Energieeinsparung beim Schleppereinsatz

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Energieeinsparung beim Schleppereinsatz
Energieeinsparung beim Schleppereinsatz
von Dr. H. H. Kowalewsky, Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Nach dem letztjährigen Einbruch bei den Energiepreisen steigen diese seit gut zwei Monaten
wieder an. So hat sich z. B. der Rohölpreis in dieser Zeit schon wieder fast verdoppelt. Es
lohnt sich also, über den dieselsparenden Schleppereinsatz nachzudenken.
Der Dieselverbrauch der landwirtschaftlichen Betriebe in Niedersachsen liegt im Mittel bei
etwa 110 l pro Hektar und Jahr. Umgerechnet bedeutet dies, dass die zu den Hauptarbeiten
eingesetzten Schlepper etwa 7.000 l pro Jahr verbrauchen. Dabei ist die Spanne groß. Um
den Verbrauch und damit die Kosten zu reduzieren, sind beim Kauf eines neuen oder eines
gebrauchten Schleppers und bei dessen Einsatz eine Reihe von Gesichtspunkten zu
beachten.
Unterschiede zwischen Fabrikaten werden geringer
In der Praxis werden die Unterschiede im Dieselverbrauch zwischen verschiedenen Schlepperfabrikaten immer wieder heiß diskutiert. Im Laufe von zehn Jahren wurde dazu bei den
von der Landwirtschaftskammer durchgeführten Schleppertests festgestellt, dass diese
Unterschiede meist überschätzt werden. Festgestellt haben wir außerdem, dass die
Unterschiede im Laufe der Zeit immer geringer wurden. Das überrascht nicht, denn die
Schleppertechnik gleicht sich immer mehr an. Während verbrauchssenkende Techniken wie
z. B. die Common-rail-Einspritzung, Turbolader oder die Abgasrückführung früher nur in
wenigen Fabrikaten zu finden waren, gehören sie heute zum Standard.
Gefühlt ist der Dieselverbrauch unserer heutigen Schlepper höher als früher. Das hängt nicht
nur damit zusammen, dass zusätzliche Verbraucher wie z. B. Druckluft- und Klimaanlagen
den Verbrauch erhöhen. In erster Linie spielt hier eine Rolle, dass heute auch für leichte
Arbeiten leistungsstarke Schlepper zum Einsatz kommen. Bei Transportfahrten in relativ
ebenem Gelände wurde das deutlich.
Tab. 1: Einfluss der Schlepperleistung auf den Dieselverbrauch
Schlepperleistung
Gewichte in t
Dieselverbrauch bei Transporten
pro 100 km
PS
Schlepper
Anhänger
Gesamt
in l
in %
125
5,8
24
29,8
55 l
100 %
175
6,9
24
30,9
67 l
121 %
250
9,1
24
33,1
77 l
140 %
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Einen 24 t schweren Anhänger mit einem 125 PS schweren Schlepper zu ziehen verursacht
einen Dieselverbrauch von 55 l auf 100 km. Der gleiche Anhänger von einem 250 PS
Schlepper gezogen, führte zu einem um 40 % höheren Dieselverbrauch. Die Transportzeit
wurde dabei nur um weniger al 10 % verringert. Dieses in der Ebene erzielte Ergebnis lässt
sich aber so nicht auf bergiges Gelände übertragen. Dort ist der Unterschied im
Dieselverbrauch etwas geringer und der Unterschied bei der Transportzeit ist deutlich
größer. Trotzdem gilt, dass es dieselsparender ist, die leichteren Arbeiten mit einem gut
ausgelasteten kleineren Schlepper zu erledigen als mit einem weniger ausgelasteten
größeren. Wenn allerdings bei schwereren Arbeiten eine höhere Schlepperleistung auch in
eine höhere Leistung umgesetzt wird, hat die Schleppergröße nur wenig Einfluss auf den
Dieselverbrauch pro Hektar.
Pflege und Wartung nicht vernachlässigen
Verringern lässt sich der Dieselverbrauch von Schleppern durch regelmäßige Pflege und
Wartung. Wie Untersuchungen in Schleswig-Holstein gezeigt haben, besteht hier insbesondere bei arbeitsmäßig hoch ausgelasteten Veredlungsbetrieben oftmals ein Nachholbedarf.
