Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!

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Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!
Morgenpost
Ausgabe 306 vom 18.02.2011
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„Mailand oder Madrid, Hauptsache Italien!“
Andreas Möller, ehem. Fußballprofi
Wetter:
Mittagessen:
Sellerie-Karottensuppe
Mittag
Nachmittag
Fisch Bordelaise, Spinat, Reis
Quarkspeise
Abendessen:
4°C
4°C
Dienstag, 15.02., 17.11 Uhr, der Lufthansa Flug 3182 aus Düsseldorf kommend
und mit 99% Geschäftsreisenden an Bord,
setzt planmäßig auf dem Flughafen von
Mailand Malpensa auf. Die Damen und
Herren in den dunklen Anzügen sind in
ihre Lektüre vertieft, als direkt nach der
Landung der 1%ige Anteil an „Nichtgeschäftsreisenden“
aufgrund
der
geglückten Landung begeistert zu
klatschen beginnt.
Jäh hält der Beifall spendende junge
Mann in seinem Tun inne, als die Köpfe
der Mitreisenden herumzucken und ihn
gefühlte 1000 verachtungsvolle Blicke
treffen.
„Was bist denn du für Einer“, hört der
junge Mann seinen Nachbarn raunzen.
„Du Penner fliegst das nächste Mal wohl
besser mit der TUI!“
Fassungslos guckt der junge Mann, den
DFI Schülern unter dem Namen Pascal
Wallstab bekannt, seinen unfreundlichen
Nachbarn an, war er es doch von den
Flügen mit seinen Eltern gewohnt, den
Piloten und seiner Crew für einen tollen
Flug Anerkennung zu zollen.
„Brauchst gar nicht so blöd schauen, Du
Penner“, blafft der bösartige Herr weiter
und scheint drauf und dran zu sein,
Pascal für sein unorthodoxes Verhalten
eine scheuern zu wollen.
Vielleicht lag es an diesem, Pascal völlig
unerwartet getroffenen Zwischenfall,
dass er und sein Begleiter Bernd Dick
nicht den direkten Weg zum Ausgang
fanden, sondern gleich über den Transitweg zurück in die Abflughalle gelangten,
während ich mich in der Ankunftshalle
fragte, wo die Zwei denn wohl blieben…
Als die Luft dann rein war und die Jungs
dann doch irgendwann heraus kamen,
war der erste Zug in die City of Milano
schon weg. So trafen wir erst gegen
18.45 Uhr am Bahnhof ein, besorgten uns
im strömenden Regen ein Taxi und
betraten um kurz nach 19.00 Uhr unser 4
Sterne Hotel Windsor. Kurz aufs Zimmer,
Sachen ablegen und schon ging es
weiter. Per Taxi wollten wir so schnell
wie möglich ins San Siro gelangen. Doch
die Idee, mit dem Auto ins Stadion zu
fahren, hatten auch noch rund 80.000
andere Italiener, die am Steuer ihres
Autos wohl alle ihr Hirn verlieren…
Chinapfanne
79 Minuten später und 50 € ärmer trafen
wir am Stadion ein. Es goss in Strömen
und rund um das San Siro hatten sich
schon Seen gebildet, die ein geregeltes
Laufen unmöglich machten.
Wir spurteten an unseren Counter, um
unsere Tickets in Empfang zu nehmen,
umrundeten im Dauerlauf nochmals das
halbe Stadion und saßen Punkt 20.45 Uhr
auf unseren Plätzen. Die erstklassigen
Seats mit bester Sicht aufs Spielfeld und
die großartige Stimmung ließen unseren
Stress sofort vergessen.
Nachdem ich für ein Bruschetta, ein paar
Gamberinis und drei Pizzen sowie vier
Cola und zwei Bier die stolze Summe von
99 € abdrücken musste („Ah, Seniore,
isse de Nachtzuslag“), fuhren wir mit
dem Taxi ins Hotel zurück, wo wir um
kurz nach 02.00 Uhr (die Eltern mögen es
mir verzeihen) ins Bett fielen. Ein
anstrengender – zumindest für mich –
aber auch sehr schöner und abwechslungsreicher Tag hatte ein Ende
genommen.
Nach einem guten Frühstück saßen wir
bereits um kurz vor 09.00 Uhr im Zug
zum Flughafen, wo sich unsere Wege
trennten. Während ich die Maschine
nach München nahm, bestiegen Bernd
und Pascal die nach Düsseldorf. Ob
„Super Mario“ dem Kapitän nach der
Landung erneut Beifall zollte, ist nicht
überliefert…
Da das Spiel sehr abwechslungsreich und
Dank Giftzwerg Gattuso emotionsgeladen
war, vergingen die 90 Minuten wie im
Flug. Dafür dauerte dann die Rückfahrt
wieder länger…
Nachdem sich Pascal und Bernd noch
zwei Trikots besorgten (Ivanisevic und
Pato), ging es per Bus und Metro an den
Bahnhof, wo wir noch auf ein offenes
Restaurant hofften. Und wir fanden auch
eine nette Pizzeria, in der bereits 60 bis
70 englische Fans saßen und feierten.
Immer wieder wurde auf dem Fernseher
das Goldene Tor von Peter Crouch
gezeigt und jedes Mal verfielen die
Briten in kollektiven Jubel, auch noch
nachts um 01.30 Uhr bei der gefühlten
100sten Wiederholung.
Die Reise mit Bernd und Pascal – die die
Jungs übrigens beim Wettbewerb um die
schönsten Zielcollagen gewonnen hatten
- war auch für mich ein tolles Erlebnis.
Ich wünsche den Beiden, die ja zu
unseren besten Fußballern am DFI
zählen, dass sie in Zukunft einmal selbst
in einem solchen Stadion und einem
solchen Wettbewerb spielen können. Die
Fähigkeiten haben die Jungs zweifelsfrei, entscheidend jedoch ist, was sie in
den nächsten Wochen und Monaten
daraus machen.