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58 CD-REZENSIONEN
CHRIS KRAMER
»Kramer kommt«
Mit „Kramer kommt“ ist dem Bluesmusiker Chris Kramer
erneut eine abwechslungsreiche Mischung aus rockigen
und leise-bluesigen Songs gelungen. Die Texte der 14
deutschsprachigen Lieder sind mal tiefgehend, mal witzig.
Der Mundharmonikaspieler, der schon mit Peter Maffay auf
Tournee war, zeigt die ganze Bandbreite seines musikalischen Könnens. Die ersten Songs „Ich bin anders“, „Volle
Kraft voraus“ und „Geld, Geld, Geld“ fetzt er dem Hörer um
die Ohren. Erst gegen Ende des Albums werden die Songs
mit „Ordentlich bin ich nur gelegentlich“ und „Ein Teil von
dir“ ruhiger. Besonders die einfühlsam gespielte Bluesharp
überzeugt bei diesen Stücken.
www.chris-kramer.de
J.H.
ist eine kraftvolle Nummer, die sofort zu überzeugen weiß.
GRAND SLAM ist eine Band, die mit der Zeit geht – dies
bemerkt man daran, dass hier und da dezente elektronische
Elemente mit eingefügt werden. Der Track „Keep Me In Your
Daydreams“ sticht da besonders heraus. Lebendiger Funk,
der geradezu nach der Tanzfläche schreit. Es gibt ganz viele
Spuren, jede scheint ihr eigenes Lied zu spielen, und doch
ergibt das keine Kakophonie, sondern ein wundersames,
schillerndes Ganzes. Fast alles auf „The New Crack Swing
EP“ klingt wie nicht von dieser Welt, schwer zu fassen und
doch dringlich.
M.D.
www.tnt-productions.de
erhielt der Song „My Girl In The Sunrays“ den ersten Platz in
der Kategorie „bester Rhythm-&-Blues-Song 2014“. ALWIN
SMOKE spielt Gitarre seit seinem 11. Lebensjahr, fühlt sich
aber auch mit Bassgitarre und Klavier wohl. Seine Vorliebe
gilt dem klassischen Rock, er schätzt aber auch den Jazz.
Neben 80er-Jahre-typischen Songs gibt es auf dem Album
auch Balladen oder Surf-Sound-Artiges, wie „Mother Blue“.
In „Bad Voice“ klingen Gitarren zweistimmig nebeneinander.
Gar nicht rauchig, aber klar und sauber klingen Produktion
und Stimme des Künstlers. Protagonist Alex Weinrauch hat
fast alle Instrumente selbst eingespielt. Lena Weinrauch spielt
absolut hörenswert die Flöte in „Sunset“. Hörenswert ist die
ganze Platte für Freunde des gepflegten klassischen Rock!
www.alwinsmoke.com
C.S.
MIKE O’DONOGHUE
»Gone America«
HERR WITTE
»Herr Witte«
Die drei Aachener Jens Witte, Andreas Mosch und Peter
Hans machen seit mehr als 20 Jahren gemeinsam Musik.
Als HERR WITTE berühren sie mit melancholischen Klängen
und tiefgründigen Texten. Leise und zurückhaltend präsentiert das Trio seine Lieder, bei denen neben Gitarre, Klavier,
Bass und Percussion auch Akkordeon- und elektronische
Töne zu hören sind. Die Geschichten, von denen die Songs
erzählen, stehen im Vordergrund und wecken in den Zuhörern Emotionen, regen zum Nachdenken an und bieten,
indem sie von den Merkwürdigkeiten und Ungereimtheiten
des Lebens berichten, Platz für eigene Interpretationen.
J.H.
www.herrwitte.de
GRAND SLAM
»The New Crack Swing EP«
30 Jahre gibt es die Formation GRAND SLAM aus dem
kleinen bayerischen Örtchen Amberg nun schon. Sie touren
unentwegt und bringen auch mal das eine oder andere Album
auf den Markt, diesmal in Form der EP „The New Crack
Swing EP“. Eine Mischung aus Blues, Pop, Jazz und Funk
kommt einem hier entgegen. Der Opener „Sunday Morning“
musiker MAGAZIN 2/2015
Mike O’Donoghue neuestes Album mit dem Titel „Gone
America“ kann ein wenig irreführend wirken. Denn was einem
hier präsentiert wird, ist feinster irischer Folk, aber auch amerikanischer Folk wie zum Beispiel beim Stück „Have A Drink
On Me“ findet seinen Platz auf dem Album. Akustische
Gitarren, Akkordeon und ein dezentes Querflötenspiel beherrschen die Atmosphäre. Man merkt, dass hier ein Musiker
am Werke ist, der etwas zu sagen hat. Stücke wie „New
Horizon“ und „My Girl“ sind schön, nachdenklich und traurig zugleich. Jedoch spürt man die enorme Kraft, die in ihnen
steckt, eine Kraft, der man keinen lauten Sound verpassen
muss. „Gone America“ strahlt Wärme und Natürlichkeit aus,
offenbart sich schon nach einmaligem Durchlauf als ein Werk
von subtiler Schönheit. Eine Schönheit, die sich von Mal zu
Mal steigert, wenn man nicht den Fehler begeht, das Album
nebenbei zu hören. Denn es ist ein Gesamtkunstwerk von
gewaltiger Anziehungskraft, das nur als solches funktioniert. Das Album ist dazu gemacht, um es einzulegen und
in so eine Art andere Welt einzutauchen.