Schlecht gepflegt und gewartet werden häufig die älteren Schlepper, die verbrauchen aber
teilweise auch erhebliche Dieselmengen. Zur Pflege und Wartung gehört nicht nur, den
Schlepper regelmäßig von einer Fachwerkstatt inspizieren zu lassen, sondern auch das
häufigere, - wenn es sein muss sogar mehrmals tägliche - Reinigen von Kühler und Luftfilter.
Ob der Einsatz von Leichtlaufölen zu einer deutlichen Verminderung des Dieselverbrauchs
führt, hängt von den Einsatzbedingungen ab. Vorteilhaft sind Leichtlauföle, bei Schleppern,
die relativ oft mit geringer Betriebstemperatur arbeiten. Das kommt vor, wenn der Schlepper
nur kurzfristig läuft und wenig Leistung beansprucht wird. Normales Öl bleibt dann
zähflüssig, während Leichtlauföl bereits von sich aus dünnflüssiger ist.
Von der technischen Ausstattung her gibt es zwei besonders wichtige Bereiche, wenn es um
Dieseleinsparungen geht. Das sind die Zapfwelle und das Getriebe. Bei der Zapfwelle ist die
Ausrüstung mit einer so genannten „Sparzapfwelle“, die auch als „750er-Zapfwelle“
bezeichnet wird, sinnvoll. Bei dieser Zapfwelle kann die oftmals geforderte Drehzahl von 540
Umdrehungen pro Minute bereits bei geringer Motordrehzahl erreicht werden. Da unsere
Schlepper heute bereits bei geringer Motordrehzahl über eine relativ hohe Leistung verfügen,
lässt sich mit der Sparzapfwelle nicht nur bei den leichten Zapfwellenarbeiten etwa 20 % des
verbrauchten Diesels einsparen.
Mindestens so wichtig wie die Sparzapfwelle ist ein gutes Getriebe, wenn es um die Verringerung des Dieselverbrauchs geht. Theoretisch ist es zwar so, dass ein aufwendiges Getriebe mit vielen Gängen zu einem minimal größeren Dieselverbraucht führt, in der Praxis
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sieht das aber anders aus. Wenn sich ein Getriebe gut schalten lässt und wenn es nur geringe Gangsprünge aufweist, passt man sich als Fahrer eher und besser an die aus der Sicht
des Dieselverbrauchs optimale Geschwindigkeit an. Getriebe mit Lastschaltstufen und insbesondere stufenlose Getriebe bieten deshalb immer dann Verbrauchsvorteile, wenn nicht
nur ein niedriger Dieselverbrauch, sondern auch eine hohe Arbeitsleistung gefragt ist. Bei
Transportfahrten ist darüber hinaus zu beachten, dass die Höchstgeschwindigkeit bei reduzierter Motordrehzahl erreicht wird. Auch das trägt zur Verminderung des Dieselverbrauchs
bei.
Nicht an der Bereifung sparen
Bei vielen Arbeiten wird die Motorleistung des Schleppers ganz oder teilweise über das
Fahrwerk in produktive Arbeit umgesetzt. Nur bei den wenigen Zapfwellenarbeiten im Stand,
wie z. B. beim Güllerühren, spielt das Fahrwerk keine Rolle. Nachdem sich der Allradantrieb
durchgesetzt hat, sind es in erster Linie die Reifen, die im Fahrwerksbereich den Dieselverbrauch beeinflussen. Auf dem Acker gilt, dass ein Reifen dann zu einem niedrigen Dieselverbraucht führt, wenn er wenig Schlupf verursacht. Ein möglichst hoher und ausreichend
breiter Reifen mit hohen und schmalen Stollen, der außerdem dank niedrigem Luftdruck eine
besonders große Aufstandfläche auf dem Boden erreicht und sich gut verzahnt, bietet hier
große Vorteile. Das bedeutet, dass man die Reifen von Schleppern, die in starkem Umfang
schwere Zugarbeiten leisten, bereits erneuern sollte, wenn das Profil eine Stollenhöhe von
weniger als 2 cm aufweist. Der Reifen bringt dann nur noch 80 % seiner maximalen Zugkraft,
es tritt mehr Schlupf auf und der Dieselverbrauch wird höher.
