Stonewall Riots In den 1950er Jahren sind Bars und

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Stonewall Riots In den 1950er Jahren sind Bars und
Stonewall Riots
In den 1950er Jahren sind Bars und Treffpunkte in öffentlichen Parks Orte der schwulen Subkultur, private
Treffs und Clubs die der Lesben. Langsam wächst in der Gay Capital der USA, New York, das Bewusstsein
einzelner Schwuler, Lesben und Transpersonen über die eher noch zunehmende gesellschaftliche
Unterdrückung. Intellektuelle aus der Gay Community fordern eine Bürgerrechtsbewegung. Der Slogan ‚Out
of the closet‘ – ‚Schluss mit dem Versteckspiel‘ – wird zum Leitmotiv für den Widerstand. Aber der
effektvollste Protest gegen alltägliche Diskriminierung erfolgt aus der Subkultur heraus, aus den
Treffpunkten der Marginalisierten: der Stricher, schwarzen Schwulen, Drag Queens, abgehauenen
Jugendlichen und Butch-Lesben.
Es ist der 27. Juni 1969, an diesem Samstag wurde die Gay-Ikone Judy Garland beigesetzt. Im Stonewall
Inn in der Christopher Street, einem Mafia-geführten Tanzlokal, huldigen die homosexuellen Gäste ihrem
Star, der Sängerin von Over the Rainbow. In dieser Nacht kommt es wieder zu einer Polizei-Razzia. Alle
wissen, was auf sie wartet. Butches erleben einen Body-Check: Sie müssen mindestens drei ‚weibliche’
Kleidungsstücke tragen; sie und auch Transpersonen müssen mit Verhaftung, dann Schlägen und
manchmal sogar Vergewaltigung im Polizeigewahrsam rechnen. In der heißen Nacht des 28. Juni geht die
Polizei wie üblich brutal mit den festgenommenen Gästen um. Doch diesmal mischen sich Trauer und Wut.
Schwule, Gender Crosser und Lesben wehren sich erstmals öffentlich gegen die Polizei-Willkür. Unter
verbaler Anteilnahme und Applaus von immer mehr hinzukommenden Zuschauer*innen – wohl bis zu 500 –
weigern sich die abgeführten Kneipengäste erstmals, ihre Identität bekannt zu geben und sich demütig zu
verhalten. Einige tanzen die Polizisten demonstrativ tuntig an, andere singen den Protestsong We Shall
Overcome, einer ruft: Gay power! Eine ‘Stone Butch’ fordert lautstark Unterstützung gegen ihre Verhaftung –
der letzte Auslöser zum Aufstand.
Die folgenden Straßenschlachten, die sog. Stonewall Riots, sind nicht die ersten in den USA, aber sie
werden zum Symbol des Protestes und münden in der Forderung: Menschenrechte für Homosexuelle und
Menschen mit einer abweichenden Geschlechteridentität.
Der Begriff Christopher Street Day – international Gay Pride genannt – meint Widerstand gegen staatliche
Diskriminierung, gesellschaftliche und berufliche Ausgrenzung, gegen Pathologisierung und
Kriminalisierung. Er meint Kampf gegen Repression im Privaten, Folter bis hin zu Morden. Der
Schlüsselmoment wird zu einem jährlichen Gedenken und Feiern ausgeformt, anfangs nur in der ‚westlichen’
Welt begangen, heute auf allen Kontinenten.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
Recherche und Texte:
Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
Dr. Friedrich Schregel (Centrum Schwule Geschichte)
Mitarbeit Marcus Velke
Im Auftrag des KLuST, Kölner Lesben und Schwulentag e.V. – alle Rechte vorbehalten.
Gay Pride Goes Cologne
Die gay-Proteste der USA beflügeln viele schwule Aktivisten in Deutschland. In Köln wird 1971 die Schwule
Aktion Köln gegründet, und 1972 – wenn auch nur kurzfristig – die Homosexuelle Frauenaktion. 1971 wird
auch die die gay liberation front (glf) aktiv, die zum Beispiel die Rosa Kulturwochen organisieren. Im Frühjahr
1972 findet in Münster die bundesweit erste Demonstration von männlichen Homosexuellen gegen
Diskriminierung statt. Nach der Senkung des Schutzalters für gleichgeschlechtlichen Sex auf 18 Jahre wie
für Heterosexuelle verstärken die Schwulen ihre emanzipatorischen Aktivitäten. Zeitgleich engagieren sich
viele Lesben in der Frauenbewegung, lehnen aber eine Kooperation mit homosexuellen Männern ab. Auch
viele Schwule bevorzugen separate Gruppierungen. USA-Reisende wie Michael Zgonjanin bringen die Idee
des Gay Freedom Day auch nach Köln. 1979 findet in Köln ein Gay-Freedom-Fest auf dem StollwerkGelände statt. Noch ist die Veranstaltung männerdominiert.
1981 entsteht innerhalb der glf, die seit 1981 Frauen zulässt, die Idee zu jährlichen Demonstrationen
zusammen mit Lesben zum Gay Freedom Day. Nun gehen Schwule und Lesben gemeinsam für eine
Gegenkultur auf die Straße, die das gesellschaftliche Bild verändern soll. In den späten 1980er Jahren findet
die Demonstration jährlich in wechselnden Städten Nordrhein-Westfalens statt, zuletzt 1990 in Bottrop –
ohne große Resonanz. Am 10. Oktober 1990 gibt es in der AIDS-Hilfe Köln ein legendäres Treffen von
Schwulen und Lesben, mit dem Ziel den CSD zu reaktivieren. Ein neues Konzept soll her: weg von der
‚reinen‘ Demonstration, hin zu einem selbstbewussten ‚Sich-selbst-Feiern‘. Michael Zgonjanin und Jochen
Saurenbach plädieren für ein CSD Wochenende mit Demo-Parade und Straßenfest. Jörg Vathke aus dem
Vorstand der AIDS-Hilfe Köln – von Anfang an dabei – mobilisiert die Kölner Szenewirte und einzelne Läden,
sich auf dem Straßenfest zu engagieren. Ab 1991 etablieren die Kölner*innen Jochen Saurenbach, Michael
Zgonjanin, Jörg Vathke, Thomas Spolert von der AIDS-Hilfe Köln, Reinhard Klenke (AIDS Hilfe NRW),
Volker Bulla (Grüne) sowie Andrea Krein von der Boutique secrets und Brigitte Maser
(Bildungswerk/Emanzipation e. V.) den Cologne Lesbian/Gay Freedom Day and Celebration fest in Köln mit
der Absicht, Aufklären, Feiern und Demonstrieren zu verbinden. Sie gründen den gemeinnützigen Verein
Kölner Lesben und Schwulentag (KLuST), – wobei das Fest von Beginn an mehrere Tage dauert.
Beim ersten Zug 1991 unter dem Motto Jot Fründe kumme zosamme ziehen ca. 1.000 Mutige los, weitere
1.500 reihen sich nach und nach ein. Das Straßenfest in der Stephan Straße platzt mit ca. 5.000 Gästen aus
allen Nähten. Der Entschluss zur Durchführung in der Metropole Köln scheint richtig gewesen zu sein.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
Recherche und Texte:
Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
Dr. Friedrich Schregel (Centrum Schwule Geschichte)
Mitarbeit Marcus Velke
Im Auftrag des KLuST, Kölner Lesben und Schwulentag e.V. – alle Rechte vorbehalten.
1992 & 1993
Ab 1992 heißen Wochenende und Demo Christopher Street Day. Dieses Jahr gibt es noch mal ein kölsches
Motto: Mir fiere uns + Kölle, danach geht es hochdeutsch zu. Cover und Poster zeigen sprechenderweise
allein Schwule – und Türme. Es nehmen dennoch deutlich mehr Lesben als im Vorjahr teil. Da mehr
Teilnehmer*innen erwarten werden, wird vorsorglich der Paradeweg verlängert. In Köln – und das ist
ungewöhnlich – starten die Wagen und Fußgruppen der Parade in thematischen Blöcken. Erstmals erscheint
ein Programmheft.
Der KLuST muss fortan sehr häufig um den Zugang zu öffentlichen Plätzen kämpfen. Die Anträge für das
Straßenfest werden von der Stadtverwaltung, genauer dem Ordnungsamt, verschleppt. 1992 hilft erst die
Einschaltung der solidarischen Bürgermeisterin Renate Canisius. Am Tag vor dem Straßenfest schmettert
das Gericht 1992 eine einstweilige Verfügung gegen eine Anwohner*innen-Beschwerde wegen
Lärmbelästigung ab.
