2-Spaltig_Die Welt des H..rens_2_3 - DOZ

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2-Spaltig_Die Welt des H..rens_2_3 - DOZ
D I E W E LT D E S H Ö R E N S
Dr. Sibylle Scholtz, Wilhelm Neißendorfer
„Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“
Wer hat eigentlich das Telefon erfunden? – Teil 2, Schluss
Der aus Schottland nach Amerika eingewanderte Taubstummenlehrer Alexander Graham Bell beschäftigte sich ebenfalls
zu dieser Zeit mit der Entwicklung eines "harmonischen Mehrfachtelegraphen". Seine Arbeit führte Bell in den Werkstätten
durch, in denen Meucci seine Materialien gelagert hatte.
Am 14. Februar 1875 wurde Bell das Patent für ein Instrument zuerkannt, das „Im Allgemeinen zur Übermittlung von
Lauten aller Art“ (also auch der menschlichen Sprache!) mit
Hilfe elektrischer Wellenströme diente. Meucci wies sofort
seinen Rechtsanwalt an, Einspruch gegen dieses Bell-Patent
einzulegen. Doch wertvolle Zeit verging, weil der Rechtsanwalt
nie dem Gesuch Meuccis nachkam. Ferner erbrachten neuere
Untersuchungen den Beweis, dass sich bestimmte Angestellte
des Patentamts seinerzeit nicht an die übliche Vorgehensweise
hielten und Bell bevorzugt behandelt hatten.
Meucci wurde – wenn auch erst sehr spät – rehabilitiert: Am
11. Juni 2002 wurde durch das "Repräsentanten-Haus der Vereinigten Staaten von Amerika" Antonio Santi Guiseppe Meucci
offiziell als Erfinder und erster Patentnehmer des elektromagnetischen Telefons anerkannt.
15 Jahre nach Reis meldeten unabhängig voneinander der
schottische Gehörlosenlehrer Alexander Graham Bell und
der amerikanische Telegraphist Elisha Gray Fernsprechapparate zum Patent an. Nur zwei Stunden entschieden 1876 über
die Vergabe des damals wertvollsten Patentes an Alexander
Graham Bell.
Auch der vielseitige US-amerikanische Handwerker und Physik-Lehrer Elisha Gray (*2. August 1835 in Ohio; †21. Januar
1901 in Massachusetts) befasste sich mit der Telegrafie.
Einem Freund Meuccis hingegen gelang es, dass alle relevanten Dokumente bezüglich des „Sprechenden Fernschreibers“ letztlich doch Meucci zugeordnet wurden. Im darauf folgenden Rechtsstreit zwischen Bell auf der einen und Meucci
und der Western Union Company auf der anderen Seite erklärte sich Bell damit einverstanden, dass 20 Prozent des Profits
aus der Kommerzialisierung des „Telefons“ in den folgenden
17 Jahren an die Western Union Company gehen sollten.
Es würde sich hierbei um einige Millionen Dollar handeln.
Doch die Rechtsanwälte Bells verschleppten den Prozess immer weiter. 1886 versuchten sie sogar die Klage Meuccis gänzlich abweisen zu lassen obwohl selbst der Staatssekretär von
dem Recht Meuccis an der Erfindung und vom Betrug des
Patentamts überzeugt war. Bis zum Tode Antonio Meuccis im
Oktober 1896 war noch keine endgültige gerichtliche
Entscheidung gefallen. Trotz jahrzehntelanger Streitigkeiten
und dem Versuch, wenigstens finanzielle Entschädigung von
Bell zu erhalten, gelingt Meucci dies nicht. Er stirbt als verarmter Mann. Durch Meucci´s Tod im Jahr 1889 geriet die Angelegenheit in Vergessenheit. Letztlich wurde das Verfahren im
Januar 1893 eingestellt.
Während Bell zu Weltruhm gelangte, ist der Name Meucci
heutzutage nur Wenigen geläufig. Somit konnte Alexander
Graham Bell für lange Zeit für sich in Anspruch nehmen, der erste Patentnehmer auf ein "Telefon" zu sein, ohne jegliche Zahlungen an die Familie Meucci leisten zu müssen
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Elisha Gray
1875 begann Elisha Gray Versuche mit der elektrischen
Übertragung von Tönen, deren Ergebnis er 14. Februar 1876 in
einem Patentgesuch niederlegte. Diesem Patentantrag kam jedoch Alexander Graham Bell um zwei Stunden zuvor. Bells Antrag wurde dem Grays vorgezogen.
