Ins Horn stoßen - Chabad Lubawitsch

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Ins Horn stoßen - Chabad Lubawitsch
Jüdisches
Berlin | Nr. 27 | Tischrei/Cheschwan 5771 | September/Oktober 2010 | Euro 1,18
Ins Horn stoßen
Gedanken zum Neuen Jahr - von Rabbiner Yehuda Teichtal
Für einige Tage in diesem Sommer
waren wir alle vom Fußball-Fieber
infiziert und begeistert vom runden
Leder. Unsere Augen klebten an den
Fernsehbildschirmen und verfolgten
die WM-Spiele in Durban, Kapstadt
und Johannesburg. Millionen Menschen vergaßen für einige Zeit ihre
Feiertage
Seite 6 - 13
Alltagssorgen, um die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft zu schauen.
Präsidenten und Staatsoberhäupter
unterbrachen ihre Regierungsgeschäfte und flogen um die halbe
Welt, um ihr Land und ihre Nationalmannschaft zu unterstützen. Ob
im Stadion, vor dem heimischen
schabbatkerzen
Seite 17
Fernseher oder irgendwo draußen
beim Public-Viewing: Zusätzlich zu
den bisher bekannten Fußball-Begleiterscheinungen trat dieses Mal
ein neues Phänomen zu Tage - die
Vuvuzela. Deren ohrenbetäubender
Lärm begleitete jedes Spiel. Was ist
eigentlich diese Vuvuzela? Was u
simches
Seite 23
u
ist ihre Aufgabe? Die Vuvuzela soll
Lärm machen, sie soll zeigen: We are
here! We want to show it!
Wer einmal die originale afrikanische Vuvuzela gesehen, oder einen einzelnen kräftigen Ton dieses
Instruments gehört hat, wird sich
unweigerlich an das erinnert fühlen,
was uns im Monat Elul schon jeden
Tag begleitet. Und zum Neuen Jahr,
Rosch Haschana, erklingt es überall
auf der Welt: das Schofar.
Was aber ist die Aufgabe eines
Schofars? Soll dieses Widderhorn
auch nur Lärm machen? Soll es auch
nur zeigen: We are here? Ist das
Schofar eine jüdische Vuvuzela?
Der Baal Schem Tov, der große Lehrer und Begründer des Chassidismus,
erzählt dazu folgende Geschichte:
Ein König, der vor langer Zeit lebte,
hatte einen Sohn, einen Prinzen.
Diesem gab er all seine Reichtümer,
alles, was er wollte, das Beste der
Welt, wovon man nur träumen
konnte. Aber konnte der Junge das
alles richtig schätzen? War er dankbar dafür? – Nein, alles schien ihm
selbstverständlich und das machte
den König traurig. Denn wenn sein
Sohn, der Prinz, sich keine Mühe
gibt, diese Dinge zu schätzen, so
würde er auch alle anderen Dinge im
Leben nie schätzen können. Und so
entschied der König, seinen Sohn für
ein Jahr unter das einfache Volk zu
schicken, damit er mit den einfachen
Menschen wohnen und deren Leben
beobachten sollte. Denn dann würde er das königliche Leben am Palast
wieder zu schätzen wissen.
Also sandte der König seinen Sohn
fort, und der Prinz gewöhnte sich
langsam an die neue Umgebung und
das neue Leben. Und was passierte?
Langsam vergaß er, woher er kam
und er begann, ein einfaches Leben
wie das Volk zu leben. Er arbeitete,
aß, trank und schlief wie die einfachen Menschen.
Eines Tages fiel ihm plötzlich wieder ein, dass er eigentlich ein Prinz
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Fortsetzung von Seite 1
sei, der zukünftige König. Und er
bekam Sehnsucht nach seinem Vater und dem königlichen Leben. Er
reiste zurück zum Palast und kam
an das Tor. Der Wärter fragte ihn,
was er wolle. Er erwiderte, er wolle
in sein Haus zurück, schließlich sei
er der Prinz. Und der Wärter dachte bei sich: Wieder so ein Verrückter,
der glaubt, der vorgibt, der Sohn
des Königs zu sein. Der junge Mann
sah auch wirklich nicht aus wie ein
Prinz, eher wie ein Hippie mit langen Haaren, einem Ring im Ohr und
abgewetzten Jeans. Er sah nicht aus
wie einer aus königlichem Hause,
sondern wie jemand von der Straße.
Obwohl er bettelte und bat, wurde er
nicht in den Palast hineingelassen.
Was sollte er jetzt tun? Er erinnerte sich, dass sein Vater jeden Tag
am Nachmittag zur gleichen Uhrzeit
einen Spaziergang machte. Und am
nächsten Tag ging er genau um diese Zeit zum Rosengarten, wo sein
Vater zu spazieren pflegte. Er stand
am Zaun und rief: "Vater! Vater!" Der
König hörte die Stimme, erkannte sie
und holte seinen Sohn zurück in den
Palast.
Genau so, sagt de Baal Schem Tov,
verhält es sich mit uns. Das ganze Jahr sind wir von unserem Vater,
dem König der Welt, von G-tt, getrennt. Aber dann kommt der große
Tag von Rosch Haschana, der Tag der
Beurteilung, an dem wir zu G-tt zurückkehren wollen. Aber die Engel
lassen uns nicht vor. Sie fragen, wer
wir seien und sagen uns: "Du hast
das ganze Jahr nicht die Mitzvot befolgt und die Traditionen gepflegt."
Deshalb nehmen wir das Schofar, und der reine, einfache Ton des
Schofars erreicht in uns die inneren
Kräfte, so dass die tiefen Wurzeln
unseres Herzens rufen: "Vater! Vater!
Wir sind nach Hause zurückgekommen!"
Das Schofar soll uns in den letzten
Tagen des alten Jahres aufwecken. Es
soll uns zum Beginn des neuen Jahres daran erinnern, zu unserem König zurückzukehren.
Das ist der Unterschied zwischen
der Vuvuzela und dem Schofar. Während die Vuvuzela nur Lärm macht,
ist das Schofar dazu da, uns aufzuwecken. Aufzuwecken aus dem
Schlaf, in dem wir uns befinden.
Wenn wir dieses Jahr am Donnerstag, den 9. September und Freitag,
den 10. September das Schofar in der
Synagoge hören, bedeutet das für
uns den Segen für das Neue Jahr, die
Hoffnung auf die gesunde Rückkehr
von Gilad Shalit, und auf ein gutes
und süßes neues Jahr.
Der Lärm der Vuvuzela ist vorbei,
die Töne des Schofars wirken. Der
Lärm der Vuvuzela war gestern, die
Töne des Schofars sind heute und
morgen.
Ich möchte mit einem ganz persönlichen Gruß meiner Frau Leah
und mir schließen: Wir wünschen jedem einzelnen Menschen ein Gutes,
Gesundes und Süßes Neues Jahr voll
Segen, Freude, Erfolg und Frieden!
Ein Jahr, in dem wir alle endlich gemeinsam mit Moschiach nach Jerusalem gehen!
Der Wecker
Es wird Zeit für die Rückkehr zu G-tt - von Yossi Goldmann
Es ist Brauch, bei der Krönung eines
Königs das Schofar zu blasen. Da wir
an Rosch Haschana G-tt "krönen",
lassen wir es ebenfalls erklingen.
Der Klang soll Menschen aufwecken, damit sie zu G-tt zurückkehren, wie geschrieben steht: "Soll
das Schofar in einer Stadt geblasen
werden, ohne dass das Volk zittert?"
(Amos 3:6). Seine Botschaft lautet
nach Maimonides: "Wacht auf, ihr
Schläfer, aus eurem Schlummer, und
denkt über euer Tun nach. Denkt an
euren Schöpfer, und kehrt reumütig
zu ihm zurück. Seid nicht bei denen,
die Schatten nachjagen und die Wirklichkeit nicht sehen und ihre Jahre
vergeuden, indem sie nach wertlosen
Dingen streben. Achtet auf eure Seele und auf euer Tun, gebt eure sündhaften Taten und Gedanken auf, und
kehrt zurück zu G-tt, damit er euch
gnädig sei!"
Der Ton des Schofars symbolisiert
den schlichten Ruf eines Menschen,
der seine spirituelle Armut erkannt
hat und seine Gefühle nicht in Worte
fassen kann. Die Tekia, ein einfacher
Klang, symbolisiert einen Schrei aus
der Tiefe des Herzens. Die Schewarim
Terua, die gebrochenen Laute, sind
die Rufe und Seufzer, die über das
bloße Schreien hinausgehen. Man
vergleicht sie auch mit einem einsamen Kind in einem fernen Land,
das seinen Vater, den König, und die
Sprache seines Volkes vergessen hat.