Das Straßenfest zeigt zunehmend Volksfestcharakter, aber es gibt auch ernste Töne. In Deutschland
herrscht nach der Vereinigung ein Klima zunehmender Gewaltbereitschaft aus Angst vor Fremden und
sozialem Abstieg. Als Antwort auf mehrere rassistische Anschläge in Deutschland sowie Gewalt gegen
Schwule und Lesben fordern Gruppen wie Lesben gegen rechts und Leder gegen rechts zu Wachsamkeit
und Widerstand auf. Der um den Marienplatz vergrößerte Festplatz an der Stephanstrasse erweist sich
endgültig als zu klein.
Seit 1992 lädt der KLuST befreundete Community-Mitglieder aus den Partnerstädten der Stadt ein; bereits
im ersten Jahr kommen Delegierte aus acht Nationen, die offiziell im Rathaus empfangen werden. Allerdings
windet OB Burger sich wiederholt aus der Verantwortung, die offizielle Begrüßung des Events vorzunehmen.
Das Motto 1993 lautet: Wir in Köln – wir halten zusammen! Auseinandersetzungen um die Nutzung des
öffentlichen Raums betreffen 1993 das geplante Mahnmal für die im NS ermordeten Homosexuellen, das
möglichst versteckt aufgestellt werden soll, und der Denkraum für die AIDS-Toten auf dem Alter Markt;
letzteres Objekt wird auf Veranlassung von Oberstadtdirektor Ruschmeier nach wenigen Monaten wieder
abgeräumt.
1993 wird erstmals der Altermarkt für das Straßenfest „gebucht“. Mit mehr als 30.000 Teilnehmer*innen setzt
sich die Kölner CSD-Demonstration an die Spitze der Schwulen- und Lesbendemonstrationen in
Deutschland. Sponsoren sind nötig, um den angewachsenen Organisationsaufwand zu garantieren. Es
unterstützen Kneipen, Discos, Saunen und Sexshops; dennoch wächst ein Defizit von mehreren Tausend
DM an.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
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Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
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1994 & 1995
Vor genau 25 Jahren fanden die Stonewall Riots statt. Der Alter Markt wird 1994 wegen
Anwohnerbeschwerden und konkurrierenden Festen verweigert. Auch der Roncalliplatz ist tabu, ob nach
Einflussnahme des Kardinals ist nicht aufzuklären. Die Demonstration zieht daher vom Alter Markt zum
Neumarkt, wo auch das Straßenfest stattfindet. Über 50.000 Menschen feiern bei heißestem Wetter auf dem
glühenden Neumarkt ihr neues Selbstbewusstsein, viele Jungs mehr oder weniger nackt. Erstmals begrüßt
Bürgermeister Harry Blum von der CDU die Gäste, es treten bekanntere Stars und Sternchen auf. Als
Moderatorenduo sind Andreas Geier und Ralph Morgenstern für die nächsten Jahre gesetzt. Die Anzahl der
Partys vor und auf dem CSD-Wochenende nimmt zu.
1995 Flagge zeigen – Lesben und Schwule stark in Köln! Das Motto stimmt: Laut Hochrechnungen des
KLuST leben in Köln ca. 80.000 Lesben und Schwule. Der CSD erreicht Dimensionen, die weder die die
etablierten Parteien noch die breite Öffentlichkeit ignorieren können.
In Köln regiert seit Herbst 1994 Rot-Grün. Die Stadtverwaltung agiert nun schmiegsamer, das Straßenfest
am 8. Juli kann neben dem Alter Markt den Rathausvorplatz nutzen. Erstmals spricht auch
Oberbürgermeister Norbert Burger zu seinem rosa Volk. Künstlerinnen wie Stephan Runge, Rosenstolz,
Claus Vincon, Dirk Bach, Samy Orfgen u. a. mischen solidarisch mit. Schirmherr der AIDS-Gala ist Franz
Müntefering, Vater einer lesbischen Tochter.
Die Demonstration startet ausnahmsweise am Schulz. Der Lesbenblock wird zum größten aller deutschen
CSD-Paraden. Der ‚Rosa Montagszug’, wie ihn die Presse nennt, zieht friedlich über den Mühlenbach, aber
die Parade endet chaotisch, weil die KVB sich weigert, den Bahnverkehr zu unterbrechen.
Drängende Themen stehen im Vordergrund: Es sterben in Köln wöchentlich 3 bis 4 Personen an AIDS, ca.
600 sind am Vollbild erkrankt. Viele Aktivitäten des CSD setzen auf Prävention und safer sex-Kampagnen.
Die AIDS-Initiativen bilden inzwischen den größten Block. Bilder verstorbener Freunde werden in der Parade
mitgeführt; mehrere Gedenkveranstaltungen finden statt.
Reinhard Klenke beklagt dennoch die Entsolidarisierung innerhalb des KLuST und der Szene. Kontroverse
Diskussionen fehlten. Der Vorstand des KLuST sei ein Machtimperium. Auch Teilnehmende empfinden, der
CSD sei durch organisierte Verbände vereinnahmt. Der anarchistische und libertäre Touch der 1980er Jahre
scheint verloren, es ist die Rede vom „schwulen Spießertum. Die wohl größte Gruppe aber will einfach nur
feiern.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
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Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
Dr. Friedrich Schregel (Centrum Schwule Geschichte)
Mitarbeit Marcus Velke
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1996 & 1997
Immer noch heißt es Flagge zeigen, und sie wird gezeigt! Erstmals werden 1996 mehr als 100.000
Teilnehmende erwartet – es kommen sogar 120.000 Menschen. Mehr Akzeptanz auf rechtlicher, politischer,
gesellschaftlicher oder kultureller Seite bedeutet das aber nicht. Viele Forderungen bleiben uneingelöst.
Besonders das Thema Gewalt gegen Schwule ist auf der Tagesordnung. Die Stadt soll sich stärker
engagieren, u.a. mit einem Notfall-Telefon an der Cruising-Aera Aachener Weiher.
Eine Anwohnerin versucht, den Alter Markt vor „sexbesessenen“ Schwulen (und Lesben) zu „schützen“: „Die
Familien sind nicht gewillt, ihren Kindern zu erklären, was der Eber mit dem Eber auf dem Brunnen macht.“
Der KLuST erstattet Anzeige wegen Volksverhetzung, der Konflikt versandet. Mit einer dezentralen
Lautsprecheranlage und festen Programmpausen kommt der Veranstalter den Anwohnenden entgegen.
Auch vor dem eigentlichen CSD finden jetzt Talkrunden, Kinoveranstaltungen, Lesungen usw. statt. Immer
mehr Auswärtige kommen zu Demonstration und Straßenfest. Doch der Alter Markt wird ob der vielen
Menschen zu einer riskanten Feierzone. Das Straßenfest, von Schwips organisiert, ist ehrenamtlich kaum
mehr zu managen. Sonderauflagen der Stadt verschlingen viel Geld. Der KLuST trägt das finanzielle Risiko
allein. Die Wirte fordern mehr Einfluss und Gewinn. In der Community bleibt die Haltung gegenüber dem
CSD zwiespältig.
Die gezeigten Flaggen sind 1997 international. Im verflixten 7. Jahr ist Köln durch langjährige Mitarbeit
einiger Aktivst*innen der glf zum 2. Mal Konferenzort der ILGA, des Internationalen Lesben- und
Schwulenverbandes. Beim CSD gehen so 253 Teilnehmende aus 48 Ländern mit, u. a. Sri Lanka, Kenia,
Philippinen, Guatemala, Libanon und Israel. Auf Transparenten machen sie auf die Gefährdungen in den
jeweiligen Ländern aufmerksam. Die Folge: Die Themen des CSD weiten sich auf weltweite
Diskriminierungen aus.
500.000 sind insgesamt bei der Demonstration dabei. Der NRWMinister für Arbeit, Gesundheit und Soziales übernimmt die Schirmherrschaft, Rita Süssmuths Grußwort als
Bundestagspräsidentin trägt Volker Beck vor.
Soziale Ungerechtigkeiten werden thematisch aufgegriffen. Das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden,
wächst unter den Aktivist*innen: Schwule und Lesben werden im Sozialrecht in die Pflicht genommen, gelten
rechtlich aber nicht als Angehörige. Trotzdem gibt es auch einfach nur schöne Begegnungen. Die Rik
konstatiert: Der CSD kann immer noch eine Coming-out-Hilfe sein.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
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Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
Dr. Friedrich Schregel (Centrum Schwule Geschichte)
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Im Auftrag des KLuST, Kölner Lesben und Schwulentag e.V. – alle Rechte vorbehalten.
1998 & 1999
Freie Fahrt für Homoehe – Ob Ehe oder keine entscheiden wir alleine! Im Bundestagswahljahr wollen
Lesben und Schwule die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare voranbringen. Die Forderung bleibt über
Jahre aktuell. Paare scheinen den CSD dieses Jahr zu dominieren, wenn auch nicht alle Teilnehmenden
hinter der Forderung nach legalisierter Partnerschaft stehen.