Gray verbündet sich darauf mit der Western Union Telegraph
Company, der damals größten Telegrafengesellschaft, die zuvor nicht am Kauf des Patents von Bell interessiert war. Die
„Western Union“ begann mit dem Aufbau eines Telefonnetzes.
HÖRAKUSTIK DOZ 2-2007
Bald starteten die ersten Patentprozesse, in denen Bells Anteil
an der Erfindung des Telefons zur Debatte stand. Gray gelang
es dabei nicht, seine Ansprüche gegen Bell durchzusetzen.
Eine andere Erfindung Grays war der "Teleautograph" – der
Vorläufer unsers heutigen Fax-Gerätes, der 1893 auf der Chicagoer Weltausstellung vorgeführt wurde. Bis zu seinem Tod
arbeite er weiter an dessen Entwicklungen und an einem
Unterwasser-Schallsystem.
Familiär (sein Großvater und Vater beschäftigten sich ebenfalls mit Sprechtechnik) und durch seine stark schwerhörige
Mutter geprägt, erlernte Alexander Graham Bell (*3. März
1847 in Edinburgh, Schottland, † 2. August 1922 Nova Scotia,
Kanada) den Beruf des Gehörlosenlehrers und Sprechtherapeuten.
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Alexander Graham Bell
Alexander Graham Bell, der später in die USA emigrierte,
machte sich mit seinem fachkundigen Assistenten Thomas A.
Watson daran, einen Apparat zu bauen, der – ähnlich dem Telefon des Philipp Reis – die Schwingungen einer Membran in
elektrische Schwingungen umwandelt.
Nach etlichen Versuchen ließ Bell im Februar 1876 seinen
Anwalt ein Patent beantragen. Drei Wochen später, am 7. März,
erhält Bell das Patent für sein Telefon. Bells Antrag enthält allerdings lediglich die Idee zu einem Telefon.
Mysterien umranken diesen Vorgang. So wird berichtet, dass
Bell bei der späteren praktischen Ausführung einen Flüssigkeits-Überträger benutzte, den er zuvor nie ausprobiert hatte
und in seiner Patentschrift nicht aufführte, dieser jedoch in
Grays Antrag beschrieben war. Es wird auch berichtet, Bell sei
in den Besitz von Teilen aus Meuccis Werkstatt gekommen,
während dieser nach seinem Unfall im Krankenhaus lag.
DOZ 2-2007 HÖRAKUSTIK
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Meucci hatte bereits von 1871 bis 1873 ein vorläufiges Patent
angemeldet, konnte jedoch die Mittel für eine Aufrechterhaltung über diesen Zeitpunkt hinaus nicht aufbringen. Meucci
beauftragte seinen Anwalt, gegen Bells Vorgehen zu protestieren, was jedoch nie ausgeführt wurde. Spätere Nachforschungen förderten illegale Verbindungen zwischen Angestellten
des Patentamtes und Bells Gesellschaft zutage.
Bell profitierte bei seinem Patentantrag davon, dass wenige
Jahre zuvor das Patentamt den Verzicht auf die Vorlage eines
funktionierenden Modells zum Patentantrag beschlossen hatte. Das Patent, das Bell zugesprochen wurde, hat den unschätzbaren Wert, dass Bell damit allen anderen Konkurrenten
die Aktivitäten auf dem Gebiet des Telefons untersagen lassen
konnte. Auch die mächtige Western Union Telegraph Company, die Elisha Gray unter Vertrag hatte und in Reaktion auf die
Patenterteilung von Thomas Alva Edison ein anderes Gerät als
das von Bell entwickeln ließ, scheiterte nach zahllosen Prozessen. Bell konnte alle der insgesamt fast 600 folgenden Prozesse für sich entscheiden, da die Gerichte sich meist darauf beriefen, dass Bell als Erster das Patent erhalten hatte.
