DIABETESLEXIKON
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DIABETESLEXIKON
Das kleine Nachschlagewerk ■ DIABETESLEXIKON 40 Begriffe rund um den Diabetes mellitus 01 ■ 2 Vorwort Diabetes mellitus: Diese Diagnose ist für viele frisch Betrof fene gleichzeitig mit einem Wirrwarr an medizinischen Fach ausdrücken verbunden. Nichts ist also sinnvoller, als sich gleich zu Beginn Hilfe zu holen und schnell einen guten Überblick zu bekommen. Mit unserem kleinen Begriffslexikon bieten wir Ihnen Orien tierung zu Krankheitsbildern, Laborwerten, Abkürzungen und Untersuchungsverfahren rund um den Diabetes melli tus. Dabei steht für uns eine knappe Erläuterung oder »Über setzung« von Fachworten im Vordergrund. Zu weiterfüh renden Informationen über Normwerte, Therapieziele oder Behandlungsstrategien ist Ihr behandelnder Arzt der richti ge Gesprächspartner. Darüber hinaus halten verschiedene Institutionen und Selbsthilfegruppen Informationsmaterial bereit. Auf der letzten Seite finden Sie eine kleine Auswahl wichtiger Adressen. Wir hoffen, Ihnen mit den hier vorliegenden Begriffs erläuterungen sprichwörtlich »Erste Hilfe« leisten zu können und geben Ihnen gerne weitere Alltagstipps zum Umgang mit dem Diabetes. Ihr Kunden-Service Diabetes 3 Adipositas Sehr starkes Übergewicht, ab einem Body-Mass-Index von > 30; erhöht das Risiko für Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus. Angiopathie, diabetesassoziierte Oberbegriff für Erkrankungen der Blutgefäße, die im Zu sammenhang mit Diabetes mellitus entstehen: Mikrobzw. Makroangiopathie, Retinopathie, Nephropa thie u.a. Blutzucker, Maßeinheiten Im Blut gemessener Gehalt an Blutzucker (Glukosekon zentration); wird mit der Maßeinheit Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder Millimol pro Liter (mmol/l) angegeben. Beide sind mit dem Faktor 18 ineinander umrechenbar: 100 mg/dl BZ = 5,6 mmol/l BZ 180 mg/dl BZ = 10,0 mmol/l BZ. Blutglukosewert, Blutzuckerwert Glukosekonzentration im Blut, auch Blutzuckerspiegel; ist abhängig von den Lebensmitteln, die jemand zu sich ge nommen hat und dem Vermögen des Körpers, sich darauf einzustellen; Blutzuckerwerte von Diabetikern sind in der Regel höher als die von Nichtdiabetikern. Ob jemand Dia betiker ist oder nicht, kann u.a. mit dem oralen Glukose toleranztest (oGTT) ermittelt werden. 4 Blutzuckerkurve Höhe und Verlauf der Blutzuckerwerte über eine be stimmte Zeit; ein Blutzuckertagebuch, in das regelmäßig gemessene Blutzuckerwerte eingetragen werden, hilft bei der Beurteilung der Blutzuckerkurve. Blutzuckerwert, postprandial Misst man den Blutzucker ein bzw. zwei Stunden nach dem Essen, kann man erkennen, wie der Körper auf die in der Nahrung enthaltenen Kohlenhydrate reagiert. Body-Mass-Index (BMI) Verhältniszahl zur Beurteilung des Körpergewichtes; wird berechnet mit der Formel: BMI = Körpergewicht in kg (Körpergröße in m)2 Sollwerte für Frauen: 19 – 24 bzw. Männer: 20 – 25 Mit zunehmendem Alter wird auch ein grenzwertig erhöh ter BMI akzeptiert. Broteinheiten; Abk. BE Maßeinheit für die Menge der Kohlenhydrate, die in der Nahrung enthalten sind. Eine Broteinheit entspricht 12 g Kohlenhydraten. Häufig wird heute die Broteinheit durch die Kohlenhydrateinheit ersetzt. Durch die Broteinheiten angabe wird es vor allem Insulin spritzenden Diabetikern erleichtert, die Kohlenhydratanteile bei Lebensmitteln richtig einzuschätzen. 