100 Jahre Schwarzwald - Schwarzwald Tourismus GmbH

Transcription

100 Jahre Schwarzwald - Schwarzwald Tourismus GmbH
Streifzug durch
100 Jahre Verbands- und
Tourismusgeschichte
1906 gründet sich in Karlsruhe der
Badische Landesverband zur Hebung
des Fremdenverkehrs. Er gilt als
Vorläuferorganisation der heutigen
Schwarzwald Tourismus GmbH. Sie ist
seit 2006 die touristische Vertretung
für den gesamten Schwarzwald.
Seit den Anfängen hat sich der Tourismus
in der Ferienregion Schwarzwald stark
entwickelt und gewandelt. Kommen
Sie mit auf einen Streifzug durch
100 Jahre Verbands- und Tourismusgeschichte.
1
I
ch freue mich sehr, dass die
Schwarzwald Tourismus
GmbH mit dem Jahr 2006
nicht nur 100 Jahre alt wird,
sondern auch gute Gründe zum
Feiern hat. Nach 100 Jahren ist
ein von Vielen lang gehegter
Traum wahr geworden. Die
Fusion der Tourismusorganisationen im Schwarzwald hin
zu einer Marketinggesellschaft
ist gelungen. Der Schwarzwald
wird von seinen Gästen bereits
seit jeher als ein Gebirge, als
eine Marke, als eine Ferienregion wahrgenommen. Die
Größe und Heterogenität
dieser Region hat jedoch lange
verhindert, dass wir uns
gemeinsam mit einer Organisation vermarkten konnten.
Im Jahr 2006 ist diese Hürde
nun genommen. Wir können
künftig mit modernen und
marktgerechten Strukturen in
der Tourismuslandschaft und
im Wettbewerb um die Gunst
des Gastes agieren.
D
Ich lade Sie ein, mit uns
100 Jahre Schwarzwald Tourismusorganisation und die
gelungene Strukturreform zu
feiern. Das Zusammentragen
der Daten und Fakten für Ausstellung und Begleitheft hat in
einer fast zweijährigen Vorbereitungszeit einen erheblichen
Rechercheaufwand verursacht,
da die geschichtlichen Bezüge
unseres Verbandes bis dahin
noch nicht erfasst wurden oder
archiviert waren. So haben wir
uns zu unserem 100 jährigen
Jubiläum ein Geschenk gemacht,
was jedoch nicht nur für den
Verband selbst, sondern vor
allem für die Öffentlichkeit
und für alle am Tourismus Interessierten gedacht ist.
Wir wünschen Ihnen mit der
Ausstellung viel Freude, viele
neue Erkenntnisse und vielleicht das eine oder andere
Aha-Erlebnis oder vielleicht
auch Wiedererkennen.
Landrat Jochen Glaeser
Aufsichtsratsvorsitzender der
Schwarzwald Tourismus GmbH
2
as 100jährige Jubiläum
haben wir zum Anlass
genommen, nicht nur die Verbandsgeschichte zu beleuchten,
sondern die wichtigsten touristischen Themen der letzten
100 Jahre mitzubetrachten.
Dabei spielen die Heilbäder,
das Wandern, der Wintersport,
und die Landschaft, um nur
einige Themen zu nennen, eine
exponierte Rolle. Nicht von
ungefähr handelt es sich beim
Schwarzwald um die wichtigste
und bedeutendste Tourismusregion Baden-Württembergs
und eine der bekanntesten
und wegen ihrer vielfältigen
Kulturlandschaft eine der
beliebtesten Urlaubsregionen
Deutschlands. Der Tourismus
und seine Anfänge gehen weit
über die 100 Jahre der Verbandsgeschichte hinaus. Bereits
Mitte des 19. Jahrhunderts
haben die Menschen die Vorzüge dieser Region entdeckt.
Was sich im Laufe der langen
Zeit nicht geändert hat, ist,
dass es sich nicht stets um
Wachstum handelt, sondern es
auch immer wieder Phasen des
Rückgangs gab.
E
Heute bildet der Tourismus
einen der wichtigsten Wirtschaftsbereiche der Region. Er
bietet Hunderttausenden von
Menschen einen nicht exportierbaren Arbeitsplatz und sichert
auch den Bewohnern eine
komfortable Infrastruktur.
All dies sollen die Ausstellung
und dieses begleitende Magazin
deutlich machen. Ich freue
mich, wenn die Texte und Fotos
Ihre geschätzte Aufmerksamkeit und Beachtung finden und
wünsche Ihnen beim Studium
von 100 Jahres Tourismusgeschichte viel Freude.
Bürgermeister
Heinz Hornberger
Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Schwarzwald
Tourismus GmbH
Bürgermeister
Waldachtal-Lützenhardt
s war vor etwa vier Jahren,
als der damalige Präsident
des Schwarzwald Tourismusverbandes, Herr Bürgermeister
Hansjörg Eckert, in seiner
Abschiedsrede mit der Jahresangabe 1906 das Jahr markierte,
auf welches der Beginn unserer
Verbandsgeschichte zurückgehe. In der Hektik des Tagesgeschäftes vergisst man ja
häufig auch einmal in den
Rückspiegel zu schauen. Das
Jahr 2006 und das 100jährige
Jubiläum vor Augen haben wir
uns die Zeit genommen, uns
mit der Vergangenheit zu
beschäftigen. Dabei haben wir
festgestellt: Es ist gut zu wissen,
woher wir kommen um zu
entscheiden, wohin wir gehen.
Zwei Jahre lang haben wir
zusammen mit Studenten der
Volkskunde Freiburg einen
riesigen Berg an Datenmaterial,
Bildern, Katalogen, Prospekten,
Artikeln gesammelt, recherchiert und ausgewertet. Es war
zum Teil sehr aufregend, auf
welche Geschichten man dort
stieß und dass es noch viele
Menschen gibt, die sich erinnern
und interessante Geschichten
zu erzählen haben. Mit dieser
Retro-Perspektive wird eines
klar: Vieles was uns heute
beschäftigt, wurde auch schon
vor Jahren gedacht und besprochen. Probleme, die uns
heute als neu erscheinen, gab
es schon früher. Noch eines
haben wir gelernt: Respekt
und Achtung vor den Leistungen
unserer Vorgänger und beruflichen Vorfahren!
Wenn Sie sich die Ausstellung
ansehen oder dieses Begleitheft studieren, gibt es sicherlich viele Aspekte, die unbeachtet geblieben sind, keinen
Niederschlag gefunden haben
oder vielleicht sogar übersehen
wurden. Bei all denen, die
nicht aufgeführt wurden oder
deren Thema nicht ausreichend
Berücksichtigung gefunden hat,
möchte ich um Verständnis
werben. Es gäbe noch viel zu
sagen und wir mussten die
Qual der Wahl treffen. Material
wäre genug da, um ein ganzes
Buch zu schreiben.
Allen die mitgewirkt haben,
diese Ausstellung zu realisieren,
ein herzliches Dankeschön und
den Betrachtern und Lesern
viel Vergnügen.
Christopher Krull
Geschäftsführer der
Schwarzwald Tourismus GmbH
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100 Jahre Verbandsgeschichte auf einen Blick
Präsidenten und Vorsitzende
Januar: operative Fusion der Gebietsgemeinschaften in der Schwarzwald Tourismus GmbH,
Personal und Finanzen werden in der STG gebündelt.
Geschäftsführer
2006
Seit 2005
Bgm. Heinz Hornberger,
Vorsitzender Gesellschafterversammlung
Seit 2005
LR Jochen Glaeser
Vorsitzender
Aufsichtsrat
2001
2002-2004
LR Jochen Glaeser
Vorsitzender Gesellschafterversammlung
2002-2004
LR Klaus Brodbeck
Vorsitzender
Aufsichtsrat
Mai: Gründung der Gebietsgemeinschaft Tourismus Südlicher Schwarzwald e.V., Sitz in Freiburg.
Damit ist der Schwarzwald in drei Gebietsgemeinschaften aufgeteilt.
1995
1996-2001
Bgm.
Hansjörg Eckert
Oktober: Gründung der Gebietsgemeinschaften Mittlerer Schwarzwald und Ortenau e.V.,
Sitz Offenburg und Villingen-Schwenningen.
1987
Januar: Gründung der Schwarzwald Tourismus GmbH, Sitz Freiburg,
als Nachfolgeorganisation des aufgelösten Schwarzwald Tourismus Verbandes e.V.
Umbenennung in „Fremdenverkehrsverband Schwarzwald“.
März: Gründung Gebietsgemeinschaft Nördlicher Schwarzwald, Sitz Pforzheim.
Juli: Die 49 württembergischen Schwarzwaldgemeinden der Gebietsgemeinschaft
Nördlicher Schwarzwald treten dem FVV Schwarzwald bei, die Bodenseegemeinden treten aus.
1974
Umbenennung in „Fremdenverkehrsverband Schwarzwald - Bodensee e.V.“.
1969
1982-1995
Bgm.
Robert Traub
1970-1980
LR Alfred
Mallebrein
Seit 2002
Christopher Krull
1986-2001
Bernd Goebel
1972-1986
Otto Zumkeller
1962-1969
Wilhelm Ellighofer
1957-1962
Dr. Josef Brandel
Umbenennung in „Badischer Fremdenverkehrsverband Schwarzwald-Bodensee-Oberrhein“.
„Nordbadischer Fremdenverkehrsverband“, Sitz Heidelberg. Geltungsbereich amerikanische Zone.
Gründung „Landesverkehrsverband Württemberg“, Sitz Stuttgart.
1949
1948-50
1952-1956
Erwin Haas
1947-1952
Louis Joner
1947-1972
Dr. Wilhelm Boos
1945-1947
Harry Schaefer
Dezember: Neugründung „Badischer Fremdenverkehrsverband“, Sitz Freiburg,
als erster Verband in Deutschland. Geltungsbereich französische Zone.
1945
1945-1947
Paul A. Gütermann
Umbennenung des „Badischen Verkehrsverbandes“ in „Landesverkehrsverband Baden“.
1933
1933-1945
Fritz Gabler
1922-33
Stadtrat Willy Menzinger
„Badischer Landesverband“ wird „Badischer Verkehrsverband“ (BVV), Sitz Karlsruhe
(Einrichtung von 10 Außenstellen in Schwarzwaldorten). Umbennenung der „WürttembergischHohenzollerischen Vereinigung“ in „Verkehrsverband Württemberg-Hohenzollern“.
1920/21
1919-1922
Leopold Kölsch
Einrichtung einer badischen Landesvertretung in Berlin.
1909
„Württembergisch-Hohenzollerische Vereinigung für Fremdenverkehr“, Plochingen.
1908
16. Juni: Gründung „Badischer Landesverband zur Hebung des Fremdenverkehrs“, Karlsruhe.
1906
4
1921-1945
Otto Rieger
1913-1921
Arnold Maritschnig
1906-1919
Stadtrat Robert Ostertag,
1. Vorsitzender
(danach Ehrenpräsident)
1906-1913
Alfred Weiler
5
1906
1916
1926
1936
1946
1956
1966
1976
1986
1996
2006
1906: Erster touristischer Landesverband
1906
1916
1926
1936
eisen ist keine Erfindung der Neuzeit –
doch erst die Romantik macht aus den
wenigen Bildungsreisenden früherer Jahrhunderte viele „Touristen“. Nach Grimms
Wörterbuch ist der Tourist jemand, der
„zu seinem Aufenthalt sich in fremde
Länder begibt, meist mit dem Nebensinn
des reichen, vornehmen, unabhängigen
Mannes.“
Postkarte aus Baiersbronn von 1900.
In Deutschland kümmern sich im 19. Jh.
„Verschönerungsvereine“ um die Schaffung und Kennzeichnung von Wegen,
geben Landkarten aus und stellen Ruhebänke auf.
1864 Gründung des Schwarzwaldvereins
(später „Wanderverband“) in Freiburg
um „den Schwarzwald und seine
angrenzenden Gegenden besser bekannt
zu machen“.
Robert Ostertag (*1853†1930), Karlsruher
Stadtrat, steht bis 1919
als 1.Vorsitzender dem
Badischen Landesverband vor. Geschäftsführer ist zunächst
Oberstadtrechnungsrat
Alfred Weiler (bis 1913),
anschließend der
Schriftsteller Arnold
Maritschnig.
1871 Gründung des Deutschen Reiches,
in der Folge Ausbau der Eisenbahn und
Entstehung eines allgemeinen Fremdenverkehrs.
1892 Gründung des „Allgemeinen
Deutschen Bäderverbandes“.
1902 Gründung des „Bund Deutscher
Verkehrsvereine“, vornehmlich zur Auslandswerbung.
1903 Gründung des Verkehrsverein
Karlsruhe
Einladung zur HauptVersamlung des
„Badischen Landesverbands zur Hebung
des Fremdenverkehrs“
von 1913.
1904 Gründung des Verkehrsverein
Freiburg
1906 Gründung „Badischer Landesverband zur Hebung des Fremdenverkehrs“.
Erster Vorsitzender Karlsruher Stadtrat
Robert Ostertag. Ziel: Koordinierung der
Verkehrsvereine im Lande. Gründungsmitglieder: Baden-Baden, Ettlingen,
Karlsruhe, Konstanz, Mannheim, Moosbach, St. Georgen, Triberg, Wolfach.