Rund eine halbe Million DM kostet 1998 die Organisation von Straßenfest und Umzug. Da im Vorfeld Geld
fehlt, müssen erstmals Pat*innen für Drängelgitter gesucht werden. Um das finanzielle Risiko vom Verein zu
nehmen, gründet der KLuST die CSD Veranstaltungs GmbH, verantwortlich für die Ausrichtung des
Straßenfests. Gesellschafter werden Kölner Vereine und Einzelpersonen. An private Unternehmer*innen aus
dem rosalila Umfeld vergibt der KLuST Nutzungsrechte an der Marke CSD Köln.
Der WDR berichtet zweieinhalb Stunden live vom Kölner CSD – eine Fernsehpremiere. Zum erheblichen Teil
aufgrund der Übertragungsrechte fährt der KLuST erstmals kein Defizit ein, sondern einen Gewinn.
30 Jahre CSD. Vielfalt in den Lebensformen, Gleichheit in den Rechten, JETZT! Anlässlich der
Kommunalwahl 1999 weht die Regenbogenflagge erstmals vor dem Rathaus. Zwei OB-Kandidat*innen
ziehen sie gemeinsam hoch, – eine unbotmäßige Aktion gegen das Votum der regierenden SPD. CDU-Blum
und Grünen-Lütkes wollen die nachträgliche Genehmigung erzwingen, doch die CDU steht nicht
geschlossen hinter ihrem Kandidaten. Die Fahne wird übrigens nach der Parade gestohlen.
Bisexuelle, von der Szene oft misstrauisch beäugt, und Trans*Menschen zeigen sich inzwischen offen.
Neben Drag Queens finden sich erste Drag Kings ein, auch Fetisch- und SM-Gruppen ziehen mit. Ethnisch
identifizierte Gruppen wie Ermis marschieren neben schwulen Soldaten, pazifistische Radikallesben neben
Sexshop-Angestellten… Anything goes heißt die Devise. Und ja, es ist auch eine Fußgruppe schwuler
Nichtraucher dabei!
Die Forderungen gehen weit auseinander. Für die einen ist Homoehe „Heterosexualisierung der
Homosexuellen“ (Stedefeldt), für die anderen das ersehnte – kleine oder große – Glück. Politische Debatten
finden nur am Rande statt. Es kursiert die Einschätzung, die lesbischwule Metropole war noch nie so
unpolitisch wie zum 30. Stonewall-Jahrestag.
Auch die Ökonomie ist weiter im Visier. Gegenüber Wirten und Unternehmergruppen würden politische
Initiativen an den Rand gedrückt, vermutet eine DKP-nahe Zeitung. Derweil wird Petrus als gay Wettergott
empfunden: Temperaturen um die 30 Grad verlocken zum lustvollen Feiern.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
Recherche und Texte:
Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
Dr. Friedrich Schregel (Centrum Schwule Geschichte)
Mitarbeit Marcus Velke
Im Auftrag des KLuST, Kölner Lesben und Schwulentag e.V. – alle Rechte vorbehalten.
2000 & 2001
Der LSVD fordert anhaltend die Homoehe – und zwar sofort. Es gibt Hoffnung, für 2000 ist eine Initiative der
Regierung versprochen. Das Motto Taten statt Worte – der Wahlspruch der Suffragetten, die für ihre Rechte
zu Gewaltakten griffen, trifft die Stimmung vieler Beteiligter. „… es wird Zeit, dass sich unsere
‚Gesellschaftsfähigkeit’ auch endlich in unseren Rechten spiegelt“, fordert der KLuST. Die Organisation des
ColognePride ist nun in mehrere Verantwortungsbereiche aufgeteilt: Im Vorstand des Klust als Veranstalter
des Gesamtevents sind neben den altbewährten Volker Bulla, Gerhard Malcherek, Hans Jürgen Lichterfeld
und Michael Schmidt (er gilt der Box 2001 aufgrund seiner verschiedenen Posten als einflussreichster
Schwuler Deutschlands) auch Knut Dannat und die Szenewirtin Jutta Kropp vom Vampire als neuer Kopf
aktiv. Das Organisationsbüro um Frank Weyer, Regina Hoyer u. a. ist die Schalt- und
Kommunikationszentrale.
Diese arbeitet wiederum eng mit der CSD Veranstaltungs GmbH als wirtschaftlichem Kooperationspartner
zusammen, die für das Straßenfest zuständig ist. Die GmbH vertreten der bekannte Gastronom Stephan
Dick und die Finanzfachfrau Gabriele Fenner. Schließlich kommt durch den Medienkonzern 20 Minuten ein
neuer Sponsor, der beim Programmheft mitwirkt und den Chefredakteur stellt. Hauptsponsoren sind
weiterhin West (Reemtsma) und ein Kölner Brauerverbund. Lokale Einzelsponsoren aus dem
Dienstleistungsgewerbe können sich als Förderer/Förderin des CSD outen und mit eigenem Logo für das
Event werben. In Verantwortung des beliebten Atelier-Kleinkunsttheaters organisieren Rosa K. Wirtz und
Sabine Heinrichs-Knab ein anspruchsvolles Kabarett- und Kleinkunst-Programm.
Mehrere traditionelle Karnevalsvereine erhalten im Jahr 2000 Platz im offiziellen Programmheft, was einen
wirklichen Kulturwandel spiegelt, waren doch ‚warme Brüder‘ eines der liebsten Opfer der meist schlechten
Witze auf Herren-Sitzungen. Ja, die „Homos“ sind mitten in der Kölner Gesellschaft angekommen. Im
Wahlkampf für den Bürgermeisterposten überschlagen sich die Kandidat*innen in Loyalitätsbekundungen.
Die Demonstration startet erstmals in Deutz und bietet fortan großartige Fotomotive. Premiere hat ein
Wagen der Parteiorganisation LSU von der CDU – auch dies noch vor ein paar Jahren undenkbar. Am 7.
Juli 2000 debattiert der Bundestag in erster Lesung den Entwurf zum Lebenspartnerschaftgesetz. Im Jahr
2001 lautet daher das Motto: „Im Namen des Volkes: Traut euch!“ Explizit werden aber auch andere
Lebensentwürfe in die Forderung einbezogen. Lesben-Ikone Hella von Sinnen und Rosenstolz singen sich
mit ihrem Homo-Hochzeitssong „Ja, ich will“ in die TOP 100 der Charts.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
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Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
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2002 & 2003
Fast eine Tradition: die CSD-Feierlichkeiten setzen mit dem Fußballturnier Come-Together-Cup ein, seit
1995 jährlich auf den Wiesen vor dem Rhein-Energie-Stadion. Über den Fußball kommen unterschiedlichste
Gesellschaftsgruppen zusammen, die sonst nur wenig miteinander zu tun haben. Mittlerweile kicken beim
CTC hetero- und homosexuelle Frauen- und Männerteams unterschiedlichster Herkunft um einen möglichst
guten Platz. 2002 richtet Köln den Europride, Europas größtes schwul-lesbisches Event, aus: Cologne
celebrates Diversity. Let´s make Europe a place for all of us.
Es gibt Auseinandersetzungen um den Begriff Europride. Eine Firma will sich den Begriff schützen lassen.
Der Streit kann beigelegt werden, die Namensrechte bleiben beim KLuST. 50.000 Besucher*innen werden in
der Parade, eine Million am Straßenrand gezählt. Nach anderen Rechnungen sind es über 1,2 Millionen –
mehr Publikum als beim Kölner Rosenmontagszug. Eine Bürgerinitiative von Anwohner*innen des Alter
Markt und des Martinsviertels formiert sich erneut mit dem Ziel, den CSD aus ihrem Viertel zu verbannen.
Mit Hilfe des Kölner Oberbürgermeisters Fritz Schramma kann der Konflikt gelöst werden.
ColognePride heißt der CSD Köln seit diesem Jahr. Der Name verdeutlicht, dass es nicht nur um eine
Demonstration oder ein Wochenende mit Straßenfest geht, sondern dass verschiedenste Angebote diese
Veranstaltung ausmachen. Schwerpunkt ist die Forderung nach einem Antidiskriminierungsgesetz unter dem
Motto Liebe deine Nächsten. Antidiskriminierungsgesetz jetzt! Die Reihenfolge der Parade-Wagen wird nach
Streitigkeiten in den Vorjahren um die Reihenfolge ab sofort ausgelost. Erweiterte Sicherheitsvorschriften
der Polizei sind nach kleineren, glimpflich verlaufenen Unfällen im Vorjahr unumgänglich.
