Wirksame Patientenedukation aus drei Perspektiven
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Wirksame Patientenedukation aus drei Perspektiven
Berner Fachhochschule Gesundheit Berner Fachhochschule Hochschule der Künste Bern Wirksame Patientenedukation aus drei Perspektiven Kathrin Sommerhalder1, Minou Afzali2, Franziska Boinay1, Hélène Jordi2, Arne Scheuermann2, Sabine Hahn1 Berner Fachhochschule, Fachbereich Gesundheit, Abteilung Angewandte Forschung und Entwicklung, Kontaktadresse: [email protected] 2 Hochschule der Künste Bern, Forschungsschwerpunkt Kommunikationsdesign, Kontaktadresse: [email protected] 1 Ausgangslage Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit von Patientenedukation. Dabei verbessert Patientenedukation Krankheitssymptome, erhöht krankheitsspezifisches Wissen, führt zu einer verbesserten Nutzung von medizinischen Dienstleistungen sowie therapeutischen Empfehlungen und optimiert das Krankheitsselbstmanagement. Um Patientenedukationsprogramme zu entwickeln und evaluieren, muss jedoch klar sein, was wirksame Edukationsprogramme ausmacht. Eine Übersicht der Charakteristika wirksamer Edukationsprogramme fehlt. Ziel Diese Studie definiert Kriterien für wirksame Patientenedukationsprogramme aus drei Perspektiven: Edukationsexpert/innen Patient/innen Kommunikationsdesign Methode Delphi-Befragung In zwei Befragungsrunden entwickelten 15 resp. 14 Expert/innen in Patientenedukation Kriterien für wirksame Patientenedukation. Ausgangslage der Befragung war eine systematische Literaturreview. Semistrukturierte Interviews In leitfadengestützten Interviews wurden die Kriterien für wirksame Patientenedukation aus Sicht von 11 edukationserfahrenen, chronisch kranken Patient/innen ergänzt. Designanalyse Gestalterische Analyse von 217 Materialien aus Edukationsprogrammen (Broschüren, Informationsblätter, Ordner etc.) von 19 Spitälern und psychiatrischen Kliniken der Deutschschweiz. Die Patient/innen beschrieben von Patientenedukationsprogrammen zu profitieren, wenn - das Krankheitserleben der Patient/innen ernst genommen wird. - sie helfen ein Verständnis für die Krankheit zu entwickeln. - sie Sicherheit in Symptom- und Therapie management ermöglichen. - sie das Lernen von Bewältigungsstrategien fördern. - sie bei der Umstellung der Lebensgewohn heiten helfen. Die Designanalyse zeigte, dass - Edukationsmaterialien für den Erstkontakt mit Betroffenen mehrheitlich professionell gestaltet waren, weiterführende Schulungsunterlagen jedoch laienhaft. - Informationen mehrheitlich in textlicher und tabellarischer Form vermittelt wurden. - eine visuelle Umsetzung von Informationen mehrheitlich fehlte. Ergebnisse Aus der Sicht der Edukationsexpert/innen zeichneten folgende Kriterien wirksame Patientenedukationsprogramme aus: - Inhaltliche und methodische Abstimmung auf die Zielgruppe - Einbettung ins therapeutische Gesamtangebot - Einsatz von unterschiedlichen edukativen An sätzen, Übungen und Erfahrungsaustauschen - Orientierung an motivierenden, bestärkenden und handlungsorientierten Ansätzen Schlussfolgerungen Die vorliegende Studie weist auf die Bedeutung von methodisch, inhaltlich und grafisch vielfältig gestalteten Edukationsprogrammen hin. Ihre Ergebnisse können als Leitlinie für die Konzeption und Evaluation von wirksamen und nutzerorientierten Patientenedukationsprogrammen für chronisch kranke Menschen dienen. Die Studie zeigt aber auch, dass die Kombination unterschiedlicher Ansätze noch zu wenig genutzt wird. Dies wird am Beispiel der Designanalyse deutlich: Eine visuelle Vermittlung von Informationen in Form von Bildern oder Illustrationen kann vom Betrachter/ von der Betrachterin schnell und eindeutig wahrgenommen werden. Dies kann vor allem in Notfallsituationen bedeutend sein, wie das nebenstehende Beispiel aus der Flugsicherheit zeigt. (Bildquelle: Der Kern (Hrsg.): Design for Impact – Airline Safety Cards. Laurence King Publishing Ltd., London, 2002. S. 157) www.gesundheit.bfh.ch