Nach seiner Rückkehr, als es seinem
Vater von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht, kann es sich mit ihm
nur durch sein schlichtes Rufen verständigen. Aber der Vater versteht
das Kind, hebt es hoch und drückt
es an sich. Wenn Rosch Haschana
kommt, begreifen wir, dass wir die
Sprache vergaßen, die wir mit G-tt
gemeinsam haben. Darum rufen wir
aus tiefstem Herzen: "Vater, Vater!",
und G-tt antwortet und schenkt uns
ein gutes neues Jahr.
Als wir am Berg Sinai die Tora empfingen, waren "die Klänge des Schofars" zu hören. Wir blasen das Schofar zur Erinnerung an des Geist des
Na’ase W’nischma - "wir werden tun,
und wir werden hören". Wir akzeptieren also die Tora, ohne zu fragen
oder zu argumentieren. Das Schofar
erinnert auch G-tt daran, dass wir die
einzigen sind, die ihn, die Tora und
die Mizwot anerkennen.
Das Schofar sollte aus dem Horn
eines Widders gemacht werden, um
G-tt an unseren Urvater Izchak zu
erinnern, der bereit war, für G-tt
sein Leben zu opfern, aber gegen einen Widder ausgetauscht wurde. Das
Schofar symbolisiert also das Horn
des "Widders von Izchak".
Das Schofar sollte gebogen sein,
um uns Demut zu lehren, und unsere
Herzen vor G-tt zu beugen.
Der letzte Ton ist tekia gedola, ein
lauter, langer Ton, der das Schofar
symbolisiert, das G-tt erklingen lässt,
wenn er alle Juden aus dem Exil holt
und versammelt. Und wie ein Schäfer
seine Schafe sammelt, wird G-tt uns
nach der Ankunft des Moschiach in
unser Heiliges Land führen.
Nr. 27 | Jüdisches | 3
Zehn gute Gründe
Warum das Schofar geblasen wird - nach Rabbi Sa'adja Gaon
Rabbi Sa'adja Gaon (882-942) erwähnt zehn Gründe für das Schofarblasen:
An diesem Tag hat G-tt die Schöpfung vollendet und wurde König über
Seine Welt. Jeder König lässt mit Posaunenschall verkünden, dass seine
Herrschaft beginnt. Auch wir setzen
den Schöpfer, gelobt sei Er, an diesem
Tag zum König ein.
Rosch Haschana ist der erste der
Asseret Jemej Tschuwa - der zehn
Bußtage. Man lässt den Schofarton
erschallen, um uns zu warnen: Wer
zurückkehren will, der tue es. Wer
aber nicht, der erhebe keine Selbstanklage. Auch König warnen ihre
Untertanen vor Antritt ihrer Regierungszeit, ihren Verordnungen folge
zu leisten, und wer die Gesetze übertritt, soll sich nicht beklagen.
Der Schofarton soll die Offenbarung am Sinai in Erinnerung bringen, denn dort heißt es: "... und der
Schofarton wurde immer stärker ..."
(Schmot 19:19). So wollen auch wir,
wie unsere Väter, der Bereitschaft
von "Na'asse wenischma - wir wollen
hören und tun" - Ausdruck geben, die
Gesetze der Tora einzuhalten.
Der Schofarton erinnert uns auch
an die Botschaft der Propheten, die
mit Schofarblasen verglichen wird:
"... wer den Schofarton hört, und sich
nicht warnen lässt und das Schwert
kommt und rafft ihn hinweg, so
kommt sein Blut über sein Haupt ...
wer sich aber warnen lässt, der wird
mit dem Leben davonkommen."
(Jecheskel 33, 4-5)
Der Schofarton ruft die Zerstörung
des 1. Tempels in Erinnerung, den
Teruaton des Krieges unserer Feinde.
Wenn wir das Schofar hören, bitten
wir G-tt, unser Heiligtum wieder
aufzubauen.
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Wenn man den Schall des Widderhornes hört, wird man an die "Akedat
Jizchak - die Bindung Jizchaks" erinnert. Jizchak war bereit, sein Leben
für G-tt hinzugeben, doch der Widder wurde an seiner Stelle geopfert.
Auch wir sind bereit, unser Leben für
die Heiligkeit Seines Namens hinzugeben, und so möge Er uns zum Guten gedenken.
Wenn wir den Schofarton hören,
soll uns Ehrfurcht und Zittern ergreifen. Wir sollen uns vor unserem
Schöpfer demütigen. Denn dies ist
die Wirkung des Schofars: Zittern
und Beben zu veranlassen. So wie es
heißt: "Wenn das Schofar in der Stadt
geblasen wird, soll etwa das Volk
nicht erschrecken?" (Amos 3:6)
Der Schofarton lässt uns an den
Jom Hadin Hagadol - den Tag des
großen Gerichtes denken. So wie es
heißt: "Jom HaSchem Hagadol ... Nahe ist der Tag G-ttes, der große,
sehr nah und sehr bald. ... Es ist ein
Tag von Schofar- und Teruaton ..."
(Zefanja 2:14-16).
Der Schofarton läßt uns an "Kibbutz Galujot - das Wiedereinsammeln der Zerstreuten" denken und
unsere Hoffnungen erwecken. So wie
es heißt: "... und es wird sein an jenem
Tag, da wird man in ein großes Schofar blasen, da werden die Verlorenen
aus dem Land Aschur kommen und
die Verstoßenen aus dem Land Mizrajim ..." (Jeschajahu 27:13).
Der Schofarton erinnert uns an
die Wiederbelebung der Toten, und
verstärkt unsere Glaubensgewissheit
daran. So wie es heißt: "... alle, die
ihr auf Erden wohnet, und die ihr im
Land sitzt, werdet sehen, wie man die
Paniere auf den Bergen erhöht, und
wie man ins Schofar bläst, werdet ihr
vernehmen ..." (Jeschajahu 18:3).
Der Retter
Eine Geschichte aus der Zeit des Ersten Weltkriegs
Jedes Jahr im Elul wussten wir
Kinder, dass Vater bald seinen besonderes Schofar holen und uns die Geschichte erzählen würde, über die wir
immer mit offenem Mund staunten.
Es geschah 1914 während des Ersten Weltkrieges. Wie Tausende von
anderen jungen Männern in Europa
wurde unser Vater Isaac G. einberufen und in Bessarabien stationiert, wo
er als Funker diente. Er hatte großes
Glück, nicht an die Front zu müssen.
Trotzdem musste er manchmal übers
Schlachtfeld laufen, um Funksprüche
zu überbringen. Vaters Helfer war ein
tschechoslowakischer Soldat, ein sehr
höflicher Nichtjude, der unseren Vater an Samstagen vertrat. So konnte
Vater während seines ganzen Militärdienstes den Schabbat heiligen.
Da Rosch Haschana nahte, musste Vater ein Schofar beschaffen. Wie
man sich vorstellen kann, war das
nicht einfach. Nach vieler Mühe bekam er einen Hammel und schlachtete ihn. Dann schnitzte er mit eigenen
Händen ein Schofar aus dem Horn.
Als er ihm endlich Töne entlockte,
freute er sich unbändig.
Der Krieg endete. G-tt sei Dank
blieb Vater unversehrt. Aber jetzt
stand er vor einer anderen Herausforderung: seiner Heimkehr. Die Straßen
waren voller erschöpfter Soldaten.
Alle gingen irgendwohin, aber es gab
keine zuverlässigen Transportmittel.
Die Züge fuhren nicht mehr. Alles,
was den meisten Soldaten blieb, waren ihre eigenen müden Beine. Vater
beschloss, durch die Stadt Bunhad
nach Hause zu gehen. Dort war er
geboren worden, und dort lebten
seine Eltern. Von dort aus, dachte er,
war es nicht schwer, nach Koschiza
zu gelangen, wo er wohnte. Der Weg
führte ihn durch einen Wald. Doch
kaum war er von Bäumen umgeben,
hörte er einen markerschütternden
Schrei und wurde von einer Räuberbande überfallen. Sie stahlen seinen
Rucksack mit seinem mageren Proviant. Als er sich von seinem Schrecken
erholt hatte, hob er sein Schofar auf,
das aus dem Sack gefallen war. Dann
ging er weiter.
Es war eine windige, eiskalte Nacht.