Eine weitere Neuerung: das Mottolied. Die Kölner Karnevalsikone Marie-Luise Nikuta schreibt das erste
Lied. Erstmals gibt es eine alternative, inoffizielle CSD-Demonstration. Teile der Community fühlen sich
durch den ColognePride nicht (mehr) vertreten. Forderungen aus Teilen der Alternativszene nach mehr
Politik auch außerhalb der schwul-lesbischen Interessen sowie die Ablehnung der Homoehe haben eine
neue Ausdrucksform gefunden. Queergestellt macht am 28. Juni erstmals einen eigenen Demonstrationszug
von Ehrenfeld zum Heumarkt, ohne Werbung und Sponsoren. Ihre Forderungen nach Gleichberechtigung
sind radikaler, denn außer Lesben und Schwulen werden auch alle andere, die sich als queer verstehen,
einbezogen.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
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2004 & 2005
Nach Vorstandswahlen im KLuST wird Stellung bezogen: Der ColognePride ist ein politisches Signal, soll
Mut machen. Spaß gehört dazu, steht aber an zweiter Stelle. Und der Kommerz ist unverzichtbar, ermöglicht
er doch die Durchführung dieser Riesenveranstaltung. Der ColognePride ist und bleibt notwendig: Während
in der Innenstadt Akzeptanz gefordert wird, rufen beim Summerjam, einem der größten Reggae-Festivals in
Europa am Kölner Fühlinger See, Musiker zum Schwulenklatschen auf.
Im Rahmen der Akzeptanzkampagne des Landes NRW werden „Mogelpackungen“ als Umverpackungen für
Zigarettenschachteln verteilt, die in sechs Motiven auf die Kluft zwischen Worten und Taten von
Politiker*Innen aufmerksam machen. Das Sozialministerium hat die Kampagne mit 400 Euro unterstützt und
ist mit seinem Logo auf den Faltpackungen vertreten. Düsseldorfer Landespolitiker*innen verlangen, dass
die Packung „Schwarzer Heuchler“ gegen Kardinal Meisner zurückgezogen wird. Der KLuST besteht auf
seiner Kirchenkritik. Seit diesem Ereignis gibt es keine finanzielle Förderung mehr aus Landesmitteln für den
Kölner CSD. Die Altstadt ist zwischen Philharmonie und Heumarkt zu einer einzigen U-Bahnbaustelle
geworden, eine besondere Herausforderung für das Straßenfest. Besucher*innenzahlen des ColognePride:
ca. 500 bis 800 Tausend, der KLuST spricht von einer Million. Das Bündnis Queergestellt veranstaltet
alternativ zum CSD einen „OffPride“ in der Südstadt.
Motto 2005: Lebenslang liebenswürdig. In den kommenden Jahren sollen lesbische und schwule
Senior*innen Thema der Landes- und Community-Politik werden. Das Motto zielt auf den Umgang der
Community mit Alter(n). Es gibt auch hier eine Tendenz zur Diskriminierung, zudem eine deutliche Distanz
zwischen den Generationen. Wichtig ist die Realität älterer Lesben und Schwuler in
Senior*inneneinrichtungen: Hier wird älteren Homosexuellen das Leben oft schwer gemacht, wenn sie offen
leben. Da meist keine Kinder da sind, also keine eigene Familie, ist die Gefahr der Vereinsamung groß.
Terminliches Hindernis: die Fußball-WM; der ColognePride wird auf das zweite Juli-Wochenende verlegt.
Das Programm wird um den WomenPride erweitert, eine Reihe von neun Veranstaltungen und Partys
speziell für Lesben, die ihre Sichtbarkeit erhöhen sollen. Die Macherinnen wollen das Übergewicht der
schwulen Veranstaltungen verringern. Laut den Organisatorinnen ist der Kölner WomenPride international
das einzige speziell Lesben und Frauen gewidmete Programm im Rahmen eines CSD.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
Recherche und Texte:
Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
Dr. Friedrich Schregel (Centrum Schwule Geschichte)
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2006 & 2007
100% NRW – NUR MIT UNS. Das Motto bezieht sich auf drastische Kürzungen von Fördergeldern für
schwule-lesbische Projekte durch die schwarz-gelbe Landesregierung. Dabei hatte der zuständige NRWMinister noch Ende 2005 hervorgehoben, wie wichtig und innovativ diese seien. Betroffen sind mehr als 70
Vereine. Einige müssten aufgeben. Die Kürzungen können durch die Kampagne „Andersrum ist verkehrt“
auf 20 % reduziert werden.
Der WomenPride (100 % lesbisch) hat sich von einem ersten Wochenende zum vierzehntägigen Programm
gemausert. Der Frauengeschichtsverein lädt zur CSD-Rheinfahrt mit Songwriterin Carolina Brauckmann als
„Stadtführerin“ ein. Homosexuelle Eltern werden zunehmend Thema bei Veranstaltungen. Die taz schreibt:
„in Köln ist die Homoszene lebendig wie nirgendwo sonst in Deutschland.“ Es heißt jedoch die „Insel der
schwul-lesbischen Glückseligkeit“ beschränke sich auf die tolerante Innenstadt.
Der CSD zieht mehr hetero(a)sexuelle Zuschauer*innen an, ein Journalist schätzt die Zahl auf ein Drittel. Auf
der Parade greifen neue Sicherheits-Regelungen – die neuen LKWs mit hohen Wänden bieten weniger
Kontakt zum Publikum dafür mehr Platz für Werbung. Die Zunahme von Kommerz wird teils heftig kritisiert.
Diskriminierung und Gewalt gegen CSDs und Homosexuelle besonders in Osteuropa rücken in den Fokus,
das Motto: „homo europaeicus: geht aufrecht!“. Homosexuelle Migrant*innen gelten als selbstverständlicher
Teil der Gemeinschaft. So bietet baraka zum 3. Mal ein Cafe für lesbische und schwule Migrant*innen an „Eine Community – viele Kulturen!“.
Heftige Debatten löst die geplante Teilnahme transsexueller Prostituierter der 7. Etage des Pascha,
gesponsert durch das Großbordell, aus. Auf Kritik stoßen dessen Geschäftspraktiken und der Eindruck, der
„Puff“, wie er in Köln genannt wird, wolle in die Mitte der Gesellschaft. Seine Selbstdarstellung zeige
deutliche Frauenverachtung. Vielen Frauen/Lesben fehlt ein gesellschaftliches Bild von Sex als persönlicher
Begegnung gleichberechtigter Subjekte.
Schwule Institutionen wie die Aids-Hilfe warnen davor, Bordelle in die „Schmuddel-Ecke“ zu rücken. Ihre
Präventionsaktionen seien gerade dort richtig, wo Menschen Sex hätten. Das Bordell als Kulturort
verbessere die Situation der Sex-Arbeiterinnen. Auf einer Mitgliedsversammlung des KLuST wird engagiert
gestritten. Der Vorstand ist gespalten. Am Ende votiert die Versammlung gegen einen Rauswurf. Der
schwule Betreiber der 7. Etage zieht das Sponsoring zurück. Die Prostituierten selbst kamen nicht zu Wort.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
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Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
Dr. Friedrich Schregel (Centrum Schwule Geschichte)
Mitarbeit Marcus Velke
Im Auftrag des KLuST, Kölner Lesben und Schwulentag e.V. – alle Rechte vorbehalten.
2008 & 2009
Der KLuST verabschiedet passend zum Motto Null Toleranz eine neue Charta, mit der in Zukunft schnell
und überzeugend entschieden werden kann, wer „zum CSD gehört“ und wer nicht.
Werbeplakate im Vorfeld des Pride, die wie Fahndungsaufrufe wirken („Vermisst wird...“), beschreiben
Stellvertreter-Exemplare gelebter Homophobie. So manche reale Person könnte die Community gut
verschmerzen, so den Berliner Rapper G-Hot, der sich in einem Song brüstet, mit 10 MGs zum CSD gehen
zu wollen, oder auch den Kölner Kardinal Meisner, der für die harte homophobe Fraktion in der katholischen
Kirche steht. Andere Plakate stehen für Diskriminierung im Berufsleben, in der Schule und in der Familie.
In manchem Leser*innenbrief an die Kölner Zeitungen wird wieder einmal gegen Nacktheit beim
ColognePride protestiert. Empörung weckt auch die Veranstaltung Colour in der Köln-Arena: die
Ankündigungen in der Community-Presse lassen auf bevorstehende Sex-Orgien schließen. Mit solcher
Reklame wird die Veranstaltung mit 8.500 Besucher*innen selbstverständlich ein Erfolg. Nach dem CSD wird
gefordert: Europa-Politik und vor allem mangelnde Toleranz gegenüber Lesben und Schwulen in Osteuropa
stärker thematisieren!
Das Motto im Jahr 2009 „Deine Freiheit hat Geschichte – 40 Jahre Christopher Street Day“ will erinnern und
mahnen: Freiheit gibt es nicht zum Nulltarif, muss immer gesichert und ausgebaut werden. Dass die
errungenen Freiheiten keine Selbstverständlichkeit sind, davon berichten schwule und lesbische
Aktivist*innen aus den Partnerstädten Kölns und eine Plakataktion des LSVD NRW mit türkischer und
russischer Übersetzung. Die Poster wollen Denkanstöße liefern, auch in Teile der migrantischen
Communities hinein.
