In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden über
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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden über
Künstlerdörfer in Bayern In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden über 100 Künstlerkolonien in ganz Europa. Viele Künstler verließen ihre städtischen Ateliers, inspiriert durch die französichen Freilichtmahler von Barbizon. Sie entdecken scheinbar noch unberührte Regionen mit besonderen landschaftlichen und dörflichen Eigenheiten. Zu den schönsten Entdeckungen gehörte natürlich Bayern. In der Gegend um Berbling, Bad Aibling und Kutterling ließ sich der bedeutende Kölner Realist Wilhelm Leibl (1844 – 1900) nieder. Im Heimatmuseum Bad Aibling ist die originale Wohnstube der Maler Leibl und Sperl zu besichtigen. (Nur im Sommer geöffnet, Tel.: 08051 / 90 800) Das Leibl-Haus in Bad Feilnbach ist in Privatbesitz und kann leider nur von außen besichtigt werden. Brannenburg am Wendelstein beherbergte Ende des 18. Jahrhunderts und in der 1. Hälfe des 19. Jahrhunderts eine bedeutende Künstlerkolonie in der Künstler wie Carl Rottmann (1779-1850), Adolf Heinrich Lier (1826-1901), Hans Makart (1840-1884), Henri Jean Albert Euler (1813-1866), Claudius von Schraudolph (1813-1891), Karl Theodor von Piloty (18261886), Carl Spitzweg (1808-1885), Wilhelm Busch (1832-1908), Eduard Schleich d.Ä. (18121874), Max Liebermann (1847-1935) lebten und arbeiteten. Mit dem Ziel die Tradition als Künstlerort wieder aufleben zu lassen, wurde im Mai 1999 die „Neue Künstlerkolonie Brannenburg e.V.gegründet Nähere Informationen: Verkehrsamt Brannenburg Rosenheimer Strasse 5 83098 Brannenburg Tel. 08034/4515, Fax 9581 Im Jahr 1828 kam der Maler Max Haushofer von der Münchner Akademie der bildenden Künste an den Chiemsee, er lebte auf der Fraueninsel und malte die dortige Landschaft. Seine Münchner Kollegen und Freunde besuchten ihn und manche blieben. In den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts wurde die Künstlerkolonie Frauenwörth auf der Fraueninsel (Chiemsee) von Max Haushofer, Franz Trautmann & Karl und Josef Boshart gegründet. Die Kolonie bestand bis ins 20. Jahrhundert. Eine Künstlerchronik ist im Gasthaus „zur Linde“ auf der Fraueninsel zu finden. Im Alten Rathaus von Prien am Chiemsee ist eine ständige Ausstellung der Chiemsee-Maler zu sehen. Außerdem sind auf der Fraueninsel in den Gasthöfen „Zur Linde“ und „Inselwirt“ Bilder und Erinnerungsstücke aus der Zeit der Künstlerkolonie ausgestellt. 1200 Jahre ist die Stadt Dachau alt. Einst Grafensitz, dann verträumter mittelalterlicher Markt und herzoglich- kurbayrische Sommerresidenz. Im 19. Jahrhundert war die Stadt ein Hort der Künste. Gern traf man sich zum Malen im stimmungsvollen Moos mit seinen wechselnden Lichtverhältnissen, in der Stadt mit ihren romantischen Winkeln und im dörflichen Umland. Damals, sagt man, war jeder zehnte Einwohner ein Maler, darunter berühmte Namen wie Adolf Hölzel, Ludwig Dill ,Adolf Lier, Eduard Schleich d. Ä., Christian Arthur Langhammer, Franz Marc und Emil Nolde. Auch Carl Spitzweg und Lovis Corinth kamen immer wieder nach Dachau und setzten die besonderen Lichtverhältnisse im Dachauer Moos in ihrer Freilichtmalerei um. Insbesondere die Frauen entdeckten vermehrt die Malerei und ließen sich, da sie an der Staatlichen Akademie in München nicht vor 1926 zugelassen waren, in den privaten Malschulen der Künstlerkolonien ausbilden. Die Werke sind heute in der Gemäldegalerie Dachau zu sehen. Die Tradition setzt sich bis heute fort und zeigt sich in einem vielfältigen zeitgenössischen Künstlerschaffen sowie zahlreichen Galerien im Stadtgebiet. Die Stadt Dachau arbeitet außerdem aktiv als Mitglied in der Vereinigung europäischer Künstlerorte EuroArt mit. Stadt Dachau Amt für Kultur, Fremdenverkehr und Zeitgeschichte Konrad – Adenauer – Str. 1 D-85221 Dachau Tel: +49-(0)8131-75286 Fax: 0049-(0)8131-75150 www.dachau.de Mitglied „artistsvillages“ Ende des 19. Jahrhunderts entdecken Wandermaler die idyllischen Winkel der Altstadt von Dinkelsbühl. Als einer der frühesten Vertreter hielt Carl Spitzweg den Reiz der Landschaft in seinen Bildern „Ansicht von Dinkelsbühl“ (1855) und „Institutsspaziergang“ (1860) fest. Ab 1888 