Ein wenig Schnee fiel, und der Weg
war schlecht zu sehen. Vaters ohnehin geschwächter Körper zitterte vor
Kälte und quälendem Hunger. Er
wusste, seine einzige Chance bestand
darin, die nächste Ortschaft zu erreichen, ehe er erfror. Irgendwie trottete er weiter. Plötzlich stand er wieder vor Räubern! Da er nur noch seine Kleider hatte, ließen sie ihn nackt
und zitternd – vor Scham und vor
Kälte – zurück. Er drückte das Schofar, das die Ganoven als wertlos weggeworfen hatten, an die Brust und
weinte. Doch nach einer Weile setzte
er seine Wanderung fort. Bald fand er
ein Stück Pelz und legte es um. Leider schützte es ihn nur wenig vor der
Kälte, und am Stadtrand von Bunhad
verließen ihn die Kräfte und er brach
ohnmächtig zusammen. Er erwachte
im Haus seiner Eltern, und das Erste,
was er sah, war sein Schofar!
Vater litt an Lungenentzündung,
Wassermangel und Auszehrung. Er
war halb bewusstlos und öffnete nur
selten die Augen einen Spalt. Aus den
paar Worten, die er aufschnappte,
schloss er, dass ihn nur ein Wunder
retten konnte. Viele Nachbarn und
Verwandte kamen und gingen. Sie
versuchten, seine Eltern aufzumuntern, aber die saßen weinend und
untröstlich an seinem Bett. Eines Tages beschlossen seine Eltern auf den
Rat eines Freundes, Vaters Bett in ein
anderes Zimmer zu bringen. "Wer
seinen Platz wechselt, ändert sein
Masal", sagte der Freund. Obwohl
Vaters Augen geschlossen blieben,
nahm er seine Umgebung wahr. Da er
nicht sprechen konnte, hoffte er, man
werde ihm sein Schofar geben. Einige
Zeit später zwang er sich, die Augen
zu öffnen, und sah zu seiner großen Freude, dass jemand das Schofar
neben ihn gelegt hatte. Seine Eltern
mussten seinen unausgesprochenen
Wunsch gespürt haben. Einige Wochen später geschah das Wunder.
Nach und nach gewann Vater seine
Kräfte zurück und begann zu sprechen. Eines Tages konnte er aufstehen und nach Hause zurückkehren.
"Seht ihr dieses Schofar?", fragte
Vater uns jedes Jahr. "Er hat alles miterlebt, was ich durchgemacht habe
– den Krieg, den Wald, die Lungenentzündung. Ich bin fest davon überzeugt, dass mein Leben nur wegen
des Schofars gerettet wurde."
Dieses Schofar blies Vater immer
an Rosch Haschana in der großen Synagoge unserer Stadt. Und mit jedem
Ton – Tekia, Terua und Schwarim –
erlebten wir seine wundersame Geschichte noch einmal.
Nr. 27 | Jüdisches | 5
Rosch Haschana
Mizwot und Traditionen: 8. bis 11. September 2010
Bekenntnis zum G`ttes Königreich am
Rosch Haschana bestätigen.
BRÄUCHE - Traditionelles Essen
An beiden Tagen werden traditionsgemäß die Speisen serviert, die
Süße, Fülle und Segen symbolisieren:
- Runde Challah, weil das Jahr rund
Wo r te de s R e b b en
Mitwoch, 29. Elul
8. September 2010
Erew Rosch Haschana
Kerzenzünden siehe Seite 9
„Und im siebten Monat, am ersten
des Monats, sollt ihr eine heilige Versammlung abhalten, keinerlei Werksarbeit dürft ihr verrichten, ein Tag
des Schofarblasens soll er euch sein.“
(Torah, Buch Numeri, Kap. 29, Vers 1)
Rosh Haschana („Kopf, Beginn des
Jahres“) - das jüdische Neujahrsfest,
der erste der drei Hohen Feiertage im
Herbstmonat Tischrei, liegt 162 Tage
nach dem ersten Tag des Pessachfestes. Das Neujahrsfest fällt auf den
ersten Tischrei und dauert zwei Tage.
Geburtstag der Welt
Der erste Tag des neuen Jahres
ist der Geburtstag der Welt, Tag der
Erschaffung der ersten Menschen
Adam und Chawa (Eva), die ihre
Aufgaben im G`ttes Sinne für die
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Menschheit erfüllen sollten.
Dieses Fest unterstreicht unsere
ganz besondere Beziehung zu G`tt:
unser Vertrauen auf G`tt als unseren
Schöpfer und Herrscher, und G`ttes
Vertrauen auf uns, da wir als Seine
Schöpfung Seine Präsenz in der von
Ihm erschaffenen Welt erfühlen und
weiter vermitteln.
Tag des Gerichts
Jedes Jahr, ziehen alle Bewohner
dieser Welt vor G`tt wie eine Schafherde“, und in Seinem himmlischen
Gerichtshof wird entschieden, wie es
jedem ergehen wird, „wer weiter lebt
und wer stirbt... wer wird arm und
wer reich; wer fällt und wer steigt.“
An diesem Tag rufen wir G`tt zum
König des Universums aus.
Laut der Kabbala hängt das Weiterbestehen des Universums von
der Anerkennung des G`ttlichen Anspruchs auf Seine Königsherrschaft
ab, die wir jedes Jahr mit unserem
Die Torah unterscheidet den
Tag, an dem die
Welt erschaffen
wurde, nicht von
den anderen Tagen des Jahres.
Rosch Haschana
erinnert
zwar
an den sechsten Tag der Schöpfung,
also an den Tag der Erschaffung des
Menschen, aber es ist nicht angebracht, die Erschaffung der materiellen Welt zu feiern, weil sie letztlich
ein Rückschritt innerhalb der Evolution der spirituellen Welten war
(seder hischtalschelut). Das g-ttliche
Licht wurde verhüllt, und es herrschte
Dunkelheit, so dass es aussah, als gäbe
es zwei Herrscher - G-tt auf der einen
und die Natur auf der anderen Seite
- und als sei die materielle Welt die
einzig wirkliche.
Der Tag der Erinnerung an die Schöpfung ist der Jahrestag der Erschaffung
des Menschen, weil der Mensch imstande ist, die materielle Welt zu erleuchten und sogar die spirituellen
Welten auf eine höhere Stufe zu heben. An diesem Tag anerkennen die
Juden G-ttes Königtum über die ganze Schöpfung, so wie Adam es am Tag
seiner Erschaffung tat. Und an diesem
Tag schenkt G-tt uns ein gutes und süßes neues Jahr.
Igrot Kodesch, Bd.2, S. 172
ist, in Honig eingetaucht - Ein Fischkopf (Fisch oder Geflügel) - Möhren
(jidd. Mern, dt. Vermehrung)
Am ersten Abend, nach dem wir
ein Stück Challah gegessen haben,
sprechen wir folgenden Segen über
dem Apfel, den wir in Honig eintauchen: Ba-ruch A-tah Ado-nai E-lohei-nu Me-lech Ha-olam Bore PriHa-etz Gesegnet seist Du, unser Herr,
unser G´tt, König des Universums, der
diese Frucht des Baumes erschaffen
hat.
Dann fügen wir hinzu:
Yehi Ratzon She-te-chadesh Alenu
Shana Towa Ume-tukah. Möge Dein
Wille uns ein gutes, süßes Jahr bescheren.
NEUJAHRSSEGEN
Am ersten Abend segnen wir einander und wünschen:
Leschana
Towa
Tikatewu
Wetechatemu.
Möget ihr direkt für ein gutes Jahr
ins Buch des Lebens eingeschrieben
und besiegelt werden!
Donnerstag, 1. Tischrei
9. September 2010
Erster Tag von Rosch Haschana
Kerzenzünden siehe Seite 9
Der wichtigste Rosch HaschanaBrauch ist das Schofarblasen. Das
Schofar ist das Widderhorn, das uns
an das Trompeteblasen bei der Inthronisierung des Königs durch sein
Volk erinnern soll.
Die Schofartöne sind auch eine
Aufforderung zur Besinnung und
Reue, denn Rosch Haschana ist der
Tag der ersten Sünde des Menschen
und seiner ersten Buße.
Somit ist Rosch Haschana der erste der „Zehn Bußtage“, Yamim Noraim, der ehrfurchtgebietenden Tage,
an denen sich das weitere Schicksal
des Menschen bestimmt und die mit
dem Versöhnungstag, Jom Kippur,
enden. Wir gehen am Rosch Haschana in die Synagoge, um uns mindestens 30 Schofartöne an einem Tag
anzuhören.
Akeidat Jizchak /
Bindung von Isaak
Der Schofarton erinnert uns auch
an die Opferung Jizchaks durch Awra
ham. Am Rosch Haschana wollte G-tt
Awrahams Treue prüfen und befahl
ihm, seinen einzigen Sohn Jizchak
zu opfern. Als der Vater im Begriff
war, Jizchak zu töten, schickte G-tt
ihm einen Widder, den Awraham
anstelle von seinem Sohn als Opfer
darbrachte. Durch das Schofarblasen
möchten wir G-tt daran erinnern,
dass wir alle Awrahams Kinder sind
und, wie er, Treue und Vertrauen auf
G-ttes Barmherzigkeit in unseren
Herzen bewahren. Wir beten zu G-tt
für ein glückliches, gesundes und erfolgreiches Jahr.