1908 gründet sich in Plochingen die
„Württembergische-Hohenzollerische
Vereinigung für Fremdenverkehr“.
1909 schickt der Badische Landesverband Eisenbahninspektor Otto Rieger zur
Wahrung der Badischen Landesinteressen
in das neu gegründete „Internationale
Verkehrsbüro“ nach Berlin.
1911 beteiligt sich der Verband erstmals
an der „Internationalen Ausstellung für
Reise und Verkehr“ in Berlin.
Plakat der Internationalen Ausstellung
für Reise und Verkehr 1911.
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1956
1966
1976
1986
1996
2006
Der 1.Weltkrieg bringt alles zum Erliegen
R
Das „Badner Land“ erscheint 1912
als „Illustrierte Zeitschrift für
Wandern u. Reisen, Industrie, Handel
u. Verkehr“ in zahlreichen Städten
zwischen Aachen und Zwickau, in
der Schweiz, in Russland, England,
Frankreich, Italien, Österreich und
Holland. Die Zeitschrift trägt die
Untertitel „Bodensee u. Rhein“
und „Der Schwarzwald“. Ab 1913
firmiert das „Badner Land“ als
„Amtliches Organ des Badischen
Landesverbandes zur Hebung des
Fremdenverkehrs“.
1946
Postkarte von 1902:
Lorenz Winterhalter (mit Mütze),
Hermeshof-Sohn, erhält bei
Hofübergabe ein Stück TitiseeUfergelände und gründet die erste
Bootsvermietung von Titisee.
I
m 19. Jh. entwickelte sich eine spezifisch
deutsche Urlaubsform: die „Sommerfrische“. Wohlhabende Städter ziehen mit
ihren Familien oft für Monate aufs Land,
wo man unter einfachsten Bedingungen
naturnahe Erholung sucht.
Postkarte aus
Badenweiler
von 1906.
1907 fordert die Gewerkschaftszeitung
„Correspondenzblatt“ erstmals Ferien für
Arbeiter.
1910 haben die 1895 gegründeten Naturfreunde bereits 1.200 Mitglieder.
1912 bekommen schließlich auch Arbeiter
Jahresurlaub.
1914 Ausbruch 1. Weltkrieg: Der Badische Landesverband koordiniert in den
Kurorten die „Bäderfürsorge“ und „Brotabgabe“ an deutsche Kriegsteilnehmer.
Werbeplakat
„Wintersport Triberg“,
Farblithographie
gedruckt vom Künstlerbund Karlsruhe,
ca. 1911.
1916 Otto Rieger wird zum Heeresdienst eingezogen, die Vertretung des
badischen Landesverbandes im Berliner
Büro verwaist.
1918 nach Kriegsende ist Baden Grenzland zu Frankreich. Der Badische Landesverband beginnt mit der Werbung im
Ausland.
1919 Leopold Kölsch wird neuer Vorsitzender des Badischen Landesverbandes.
Als wichtigste Aufgabe stellt sich für
den Badischen Landesverband jetzt „die
Förderung der Fremdenindustrie“ heraus:
Baden ist nun Grenzland und muss im
In- und Ausland wieder um Gäste werben.
Zum einen gilt es, den Verlust der „Auslandsdeutschen“ zu kompensieren, zum
anderen den Zug der Deutschen ins Ausland zu bremsen. Urlaub in der Heimat
wird jetzt als „vaterländische Pflicht“
propagiert.
Am 12. Oktober 1919
löst Fabrikant Leopold
Kölsch (*1870-†1922)
den bisherigen 1.Vorsitzenden Robert Ostertag
ab. Ostertag wird Ehrenpräsident des Badischen
Landesverbandes, Kölsch
bleibt drei Jahre Präsident des Verbandes.
Hotel Rappen in Freudenstadt
auf einer Postkarte von 1926/27.
„Zu den Eigentümlichkeiten
unserer Zeit gehört das
Massenreisen.“
(Theodor Fontane, 1819-1898)
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1906
1916
1926
1936
1946
1956
1966
1976
1986
1996
2006
Die 20er: Kontinuierliches Wachstum
1906
1916
1926
1936
1956
1966
1976
1986
1996
2006
Gleichschaltung in den 30ern
und 2. Weltkrieg
D
er Verband nimmt seine operative
Tätigkeit mit einem hauptamtlichen
Geschäftsführer wahr. Immer mehr
kommunale Verkehrsgemeinschaften
entstehen. Erste Schwarzwaldprospekte
bestimmen die Werbung.
Werbeprospekt des
Landesfremdenverkehrsverbandes von
1939. Den gleichen
Prospekt gibt es auch
in Französisch.
1920 Umbenennung des „Badischen
Landesverbandes zur Hebung des Fremdenverkehrs“ in „Badischer Verkehrsverband“ (BVV)
Titelblatt „Wegweiser
und Hotelführer
Badnerland – Schwarzwald“ von 1930/31.
Versammlung des
Badischen Verkehrsverbandes in
Baden-Baden 1931.
1946
1921 Einrichtung von „Badischen
Reisebüros“ in Karlsruhe, Baden-Baden,
Badenweiler, Freiburg, Pforzheim,
St. Blasien und Triberg.
Otto Rieger (*1855†1945), Eisenbahninspektor in Karlsruhe,
ist nicht nur hauptamtlicher Geschäftsführer
(Syndikus) des Badischen
Verkehrsverbandes von
1921 bis 1945, sondern
zeichnet auch als Autor
des „Wegweiser und
Hotelführer Badnerland –
Schwarzwald“.
1921 Otto Rieger wird zum ersten
hauptamtlichen Geschäftsführer des BVV
berufen.
1922 Der BVV gibt erstmals zahlreiche
touristische Werbebroschüren und
Schriften heraus: Hotelführer, Badischer
Kalender, Album Oberrhein, Schwarzwald, Bodensee
1925 Der BVV nimmt eine intensive
Pressearbeit auf und versendet an
500 Zeitungen seine „B.V. Nachrichten“.
Ein Jahr später richtet er eine zentrale
Pressestelle ein.
1926 Gründung der Verkehrsgemeinschaft Hochschwarzwald als kommunaler
Zusammenschluss um die Werbemaßnahmen der Kommunen zu koordinieren.
1927 Erste Ausgabe der beliebten
Zeitschrift „Badenerland-Schwarzwald“
durch den BVV.
1929 Der Verband (BVV) wächst und
zählt nun 142 Mitgliedsgemeinden, so
viel wie nie zuvor.
Nach dem plötzlichen
Tod von Leopold Kölsch
wird der Stadtrat und
Reedereidirektor Generalkonsul Willy Menzinger
(*1868-†1942) am
13. 05. 1922 in Konstanz
zum Präsident des Badischen Verkehrsverbandes
gewählt. Er führt den
Verband bis zur Gleichschaltung 1933.
Titelblatt der Erstausgabe
„Badnerland-Schwarzwald 1927“.
Die „Verkehrszeitschrift“ soll das
„offizielle Organ des Badischen
Verkehrsverbandes und der
badischen Reisebüros sein, deren
Arbeit aufs engste mit der des
Verbandes verbunden ist“.
Auflage: 5.000
A
ls nach der Wirtschaftkrise 1933
die Nationalsozialisten an die Macht
kommen, wird auch der Badische Verkehrsverband nach dem „Führerprinzip“
gleichgeschaltet. Er nennt sich jetzt
„Landesverkehrsverband Baden“.
Nur mit dem „Geprüft“-Vermerk des
Landesfremdenverkehrsverbandes
dürfen Prospekte in Umlauf gebracht
werden.
Alle Landesverkehrsverbände werden im
„Bund Deutscher Verkehrsverbände und
Bäder“ zusammengefasst. 1936 wird
daraus der „Reichsfremdenverkehrsverband“ (RFV). Er ist dem Reichsministerium für Aufklärung und Propaganda
unterstellt. Aus Landesverkehrsverbänden
werden Landes’fremden’verkehrsverbände.
Erlass von 1942:
Die Geschäftstelle des
Landesfremdenverkehrsverbands Baden
wird von Karlsruhe
nach Straßburg verlegt
und der Verbandsname
in „Fremdenverkehrsverband Baden-Elsass“
geändert.
Alle Prospekte müssen vor Veröffentlichung
vom zuständigen Landesfremdenverkehrsverband geprüft werden. Bei Bedenken
sind sie dem RFV in Berlin vorzulegen.
Alle bestehenden Verkehrsgemeinschaften
werden aufgelöst, ihre Mitglieder in
den Gebietsausschüssen Nord und Süd
zusammengefasst.
Die Gästezahlen im Schwarzwald steigen
zwischen 1934 und 1939 rapide an.
Zurückzuführen ist das in erster Linie auf
die organisierten Massenreisen der Nationalsozialistischen Gemeinschaft „Kraft
durch Freude“ (KdF): Der Schwarzwald
gehört zu den beliebtesten KdF-Reisezielen.
Der Landesfremdenverkehrsverband begrüßt die KdF-Reisen, kritisiert allerdings
die von den Nationalsozialisten diktierten
niedrigen Preise: Statt der üblichen fünf
Reichsmark bekommen die Gastgeber für
einen KdF-Urlauber höchstens 2,80 Reichsmark für die Vollpension. Die Reichsbahn
muss KdF-Urlauber in der 3. Klasse 75 %,
in der 2. Klasse 50 % Rabatt einräumen.
Während des Krieges füllen sich die
Fremdenverkehrsorte zunehmend mit
„Bombengästen“, weil der Schwarzwald
lange als sicher vor Bombenangriffen gilt.
Die meisten Hotels werden zu Lazaretten
umfunktioniert. Der Verband kümmert
sich vorrangig um die Unterbringung von
Kriegsopfern, verwundeten Soldaten und
um die Kinderlandverschickung.
Fritz Gabler (*1876†1953) übernimmt 1933
das Präsidentenamt. In
dieser Funktion steht er
dem Verband bis 1945
vor. Noch heute erinnert
die Hotelfachschule
„Fritz-Gabler-Schule“ an
den ehemaligen Hotelier
vom „Europäischen Hof“
in Heidelberg.
Unten:
„Schwarzwald – Echo
vom Hochfirst“
(Neustadt) Zeitungsausschnitt vom
16.05.1934.
Fotografie von 1934:
Begrüßung von KdF-Urlaubern
durch eine Musikkapelle in
Neustadt. Mancherorts holen
auch Trachtengruppen die Gäste
am Bahnhof ab.
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Neuanfang 1945
1906
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Die 50er: Wirtschaftswunderzeit
Ende der 40er Jahre fusioniert der nordund südwürttembergische Fremdenverkehrsverband zum „Landesverkehrsverband Württemberg“
Mitgliedskarte des
Badischen Fremdenverkehrsverbandes
(Freiburg).
1948 vergeblicher Versuch den badischen und den nordbadischen Verband
(Nordbaden mit Sitz in Heidelberg) zu
fusionieren.
1948 Währungsreform und Wiederbelebung der Tourismuswerbung.
Der Gutacher Nähseidenfabrikant Paul A. Gütermann (*1887-†1959)
wird der erste Präsident
des Badischen Fremdenverkehrsverbandes in
Freiburg nach dessen
Neugründung 1945.
Gütermann und
Geschäftsführer Schaefer
führen den Verband bis
1947.
Harry Schaefer (*1878†1965), Intendanzrat am
Freiburger Stadttheater,
ist von 1945 bis 1947
Geschäftsführer des
Verbandes. Schaefer ist
außerdem Direktor des
Verkehrsvereins Freiburg
und Zunftmeister im
Verband Oberrheinischer
Narrenzünfte.
B
ei Kriegsende sind zahlreiche Orte im
Schwarzwald mit Kriegsversehrten
und Flüchtlingen belegt, viele Unterkünfte
von den Besatzungsmächten beschlagnahmt.
Kurorte im Schwarzwald leisten nach dem
Krieg einen Beitrag zum Wiederaufbau
der zerstörten Städte: Sie nehmen
vorübergehend Städter auf. In deren Wohnungen sind in der Zwischenzeit Handwerker untergebracht, die für den Wiederaufbau gebraucht werden.
1945 Im Dezember Neugründung des
Badischen Fremdenverkehrsverbandes in
Freiburg im französischen Sektor.
1949 Umbenennung des „Badischen
Fremdenverkehrsverbandes“ in „Badischer Fremdenverkehrsverband Schwarzwald-Bodensee-Oberrhein“.
Hotelier Louis Joner
(*1880- †1965) vom
„Römerbad“ in Badenweiler übernimmt von
1947 bis 1952 den Verbandsvorsitz. Während
seiner Zeit wächst der Verband auf 278 Mitglieder.
Joner wird in den Bundesvorstand und in den
Beirat der Deutschen
Zentrale für Fremdenverkehr berufen.
Der ehemalige Kursekretär
der Gemeinde Titisee
und Geschäftsführer der
Verkehrsgemeinschaft
Hochschwarzwald,
Dr. Wilhelm Boos,
(*1902-†1997) wird
1947 hauptamtlicher
Geschäftsführer. In dieser
Funktion steht er dem
Verband bis 1972 vor.
I
n den 50er Jahren verzeichnet der
Schwarzwald wieder einen ersten
großen Besucherandrang. Mit steigenden
Löhnen und sinkenden Arbeitszeiten
wachsen die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung – die „Wirtschaftswunderjahre“
lassen die Reise- und Entdeckungsfreude
in die Höhe schnellen.