5 Cholesterin Lebenswichtiger Bestandteil von Zellwänden und Nerven. Das HDL-Cholesterin und das LDL-Cholesterin sind Unter formen des Cholesterins. Beim HDL-Cholesterin sind eher hohe Werte erstrebenswert, da diese schützende Funktion für die Blutgefäße haben. Die Werte für LDL-Cholesterin soll ten möglichst gering sein, weil dieser Stoff – im Übermaß vorhanden – die Blutgefäße schädigt. Diabetes-Typen Der Diabetes mellitus ist eine stoffwechselbedingte »Über zuckerung«, die chronisch verläuft. Die Krankheit wird in vier große Gruppen eingeteilt: Typ 1-Diabetes mellitus (1.): Hier sind die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspei cheldrüse zerstört. Deshalb kann kaum oder kein körper eigenes Insulin hergestellt werden. Diese Erkrankung tritt i.d.R. in der ersten Lebenshälfte auf und bedeutet, dass der/ die Betroffene auf Insulin »von außen« (Spritzen, Pumpen, Inhalieren) angewiesen ist. Typ 2-Diabetes mellitus (2.): Hier herrscht ein Insulinmangel auf Grund eines Defizites in der Produktion der Bauchspeicheldrüse oder eine mangeln de Empfindlichkeit der Körperzellen für das vorhandene Insulin ( Insulinresistenz ). Typ 2 kann in jedem Lebensalter auftreten, wird aber am häufigsten mit 50–60 Jahren fest gestellt. 6 Weiterhin gibt es noch den Schwangerschaftsdiabetes (3.), zu dem es durch die Hormonumstellung für die Dauer der Schwangerschaft kommen kann und andere Diabetestypen (4.), die eher selten auftreten. Fruktosamin Neben dem HbA 1C ein wichtiger Laborwert zur Beurtei lung der Einstellung des Blutzuckers über die letzten 10 - 14 Tage. Glykämischer Index, Abk. GI Wert besagt, wie schnell der Blutzuckerspiegel nach der Auf nahme eines kohlenhydrathaltigen Lebensmittels ansteigt; Glukose liegt z.B. bei 100 % (GI = 100). Diabetikern werden i.d.R. Lebensmittel mit niedrigem GI empfohlen, da dadurch die Bauchspeicheldrüse nicht so abrupt Insulin freigeben muss. Glukosurie Erhöhte Gehalte von Glukose im Urin; zeigt i.d.R. eine schlechte Blutzuckereinstellung an. HbA 1c Blutzucker-Langzeitgedächtnis; gibt die durchschnittliche Höhe der Blutzuckerwerte der letzten sechs bis acht Wochen an; Wert soll möglichst niedrig sein; wichtigster Wert zur Ab schätzung des Verlaufes der Krankheit in der Zukunft. 7 Hyperglykämie Überzuckerung; erhöhte Konzentration von Glukose; Sowohl die Hyperglykämie als auch die Hypoglykämie sollten bei einer guten Einstellung des Blutzuckers möglichst vermieden werden. Hypoglykämie Unterzuckerung; zu geringe Konzentration von Glukose im Blut, unter 60 mg/dl (3,3 mmol/l). Frühe Anzeichen einer Hypoglykämie sind z.B. Zittern und Schwitzen. Weil Glukose die einzige Energiequelle des Gehirns ist, kann es bei einer Unterzuckerung zu verringerter Leistung des Gehirns kom men (z.B. verminderte Konzentration, Bewusstlosigkeit). Häu figste Ursachen bei Diabetikern: Auslassen oder Vergessen ei ner Mahlzeit, ungewöhnliche körperliche Belastung, Alkohol, Überdosierung an Blutzucker senkenden Tabletten, zuviel injiziertes Insulin; sofortige Gabe rasch resorbierbarer Kohlenhydrate erforderlich, sofern selbständiges Schlucken möglich ist. Insulin Lebenswichtiger Eiweißbotenstoff, der in der Bauchspei cheldrüse gebildet wird; wirkt Blutzucker senkend und ist an der Einstellung des Blutzuckerspiegels beteiligt; Hauptwirkung: Vermeidung einer Hyperglykämie und Steuerung des Kohlenhydrathaushalts. Jede Mahlzeit, die zu einem Anstieg der Blutglukose führt, ist ein Signal für die Bauchspeicheldrüse, Insulin auszuschütten. 