Dieses Jahr wird nur am zweiten
Tag Rosch Haschana Schofar geblasen, weil der erste Tag Rosch Haschana auf einen Schabbat fällt.
Taschlich
(hebr.: „Du sollst werfen“)
Am zweiten Tag Jom Tow, nach der
festlichen Mahlzeit und dem Nachmittagsgebet Mincha, gehen wir zu
dem nahgelegenen Fluss oder See
und sprechen das Taschlich-Gebet.
Im Machsor, dem Gebetsbuch der
Feiertage, lesen wir: Und Du, Herr,
sollst die Sünden aller Menschen in
die Tiefe des Meeres werfen.
So übergeben wir dem fließenden
Wasser alles, was uns verunreinigt,
um wieder rein vor unseren Schöpfer
treten zu können. Denn das Wasser
symbolisiert die Güte, und die Fische
im Fluss symbolisieren das weit geöffnete Auge, dem nichts entgeht.
Freitag, 2. Tischrei
10. September 2010
Zweiter Tag von Rosch Haschana
Kerzenzünden siehe Seite 9
Schofarblasen, Festessen
Warum ist uns Rosch Haschana
so wichtig ?
Nach Meinung des Rabbi Eliezer
(Rosch Haschana 11 a) hat G-tt unsere Welt im Monat Tischrei erschaffen.
Am ersten Tag dieses Monats vollendete G-tt seine Schöpfung, indem Er
dem Menschen das Leben gab.
Im Monat Tischrei wurden, nach
Rabbi Eliezer, alle Patriarchen geboren, die die Wiedergeburt der Welt
nach den Sünden der vorangegangenen Generationen verkündet haben.
Am Rosch Haschana beantwortete
G-tt die Gebete von Sarah, Rachel
und Chanah und versprach ihnen,
dass sie Kinder zur Welt bringen.
Am Rosch Haschana wurde Joseph
nach seiner 12-jährigen Gefangenschaft aus dem ägyptischen Gefängnis befreit. Danach begann sein Aufstieg zum zweitwichtigsten Mann im
Land.
Am Rosch Haschana endete die
Versklavung unserer Vorfahren in
Ägypten und begann ihre Erlösung.
Am Rosch Haschana wurde Adam
erschaffen.
Nr. 27 | Jüdisches | 7
‫ב“ה‬
8 | Jüdisches | Nr. 27
Feiertagskalender
Rosch Haschana, Yom Kippur, Sukkot - was und wann?
Datum
Feiertag
Aktivität
08.09.2010
Erew Rosch Haschana
09.09.2010
1. Tag Rosch Haschana
10.09.2009
2. Tag Rosch Haschana
02.09.2010
Zom Gedalja Kerzenzünden, Segenssprüche 1&7*
Essen besonderer Feiertagsspeisen Schofar Blasen, Taschlisch Gebet,
Kerzenzünden, Segenssprüche 2&8**
Schofar Blasen
Kerzenzünden, Segenssprüche 2***
Fasten-Ende
17.09.2010
Erew Jom Kippur
18.09.2010
Jom Kippur
Kaparot Gebet, Festliches Mahl, Fastenbeginn,
Kerzenzünden, Segenssprüche 3&7***.
Jiskor Gebet, Fasten-Ende
22.09.2010
Erew Sukkot
23.09.2010
1. Tag Sukkot
24.09.2010
2. Tag Sukkot
Kerzenzünden, Segenssprüche 4&7*. Beginn des Essens
in der Sukka Segensspruch 7. bei der ersten Mahlzeit in
der Sukka in diesem Jahr ebenso Segensspruch 7.
18:49
Bentschen der Lulaw & Etrog, Segensspruch 6,
beim ersten Mahl auch Segensspruch 7
Kerzenzünden, Segensspruch 4&7**
19:55
Bentschen der Lulaw & Etrog,
Segensspruch 6, Kerzenzünden, Segensspruch 2*** 18:44
29.09.2010
Hoschana Raba
29.09.2010
Schmini Atzeret
01.10.2010
Simchat Thora
Kerzenzünden, Segensspruch 4&7*
Jiskor Gebet, Kerzenzünden,
Segenssprüche 4&7**, Hakafot.
Hakafot, Kerzenzünden, Segenssprüche 2***
*
**
***
Zeit
19:22
20:30
19:18
20:04
19:01
20:08
18:33
19:39
18:26
Wenn nach Sonnenuntergang gezündet wird, benutze nur eine bereits existierende Flamme.
Zünde nicht vor der angegebenen Zeit. Benutze nur eine bereits existierende Flamme.
Nicht nach Sonnenuntergang zünden.
1. Baruch Ata Adonai Elo-henu Melech Ha-olam Ascher Kide-scha-nu be-miz-wotaw we-zi-wanu Lehadlik Ner Schel Jom
Ha-sikoron.
2. Baruch Ata Adonai Elo-henu Melech Ha-olam Ascher Kide-scha-nu be-miz-wotaw we-zi-wanu Lehadlik Ner Schel
Schabat Kodesch.
3. Baruch Ata Adonai Elo-henu Melech Ha-olam Acher Kide-scha-nu be-miz-wo-taw we-zi-wanu Ledadlik Ner Schel Jom
Ha-kipurim.
4. Baruch Ata Adonai Elo-henu Melech Ha-olam Ascher Kide-Scha-nu be-miz-wo-taw we-zi-wanu Lehadlik Ner Schel
Jom Tow.
5. Baruch Ata Aonai Elo-henu Melech Ha-olam Ascher Kide-scha-nu be-miz-wo-taw we-zi-wanu Le-schew Ba-sukka.
6. Baruch Ata Adonai Elo-henu Melech Ha-olam Ascher Kide-scha-nu be-miz-wo-taw we-zi-wa-nu Al Ne-tilat Lulaw.
7. Baruch Ata Adonai Elo-henu Melech Ha-olam Sce-heche-yanu we-ki-manu we-hi-gi-anu lisamn hase.
Nr. 27 | Jüdisches | 9
Jom Kippur
Mizwot und Traditionen: 18. September 2010
Was ist Jom Kippur ?
Jom Kippur, der Versöhnungstag, der
höchste der Feiertage, fällt auf den
10. Tischrei. Er kommt am Ende einer 10-tägigen Zeit der Buße und der
Umkehr nach Rosch Haschana. Das
ist die Zeit, in der wir unsere Nähe
zu G-tt am stärksten wahrnehmen,
denn an diesem Tag hat G-tt unseren
Vorfahren eine ihrer schwersten Sünden - die Anbetung des Goldenen
Kalbs am Fuß des Berges Sinai – vergeben und den Frieden mit Seinem
Volk geschlossen.
Erew Jom Kippur
Freitag, 9. Tischrei
17. September 2010
Kerzenzünden siehe Seite 9
Am Tag vor Jom Kippur pflegen wir
den Kapparot-Brauch, bekommen einen Honigkuchen, bereiten das letzte
Vor-Jom-Kippur-Festessen zu, segnen unsere Kinder, zünden die Kerzen
an, geben besonders viele Spenden
für karitative Zwecke und gehen in
die Synagoge zum Kol Nidrei–Gebet.
Kapparot
Am frühen Morgen vor Jom Kippur
führen wir den „Kapparot“- Ritus
durch. Das Wort „Kapparot“ bedeutet „Versöhnung“, wie auch das
Wort „Kippur“. Beim Kapparot hält
man einen Hahn in der Hand. Man
schwingt den Vogel dreimal langsam
herum und spricht dabei die Gebete.
Ist kein Geflügel da, kann man diesen
Ritus mit einem Fisch durchführen.
Die Vögel dienen als Mittel, die Menschen daran zu erinnern, dass auch
sie dem Tod nicht entrinnen können,
und zugleich als Motivation, Reue
zu zeigen und G-tt um Vergebung
zu bitten. Das Geflügel soll in Übereinstimmung mit der Halacha geschlachtet werden.
10 | Jüdisches | Nr. 27
Heutzutage ist es üblich, den Kapparot durch das Geld zu ersetzen.
Dabei wird das Lösegeld ins Taschentuch gewickelt und über den Kopf geschwungen. Dann geht das Geld als
Zedakka für wohltätige Zwecke.
Honigkuchen
Der uralte jüdische Brauch „betn
lekach“ („um den Honigkuchen bitten“) ist das Zeichen dafür, dass wir
alle Beter und Empfänger in G-ttes
Welt sind, und beten in Hoffnung
auf ein süßes und erfolgreiches Jahr.