1950 Kooperation mit dem Deutschen
Bäderverband. Patientenwerbung bei
Ärzten für eine Schwarzwaldkur.
1950 Neben der Kurtaxe können die
Fremdenverkehrsgemeinden eine „Kurförderungsabgabe“ von den Betrieben
erheben, die unmittelbar einen Nutzen
aus dem Fremdenverkehr erzielen.
Die Erträge sind zweckgebunden. Damit
haben die Kurorte im Schwarzwald für
ihre Werbung eine neue Finanzquelle.
1952 Baden und Württemberg fusionieren
zu einem Bundesland.
1952 Das Schwarzwaldmädel findet als
erster deutscher Heimatfilm in Farbe ein
Millionenpublikum.
1954 Das Wirtschaftswunder zeigt
Wirkung. Innerhalb von vier Jahren steigen die Übernachtungen um rund 2,1 Mio
auf insgesamt 7,9 Mio an. Dies entspricht
einer Zunahme von 25,3 %. In der
gleichen Zeit nehmen die Ankünfte der
Gäste um 400.000 auf 1,4 Mio. zu.
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer
beträgt 5,7 Tage.
Gesellschaftsreisen mit Touropa, Scharnow
und Hummel kommen in Mode.
1947 Dr. Wilhelm Boos wird Geschäftsführer des „Südbadischen“ Verbandes und
richtet 6 Gebietsausschüsse ein: Bodensee - Hegau, Hochrhein – Hotzenwald,
Markgräflerland – Südlicher Hochschwarzwald – Freiburg, Schwarzwaldbahn –
Ortenau und Nordschwarzwald.
10
Von 1952 bis 1956
übernimmt Erwin Haas
(*1884-†1969) das Präsidentenamt. Vor dem
Zweiten Weltkrieg ist er
Hotelier vom „Zähringer
Hof“, eines der renommiertesten Hotels in
Freiburg. Das Hotel wird
im Krieg zerstört und
nicht wieder aufgebaut.
Der erste deutsche FarbHeimatfilm entsteht nach einer
Operette von August Neidhart
unter der Regie von Hans Deppe.
Sonja Ziemann wird für ein
Millionenpublikum zur Ikone
einer Bilderbuchlandschaft.
1952 Neuer Verbandspräsident in Freiburg
wird Erwin Haas.
Seit 1946 Gründung je eines nordbadischen, nord- und südwürttembergischen
Fremdenverkehrsverbandes.
Werbeprospekt aus
dem Nordschwarzwald
von 1949.
Verbandsprospekte
aus den 50er Jahren.
In den 50er Jahren wirbt
der „Badische Fremdenverkehrsverband e.V. –
Schwarzwald – Oberrhein
– Bodensee“ auf Litfasssäulen und Plakatwänden,
wie hier in Frankfurt,
auch in Hamburg, Hannover,
Dortmund, Bonn,Köln,
Düsseldorf, Essen, und
anderen Städten.
Retusche vom Feinsten: In der Zeit
vor der digitalen Produktionstechnik
war das Erstellen von Werbeprospekten noch mit viel Handarbeit
verbunden.
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1906
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1996
2006
Die 60er: Im Zeichen zunehmenden
Wohlstands
P
auschalgruppenreisegäste werden
anspruchsvoller und bevorzugen
„Zimmer mit fließend Kalt-Warm-Wasser“.
Gleichzeitig nehmen Individualreisen mit
eigenem PKW zu. Die Schwarzwaldhochstraße ist mit neuem Belag fertiggestellt,
zahlreiche Pass-Straßen sind asphaltiert.
Mit dem zunehmenden Individualverkehr
entsteht auch ein wachsender Campingtourismus mit Wohnwagen oder Zelt.
Campingplätze schießen vielerorts wie Pilze
aus dem Boden.
1964 Auch Tagestourismus gewinnt an
Bedeutung. Zitat Geschäftsbericht 1964:
„Es findet eine erfreuliche Vermehrung
der Waldparkplätze im Schwarzwald
statt.“
1965 Der „Badische Fremdenverkehrsverband e.V. Schwarzwald–Bodensee–
Oberrhein“ stellt im Geschäftsbericht
fest, dass „gewisse Schäden an der Haut,
vor allem bei dem älteren Menschen,
durch die starke Sonneneinwirkung in
südlichen Gebieten unverkennbar“ seien.
In den Folgejahren wirbt man deshalb mit
„Urlaub im Schwarzwald – schon weil das
Klima stimmt“, mit „Schwarzwaldklima –
einfach Prima“ oder „Sonne ist gut –
SCHWARZWALD Klima ist besser“.
Oben rechts:
Die Schwarzwaldhöhen sind schon Mitte
der 50er Jahre beliebte
Ausflugsziele für Autotouristen. Stolz präsentiert man Anfang
der 60er Jahre die
verkehrstechnische
Erschließung des
Schwarzwalds in dieser
Broschüre.
Oben:
Die Schattenseite des
Massenansturms:
stockender Pfingstverkehr in Titisee 1957.
Dr. Josef Brandel (*1901-†1964, links), der erste
gewählte Oberbürgermeister von Freiburg, ist
von 1957 bis 1962 auch Präsident des Verbandes.
Beide Ämter legt er im Juli 1962 aus gesundheitlichen Gründen nieder. Bankdirektor
Wilhelm Ellighofer (*1897-†1972) aus Freiburg,
seit 1946 im Vorstand, führt daraufhin als
Präsident den Verband bis 1969.
1968 reisen erstmals mehr Deutsche ins
Ausland als ins Inland. Vor allem der Mittelmeerraum wird zur neuen Konkurrenz.
1969 Verbandsumbenennung in
Fremdenverkehrsverband SchwarzwaldBodensee.
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Die frühen 70er:
Baden und Schwaben in einem Verband
W
ährend die Bedeutung des Fremdenverkehrs und des Kuraufenthaltes
im Schwarzwald immer mehr wächst,
vollzieht sich in der ersten Hälfte der 70er
mit der Gründung des „Fremdenverkehrsverbandes Schwarzwald e.V.“ (FVVS) die
wichtigste Strukturreform hin zu einem
Gesamtverband für die Marke Schwarzwald.
1970 Der neu gegründete Landesfremdenverkehrsverband (LFV) strebt Neustrukturierungen auch der Regionen an.
1973 Das Ziel des LFV zur Gründung eines
einzigen Verbandes für den gesamten
Schwarzwald scheitert zunächst am Widerstand Oberschwabens und des Bodensees.
Alfred Mallebrein
(*1907-†1982), Landrat
im Kreis Hochschwarzwald, ist von 1970 bis
1980 Präsident. Bereits
1950 wird der Hinterzartener als Vorsitzender
der Verkehrsgemeinschaft
Hochschwarzwald in
den Beirat des damaligen
Verbandes berufen.
03/1974 Gründung der Gebietsgemeinschaft Touristik Nördlicher Schwarzwald e.V.
(TNS) mit 49 Mitgliedern unter seinem
ersten Präsidenten Robert Traub, Bürgermeister von Bad Herrenalb.
„Wir wollen damit
beweisen, daß der
Schwarzwald für
jeden Geldbeutel
etwas Gutes und Solides zu bieten hat“,
heißt es im Vorwort
dieser Broschüre,
die erstmals 1976
erscheint.
Otto Zumkeller (*1921†2001) wird 1972 neuer
Geschäftsführer. Seit
1949 ist der Hotzenwälder
im Tourismus tätig,
zunächst in Säckingen.
An seinem 65. Geburtstag im Jahr 1986 verabschiedet sich Zumkeller
in den Ruhestand.
07/1974 Die Mitgliederversammlung des
FVVS am 1.7.74 beschließt das Ausscheiden
der Mitglieder vom Bodensee und aus
Oberschwaben und gleichzeitig den Beitritt von 49 württembergischen Schwarzwald-Gemeinden des TNS sowie der Städte
Pforzheim und Karlsruhe. Damit existiert
erstmals ein Verband für alle Schwarzwald-Kommunen.
Bürgermeister Robert Traub
(rechts im Bild) überreicht Verbandspräsident Alfred Mallebrein am
1. Juli 1974 die Beitrittserklärung von
49 württembergischen Gemeinden
des Nordschwarzwaldes.
Werbeplakat von 1960 vom
Badischen Fremdenverkehrsverband
in Zusammenarbeit mit dem
Landesverkehrsverband Württemberg.
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Die späten 70er: Schwarzwald und der
Landesfremdenverkehrsverband
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Gebietsübergreifende Werbemaßnahmen des Landesfremdenverkehrsverbandes Baden-Württemberg: Für
die Regionen Schwarzwald, Bodensee,
Schwäbische Alb/ Schwäbischer Wald
und Rhein-Neckar-Tauber werden
gemeinschaftliche „Quartettanzeigen“
konzipiert.
Mit familienfreundlichen Angeboten
wirbt man um jüngere
Gäste im Schwarzwald.
Der LFV beschließt übergreifende Werbemaßnahmen und konzipiert für die vier
Ferienregionen Schwarzwald, Bodensee,
Schwäbische Alb/Schwäbischer Wald und
Rhein-Neckar-Tauber gemeinschaftliche
„Quartettanzeigen“.
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1985 präsentiert der Verband die
erste Laserbildplatte innerhalb des
deutschen Fremdenverkehrs. Mit
kurzen Filmen, Diaserien und Informationstafeln soll sie bei Messen,
Ausstellungen und in Reisebüros
über die Urlaubslandschaft Schwarzwald informieren.
ber Monate wird im Landesfremdenverkehrsverband (LFV) heftig über
die Rolle der Regionalverbände und
der Anbindung an den LFV gestritten.
Letztlich gehen aus den kontroversen
Diskussionen sowohl die Regionen als
auch der LFV gestärkt hervor.
12/1974 Dr. Hermann Person, Präsident
des Landesfremdenverkehrsverbandes,
legt aus Protest über die monatelange
Diskussion zur Verbandsstruktur
„… Was einst geboren wurde aus landsmannschaftsein Amt nieder. Er ist gegen
licher Gemeinsamkeit, aus einer gemeinsamen
einen landeseinheitlichen VerGeschichte, aus gleichem Denken und Empfinden,
band ohne Regionalverbände.
ist nun auseinanderdividiert worden nach GesichtsSein Nachfolger Wirtschaftspunkten der marktorientierten Logik und aus Gründen der Vernunft.[…]“
minister Dr. Rudolf Eberle setzt
eine Kompromisslösung durch:
Regierungspräsident Dr. Person, Präsident des
Landesfremdenverkehrsverbandes Baden-WürtDer LFV bekommt zentrale
temberg im Vorwort zum Geschäftsbericht zur
Aufgaben zugesprochen, dafür
Mitgliederversammlung des Fremdenverkehrsbleibt der Schwarzwald als eiverbandes Schwarzwald am 9.10.1974 in
genständiger Regionalverband
Oberkirch.
bestehen.
1956
Die 80er: Rekordübernachtungen,
Baumsterben und Schwarzwaldklinik
Ü
1971 wird von einigen Gemeinden
am Feldberg und um den Titisee das
Angebot „Wandern ohne Gepäck“
erfunden. Das neue Konzept macht
schnell Schule und wird inzwischen
weltweit angeboten.
1946
D
ie 80er Jahre bescheren dem
Schwarzwald einen ungebrochenen
Übernachtungszuwachs. Klinikübernachtungen werden zu dem stärksten Beherbergungsbereich. Die Schwarzwaldklinik
macht den Schwarzwald noch bekannter
und beliebter, obwohl das Thema Waldsterben der Bilderbuchlandschaft auch
Negativschlagzeilen bringt.
1975 Einführung eines neuen Kurortegesetzes mit Prädikatisierungskriterien
1985 Eine Delegation unter Leitung
von Verbandspräsident Traub übergibt
Bundeskanzler Kohl eine Resolution
zum Thema Baumsterben. Der Verband
bemüht sich in seiner Werbung die klimatischen Vorzüge des Schwarzwalds zu
betonen und damit einem Negativimage
vorzubeugen.
1976 bis 1980 Zunahme der Übernachtungen in Ferienwohnungen um 84%
und Steigerungen bei „Ferien auf dem
Bauernhof“
10/1985 Die erste Staffel der ZDF-Fernsehserie Schwarzwaldklinik geht auf
Sendung und erreicht in 70 Folgen ein
Millionenpublikum in 39 Ländern.
1979 Der Fremdenverkehrsverband
Schwarzwald (FVVS) führt als erster
Verband in Deutschland btx-Bildschirmtext Informationen ein und wird dafür
ausgezeichnet.
1986 Die Landkreise Schwarzwald-Baar
und Rottweil gründen eine der ersten
deutschen Zentralen Zimmervermittlungen
(ZZV)
Robert Traub (*1934†2002), Bürgermeister
und Kurdirektor von Bad
Herrenalb übernimmt
von 1982 bis 1995 das
Präsidentenamt des FVVS.
Bereits seit 1980 führt er
die Amtsgeschäfte für
den zurückgetretenen
Alfred Mallebrein kommissarisch.
Unten:
Werbeaktionen in
Zusammenarbeit mit
dem Landesfremdenverkehrsverband
Baden-Württemberg.
