Sportoptische Verglasungen - DOZ
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Sportoptische Verglasungen - DOZ
SPORTMARKETING Dazu gehören auch die Sportbrillen, die einen optischen Rahmen innen haben und wo der Sonnenschutz zum Hockklappen oder zum Aufclipsen ist (Abbildung 2) Ein weitere Variante findet sich bei einigen Motorradbrillen. Hier ist der Metallclip fest in die Fassung verschraubt, aber auch demontiertbar. (Abbildung 3). Dipl.-Kfm. Manfred Gründler Sportoptische Verglasungen ■ Sonderstellung Eine Sportbrille muss speziellen Anforderungen, wenn nicht extremen Ansprüchen genügen. Das hat Konsequenzen für das Design und für die optische Verglasung von Sportbrillen. Dieser Bereich und diese damit verbundene Spezialisierung ist Gegenstand der nachstehenden Betrachtung. Viel hat sich in den letzten Jahren hier in Entwicklung und Praxis getan. ■ Rahmenbedingungen Die Anforderung an die optische Verglasung ergibt sich einerseits durch das Fassungsdesign und durch die Sportart. Das Brillendesign kann eine besonders starke Durchwölbung vorgeben und die Sportart spezielle Ansprüche an die Glasqualität und Tönung. Es werden hier nun verschiedene Varianten und Möglichkeiten besprochen, wie zu der reinen Schutzfunktion auch die optimale Sehkorrektur durch eine Sportbrille realisiert werden kann. Generell kommen drei Glasmaterialien zum Einsatz: Mineralische Gläsern werden fast nur noch bei Tauchermasken verwendet. Einerseits spielt das höhere Gewicht der mineralischen Gläser hier keine Rolle, es wird gerade zu erwünscht um insgesamt mehr Gewicht gegenüber den Auftriebskräften zu haben. 60 Aber die Unempfindlichkeit der Mineralgläser gegenüber Vergratzung durch Sandkörner und anderen harten Gegenständen macht diese Gläserart empfehlenswert für die Tauchmasken. Organische Gläser, mitunter gehärtet, getönt, verspiegelt und entspiegelt, kommen am häufigsten bei Sportbrillen zur optischen Korrektur zum Einsatz. Hier stehen ausreichend Varianten für jedwede Sportart von den Herstellern zur Verfügung. Mehr und mehr finden jedoch er die unzerbrechlichen Polycarbonatgläse Verwendung, und das nicht nur bei den Ballsportbrillen, wo sie eigentlich aus Schutzgründen obligatorisch sein sollten. Wenn die technischen Voraussetzungen zum Einschleifen in der Optikwerkstatt fehlen, dann kann auf Einschleifservice von Spezialfirmen und von Herstellern zurückgegriffen werden. ■ Klassische Verglasungen/ Direktverglasungen STANDARDVERGLASUNG Wenn es Design und Sport zulassen, werden die meisten Sportbrillen direkt verglast. Dies ist bei geraden Fronten und bei wenig Durchwölbung der Sportfassungen möglich und erspart den Einsatz von Innenclips. Gletscherbrillen, einige Ballsportbrillen sowie Spezialbrillen lassen sich problemlos in allen benötigten Stärken monofokal und bifokal verglasen. (Abbildung 1) Abb. 1: Von oben nach unten: Gletscherbrille, Maxx, Como Abb. 2: Oben: Overfish, unten: Waterside Abb. 3: 860 Nannini DOZ 04-2007 SPORTMARKETING KURVENVERGLASUNG Cooles Design, mehr Schutz durch „wrapped around“ haben immer mehr Sportbrillen mit Basiskurven von 8 und höher auf den Markt gebracht. Lange konnten diese nicht oder nur sehr eingeschränkt verglast werden. Mittlerweile sind spezialberechnete Optiken am Markt, die diesen Anforderungen besser gerecht werden. Stellvertretend für eine Anzahl von Anbietern sei hier das Performerglas von r+h genannt. Obwohl auch noch mit Einschränkungen was die