Nach unseren Rabbis beten wir auch
dafür, dass, wenn wir im kommenden
Jahr auf die Güte anderer angewiesen
werden sollten, uns nichts mehr fehlt
als nur der Honigkuchen.
Festessen
Am Tag vor Jom Kippur ist es eine
Mizwa, zwei Mahlzeiten zu sich zu
nehmen, die eine am Morgen, die andere, die letzte vor dem Fasten, kurz
vor dem Sonnenuntergang.
Dabei soll man nur leichte Kost zu
sich nehmen, keine zu deftigen oder
zu salzigen Speisen, keine hochprozentigen Getränke, durch die man
berauscht wird.
Es ist auch nicht üblich, Fischgerichte
zu essen. Traditionell werden Hühnersuppe und Hähnchen mit einfacher Beilage serviert. Das Essen soll
vor dem Kerzenzünden zu Ende sein.
Segnen der Kinder
Nach dem Festmahl, dem letzten vor
der Fastzeit, segnen wir unsere Kinder und sprechen dabei:
(Für den Sohn) „Möge G-tt dich wie
Efrayim und Menashe werden lassen“
(Für die Tochter) „Möge G-tt dich
wie Sarah, Rivkah, Rachel und Leah
werden lassen“
Kol Nidrei
Kol Nidre ist das feierliche Auftaktgebet für alle Gebete am Jom Kippur,
und bedeutet "Aufhebung aller Gelübde". Es entstand im mittelalterlichen Spanien und beginnt mit den
Worten, die die zwangsgetauften
spanischen Juden sprachen, um Vergebung für ihre Abtrünnigkeit zu
erbitten. Das Kol Nidrei, wohl das
bekannteste Gebet in unserer Liturgie, ist eigentlich kein Gebet, sondern
eher ein Statement, das wir in Bezug
auf unsere Aussagen, Gelübden und
andere verbale Behauptungen im
Laufe des Jahres gewöhnlich abgeben. Die Thora verlangt strikte Einhaltung unserer Versprechen, und die
Nichteinhaltung gilt als eine ernsthafte Missetat.
Kol Nidrei hebt die Verbindlichkeit
solcher künftigen Versprechen im
voraus auf, indem es für "vergeben,
annulliert, ungültig oder für null und
nichtig" erklärt. Das entbindet aber
nicht von den Geschäftsverträgen.
Während des G-ttesdienstes wird
der Aaron HaKodesch (Thoraschrank) geöffnet. Die Thora wird herausgenommen, das Kol Nidrei-Gebet wird gesprochen und die Thorarollen werden in den Thoraschrank
zurückgebracht.
Jom Kippur
Schabat, 10. Tischrei
18. September 2010
Am Jom Kippur „kümmern wir uns
um unsere Seelen“, in dem wir uns
26 Stunden lang – beginnend mit der
Zeit kurz vor dem Sonnenuntergang
am 9. Tischrei bis zum Einbruch der
Dämmerung am 10. Tischrei – an
5 Verbote halten: Wir essen nicht.
Wir trinken nicht. Wir waschen uns
nicht, benutzen keine Körperlotionen oder Parfum. Wir tragen keine Lederschuhe. Wir gehen unseren
ehelichen Verpflichtungen nicht
nach.
Fasten
Am Jom Kippur fasten alle Frauen
ab dem 12. und alle Männer ab dem
13. Lebensjahr. Ausgenommen sind
Kranke, Alte und Kleinkinder.
Enthaltungen
Unsere Weisen lehren uns, die fünf
Enthaltungen hätten den Bezug auf:
- 5 Bücher der Thora: Wir nehmen
die Thora unter Verzicht auf unsere
physischen Bedürfnisse an.
- 5 Sinne: Wir brauchen unsere 5
Sinne sowohl bei guten, als auch bei
schlechten Taten
- 5-malige Erwähnung des Begriffs
"Nefesh" (Seele) während der ThoraLesung am Jom Kippur
- 5-maligen Besuch des Reinigungsbades des Kohen Gadol, dem Hohepriester, am Jom Kippur
- 5 Jom Kippur - Gebete. Am Jom
Kippur gibt es 5 Teffilot (5 Gebete):
Maariv-Abendgebet mit Kol Nidrei, Schachrit-Morgengebet mit
der Thoralesung und Yitzkor-Gebet,
Musaf-Gebet mit Darstellung des
G-ttesdienstes im Tempel, Mincha
mit der Lesung des Propheten Jona,
und Neilah besonderes "Abschlussgebet", kurz vor dem Sonnenuntergang,
als letzte Chance zu zeigen, dass wir
unsere schlechten Taten des vergangenen Jahres tief bereuen.
Jom Kippur endet mit dem Höhepunkt des Neilah-Gebets "Höre Israel
... G-tt ist einer", dem Schofarblasen
und der Verkündung "Nächstes Jahr
in Jerusalem". Danach gibt es fröhliches Tanzen, Singen und leckeres
Nach-Jom-Kippur-Essen.
Schofar
Am Ende des Tages spricht die ganze Gemeinde das Schema und einige
andere Verse laut und gemeinsam.
Dann hören wir das Schofar, und
zwar einen langen Ton. Danach sagen
wir: "Nächstes Jahr in Jerusalem!"
Nr. 27 | Jüdisches | 11
Sukkot und Simchat Thora
Mizwot und Traditionen: 22. September bis 1. Oktober 2010
Sukkot
15. und 16. Tischrei –
23. und 24. September 2010
Sukkot, das Laubhüttenfest, beginnt
am 15. Tischrei, fünf Tage nach Jom
Kippur. Es ist das dritte der Wallfahrtsfeste, zu dem das Volk Israel
zur Zeit des Heiligen Tempels nach
Jerusalem pilgerte.
Sukkot erinnert uns an G-ttes
Barmherzigkeit, die dem Volk Israel auf seiner 40jährigen Wanderung
durch die Wüste beschert wurde. Es
erinnert uns auch an die "Wunderwolken der Herrlichkeit", die die Juden als eine Art Behausung vor Gefahren und Entbehrungen auf ihrem
langen Weg ins Heilige Land schützen sollten. Wir glauben auch heute, dass G-tt sein Volk auf eine ganz
besondere Weise beschützt und uns
hilft, die schlimmsten Zeiten und die
größten Entbehrungen zu überleben.
12 | Jüdisches | Nr. 27
Sukka
Es ist eine Mizwa, die Hütte (Sukka)
zu bauen, unsere provisorische Behausung unter freiem Himmel mit
einem Dach aus Pflanzenteilen, Zweigen mit Blättern oder Schilf. In solchen Hütten wohnen wir 7 Tage und
Nächte und feiern dieses Fest der
Freude mit unseren Gästen zusammen. Dieser Brauch ist einzigartig,
weil dadurch eine Person in ihrer
Gesamtheit in den Ritus involviert
wird. Jedes Körperglied und jede Zelle eines Menschen sind von der Sukka
geschützt, umgeben, umfasst.
Um das biblische Gebot zu erfüllen, ist es wichtig, am ersten SukkotAbend eine Mahlzeit in der Sukka
zu sich zu nehmen. Zu Beginn wird
der Segen gesprochen: Ba-ruch A-tah
Ado-nai E-lo-hei-nu Me-lech Haolam Asher Kideshanu Bemitzvotav
Vetzivanu Leshev Basukka.
(Gesegnet seist Du, unser Herr, unser
G-tt, König des Universums, der uns
mit Seinen Geboten heiligt und uns
verordnet, in den Sukkot zu sitzen)
4 Arten
Eine andere Besonderheit von Sukkot
ist ein Feststrauß, den wir aus vier
Arten zusammenbinden:
- Etrog (eine Zitrusfruchtart)
- Lulaw (Dattelpalmzweig)
- Hadassim (3 Myrtezweige)
- Arawot (2 Bachweidezweige)
Zusammengebunden gelten die vier
Pflanzenarten als Symbol für verschiedene Menschentypen und Persönlichkeitsarten, die eine Gemeinschaft mit innerer Geschlossenheit,
das Volk Israel, repräsentieren soll.
An jedem der sieben Sukkot-Tage
(nicht am Schabbat) nehmen wir den
Feststrauß in die Hand, sprechen
den Segensspruch und schwenken
die Zweige je dreimal in die 6 Richtungen: nach links, nach rechts, nach
oben, nach unten, nach vorne und
nach hinten. Das symbolisiert die
Allgegenwart G-ttes.