Mittlerweile auch Tradition: Laufend Erinnern, ein Gedenkmarsch von Kölner Frauengeschichtsverein und
Centrum Schwule Geschichte auf Initiative des KLuST. Erinnert wird an politische Ereignisse der
Homosexuellengeschichte und an verstorbene Aktivist*innen.
Der KLuST ehrt Hella von Sinnen für ihre unermüdliche Anstrengung, Lesben in der Öffentlichkeit sichtbar
zu machen. Erstmals wird der Augspurg-Heymann-Preis von der LAG Lesben an die Autorin Mirjam
Müntefering verliehen, benannt nach zwei radikalen Frauenrechts-Aktivistinnen aus Kaiserzeit und Weimarer
Republik. 2016 wird die Preisverleihung vorerst eingestellt, da bekannt wird, dass sich die
Namensgeberinnen öffentlich für die Vernichtung „lebensunwerten Lebens“ (Heymann) und ausgrenzende
Elite-Ideale (Augspurg) ausgesprochen haben.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
Recherche und Texte:
Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
Dr. Friedrich Schregel (Centrum Schwule Geschichte)
Mitarbeit Marcus Velke
Im Auftrag des KLuST, Kölner Lesben und Schwulentag e.V. – alle Rechte vorbehalten.
2010 & 2011
Stolz bewegt – das Motto möchte nicht nur das politische Engagement der Community hervorheben,
sondern auch die VIII. Gay Games ankündigen, das große internationale Sport- und Kulturfestival für
Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Heterosexuelle, das einen Monat nach dem ColognePride in Köln
stattfindet.
Mit Plakatmotiven, die an der Oberfläche sportliche Typen ansprechen, deren Subtext aber stets
Emanzipatorisches ausdrückt, wird Werbung gemacht: Freischwimmerin, Durchringer, Teamplayerin,
Hürdenläufer usw. werden gezeigt, einmal eine Lesbe, einmal ein Schwuler.
Das Ordnungsamt erinnert an die Auflagen für politische Umzüge – 85 dB maximale Lautstärke, die Wagen
max. 4 m hoch. Ein Großteil der geschätzten 900.000 Besucher*innen gerät am Sonntag in ein heftiges
kurzes Gewitter. Die Bühnentechnik fällt eine Zeitlang komplett aus. Zum Ausgleich darf dann bis Mitternacht
gefeiert werden.
Den Augspurg-Heymann-Preis für engagierte Lesben erhält in diesem Jahr die schon lange geoutete
Berliner Schauspielerin Maren Kroymann, die mehrmals mit Dirk Bach die Aids-Gala moderiert hat.
Mit einer Videokampagne wird auf den ColognePride vorbereitet und das Motto bekannt gemacht: „Liebe ist
...“. Menschen wie du und ich, zudem Prominente wie Arndt Klocke (für die GRÜNEN im Landtag NRW) oder
Claus Vinçon (Sänger, Kabarettist) erläutern mit Sprüchen, Gedanken, Erinnerungen, was ihrer Meinung
nach Liebe ist.
In diesem Jahr fehlt ein Bestandteil des Programms. Der WomenPride, der seit 2005 Teil des CSD war,
entfällt, da sich die Organisatorin Tina Stotz beruflich anders orientiert. Die anderen Ereignisse von
Bedeutung finden wie gewohnt statt: der Empfang von Schwulem Netzwerk und AIDS-Hilfe NRW, die
Straßenfeste, die AIDS-Gala.
Die Kompassnadel verleiht das Schwule Netzwerk dieses Mal an Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin in
NRW, in diesen Monaten auch Bundesratsvorsitzende. Sie wird für ihr rot-grünes Regierungsprogramm
geehrt, in dem Antidiskriminierung und Gleichberechtigung groß geschrieben wurden. Den AugspurgHeymann-Preis erhält in diesem Jahr Tanja Walther Ahrens (früher Bundesligafußballerin, heute Autorin) für
ihren Einsatz gegen Homophobie im Fußball. Die Parade zählt 100 Wagen, 900.000 Besucher*innen
schauen zu.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
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Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
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2012 & 2013
Mit „Ja – ich will” wählt der KLuST wieder ein aktuelles Motto: Nach der rechtlichen Gleichstellung der
eingetragenen Lebenspartnerschaft können (sollen?) doch nun alle in diese Lebensform einmünden. Aber
trotz Verpartnerungsgesetz fehlen immer noch Rechte, beispielsweise in den Bereichen Adoption oder
Steuerrecht.
Auf den WomenPride müssen die Lesben dieses Jahr nicht ganz verzichten, mehrere Veranstaltungen, die
sich speziell an Lesben richten, finden statt. Höhepunkt des Kultur- und Polit-Programms auf der PoliturBühne ist die Ansprache von Martin Schulz (SPD), dem Präsidenten des Europaparlaments.
An das frühere Motto Lebenslang liebenswürdig wird noch einmal angeknüpft: Für ihre Verdienste um die
Kölner Schwulenbewegung erhalten Alfred Schiefer und Ludwig Rubruck, beide lange schon im Rentenalter,
die Kompassnadel des Schwulen Netzwerks.
Der Rat der Stadt Köln beschließt, ein Diversity-Referat einzurichten. Damit beginnt die Diskussion darüber,
ob in Zukunft lesbische und schwule Belange in dem großen Pool von Minderheiten-Themen untergehen
werden.
Die rechte Gruppierung ProKöln meldet sich zur ColognePride-Demonstration an. Das sehr offen formulierte
Motto „Wir sind. So oder so“ können sie leicht mittragen, dabei gleichzeitig eine homophobe Haltung unter
(muslimischen) Migrant*innen pauschal behaupten. Die rassistische Kölner Gruppe hat sich zuvor niemals
mit Unternehmungen für die homosexuelle Emanzipation hervorgetan und agiert immer wieder homophob.
Der KLuST-Vorstand ist überrascht, diskutiert die Lage intern und teilt die provokativ gemeinte WagenMeldung erst zwei Wochen später der Öffentlichkeit mit. Juristisch ist die Lage heikel: Wegen des Rechts auf
Versammlungsfreiheit kann die Gruppe nicht einfach ausgeschlossen werden. Die Lösung: Die Parade wird
abgesagt und neu angemeldet. Im Aufruf zur neuen Parade wenden sich die Veranstalter explizit gegen
jegliche Form von rechtspopulistisch-rechtsradikaler, homo- und trans*phober, frauenverachtender
Diskriminierung. Personen und Gruppierungen, die in der Vergangenheit in dieser Richtung aufgefallen sind,
schließen die Veranstalter*innen von der Teilnahme aus. Pro Köln sagt seine Teilnahme an der Parade, die
die Gruppierung notfalls vor Gericht hatte durchsetzen wollen, jetzt ab.
Über die Parade und das Fest berichten Center TV und auch Campus Radio, bei den öffentlich-rechtlichen
Sendern gibt es nur noch kurze Ausschnitte zu sehen.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
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Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
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2014 & 2015
‚Wir sind „nur“ der rosa Karneval‘. Bekannte Karnevalsschlager werden mit alltagspolitischem Inhalt gefüllt:
Mer stonn zu dir, En unserm Veedel, Denn mir sin kölsche Mädcher. Sie zeigen: Wir sind natürlich nicht „nur“
der rosa Karneval, auch wenn das Motto es provokativ so konstatiert. Die Gemeinsamkeiten zwischen
Karneval und CSD: Alles wird auf den Kopf gestellt, Geschlechterrollen aufgehoben, die herrschenden
Verhältnisse kritisiert und parodiert. Das Motto transportiert die Verbundenheit mit der kölschen Heimat und
zielt gegen die fast immer nur schrillen Aspekte der Medienberichterstattung: Prominente, Drag Queens und
Leder-Schwule. Nur selten werden auch politische Inhalte oder alltägliche Lesben gezeigt.
Seit dem Jahr 2012 gehört das Consciousness ColognePride Outreach Program zum politischen Teil des
Pride: Aktivist*innen aus Ländern mit Diskriminierung und Verfolgung soll die Teilnahme am CSD in Köln
ermöglicht, ihr Engagement gestärkt werden.
Erstmals dabei: Der 1. FC Köln mit eigenem Parade-Wagen. Die Gay-ManagerInnen von Völklinger Kreis
und Wirtschaftsweiber organisieren einen CSD-Business-Empfang, eine weitere Veranstaltung, die sich an
eine spezielle Klientel wendet und diese an den CSD binden möchte. Unter den vielen politischen
Veranstaltungen fällt eine Ausstellung der SPD und der Schwusos im Lokal Barcelon auf, die den Umgang
der SPD mit dem § 175 StGB aufarbeitet.
