28 - Schuljubiläen in den Gesamtschulen des Landes
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28 - Schuljubiläen in den Gesamtschulen des Landes
Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen I/2007 GGG-Extra: Gesamtschul-Jubiläen 2006 GGG-EXTRA: GESAMTSCHUL-JUBILÄEN 2006 Schuljubiläen in den Gesamtschulen des Landes Im vergangenen Jahr 2006 konnten die unten genannten Gesamtschulen ihr 35-, 30-, 25- oder 20-jähriges Jubläum feiern. 35 Jahre Bielefeld, Martin-Niemöller-Gesamtschule Bochum, Erich Kästner-Schule Düsseldorf, Dieter-Forte-Gesamtschule Köln, Gesamtschule Rodenkirchen 08593 08421 08774 08742 30 Jahre Duisburg, Gesamtschule Duisburg-Süd Herten, Gesamtschule Herten Köln, Europaschule Zollstock Marl, Willy-Brandt-Gesamtschule 01533 08588 25 Jahre Bochum, Freie Schule Duisburg, Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Schule Essen, Gustav-Heinemann-Gesamtschule Köln, Max-Ernst-Gesamtschule Oberhausen, Heinrich-Böll-Gesamtschule 20 Jahre Aachen, Heinrich-Heine-Gesamtschule Bottrop, Janusz-Korczak-Gesamtschule Detmold, Geschwister-Scholl-Schule Dormagen, Bertha-von-Suttner-Gesamtschule Duisburg, Gesamtschule Duisburg-Meiderich Essen, Frida-Levy-Gesamtschule Hagen, Gesamtschule Haspe Hamm, Friedensschule Herne, Erich-Fried-Gesamtschule Krefeld, Gesamtschule Kaiserplatz Minden, Kurt-Tucholsky-Gesamtschule Mönchengladbach, Gesamtschule Espenstraße Mülheim, Willy-Brandt-Gesamtschule Remscheid, Albert-Einstein-Schule Unna, Peter-Weiss-Gesamtschule Velbert, Gesamtschule Mitte Wesel, Gesamtschule am Lauerhaas Wuppertal, Gesamtschule Vohwinkel - 28 - 08439 08775 08758 08659 08681 00838 08684 00121 08706 08771 Sigrid Hendricksen, Ludger Hülskemper-Niemann Eine Schule sucht einen neuen Namen Die GGG NRW gratuliert allen „Jubel-Schulen“ mit guten Wünschen für weiterhin erfolgreiche Arbeit. Die Mitgliedschulen – in der Liste auf der vorhergehenden Seite erkennbar an der Mitgliedsnummer am Ende der Zeile - erhielten hierfür im Dezember zusammen mit einer Glückwunschkarte ein Päckchen mit eher symbolischen „Hilfsmitteln“, um die Lasten der Schulentwicklung besser tragen zu können. Stellvertretend für alle anderen stellen sich auf den folgenden Seiten vier Schulen vor. _________________________ Sigrid Hendricksen, Ludger Hülskemper-Niemann Eine Schule sucht einen neuen Namen Gesamtschule Essen-Mitte wird Frida Levy-Gesamtschule Eine Schule sucht einen neuen Namen. Viele Vorschläge, viele Einwände. Zwei vergebliche Versuche werden auf Fortbildungen gestartet, versanden im Alltag, scheitern an der Trägheit des Systems. Dann methodisch ein entscheidender Schritt nach vorn: Ein transparentes kurzfristiges Verfahren wird verabredet, das alle an der Schule Beteiligten einbin- - 29 - Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen I/2007 GGG-Extra: Gesamtschul-Jubiläen 2006 det und in wenigen Monaten zu einem Abschluss gebracht wird. Eine Arbeitsgruppe entwickelt einen kommentierten Kriterienkatalog und prüft die eingehenden Vorschläge. Inhaltlich ist schnell Konsens, dass unser musisch-ästhetischer Schwerpunkt, unsere intensive Beschäftigung mit der jüngeren deutschen Geschichte und die gemeinsame Verantwortung für Demokratie, Frieden, Freiheit, Toleranz und Gerechtigkeit abgebildet werden sollen. Gleichzeitig gibt es den ausgeprägten Wunsch, einen einzigartigen und unverwechselbaren Namen zu finden, der möglichst mit unserer Stadt zu tun hat. Etliche Projekte, Veranstaltungen und Fahrten hatten als Schwerpunkt die Aufarbeitung der NS-Zeit. In enger Kooperation mit der Alten Synagoge und mit dem Stadthistoriker Dr. Ernst Schmidt wird eine Frau vorgeschlagen, die unserem Anforderungsprofil