Fest des Wasserschöpfens
Das Sukkot-Fest ist auch das Fest des
Wasserschöpfens. Da Sukkot früher
mit dem Beginn der Regenperiode
im Land Israel zusammengefallen ist,
bitten wir G-tt auch heute, möglichst
viel Wasser und Regen für uns und
für die ganze Welt zu schicken. Und
weil ohne Wasser kein Leben möglich
ist, so wird das Wasser zum Symbol
des G-ttlichen Segens.
Hoschana Rabbah
Mittwoch, 21. Tischrei 29. September 2010
Der siebente Sukkot-Tag, genannt
Hoschana Rabbah (hebr. „Große Erlösung“), beendet die Zeit der G-ttlichen Beurteilung unserer Taten, die
am Rosch Haschana begonnen hat.
An diesem Tag der letzten, endgültigen Besiegelung der G-ttes Urteile
benutzen wir zum letzten Mal Lulaw
und Etrog.
An Hoschana Rabbah umkreisen
die Betenden mit dem Chasan das
Lesepult siebenmal. Die sieben Runden um die Bima erinnern uns an den
G-ttesdienst im Bet Hamikdasch, bei
dem die Kohanim (Priester) einmal
täglich, jedoch siebenmal am Hoschana Rabbah um die Bima herumgegangen sind. Der Name „Hoschana
Rabbah“ („Die Große Hoschana“) ist
darauf zurückzuführen, dass an diesem Tag viel mehr Gebete gesprochen
werden als an den anderen Tagen.
Hoschana Rabbah ist der letzte Tag,
an dem wir in der Sukka hausen (obwohl viele in der Diaspora bis zum
achten Tag, dem Schemini Atzeret, in
den Laubhütten bleiben).
Scheminit Atzeret –
Fest des Achten Tages
Donnerstag, 22. Tischri 30. September 2010
An diesem Tag gibt es besondere Gebete für den Regen, von Schemini Atzeret bis zum Pessachfest werden wir
dreimal täglich "Maschiw Haruach
Umorid Hageschem" sagen. Das bedeutet "Er lässt den Wind blasen und
bringt den Regen". Am diesem Tag
wird das Jiskor Gebet gesprochen.
In der Diaspora ist es üblich, an
diesem Tag die Sukka zu verlassen,
um in die festgebauten Häuser zurückzukehren.
Der lange Weg, der uns durch Besinnung, Reue und Buße geführt hat,
ist an Schemini Atzeret zu Ende. Wir
freuen uns, am Ziel angekommen
zu sein. Das ist der Grund, warum
an diesem Tag gern und viel gefeiert
wird.
In Israel werden Schemini Atzeret
und Simchat Thora gemeinsam am
achten Tag gefeiert, in der Diaspora
sind es zwei separate Festtage.
Simchat Thora –
Fest der Thorafreude
Freitag, 23. Tischrei 1. Oktober 2010
Was ist Simchat Thora?
Simchat Thora (hebr. „Jubeln über die
Thora“), das fröhlichste aller Fest-
tage, ist der Tag, an dem der Jahreszyklus der Thoralesung beendet und
neu begonnen wird.
So wie das Leben und der Glaube
kein Ende haben, so hat auch das
Wort G-ttes kein Ende und bleibt
uns für immer erhalten. Am Simchat
Thora beginnen wir, diese Grundlage
unseres Lebens mit viel Freude und
Fröhlichkeit neu zu studieren.
Hakafot
Abends und morgens holen wir alle
Thorarollen aus dem Thoraschrank,
um sie tanzend und singend siebenmal um das Lesepult im Zentrum
der Synagoge herumzutragen. Diese
Festumzüge nennen wir "Hakafot".
Nach den Worten der Chassidim,
„wir jubeln in der Thora, und die
Thora jubelt in uns; die Thora will
auch tanzen, so werden wir zum tanzenden Bein der Thora“.
Den Kindern werden Bonbons und
Obst zugeworfen, da es heißt, "die
Gebote G-ttes sind süßer als Honig".
An diesem Tag werden alle zum Abschluss der Thoralesung aufgerufen,
und der letzte Thoraabschnitt wird
so lange gelesen, bis jeder dran gewesen ist.
Der Vorletzte, der zur Thora ausgerufen wird, kommt mit den Kindern
unter einen Tallit (Gebetsmantel) und
spricht mit ihnen zusammen die Segenssprüche.
Der Letzte, der zum Abschluss
der Thoralesung ausgerufen wird,
wird Bräutigam der Thora genannt
(Chathan Thora). Derjenige, der zur
neuen Thoralesung aus einer zweiten Thorarolle ausgerufen wird, heißt
der Bräutigam des Anfangs (Chathan
Bereschit).
Denn für unser Volk ist die Thora
wie eine Braut, die ihre Freude am
Bräutigam hat, sie ist mit dem Volk
Israel verlobt, wie eine Ehefrau mit
ihrem geliebten Ehemann.
Nach der Chabad-Tradition fangen die Hakafot – Feierlichkeiten am
Schemini Atzeret, am Abend des 29.
September 2010, an.
Nr. 27 | Jüdisches | 13
14 | Jüdisches | Nr. 27
Gebete und
Unterricht
Morgengebet
08.30 Uhr
Abendgebet
19.30Uhr
Kabbalah 20.30
Uhr
Morgengebet
08.30 Uhr
Abendgebet
19.15 Uhr
Kabbalah 20.30
Uhr
Morgengebet
08.30 Uhr
Abendgebet
19.00 Uhr
Kabbalah 20.30
Uhr
Morgengebet
08.30 Uhr
Abendgebet
18.45 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
19.30 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
19.15 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
19.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
18.45 Uhr
B"H
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
19.30 Uhr Talmud für
Anfänger 20.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
09.30 Uhr
Tora-Unterricht
in russischer Sprache
20.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
19.15 Uhr
Tora-Unterricht
in russischer Sprache
20.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
19.00 Uhr
Tora-Unterricht
in russischer Sprache
20.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
18.45 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
19.30 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
19.15 Uhr
Talmud für Anfänger
20.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
19.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
18.45 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
19.30 Uhr
Morgengebet
09.00 Uhr
12.00 schofer
Blezen
Abendgebet
19.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
19.15 Uhr
Morgengebet
10.00 Uhr
Abendgebet
19.00 Uhr
Tora-Studien
20.30 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Kabalat Schabbat
19.30 Uhr
Morgengebet
09.00 Uhr
12.00 schofer
Blezen
Kabalat Schabbat
19.30 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Kol Nidrei 18.30
Morgengebet
10.00 Uhr
Kabalat Schabbat
18.45 Uhr
Morgengebet
10.00 Uhr
Seuda Schlishit
19.15
Abendgebet
20.40 Uhr
Morgengebet
10.00 Uhr
Mincha und Seuda
Schlishit 19.00
Abendgebet
20.25 Uhr
Morgengebet
09.00 Uhr
11.30 Uhr Jiskor
19:00Uhr Ne'ila
Morgengebet
10.00 Uhr
Abendgebet
19.45 Uhr
Morgengebet
10.00 Uhr
Abendgebet
18.30 Uhr
Oktober 2010 Tischrei/Cheschwan 5771
Morgengebet
10.00Uhr
Kabalat
Schabbat 18.30
Uhr
Morgengebet
10.00 Uhr
Abendgebet
19.30 Uhr
Morgengebet
10.00 Uhr
Abendgebet
18.15 Uhr
Kabbalah 20.30 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
18.15 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
18.15Uhr
Tora-Unterricht in
russischer Sprache
20.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
18.15 Uhr
Talmud für Anfänger
20.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
18.15 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Kabalat
Schabbat 18.15
Uhr
Morgengebet
10.00 Uhr
Abendgebet
18.00 Uhr
Kabbalah 20.30 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
18.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
18.00 Uhr
Tora-Unterricht in
russischer Sprache
20.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
18.00 Uhr
Talmud für Anfänger
20.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
18.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Kabalat
Schabbat 18.00
Uhr
Morgengebet
10.00 Uhr
Abendgebet
19.00 Uhr
Morgengebet
08.30 Uhr
Abendgebet
17.45 Uhr
Kabbalah
20.30 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
17.45 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
17.45 Uhr
Tora-Unterricht in
russischer Sprache
20.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
17.45 Uhr
Talmud
für Anfänger
20.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
17.45 Uhr
Tora-Studien
20.30 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Kabalat
Schabbat
17.45 Uhr
Morgengebet
10.00 Uhr
Abendgebet
18.45 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
17.30Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
17.30Uhr
Tora-Unterricht in
russischer Sprache
20.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
17.30 Uhr
Talmud für
Anfänger
20.00 Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Abendgebet
17.30Uhr
Morgengebet
07.30 Uhr
Kabalat Schabbat
17.30 Uhr
Morgengebet
10.00 Uhr
Abendgebet
18.30 Uhr
Morgengebet
08.30 Uhr
Abendgebet
17.30 Uhr
Kabbalah
20.30 Uhr
Morgengebet
10.00 Uhr
Abendgebet
19.15 Uhr
Nr. 27 | Jüdisches | 15
Jugend Minyan
Für Kinder zwischen 4 und 12 Jahre
Spezielles Kinderprogramm
zu Rosch Haschana und
Jom Kippur
während des
Gebetsg-ttesdienstes
Geschenke &
Süssigkeiten
Rosch Haschana
am Donnerstag und Freitag,
dem 9. und 10. September 2010
von 11 bis 13 Uhr
Jom Kippur
am Schabbat,
dem 18. September 2010
von 11 bis 13 Uhr
16 | Jüdisches | Nr. 27
Schabbat-Kerze
Das Licht der Holtzbergs für den Schabbat
Das Zünden der Schabbatkerzen
ist eine Mizwa, besonders für Frauen
und Mädchen. Das Licht bringt Wärme und eine friedvolle Atmosphäre in
die Familien. Die erste Frau, die die
diese Mizwa ausführte, war Sarah, die
Frau Abrahams. Sarah gab die Kraft
des Lichts weiter an ihre Enkelinnen,
Urenkelinnen, und von dort in alle
Generationen. Die positive Wirkung
reicht weit über den Schabbat hinaus.
