Überteuerte Auto-Ersatzteile

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Überteuerte Auto-Ersatzteile
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AKTUELL
Überteuerte Auto-Ersatzteile
Ge tty
In der Schweiz kosten
Ersatzteile für Autos
durchschnittlich
35 Prozent mehr als
in Deutschland. Bei
Reparaturen kann
man trotzdem sparen.
So sparen
Sie bei der
Autoreparatur
n Für viele Reparaturen
gibt es baugleiche ersatzteile, die nicht schlechter,
aber 20 bis 40 Prozent
günstiger sind als Originalteile der Autohersteller.
Fragen Sie bei Ihrer
Garage nach.
n Ist die Werksgarantie
abgelaufen oder das Auto
schon älter, lassen sich
gebrauchte teile verwenden. Geprüfte, aufgearbeitete Occasionsteile
bieten die Mitglieder der
Vereinigung der offiziellen
Autosammelstellen
(www.vasso.ch) an. Ihnen
zufolge sind diese teile
20 bis 50 Prozent billiger
als Neuteile.
E
ine neue Vordertür
für den VW Golf
Comfortline kostet
in der Schweiz Fr. 580.80 – in
Deutschland nur Fr. 404.40.
Für die Motorhaube eines
Mercedes C 180 zahlt man
hier 923 Franken, deutsche
Händler verkaufen sie für
Fr. 542.40. Bremsscheiben
des Opel Zafira gibt es in der
Schweiz für 331 Franken und
in Deutschland für Fr.247.80.
Die Beispiele sind typisch:
Konsumenten zahlen in der
Schweiz für das gleiche
Auto-Ersatzteil im Schnitt
35 Prozent mehr als in
Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine unveröffentlichte Studie des Schweizerischen Versicherungsverbandes. Fahrzeug-Sachverständige der Versicherungen
hatten für die Studie vom Mai
2012 Preise von über 830 000
Ersatzteilen aller Automarken auswerten lassen. Laut
Mitautor Daniel Junker von
der Basler Versicherung hat
sich die Preisdifferenz seitdem kaum verändert.
Einen Grund für die grossen Preisunterschiede sehen
die Studienautoren darin,
dass offizielle Markenimporteure wie die Amag oder die
Emil-Frey-Gruppe die Preise
TIPPS
Bremsscheibe: Preisdiktat für Original-Ersatzteile
der Original-Ersatzteile für
die Schweiz festlegen. Amag
tut dies etwa für Teile von
VW, Audi, Skoda oder Seat,
Emil Frey für die von Jaguar,
Kia, Land Rover, Lexus, Subaru und Toyota. Die Reparaturgaragen belasten den
FORUM
Fragt Sie Ihre Garage,
welche Ersatzteile sie
einbauen soll?
Schreiben Sie an: saldo,
Postfach 723, 8024 Zürich,
[email protected]. Oder
diskutieren Sie im Internet
unter www.saldo.ch.
Kunden laut der Studie diese
Preise. saldo-Recherchen zeigen, dass Markengaragen,
die einem Importeur gehören oder mit ihm einen Servicevertrag haben, in der
Regel Original-Ersatzteile
einbauen – also die teuerste
Variante.
Händlerbindung durch
hohe Rabatte
und Rückerstattungen
Garagisten berichten saldo,
dass Importeure sie anhalten, die Ersatzteile bei ihnen
zu kaufen, obwohl es Alternativen gibt (siehe Kasten).
Die Garagisten befürchten
Schikanen, falls sie das nicht
tun. Letztlich riskieren sie,
dass der Importeur ihren
Servicevertrag für die Markenautos kündigt, auf die
sie spezialisiert sind.
Die offiziellen Markenimporteure binden Garagen
zudem durch Rabatte und
Rückerstattungen an sich.
Laut Insidern gewähren sie
ihren Händlern im Schnitt
28 Prozent Rabatt auf Ersatzteile. Bei Frontscheiben sind
es bis zu 55 Prozent. Nichtvertragsgaragen erhalten im
Schnitt nur 15 Prozent. Die
Importeure animieren Markengaragen zudem zum Tei-
lekauf, indem sie für Ende
Jahr Rückerstattungen in
Aussicht stellen. Laut Branchenkennern betragen diese
2 bis 12 Prozent vom Umsatz.
Dafür müssen die Garagen
gewisse Jahresabsatzzahlen
erreichen. Viele Händler rechnen mit den Kickbacks. Ein
Amag-Händler bezeichnet
die Rückvergütung als «meine Marge». An Neuwagen
verdiene er nichts mehr.
Andreas Burgener von der
Importeurvereinigung Auto
Schweiz verteidigt diese Praxis: «Rückvergütungen sind
in vielen Branchen üblich.»
Kein Garagist sei gezwungen,
saldo Nr. 5 I 20. März 2013
AKTUELL
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Drucker: Grosse Unterschiede
bei der Tonerstaub-Belastung
sich vertraglich zu binden:
«Es gibt genügend Anbieter,
die den Markenimporteuren
Konkurrenz machen.»
Nur fährt der Garagist so
oft nicht billiger. Der Hauptkonkurrent der offiziellen
Importeure verfolgt ebenfalls eine Hochpreispolitik.
Im Verband Swiss Automotive Aftermarket SAA haben
sich 83 freie Lieferanten zusammengetan. Sie verkaufen
nach eigenen Angaben Ersatzteile, Schmiermittel und
Reifen an Garagen für jährlich 1,9 Milliarden Franken.