in hohem Maße entspricht und uns neugierig macht: Frida Levy, geb. Stern, wurde am 18. Dezember 1881 als jüngstes Kind jüdischer Eltern in Geseke/Westfalen geboren. Sie heiratete im Jahre 1901 den jüdischen Rechtsanwalt und späteren SPD-Stadtverordneten Fritz Levy und zog nach Essen. Die Mutter von vier Kindern nutzte ihre materielle Unabhängigkeit zu einer intensiven Arbeit für benachteiligte soziale Gruppen. Sie stritt für die Gleichberechtigung der Geschlechter, engagierte sich im Kampf für das Wahlrecht für Frauen, arbeitete in der Rechtsschutzstelle für Frauen, sorgte sich um die Unterstützung lediger Mütter und leistete Bildungsarbeit. Die von Hause aus bürgerlich geprägte Frau hielt als Referentin der Sozialistischen Arbeiterjugend Vorträge über tabuisierte Themen wie „Jugend und Alkohol“ und „Sexualprobleme in der Jugendbewegung“. Nach dem Ersten Weltkrieg setzte sie sich im „Internationalen Frauenverband für Frieden und Freiheit“ für Völkerverständigung und Aussöhnung ein. Gemeinsam mit ihrem angesehenen Mann, der viele unterprivilegierte und politisch eher links orientierte Menschen vor Gericht verteidigte, förderten die Levys das kulturelle Leben in ihrer Stadt. Sie führten regelmäßig Veranstaltungen mit bekannten und weniger bekannten Künstlern durch und hielten ein „offenes Haus“. Unmittelbar nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde das Ehepaar wegen ihrer jüdischen Herkunft und ihrer ambitionier- - 30 - Sigrid Hendricksen, Ludger Hülskemper-Niemann Eine Schule sucht einen neuen Namen ten politischen Position aus ihrer Heimatstadt vertrieben. Drei ihrer vier Kinder emigrierten in den nächsten Jahren, um dem NS-Terror zu entfliehen. Fritz Levy starb 1936 in Wuppertal. Frida Levy zog im gleichen Jahr nach Berlin, um mir ihrer Tochter Hanna Herz und deren Mann Walter gleichfalls die Emigration vorzubereiten. Da das junge Paar aufgrund ihrer politischen Betätigung verhaftet und zu mehrjähriger Zuchthausstrafe verurteilt wurde, zerschlugen sich die Pläne Frida Levys. Die nächsten Jahre waren dadurch gekennzeichnet, dass sie alles unternahm, um ihren inhaftierten Kindern und deren ebenfalls verhafteten Freunden von außerhalb das Leben zu erleichtern und die Möglichkeiten zur Auswanderung nach der erhofften Entlassung zu sondieren. Sie war „Poststelle“, machte Eingaben bei Behörden und setzte sich für bedrängte Mitmenschen ein. Sie schlug mehrmals Auswanderungsmöglichkeiten aus, um ihre Kinder zu retten. Ihre Tochter Hanna konnte sich noch retten. Frida und ihr Schwiegersohn Walter Herz fielen der unmenschlichen Rassenpolitik der Nationalsozialisten zum Opfer. Am 25. Januar 1942 wurde Frida Levy von Berlin nach Riga deportiert und unter ungeklärten Umständen ermordet. Frida Levy war einer von sieben Vorschlägen, die zur Wahl standen. Nach ausführlicher Diskussion in den Klassen, im Kollegium, in den Klassen- und Jahrgangsstufenpflegschaften ergab die Auszählung der Stimmen eine klare Mehrheit für Frida-Levy. Und so konnten wir am 6. September 2001 ein doppeltes Geburtstagsfest feiern: 15-jähriges Schuljubiläum und Namensgebung! Ganz besonders stolz sind wir auf unsere Frida-Levy-Festschrift, die eine ausführliche Biografie unserer Namensgeberin von Ludger HülskemperNiemann (Lehrer an der Frida-Levy-Gesamtschule) enthält. Sie erschien im September 2001, alle Schülerinnen und Schüler erhalten sie zur Einschulung. Und zum 20-Jährigen haben wir’s geschafft: Im September 2006 ist eine in wichtigen Teile überarbeitete und ergänzte Festschrift erschienen und zeugt davon, dass die pädagogischen, politischen, ethischen und schulprogrammatischen Ziele nicht nur auf geduldigem Papier stehen, sondern