Vielfalt steht im Mittelpunkt des CSD-Programms. Stille und laute Proteste gegen Aufklärung in der Schule,
Gender Mainstreaming und Political Correctness haben zugenommen. Die Gegner*innen scheinen den
Gedanken von Toleranz zu billigen, argumentieren aber mit Bevormundung und Bevorzugung, um
Gleichberechtigung zu verhindern. Fundamentalist*innen aller Couleur vereinen sich in diesem Punkt.
Gegen diese Strömung stellt der KLuST das Motto „Vielfalt lernen, lehren, leben“. Die Lebensbereiche
Schule, Ausbildung und Betrieb sind besonderem Maße angesprochen.
Der Ahnungslosigkeit in den Schulen versucht schon seit dem Jahr 2000 das Aufklärungsprojekt SchLAU
entgegen zu treten: Junge Lesben und Schwule kommen in den Unterricht und klären auf. Und für
diejenigen Jugendlichen, die sich ihrer homosexuellen Orientierung schon etwas sicherer sind, gibt es das
Jugendzentrum anyway. Ein Höhepunkt des Bühnenprogramms: Die Verpartnerung zweier Lesben auf
einem Rheindampfer, live übertragen auf die Heumarkt-Bühne. Erstmals findet am CSD Wochenende ein
DykeMarch für mehr Sichtbarkeit von Lesben statt. Rund 1.500 Frauen sind dabei.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
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Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
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Facetten des KLuST
Der erste CSD wird noch recht minimalistisch als eine Kombination von Demo und zweitägigem Straßenfest
konzipiert. Die Kölner*innen wollen feiern, nicht nur demonstrieren. Und das am hillige Sonntag, statt
Kirchgang – die meisten anderen Städte haben „ihren“ CSD“ samstags. Die unterschiedlichsten Gruppen
und Interessen sollen und wollen bei der Organisation mitwirken, ohne ihre Besonderheiten abzulegen.
Bald ist die CSD-Demo eine der drei größten Veranstaltungen in der Rheinmetropole: Der CSD ist ein
‚Erfolgsprodukt‘, er wächst und wächst und wächst: von 1991 bis 1999 erfolgt eine Verfünfzehnfachung der
Zahl der Teilnehmer*innen, die Steigerung der Wagenanzahl läuft von 2 auf mehr als 100. Im Europride-Jahr
2002 finden sich 1 Million Besucher*innen + x ein. Mit Ehrenamtler*innen ist die Arbeit schon lange nicht
mehr zu bewältigen. Ein CSD-Aktionsbüro wird eröffnet; die Arbeit der Hauptgruppen im KLuST läuft in
Gratisarbeit weiter. 1998 wird eine CSD-Veranstaltungs-GmbH gegründet, unter Beteiligung der Community.
Dieser Schritt erzeugt dennoch Spannungen und Vorwürfe: der CSD sei fest in der Hand der Sponsor*innen
und Gastronom*innen, politische Initiativen würden marginalisiert, die Motti zu sehr auf Konsens aus.
Die Veranstaltungs-GmbH geht pleite; Geschäftsführer*innen werden verschlissen, Geldspender*innen,
deren Namen der Community nicht bekannt gegeben werden, trüben genauso die Stimmung wie Versuche,
„Benimmregeln“ für die Parade-Teilnahme zu erlassen oder zu definieren, wer Teil der Community ist und
wer nicht. Brauchen wir noch den CSD fragen einige. Der KLuST kann auf der anderen Seite Erfolge
aufweisen. Er begleitet die Gewerkschaft ÖTV (heute ver.di) bis zur Setzung eines Gedenksteins für die im
Nationalsozialismus verfolgten Schwulen und Lesben, er steht seit 1995 unter der Hohenzollernbrücke. Von
1991 bis 2015 organisiert die AIDS-Hilfe im Rahmen des CSD eine Gala, die das CSD-Wochenende
eröffnet. Das Straßenfest am Wochenende bietet alles: Cruisen durch die Altstadt, an zahlreichen
Verkaufsständen (alles zwischen Sex Toys und Fachliteratur), Essen und Trinken.
Das vierzehntägige ColognePride-Programm bietet nur am CSD-Wochenende um die 45 Veranstaltungen:
reichlich Partys, Lesungen, Stadtrundgänge, Filmveranstaltungen – außerdem:
• Gedenkaktionen für AIDS-Opfer (an St. Maria im Kapitol, auf dem Heumarkt mit den „Kerzenlichtern gegen
das Vergessen“)
• Red Ribbon Walk
• Outreach-Programm zur Stärkung der Aktivist*innenarbeit in Staaten mit Diskriminierung und Verfolgung
• 2016 gibt es erstmals einen Bereich für Regenbogenfamilien
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
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Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
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Mitarbeit Marcus Velke
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HIV & AIDS
Es gibt Theorien, nach denen es ohne AIDS keinen CSD gegeben hätte. Und in der Tat: Kein CSD, bei dem
nicht das Thema HIV/AIDS einbezogen worden wäre. Der Kölner CSD ist auch unmittelbar aus der AIDSHilfe heraus gegründet worden. Neben der Forderung nach vollständiger Gleichberechtigung gibt es kein
Thema, das so dauerhaft und unübersehbar präsent gehalten wird. Im Umgang mit HIV (der Infektion mit
dem Virus, das die Immunschwächekrankheit auslöst) und AIDS (dem Ausbrechen der Krankheit in seiner
vollen Form) lassen sich drei Phasen feststellen. Nach dem ersten großen Schrecken in den 1980er Jahren
folgt Mitte der 1990er Jahre, mit dem Aufkommen von antiretroviralen Therapiemöglichkeiten, das Gefühl
von Beherrschbarkeit der Krankheit und Desinteresse an der Bedrohung. Heute, in den 2010er Jahren kann
man von einem Verhalten des kalkulierten Risikos sprechen: Das Bewusstsein der Gefahr ist vorhanden,
ebenso vorhanden ist bei vielen Schwulen eine Abwehr gegen Schutzmittel oder Risikoabwägung bei der
Partnerwahl.
Aufgrund der medizinischen Behandlungsmöglichkeiten ist AIDS gegenüber HIV in den Hintergrund gerückt.
Infizierte sind HIV-positiv und werden kurz posithiv genannt. Weltweit ist die Hälfte der Posithiven weiblich, in
Deutschland ist der Anteil der Frauen an den Infizierten von 6% (1988) auf fast 20% (2014) gewachsen.
Lesben fühlen sich häufig sicher vor der Infektion. Es ist derzeit nach Aussage von Expert*innen kein
einziger Fall einer Übertragung allein durch lesbischen Sex bekannt.
Kundgebungen zum Thema AIDS gehören in jedes CSD-Programm, beispielsweise Gedenkveranstaltungen
in der Trinitatiskirche oder bei „Namen und Steine“ in der Markmannsgasse. AIDS-Projekte,
Pflegeeinrichtungen etc. sind die einzigen Vereine der Community, für die von Beginn an und bis heute
gesammelt wird.
Bei den nachwachsenden schwulen Generationen verringert sich das Bewusstsein für die Gefahr. Die
Deutsche AIDS-Hilfe (DAH) und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) bemühen sich
seit Jahren – und mit einigem Erfolg – um Formen der Aufklärung, die in ihrer Sprache und ihren Bildern
ansprechen, ohne moralisierend oder drohend zu werden. Eine aktuelle Kampagne der BzgA arbeitet mit
Strichmenschchen, die Sex haben. Solche Zeichnungen mögen vielen heutzutage harmlos erscheinen, die
Junge AfD stellt jedoch Strafanzeige: Das Erziehungsrecht der Eltern werde verletzt und eine unnötige
Sexualisierung des öffentlichen Raums betrieben.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
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Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
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Kommunalpolitik
Der KLuST arbeitet bei der Organisation des Pride sehr eng mit städtischen Einrichtungen und
Politiker*innen, mit der Landespolizei, Versicherungen und anderen Instanzen zusammen. Daher gründen
die Initiator*innen kurz vor der ersten Demonstration einen eingetragenen Verein. Unter dieser Rechtsform
sind nicht zuletzt Vertragsabschließungen leichter handhabbar.
Der KLuST e. V. will von Beginn an kommunalpolitischen Einfluss nehmen, er versteht sich als
Lobbygruppe. Zunächst zeigt die Kölner Kommunalpolitik nur wenig Interesse an einer Zusammenarbeit.
Über die Jahre werden die Kontakte zu Politiker*innen jedoch besser, Kölner Parteien reihen sich auf dem
Heumarkt mit Ständen oder mit Wagen bei der Parade in den Kampf gegen Homophobie ein.
