwandt, steht er für eine Musik
ein, die Spieler und Hörer unmittelbar ansprechen möchte.
Neben der „Irischen Harfe“ erklingen von Genzmer noch die
Lieder „Steh auf Nordwind“
und „Der Tod“.
Außer auf Schloss Kapfenburg
wird das Konzert noch am 13.
Januar in Schwäbisch Gmünd
(Prediger) und am 14. Januar in
Heidenheim
(Waldorfschule)
wiederholt.
Der Chor arbeitet mit den Musik- und weiterführenden Schulen, mit Vereins- und Kirchenchören in Ostwürttemberg zusammen.
Vorverkauf:
Tel.
07363-96180.
taub