Mit Kerzen können wir Angst zurückdrängen, uns Mut machen in schwierigen Situationen, und wir können an
Menschen erinnern.
Zwei Menschen, die in ihrem Leben
selbst viel Licht ins Dunkel gebracht
haben, waren Rabbi Gawriel Holtz-
berg, und seine Frau Riwka. Das junge
Paar leitete das Zentrum von Chabad
in Mumbai, bis es im November
2008 heimtückisch von Terroristen
ermordet wurde. Als Schluchim des
Lubawitscher Rebben verzichteten
die Holtzbergs auf Wohlstand und
ein bequemes Leben. Sie brachten
Glanz an einen Ort, wo das Leben
sehr hart und entbehrungsreich sein
kann. Gawriel und Riwka waren beliebt bei der örtlichen Gemeinde in
Mumbai, bei Geschäftsleuten, Hilfsbedürftigen und Touristen.
Der Berliner Geschäftsmann Symcha Karolinski wollte ein besonderes
Zeichen setzen – des Lichtes und
der Erinnerung an die Holtzbergs.
Er ermöglicht die Kampagne, für die
20.000 kleine besonders gestaltete
Packungen Schabbat-Kerzen hergestellt wurden. "Wir alle wollen das
Licht der Holtzbergs zurückbringen
in die Welt", freut sich Rabbiner Shmuel Segal über die Idee und großzügige Spende von Symcha Karolinski.
"Die 20.000 Päckchen werden verteilt
in jüdischen Gemeinden in Berlin
und ganz Deutschland." Wer sich im
Rahmen dieser Aktion verpflichtet,
stets Schabbatkerzen zu zünden, erhält als Geschenk ein Set Kerzenhalter. "Wenn dann mit den Lichtern der
Schabbat empfangen wird, werden
wir die Kraft von Gawriel und Riwka
spüren."
Nr. 27 | Jüdisches | 17
Sommer in Berlin
Eindrücke vom Gan Israel Daycamp - von Shelly Solovei
Wie jedes Jahr fand auch dieses
Jahr das beliebt Gan Israel Daycamp
statt. 120 Kinder freuten sich auf
das Programm der Madrichot, die
extra aus den USA und Österreich
angereist sind. Schon am ersten Tag
wurden die Kinder in das Gan Israel
Königreich eingeführt und wurden in
ihre Gruppen eingeteilt. Ganz dem
Thema entsprechend waren auch die
Namen der einzelnen Gruppen: Geulah Gold, Kippa Kronen, Simcha Zepter, Tora Tore, Pushka Paläste, Zedaka
Zepter und Schabbes Schätze.
Die erste Woche war voll mit aufregendem Programm. Angefangen hat
es am Montag mit dem Bambooland,
wo sich die Kinder mal so richtig austoben konnten! Am Dienstag ging es
zum Bowling und die großen Jungs
bewiesen, das auf ihre Sprüche auch
Taten folgten und hauten alle Kegel
um. Am nächsten Tag ging es für die
Kleinen ins beliebte Legoland und die
Großen machten eine Stadtrundfahrt
durch das Mini-Berlin im ModellPark, wo sie viele Rätsel lösten und
Berlin auf eine neue Art kennelernen
konnten. Donnerstag begann der Tag
auf der Sommerrodelbahn Teichland
und endete mit einer großen Übernachtungsparty im Camp. Die tolle
erste Camp Gan Israel Woche endete
am Freitag mit einem Ausflug zum
Spielplatz.
Auch die zweite Woche versprach
toll zu werden, denn in dieser Woche stand der große Ausflug zum Belantispark an. Dort konnten die Kinder die neue Atraktion „Hurican“
ausprobieren und auch die anderen
tollen Karusells und Achterbahnen
fahren. Dieser Tag bleibt unvergesslich. Auch der Ausflug zu Fezitty war
etwas besonderes: Die Kinder wurden zu Erwachsenen und mussten
arbeiten gehen und Geld verdienen.
18 | Jüdisches | Nr. 27
Ein Ausflug in eine Fantasiewelt.
Die Kleineren amüsierten sich auf
dem Spielplatz und hatten eine tolle
Zeit an der frischen Luft. Die Woche
endete mit einem großen FamilienSchabbat, an dem auch die Eltern
Freitagabends zum Essen eingeladen
wurden.
Auch die letzte Woche war ein Erlebnis. Im Hochseilgarten konnten
die Kinder klettern und ihren Mut
beweisen. Doch die meisten schafften
die schwierigen Parcours und hatten
großen Spaß. Der Ausflug am Mittwoch zum Wildpark war aufregend.
Die Kinder sahen Wölfe und durften
sie sogar füttern. Das vergisst keiner
so schnell. Auch die Madrichot waren
begeistert. Am Donnerstag gab es ein
großes Familien-BBQ, zu dem auch
die Eltern eingeladen wurden.
Doch auch das tollste Ferienlager
endet irgendwann und so stand am
Freitag der letzte Tag des Camp Gan
Israel vor der Tür. Alle verabschiedeten sich traurig von den Madrichot
und schauen voller Vorfreude ins
nächste Jahr wenn es in den Sommerferien wieder heißt: Willkommen
im Camp Gan Israel!
Ein großer Dank geht an die Madrichot, die mit viel Herz die Programme gestaltet haben und alles
dafür getan haben, die Kinder glücklich zu machen. Danke an: Miri, Shani, Mina, Mushki, Mushka, Mussi,
Dassi, Bracha, Chaja, Ricky, Gertie,
Chana, Nirit und Lena.
Daniel K :
Das Daycamp hat mir sehr gefallen. Die Madrichot waren ok! Leider
konnten nicht alle Deutsch sprechen.
Trotzdem haben mir die Programme
gut gefallen. Zum Beispiel das Sammeln der Juwelen, die man durch
gutes Benehmen und Mitarbeit bekommen konnte und dann am Freitag gegen Süssigkeiten eintauschen
konnte!
Ofir:
The Daycamp is fun. Sometimes it
seems that the smaller kids are having
more fun and better trips … that’s
unfair! But we are playing soccer all
the time. I whish there would be more
time for soccer! I like the Madrichot,
but sometimes they are mean. But I
understand why! Sometimes we are
making a lot of troubles, so they have
to be strict!!! The Trips were cool.
Matanali:
Das Basteln und das Spielen im
Daycamp hat großen Spaß gemacht.
Auch die Ausflüge. Ich fand zum Beispiel die Rodelbahn toll. Wir sind auf
Reifen einen Berg runtergefahren.
Die Madrichot sind alle sehr Hilfsbereit, besonders Miri mag ich.
Yael A.:
Das Basteln macht großen Spaß!
Die Madrichot sind nett! Mushka
ist sehr nett und hat mir geholfen
als es mir nicht so gut ging. Mussi
erlaubt uns immer alles. Miri aber
auch manchmal. Das Essen ist lecker.
Am meisten mag ich Nudeln mit der
Fleischsoße!
Doba:
Erst fand ich das Programm vom
Daycamp nicht so toll. Aber jetzt
macht es mir Spaß. Besonders die
Ausflüge Ich mag die Madrichot. Sie
sind alle nett, manche sogar sehr
nett. Ich hab sehr viel Spaß hier mit
meiner Freundin Nicole.
David und Arijeh:
Das Daycamp ist sehr schön! Wir
mögen die Madrichot und die Ausflüge! Die netteste ist Dassi! Ich mag
auch das Beten.