an unserer Schule aktiv gelebt werden. Es würde den Rahmen sprengen diese Vorhaben an dieser Stelle zu beschreiben. Schauen Sie auf unsere Homepage Frida-Levy-Gesamtschule.de, lesen Sie unser Schulprogramm oder bestellen Sie auf unserer Homepage unsere Festschrift; dort finden Sie Konkretes über unsere Aktivitäten rund um den Schulnamen: z.B. über - 31 - Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen I/2007 GGG-Extra: Gesamtschul-Jubiläen 2006 • • • • • das 24-Stunden-Schwimmen gegen Gewalt, das jährliche Frida-Levy-Geburtstagsfest, Projekte des interkulturellen Dialogs, die Arbeit in sozialen Einrichtungen, Gespräche mit Zeitzeugen des Nationalsozialismus, mit Autoren, die Verfolgung und Ausgrenzung in ihren Werken thematisieren, • Theateraufführungen und Kunstausstellungen, die zum festen Bestandteil unserer Bildungs- und Erziehungsarbeit gehören, • unsere Gedenkstättenfahrten • unsere Schulpartnerschaft in Lviv (Ukraine) • unsere Projekten zu „Zwangsarbeit in Essen“ • FridAktuell, unsere Schulzeitung, die von Eltern der Schulpflegschaft herausgegeben wird, • Infos zu unserem Schuljubiläum XXFL – 20 Jahre, 20 gute Gründe: ein Modell macht Schule! Sie werden daran erkennen, wie erfolgreich die Frida-Levy-Gesamtschule arbeitet, wie gezielt Programme greifen, die mit Herz und Sinn für Kinder entwickelt wurden. Wer gesehen und gehört hat, mit welcher Begeisterung und welchem Ernst unsere Schülerinnen und Schüler zum Jubiläum unsere Schulhymne, die im Rahmen der Jahrgangsfeiern für den 5. und 6. Jahrgang entstand, gesungen haben, der weiß, dass unser Schulname lebt und Programm geworden ist! Wie wertvoll ist das Leben! Und es kann glücklich sein, wenn wir uns Achtung geben und uns gemeinsam freu’n. Wir sprechen viele Sprachen und jede klingt so schön! Sagt man sich nette Sachen, kann man sich gleich versteh’n. Manchmal gibt es auch Ärger, und manchmal gibt es Streit. Doch dann sind wir zu fairer Streitschlichtung bald bereit. Auch Kinder haben Rechte, das weiß doch jedes Kind, die kann uns keiner nehmen wenn wir uns einig sind! Wir können nicht ertragen, wenn jemand leiden muss, dann woll’n wir mutig sagen: „Schluss mit dem Unrecht, Schluss!" Gemeinsam geht’s ans Lernen, versteh’n woll’n wir die Welt, denn sie soll unsre werden, weil nur die Zukunft zählt. Und Frida Levy freut’ sich, könnt’ sie uns singen sehn, denn Kinder war’n ihr Sterne die hoch und strahlend steh’n. Wie wertvoll ist das Leben, es kann so glücklich sein. Nach Glück wollen wir streben, und keiner bleibt allein! (Melodie: „Im Krug zum grünen Kranze“ J. F .Reichardt, Text: Wilfried Sauter) - 32 - Beppo Lippold 20 Jahre Friedensschule Hamm Beppo Lippold 20 Jahre Friedensschule Hamm „Es ist ja zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise“, dieses Zitat von Franz Kafka aus dessen Erzählung „Der Aufbruch“ hat die erste Schulleiterin der Friedensschule Hamm, Ingeborg Reiners-Woch, über ihr Grußwort zum 10jährigen Bestehen der Schule gestellt. Nach zehn weiteren Jahren wahrhaft ungeheurer Reise an dieser Stelle ein Innehalten und Nachdenken: Von Beginn an verstand sich die Friedensschule als Teamschule. Die Bildung von Jahrgangsteams wurde als eine gute Voraussetzung für Lehrerkooperation und zugleich als eine organisatorische Rahmenbedingung für eigenständige Planungen im Jahrgang gesehen. Diese Struktur bietet noch immer kurze Informationswege, auf die Bedürfnisse des Jahrgangs zugeschnittene Unterrichtsorganisation, Planungseffektivität und -flexibilität bei Projekten und anderen Vorhaben. Im Team gelingt eher die Balance zwischen gestiegenen curricularen Anforderungen und solchen der Standardisierung auf der einen und