M.D.
www.mike-odonoghue.de
ALWIN SMOKE
»Spirit’s Free«
Klassischer Rock und Blues, das sind die prägenden Stile
des ALWIN SMOKE. Beim Deutschen Rock und Pop Preis
MARTY AND THE BAD PUNCH
»Moon Over Baskerville«
Der Mond über Baskerville scheint hell! Ein Album mit
Strahlkraft ist das, was Martin Punsch, Gitarrist aus München,
alias MARTY AND THE BAD PUNCH da produzierte. Der
Großhandelskaufmann klingt selbst wie seine großen Vorbilder FOREIGNER oder REO SPEEDWAGON. Kelly Hansen,
seit 2005 Frontmann und Vokalist bei FOREIGNER, empfahl
Sangeskollege David Cagle für die Einspielung des Gesangs.
Die Produktion ging in Form von digitalen Spuren um die
Welt, um mit den handverlesenen Kandidaten für Martys
Album bespielt zu werden. Das Ergebnis ist ein Album, das
typischen AOR-Sound aus den 80ern ins Heute zaubert.
Unverstellt und völlig natürlich agieren neben Cagle und
Punch Robert Karasek an den Keyboards, Martin Motnik an
der Bassgitarre und Will Jones am Schlagzeug. Die Songs
schweben in Sphären zwischen JOURNEY, FOREIGNER und
EAGLES. „Destination California“ ist eine laid-back klingende
Ballade, die sich im Ford Mustang auf dem Highway absolut gut machen würde. Gerne nannte man das damals auch
Soft-Rock. Der Klasse dieser Musik macht das aber keinen
Abbruch. Marty hat mit diesem Album das geschafft, woran
viele scheitern: den Idolen nicht nur nacheifern, sondern auf
Augenhöhe mit ihnen musizieren. Deshalb ist seine Musik
nicht nur für 80er-Nostalgiker eine absolut glänzende
Empfehlung. Hell glänzend, wie der Mond über Baskerville.
C.S.
www.martyandthebadpunch.com
CD-REZENSIONEN 59
BARBARA ZANETTI
»Showdown«
THE NOISE
»The Noise«
CORDELIA LOOSEN-SARR
»Seelenhauch«
Die Südtirolerin Barbara Zanetti bringt mit „Showdown“
eine Single heraus, die uns in zwei Varianten präsentiert
wird: einmal die rockige Version und einmal in reduzierter
Weise. Obwohl man sagen muss, dass sie dennoch mit viel
Energie bei der „Folk-Version“ zu Werke geht. Die Single ist
tadellos produziert und klangtechnisch auf der Höhe. Die
Stimme spielt die nie angefochtene Hauptrolle im Klangspektrum des Songs, und das ist bei dieser Sängerin auch
ein Muss: Alles andere wäre ein Ärgernis. Was besonders
hervorsticht, ist der Faktor, dass das Lied Authentizität besitzt
und das lässt Barbara Zanetti nicht als Kunstprodukt der
Musikbranche erscheinen.
www.barbarazanetti.com
M.D.
Die New Yorker Jungs von THE NOISE machen mit ihrem
neuen Album, das ebenfalls mit „The Noise“ betitelt ist, ihrem
Namen alle Ehre. Mit Lärm, harten Gitarrenriffs, schnellen
Bässen und einem Schlagzeug, das vorantreibt, fetzen die
Punk Rocker um Sänger und Frontmann Arthur King, den
viele noch von der Band THE MISFITS kennen, ihren Hörern
einen Song nach dem anderen um die Ohren. Ihr Sound
erinnert stark an den ursprünglichen Punk. Einflüsse von
THE RAMONES, Iggy Pop und THE CLASH sind nicht zu
überhören, sodass die Platte, die seit Februar erhältlich ist,
auch in der Hoch-Zeit des Punk Rock hätte produziert werden können.
www.rookierecords.de/category/bands/the-noise
J.H.
Ruhe und Harmonie im stressigen Alltag finden, eins mit
der Natur werden, mit sich selbst im Einklang stehen und
in einen meditativen Zustand kommen liegt Cordelia
Loosen-Sarr am Herzen. Auf ihrer CD „Seelenhauch“
nimmt sie die Hörer mit auf eine friedvolle Naturklangreise.
Dafür spielt sie extra statt in der gängigen 440-Hz-Stimmung in der 432-Hz-Stimmung, die ihrer Meinung nach
einen „Bezug zum Menschen, der Erde und dem Kosmos“
habe und deshalb das Herz berühre und öffne. Beim Stück
„Friedensklang“ wird Loosen-Sarr von Jutta Reichardt
sphärisch auf dem Monochord begleitet. Die CD ist Balsam
für die Seele.
www.musicforlife.de
J.H.
THE SAZERAC SWINGERS
»It’s Never Too Late For A Happy
Childhood«
KURT BUSCHMANN
»The Blues Is Gone«
THE KURT BUSCHMANN GROUP
»Use Your Time«
Jazz aus Gütersloh. THE SAZERAC SWINGERS kommen sehr
unbeschwert und leichtfüßig auf ihrem aktuellen Werk „It’s
Never Too Late For A Happy Childhood“. Das müssen sie ja
fast auch, denn ihr Album umfasst 15 Lieder. Es ist schon
ganz schön mutig, ein solch langes Album heutzutage noch
auf den Markt zu bringen, denn die einzelnen Lieder liegen
fast nie unter der Fünfminutengrenze. Aber schon beim
ersten Stück „Flying Home“ wird klar, dass einem schwere
Kost hier erspart wird. Nein, ihr Ziel ist es, dem Hörer
Lebensfreude zu vermitteln. Was wäre da besser geeignet
als guter, alter, traditioneller Jazz in bester Louis-ArmstrongManier. Dieser Legende kommen sie auch sehr nahe mit
dem Stück „Max The Knife“, mit Terrence Ngassa als Gastsänger. Hier glaubt man fast, der Meister Louis Armstrong
höchstpersönlich stünde hinter dem Mikrofon. Das einzige,
das man der Truppe vorwerfen kann, ist, dass sie bisweilen ihre Musik etwas zu routiniert spielen und die improvisatorische Freiheit, die man sich im Jazz durchaus nehmen
kann, manchen Werken fehlt. Nichtsdestotrotz ist und
bleibt auch dieses Album eine Sammlung von fantastischen Nummern.
