Szenarien der kommunalen verkehrlichen Entwicklung Modal Split
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Szenarien der kommunalen verkehrlichen Entwicklung Modal Split
Szenarien der kommunalen verkehrlichen Entwicklung 1. Verkehrsmittelwahl in der Analyse In Verkehrsentwicklungsplänen werden programmatische Ziele zur Veränderung der Verkehrsmittelwahl – z.B. der Umstieg vom Auto auf das Rad und den ÖPNV – häufig durch Veränderungen der Anteile an der Verkehrsmittelwahl (Modal-Split) beschrieben. Dabei werden zumeist Szenarien mit extremen Annahmen betrachtet, um die maximale Bandbreite einer möglichen Entwicklung zu untersuchen. Als Basis für die Beschreibung möglicher Veränderungen sind Analysedaten zum Modal-Split erforderlich. Für die Stadt Osnabrück liegen keine neueren Erkenntnisse – z.B. aus einer Haushaltsbefragung zur Mobilität – vor; die letzten gesicherten Werte stammen aus dem Jahr 1990. Ein ungefähres Bild lässt sich aus den Angaben des Nahverkehrsplans und des Radverkehrsplans sowie aus generellen Erkenntnissen aus den Studien zur Mobilität in Deutschland (früher KONTIV, zuletzt aktualisiert im Jahre 2002) zeichnen (siehe Tab. 1). Verkehrsmittel Pkw-Fahrer /-Mitfahrer ÖPNV Radverkehr Zu Fuß Tab. 1 Anteilswert von....bis [%] 55....51 15....17 11....13 20....18 Bandbreiten der Anteilswerte der einzelnen Verkehrsmittel in Osnabrück aus den o.g. Quellen Modal Split - Analyse Radverkehr 12% Zu Fuß 19% ÖPNV 16% Abb. 1 MIV Fahrer 41% MIV Mitfahrer 12% Analysewerte 2008 des Modal-Split Osnabrück – Masterplan Mobilität (Hannover 2010) 1 Als Ausgangswert für die weiteren Berechnungen wird eine Modal-SplitVerteilung als gerundeter Mittelwert der in Tabelle 1 angeführten Bandbreiten definiert (Abb. 1). Heutige Situation als Grundlagen für verkehrliche Szenarien Aus einer auf den Analysedaten basierenden Einschätzung der heutigen Situation lassen sich generelle Defizite aufzeigen, an denen sich die Ziele der kommunalen Verkehrsentwicklung orientieren sollten. Für die Stadt Osnabrück ergeben sich demnach folgende Einschätzungen: − Der Anteil des MIV ist mit etwas über 50 % normal zu vergleichbaren Städten − Der Anteil des ÖPNV ist als vergleichsweise hoch einzustufen, insbesondere für ein reines Bussystem. Dazu passt die Tatsache, dass die Fahrgastzahlen im Stadtverkehr seit einigen Jahren im Prinzip konstant sind und Steigerungen – u.a. auch auf Grund des als optimiert angesehenen Angebots im Busverkehr – nur schwer möglich erscheinen. − Der Anteil des Radverkehrs ist normal bis unterdurchschnittlich bezogen auf Städte mit vergleichbaren Randbedingungen. Dies überrascht insbesondere vor dem Hintergrund, dass das Straßennetz zahlreiche neue und den aktuellen Empfehlungen entsprechende Radverkehrsanlagen aufweist. Alternativen für kommunale verkehrliche Szenarien Szenario 1 - Trend Im ersten Szenario wird angenommen, dass die bisherige Entwicklung und Verkehrspolitik im Prinzip beibehalten und weiter fortgeschrieben wird. Der Zusatz „Trend“ ist hier lokal zu deuten als eine Fortführung der vorhandenen Planungen für den MIV und die Verkehrsmittel des Umweltverbundes. Angesichts der eher niedrigen Nutzung des Fahrrades im innerstädtischen Verkehr wird allerdings vorgeschlagen, den Radverkehr verstärkt zu fördern, um im Planungszeitraum einen deutlichen Anstieg des Anteils des Radverkehrs – um bis zu 50 % – zu erreichen. In der Veränderung der Verkehrsmittelwahl (Abb. 2) ergibt sich daraus gegenüber der Analyse ein Zuwachs von 6 %-Anteilen für den Radverkehr, der vom ÖPNV (–1%), vom MIV (–2%) und vom Fußgängerverkehr (-3%) kommt. Eine deutlich spürbare Abnahme des MIV lässt sich dadurch nicht erreichen. Osnabrück – Masterplan Mobilität (Hannover 2010) 2 Modal Split - Szenario 1 Trend Radverkehr 18% Zu Fuß 16% ÖPNV 15% Abb. 2 MIV Fahrer 40% MIV Mitfahrer 11% Modal Split im Szenario 1 Trend Szenario 2 - Stärkung ÖPNV Im zweiten Szenario wird davon ausgegangen, dass es durch ein verbessertes Angebot gelingen kann, auch die Nutzung des ÖPNV durch die Bürger nennenswert zu erhöhen. Mit einer parallelen Förderung des Radverkehrs (entsprechend Szenario 1) und des ÖPNV lassen sich über eine Umverteilung von Fahrten innerhalb der Verkehrsmittel des Umweltverbundes hinaus Fahrten vom Pkw-Verkehr gewinnen. Dafür wäre eine flächenhafte Verbesserung des ÖPNV-Angebotes erforderlich. In der Veränderung der Verkehrsmittelwahl (Abb. 3) ergibt sich gegenüber der Analyse ein Zuwachs von 3 %-Anteilen für den ÖPNV. Der ebenfalls geförderte Radverkehr nimmt um 5 %-Anteile zu. Für den MIV (Fahrer und Mitfahrer) und den Fußgängerverkehr ergibt sich jeweils eine Abnahme von 4%-Anteilen. Aus programmatischen Gründen wie auch infolge der erforderlichen Umschichtung der kommunalen Investitionsmittel wird in diesem Szenario eine Beschränkung baulicher Maßnahmen für den Kraftfahrzeugverkehr auf das unbedingt Notwendige mit einem generellen Vorrang für betriebliche/organisatorische Lösungen erfolgen müssen. Osnabrück – Masterplan Mobilität (Hannover 2010) 3 Modal Split - Szenario 2 Stärkung ÖPNV Radverkehr Zu Fuß 15% 17% ÖPNV 19% Abb. 3 MIV Fahrer 39% MIV Mitfahrer 10% Modal Split im Szenario 2 Stärkung des ÖPNV Zielszenario Der Rat der Stadt Osnabrück hat im Februar 2010 als Zielszenario das verkehrliche Szenario „Stärkung ÖPNV“ beschlossen. Osnabrück – Masterplan Mobilität (Hannover 2010) 4