Stärken und Filter anbelangt, decken diese Gläser einen erheblichen Anteil von Sportbrillen in der Verglasung ab. Nachteile wie höhere Kosten und längere Einschleifzeiten werden kontinuierlich reduziert. (Abbildung 4) SPEZIELLE EINGESCHLIFFENE OPTIKEN Einen Spezialfall stellen die mittels Lentischliff angepassten Optiken dar. Hier wird das optische Glas seitlich noch abgeflacht um es in den Fassungsrahmen einzulegen. Eine sehr aufwendige und auch von den Stärken her limitierte Variante. (Abbildungen 6+7) Abb. 9: Optikschalen Neuerdings sind auch bei einigen Schwimmbrillen Pluswerte als Fertigoptiken erhältlich. Sie ermöglichen dem Schwimmer preisgünstig eine Sehkorrektur bei Kontaktlinsenunverträglichkeit. Abb. 6: Smart Abb. 7: Eigene Aufnahme Abb. 4: r+h AUFGESETZTE OPTIKEN Ein gewisse Ähnlichkeit mit der Verglasung bei Tauchermasken haben die Systeme, wo auf die Trägerscheibe, bei der Sportbrille meist ein Filterglas, direkt die Optik hinten aufgesetzt wird. Zu den Anbietern hier gehören das System Duplex und RX M-Frame von Oakley. Auch hier gelten noch gewisse Limitationen im Stärkenbereich und der Kostenfaktor sollte auch bei der Vermarktung nicht unterschätzt werden. Der Träger hat in jedem Fall jeweils nur einen Filter optisch verglast. (Abbildung 5) Abb. 5: Oakley DOZ 04-2007 Auch mittels Lentischliff bearbeitet, aber von den Stärken her unbegrenzt (+/-12 Dioptr. / Zyl 6,00) sind die Optiken nach Rezept für Schwimmbrillen. Ohne Klebstoff und völlig abdichtend können die Gläser in die Schwimmbrille eingesetzt werden. Da kaum ein Optiker dies noch selber in der Lage ist zu fertigen, kommt der Einschleifservice vom Hersteller. (Abbildung 8) OPTIKSCHALEN INDIVIDUELLE OPTIKEN Viele modische Sportbrillen sind stark durchgewölbt, wie oben schon erwähnt aus Gründen des Designs und dem Schutzgedanken. Daher hat es verstärkt Probleme mit der optischen Verglasung gegeben, die entweder nicht oder nur eingeschränkt mit speziell berechneten Gläsern möglich war. Ähnlich den Optikschalen für Schwimmbrillen sind neuerdings Sportbrillen mit Wechselschalen mit Kurve 6 und mit Kurve 8 erhältlich. Dies hat für den Optiker wie für den Sportler mehrere Vorteile. Er kann seine Fassung mit Kurve 8 Filtergläsern mit Kontaktlinse tragen und falls diese mal nicht gewünscht sind, mit der Optikschale in Kurve 6 austauschen (Abbildung 10). Abb. 8: Concept Jun, eigene Aufnahme OPTIKSCHALEN - FERTIGOPTIKEN Die Optikschalen als Wechselelement sind am längsten bei Sportbrillen bekannt, vor allem im Prinzip der Fertigoptiken bei Schwimmbrillen. Zur planen Schwimmbrillenscheibe werden im Austausch plane Optikschalen bis ca. - 7,00, teilweise bis – 10 Dioptrien angeboten (Abbildung 9). Abb. 10: Austauschbare Optikschalen FESTINTEGRIERTE OPTIKSCHALE Eine weitere Variante, wie stark gewölbte Sportbrillen verglast werden können, ist mittels fest integrierter Optikschale im 61 SPORTMARKETING Handel. Gerade bei Ballsportbrillen, die starken Schlägen durch Mitspieler, Spielgeräten und Bällen ausgesetzt sein können, ist die integrierte Optikschale mit Kurve 6 bei Basiskurve 8 der Fassung eine Lösung. Ein Auswechseln der Schalen ist weder nötig noch gewünscht (Abbildung 11). Abb. 11: Ballsportbrillen Leader ■ Clipverglasungen OPTISCHE INNENCLIPS AUS KUNSTSTOFF UND METALL Die Verglasung mittels Innenclips ist am stärksten verbreitet. Sportbrillen werden komplett oder fakultativ mit Innenclip, zumeist aus Kunststoff geliefert. Die