Neben landschaftsübergreifender Werbung fordert der FVVS
in den 80er Jahren
jedoch verstärkt
Gebietswerbung.
1986 wird Bernd Goebel zum Geschäftsführer des FVVS berufen und bleibt dies
bis 2001.
10/1987 Aus der ZZV wird am 7.10.87
in Wolfach die Gebietsgemeinschaft
Mittlerer Schwarzwald und Ortenau e.V.
Die Reisejahre 1988 und 1989 bescheren
dem Schwarzwald trotz schneearmer
Winter vorläufige Rekordergebnisse: Noch
nie haben so viele Gäste den Schwarzwald besucht.
Auch wenn sich die
Grafik der Prospekte
deutlich geändert hat:
Die Gründe, die für
einen SchwarzwaldUrlaub sprechen, sind
im Wesentlichen die
gleichen geblieben,
hier ein LFV-Prospekt
von 1978.
14
„So wird Klima zum
überzeugenden
Argument für einen
erholsamen Urlaub“:
Die Klimafibel
Schwarzwald von
1981.
FVV-Verbandspräsident Bürgermeister Robert Traub (3.v.r. mit
Gattin) und Verbandsdirektor Bernd
Goebel (3.v.l.) umrahmt von den
Stars der „Schwarzwaldklinik“:
Schauspielerpaare Gaby Dohm mit
Klaus-Jürgen Wussow (rechts) und
Anja Kruse mit Sascha Hehn (links).
Familienfreundlicher
Schwarzwald:
Verbandsprospekt für
Kinder von 1989.
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Die frühen 90er: Mauerfall und
Übernachtungsrekorde
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ie erste Hälfte der 90er Jahre steht im
Zeichen des Reisezustroms aus den
neuen Bundesländern. Der Verband modernisiert sich. Aus dem Wort Fremdenverkehr wird Tourismus mit neuem Marketingschub. Unter dem Gesamtverband
wächst mit Gründung der Gebietsgemeinschaft Südlicher Schwarzwald eine dritte
starke Verbandseinheit.
1991 Mit 21,3 Millionen gewerblichen
Übernachtungen beschert die Wiedervereinigung dem Schwarzwald ein bisher
nicht wieder erreichtes Rekordergebnis.
1993 Herausgabe des ersten ReisebüroBuchungskataloges, der über ein neues
Reservierungssystem TIBS gebucht werden
kann. Der geschwungene Schriftzug mit
Bollenhut wird zum neuen Logo. Eine
Kooperation mit der Deutschen Bahn mit
dem Titel „Im Zug der Zeit“ sorgt in der
Fachwelt für Aufsehen.
1994 Zahlreiche Arbeitskreise nehmen
ihre Arbeit auf und wirken bei der Erstellung einer ganzen Reihe neuer Themenbroschüren mit.
04/1995 Unter dem Vorsitz von Landrat
Jochen Glaeser (Breisgau-Hochschwarzwald)
schließen sich 7 Verkehrsgemeinschaften
zur Gebietsgemeinschaft Tourismus
Südlicher Schwarzwald e.V. zusammen.
Damit ist der Schwarzwald in drei Gebietsgemeinschaften unterhalb des FVVS als
Gesamtverband unterteilt. Die Gemeinden
sind sowohl bei den Gebietsgemeinschaften
als auch beim FVVS Mitglied.
1996 Umbenennung des FVVS in
Schwarzwald Tourismusverband e.V. (STV).
Neuer Präsident des modernisierten STV
wird 1996 der Hinterzartener Bürgermeister
Hansjörg Eckert, der sein Amt bis zum GmbHÜbergang 2001 innehat. Die ehemaligen
Verbandspräsidenten Robert Traub und Alfred
Mallebrein werden zu Ehrenpräsidenten erklärt.
Bernd Goebel (rechts) ist von 1986 bis 2001
Geschäftsführer des Verbandes.
1996 Das Schwarzwald Ticket wird eingeführt. Die Abwicklung erfolgt über die
Stadt Karlsruhe. Es ermöglicht Gästen die
An- und Abreise mit der Bahn zu erheblich
reduzierten Tarifen.
1996 Die ersten Schwarzwald Jugendspiele werden von einer Arbeitsgemeinschaft von 12 Orten in Kooperation mit
dem Europa-Park veranstaltet.
1996 Das Schwarzwald Gäste Journal
erscheint erstmals als kostenloses Masseninformationsmedium für Gäste
in Kooperation mit dem „Schwarzwälder Boten“.
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1990 Nach dem Fall der Mauer reisen
erstmals DDR-Bürger in großer Zahl in
den Schwarzwald.
Mit der Gründung des
Tourismus Südlicher
Schwarzwald e.V. mit
126 Mitgliedsgemeinden und 5 Land- und
Stadtkreisen ist die
Region in drei Gebietsgemeinschaften unterteilt.
1916
Die späten 90er: Kurkrise
und erste Schritte zur Gesamt-GmbH
Gemeinsam mit der Deutschen Bahn entwickelt der FVVS
die Aktion „Im Zug der Zeit“. Seit 1993 gelangt man auch
mit dem Interregio schnell und direkt in den Schwarzwald.
Zu diesem Anlass wird das von der Agentur hoyerdesign
kreierte neue Schwarzwald-Logo erstmals der
Öffentlichkeit präsentiert.
Mit dem Erscheinen
eines gemeinsamen
Buchungskataloges
der drei Gebietsgemeinschaften ist der
Schwarzwald erstmals
einheitlich in den
Reisebüros buchbar.
1906
Ab 1994 erscheinen
die größtenteils von
den Arbeitskreisen
betreuten Themenprospekte im neuen Design.
Das ‘Flaggschiff’ der
Publikationen ist das
neue Ferienmagazin.
ie Gesundheitsstrukturreform kostet
Millionen von Übernachtungen.
Verstärkte Marketingaktivitäten sollen
lindern helfen. Grenzüberschreitende Interreg-Aktivitäten werden forciert. Die
Tourismusverbände unternehmen erste
Schritte hin zu einem Gesamtverband
Schwarzwald.
1996 Die Gesundheitsstrukturreform und
deren Folgen lösen in den prädikatisierten
Orten mit Kliniken eine nachhaltige Krise
mit einem Übernachtungsrückgang von bis
zu 50% aus.
+8
ala
0c +5 0m
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+1 00 y
t: 10 0m
ro
n
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ROUTE VERTE
GRÜNE STRASSE
1997 Die Schwarzwald Gästekarte wird
eingeführt und ermöglicht in 185 Orten
die gegenseitige Leistungsanerkennung
der bisherigen Kurkarte.
ROUTE VERTE
GRÜNE STRASSE
1997 Die vom Land geplante Umstellung
der Tourismus-Pauschalförderung löst
heftige Proteste unter den Bürgermeistern
im Schwarzwald aus.
1999 erscheint erstmals ein deutschfranzösischer Erlebnis-Guide „Schwarzwald-Vogesen“. Die Intensität der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit gelangt
mit weiteren Interreg-Projekten, wie einer
Panoramakarte zur Grünen Straße / Route
Verte und dem Projekt Habsburger Straße,
zu einem Höhepunkt.
1999 Auf Initiative des Schwarzwald
Tourismus Verbandes schließen sich
20 schwarzwaldtypische Hotels zur
Werbekooperation „Schwarzwald Suntimes Hotels“ zusammen.
1999 Präsident Eckert initiiert die verstärkte Einbindung der Wirtschaft in den
Tourismus und gründet einen „Markenpool“ aus dem später die Fa. Alberti
Consult die Fördergemeinschaft Mensch
und Wirtschaft e.V. entwickelt.
Die drei Geschäftsführer der Gebietsgemeinschaften von links nach rechts:
Heide Glasstetter / Nördlicher Schwarzwald,
Jürgen Moser / Mittlerer Schwarzwald und
Christoper Krull / Südlicher Schwarzwald.
Im Rahmen der DZTKampagne „Reiseland
Deutschland – nix wie
hin“ erscheint 2001
dieser TUI-Sonderkatalog Schwarzwald.
1999 Die Geschäftsführer und Vorsitzenden der 4 Tourismusverbände (STV und
3 Gebietsverbände) gründen die Arbeitsgemeinschaft „Pro Schwarzwald“ um eine
weitere Strukturreform vorzubereiten.
STV Präsident Eckert formuliert das Ziel
einer einheitlichen Gesamt-GmbH.
1999 Am 2. Weihnachtfeiertag fegt der
Orkan Lothar über den Schwarzwald und
hinterlässt mit 29 Mio. Kubikmeter Sturmholz eine Schneise der Verwüstung.
1999 erscheint der erste TUI Sonderkatalog Schwarzwald.
2000 präsentieren sich die
drei Gebietsgemeinschaften
erstmals gemeinsam in
einem schwarzwaldweiten
Imagekatalog.
Nach dem Orkan Lothar bietet sich in
den Wäldern ein Bild der Verwüstung.
Doch bereits im darauffolgenden
Sommer sind die wichtigsten Wanderwege wieder begehbar.
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2000–2004: Jahrtausendwende und eine
GmbH für den gesamten Schwarzwald
Christopher Krull ist seit
1.1.2002 Geschäftsführer
der Schwarzwald Tourismus GmbH. Zunächst
zusammen mit Heide
Glasstetter und Jürgen
Moser, ab dem 1.6.2002
ist er deren alleiniger
Geschäftsführer.
Henning Tatje
wird mit dem
Wechsel von
Christopher Krull
zur STG neuer
Geschäftsführer
Tourismus
Südlicher
Schwarzwald.
Mit der neuen SchwarzwaldCard
können zu einem attraktiven Kaufpreis
zunächst 140 Freizeitattraktionen
eintrittsfrei besucht werden.
Erster Vorsitzende der Gesellschafterversammlung
der neuen STG (2002-2004):
Landrat Jochen Glaeser, der ab 2005 den
Vorsitz des Aufsichtsrats übernimmt.
Rechts: Erster Vorsitzende des Aufsichtsrates
der neuen STG (2002-2004):
Landrat Klaus Brodbeck.
Die 1. SchwarzwaldIn-Tage 2002: Über
100 Reiseveranstalter
und 10.000 Interessierte besuchen die
Leistungsschau und
Tourismusmesse
(unten rechts).
Beim 1. Schwarzwaldtag 2004 an der
Schwarzwaldhochstraße
erleben 50.000 Besucher ein Tourismusvolksfest mit Musikprogramm des Partners
SWR (unten).
18
10/2001 Am 18. Oktober unterzeichnen
die Vorsitzenden der Gebietsgemeinschaften den Gesellschaftervertrag zur
Gründung der Schwarzwald Tourismus
GmbH (STG). Alle Kommunen sind danach
nur noch bei den Gebietsgemeinschaften
Mitglied. Die drei Gebietsgemeinschaften
sind jetzt einzige Gesellschafter der STG.
01/2002 Die STG übernimmt vom STV
das operative Geschäft zunächst unter der
kommissarischen Leitung der 3 Gebietsgemeinschaften. Ab Juni 02 wird Christopher Krull zum alleinigen Geschäftsführer
bestellt. Er leitete zuvor 6 Jahre lang den
Tourismus Südlicher Schwarzwald e.V.
02/2002 Die SchwarzwaldCard, erstes
Marketing-Großprojekt, All Inklusive
Card und Marketinginstrument startet
mit einem Festakt im Europa-Park.
11/2002 zusammen mit der Fördergemeinschaft Mensch und Wirtschaft e.V.
veranstaltet die junge STG die ersten
Schwarzwald-In-Tage in Hinterzarten und
Titisee erfolgreich.
06/2004 Das neue Marketingkonzept
wird vom Geschäftsführer entworfen, vom
Marketingausschuss erarbeitet und
schließlich vom Aufsichtsrat beschlossen.
Kernstück ist die Einführung von Themensäulen. Korrespondierend zu den Themen
werden Arbeitskreise mit eigenen Qualitätskriterien und Budgets eingerichtet.
So entsteht der AK-Rad unter Vorsitz von
Bgm. Frey, der AK-Wandern unter Vorsitz
von zunächst Axel Singer und später
Norbert Göppert und AK-Winter unter
Vorsitz von Bgm. Wirbser.
D
07/2004 Auf Initiative von Landrat
Brodbeck findet am 1. Juli der erste
Schwarzwald-Tag auf der über 20 km Länge
gesperrten Schwarzwaldhochstraße statt.
03/2001 Die AG Pro Schwarzwald
beschließt die Einrichtung einer GesamtGmbH.
07/2004 Unter Vorsitz von Landrat Glaeser
beauftragt die Gesellschafterversammlung
die Geschäftsführung, ein Konzept für
eine Strukturreform II zu erarbeiten, die eine
Fusion der Gebietsgemeinschaften zum
Ziel hat.
ie GmbH ersetzt den Schwarzwald
Tourismusverband e.V. Die SchwarzwaldCard wird aus der Taufe gehoben.
Ein neues Marketingkonzept markiert die
künftige strategische Ausrichtung.
06/2001 STV Präsident Eckert macht
den Weg für eine GmbH frei. Er lässt
die Auflösung des STV und seine eigene
Amtsniederlegung in der Mitgliedsversammlung in Triberg beschließen.