Der aus Seeon am Chiemsee kommende Multi-Instrumentalist Kurt Buschmann bringt uns auf „The Blues Is Gone“
den Jazz näher. Er covert Klassiker wie „M.R. PC“ von John
Coltrane oder „St. Thomas“ von Sonny Rollins. Aber auch
Pop kommt nicht zu kurz wie bei der Cover-Version von
dem unsterblichen Klassiker „Eleanor Rigby“ der BEATLES.
Das ist Spielfreude pur, schwerer zu hüten als ein Sack
Flöhe und gleichzeitig der Beweis, dass Kurt Buschmanns
neues Album vor allem von seinem gepflegten Saxophonspiel lebt. Einen träumerischen Tag-am-Meer-Ausklang findet „The Blues Is Gone“ mit „Crystal Silence“, im Original
von Chick Corea. Superreduziert mit Saxophon und Piano
kreiert es eine nachgerade sakrale Atmosphäre, die den
Hörer in eine geistige Sphäre erhebt, in der er nicht mehr
zu unterscheiden vermag, ob am Schluss des Stücks ein
feines Störgeräusch zum Tragen kommt. Kurt Buschmann
hat es verstanden, dem Album Raum und Zeit für die Entwicklung seiner Eigendramaturgie zuzugestehen. Die, im
positiven Sinne, minimale dynamische Spannweite trägt
das Ihre zum Eindruck eines Kunstwerks ohne Brüche bei,
während die prächtigen Harmonien pure Schönheit vermitteln.
„Ain’t No Sunshine“ von Bill Withers ist mit Sicherheit eins
der meistgecoverten Lieder überhaupt. Darum muss man
sich schon bei einem solchen Klassiker etwas Spezielles
einfallen lassen, um den Hörer bei der Stange zu halten.
Dies gelingt der KURT BUSCHMANN GROUP auf ihrem
Album „Use Your Time“ hervorragend. Sie kopieren es nicht
einfach eins zu eins, sondern hauchen dem Klassiker mit
Buschmanns hier etwas schrägem Saxophon-Spiel,
besonders im Mittelteil, neues Lebens ein. „Use Your Time“
ist ein reines Cover-Album geworden. „Fly Me To The
Moon“, von Bart Howard geschrieben und durch Frank
Sinatra weltweit bekannt geworden, wird mit viel Swing
interpretiert. Neu erfinden sie dieses Stück nicht, und man
hat es schon in so vielen Versionen gehört, dass sie sich
diese Coverversion hätten sparen können. „Funny Valentine“
aus dem Musical „Babes In Arms“ und komponiert von
Richard Rodgers kommt da, obwohl auch schon zigmal
gecovert, schon besser rüber. Hier lassen sie sich einfach
von der Harmonie des Stückes tragen – und dies ist genau
die richtige Art, diesem Klassiker Tribut zu zollen. Diese
Langrille wird meinen Plattenteller so schnell nicht wieder
verlassen.
www.sazeracswingers.com
www.kurt-buschmann.de
www.kurt-buschmann.de
M.D.
M.D.
M.D.
2/2015 musiker MAGAZIN
8
60 CD-REZENSIONEN
LOOP AHEAD
»River of Wine«
P. G. Lange und Udo Lummer, Gitarrist und Bassist, gemeinsam das Duo LOOP AHEAD, wagen, was viele nicht
wagen würden: Sie loopen! An sich nicht ungewöhnlich,
jedoch in ihrem Genre bis dato eher gemieden: der Blues.
Was darf Technik und wie weit darf man gehen? Dies Frage
übergehend, spielen die beiden die Stücke sehr relaxt. Der
sonore, manchmal „Knopfler-artige“ Sprechgesang kokettiert mit all den technischen Spielereien und bietet Kontrast. Lummer brilliert mit seinen Soli und teilt sich den
Gesang mal zweistimmig, aber immer sehr lässig mit P.G.
Lange. Die beiden weisen eine lange Musiker-Vita auf: 1963
hieß Lummers erste Gruppe THE THIMBLES SKIFFLEGROUP.
Es folgten viele weitere Kooperationen und Projekte. Lange
begann mit dem kongenialen Mitmusiker in derselben
Band und spielt heute noch bei den Old Fellows. Auf ihrem
Album „River Of Wine“ wissen sie mit Blues-Standards und
eigenen Songs zu überzeugen. Ihr Spiel mit den Loops bedeutet übrigens, Sounds mit technischen Hilfsmitteln wiederholen zu lassen und diese dabei gezielt einzusetzen.
Das beherrschen die beiden auch live und das hat technisch-historisch gesehen Vorbilder bei den Produzenten/
Künstlern Robert Fripp und Brian Eno. Die Songs der Platte
klingen allesamt elektrisierend bluesig. Im Song „Nadine“
weist der Groove dem Boogie den Weg! Fazit: Eine technisch wirklich reife Blues-Scheibe.
www.loopahead.de
C.S.
Irrsinn an Selbstverlorenheit und Charme. Die nötige
Sympathie und Herzen erobernde Riffs rollen über den
Hörer drüber und hinterlassen Staunen und Freude. Ein
Werk, das von THE JAM über THE SMITHS bis PULP alle
möglichen Referenzen zulässt, wird zu einem unglaublich
eigenständigen Destillat an Lebensfreude und großartigem Musikverständnis. Die Songs erheben sich in ungeahnte Sphären und retten einem mit jeder Sekunde den Tag,
was auch immer vorgefallen sein mag.