Das Problem bei Reifen besteht darin, dass vieles von dem, was auf dem Acker zu einer
Minderung des Dieselverbrauchs führt, den Verbrauch bei Straßenfahrten erhöht. Auf der
Straße ist ein schmalerer Reifen, der breitere und niedrigere Stollen aufweist und mit relativ
hohem Luftdruck gefahren wird, verbrauchsgünstiger und verschleißärmer.
Da die Reifeneigenschaften in starkem Maße vom Luftdruck im Reifen bestimmt werden,
kann durch Anpassen des Luftdrucks (z. B. 1,0 bar auf dem Acker und 2,0 bar auf der
Straße) eine deutliche Minderung des Dieselverbrauchs und des Verschleißes herbeigeführt
werden. Diese Anpassung von Hand durchzuführen ist mühsam und unterbleibt meist. Es
gibt aber automatische Reifendruckregelanlagen, die auch nachgerüstet werden können.
Diese Anlagen lohnen, wenn die Schlepper viele Betriebsstunden pro Jahr leisten und ein
häufiger Wechsel zwischen Acker- und Straßeneinsatz stattfindet.
Gewicht des Schleppers anpassen
Ähnlich wie mit den Reifen verhält es sich im Hinblick auf den Dieselverbrauch mit dem
Schleppergewicht. Auf der Straße führt ein höheres Gewicht zu einem höheren Verbrauch,
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auf dem Acker bietet ein höheres Gewicht bei schweren Zugarbeiten dagegen Vorteile, weil
es den Schlupf vermindert. Durch einen schnellen, einfachen An- und Abbau von Gewichten
lässt sich dieses Problem lösen. Die Ballastierung mit Gewichten in der Fronthydraulik hat
sich da bewährt, ist aber nicht ganz billig.
Zur Verminderung des Dieselverbrauchs tragen Dieselverbrauchsanzeigen bei. Untersuchungen der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen haben gezeigt, dass beim Pflügen etwa 20 % des Diesels eingespart werden können, wenn die Pflugeinstellung im Hinblick
auf Zugpunkt und Seitenneigung unter Beachtung des aktuellen Dieselverbrauchs optimiert
wird. Die Dieselverbrauchsanzeige trägt außerdem zu einer verbrauchsgünstigeren
Fahrweise des Schlepperfahrers bei. Viele neue Schlepper weisen inzwischen eine
Verbrauchsanzeige serienmäßig auf, aber auch eine Nachrüstung ist möglich.
Nachrüstbar sind auch satellitengestützte Parallelfahrsysteme. Sie ermöglichen es u. a.,
automatisch so zu fahren, dass bei Anbaugeräten immer die volle Arbeitsbreite ausgenutzt
wird. Das ist insbesondere bei Geräten mit großer Arbeitsbreite vorteilhaft, weil hier der
Anschlussbereich oftmals doppelt bearbeitet wird.
Zusammenfassende Feststellungen
Der Dieselverbrauch der Schlepper verursacht erhebliche Kosten. In vielen Betrieben ist
aber eine deutliche, d. h. 20 bis 30 %ige Senkung dieser Kosten möglich, wenn beim
Schlepperkauf und -einsatz bestimmte Punkte beachtet werden. Das Problem ist dabei
allerdings, dass jeder der aus den Bereichen Motor, Zapfwelle, Getriebe und Reifen
aufgezeigte Punkt nur ein begrenztes Einsparpotenzial bietet. Erst in der Summe ist die 20
bis 30 %ige Einsparung erreichbar.
Neben den technischen Aspekten ist es der Fahrer, der es in der Hand - oder besser gesagt
in Hand und Fuß - hat, wie viel Diesel für bestimmte Arbeiten verbraucht wird.
Einsparmöglichkeiten sind hier gegeben durch vorsichtiges Gas geben, Verzicht auf Arbeiten
mit Höchstdrehzahl, insgesamt niedertouriges Fahren, frühzeitiges Schalten und eine
vorausschauende Fahrweise. Die erreichbare Einsparung dürfte in vielen Fällen in der
Größenordnung zwischen 15 bis 20 % liegen. Vorteilhaft ist dabei, dass man nicht erst
investieren muss, nachteilig ist, dass das eigene Verhalten geändert werden muss. Das fällt
besonders schwer.

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