Vorteile liegen auf der Hand: die starke Durchwölbung der Sportbrille wird durch Innenclips korrigiert, d.h. durch aufsetzen, bzw einhängen des Innenclips reduziert. Die Frontscheibe hat Filter und Schutzfunktion, sie gehorcht auch der generellen Durchwölbung der Brille ( wrapped around ). Optikclips haben den Vorteil billiger als Direktverglasungen zu sein und man hat auch die Möglichkeit verschiedene Filterarten als Vorsatz zu tragen. Leider sind auch einige Nachteile zu nennen: Eventuell ergeben sich Probleme beim Wechseln: Ein- und Ausbau kann schwierig sein. Beschlagen und Verunreinigungen beeinträchtigen die Sicht. Manche Träger beklagen höheres Gesamtgewicht und ein Anstossen mit den Wimpern am Clipglas. Durch die innenseitige Anbringung des Optikclips ergibt sich zwangsweise eine Annäherung an das Auge. Viele Sportbrillenträger beklagen diesen Zustand und befürchten auch bei Unfällen dass der Innenclip, obwohl in der Regel aus Kunststoff, auf das Auge gedrückt wird und damit leicht zu Verletzungen führen kann. (Abbildung 12) VERGLASBARE FOLIEN Völlig neuartig rückwärtig auf das Glas einlegbare sind Folien, die aber nur bei Panoramascheiben einsetzbar sind. Dünne Kunststoffscheiben werden im Innenraum der Maske eingespreitzt. Für die Optiken sind mittig Öffnungen eingearbeitet, die gerillte Gläser aufnehmen können. Anwendbar sind so in erster Linie für Ski- und Motorradmasken, aber auch für Panoramabrillen bei Schwimmbrillen und Schnorchelmasken. (Abbildung 13) Abb. 13: Verglasbare Folien bei Schwimmbrillen Abb. 12: Oben: Adidas, Mitte und unten: Racer 62 SPEZIELLE LESE-OPTIKEN Für Spezialfälle sind auch seitlich einschwenkbare Optiken möglich, besonders hilfreich bei einer Golferbrille. Hier sind an speziellen Brillen einschwenkbare Optikvorsätze angebracht, die links und rechts temporal je nach (Lese-) bedarf ein und ausgeschwenkt werden können. Eine einfach Lösung für Leseproblemen sind bei Sportbrillen auch die so genannten Leselinsen zu empfehlen. Hierbei handelt es sich um kleine selbsthaftende Additionssegmente, die im Handumdrehen mit etwas Feuchtigkeit hinten auf das Trägerglas (plan oder optisch) für Lesezwecke aufgesetzt werden können. Genauso schnell und ohne Rückstände zu hinterlassen können diese kleinen Segmente wieder entfernt werden um auf einem anderen Filterglas oder auf einer andern Brille wieder aufgesetzt zu werden. Verwendbar auch bei starken Kurven und ideal bei Wechselscheiben. Die Alleskönner haben fast kein Gewicht und sind hinter getönten Scheiben so gut wie unsichtbar. (Abbildung 14) Abb. 14: Leselinsen ■ Sonderfälle der Verglasung TAUCHERMASKEN Nicht alltäglich in der Sportoptik, aber schon seit Jahrzehnten im Einsatz sind die speziellen Tauchoptiken. Hier werden zwei grundsätzliche Verfahren zur Anwendung gebracht: die Verwendung von massegegossenen Optiken (Fertigoptiken) und die polymersierten aufgesetzten Optiken. Im ersten Falle wird die komplette getemperte Planscheibe der Tauchermaske für die in massegegossene Optikscheibe ausgetauscht. (Abbildung 15). Dieses Verfahren der Fertigoptiken kommt in erster Linie für niedrige Korrekturen und für Standardoptiken ohne Zylinder zur Anwendung. Deshalb sind sie auch in optikfremden Bereichen wie Tauchshops und Versandhandel zu finden. Wesentlich anspruchsvoller und deshalb nur für den spezialisierten Optiker möglich, sind polymerisierte Korrekturen, die nach Rezept gefertig werden und daher alle