trafen sich Künstler aus Berlin und München in der mittelalterlichen Stadt, zur Sommerfrische. Die Maler trafen sich im Gasthaus „Zum weißen Rößle“, dem heutigen Malerheim „weißes Roß“. Dinkelsbühl entwickelte sich zum Künstlerort. Zahlreiche Professoren und Kunststudenten fanden ihre Motive in der mittelalterlichen Stadt. Prägend für die impressionistische Landschafts- bzw. "Pleinair"-Malerei in Deutschland waren hier vor allem Gustav Schönleber und Friedrich Kallmorgen von der Kunstakademie Karlsruhe. Später kamen Expressionisten wie Karl Schmidt-Rottluff und Christian Rohlfs ("Stadttor in Dinkelsbühl", 1924) zu Studienzwecken nach Dinkelsbühl. Bildhauer, Maler und Graphiker tragen heute mit ihren Ateliers zu einer lebendigen Altstadt bei. Touristik Service Dinkelsbühl Marktplatz D-91550 Dinkelsbühl Tel: +49 (0) 9851-90240 Fax: +49 (0) 9851-90279 [email protected] www.dinkelsbuehl.de Mitglied „artistsvillages“ Mit seinem bunten Häusergewürfel bietet Kallmünz, seit Charles Palmiè ihn als Malerwinkel entdeckte, bekannten Malern beliebte Motive. Charles Palmiè war es auch, der um 1900 das Wort von der "Perle des Naabtales" prägte. Nachfolgende Künstler waren schon mit Palmiè in Kallmünz. Von Canal, Gussow, Melchior Kern, Schmidt-Michelsen, Bach, Hänisch, Hummel, Möser, Späthling, von Senger und von den Künstlerinnen sei Frl. Elsa Boyens aus Leipzig genannt, die damals folgendes günstiges Urteil über Kallmünz im Regensburger Anzeiger schrieb: "Die Künstler können sich nichts Schöneres denken. Da fehlen nicht die bunten malerischen Häuschen mit den Terrassen und Treppchen, die sich im Flusse spiegeln und einen fast italienischen Eindruck machen - nicht die seltsamen Felsformationen, die steil zum Wasser abfallen, so daß der Beschauer sich manchmal beinahe nach Norwegen versetzt glaubt - nicht die grünen Matten, die ihn wie Schweizer Almen anmuten - und auch nicht die schattigen Laubwälder, die ihn doch nicht vergessen lassen, daß er in Deutschland ist. " Auch W. Schacht und F.W. Scholtz aus Dresden sollen nicht unerwähnt sein. Bei vielen Künstlern bleib es nicht bei einem einmaligen Aufenthalt in Kallmünz, sie besuchten ihr „liebes Nest“ oft Jahre hindurch. Kallmünz war als Malerwinkel entdeckt - auch die Malschulen wurden fortgesetzt. 1903 finden wir in Kallmünz, von München kommend, Wassily Kandinsky mit seiner Malschule "Phalanx". Unter seinen Schülerinnen ist Gabriele Münter, mit der er sich im Sommer 1903 in Kallmünz verlobt. Kandinsky streift mit seiner Schule auch in die engere und weitere Umgebung von Kallmünz. In den Skizzenbüchern Kandinskys sind neben Oberpfälzer Landschaften Ansichten der Orte Kallmünz, Eich und Nabburg. Eine große Anzahl Kallmünzer Gemälde von Kandinsky entstehen 1903 und 1904. In der Gabriele-Münter-Stiftung, welche in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus ihre Bleibe fand, befinden sich auch zwei Ölgemälde von Kandinsky, welche Gabriele Münter beim Malen in Kallmünz zeigen. Ein Ölbild von Gabriele Münter zeigt Wassily Kandinsky an einem Berghang in Kallmünz. Schliesslich ist uns noch eine Lithographie aus dem Jahre 1836 von Domenico Quaglio (1787 - 1837), Kallmünz mit dem Brunntor, bekannt. Quaglio war einer der besten Architekturmaler der deutschen Romantik. Vermutlich kam Quaglio in die Gegend, als im Auftrage Ludwigs I. nach einem Platz für die geplante Befreiungshalle gesucht wurde. Sowohl der Kochel- als auch der Walchensee zogen immer wieder Künstler an. Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb der Künstler Lovis Corinth ein Haus in Urfeld am Walchensee. Von 1919 bis zu seinem Lebensende 1925 verbrachte der Impressionist zusammen mit seiner Frau die Sommermonate am See. Sein Erfolg als Landschaftsmaler beruhte schon zu seinen Lebzeiten vor allem auf seinen Bildern mit dem bekannten Walchensee-Motiv. In insgesamt über 60 Bildern verwendete er dieses Motiv. Seiner Frau Charlotte Berend-Corinth – ebenfalls eine Künstlerin – verbot Lovis Corinth allerdings, die Landschaft am Walchensee zu malen. Georg Dillis der ab 1804 in Kochel lebte erwarb dort ein Landhaus. Franz Marc ließ sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Kochel, bevor er nach Sindelsdorf umzog, nieder, und malte zum Beispiel den Innenraum