Nr. 27 | Jüdisches | 19
Panorama
Sommerfest in der Jüdischen Traditionsschule
Mit einem Sommerfest schloss die
Jüdische Traditionsschule am 4. Juli
das abgelaufene Schuljahr. Alle sechs
Klassenstufen boten kleine künstlerische Programme - von Flötenkonzerten über hebräische Lieder bis
zu einem Theaterstück "Die Schildkröte". Bewegungsspiele, ein Fußballturnier, Lagerfeuer und Barbecue zogen nicht nur die Schüler an,
sondern auch Eltern, Geschwister
und Freunde der Traditionsschule
an. Direktorin Heike Michalak berichtete vom stetigen Wachstum der
Einrichtung seit ihrer Gründung im
Jahre 2005, und Schulrabbiner David Gewirtz überraschte die Gäste
mit einer kürzlich produzierten DVD
"5 Jahre Jüdische Traditionsschule".
Die Schülerinnen und Schüler und
ihre Familien erhielten eine DVD als
Ferien-Geschenk.
Viele Gäste aus Israel
Eine ganze Reihe von israelischen
Gruppen fand sich im Frühsommer zu
Informationsbesuchen im Jüdischen
Bildungszentrum ein. So schauten
im Juni Manager und Angestellte
der Misrachi-Bank, Soldaten der israelischen Armee (Zahal) und ver-
schiedene Sportler-Teams – darunter
Fußballer von Betar Jerusalem – im
Hause vorbei. Die Rabbiner Yehuda
Teichtal und Shmuel Segal stellten die
Yeshiva Gedola, Synagoge, Bibliothek,
Tora-Kolleg, Mikwe und anderes vor
und beantworteten zahlreiche Fragen.
Vortrag von Shimon Shraga
Über alternative Wege der Schmerzbehandlung sprach am 27. Juni Doktor
Shimon Shraga. Der Jerusalemer hat
eine neue Methode der Schmerzbekämpfung entwickelt, die auf Erkennen und Transfer körpereigener Energien basiert. Dabei werden Selbstheilungs- und Selbstregulierungskräfte aktiviert, die im Alltagsstress
oft blockiert bleiben. Shraga wird in
Zukunft regelmäßig nach Berlin kommen, kostenlose Beratung anbieten
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und Workshops in der Münsterschen
Straße durchführen.
Zum traditionellen jährlichen Treffen
mit dem "Israelischen Stammtisch"
hatte das Zentrum dann am 5. Juli eingeladen. Hier lebende Israelis, Rabbiner, Künstler und Studenten sprachen
dabei über Religion, Politik, das Leben
in Israel und Berlin.
Rekordbesuch von Schülern
Rund 20 verschiedene Schulgruppen
haben das Jüdische Bildungszentrum
in diesem Jahr besucht – neben Vorschulkindern und Studenten. Dies
bedeutet, verglichen mit früheren Jahren, eine Rekordzahl. Rabbiner Shmuel Segal: "Das starke Interesse unter
den jüngeren Berlinern freut uns sehr.
Dabei wird es ja immer wichtiger, dass
sich junge Menschen aus verschiedenen Kulturen und Religionen kennen lernen."
Frage und Antwort
Warum dieser Termin für Sukkot?
Impressum
Frage?
dere Teil von uns faul und apathisch
Warum feiern wir Sukkot unmitist. Mein Verstand sagt mir das eine,
telbar nach den Hohen Feiertagen?
während mein Herz etwas ganz anderes fühlt. Meine Seele hat gute AbAntwort!
sichten, während mein Körper dabei
Wir haben alle den Entschluss
in die Quere kommt.
gefasst, im neuen Jahr bessere
Die Lösung: Geht in eine Sukka!
Menschen zu werden. Aber haben
Wenn wir die Laubhütte betreten,
wir uns wirklich verändert? Egal ob
tun wir das ganz und vollkommen
wir uns vorgenommen haben, unser
- mit unserem Körper und unserer
Temperament zu zügeln, großzügiger
Seele, unserem Herz und unserem
zu werden, öfter
Verstand. Es ist die
in die Synagoge zu
einzige Mizwa, die
In
der
Sukka
gehen. Es ist viel
wir als komplette
einfacher zu reden, kann unsere
Persönlichkeit ausals zu tun. Häufig
führen.
Entschlossenheit
wird ein guter
Die Erfahrung
Vorsatz schneller Realität werden.
der Sukka ist eine
vergessen, als man
der
Gesamtheit.
ihn gefasst hat.
Und nur wenn wir
Der Grund dafür liegt darin, dass
unser gesamtes Selbst in einen Heiliunsere Persönlichkeit geteilt ist. Ein
gen Raum bringen, kann unsere EntTeil von uns will sich wirklich verbesschlossenheit von Jom Kippur Realisern und wachsen, während der antät werden. Aron Moss
Herausgeber:
Jüdisches Bildungszentrum
Chabad Lubawitsch Berlin e.V.
Münstersche Straße 6,
10709 Berlin
Telefon 030 / 21 28 08 30
Fax 030 / 21 28 08 31
jü[email protected]
www.chabadberlin.de
Chefredakteur:
Rabbiner Shmuel Segal
Druck:
Digital Media
Produktion, Berlin
Spendenkonto:
Chabad Lubawitsch Berlin
Deutsche Bank Berlin
BLZ.: 100 700 24
Kto.-Nr.: 505 55 95
E in Th e ma : Ze dak a-S pe n de n b üch s e n
Durch Wirtschaftskrise, Schicksalsschläge und Krankheit leben
auch in Berlin viele Menschen in Not. Zedaka ist mehr gefordert
denn je. "Nicht immer und überall können wir helfen. Doch um
so mehr ist das Sammeln von Spenden im eigenen Umfeld eine
große Mizwa", sagt Rabbiner Shmuel Segal. Im Judentum wird
großer Wert auf Hilfe für den Nächsten gelegt. Es gilt für Menschen aller Religionen. In der Kabbala steht, das jeder Mensch
jeden Tag, außer am Samstag oder an Feiertagen, eine Münze
in eine Spendenbüchse werfen soll. Denn G'tt hilft denjenigen,
die anderen helfen. Jetzt macht es Chabad Lubawitsch Berlin
jedem möglich, diese Mizwa zu erfüllen. Der Erlös dieser Zedaka-Spendenaktion soll vor allem Hilfsbedürftigen, Neuzuwanderern, Menschen in Krankenhäusern und Gefängnissen sowie
jüdischen Bildungsprogrammen zugute kommt. Die speziell für
diese Aktion gestaltete Zedaka-Büchsen für den Hausgebrauch
sind ab sofort erhältlich im Jüdischen Bildungszentrum, Münstersche Straße 6. Weitere Informationen zur Spendenaktion:
Tel. 030 - 21 28 08 30.
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i n fo s S i m ch a-R e p o r t
ein mensch: rabbiner Uri Gamson
Pünktlich zum Beginn des neuen Studienjahres hat die Yeshiva Gedola im Jüdischen Bildungs- und Familienzentrum ihren
neuen Leiter. Der 32jährige Uri Gamson tritt die Nachfolge
von Dov Ber Kahn an, welcher die Yeshiva vor drei Jahren aufgebaut hat und nun neue Aufgaben in Brooklyn übernimmt.
Mit Uri Gamson kommt ein hoch motivierter junger Mann
mit vielfältigen Kompetenzen von Israel an die Spree. 1978 in
Kiryat Ono geboren, studierte er an verschiedenen ChabadYeshivot im Heiligen Land, belegte Psychologie-Seminare an
der Bar Ilan Universität in Ramat Gan, war Gemeinderabbiner in Holon und arbeitete schließlich in der Jerusalemer
Yeshiva „Meorot“. Uri gilt als Mensch, der immer auch den
Kontakt ins weitere Umfeld sucht. Zusammen mit seiner Frau
Chana und dem knapp zweijährigen Sohn Moishy ist er „sehr
gespannt auf Berlin und die Menschen hier“. Interessierte
Hauptstädter können sich bald schon auf Vorträge und Seminare zu ganz verschiedenen Themen – wie Medizinethik und
Familiendynamik – freuen und den neuen Rosh Ha Yeshiva
auch im persönlichen Gespräch kennen lernen. Ari Zucker
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.-
Info:
Chabad Lubawitsch
Tel.: (030) 212 808 30
www.chabadberlin.de
FAMILIE JACHIMOWICZ WIDMET DIESE AUSGABE
DEM ANDENKEN AN SAMUEL JACHIMOWICZ
‫לעילוי נשמת ר' שמואל צבי בן מאיר יהושע ע"ה‬
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