relevanten Werte wie Zylinder, Achse, PD, Durchblickhöhe berücksichtigen. DOZ 04-2007 SPORTMARKETING wünscht wird, bietet sich noch die Alternative der Überbrille an. Der Träger kann sich dann den (Sonnen- ) Schutz durch eine große Überbrille zu seiner Korrektionsfassung anpassen lassen. Die Nachteile sind hinlänglich bekannt: zu hohes Gewicht, Druckstellen, unästhetischer Anblick, Sicherheitsrisiko. In Ausnahmesituationen ( bei sehr extrem hohen Korrekturwerten ) stellt es aber die einzige Möglichkeit für den Sportler dar einen Schutz gegen Sonne und Wind zu bieten. Auch für Motorrad- und Skifahrer gibt es solche Alternativen. Abb. 15: Massegegossene Optikscheiben Hier sind Optiken auch in extremen Werten bis ca. -15 / +10 Dioptr. und Zylinder 6,00 realisierbar (Abbildung 16). Auch die Anwendungsbreite der Verglasungen genügt allen Ansprüchen an eine vollwertige Sehkorrektur: Ferne, Lesen, Lesen und Ferne, Ferne und Nähe plan (Abbildung 17). Abb. 18: Schießbrillen Diese Innenclips sind problemlos zu verglasen, zu reinigen und zu wechseln (Abbildung 19). Abb. 20: Optikskimaske, eigenes Foto Hier verschwindet die normale Korrektionsbrille vollkommen unter der Maske. Das Tragen zweier Brillen wird durch das große Kopfband der Überbrille kaum beeinträchtigt (Abbildung 21). Abb. 16: Polymerisierte Korrekturen Abb. 21: Überbrille mit Kopfband Abb. 17: Anwendungsbreite der Verglasungen SCHIEßBRILLEN Die Schießbrille hat in der Regel nur ein Glas. Durch dieses fixiert der Schütze auf Ziel; Kimme und Korn helfen dabei. Zusätzlich wird das zielende Auge durch Seitenblenden, Filter und Irisblenden unterstützt. Das „freie“ Auge wird häufig durch eine Klappe vom Sehen ausgeblendet (Abbildung 18). SKIMASKEN Durchgehende Panoramascheiben, auf flexiblen, beweglichen Ski-und Geländesportmasken montiert waren lange Zeit nicht verglasbar. Es gab nur die Kontaktlinse als optische Alternative. Seit geraumer Zeit gibt es jedoch spezielle Innenclips, die im Fassungsrahmen innen befestigt werden (z.B. von Adidas) oder sich mittels Fühler universell einspreizen lassen (von Demetz). DOZ 04-2007 Abb. 19: Innenclips für Skimasken von Opticob Als Spezialanfertigung kommen auch noch die Einlegefolien in Betracht (wie bereits oben bei den Schwimmbrillen angeführt). Vorteile der Einlegefolie: kann auch für kleinste und größte Maskenformen angefertigt werden. Lange im Handel sind sogenannte Optikskimasken, die ein Tragen der eigenen Korrektionsfassung darunter erlauben: die Maskenscheibe ist durch Polsterungen einfach etwas nach vorne gerückt und der größere Innenraum gestattet die Aufnahme der eigenen Brille darunter, eine typische Überbrille also. (Abbildung 20) ÜBERBRILLEN Für alle Fälle wo eine Sportbrillenverglasung aus welchem Grund auch immer unmöglich erscheint oder auch nicht ge- KONTAKTLINSE In vielen Fällen wo die optische Verglasung einer Sportbrille nicht möglich ist oder auch vom Kunden nicht gewünscht wird, ist selbstverständlich die Kontaktlinse die beste Alternative. Verträglichkeit vorausgesetzt, stellen Kontaktlinsen eine optimale sportoptische Versorgung sicher. Neuerdings gibt es auch spezielle Sportkontaktlinsen, die neben besseren Sitz und erhöhtem Tragekonfort unter sportlichen Bedingungen auch Sonnenschutzfilterwirkung besitzen. Anschrift des Autors: Dipl.-Kfm. Manfred Gründler, Lessingstr. 39, 85646 Anzing bei München Tel.: 0 81 21 – 92 48 66 Fax. 0 81 21 – 48 2 63 Internet: www.sportoptik.de 63