der Staffelalm aus.Das Franz Marc Museum (Tel.: 08851/7114) in Kochel am See stellt über 100 Werke aus dem Marc-Nachlass und dem Schaffen seiner Freunde aus. Außerdem sind Werke im Lenbachhaus und der Pinakothek der Moderne in München zu sehen. Das Grab ist auf dem Friedhof von Kochel am See zu finden. In München, Murnau und in der Gegend um Kochel entwickelte sich mit dem „Blauen Reiter“ neben der Künstlergemeinschaft "Brücke" die zweite bedeutende Kunstrichtung des Expressionismus. Als Wassily Kandinsky und Gabriele Münter gemeinsam mit Alexej Jawlensky und Marianne Werefkin im Sommer 1908 nach Murnau kamen, entstand eine Malerei, die nicht mehr dem Vorbild der Natur im gewohnten Sinne folgte, sondern den subjektiven Eindruck erfasste und die vorangegangene "impressionistische" Malweise völlig hinter sich ließ. Beeinflusst von Murnau und seiner Landschaft, auch von der volkstümlichen Hinterglasmalerei, entwickelten sie eine auf Grundformen reduzierte, flächige Bildgestaltung, die auf alles Nebensächliche verzichtete und mit ungemischten, kontrastreich gesetzten Farben eine Intensität und Steigerung des bildlichen Ausdrucks bewirkte. Ausstellungsforum der neuen expressiven Kunst war seit 1909 die "Neue Künstlervereinigung München", der u. Paul Klee, August Macke und Franc Marc angehörten. Im Dezember 1911 traten Kandinsky, Münter, Marc und Kubin aus und zeigten unter dem Namen "Der Blaue Reiter" eine eigene Ausstellung in der Galerie Thannhauser. An dem 1911/12 entstandenen Almanach "Der Blaue Reiter", eine der wichtigsten programmatischen Schriften für die Kunst des 20. Jahrhunderts, beteiligten sich zahlreiche Künstler mit Text und Bildtbeiträgen aus den verschiedensten Bereichen der Bildenden Kunst, der Volkskunst, der Musik und des Theaters. In Murnau gehen Natur, Kunst und Kultur eine besondere Verbindung ein. Vor dem Alpenpanorama der Zugspitze, nur 45 Autominuten südlich von München, liegt eine einzigartige Landschaft mit weiten Moorgebieten, sanften Hügeln und Wäldern, Flüssen und Seen. Franz Marc nannte sie „Das Blaue Land“, das sich rund um den Staffelsee erstreckt. Das Naturschutzgebiet Murnauer Moos bildet die „Bühne“, die bayerische Alpenkette mit Blick auf die Zugspitze die „Kulisse“ und Murnau das „Theater“ für die Zuschauer. Weltbekannte Künstler wie Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, Franz Marc, Alexej Jawlensky und Marianne von Werefkin malten in Murnau viele ihrer weltberühmten Bilder. Hier vollzog sich die Entwicklung zur gegenstandslosen Malerei des Expressionismus und hier entstand die programmatische Schrift des „Blauen Reiters“. Das Murnauer Schlossmuseum beherbergt die weltweit größte Müntersammlung, widmet dem Blauen Reiter eine eigene Abteilung; Sonderausstellungen tragen dem kunsthistorischen Erbe Rechnung. Im Münterhaus wird darüber hinaus das Leben und Wirken von Kandinsky und Gabriele Münter im „Russenhaus“ lebendig. Auch der Dramatiker Ödön von Horváth fühlte sich in Murnau wohl, blieb 10 Jahre und schrieb hier Weltliteratur. Ihm ist eine ständige Abteilung im Schlossmuseum gewidmet. Die denkmalgeschützten Häuserfassaden der Fußgängerzone sind Aktionsraum für Theater, Musik und Ausstellungen der auch heute noch aktiven Künstlerszene. Mitglied artitsvillages Tourist-Information Murnau Kohlgruber Straße 1 D-82418 Murnau am Staffelsee / Oberbayern Tel.: +49-(0)8841/6141-14 Fax: +49-(0)8841/61 41 21 [email protected] www.murnau.de Der berühmte Malerwinkel am Königssee hat schon viele Künstler angezogen: von Ferdinand Olivier, über Franz von Lenbach, Moritz Schwind, Adolf Menzel, Carl Spitzweg, Georg Waldmüller, Adalbert Stifter, Carl Rottmann C.D. Friedrich, Gustav Helvquist bis hin zu Ludwig Richter waren sie alle hier. Ludwig Ganghofer ließ sich inspirieren und der Komponist Max Reger schuf zahlreiche Werke und Lieder im "Schneewinkllehen. Wasserfälle speisen den bis zu 200 Meter tiefen, fjordartigen See, der als der sauberste Deutschlands gilt. Völlig geräuschlos bringt ein Boot die Menschen hinüber zur Wallfahrtskirche St. Bartholomä, dem einstigen Lieblingsziel der bayrischen Könige. Mitten auf der Fahrt ertönt das Flügelhorn, dessen Echo von den umliegenden Bergen und dem Watzmannmassiv vielfach zurückgeworfen wird.