Die Auseinandersetzungen im KLuST um die Haltung zu rechten Gruppen und auch zum Bündnis
Queergestellt erfordert Fingerspitzengefühl und politisches Einschätzungsvermögen. Die bisweilen zu starke
Parteiverhaftung mancher KLuST-Vorstandsmitglieder scheint die Lobbyarbeit zu erschweren. Im Jahr 2015,
als in Köln die Wahl zur/zum Oberbürgermeister*in ansteht, gibt es Aufruhr – vor allem in der Lesbenszene weil ein Vorstandmitglied trotz der in der Satzung des KLuST festgelegten Verpflichtung zur Neutralität einen
OB-Kandidaten mit berufsbiografischen Details von Szenegrößen beliefert.
Ein Auszug aus den kommunalpolitischen Initiativen des KLuST:
• 1991 Interfraktioneller Antrag auf Überprüfung aller kommunalen Vorschriften und Richtlinien auf
LGBT*IQ-Freundlichkeit
• Durchleuchtung der Stadt Köln auf Diskriminierung von LGBT*IQ (mit Hilfe der Gewerkschaft ÖTV)
• 1992 Kommunalpolitische Erklärung des KoPoAk mit dem Ziel, bei Parteien und Stadt Köln LGBT*IQThemen populär zu machen
• Aufstellung einer Notrufsäule am Aachener Weiher in Kooperation mit der Kölner Polizei
1996 aktualisierte politische Erklärung; zu den Forderungen gehört:
• mehr Geld für die Aids-Arbeit
• Förderung schwul-lesbischer Selbsthilfearbeit
• angemessene Darstellung von Homosexualität im Schulunterricht außerhalb des Sexualkundeunterrichts
• Beseitigung diskriminierender Bestimmungen im Asylrecht
• Rehabilitierung homosexueller NS-Opfer
• Zugriff auf zentrale Innenstadtplätze für den CSD
Seit dem Jahr 2006 erfolgt eine Mitarbeit in der Stadtarbeitsgemeinschaft Lesben, Schwule und
Transgender, mit der die die kommunalpolitische Mitwirkung der LGBT*IQ-Community in Köln gestärkt wird.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
Recherche und Texte:
Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
Dr. Friedrich Schregel (Centrum Schwule Geschichte)
Mitarbeit Marcus Velke
Im Auftrag des KLuST, Kölner Lesben und Schwulentag e.V. – alle Rechte vorbehalten.
Lesben und CSD
Der Zugang von Lesben und Schwulen zur Homosexuellenbewegung und zum CSD lassen sich kaum
vergleichen. Einerseits stellte der § 175 lesbische Liebe nie unter Strafe, andererseits wurde Frauen generell
lange eine autonome und lustvolle Sexualität abgesprochen. Zusätzlich dien(t)en Lesbenpaare Heteros als
Wichsvorlage.
Ab Ende der 1960er Jahre schließen sich Lesben der Frauenbewegung an, kämpfen für den § 218 und
gegen Männergewalt. Gertraut Müller gründet 1972 in Köln die bundesweit erste Lesbengruppe
Homosexuelle Frauen-Aktion. Ihr Credo: „Lesben gemeinsam sind stark!“ Andere Lesben fühlen sich in der
gay liberation front wohler, die ab 1979 Frauen aufnimmt. Erst 1993 werden sie mit dem „l“ auch im Namen
sichtbar. Sie stehen Seite an Seite mit den Schwulen gegen den § 175, bringen die AIDS-Kampagne mit
voran und bereichern die Rosa Kulturwochen um Sappho-Kulturtage.
1991 nehmen nur wenige Frauen am Gay Freedom Day in Köln teil. Überhaupt ist das Verhältnis zu
Schwulen bei vielen Lesben/Frauen noch lange wegen deren Haltung zu Pädophilie, Prostitution und
Pornografie getrübt. Bei der Gründung des KLuST sind einige Lesben dabei und von Beginn an sind sie im
Vorstand vertreten. Erst 2013 stellen sie aber für kurze Zeit die Mehrheit. 1994 wird Köln nicht nur
Schauplatz der größten Schwulen-, sondern auch der größten Lesbendemonstration in Deutschland. Nur
hier gibt es auch einen starken Lesbenblock. Immer wieder beschweren sich Lesben über rüdes Benehmen
einiger schwuler Männer, die sie auf dem CSD-Straßenfest wegstoßen oder sich verächtlich äußern. Das
unscheinbarere Outfit – oft sogar bewusst unsexy – von Lesben, passt ebenso wenig zum Lebensgefühl
vieler Schwuler wie die Ablehnung von Sexualisierung. Ironisch fordern einige Lesben Anfang der 1990er
Jahre einen Lesbentag am Aachener Weiher. Mit der lespress erscheint 1995 erstmals ein bundesweites
Medium. 1996 lanciert der Lesbenring die Kampagne „Lesben kommen raus“ Kölner Plakatwände zeigen
lesbische Werbeslogans und die Demo „Lesben raus aus euren Schränken!“ zieht durch die Kölner
Innenstadt. Die Drag Kings vom kingdom of Cologne fügen eine neue Facette zur Lesbenszene hinzu,
stehen dem offiziellen CSD aber kritisch gegenüber.
Die Sichtbarkeit von Lesben bleibt bis heute ein Thema. Das Erobern von Terrain bzw.
Einflussmöglichkeiten ist immer abhängig vom unermüdlichen Einsatz einiger weniger Lesben. Seit Jahren
arbeiten Aktivistinnen im Vorstand des KLuST mit. Ab 2005 bereichert der WomenPride mit seinem
lesbischen Programm den Cologne Pride. 2015 startet nach Städten wie New York, Toronto oder Berlin der
erste DykeMarch Cologne – die Anzahl der Teilnehmenden entspricht ungefähr der des ersten Christopher
Street Day in Köln …
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
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Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
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Mitarbeit Marcus Velke
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Homoehe
Die Homoehe hat eine lange Geschichte. Nachzuweisen sind erste Forderungen danach in der Zeitschrift
Emma im Jahre 1984. Als 1989 Dänemark die Homoehe einführt, wird die Diskussion auch in Deutschland
wieder laut. Der SVD bereitet die Aktion Standesamt vor, Hella von Sinnen und Cornelia Scheel geben
bekannt, dass sie für das Recht auf Verehelichung klagen werden, notfalls bis zum
Bundesverfassungsgericht (1992). Der Lesbenring engagiert sich energisch gegen diese Aktionen – die Ehe
sei per se patriarchalisch, könne ein befreites Leben ohne Unterdrückungsstrukturen nicht gewährleisten.
Der Lesbenring ändert seine Meinung auch nicht, als nach dem Lesbenfrühlingstreffen 1998 konkrete
Aktionen für die Homoehe ins Auge gefasst werden. Unter Führung von Dorothee Markert nimmt eine
Gruppe Lesben Kontakt zum SVD auf, ihre Ideen stoßen dort auf Begeisterung. Der SVD um Volker Beck
kämpft nun gemeinsam mit verpartnerungswilligen Frauen um die Durchsetzung der Homoehe, benennt sich
1999 in LSVD um.
Die Diskussion unter Lesben zur Homo-Ehe spiegelt Grundkonflikte der ganzen Bewegung wider: die
Auseinandersetzung zwischen einer radikalen, emanzipatorischen bzw. genderkritischen Queer-Bewegung
und einer legalistischen Bürgerrechtsbewegung. Erstere will die herkömmlichen Lebensformen generell
ändern und zielt nicht speziell auf Homosexuellenrechte, die andere will Rechtssicherheit erstreiten und alle
Lebensbereiche juristisch regulieren. Diese Auseinandersetzung gibt es schon zu Zeiten der StonewallUnruhen, eigentlich schon seit Beginn der Emanzipationsbewegung im 19. Jahrhundert.
Der ColognePride hat stets die Homoehe als Forderung vertreten und steht damit auf der Seite der
Bürgerrechtsbewegung. Wenn dieses Ziel auch nur einmal explizit zum Motto gemacht wird, ist die sog.
Homoehe auch in den vielen anderen Jahren präsent – als Parole, als Anklage gegen ein nur halbherzig
umgesetztes Wahlversprechen der Parteien oder als Thema für Podiumsdiskussionen und Vorträge.
Dagegen erhebt sich Widerstand, sei es von Lesben, die bis jetzt auch prozentual weniger Verpartnerungen
vollzogen haben, oder auch von Seiten der Queergestellt-Bewegung.