M.D.
www.thesinfulsaints.com
Testosteron-Version späterer EVERY TIME I DIE, während
bei „Our Darkest Day“ genau diese Einflüsse mit rockigem
Thrash kollidieren. Egal, wie die Jungs gerade unterwegs
sind, so ist es Sänger Alexander Sommerhuber, der den
Songs durch sein powervolles, mal brüllendes, dann wieder
hysterisch schreiendes Organ unglaublich viel Unrast beschert, und die lässt praktisch jeden Song über die Durchschlagskraft verfügen, die benötigt wird. Das neueste Werk
„Dark Matter“ kommt gut produziert rüber. Die Jungs setzen
auf die gewohnt fetten Gitarrenriffs und der Groove auf dem
dritten Album klingt typisch nach LEONS MASSACRE. Warum
großartige Sound-Veränderungen herbeiführen, wenn man
auch am Feintuning arbeiten kann? Sie haben ihren Stil mit
ihrer Mischung aus thrashigem Hardcore, diversen Nu-Metalsowie Rock-Anleihen, vermischt mit Crossover, schließlich
weitgehend gefunden.
www.leonsmassacre.com
KURT BUSCHMANN
»Coffee For Angels«
Wenn ein Album mit einer wunderschönen Cover-Version
von Van Morrisons „Have I Told You Lately“ anfängt, ist man
sofort gefangen. Auf Kurt Buschmanns Album „Coffee For
Angels“ sind aber fast nur Eigenkompsitionen vorhanden.
Wie das Latin-Jazz-Stück „Moje Kochane Serduszko“, wo
er wieder mal beweist, dass er ein Meister des Saxophonspiels ist. Das Stück strahlt ein Frische aus, dass man
sofort Lust auf mehr bekommt. Hinzu kommen ein verträumtes „A Easy Day In Paris“, ebenfalls geschrieben von
Kurt Buschmann, diesmal aber wie auch bei anderen
Stücken mit der Hilfe seines Pianisten Sven Velle. Sholom
Secundas Traditionslied „Donna“ behält auch in der sanft
wehenden Cover-Version von Kurt Buschmann sein einprägsames Kernthema. Dabei entsteht eine brodelnde,
manchmal geradezu überkochende Musik, die man mit
herkömmlichen Stilbegriffen nicht fassen kann. Am Ende
hinterlässt „Coffe For Angels“ einen harmonischen Eindruck.
Die Musiker um Kurt Buschmann schaffen Atmosphäre
mit einem Hauch von Mystik. Dabei setzen sie aber auch
gleichzeitig auf Spontaneität, die einen hypnotisiert und
fasziniert.
M.D.
www.kurt-buschmann.de
GÖTZ WIDMANN
»Krieg und Frieden«
Der deutsche Liedermacher Götz Widmann gibt auf seinem
neuen Album „Krieg und Frieden“ von der ersten bis zur letzten Minute Vollgas. In altbekannter Manier sind seine Texte
albern und strotzen vor Satire und Ironie. „zwei komma acht
kilometer bier“ und „autsch“ thematisieren das Saufen, „politik“ und „vietnam“ kritisieren die Gesellschaft, allerdings
immer auf eine sehr leichte und witzige Art, sodass es einfach
Spaß macht, die CD zu hören. Sowohl Texte als auch die
rockige, beschwingte Musik sorgen für gute Laune. Die
Spielfreude des Liedermachers, der von sich selbst sagt, ein
Spinner zu sein, überträgt sich auf jeden, der das Album hört.
www.goetzwidmann.de
J.H.
THE SINFUL SAINTS
»This Is It«
Wenn eine Band Kurt Ebelhäuser (BLACKMAIL, SCUMBUCKET) als Produzenten mit an Bord hat, dann kann man
schon mal davon ausgehen, dass einem Qualitätsware aufgetischt wird. Dies ist bei der Band THE SINFUL SAINTS und
ihrem Album „This Is It“ zweifelsohne der Fall. Der Opener
„Plastic Queen“ erinnert einen gleich an besten Indie-Rock
der Marke FRANZ FERDINAND, aber sie haben auch keine
Scheu, Disco-Elemente mit in ihre Musik einzumischen. Angst
vor Balladen ist für die Jungs auch ein Fremdwort – bestes
Beispiel: „So Much More“. Die Platte vereint elf unglaublich
dichte Songs, energiegeladen, kraftvoll, jugendlich, ein
musiker MAGAZIN 2/2015
MOI ET LES AUTRES
»Bio«
LEONS MASSACRE
»Dark Matter«
In der Steiermark kann es auch mal laut zugehen. Dies beweisen einem die Crossover-Metal-Jungs LEONS MASSACRE
auf ihrem mittlerweile dritten Album „Dark Matter“. Einerseits erinnert der Opener „This Earth Is Pricelesss“ an eine
MOI ET LES AUTRES besitzen etwas, was nicht jede Band
hat, und zwar eine Ausnahmestimme. Die aus Mulhouse
(Frankreich) stammende Juliette Brousset verfügt über ein
Stimmorgan, das sich sowohl im Chanson und Pop als
auch im Jazz zu Hause fühlt. Mit „Bio“ bringen es MOI ET
LES AUTRES fertig, auf wunderbare Art diese Stile miteinander zu verbinden. In aller Bescheidenheit fängt einen
CD-REZENSIONEN 61
„Bio“ durch zarte Melodien, mitreißende Rhythmen und,
nicht zuletzt, mit dem entzückenden Gesang von Juliette
Brousset ein. Das Niveau, das der Opener des Albums
„Petite, don’t be blue“ vorlegt, wird mit jedem Stück der
Platte gehalten. Mehr noch, Perlen wie „Dans Trente Ans“,
„Dis, quand reviendras-tu?“ oder „C’est le dernier, je sais“
lassen einen mitunter den Atem anhalten und immer wieder
den Repeat-Knopf betätigen. Hierbei wird der Hörer flüsternd verführt, genauer hinzuhören, wenn sich die dezenten Arrangements um Juliettes Stimme ranken, sie ergänzen
und zum Glänzen bringen, ohne jemals überladen zu wirken.