denen zunehmend erforderlicher (sozial)pädagogischer Arbeit auf der anderen Seite. Unter den erschwerten Bedingungen für Unterricht und Erziehung bietet das Team auch einen emotionalen Schöpfbrunnen, mit dessen Kraft auf den Spuren von Sisyphus ganzheitliches Lehren und Lernen gegen das verengt digitale behauptet werden kann. Andere Elemente des Programms sind in den zwanzig Jahren ergänzt, verändert, weiter entwickelt worden. So finden sich Elemente der Entwicklung von Lernund Sozialkompetenz, die anfangs in Arbeitsstunden und Wochenplänen, Gruppentraining und Helfersystem ihren didaktischen Ort hatten, heute wieder in Fachübungsstunden, unterschiedlichen, am individuellen Lernstand orientierten Förderkursen, in speziellen Trainingsstunden zur Förderung von Sozial- und Methodenkompetenz. Besonders hervorgehoben sei an dieser Stelle das Projekt „Big Brother – Big Sister“, das in der örtlichen Presse auf beachtliche Resonanz gestoßen ist. Zehn Schülerinnen und Schüler der Oberstufe sorgen als „Bildungspaten“ dafür, dass zwanzig Schülerinnen und Schüler vorwiegend des sechsten Jahrgangs in Problemfächern ihr Leistungsniveau steigern können. Das von Arslan Yalcin ins Leben gerufene Pilotprojekt läuft als AG und richtet sich hauptsächlich an Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund. Die älteren „Geschwister“ oder „Paten“ sind die ganze Zeit über für ihre Schützlinge ansprechbar, werden selbst von Arslan Yalcin und Sultan Baysal betreut, erhalten für ihr soziales Engagement ein Zertifikat. Dieses Projekt ist Teil eines interkulturellen Gesamtpaketes, zu dem ein Elterncafé für die Erziehungsberechtigten gehört wie auch die künftige Einrichtung des Wahlfaches Türkisch. Ein weiteres Beispiel ist der „Culture Club“, ein von Schülerinnen und Schülern geplantes, errichtetes und durchgeführtes „Unternehmen“ Internet-Café, das im Oktober 2005 eröffnet wurde. Die SchülerInnen-Firma arbeitet mit professionel- - 33 - Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen I/2007 GGG-Extra: Gesamtschul-Jubiläen 2006 len Strukturen. Marketing, Einkauf, Logistik, Buchführung usw.; Vorläufer des von Carola Warmbrunn initiierten Projekts war „MINEB“ (Mädchen in neuen Berufen), ein WP II-Fach. Mädchenförderung an der Friedensschule verlief von Anfang an in Kooperation mit außerschulischen Partnern. Bereits ab 1995 erfolgte eine intensive Zusammenarbeit mit der Kommunalstelle Frau & Beruf, dem Jugendamt und dem Jugendgemeinschaftswerk im Evangelischen Kirchenkreis Hamm. Ziel war die Vermittlung von Mädchen am Ende der Sekundarstufe I in „typische Männerberufe“. Einige Hammer Firmen beteiligten sich an diesem Projekt und übernahmen Mädchen in Praktikumsstellen. Begleitet wurde das erste Projekt durch regelmäßige Sitzungen der Fachbeiratssitzungen und der beteiligten Kolleginnen und Kollegen. Mit dem neuen Wahlfach „Engineering“ wird Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit eröffnet, Grundkenntnisse in Ingenieurswissenschaften zu erlangen und dabei intensiv Englisch als Sprache der Wissenschaft zu erlernen. Das von Raimund Helmstetter und Uli Stock entwickelte Fach des Wahlpflichtbereichs ist als Hauptfach für den Schulabschluss von besonderer Bedeutung. Engineering wird ab Jahrgang 5 mit 4 Wochenstunden erteilt, darum sind Anmeldungen schon beim Eintritt in die Friedensschule erforderlich. Voraussetzung dafür ist Interesse an technischen Fragestellungen, Spaß am Entwickeln, Bauen und Experimentieren, wegen der fremdsprachlichen Anteile des Faches aber auch entsprechende sprachliche Begabung und Durchhaltevermögen. Das muss in den Grundschulzeugnissen ersichtlich sein. Ab dem Jahrgang 6 wird Engineering mit 