Die Eingetragene Partnerschaft nach dem Lebenspartnerschaftsgesetz kommt 2001. Sie ist keine
vollwertige Ehe, denn durch eine Verpartnerung haben Lesben oder Schwule nach wie vor nicht die gleichen
Reche wie heterosexuelle Ehepartner*innen, auch wenn es immer mehr Angleichungen zwischen den
beiden Institutionen gibt.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
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Kommerz & Kritik
Der Streit zwischen Politik und Kommerz begleitet die CSDs von Beginn an. Die Öffentlichkeit hat den CSD
inzwischen angenommen, manche Familie macht am CSD-Sonntag ihren Ausflug zur Parade. Spaß,
Unterhaltung, Abwechslung sind garantiert. Vor allem die Drag Queens sind gern gesehen – das erinnert an
Karneval, ähnelt dem eigenen Wunsch, dann und wann die Identität zu wechseln. Damit bleibt die
Veranstaltung im Bereich des Alltäglichen, ist leicht konsumierbar. Ein leiser Schauder, ein Erschrecken vor
den Ledermasken gehört dazu.
Diesem Konzept treten jüngere Radikale aus der Community entgegen: Politische Forderungen sollen im
Vordergrund stehen und Anderssein demonstriert werden, nicht die Normalität, Akzeptanz erzwungen, nicht
erschlichen werden. Politisch ist der CSD auf jeden Fall, lautet die Mittelposition, das verdeutlicht allein
schon seine Existenz. Das Wochenende wirkt stärkend, ermutigend, vereinend in die Community hinein.
Und nicht zuletzt haben auch die Auftritte von Politiker*innen aller Couleur einen Effekt, die Politiker*innen
selbst lernen und das Publikum erkennt, dass hier eine wichtige Veranstaltung stattfindet.
Ohne Sponsoring könnte das Wochenende nicht stattfinden, könnten die externen Organisator*innen nicht
bezahlt, das Bühnenprogramm nicht finanziert werden. Nicht einmal die technische Ausstattung der Bühnen
wäre möglich. Die Klagen beziehen sich denn auch häufiger auf die Überrepräsentanz von Händler*innen ,
die mit der Szene nichts zu tun haben, auf die hervorragenden Geschäfte der Wirt*innen und Imbissstände,
auf Künstler*innen, die heute hier und morgen dort ihr Geld verdienen, auf Organisationsteams, denen
Umsatz und Gewinn weit wichtiger sind als politisches Wirken.
Beim CSD feiert die homosexuelle Community nicht nur ein historisches Ereignis, das befreiend nachwirkt,
sondern auch die eigene, ganz persönliche Befreiung. Und da dies eine Befreiung der Lust aufs eigene
Geschlecht voraussetzt, wird dieses Begehren in Szene gesetzt. Für manche ist das abschreckend, für
andere ein Tag der Freiheit, wie er im Alltag selten erlebt werden kann. Die Ausdifferenzierung der
Schwulen- und Lesbenbewegung in immer mehr Einzelgruppen, in Berufs- und Interessengruppen, macht
politische Forderungen, die für alle gelten sollen, immer schwieriger. Das Ereignis eines großen,
gemeinsamen Festes, und sei es kommerziell organisiert, lässt die Gemeinsamkeiten wenigstens kurz
aufscheinen.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
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Diversity
Abwehr von Lesben und Schwulen rührt auch aus der Verunsicherung der heterosexuellen
Mehrheitsgesellschaft her: Sind die eigenen heterosexuellen Präferenzen wirklich so selbstverständlich?
Besonders intensiv ist die Abwehr, wenn die gesamte sexuelle Identität in Frage gestellt wird –
beispielsweise durch die Existenz von Trans*personen. Transsexualität gilt laut
Diagnoseklassifikationssystem ICD-10 der WHO immer noch als Persönlichkeits- und Verhaltensstörung.
Erst 2018, wenn ICD-11 als Neufassung der bisherigen Klassifizierung in Kraft tritt, wird sich dies ändern.
Vielfalt/Diversity ist hier das Schlagwort der Stunde. Das Wissen um Vielfalt hat sich dabei auch unter den
Betroffenen selbst erst entwickeln müssen: Hieß es anfangs Schwule und Lesben, kam dann die
Erweiterung auf Lesben, Schwule und Bisexuelle, im dritten Schritt dann die auf Lesben, Schwule, Bi-,
Trans*- und Intersexuelle.
Auch der ColognePride hat zunehmend weitere Identitäten über Schwule und Lesben hinaus einzubeziehen
versucht. Im Programmheft sind die Gruppen mit verschiedensten Formulierungen benannt – je nach
Zeitgeist. Heute sind vielfältige Abkürzungen im Umlauf: LGBTI-Lebensweisen zum Beispiel oder LGBT* –
Versuche also, die Möglichkeiten der Geschlechtervariationen abzubilden. Das wohl allumfassendste Kürzel
ist jedoch LGBTQIA, das Queer-Menschen und Asexuelle miterfasst. Der vielschichtige Begriff Queer fasst
dabei all das zusammen, was nicht der heteronormativen Zweigeschlechtlichkeit entspricht und meint Kritik
an rigider Körper-, aber auch an Homo-Normativität (meist versinnbildlicht durch schwule Paare, die sich
verpartnern und dem Konsum frönen) oder an Sexualitäts- und Begehrensformen, die von Machtdifferenzen
durchzogen sind. Ablehnung von Rassismus und Exotisierung gehört wie die Ablehnung aller
kategorisierenden Definitionen ebenfalls dazu. Queer ist also kein rein auf Sexualität begrenztes Konzept.
Aber ganz so einfach sind Vielfalt/Diversity auch in der Community nicht: Viele Schwule und Lesben lehnen
Trans*-Menschen ab oder sind Bisexuellen gegenüber skeptisch. Und dann kommen noch die Asexuellen,
die Fetischist*innen, die heterosexuellen Freund*innen von Sado-Maso hinzu, die bei der Demo
mitmarschieren …
In letzter Zeit wird wiederholt darüber diskutiert, den Begriff sexuelle Vielfalt durch den der menschlichen
Vielfalt abzulösen. Das Thema werde damit sinnvoll erweitert, meinen viele, nur so könnten Migrant*innen
oder religiöse Minderheiten einbezogen werden.
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Ausblick
Beweist nicht jeder CSD, dass LSBTI* in der Gesellschaft angekommen sind und die Zeit der Kämpfe vorbei
ist? Gehört also die Zukunft des CSD dem Feiern, dem schrillen Auftritt, der Selbstdarstellung? Klar, die gay
Community hat das Recht, sich einmal im Jahr in ganz großer Zahl zu versammeln und die eigene Stärke zu
spüren. Dieser Bedarf am Feiern ist, auch oder gerade in den Zeiten von WhatsApp, SMS und Mail,
vorhanden.
Bunt gemischt ist die Schar der Teilnehmer*innen: Zum klassischen CSD gehören längst die Bisexuellen
und Trans-Personen aller Art, auch Fetisch-Liebhaber*innen verschiedenen Begehrens, die hier eine
Gelegenheit sehen, ihr Versteck einmal zu verlassen. Ist der Begriff Community bei diesem ‚multiplen‘
Zusammentreffen nicht verkehrt, immerhin gibt es Argwohn gegenüber anderen Gruppierungen, gerade
auch innerhalb der angeblich so freien gay Szene?
Für das Publikum ist es wichtig, das die Macher*innen immer wieder die richtige Mischung von Show und
politischem Protest finden. Der CSD ist mehr als die Demonstration. Das Straßenfest ist noch vielen
bekannt, die meisten Gäste nehmen aber nicht wahr, dass der ColognePride aus sehr vielen, oft großartigen
Veranstaltungen im Vorfeld besteht. Wenn der aufklärende Effekt intensiver werden soll, benötigen die
Veranstaltungen mehr Öffentlichkeit. Sicherlich sind hier auch neue Formen der Vermittlung zwingend.
Die Notwendigkeit von Gegenwehr gegen Diskriminierungen bleibt auch für die Zukunft bestehen.
Fundamentalist*innen aller Couleur möchten derzeit mit Stammtischgedanken den Minderheitenschutz –
eines der wichtigsten Prinzipien der Demokratie – aushebeln. Hier ist die Wichtigkeit der Queer-Bewegung
zu betonen: Sie ruft immer wieder ins Bewusstsein, dass es das Normale nicht gibt, dass alles hergestellt ist,
auch Geschlechterrollen und -identitäten.
Der Diversity-Gedanke zeigt zusätzliche Möglichkeiten für die Zukunft: Neue Bündnisse müssen gesucht
werden. Minderheitenrechte beziehen sich nicht nur auf die sexuelle Orientierung, für den Kampf sollten
neue Partnerschaften ausprobiert werden. Dies kann zu einer Gratwanderung werden – das
Alleinstellungsmerkmal, wie man heute sagt, des CSD ist der Gedanke der sexuellen Vielfalt. Menschliche
Vielfalt darf nicht vergessen werden, sie war aber nicht immer der zentrale Gedanke des CSD.
25 Jahre CSD in Köln – 16. Juni 2016
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Irene Franken (Kölner Frauengeschichtsverein)
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