Die Musik besticht durch ihre Einfachheit und die Band spielt
präzise auf den Punkt, sodass sie doch den Eindruck der
Erlösung entstehen lassen.
moietlesautres.wordpress.com
M.D.
RENO BLUE
»Septembergras«
GREY SEASON
»Septem«
Eine alte „Framus“-Gitarre sollte den Beginn der Künstlerkarriere von RENO BLUE darstellen. Mit Mundartliedern überzeugte er damals so manche Fastnachtsjecken. Es folgten
Auftritte in Rundfunk und Fernsehen. Als Gitarrist und Sänger
war er in den 80er- und 90er-Jahren in diversen Coverbands
aktiv. Nach berufsbedingter Pause entwickelte der selbstständige Unternehmer gemeinsam mit Produzent Ron Gardner die
Idee, ein Album aufzunehmen. „Septembergras“, sein Debütalbum, wurde geschrieben, produziert und aufgenommen. Elf
Songs in deutscher Sprache in den Stilrichtungen Country,
Folk und Schlager erwarten den Hörer. Nachdenklich, romantisch und authentisch kommen die Stücke in sauber produziertem Gewand daher. Im Song „Augenblicke“ wird RENO
von seiner Tochter Jana im Duett begleitet. Beide blicken in
ein Fotoalbum voller Erinnerungen. In „Das letzte Rodeo“
befindet sich RENO BLUE im Zwiegespräch mit einem Pferd.
Dazu schmeichelt eine Steelgitarre süßlich zum Schritttempo,
nein, es wird nicht galoppiert zu diesen Balladen. Musik, die
in keiner Sattelkammer fehlen sollte!
www.reno-blue.de
Kein Wunder, dass man schon die Bühne mit J.B.O. geteilt
und diverse Metal-Festivals gerockt hatte. Wichtig zu erwähnen: Die BLUTSBRÜDER haben vor Jahren eine UnterstützerCD für den Harzer Eishockey produziert. Der dazu passende
Song ist als Bonustrack mit drauf. Mein Anspieltipp: „Nein!“,
ein Song mit Punk-Attitüde. Der ganze Silberling weist überdies Heavy-Riffs und Soli feinster Güte ab, sodass bei all der
Stimmung auch musikalisch Vollgas gegeben wird.
www.blutsbrüder.net
C.S.
C.S.
GREY SEASON kommen aus dem Düsseldorfer Raum und
mit ihrem Erstwerk „Septem“, huldigen sie ihren musikalischen Vorbildern des Progressive Metal/Rock, OPETH und
PORCUPINE TREE. Zu Beginn von „Therion PT II“ baut sich ein
dumpfer Klang unausweichlich im Hörorgan auf, bevor GREY
SEASON dann urplötzlich mit einem sehr groovigen und komplexen Gitarrenriff in das sechseinhalbminütige Metal-Epos
einsteigen. Und kaum lässt Blazej Lominski seine kräftige
Stimme von der Leine, hat es einen gepackt. Das äußerst
dichte Klangbild fügt sich nahtlos mit dem gottesgewaltigen
Organ des Sängers zusammen, das immer wieder die
Brücke zwischen den verboten guten Gitarrenriffs und Solos
baut. Aber genau wie bei OPETH streuen sie immer wieder
cleane Vocal-Parts mit in die Songs ein, was eine monotone Atmosphäre erst gar nicht aufkommen lässt. In lückenloser Reihenfolge ergeben die Stücke eine Progressive-MetalOrgie symphonischen Aufbaus samt ganz und gar eigener
Dramaturgie. Gleichwohl funktionieren die einzelnen Songs
auch für sich genommen als seltsam funkelnde Edelsteine.
grey-season.de/wordpress_GS/
BLUTSBRÜDER
»Höllenfeuer«
Aus Anlass des 20-jährigen Bandjubiläums gibt es von den
BLUTSBRÜDERN eine wahrhaft heiße Live-Scheibe. Die fünf
Musiker einen der Heavy Metal und der Rock ‘n‘ Roll in der
dreckigsten Form. Die deutschen Texte sind versaut, wie
einst bei den Straßenjungs. Das weibliche Geschlecht steht
auf „Höllenfeuer“ buchstäblich im Mittelpunkt, weshalb eindeutige Zitate an dieser Stelle unerwähnt bleiben müssen.
M.D.
WOLFGANG PAULE FUCHS
»POND«
Wolfgang Paule Fuchs, Mastermind und Mitbegründer von
POND, präsentiert Crossover-Klassik im Großformat. Dieses
Jahr hatte Fuchs bereits Gelegenheit, im Interview (Musiker
Magazin 03/2014, d. Red.) mit uns über die Geschichte des
Klassik inspirierten Rock und insbesondere die Geschichte
von POND zu sprechen. Diese einzigartige Band, die zu DDR-
Zeiten unter erschwerten Bedingungen bombastische und
Keyboard-lastige, sinfonische Musik kreierte, beeinflusst von
Emerson, Lake & Palmer und der polnischen Jazz-RockCombo SBB. Paule Fuchs, der Elektronikpionier, und die Brandenburger Symphoniker kamen anlässlich einer Vernissage
zu einem Crossover-Konzert gigantischen Ausmaßes zusammen. Dieses Werk dokumentiert die CD und gleichbetitelte
DVD als audiovisuellen Genuss in der Deluxe-Edition. Zwölf
wichtige Arbeiten des Künstlers Willi Sitte werden in der Verbindung zur Musik im Rahmen einer ausgefeilten und durchkonzipierten Lichtdramaturgie im Industriemuseum Stahlwerk
Brandenburg an der Havel dargestellt und, wenn man so will,
aufgeführt. So geschehen am 14. September 2013. Wolfgang
Paule Fuchs arbeitete intensiv an diesem seinem epochalen
Werk. Wer dabei an Jon Lords Rock-Klassik-Kollaborationen
denkt, ist in guter Gesellschaft. Hier jedoch befinden wir uns
in einer nahezu durchgängig klassisch dargebotenen Bearbeitung von POND-Kompositionen. Die Symphoniker sind
bestens aufgelegt und die große Streicherbesetzung harmoniert wunderbar mit dem POND-Mastermind. Spektakulär,
dramatisch, von barocker Schönheit und doch zeitgenössisch
aktuell aufrüttelnd ist dieses Werk.
www.ponderosa-records.de
C.S.