8 Beim Diabetes mellitus ist dieser Signal- und Ausschüttungs mechanismus gestört. Insulineinheiten; Abk.: I.E. Internationale Einheit der Insulinmenge, die der Aktivität eines definierten biologischen Standards entspricht; (1 mg kristallines Insulin entspricht 28 I.E.). Insulinresistenz Zustand, bei dem zum Erreichen einer bestimmten Insulin wirkung mehr Insulin benötigt wird, als im gesunden Zu stand. Die deshalb erhöhten Insulinspiegel im Körper führen häufig zu einer Gewichtszunahme. Der Gewichtsreduktion und der Steigerung der körperlichen Aktivität kommt bei der Behandlung der Insulinresistenz eine besonders große Bedeutung zu. Intensivierte Insulintherapie; Abk. ICT Auch Basis-Bolus-Therapie genannt; ein i.d.R. morgens und abends gespritztes lang wirksames Insulin regelt die Grund versorgung mit Insulin (Basistherapie); ein kurz wirksames Insulin wird dann direkt zu den Mahlzeiten gespritzt und berücksichtigt den Kohlenhydratgehalt der Mahlzeit (Bolustherapie); Gegenüber der konventionellen Insu lintherapie hat der Patient bei der ICT den Vorteil, seine Mahlzeiten unabhängiger und flexibler einnehmen und zu hohe Blutzuckerwerte korrigieren zu können. 9 Joule, Abk. J bzw. kJ Kalorien Kalorien, Abk. cal bzw. kcal Maßeinheit für Energie, mit der der Energiegehalt von Lebensmitteln bzw. der Energiebedarf des Organismus an gegeben wird. Eine Kalorie entspricht der Energie, die nötig ist, um einen Milliliter Wasser ein Grad Celsius zu erwärmen. International wurde diese Maßeinheit durch Joule ersetzt, ist aber noch immer in Gebrauch. Umrechnung: 1 kcal = 1000 cal bzw. 1 kcal = 4,184 Joule. Ketoazidose Durch Ketonkörper verursachte Übersäuerung des Blutes; Ke tonkörper entstehen beim Abbau von Fett- und Eiweißver bindungen in Leber und Muskulatur; vermehrte Bildung z.B. bei Insulinmangel, Infektionskrankheiten und Hunger. Für die diabetische Ketoazidose sind erhöhte Blutzuckerspiegel und ein Absinken des pH-Wertes des Blutes charakteristisch; tritt vorwiegend bei Diabetes mellitus Typ 1 auf. Ketonurie, diabetische Ausscheidung von Ketonkörpern im Harn (v.a. Aceton); stellt sich insbesondere bei Insulinmangel sowie bei fieberhaften Erkrankungen von Diabetikern ein; bei stark erhöhten Blut zuckerwerten sollte der Acetongehalt im Harn kontrolliert werden; tritt vorwiegend bei Diabetes mellitus Typ 1 auf. 10 Kohlenhydrate Grundnährstoff, der vor allem in pflanzlichen Lebensmitteln vorkommt; dazu zählen alle Zucker- und Stärkearten und fast alle Ballaststoffe. Kohlenhydrateinheit, Abk. KHE oder KE Maßeinheit für die Aufnahme an Kohlenhydraten; eine Koh lenhydrateinheit entspricht 10 g Kohlenhydraten. Die Kohlen hydrateinheit hilft Insulin spritzenden Diabetikern, die Nah rung auf ihren Kohlenhydratanteil hin einzuschätzen. Eine weitere Maßeinheit für Kohlenhydrate ist die Broteinheit. Konventionelle Insulintherapie, Abk. CT Bei der konventionellen Insulintherapie spritzen sich die Diabetespatienten meistens zweimal täglich eine Mischung aus Normal- und Verzögerungsinsulin. Bei dieser Therapieart werden wesentliche Maßnahmen festgelegt, die von Patien ten nicht variiert werden sollten: Insulindosis, Injektionszeit, Menge und Zeitpunkt der täglichen Kohlenhydrataufnahme, körperliche Aktivität. Die konventionelle Insulintherapie ist geeignet für Patienten, die einen regelmäßigen Tagesablauf haben. Makroangiopathie Erkrankung der großen Gefäße in Folge eines Diabetes mel litus; betrifft vorwiegend Herz, Gehirn und Arterien in den entlegenen Körperregionen. Am Beginn der Makroangiopa thie steht die Mikroangiopathie. 