09/2004 Das neue Internetportal wird
frei geschaltet. Es ersetzt die Einzelauftritte
der Gebietsgemeinschaften und wird
durch einen Veranstaltungskalender und
ein Gesamtgastgeberverzeichnis unter
www.schwarzwald-tourismus.info vom
Start ab erfolgreichste touristische Plattform des Schwarzwaldes.
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2005–2006: Fusion zur Gesamt-GmbH
K
ONUS schafft freie Fahrt mit dem
ÖPNV. Der Schwarzwald feiert seinen
ersten Erlebnistag. Die Strukturreform II
macht die Fusion zu einem einzigen
regionalen Tourismusverband perfekt.
01/2005 Die KONUS-Gästekarte wird
nach langen Verhandlungen als Marketing-Großprojekt mit zweijähriger Pilotphase eingeführt.
In 65 Orten können die Übernachtungsgäste in 6 angeschlossenen Verkehrsverbünden
kostenfrei den ÖPNV allein mit
ihrer „Kurkarte“ nutzen. Das
Projekt erzielt internationale
Anerkennung.
05/2005 Der Aufsichtsrat der
STG beschließt die strukturelle
Einbindung von Privatwirtschaftsunternehmen an die
STG. Erklärtes Ziel des Aufsichtsratvorsitzenden Glaeser ist es, als
Ersatz für die Fördergemeinschaft Mensch
und Wirtschaft eine direkte Partnerschaft
zur STG zu ermöglichen.
07/2005 Erster Schwarzwald Erlebnistag
im Europa Park. Die STG führt zusammen
mit der Weinwirtschaft vor 25.000 Besuchern mit 40 Trachten- und Heimatvereinsgruppen den Erlebnistag durch.
08/2005 Zum 20. Mal findet in Kooperation mit dem Europa-Park in 17 Orten die
Schwarzwald Kinderparty statt.
12/2005 Am 15.12.05 unterzeichnen die
Vorsitzenden der Gesellschafter der
Gebietsgemeinschaften den Gesellschaftervertrag der neuen STG, sämtliches Personal
und alle Finanzmittel werden an die STG
übergeben.
Bürgermeister Heinz
Hornberger aus Waldachtal löst 2005 Landrat
Glaeser als Vorsitzender
der Gesellschafterversammlung der STG ab.
Als Vorsitzender der
Touristik Nördlicher
Schwarzwald e.V. hat er
sich bereits sehr früh für
einen Zusammenschluss
im Schwarzwald stark
gemacht.
Die KONUS-Gästekarte
ermöglicht Übernachtungsgästen der teilnehmenden Orte freie
Fahrt in Bussen und
Bahnen der jeweiligen
Verbünde.
Kooperationspartner aus der
Privatwirtschaft bieten neben
Imagetransfer auch konkreten,
beiderseitigen Nutzen: hier der
Fahrradhersteller CENTURION.
Die Vorsitzenden der drei Gebietsgemeinschaften unterzeichnen im
Dezember 2005 den neuen STGGesellschafter-Vertrag. Damit ist die
Fusion der Gebietsgemeinschaften
perfekt. Von links nach rechts:
Landrat Jochen Glaeser (Südlicher
Schwarzwald), Notar Dr. Hörer,
Landrat Karl Heim (Mittlerer Schwarzwald), Bgm. Heinz Hornberger
(Nördlicher Schwarzwald).
01/2006 Die neue STG nimmt ihre
operative Arbeit unter der Leitung von
Christopher Krull auf. Sie ist alleinig für
die Tourismusarbeit des Gesamtschwarzwaldes mit 25 Mitarbeitern und einem
Jahresbudget von 3,5 Mio. EUR zuständig.
Hauptsitz ist Freiburg, sie unterhält außerdem Außenstellen in Pforzheim und
Villingen-Schwenningen.
Zur Tour de France
am 8.-10. Juli 2005
erscheint ein neuer
deutsch-französischer
Gemeinschaftsprospekt. 35 Schwarzwaldorte zwischen Pforzheim und Endingen am
Kaiserstuhl liegen an
der Strecke der
7. und 8. Etappe.
Im Rahmen des 2. Schwarzwald-Tags
feiert der Schwarzwald Tourismus
vom 28. bis 30. Juli 2006 in Schluchsee seine 100-jährige Geschichte.
19
Geographie des
Schwarzwalds
D
Ganz rechts unten:
Deutschlands höchste
Wasserfälle in Triberg:
In sieben Fallstufen
stürzt das Wasser der
Gutach 163 m hinab.
Rechts:
Neben Hochmooren
sind eiszeitlich entstandene Seen, sogenannte Kare, besonders
schützenswerte Naturschönheiten im nördlichen Schwarzwald,
hier der Wildsee bei
Baiersbronn.
er „touristische“ Schwarzwald reicht
über die Fläche des Mittelgebirges
hinaus. Im Norden schließt die Ferienregion
die Städte Karlsruhe und Pforzheim ein,
im Westen die Vorbergzone und das
Oberrheintal. Im Süden bildet der Hochrhein die Grenze. Die Grenze im Osten
folgt im nördlichen Teil der Nagold, dann
dem Neckar und weiter südlich dem
Wutachtal und den Ostgrenzen des Landkreises Waldshut zum Hochrhein.
Das eigentliche Mittelgebirge Schwarzwald erstreckt sich im Drei-Länder-Eck zu
Schweiz und Frankreich vom Rheinknie
bei Lörrach etwa 160 km entlang der
Oberrheinischen Tiefebene nach Norden.
Im südlichen Teil dehnt sich der Schwarzwald gut 60 km in West-Ost-Richtung
aus, im Norden nur etwa 20 km.
Latschenkiefern, Rasenbinse sowie Heidelund Preiselbeersträucher
bestimmen das Landschaftsbild auf dem
Schliffkopf, der bereits
1938 unter Naturschutz gestellt wurde.
Im Westen steigt das Gebirge mit bis zu
1200 m Höhenunterschied relativ stark an,
ist aber durch Täler tief eingeschnitten.
Granite, Gneise und andere kristalline
Gesteine bilden das Grundgebirge. Darüber
liegt ein Deckgebirge aus Buntsandstein,
weshalb die Gipfel nicht steil und schroff,
sondern meist kuppig sind. Dennoch
markiert der Feldberg mit 1493 m ü. NN
den höchsten Punkt aller deutschen
Mittelgebirge. Rund 60 Berge überragen
die 1000er-Marke.
Im Osten flacht der Schwarzwald in die
Gäulandschaften aus. Durch den südlichen
Teil verläuft die Europäische Wasserscheide
Rhein – Donau, so dass Schwarzwälder
Quellen sowohl den Atlantik als auch das
Schwarzmeer speisen.
Neben den hoch aufragenden Kuppen
machen tief eingeschnittene Täler und
Seen wie Glaswaldsee, Mummelsee,
Wildsee, Titisee, Feldsee den Charakter
des Hochschwarzwaldes aus. Der größte
See des Schwarzwaldes ist der Schluchsee.
Wegen seiner fast überall zugänglichen
Ufer ist der aufgestaute Natursee beliebtes Bade- und Wassersportziel. Andere
wichtige Stauseen sind Wehrastausee,
Brändbachtalsperre, Witznaustausee,
Schwarzenbachstausee, Kleine-KinzigTalsperre und Nagoldtalsperre. Sie dienen
dem Hochwasserschutz, der Trinkwassergewinnung und der Stromerzeugung.
Karlsruhe
Natur im Wald erleben
Baum des Jahres 2004: Die Weiß- oder „Edel“Tanne. Besonders starke Exemplare der seltensten
heimischen Baumart wachsen im Schwarzwald.
Die "Großvatertanne" am Waldgeschichtspfad
Freudenstadt ist die bekannteste. Weißtannen
werden bis zu 65 m hoch und 600 Jahre alt.
D
er Name „Svarzwald“ wird erstmals
im Jahr 868 in einer Urkunde des
Klosters St. Gallen erwähnt, später taucht
er latinisiert auf: „silva negra“. Der Name
ist wahrscheinlich auf die dunklen Tannenwälder, die damalige Unzugänglichkeit
und das raue Klima zurückzuführen.
Mit rund 365.000 ha Forstfläche ist das
Mittelgebirge heute die waldreichste
Landschaft in Baden-Württemberg. Im
Norden dominieren Nadelhölzer in geschlossenen Beständen, im mittleren und
v. a. im südlichen Schwarzwald sind die
Waldflächen stärker durch landwirtschaftliche Nutzflächen aufgelockert.
Die intensive Waldnutzung durch Flößer,
Köhler, Glasmacher und Harzer setzt
dem Baumbestand bis ins 19. Jh. stark
zu. Um 1800 ist die Walddichte auf einem
Tiefpunkt: Im mittleren und südlichen
Schwarzwald sind nur noch 32 %, im
nördlichen noch weniger Fläche bewaldet.
Das Königreich Württemberg und die
Markgrafschaft Baden ordnen Aufforstungsprogramme an. Das Hauptaugenmerk
gilt dabei der gesicherten Holzgewinnung:
Überwiegend werden schnell wachsende
Fichten angepflanzt. 1985 sind wieder
53 % der Fläche des Schwarzwaldes
bewaldet, 2002 bereits 75 %.
In den 80er Jahren bewegt das „Waldsterben“ die Öffentlichkeit. Zunächst
werden an Tannen Schäden registriert.
Die Krankheitssymptome greifen aber
bald auf andere Baumarten über.
Der Schwarzwald ist mit seinem großen
Nadelbaumbestand stark betroffen.
Rechts:
Die Wutachschlucht ist
seit 1939 Naturschutzgebiet. Von West nach
Ost durchwandert
man die verschiedenen
Gesteinsschichten
des Mittelgebirges.
Die aktuelle Bundeswaldinventur (2002)
rechnet für den Schwarzwald mit 150 Mio. m3
Holz. Davon sind fast die Hälfte Fichten.
Insgesamt haben Nadelbäume einen Anteil
von mehr als 80 %. Bei den Laubbäumen
dominiert die Buche (12 % des Gesamtholzbestands). Die Eiche kommt nur auf 2 %.
Für viele Naturfreunde
macht gerade die
Kombination zwischen
dunklem Tann und
weiten freien Ausblicken die Faszination
des Schwarzwalds aus.
Auf den Waldlichtungen, Kahlschlägen
und an den Waldrändern des Schwarzwaldes ist der Rote Fingerhut häufig
zu sehen. Die giftige Pflanze gedeiht am
besten auf sandigem, stickstoffhaltigem
Lehmboden.
Eine nachhaltige Forstwirtschaft orientiert
sich heute am Ausgleich der Nutz-, Schutzund Erholungsfunktionen des Waldes.
Besondere Herausforderung ist neben der
Gesunderhaltung auch die Offenhaltung
der schwarzwaldtypischen Landschaft:
Auf den landwirtschaftlich weniger genutzten Flächen breitet sich sonst schnell
Buschwerk und Baumwuchs aus.
Für den Tourismus hat der Wald große
Bedeutung. Spätestens seit der Romantik
ist er in Deutschland wichtigstes Symbol
für die Natur. Auffallend: Im Schwarzwald
verzeichnen Feriengemeinden mit einem
hohen Waldanteil die höchsten Gästezahlen.
Freiburg
Der Feldberg (1493 m)
ist der höchste Berg in
Baden-Württemberg
und eines der touristischen Highlights im
Schwarzwald.
20
„Natur erleben“ ist laut Natursoziologe
Dr. Rainer Brämer von der Uni Marburg für
90 % der Bevölkerung ein bestimmendes
Freizeit- und Urlaubsmotiv.
An der Schwarzwaldhochstraße am Schliffkopf können Touristen
auf einem 2003 eröffneten Erlebnispfad
beobachten, wie ein
„neuer“ Wald aus den
„Holzskeletten“ heranwächst, die Orkan
Lothar am 26.12.1999
im Schwarzwald hinterlassen hat.
21
Tourismus und Naturschutz
Hand in Hand
Von der Sonne verwöhnt
E
ines der wichtigsten Motive für Urlaub
im Schwarzwald ist dessen Natur. Diese
gilt es zu schützen. In Baden-Württemberg gibt es sieben Naturschutzzentren,
zwei davon im Schwarzwald, ein drittes
auf der Rheininsel Rappenwört bei
Karlsruhe. Ihre Hauptaufgaben sind die
Betreuung und Pflege der großen Naturschutzgebiete sowie die Information der
Besucher und Bewohner.
Das Naturschutzzentrum
Karlsruhe-Rappenwört
liegt idyllisch auf einer
Rheininsel, deren
westliche Seite vom
Rheinstrom gebildet
wird, die übrigen Ufer
begrenzt ein hufeisenförmiger Altrheinarm.
Das Naturschutzzentrum Nordschwarzwald
befindet sich in einer
alten Jugendstilvilla
auf dem Ruhestein.
Fast auf dem höchsten
Punkt des Schwarzwalds steht das „Haus
der Natur“, das gemeinsame Dach für das
Naturschutzzentrum
Südschwarzwald und
die Geschäftsstelle des
Naturparks Südschwarzwald.
Auch unter Anleitung
eines Försters kann
man die Natur entdecken. Professionelle
Führungen im Wald
gehören fest zum
touristischen Angebot
des Schwarzwalds.
