Vom Simulator direkt ins echte Heli-Cockpit
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Vom Simulator direkt ins echte Heli-Cockpit
Vom Simulator direkt ins echte Heli-Cockpit Von Jürg Fehlbaum Bell 206 Jet Ranger der Heli West AG in Grenchen, (www.heli-west.ch) Ich wollte schon immer mal selber fliegen. Vor allem einen Helikopter! Was für ein Gefühl ist es wohl, selber einen Helikopter zu steuern? Ich studierte alles, was zu diesem Thema zu finden war. Im Microsoft Flight-Simulator für den PC übte ich gewisse Flugprozedere und absolvierte einige Flüge in einem leistungsfähigen R22-Helikopter-Simulator in Dierikon. Dann war es endlich soweit: Im März 2013 sass ich (Jahrgang 1945) mit dem lizenzierten Fluglehrer der Heli West AG Grenchen im Bell Jetranger 206 und er startete den Turbinenhelikopter. Ich flog in der Höhe im Reiseflug selber einige Flugmanöver als Pilot in Command (PIC) und der Fluglehrer landete mit mir wieder sicher in Grenchen. Ein Wahnsinnserlebnis! Man muss es selber erlebt haben. „Wenn man jung ist, hat man noch Träume“ heisst es in einem alten Schlagertext. Dazu gehörte bei mir schon immer das Fliegen. In den Jahren 1965-1970 flog ich als nicht lizenzierter „Hilfspilot“ mit einem guten Kollegen nach Feierabend im Sommer mal eben kurz ins Tessin oder sonst wohin. Ein Riesenplausch! Ich überlegte mir damals ernsthaft, ob ich nicht umgehend das Flugbrevet erwerben sollte. Obwohl ich schon seinerzeit recht gut verdiente, musste ich mich in Anbetracht der Kosten entscheiden, ob ich lieber ein rassiges Auto kaufe, oder ob ich das Flugbrevet machen soll. Ich entschied mich damals fürs Auto. Vergessen hatte ich „die Fliegerei“ in all den Jahren jedoch nie. Ich suchte im Internet gezielt nach Heli-Simulatoren und wurde fündig. Der Geschäftsmann Peter Fischer besitzt in Dierikon bei Luzern zwei gute Simulatoren. Einen für die Cessna 172 und einen für den weltweit sehr oft eingesetzten Robinson R22 Helikopter. Ein kleiner Heli für 2 Personen, der in der Praxis bei den Flugschulen überall gerne als Schulungsheli eingesetzt wird. In Dierikon absolvierte ich dann ein kleines Training im R22-Simulator, eine echte Steigerung gegenüber dem PC- FlightSimulator von Microsoft. Denn Zielsetzung war es immer, eines Tages einen richtigen Helikopter mal selber zu fliegen. Fast wie echtes Heli-Fliegen im R22-Flugsimulator in Dierikon (www.flugsimulation-vfr.ch) Der absolute Höhepunkt: Als Pilot im Bell 206 Jet Ranger Ein Supererlebnis: Mein erster „Höhenflug“ als Pilot in Command (PIC) mit dem echten Bell 206 Jet Ranger der Heli West AG in Grenchen. ( www.heli-west.ch) Ein noch so guter Flugsimulator kann einen richtigen Flug natürlich nicht ersetzen, kann aber als Vorbereitung zum echten Heli-Erstflug bestens dienen. Da ich im R22 Simulator den Heli jeweils mit der Original-Checklist aufstartete, war ich gespannt, wie sich die Checklist für den Bell 206 Jet Ranger präsentiert. Ich stellte fest: Viele Checklist-Vorgaben gleichen dem R22. Der Unterschied beim Jet Ranger gegenüber dem R22 liegt vor allem beim Start der Turbine, welche in der Realität akustisch begeistert. Der R22 besitzt in der Praxis ja einen Kolbenmotor anstelle der leistungsfähigeren Turbine, wie sie in grösseren Helikoptern fast immer zum Einsatz kommt. Wichtig: Ein Pilot muss beim Startup des Jet Rangers beispielsweise die Temperaturen (TOT = Turbine Output Temperature), den Gas-Producer N1, den Torque sowie die Öldrücke und den Dualtacho N2 für die Turbine-/Rotordrehzahlen und einiges mehr besonders genau überwachen. Hier sollte möglichst nichts schiefgehen. Wenn man nicht aufpasst und einen Hotstart produziert und nicht rechtzeitig den Throttle (wie Gaspedal im Auto) wieder umgehend auf Null stellt, hat man grosses Pech gehabt. Eine überhitzte Turbine zu ersetzen, wird dann äusserst teuer. Aber so was lernt ein angehender Flugschüler natürlich rechtzeitig vom Fluglehrer. Klar ist: Vorbereitung ist 90% des Erfolges. Die Heli-West AG überliess mir vorab netterweise ein Dossier mit dem Grundkurs für den Bell 206 Jet Ranger Pilot. Diesen studierte ich inklusive Checklist genau und dies erwies sich nachher beim Flug in der Praxis als eindeutiger Vorteil. Ich kannte praktisch alle Fluginstrumente im Voraus und verstand das Startup-Prozedere gut, als der Fluglehrer den Jet Ranger gemäss Checklist startete. In der Höhe im Reiseflug durfte ich den Helikopter selber steuern, natürlich unter den strengen Augen des Fluglehrers. Wir flogen von Grenchen nach Tramelan und führten einige Flugmanöver durch. Ein herrliches Gefühl! Der lizenzierte Fluglehrer von Heli-West musste nur ab und zu kleine Korrekturen vornehmen. Er war mit mir sehr zufrieden und meinte im Spass, dass ich nun seinen Job übernehmen könne. Selten so gelacht! Auf meinen teilweise selbst gesteuerten Erstflug bin ich aber trotzdem richtig stolz und werde ihn so bald als möglich wiederholen. Ein wirklich nicht alltägliches Erlebnis, das ich bestens weiterempfehlen kann und das ich bestimmt nie vergessen werde. Heli West AG offeriert nebst interessanten Rundflügen in verschiedene Gebiete (inklusive Gletscherlandungen usw.) auch so genannte Piloten-Schnupperflüge von 30 Minuten Flugzeit, siehe www.heli-west.ch. Dazu braucht es keine Vorkenntnisse. Ich meinerseits war jedoch richtiggehend „vergiftet“ und wollte möglichst viele Instrumente/Ablauf-Prozedere/Theorien usw. bereits im Voraus kennen und bereitete mich auch entsprechend vor. Für mich hat sich dieser Aufwand auf jeden Fall bestens gelohnt und wird weitere geplante Flüge markant erleichtern. FAZIT Manch einer oder eine überlegt sich nach einem ersten eigenen Schnupperflug ernsthaft, das offizielle Helipiloten-Brevet zu erwerben, was bei Heli West AG natürlich auch möglich ist. Wäre ich jünger, würde ich dies sofort machen. Etwas beeindruckte mich immer: Ein Helikopter ist ein äusserst faszinierendes und erst noch nützliches Fluggerät, welches weltweit unzählige Leben auf der Strasse, in den Bergen oder anderswo rettet. Wie sagte doch schon der berühmte Heli-Pionier Sikorsky: „ When you are in serious trouble somewhere in the world, a normal plane can fly over you and drop flowers. A helicopter can land and save your life!“ Dem ist nichts hinzuzufügen.