DARKEST HORIZON
»The Grand Continuum«
Die Musik auf „The Grand Continuum“, dem düsteren StudioOpus von DARKEST HORIZON, zu beschreiben, ist ein schwieriges Unterfangen. Eng verflochten sind die Genres im Bereich des schwarzen Metall. Death-, Black-, Doom- oder
Progressive Metal? Die Frage kann so manchen harten Freak
sehr sensibel werden lassen. DARKEST HORIZON haben eine
eigenartige, epische Feierlichkeit in ihren Songs. Nach Doomlastigen Parts fällt das Spiel in hartes Gitarren-RhythmusStakkato und Double-Bass-Salven wie in „A Thousand
Dreams“. Beschwörend reiht sich der astreine Growl-Gesang
von Aurelius Lie in das Geschehen ein. Die akustische
Geisterbahnfahrt führt uns in eine konzeptionelle Abhandlung
vom Mikro- in den Makrokosmos, bei dem die Menschheit
eine unbedeutende Rolle einnimmt. Da die Titel immer wieder
melodisch, teils klassisch inspiriert sind, sehen die Künstler
sich selbst am ehesten beim melodischen Death Metal.
Interessant ist, dass die fünf Männer neben ihren Einflüssen 8
2/2015 musiker MAGAZIN
62 CD-REZENSIONEN
WINTERSUN und BEHEMOTH auch DAFT PUNK und
DROPKICK MURPHYS nennen. Heute ist Metal auch offen
für Einflüsse jenseits der Heavy-Metal-Welt. Gut so. HammerScheibe! www.darkesthorizon.com
C.S.
allen Facetten: urban, elektrisch, akustisch, melancholisch,
wild. Ein großer Pluspunkt ist auch, dass die Band perfekt
zusammen spielt, sodass dieses Werk ein homogenes Output bildet und man ihnen die Verbundenheit in ihrem perfekten Zusammenspiel anhören kann. Diese Songs machen
Spaß, und die einzigen Nebenwirkungen sind gute Laune und
die Lust auf noch mehr guten Bluesrock. ROB THE VOICE
sieht es als Aufgabe und Pflicht, seine Fans mit diesem Album
zu belohnen. Bei „The Blues In The Night“ möchte man sich
fast fragen: Haben wir das verdient? Jawohl, haben wir.
www.rob-the-voice.de
M.D.
PHI
»Now The Waves Of Sound
Remain«
Die aus Österreich kommenden Neo-Progger PHI musizieren nun schon seit 2006 zusammen, bringen aber jetzt erst
mit „Now The Waves Of Sound Remain“ ihr Debüt heraus.
Schon der Opener „Buy Your Piece Of Love“ kommt daher
wie eine Dampfwalze. Schwere und gleichzeitig aggressive
Gitarren rollen einem entgegen, ehe dann der melodiöse
Gesang von Markus Bratusa einsetzt. Ein starkes Eröffnungsstück, auf das jedoch so manches schwächere Lied folgt.
Schon bei „Welcome Tomorrow“, was eher melancholisch
herüberkommt, schleicht sich eine gewisse Langeweile ein,
die sie jedoch mit dem abwechslungsreichen „Tune In Zone
Out“ locker wieder wettmachen. Starke Gitarrenarbeit und
wunderschöne Keyboard-Passagen zeigen ganz klar, worin
die Stärken der Band liegen. Hier wird ein Manifest eines
Musiker-Kollektivs, das alles kennt und nichts auslässt, zelebriert. Souverän fügen PHI hier zusammen, was so immer
schon hätte verbastelt werden müssen. Es treffen dringliche Echos aus den Tiefen der Musikgeschichte auf halluzinatorische Akkordschleifen auf hügelige Gitarrenpassagen
und rauschige Orgelpassagen. Das Klanguniversum rotiert
hier um eine Achse des guten Geschmacks des Prog-Rock.
themx.bplaced.com
M.D.
spiel das Duo ANGUS & JULIA STONE, die momentan mit der
gleichen zarten Musik begeistern. Leichte Folk-Lieder wie
„Can You Hear Me“ erinnern einen an Delaney & Bonnie,
die Ende der 60er, Anfang der 70er in den USA große
Erfolge feierten. THE WILDFIRES tragen ihre Lieder immer
zweistimmig vor und ihre Stimmen ergänzen sich perfekt.
Herausgelöste Tracks können leider nicht so überzeugen
wie das komplette Album an einem Stück. Es fehlt deutlich
der Wille zur Single. Derjenige jedoch, für den das kein
Problem darstellt, der wird sich mit diesem Album sofort
anfreunden können. Der musikalische Kontext des Albums
wird immer wieder aufgegriffen und weitergeführt. Man spürt
viel Gestriges, aber dadurch, dass diese Idee so gut verpackt
wird, erkennt man nach mehrmaligem Hören auch etwas
Innovation. Wo ich mir zu Anfang irgendwie deplatziert vorkam, fühlte ich mich schnell umgarnt, angezogen, ja sogar
herausgefordert, mich dieser Platte zu öffnen. Denn „One“ ist
einfach, satt und greift sich auch nach langem Hören nicht ab.
www.facebook.com/TheWildfires/timeline
M.D.