Weinheim
Mit 375.000 ha Fläche
ist der „Naturpark
Schwarzwald Mitte /
Nord e.V.“ der größte
Naturpark Deutschlands. Der „Naturpark
Südschwarzwald e.V.“
besteht aus fünf verschiedenen Teilräumen
und umfasst eine
Fläche von 333.000 ha.
NECKARODENWALD
Mannheim
Mosbach
Leimen
RHEIN-NECKAR
Sinsheim
Bruchsal
KARLSRUHE
Karlsruhe
Bretten
Pforzheim
Gaggenau
Lehr- und Erlebnispfade sind erfolgreiche
Möglichkeiten, um
Einheimischen und
Touristen die Belange
des Naturschutzes
nahe zu bringen, wie
z.B. der ‘Wichtelpfad’
am Feldberg (unten)
und der ‘Grindenpfad’
auf der Hornisgrinde
(ganz unten).
Baden-Baden
Calw
H
Achern
Kehl
Nagold
R
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C
CALW
RASTATT
FREUDENSTAD T
K
Offenburg
N
Freudenstadt
Horb a.N.
A
ORTENAU
F R
Seit 2001 gibt es auf dem Feldberg das
„Naturschutzzentrum Südschwarzwald“.
Wie das Zentrum auf dem Ruhestein ist
es eine gemeinnützige Stiftung. Partner
sind das Land Baden-Württemberg, die
Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald,
Lörrach, Waldshut, die Gemeinde Feldberg und der Schwarzwaldverein.
Mühlacker
ENZ
Ettlingen
Rastatt
Bühl
Im Herbst 1997 wird das Naturschutzzentrum auf dem Ruhestein im Nordschwarzwald gegründet. Träger sind das
Land Baden-Württemberg, die Landkreise
Ortenau und Freudenstadt und die Kommunen Seebach, Baiersbronn und Freudenstadt.
Die Naturschutzzentren zeigen, wie sich
der Schutz der Natur und ihre Nutzung
verbinden lassen. Außerdem bieten sie
ganzjährig Veranstaltungen und Führungen
in den Schutzgebieten an. Sie haben
spezielle Programme für Schulklassen,
Kinder- und Jugendgruppen entwickelt.
Diese stellen etwa die Hälfte der Teilnehmer.
Heidelberg
Schwetzingen
Wiesloch
Das Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört existiert seit Dezember 1996 als
Stiftung, getragen vom Land Baden-Württemberg und der Stadt Karlsruhe.
Lahr
ROTTWEIL
Schramberg
Rottweil
Die Naturschutzgebiete im Schwarzwald
sind Teil der beiden Naturparke „Südschwarzwald e.V.“ (seit Feb. 1999) und
„Schwarzwald Mitte/Nord e.V.“ (seit
Dez. 2000) Naturparke sind großräumige
Gebiete, die als vorbildliche Erholungslandschaften gefördert und gepflegt
werden. In ihnen sollen Landwirtschaft,
Naturschutz, Forstwirtschaft und Tourismus in Einklang gebracht werden. Damit
unterscheidet sich ein Naturpark von
einem Nationalpark, welcher den Schutz
der Arten und ihrer Lebensräume über
den Erholungsfaktor stellt.
Im Baden-Badener Rebland mit seinen
ca. 325 ha Anbaufläche in den Orten
Varnhalt, Steinbach und Neuweier
wird hauptsächlich Riesling angebaut.
Bei einer normalen
Herbsternte liefern die
Winzer ca. 25 Mio. Kilogramm Traubengut
beim Winzerkeller in
Breisach an. Damit
zählt er zu den größten
Erzeugerkellereien
Europas.
D
as badische Rebland mit seinen
Spitzenweinen ist ein bedeutender
Teil der Ferienregion Schwarzwald und
erstreckt sich entlang der Vorbergzone am
Westrand des Gebirges. Mit 15.400 ha ist
es drittgrößtes Weinanbaugebiet Deutschlands. Der Südwesten ist klimatisch und
geografisch für den Weinanbau ideal:
Besonders sonniges Klima und große
Unterschiede in Höhen-und Bodenverhältnissen bedingen eine große Vielfalt
der Rebsorten.
Von den neun Weinanbaugebieten
Badens gehören mehr als 12.500 ha zum
Schwarzwald. Von Süd nach Nord sind
es: Markgräflerland (3032 ha), Tuniberg
(1039 ha), Kaiserstuhl (4160 ha), Breisgau (1641 ha) und Ortenau (2674 ha).
Auch ein Teil des Kraichgaus zählt im
Norden noch dazu.
Hauptrebsorten sind Blauer Spätburgunder
mit 35,8 % und Müller-Thurgau mit 20%.
Der Anteil von Grau- und Weißburgunder,
Riesling und Gutedel liegt jeweils unter
10%, Schwarzriesling, Silvaner, Gewürztraminer, Chardonnay und Kerner jeweils
unter 2%.
Der „Oberbadische Weinbauverein“ als
Badens erste Weinbauorganisation gründet
sich 1874. Mit anderen badischen Weinbauvereinigungen entsteht daraus 1913
der „Badische Weinbauverband“ in
Freiburg, der bis heute die Interessen der
Winzer vertritt. Vom Bodensee bis zur
Bergstraße gehören ihm 102 Genossenschaften mit 21.926 Einzelmitgliedern und
343 Weingütern und Weinbaubetrieben an.
Erste Winzergenossenschaften gründen
sich 1881 am Bodensee und 1908 in
Schliengen. Anfang der 50er Jahre machen
sich im badischen Rebland mehr als
100 Winzergenossenschaften Konkurrenz.
1952 entsteht in Breisach die erste
„Zentralkellerei Kaiserstühler Winzergenossenschaften“, Vorläufer des heutigen
„Badischen Winzerkeller“. Insgesamt
sind diesem Genossenschaftsverbund
heute rund 6.000 Winzerbetriebe angeschlossen.
Für die Absatzförderung badischen Weins
ist ab 1932 in Karlsruhe die „Landeswerbestelle des Badischen Weinbaus“
zuständig. 1968 wird sie in „Weinwerbezentrale badischer Winzergenossenschaften“ umbenannt.
Jährlich im Juni startet
in Vogtsburg/Oberrotweil eine „Kulinarische
Weinwanderung“
durch die Weinlagen
des Ortes. Die
Gemeinde ist Mitglied
der „Europäischen
Vereinigung kulinarischer Wanderungen“,
gegründet 1997.
Winzerfest in Eichstetten. Mehr als 90 Weinfeste werden von Mai
bis November in den
fünf Anbaugebieten
gefeiert.
EMMENDINGEN
Emmendingen
SCHWARZ WALDBAAR
VillingenSchwenningen
TUTTLINGEN
Das Markgräflerland
ist Hauptanbaugebiet
des Gutedel in Deutschland. Badenweiler
nutzt ihn zu einem
besonderen Wellnessangebot: die GutedelVinotherapie.
Donaueschingen
Freiburg i.Br.
Rhe
in
Tuttlingen
BREISGAU-HOCHSCHWARZ WALD
KONSTANZ
Singen
Radolfzell
LÖRRACH
Weil
a.R.
Lörrach
WALDSHUT
Konstanz
WaldshutTiengen
Bo
de
ns
Rheinfelden
I Z
S C H W E
Kreisgrenzen
Naturpark
Schwarzwald Mitte/Nord
22
Naturpark
Südschwarzwald
ee
Karte der badischen Weinanbaugebiete. Von den
9 Mio. Hektoliter deutscher Weinmosternte 2005
stammen 1,32 Mio. aus dem badischen Rebland.
1960 kreiert die Weinwerbewirtschaft in Baden
den Slogan „Badischer Wein – von der Sonne
verwöhnt“. Das Sonnenmännchen ist bis heute
ihr Werbeträger.
23
Bollenhut wird zum Botschafter
I
m Schwarzwald gibt es Hunderte verschiedener Trachten. „Markenzeichen“
des Schwarzwaldes ist aber weltweit die
Tracht mit dem Bollenhut – obwohl sie nur
in den drei Orten Gutach, Kirnbach und
Reichenbach im mittleren Schwarzwald
getragen wird.
Der weißgekalkte Strohhut mit bis zu
14 Wollrosen wird seit Mitte des 18. Jahrhunderts in Handarbeit gefertigt. Mädchen
dürfen die Festtagstracht mit dem roten
Bollenhut erstmals bei der Konfirmation
tragen. Schwarze Bollen tragen nur verheiratete Frauen.
In Benjamin Vautiers
„Tanzstunde“ (1868)
verzieren noch kleine
Wollrosen die Hüte.
Nach 1880 werden die
Bollen in den Bildern
der Gutacher Maler
immer größer. Die Hutmacherinnen folgen
den Darstellungen, die
Form des Bollenhuts
wird üppiger.
Als Reaktion auf die zunehmende Industrialisierung und Verstädterung im 19. Jh.
zieht es viele Künstler aufs Land. Wilhelm
Hasemann und Curt Liebich gründen 1880
die Gutacher Künstlerkolonie. Das Kinzigtal, die Schwarzwaldhöfe und die Tracht
mit dem Bollenhut werden in der Malerei
zu Motiven einer idealisierten Welt.
Luise von Preußen (1838-1913), seit 1856
Großherzogin von Baden, trägt ihrerseits
zur Popularität bei. Bei ihrer Bereisung
von Schulen, Krankenhäusern und Kinderheimen in Baden trägt sie häufig den
Bollenhut.
Wilhelm Hasemann
(*1850-†1913):
Kirchgang in Gutach ,
Gemälde von 1895.
Um die Herstellung wird bis heute ein
„Geheimnis“ gemacht. Die Hutmacherinnen
geben seit dem 19. Jh. ihr Wissen immer
nur an wenige Auserwählte weiter.
Zwischen 1911 und 1951 sollen sogar
überhaupt keine original Bollenhüte mehr
gefertigt worden sein. Der Werbewirkung
tut dies keinen Abbruch.
Anfang des 20. Jh. schmückt der Bollenhut
Postkarten und Briefmarken. Seit den 20er
Jahren taucht er verstärkt in der Tourismuswerbung auf.
Briefmarke aus den
30er Jahren. Entwurf
von Hans Retzlaff
(*1902-†1965).
Zum Symbol für den Schwarzwald wird der
rote Bollenhut spätestens mit dem 1950
ausgestrahlten Heimatfilm „Schwarzwaldmädel“.
1951 regt der Badische Staatspräsident
Leo Wohlleb an, das traditionelle Handwerk wieder zu beleben. 1952 wird beim
Heimat- und Trachtentag in Gutach der
erste neue „Original“-Bollenhut getragen.
1993 wählt der Schwarzwald Tourismusverband ein Logo mit stilisiertem Bollenhut zu seinem Markenzeichen.
Zeitschrift des
Landesfremdenverkehrsverbands
Baden (1933).
Hedwig Kaltenbach ist
eine der letzten
Bollenhutmacherinnen.
Gemeinsam mit
ihrem Mann fertigt
sie pro Jahr etwa
zwei Dutzend der bis
zu zwei Kilogramm
schweren Hüte.
24
25
Von der Schutzhütte
zum Höhengasthaus
Neben 26 Jugendherbergen vom Deutschen
Jugendherbergswerk (DJH) gibt es heute viele
Schullandheime im Schwarzwald.
Das „Schülerlandheim Luginsland“ wird 1924
auf Initiative des Freiburger Kepler-Gymnasiums
am Schauinsland eröffnet.
Der Freiburger Franz
Otto Eigler erwirbt 1866
eine Scheune am Titisee,
um daraus eine Sommerwirtschaft zu machen.
Der Gemeinderat sieht
Titisee jedoch als „eine
öde, menschenleere
Gegend, in welcher eine
Wirtschaft nicht nötig
und auch nicht lebensfähig“ sei – und lehnt
ab. Schließlich darf
Eigler doch bauen: 1873
entsteht das „TitiseeHotel“.
Kaiserliche Postagentur
und Restauration
Zur Post in Altglashütten (1905).
Vier Ansichten vom
1866 eröffneten
Belchenhaus
(Postkarte von 1906).
R
eisende benötigen Unterkünfte.
Deshalb entstehen im Schwarzwald
schon früh Gast- und Schankwirtschaften
entlang der wichtigen Handelswege. In
Hinterzarten etwa ist schon 1446 der
„Adler“ belegt.
Im 19. Jh. werden wegen der zunehmenden
Sommerfrischler Wirtshäuser erweitert
und neue Gasthäuser errichtet. Aus einfachen Bauernwirtschaften werden Ferienpensionen. Zwischen 1871 und 1900
registriert die Badische Statistik 1438
neue Gasthäuser. 1907 gibt es bereits
6071 Hotels und Gasthäuser in Baden.
Die Pensionen und Gasthöfe für Urlauber
entstehen zunächst in den Höhenlagen.
1863 schließen sich 20 Menzenschwandener zusammen, um ein Kurhaus
auf dem Feldberg zu errichten:
Der „Feldberger Hof“ eröffnet
im Juni 1864 mit 20 Betten in
18 Fremdenzimmern. Ebenfalls
1864 wird das Wirtshaus auf
dem Ruhestein eröffnet, 1866
das „Belchenhaus“.