Die Realisierung eines Telefons gemäß dem Patentantrag
gelang jedoch noch nicht, vielmehr musste Bell Ideen seines
Konkurrenten Elisha Gray verwenden. Auch dann war dieses
Telefon, das mit einer säuregefüllten Metalldose arbeitete,
noch nicht gebrauchstauglich. Bells Assistent Thomas Watson
nahm weitere Änderungen vor, ferner verwendete Bell das
Kohlemikrofon nach dem Patent des Engländers Blake, um seinen Telefonapparat anwendungsreif zu machen.
Die Wissenschaftler sahen in dem Apparat schlussendlich
„das größte Wunder, das je auf dem Gebiet der Elektrizität vollbracht worden ist“ und trugen so entscheidend zur Verbreitung
bei. Bell selbst war der Wert seiner Erfindung durchaus bewusst, und so gründete er 1877 die Bell Telephone Company,
die in den Vereinigten Staaten den Bau eines Fernsprechnetzes übernahm. Zwei Jahre später heiratete der geschäftstüchtige Bell die gehörlose Tochter seines Geschäftspartners. Die
Bell Telephone Company benannte sich 1885 in "American
Telephone and Telegraph Company" (AT&T) um und ist der bis
heute weltgrößte Telefonkonzern.
Angeblich betrachtete Bell sich selbst in erster Linie immer
als "Taubstummenlehrer" und weniger als Erfinder oder Großunternehmer. In der Geschichte der Gehörlosen gilt Bell allerdings als zwiespältige Figur: Bell erforschte zwischen 1882
und 1892 die Häufung von Taubheit auf einer Insel und vermutete dahinter richtigerweise erbbedingte Anlagen. Obwohl
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die Mendelschen Gesetze erst 1900 veröffentlicht wurden
empfahl er damals ein Eheverbot unter Taubstummen, warnte
vor Internaten an den "Taubstummen"-Schulen als möglichen
"Brutstätten" einer tauben Menschenrasse und empfahl die
eugenische Kontrolle von Immigranten in die USA. Spätere Arbeiten von Rassehygienikern stützten sich bis weit in das 20.
Jahrhundert ungeprüft auf Bells Angaben. Als Folge wurden
zahlreiche Gehörlose ohne ihr Wissen und ohne ihr Einverständnis sterilisiert. Dabei soll Bell durchaus die methodischen
Schwächen seiner Untersuchungen gekannt haben.
1921 war Bell Honorarpräsident des zweiten internationalen
Eugenikkongresses. Er arbeitete an dem Ziel, Gesetze zur Verhinderung der Ausweitung von "defekten Rassen" einzuführen. Der Präsident der "National Association of the Deaf" nannte Bell 1907 "den Feind, den die amerikanischen Tauben am
meisten zu fürchten haben". Alexander Graham Bell haftet damit der Ruf an, die Entwicklung der Gemeinschaft der tauben
Menschen und der Gebärdensprache massiv gestört zu haben
mit Auswirkungen, die noch heute in vielen Ländern spürbar
sind. Die Sterilisation von Gehörlosen war im 20. Jahrhundert vor allem zur Zeit des Nationalsozialismus - gängig.
Eine Ironie der Geschichte ist, dass Bell, mit der Entwicklung
und Vermarktung des Telefons ein System verbreitete, das zum
Standard-Instrument der Kommunikation in Geschäftsleben
und Alltag wurde, jedoch durch seine Nicht-Nutzbarkeit Gehörlose ausgrenzt und ihre beruflichen Chancen mindert.
Zu seinen Ehren wurde die Maßeinheit, mit der Schallpegel
gemessen werden mit "(Dezi-)Bel" benannt.
Von Meucci und Reis, über Gray bis Bell – heute ist das
Telefon als Kommunikationsmittel nicht mehr wegzudenken. Jeder will es, fast jeder hat es, manche brauchen es und jeden nervt es irgendwann. Angefangen
bei der Übermittlung von Sprache von einem Zimmer in
ein anderes hat sich das Telefon heute zur globalen
multimedialen drahtlosen Kommunikationstechnologie via Satellit entwickelt.
Kontaktadresse der Autoren:
Dr. Sibylle Scholtz
E-Mail: [email protected]
Wilhelm Neißendorfer
E-Mail: [email protected]
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