TALKING WIRE
»Today«
TALKING WIRE kommen aus Hameln, was nicht weit weg
von Hannover liegt. Und genau von da kamen ja auch FURY
IN THE SLAUGHTERHOUSE. Da ist es schon fast unheimlich,
wie sehr TALKING WIRE auf „Today“ nach eben denen klingen. Für alle, die den Furys nachtrauern, hier ist der perfekte
Ersatz. Selbst der Sänger Mirko Oscar hat dieselbe charismatische und rauchige Stimme wie Kai Wingenfelder. Dies
stellt er besonders unter Beweis beim Song „Carry On“. Im
düsteren „Tolerance“ findet der Fünfer schließlich mit ganz
anderen Mitteln zu eigener Kraft. Über elektronische Klänge
schwebt Mirko Oscar davon und stimmt urplötzlich in ein
unvermutetes Donnern ein. Dissonante Gitarren schwirren
umher und kitzeln wie nervöse Streicher unter den Achseln.
Schicht um Schicht türmt sich hier ein wahrer SongBrocken auf. Doch statt über den offensichtlichen Pfad aus
dem Hymnen-Handbuch in einem Refrain zu münden, fasert
es hier dramatisch aus. Der Spannungsbogen hält, und die
Feuerzeuge bleiben aus. Trotzdem werden die einen das
Album als konventionell verschreien und die anderen seine
Unkompliziertheit genießen. Die einen werden das Pathos
suchen, die anderen hingegen Understatement finden.
www.talkinwire.de
FAIRWAY
»Time«
Beschwingte, irisch anmutende Flötenmelodien, gepaart mit
Rockelementen, dazu Akkordeon-, Violinen- und Gitarrensounds, machen die Musik der Wiener Band FAIRWAY zu
etwas ganz Speziellem, was die vier Österreicher selbst als
Urban Folk bezeichnen. Mit ihrer neuen CD „Time“ widmen
sie sich sowohl klassischer als auch zeitgenössischer englischer Lyrik, die sie gekonnt und teilweise sehr groovig vertonen. Dadurch, dass das Quartett Wert darauf legt, die
Arrangements musikalisch möglichst authentisch zu der
Musik während der Entstehungszeit der jeweiligen Gedichte
zu gestalten, ist die Platte insgesamt ruhig und entspannend.
www.fairwaymusic.at
J.H.
M.D.
ROB THE VOICE
»Blues In The Night«
ROB THE VOICE, der mit bürgerlichem Namen Rob Steiner
heißt, bringt uns mit seinem Album „Blues In The Night“ den
Blues. Diese Scheibe hat alles, was ein bodenständiges BluesAlbum braucht: eine raue Stimme und dreckige Gitarren.
Natürlich darf auch die typische Ballade, die hier auf den
Namen „The Blues In The Night“ hört, nicht fehlen. Gesanglich
wird er unterstützt von der Österreicherin Julia Falke. Die
beiden ergänzen sich perfekt, denn Julia gibt dem Ganzen
eine gefühlvolle Note. ROB THE VOICE zeigt den Blues in
musiker MAGAZIN 2/2015
SAMPLER
»Brutal Vision Vol 2«
THE WILDFIRES
»One«
Das aus London und Tennessee stammende, aber nun in
Berlin lebende Folk-Duo THE WILDFIRES liegt mit seiner Art
von Musik momentan voll im Trend. Man nehme nur als Bei-
Ein Sampler mit der Zukunft des Metal? 30 Stücke auf 2
CDs finden sich in dieser brutalen Sammlung mit dem
Motto „Zurück aus der Zukunft – Back to Brutal!“ Bekanntere Genregrößen aus den Werkstätten der Record-Labels
Deafground Records und Noizgate, wie LEONS MASSACRE,
CD-REZENSIONEN 63
PLACENTA oder KORODED, finden sich darauf genauso wie
viele Neuentdeckungen. Frei nach dem Motto „Sind wir zu
laut, bist Du zu Hipster!“ Es gilt die Devise, sich im „Moshpit“
wiederzusehen. Es tummeln sich verschiedene Facetten des
Modern Metal. Anleihen aus Screamo-, Death-, Trash- und
Grindcore-Metal lassen sich bei den Bands ausmachen.
Dabei ist schon bemerkenswert, wie manchmal zwischen den
Growls der bösen Buben wunderschön harmonisch gesungen
wird, wie bei „Breakdown At Tiffany’s“. Das Paket verspricht dann aber doch die volle Breitseite für den Fan und
bedeutet vielleicht schon heute die Zukunft des Heavy Metal.
www.deafground.net
C.S.
und Ungerechtigkeiten auf diesem Planeten. Brutale Vocals,
extreme Drums, brachiale Gitarren und erdrückende Bässe.
Überraschend begegnet dem geneigten Hörer Rap-Sprechgesang in „Open Up This Fucking Pit“. Die Jungs haben
Humor, das lässt der Song „Schmand an der Hand“ vermuten. So klingen STILLBIRTH – kein globaler Irrtum!
C.S.
www.stillbirthparty.de
doch sehr lebhaft daher. Es dürfte einem auch ungewohnt
vorkommen, den Drafi-Deutscher-Hit „Marmor, Stein und
Eisen bricht“ im Schottenrock-Gewand dargeboten zu bekommen. Wer also nicht gerne die üblichen TouristenpipeStücke hören will, bekommt einen Eindruck von doch schon
spezieller schottischer Darbietung. Die Auswahl an Stücken
ist angenehm zusammengestellt, man hat sowohl im Hintergrund als auch bei einem schottischen Abend die passende
Musik, die nicht aufdringlich wirkt. Wer aber jetzt nur original
schottische Musikstücke erwartet hat, wird leider enttäuscht.