Ab etwa 1880 bauen die meisten Höhengasthäuser aus, um
der gestiegenen Nachfrage gerecht zu
werden. Jetzt entstehen Pensionen auch
in Tallagen. Die seit 1853 bewirtschaftete
Blockhütte am Mummelsee wird 1893
zum „Schwarzwald-Kurhotel“ umgebaut.
Gasthofbesitzer und Hoteliers schließen
sich seit 1885 zu verschiedenen Werbegemeinschaften zusammen. Davon profitiert
der Fremdenverkehr.
1920 werden schließlich vom Jugendherbergswerk in Baden die ersten Unterkünfte
in Gengenbach, Lahr, Villingen, Falkau
und am Feldberg eröffnet. 1921 gibt es
schon 31 badische Jugendherbergen, sie
verzeichnen 18.706 Übernachtungen.
Der Gasthof Ruhestein
1895 vor seinem
Ausbau zur Pension.
77 Jahre später fällt er
der Hotelkrise zum
Opfer: Immer mehr
Hoteliers haben
Probleme, ihr Haus an
Nachfolger zu übergeben. 1972 wird der
gesamte Gebäudekomplex abgerissen.
Gasthof und Pension Bad Eisenbach,
als Postkarte an die Ehefrau nach
England gesendet: „… is a guest
house in the Black forest a real great
place 230 years old. Best of Love,
Leo“ (nach 1935).
Mit der Zunahme des Kutschverkehrs
durch den Schwarzwald eröffnen an den
Steigen im 17. und 18. Jh. neue Gasthäuser,
die auch Vorspanndienste anbieten.
Ab 1912 erwerben und errichten die
Naturfreunde Baden Naturfreundehäuser.
1913 beschließt auch der Schwarzwaldverein, preiswerte Herbergen für Schüler,
Studenten und junge Wanderer zu schaffen.
Der 1864 eröffnete
Feldberger Hof wird
1904/05 aufgrund
steigender Gästezahlen
auf 230, 1910 auf
300 Betten vergrößert
(Postkarte von 1911).
26
Turbulente Zeiten für die Gastgeber
Dank der englischen
Kurgäste ist Titisee um
eine Attraktion reicher:
1933 wird beim
Schwarzwaldhotel eine
moderne Tennisanlage
mit zwei Plätzen eingeweiht.
I
n der Weimarer Republik ist der Urlaubsanspruch für viele Arbeitnehmer gesetzlich geregelt. Jetzt reisen auch einkommensschwächere Gruppen. Gleichzeitig
verarmen vermögende Schichten als Folge
der Inflation. Übernachtungen in Hotels
und gewerblichen Betrieben gehen zurück.
Privatquartiere, Ferien- und Erholungsheime
sind jedoch sehr gefragt. 1925 stellen
121 Erholungsheime mit 9141 Betten etwa
die Hälfte aller Hotelbetten in Baden.
Erst die Weltwirtschaftskrise 1929 führt
zu einem Einbruch der in den 20er Jahren
kontinuierlich gestiegenen Gästezahlen.
Ab 1934 steigen sie wegen der Reisen der
NS-Organisation „Kraft durch Freude“
wieder an – in Titisee innerhalb eines
Jahres um 22,5 % auf 16.354 Gäste bzw.
um 37,5 % auf 65.916 Übernachtungen.
Allerdings erzwingt die KdF von den
Gastgebern so niedrige Preise, dass der
Landesfremdenverkehrsband Baden (vergeblich) beantragt, KdF-Reisen in die
Nebensaison zu verlegen, weil die Gastgeber ohne die voll zahlenden Urlaubsgäste nicht überlebensfähig seien.
Im 2. Weltkrieg werden viele Hotels für
„Bombengäste“ oder als Lazarette
genutzt. Der badische Verband weist aber
darauf hin, dass alle Orte – wenn auch in
eingeschränktem Umfang – nach wie vor
Feriengäste aufnehmen.
Nach dem Krieg beschlagnahmen die
Siegermächte vor allem Spitzenhotels.
Dennoch erreichen die Gästezahlen in der
Bundesrepublik 1950 schon wieder 62 %,
im Schwarzwald und am Bodensee sogar
82 % des Vorkriegsstandes. Wegen der
starken Nachfrage werden beschlagnahmte Betten wieder freigegeben – 1950 z. B.
der Feldberger Hof mit 240 Betten. 1952
registriert man im Verbandsgebiet bereits
700.000 Fremdenübernachtungen
mehr als vor dem
Krieg.
Angeln, Boot fahren,
Wasserski, Wellenreiten
und Gästeanimation:
Titisee bietet seinen
Gästen in den 30er
Jahren ein abwechslungsreiches Ferienprogramm.
Mit einem dünnen
Gastgeberverzeichnis
nimmt der Tourismus
im Schwarzwald 1949
einen neuen Anlauf.
„Glückhaft gefügt“
hat es sich dann schon
1950: Schwarzwald
und Bodensee erholen
sich schneller als andere deutsche Ferienregionen vom Krieg.
Der württembergische Nordschwarzwald wirbt 1958 gemeinsam
mit den anderen schwäbischen
Ferienregionen um Gäste.
27
Neue Ansprüche
ans Feriendomizil
M
itte der 50er Jahre werden eilig neue
Hotels gebaut und Gästezimmer
eingerichtet: 1953 gibt es im Verbandsgebiet 30.827 Betten in gewerblichen
Betrieben und 8.944 Betten bei privaten
Vermietern. Drei Jahre später sind die
Hotelbetten auf 38.061, die privaten sogar
auf 20.061 angestiegen.
Parallel zur rasanten Zunahme an Privatzimmern, erfreut sich in den 50er Jahren
Campingurlaub steigender Beliebtheit.
Die ersten Campingplätze entstehen
bereits Anfang des 20. Jh., doch jetzt
kommt ihre große Zeit: So nehmen z. B.
auf den Campingplätzen in Kirchzarten
und Rotenfels/Murgtal die Übernachtungszahlen allein 1956 um 50 % zu.
Vom einfachen Zelttouristen zum voll ausgerüsteten Caravanbesitzer: Camping hat
sich von der Nachkriegszeit an zu einer
immer komfortableren
Urlaubsform entwickelt.
„Ungebundene“ Unterkunftsformen, die
dem Gast eine Privatsphäre ermöglichen,
sind gefragt. Ferienwohnungen und
Appartements werden gebaut: Das erste
Appartementhotel des Schwarzwaldes
entsteht in Todtnauberg.
Urlauber im HotelGasthof „Engel“ in
Horben um 1970.
Innerhalb von zehn Jahren steigt die
Bettenkapazität bis 1962 um fast 50 %
auf etwa 85.000 Betten, davon 30.000 in
Privatunterkünften. Zugleich geht die
durchschnittliche Auslastung kontinuierlich
zurück: bei gewerblichen Vermietern auf
52,5 %, bei privaten auf 25,3 %.
Übernachtungen in der Ferienregion Schwarzwald (2005):
Die amtliche Statistik erfasst seit 1982 nur die Übernachtungen in gewerblichen Betrieben mit mindestens 9 Betten. Im Schwarzwald kommen nach
verschiedenen Berechnungen zu den 18,6 Mio. erfassten Übernachtungen
etwa 10 Mio. Übernachtungen bei Verwandten und Freunden und bei
kleinen Privatvermietern dazu.
Privatunterkünfte / 36,2%
Hotels, Gasthöfe,
Pensionen / 37,8%
Vorsorge- und
Reha-Kliniken / 11,9%
10 Mio.
(geschätzt)
Ferienzentren,
Fewo, FeHaus / 3,4%
Campingplätze / 4,3%
Jugendherbergen, Hütten / 11,9%
Vom Schwarzwaldbauernhof zum
großen Ferienhotel mit
Wellnessbereich: 1972
als „Höhenpension
Cafe Schwarzbauernhof“ eröffnet, verfügt
das Elztalhotel in
Winden heute über
150 Betten.
28
Erholungs-, Ferienheime / 3,9%
In der Saison 73/74 verlieren erstmals seit
den 50ern die großen Hotels wieder Gäste,
in vielen Betrieben gelingt die Übergabe
an eine jüngere Gastgebergeneration nicht.
Ferienhäuser, Appartements, Pensionen
und kleinere Hotels melden dagegen
„gute Belegung“. Seit 1975 nimmt die
durchschnittliche Aufenthaltsdauer von
6,8 Tagen auf 3,1 Tage in 2005 ab.
Das „Hotelsterben“ in den 80er Jahren
trifft dann besonders die kleinen und mittelständischen Häuser: Von 4807 Betrieben
im Jahr 1981 bleiben zehn Jahre später
3919 Betriebe übrig. Im gleichen Zeitraum steigen jedoch die Übernachtungen
von 20,5 Mio. auf 21,3 Mio.
Seit 1994 kann sich der Gast anhand von
Sternen über Qualität und Ausstattung
von Privatzimmern und Ferienwohnungen
informieren. Seit 1996 gibt es Sterne
für Hotels, seit 2000 für Campingplätze
und seit Juli 2005 auch für Gasthöfe und
Pensionen.
Erst nach 1945 etabliert sich „Urlaub auf dem
Bauernhof“. Ab den 60er Jahren wächst die
Nachfrage stark. 1972 stellt die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) einheitliche
Kriterien für das Gütesiegel „Urlaub auf dem
Bauernhof“ auf.
Sternstunden für Genießer
Die Poppelmühle nahe Enzklösterle
im Nordschwarzwald: Aus der Vesperstube wird 1820 das "Gasthaus
zum Hirsch". Gekocht wird in der
historischen Küche mit Kohleherd
und Holzbackofen.
Bauernvesper
im Glottertal
D
ie Ferienregion Schwarzwald hat einen
guten Ruf bei Gourmets, Genießern
und Freunden der regionalen Küche.
Seit 17 Jahren führt Harald Wohlfahrt die
Riege der besten deutschen Köche an.
Der Drei-Sterne-Koch der „Schwarzwaldstube“ im Hotel Traube Tonbach, seine
Kollegen Claus-Peter Lumpp vom Restaurant „Bareiss“ und Jörg Sackmann vom
„Gourmetrestaurant Schlossberg“ bescheren allein Baiersbronn bei Freudenstadt sechs Gourmet-Sterne.
Das Trio der Sterneköche in
Baiersbronn – die Gemeinde
mit den meisten Sternen:
C. P. Lumpp, H. Wohlfahrt
und J. Sackmann (v.l.n.r.).
Aus sechs Restaurantführern (Aral,
Feinschmecker, Gault Millau, Marcellino,
Michelin und Varta) ermittelt die Zeitschrift „Capital“ jedes Jahr die 100 besten
Restaurants. Baiersbronn ist mit vier
Häusern im "Capital-Gourmet-Kompass
2006" (Plätze 1, 6, 27, 82) wieder die
unangefochtene Gourmet-Hauptstadt
Deutschlands. Insgesamt sind elf
Schwarzwälder Häuser in der Bestenliste
vertreten.
Seit 1996 wird das Projekt „Schmeck den
Süden“ vom Land Baden-Württemberg,
dem Hotel- und Gaststättenverband
Baden-Württemberg e.V. (DEHOGA) und
der CMA (Centrale Marketing-Gesellschaft
der deutschen Agrarwirtschaft mbH)
unterstützt. Bislang beteiligen sich
81 Schwarzwälder Gastronomen, die sich
damit zur Verwendung regionaler Produkte
verpflichten.
Bei der Erlebnisgastronomie verbindet
sich die Mahlzeit mit einem historischen
oder regionaltypischen Motto. Ob Weinbergsafari, Rittermahl, Schlemmen mit
dem Nachtwächter oder barocke Tafelfreuden im Schloss – insbesondere Gruppen nutzen diese Angebote. Vesperhütten
und Straußwirtschaften sind eine Abwechslung bei Wanderungen, Radtouren
oder Ausflügen.
Winzer bieten eigenen
Spätburgunder, Riesling,
Gutedel oder Neuen
Süßen in ihren Straußenwirtschaften an. Der
Ausschank darf an
maximal vier Monaten
im Jahr erfolgen.
Ganz links:
16 Hof-Käsereien haben
sich im Naturpark
Südschwarzwald zur
Werbegemeinschaft
„Käseroute“ zusammengeschlossen.
Sie ist das Aushängeschild für die ganze
Region und wird doch
immer wieder anders
gebacken: die Schwarzwälder Kirschtorte.
29
Gesunder Schwarzwald
Kurorte in Not
Das „Sanatorium Wehrawald“ wird 1901 eingeweiht. Vor allem an Lungentuberkulose Erkrankte
erholen sich in Todtmoos, darunter viele vermögende Patienten aus dem damals zaristischen
Russland. Das alte Gebäude wird durch eine
moderne Klinik ersetzt und 1979 abgerissen.
D
ie Kur-Fördermaßnahmen und das
Rentenregelungsgesetz 1957 sorgen
bis Mitte der 60er Jahre für einen Boom
in den Schwarzwälder Kurorten. Kliniken
und Kurzentren werden ständig erweitert
und neu gebaut.
I
Im Mittelalter wird in der Quelle
selbst, in nicht überdachten Becken
oder Badkästen in Badherbergen
gebadet. Badherbergen sind oft
genau über der Quelle errichtet,
so dass das warme Wasser direkt in
die Wanne fließen kann.
Grüße direkt aus dem
Behandlungszimmer:
Kurpostkarten um die
Jahrhundertwende.