4-5 Wochenstunden unterrichtet, der Unterricht in den anderen WP-Fächern nur 2-4-stündig. Die Säulen dieses neuen Faches sind Handlungsorientierung, Englisch als Unterrichtssprache, sowie Projekt- und Gruppenarbeit. - 34 - Beppo Lippold 20 Jahre Friedensschule Hamm So ist die Friedensschule auch nach zwanzig Jahren weiter auf dem Weg - denn „es ist ja zum Glück eine wahrhaft ungeheure Reise“. Ein Jubiläumsfest hat die Friedensschule zu diesem Zeitpunkt nicht gestaltet, das soll zum 25jährigen geschehen. Dafür aber hat der Schülerinnen- und Schülerzirkus „Zirkus Peperoni“ eine große internationale Gala zum zwanzigjährigen Bestehen in seinem Stammhaus inszeniert. Dem Festival ging ein Treffen ehemaliger Zirkusangehöriger, Schülerinnen und Schüler wie Lehrerinnen und Lehrer sowie ein Workshop mit den ausländischen Gästen voraus. Der weit über die Grenzen Hamms hinaus bekannte und viel beachtete „Zirkus Peperoni“ ist nach wie vor eines der „Aushängeschilder“ der Friedensschule und fester Bestandteil des Schullebens. - 35 - Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen I/2007 GGG-Extra: Gesamtschul-Jubiläen 2006 Michael Fink 20 Jahre Gesamtschule Hagen-Haspe Schon seit über einem Jahr plante eine Arbeitsgruppe mit Eltern und LehrerInnen unsere Feierlichkeiten: Seit langem soll es wieder ein Schulfest für alle SchülerInnen und deren Eltern geben. Am Freitag, 08.09.06 startete nachmittags das Fest, nachdem alle Vorbereitungen abgeschlossen sind und die Sonne das Schulgelände angenehm wärmt. Nach einer kurzen zentralen Begrüßung durch die Trommelgruppe, Schulzirkus Basinastak und einer Darbietung des Wahlpflichtbereichs „Darstellen und Gestalten“ stellen alle Klassen auf dem Schulhof und im Gebäude ihre Aktivitäten vor. Vom „Festival der Sinne“ bis zum „Hasper Fünfkampf“, zum „Afrika Puzzle“ und einer Disco gibt es viel zu erleben, daneben von den Eltern und SchülerInnen zubereitete Essens- und Getränkeangebote, so dass die über 2000 BesucherInnen in jeder Beziehung auf ihre Kosten kommen. Am Schluss singen alle Beteiligten das in den Klassen, der Schulpflegschaft und der LehrerInnenkonferenz einstudierte Geburtstagslied. Am 10. November wird’s dann nachmittags offiziell: Ministerium, Bezirksregierung und Stadt sind bei den Reden vertreten. Der Hagener Friedensforscher Hajo Schmidt hält den Festvortrag „Bildung für Demokratie und nachhaltige Entwicklung“. Die Gruppe „Darstellen und Gestalten“ des Jahrgangs 9 begeistert mit ihrer Tanzpräsentation zu „Sacre du Printemps“ von Igor Strawinsky genauso wie der Schulzirkus mit einigen Nummern aus seinem Pogramm. Am Abend des 10. November steigt die lange angekündigte Fete. Die Öffentlichkeitsarbeit hat sich gelohnt: Über 500 Gäste unterhalten sich, tanzen, essen und sehen ein Feuerwerk, das ein ehemaliger Schüler zusammengestellt hat. Erfreulich, dass so viele ehemalige SchülerInnen den - 36 - Michael Fink 20 Jahre Gesamtschule Hagen-Haspe Weg zur Fete gefunden haben. Am frühen Morgen verabschieden sich die letzten Gäste, die in dieser Nacht durch die vielen Begegnungen Kraft aufgetankt haben. Auszug aus der Rede von Prof. Schmidt Was aber hieße demokratische Streit- und Konfliktkultur - ein Frage gewiss von einiger Dringlichkeit für eine Schule, die auf Demokratie und demokratische Entscheidungsstrukturen nicht weniger setzt als auf die … Öffnung der Schule nach innen und nach außen. Nun, sollte ich die einschlägigen Ausführungen im Selbstverständigungspapier der Schule in die Sprache meiner Zunft übersetzen, dann könnte es heißen: Respekt vor der Vielfältigkeit Friedensgefährdender Konflikte im Schulleben, Anerkennung der Gleichheit und Gleichberechtigung der