M.D.
www.sassanceltix.de
ARNDT BAECK
»Dankeschön«
LUDWIG
»L wie LudwiG mal anders«
Die Band LUDWIG um Altrocker Peter Feller präsentiert sich
auf ihrer CD „L wie LudwiG mal anders“ mit vierzehn Songs,
die von der rauen Stimme Fellers sowie den Bassläufen
leben. Der Groove entsteht durch das perfekte Zusammenspiel der Instrumente. Die Band bietet ihren Hörern soliden
Deutsch-Rock, bei dem man einfach mitwippen und -schnipsen muss. Thematisch werden Alltagsthemen, die vom
Schlussverkauf bis hin zum Scheitern des Abnehmversuchs
reichen, besungen, sodass sich jeder in den Texten wiederfinden kann. Diese CD macht gute Laune und darf in keiner Rocksammlung fehlen.
www.sinnflut.biz
J.H.
Arndt Baeck war schon von klein auf begeistert vom Klavierspiel. Man merkt auch schon von den ersten Tönen an,
dass hier ein Vollblutmusiker am Werke ist. Entsprechend
lässt einem auch der Opener „Dankeschön“ das Herz aufgehen. Die Gedanken flattern und tragen bis hin zur Endstation der schönsten Tagträume. Vor allem gegen Ende des
Albums findet diese Meistertat ihre Fortsetzung. Mit Songs
wie dem episch ausgefeilten „Diese Gefahr“ und dem himmelschreiend schönen „Ich will mehr“. Wer auch immer vor
Urzeiten das komische Wort „Od“ erfunden haben mag, bei
„Kleinod“ hat er wohl an so was hier gedacht. Das überall
lauernde und am Anfang stehende Nichts sieht er nie als
bedrohlich chaotische Stille, die gerade Musik unbedingt zu
überwinden hat, um überhaupt erst einmal anfangen zu
können. Die Stille ist sein Gefährte, Arndt Baeck lauscht tief
in sie hinein und fügt ihr dann Musik wie Streicheleinheiten
zu. „Dankeschön“ lebt in der Tat von Luft und Liebe allein.
Wie die Jugend ist diese Musik eine unerhörte Fantasie. Ein
Luftschloss, auf Treibsand gebaut.
www.arndtbaeck.de
M.D.
Mit viel Herz und Leidenschaft lässt der Singer-Songwriter
und Gitarrist Udo Schild die Hörer seiner neuen CD „Live“
an einigen seiner Konzerte teilhaben. Die Aufnahmen auf
der neuen CD entstanden in den Jahren 2007 bis 2010 in
drei verschiedenen Locations in Köln und Bad Münstereifel.
Die soulig-jazzigen Sounds wechseln sich mit funkigen
Stücken ab, sodass man beim Zuhören einfach mitwippen
muss. Schilds sanfte, tiefe Stimme berührt das Herz auf
zärtliche Art und Weise. Seine Mitmusiker am Schlagzeug
und am Keyboard halten sich dezent im Hintergrund. Ein
wahrer Hörgenuss zum Augenzumachen und Träumen.
www.udoschild.de
J.H.
SIXTENTION
»Espressivo«
STILLBIRTH
»Global Error«
Nein, kein globaler Irrtum – hier werden Grenzen ausgetestet, überschritten, neu definiert. STILLBIRTH dehnen die
Grenzen des Grindcore, Hardcore und Death Metal auf’s
Brutalste! Nach ihrem Erstling „Happy Stillbirth Party“ 2003
und einer kreativen Pause ab 2004 fanden sie 2007 in
neuer Formation zurück. Nach dem zweiten Studioalbum
„Plakative Aggression“ und vielen Live-Shows, die sie 2011
bis in die Vereinigten Staaten brachten, legen sie mit ihrem
aktuellen Album in Sachen absoluter Härte nach. Die Songs
von Gitarrist und Mastermind Lukas Swiaczny, der für diese
Platte auch ans Mikrofon trat, sind technisch versiert und
drehen sich thematisch um Politik, die herrschenden Eliten
UDO SCHILD
»Live«
SASSAN CELTIX
»Calm Before The Storm«
SASSAN CELTIX, das sind Frank Kessel am Dudelsack und
Marcus Höttler an der klassischen schottischen Trommel.
Auf ihrem neuesten Werk „Calm Before The Storm“ interpretieren sie Songs von anderen Musikern auf ihre ganz
besondere Art. Denn man findet nicht alle Tage ein Duo,
das Songs auf Dudelsack und Trommel wiedergibt. Wie zum
Beispiel „Sweet Caroline“ von Neil Diamond – dieser Klassiker
wird hier in der Highland-Version durch den Dudelsack gedreht und mit leicht elektronischen Elementen kommt dies
Mit „Espressivo“ legen die sechs Musiker der Instrumentalgruppe SIXTENTION ein ausdrucksstarkes und emotionsgeladenes Debüt hin. Zwei Violinen, einen Bass, eine Gitarre,
Drums und ein Piano – mehr brauchen sie nicht, um ihre
Zuhörer in die Welt der Klassik und des Rock und Pop zu
entführen. Ihr Sound erinnert stark an David Garrett, dennoch sind eigene Arrangements erkennbar. Die CD tut der
Seele gut. Die Band wünscht ihren Hörern in dem Begleitheft, „Zeit in der Hektik des Alltags“ zu finden. Dies gelingt
ihnen sehr gut. Man kann die Seele baumeln lassen und zur
Ruhe kommen, wenn man den Klängen lauscht und sich von
ihnen berühren lässt.
J.H.
www.sixtention.com
2/2015 musiker MAGAZIN

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