11 Mikroangiopathie Verengung und Verstopfung kleiner und kleinster Gefäße. Solche Gefäße befinden sich insbesondere in den Augen, Nieren und dem Nervensystem. Es besteht ein direkter Zu sammenhang zwischen dem Ausmaß einer chronischen Hyperglykämie und dem Risiko einer Mikroangiopathie. Makroalbuminurie Hohe Ausscheidung des Eiweißstoffes Albumin im Harn, be ginnt mit der Mikroalbuminurie und kann sich bis zum Nierenversagen weiter entwickeln. Mikroalbuminurie Mäßig erhöhte Ausscheidung des Eiweißstoffes Albu min im Harn; kann sich über Makroalbuminurie bis zum Nierenversagen weiter entwickeln; die Bestimmung der Albuminausscheidung ist ein wichtiger Laborwert für die frühzeitige Feststellung der diabetischen Nephropathie. Nephropathie, diabetische Häufige Komplikation des langjährigen Diabetes mellitus; chronisch erhöhte Blutzuckerkonzentrationen führen zur Schädigung kleinster Nierengefäße; dadurch zunächst Beeinträchtigung der Nierenfunktion bis hin zum Nieren versagen; erstes Anzeichen ist die Mikroalbuminurie. 12 Neuropathie, autonome diabetische Funktionsstörung des Nervensystems mit häufiger Beteili gung des Herz-Kreislaufs-Systems, des Magen-Darm-Traktes, der Harnwege und Geschlechtsorgane. Neuropathie, periphere diabetische Erkrankung peripherer Nerven im Rahmen des Diabetes mellitus; wird meist zuerst an den Füßen spürbar und geht mit einer herabgesetzten Empfindsamkeit für Berührung, Schmerz, Temperatur einher. Nüchternblutzuckerwert Im Nüchternzustand, d.h. nach mindestens 8 Stunden fehlender Nahrungsaufnahme, gemessener Blutzucker. Bei Gesunden beträgt der Nüchternblutzuckerwert 80–100 mg/dl (4,4–5,6 mmol/l). Ein überhöhter Nüchtern blutzucker (100–125 mg/dl bzw. 5,6–6,9 mmol/l) ist wich tiges Anzeichen für einen beginnenden Diabetes mellitus; Werte von mehr als 126 mg/dl (> 7 mmol/l) sind ein wichti ges Diagnosekriterium für Diabetes mellitus. Orale Antidiabetika Oberbegriff für Medikamente in Tablettenform mit einer Blutzucker senkenden Wirkung; werden bei Diabetes mel litus Typ 2 eingesetzt; Unterteilung in verschiedene Sub stanzklassen, die entweder die Insulinresistenz oder Ausschüttungsdefizite der Bauchspeicheldrüse beeinflussen oder den Kohlenhydratabbau im Darm verzögern. 13 Oraler Glukosetoleranztest; Abk.: oGTT Zuckerbelastungstest; Testverfahren zur Früherkennung des Diabetes mellitus; Bestimmung des Blutzuckers im Nüchternzustand 120 Minuten nach oraler Aufnahme von 75 g Glukose. Wichtiges Diagnose-Kriterium für Diabetes mellitus. Plasmaglukosewert Blutzuckerwert, gemessen im Blut ohne Blutkörperchen. Retinopathie, diabetische Schäden an den Blutgefäßen des Auges als Spätfolge des Diabetes mellitus; kann in sehr frühem Stadium diagnos tiziert und eingedämmt werden; sorgfältige Kontrollunter suchungen helfen, die Sehkraft und Lebensqualität des Dia betikers zu erhalten. Waist-hip-ratio, Abk.: WHR Der Quotient aus Taillen- und Hüftumfang; Sollwerte für Frauen: WHR < 0,85 bzw. Männer: WHR < 1,0; gemeinsam mit dem BMI wichtiger Wert zur Einschätzung des Körper gewichtes. 14 Wichtige Adressen: Berlin-Chemie AG Kunden-Service Diabetes Glienicker Weg 125 12489 Berlin Tel.: 0 18 02 / 66 63 33 [email protected] www.berlin-chemie.de Deutscher Diabetiker Bund e.V. Bundesgeschäftsstelle Goethestr. 27 34119 Kassel Tel.: 05 61 / 703 47 70 www.diabetikerbund.de Deutsche Diabetes-Gesellschaft Bürkle-de-la-Camp Platz 1 44789 Bochum Tel.: 02 34 / 9 78 89-0 www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de 15 Impressum Herausgeber: A. Menarini diagnostics / Berlin-Chemie AG, Berlin Autorin: Dr. oec. troph. Karin Bergmann, Puchheim Titelfoto: Christoph Weiser, newzonepicture, München Besuchen Sie uns im Internet: www.kundenservice-diabetes.de M 037845_1110 oder nutzen Sie das kostenlose Servicetelefon: 0 800 / 45826636 0 800 / GLUCOMEN KUNDEN-SERVICE DIABETES, BERLIN-CHEMIE AG / Glienicker Weg 125, 12489 Berlin