Konfliktkontrahenten, unvoreingenommenes Überprüfen der Legitimität oder Illegitimität deren Interessen sowie der Vereinbarkeit der in Anspruch genommenen Werte und Normen - und dann, auf dieser Grundlage, Entscheidung nach gemeinsam verabredeten Regeln, jedenfalls nicht autoritär und willkürlich. … Das Gelingen überzeugender Bildungs- und Erziehungsprozesse setzt mindestens für eben diesen Zweck hinreichende finanzielle Mittel und personelle Ressourcen voraus. Was hinreichend ist, darüber kann man abschließend nicht mit den Mitteln der Betriebswirtschaft und nach den Kriterien privatwirtschaftlich organisierter Consulting Firmen befinden. Die Entscheidung über Erfolg oder Misserfolg, über Wert oder Unwert schulischer Programme und Innovationen sind in einer Demokratie notwendigerweise politische - und keine wirtschaftliche! Anspruchsvolle Lehr- und Lernformen, ein ausdifferenziertes durchlässiges Bildungssystem und oft überdurchschnittlich engagierte Lehrerinnen und Lehrer können für eine gewaltärmere Zukunft und nachhaltige Entwicklung auch unserer Gesellschaft nur bürgen, wenn diese Gesellschaft und ihre staatlichen Agenten bereit sind, entsprechend zu investieren: in die Schulen, die Schüler und das Bildungssystem als ganzes. Mindestens drei Ideen werden wir weiter verfolgen: • Die Gesamtschule Haspe braucht 20 Jahre nach ihrer Gründung eine systematische Sammlung ihrer Aktivitäten in Schrift, Ton und Bild. • In Zukunft wollen wir wieder regelmäßig Schulfeste für alle SchülerInnen, deren Eltern und LehrerInnen feiern. • Ehemaligentreffen sollen ebenso regelmäßig organisiert werden. Dazu haben wir auf der Fete Adressen ausgetauscht und OrganisatorInnen gefunden. - 37 - Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen I/2007 GGG-Extra: Gesamtschul-Jubiläen 2006 Gesamtschule Velbert-Mitte Entwicklung der Anmeldezahlen in 20 Jahren Seit 20 Jahren verzeichnet die Gesamtschule größere Zuwächse bei den Anmeldungen als jede andere Schule in Velbert. Die folgende Tabelle und die entsprechende Grafik machen deutlich: Seit 1994 ist sie auch mit Abstand die am stärksten gewünschte Schulform vor den drei Gymnasien, den beiden Real- und den drei Hauptschulen. Es wird wirklich höchste Zeit für mehr Plätze an einer „Schule für alle Kinder“. Erfreulich ist, dass die bergische Diakonie Bleibergquelle zum Schuljahr 2007/08 eine zweizügige christliche Gesamtschule gegründet hat, an der 94 Kinder angemeldet wurden. Das ist allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein, die Stadt Velbert bleibt gegenüber abgelehnten Kindern und ihren Eltern in der Bringschuld. Inzwischen ist ein weiteres gravierendes Problem hinzugekommen: Auch in der Jahrgangsstufe 11 unserer gymnasialen Oberstufe übersteigen die Anmeldewünsche seit mehreren Jahren deutlich die Aufnahmekapazität. Für das Schuljahr 2006/07 lagen über 200 Anmeldungen vor, von denen nur 120 berücksichtigt werden konnten. 80 junge Leute wurden abgelehnt, 40 stehen auf einer Warteliste, allerdings ist die Aufnahmekapazität erschöpft. Man sieht: Die Schule, die Kommune und das Land werden weiterhin alle Hände voll zu tun haben, um die Probleme des Bildungswesens zu lösen. 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 147 252 156 113 243 229 143 106 272 277 159 123 286 320 198 109 276 270 234 127 254 289 184 106 302 267 174 168 297 258 181 175 286 214 195 161 335 273 197 175 291 238 225 158 295 279 227 161 273 283 239 139 340 301 230 189 356 294 240 155 403 274 238 190 401 289 242 174 332 252 209 117 381 249 215 157 463 243 215 135 - 38 - 1986 GE 0 119 133 GY 236 212 246 RS 214 170 175 HS 235 148 160 Jahr 1985 Anmeldungen zu den Schulformen 1985 bis 2007