SAA-Mitglieder müssen
zwingend Originalteile verkaufen. SAA-Ersatzteilexperte Beat Zenklusen: «Wir
orientieren uns an den Bruttopreisen der Importeure.»
Demnach räumen Mitgliedsfirmen Kunden in der Regel
ähnlich hohe Rabatte und
Rückvergütungen wie die
Markenimporteure ein.
«Die offiziellen Markenimporteure halten die
Preise hoch»
Die Kunden zahlen die Zeche. Daniel Junker fordert:
«Damit der Markt spielen
kann, muss das Reparaturgewerbe ohne Repressalien
einkaufen können.» Ähnlich sieht es Roger Kunz vom
Verband freier Autohandel
Schweiz: «Die offiziellen
Markenimporteure halten
die Preise hoch.» Jeder Garagist solle aber baugleiche
Teile aus dem Ausland verwenden und günstige Original-Ersatzteile importieren
können. Die Wettbewerbskommission müsse dies
durchsetzen. Eric Breitinger
20. März 2013 I Nr. 5 saldo
Einige Laserdrucker
stossen fast 3000 Mal
so viel Feinstaub
aus wie andere. Das
zeigt eine neue
Untersuchung. Die
kleinen Partikel
stehen im Verdacht,
die Gesundheit zu
gefährden.
HP-Drucker: Stösst relativ wenig Partikel aus
W
er eine A4-Seite auf
einem Laserdrucker
ausdruckt, schleudert ungewollt eine grosse Menge
an unsichtbaren Partikeln
in die Luft. Die deutsche
Bundesanstalt für Materialprüfung hat die ausgestossene Menge Feinstaub bei
Laserdruckern untersucht.
Das Ergebnis: Die Geräte
setzen oft mehrere Milliarden Partikel frei, darunter
giftige Stoffe wie Silizium,
Brom oder Chrom. In der
Studie wollte die deutsche
Behörde die Hersteller
schützen und hielt die Namen der geprüften Druckermodelle geheim. saldo hat
recherchiert und sich die Namen besorgt (siehe Tabelle).
Keine Grenzwerte für
Tonerstaub
Als grösste Feinstaubschleuder erwies sich der Kyocera
Mita FS-1100. Mit 7,6 Milliarden Teilchen pro ausgedruckte Seite hat er doppelt
LASERDRUCKER
Feinstaubbelastung
Hersteller, Modell
Partikel pro Seite
in Milliarden
Hewlett Packard CLI CP1515N
0,0027
Canon IR 1024A
0,95
Canon I-Sens LBP 5360
0,95
Epson AL CX 11NF
1,3
Brother HL5240L
1,4
Epson EPL N3000
2,4
Lexmark E120n
2,4
Konica Minolta Magicolor 4650 EN
3,3
Canon I-Sens LBP 3460
3,4
Kyocera Mita FS-1100
7,6
Quelle: Deutsche Bundesanstalt für Materialprüfung, Berlin,
und Stiftung Nano-Control, Hamburg
so hohe Emissionen wie der
Canon I-Sens LBP 3460
(3,4 Milliarden).
Dass es auch anders geht,
zeigt Hewlett Packard. Im
Gegensatz zu ihrem Modell
CLI CP1515N stösst der Kyocera 2800 Mal so viele Partikel aus. Canon-Sprecherin
Sabrina Frei verweist darauf,
dass sich Kyocera an die
EU-Richtlinien hält. Nur:
Grenzwerte für ausgestossenen Tonerstaub existieren
weder in der EU noch in der
Schweiz. Kyocera sagt, dass
die Gerätebenutzer «nach
dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand weder
durch Feinstaubemission
noch durch ultrafeine Partikel» gefährdet würden.
Dies sieht das Bundesamt
für Gesundheit anders. Es
erklärt, die Belastung der
Luft mit organischen Verbindungen könne zu Schleimhautreizungen oder Kopfweh führen. Achim Stelting
von der Stiftung Nano-Control, die sich für die Erforschung der Risiken von
Feinstaub einsetzt, bestätigt:
«Es kann zu chronischen
Entzündungen und Schädigungen der Bronchien kommen.» Auch Lymphknotenschwellungen und Erschöpfung seien möglich. Bei
Nano-Control
meldeten
sich bisher rund 3000 Personen, die an den Folgen von
Feinstaub aus Laserdruckern
leiden, davon 63 aus der
Schweiz. Marc Mair-Noack,
Eric Breitinger
So können Sie sich schützen
Das Bundesamt für Gesundheit und die Schweizerische
Unfallversicherung Suva
empfehlen:
n Drucker in möglichst
grossem, gut belüfteten
Raum verwenden, am besten in separatem Zimmer.
n Nach einem Papierstau
das Papier nicht gewaltsam herausreissen, sondern vorsichtig entfernen.
n Bei direktem Kontakt mit
toner Haut mit kaltem
Wasser und Seife reinigen.
n Alte Geräte warten lassen
oder ersetzen.
n Geräte bevorzugen,
deren Schadstoffausstoss
geprüft und beschränkt ist,
zum Beispiel solche mit
dem Label «Blauer engel».
n tintenstrahldrucker statt
Laserdrucker verwenden.
erstere stossen deutlich
weniger Feinstaub aus.