Zeitungsanzeige von
1912. Besonderen Wert
legen die annoncierenden Hotels auf die
Feststellug, dass sie
„keinerlei Entlohnung
an Kutscher oder
Dienstleute˝ verabreichen, „und bitten
deshalb die geehrten
Reisenden, sich in der
Wahl ihrer Wohnung
nicht beeinflussen zu
lassen˝.
Rechts:
Das Schwarzwaldhotel
in Titisee als Reservelazarett im Zweiten
Weltkrieg.
Ganz rechts:
Das Thermalbad
Badenweiler auf einer
Postkarte von 1953.
30
m Schwarzwald bauen die Römer schon
vor 2000 Jahren Thermen. Doch bereits
die Kelten dürften die Quellen in BadenBaden und Badenweiler genutzt haben.
Die letzten Schwarzwälder Heilquellenfunde gelingen eher zufällig auf der Suche
nach Erdöl und anderen Bodenschätzen
1911 in Bad Krozingen und 1952 bei Bad
Bellingen. Die jüngsten Quellen werden
1974 in Waldbronn erbohrt.
Heute sind Heilbäder und Kurorte wesentlicher Bestandteil des touristischen
Angebotes: Sie stehen für etwa 16 % aller
Gästeankünfte und mehr als 30 % der
Übernachtungen in Deutschland. BadenWürttemberg ist das heilquellenreichste
Bundesland. Die meisten Heilbäder
liegen im Schwarzwald. Die räumliche
Konzentration der Quellen im Norden und
in der Mitte bringt eine starke Konkurrenz
der Angebote. Neben den 14 Heilbädern
sind im Schwarzwald 18 weitere Kurorte
staatlich anerkannt. Die meisten sind
Heilklimatische Kurorte, die sich durch
ihre reine Luft und nebelarme Lage zur
Kur eignen.
Zu Beginn des 20. Jh. verändert die
Sozialgesetzgebung die Gästestruktur in
den Kurorten. Während die Kur bis zum
19. Jh. eher ein gesellschaftliches Ereignis
für Bürgertum und Adel war, erlauben
„Kuren auf Krankenschein“ nun auch
ärmeren Schichten einen Aufenthalt.
Im Nationalsozialismus kommen viele
Gäste mit der Organisation „Kraft durch
Freude“ in die Kurorte. Während des
2. Weltkriegs bringt man Soldaten und
Versehrte in den Kurorten im Schwarzwald
unter. Nach dem Krieg beschlagnahmen
die Siegermächte die Bäder. Im Oktober
47 geben die Franzosen Bad Krozingen
als erstes Bad im Südwesten wieder frei,
Bad Dürrheim folgt 1949, Baden-Baden
1950.
In der jungen Bundesrepublik werden
der Ausbau von Kuranlagen und Ortsinfrastrukturen sowie der Neubau von
Kurkliniken gefördert. Das Kurwesen wird
zum Instrument der Regionalförderung
in strukturschwachen Gebieten.
1963 entfallen gut 5 Mio. Übernachtungen
(35,8 %) im Verbandsgebiet auf Heilbäder,
Heilklima- und Kneippkurorte. Weitere
7,7 Mio. Übernachtungen (54,7 %) werden
in den Luftkurorten gezählt, dagegen nur
1,3 Mio. Übernachtungen (9,5 %) in den
übrigen Erholungsorten und Freiburg.
Das Friedrichsbad in Baden-Baden:
1877 eröffnet, vereint es römische
Badekultur mit unterschiedlich
warmen Thermalbädern und irische
Badetradition mit ihren Heißluftbädern.
Der erste Dämpfer kommt 1965 mit der
Einführung des Verschreibungszwanges
für Heilmittel. Weitere gesetzlich geregelte
Sparmaßnahmen in den 70ern und 80ern
führen zu erheblichen Rückgängen in den
Kurorten. Die deutlichsten Einbrüche
bringt die 1. Stufe der Gesundheitsreform
1989: Innerhalb eines Jahres verlieren die
Heilbäder und Kurorte rund 1,4 Mio. Übernachtungen. Noch dramatischer sind die
Rückgänge bei Anwendungen und Heilmitteln.
Ab 1993 (2. Stufe) erhöhen sich auch die
Zuzahlungen zu den stationären Kosten
schrittweise. 1997 (3. Stufe) wird das
Intervall für Wiederholungskuren auf vier
Jahre hochgesetzt, die Behandlungsdauer
auf drei Wochen reduziert, Kuren dürfen
vom Urlaub abgezogen werden. Die Heilbäder verzeichnen daraufhin einen weiteren Übernachtungsrückgang von 20 %,
Kurkliniken von 27 %.
Blick auf das moderne
Kurhaus in Badenweiler, kurz nach der
Eröffnung 1972.
Auf die 4. Stufe der Gesundheitsreform
2004 folgen noch einmal Rückgänge in
den Sanatorien und Kurkliniken. Schon
seit Mitte der 70er Jahre versuchen die
Heilbäder den Abwärtstrend mit Marketingmaßnahmen zu stoppen. Erfolge
stellen sich schließlich in den 90ern mit
Wellness-Angeboten ein. Der Heilbäderverband vergibt seit 2004 das Gütesiegel
„Wellness im Kurort“. In Baden-Württemberg werden klassifizierte Hotels außerdem mit „Wellness-Stars“ ausgezeichnet.
34 von 42 Wellness-Hotels und acht von
zwölf ausgezeichneten Thermen liegen im
Schwarzwald.
Im „Storchengang“
durchs kalte Wasser:
Kneippen soll nach
seinem Erfinder (Sebastian Kneipp, 18211897) der Abhärtung
und Heilung dienen.
Entspannung in
den Thermen von
Bad Herrenalb.
Bei Ayurveda-Anwendungen soll der Körper
entgiftet und das seelische Gleichgewicht
gestärkt werden. Die
altindische, ganzheitlich ausgerichtete
„Wissenschaft vom
Leben“ führt Gesundheitsstörungen nämlich
auf blockierte Energieströme im Körper
zurück.
31
Wegbereiter des Schwarzwaldtourismus
Mit der Eisenbahn in den Schwarzwald
Ansicht des alten Ravennaviadukts : Das bedeutendste
Brückenbauwerk der Höllentalbahn muss 1927 erneuert
werden. Eine Betonkonstruktion
mit neun Bögen ersetzt die
ursprüngliche Fachwerkbrücke.
A
In den ersten Jahrzehnten herrscht eine
wahre „Turmbauwut“:
Bis 1914 errichtet der
Schwarzwaldverein
62 Aussichtstürme im
Schwarzwald.
Der Büchenbronner
Aussichtsturm wird im
Jahre 1884 erstellt,
der 1910 erbaute
Hornisgrindeturm
(ganz rechts) wird
2005 renoviert und mit
einer gläsernen Aussichtskanzel versehen.
1902: Einweihung
der Schutzhütte am
Herrenwieser See bei
Forbach.
m 18. Juni 1864 wird in Freiburg von
Industriellen und Gastwirten der
„Badische Verein zum Zweck, den Schwarzwald und seine angrenzenden Gegenden
besser bekannt zu machen“ gegründet.
Er ist damit der älteste der deutschen
Gebirgs- und Wandervereine. Vorrangig
geht es darum, die Städter an die Natur
heranzuführen und den Schwarzwald zu
erschließen. Ab November 1867 nennt er
sich kurz „Badischer Schwarzwaldverein“.
Seine Aufgaben sind das Anlegen und
Pflegen von Wanderwegen und der Bau
von Aussichtsanlagen, Schutzhütten,
Ruhebänken. Er veröffentlicht Wanderkarten, Pflanzenführer, Reisebeschreibungen,
Erzählungen, Gedichte und Reiseführer.
1865 erscheint der „Neueste Schwarzwaldführer“ von Dr. Carl Wilhelm Schnars.
Damit soll der Schwarzwald neben der
viel bereisten Schweiz als Wanderregion
positioniert werden.
1884 gründet sich in Stuttgart der
„Württembergische Schwarzwaldverein“,
1934 schließen sich beide Landesorganisationen zum „Schwarzwaldverein“ mit
Sitz in Freiburg zusammen.
1887 richtet der Schwarzwaldverein eine
erste Auskunftsstelle für Einheimische
und Touristen in Freiburg ein.
Schwarzwaldvereinsmitglieder bei der Beschilderung, um 1925.
Ehrenamtliches Engagement zeichnet den
Verein noch heute aus:
Mehr als 23.000 km
markierte Wanderwege
werden betreut.
Frühe Wegebauprojekte des Vereins sind
Westweg (1900), Mittelweg (1902) und
Ostweg (1904). Sie sind heute noch die
bedeutendsten der 16 Fernwanderwege
des Schwarzwaldvereins.
Im zunehmenden Fremdenverkehr sieht
der Schwarzwaldverein jedoch bald eine
Gefahr für die Natur. Nach dem 1. Weltkrieg widmet er sich verstärkt Naturschutz
und Heimatpflege.
Heute ist der Schwarzwaldverein nach
dem Schwäbische Albverein mit mehr als
90.000 Mitgliedern in 241 Ortsgruppen
der zweitgrößte deutsche Wanderverein.
D
ie Erschließung der Ferienregion
Schwarzwald ist fest mit dem Eisenbahnbau verbunden. Dieser wird 1838 im
Großherzogtum Baden gesetzlich geregelt.
1843 führt die Bahn von Heidelberg nach
Karlsruhe, 1845 bis Freiburg.
Bereits 1846 gibt es Pläne für die eisenbahntechnische Erschließung des Schwarzwaldes. Doch erst am 10. November 1873
wird die von Robert Gerwig geplante
Badische Schwarzwaldbahn von Offenburg
nach Singen (149 km) in Betrieb genommen. Dort trifft sie auf die Hochrheinbahn
nach Konstanz. Die Streckenführung
zwischen Hornberg und St. Georgen gilt
als besondere Ingenieurleistung: Die
Bahn überwindet die 11 km Luftlinie und
448 Höhenmeter mit 39 Tunneln, einem
Viadukt und einer Doppelschleife auf
insgesamt 29 Schienenkilometern.
Ähnlich schwierig gestaltet sich aufgrund
der Höhenunterschiede der Bau der
1887 eingeweihten Höllentalbahn. Auch
zwischen Freiburg und Neustadt wird
schließlich Gerwigs Konzeption verwirklicht. 1901 wird die Bahn bis Donaueschingen weitergeführt.
Kurios ist die Geschichte der Murgtalbahn:
An der 58 km langen Strecke Rastatt –
Freudenstadt plant und baut man rund
70 Jahre. Doch Baden und WürttembergHohenzollern können sich nicht auf ein
gemeinsames Bahnkonzept einigen.
Bei Schönmünzach verläuft die Grenze
zwischen beiden Staaten. Schließlich baut
Programm:
Ideenreicher Bahningenieur:
Robert Gerwig (1820-1885).
Die kolorierte Postkarte der
Höllentalbahn zeigt das Nebeneinander von Postkutsche und
Bahn zu Beginn des 20. Jh.
man aus zwei Richtungen auf die Grenze
zu. 1928 ist die Bahn fertig gestellt. Doch
an der Grenze müssen noch lange Lokomotive und Personal gewechselt werden.
Bereits 1868 erschließt die württembergische Enztalbahn von Pforzheim nach
Wildbad den Schwarzwald für Kurgäste.
Der Tourismus profitiert überhaupt vom
Eisenbahnbau. Deshalb werden in den
20er und 30er Jahren des 20. Jh. weitere
Strecken eröffnet: die Dreiseenbahn von
Titisee nach Seebrugg (1926), die Renchtalbahn von Appenweier nach Bad Peterstal
(1926) und Bad Griesbach (1933).
Heute ist die Bahn aus dem touristischen
Angebot des Schwarzwaldes nicht mehr
weg zu denken: Schwarzwald-Ticket,
Regio-Tickets, Schönes WochenendeTicket, KONUS-Gästekarte, BadenWürttemberg-Ticket – Kommunen und
Verkehrsverbünde lassen sich für Tourismus und Freizeit einiges einfallen.
Illustrator 5.5/Macintosh
Datei: Bahnlinien-Netzkarte
Dateiformat:
eps
Farben: 4 c (Euroskala)
Schrift:
Futura Condensed (beigefügt)
Der Schwarzwald – und so erreichen Sie ihn mit den Qualitätszügen IR/IC/ICE
Norddeich
Emden
Osnabrück
Münster
Köln
IR »Höllental« Norddeich - Seebrugg
IR »Bodensee« Hamburg - Konstanz und
IR »Schwarzwald« Hannover - Konstanz
weitere IR-Strecken (2-Std.-Takt)
IC-/ICE-Strecken (1- oder 2-Std.-Takt)
RE (RegionalExpress), RB (RegionalBahn)
Dresden
Leipzig
Berlin
Halle
Erfurt
Hamburg
Bremen
Berlin
Koblenz
Frankfurt
Hbf.
Frankfurt
Flughafen
1955 lösen Dieselloks
die Dampfloks ab. Ab
1972 wird die Schwarzwaldbahn elektrifiziert:
Damit Stromabnehmer
und Oberleitung durch
die Tunnel passen,
muss die Trasse einen
halben Meter tiefer
gelegt werden.
© STV/hoyerdesign grafik gmbh
Mainz
Darmstadt
LUXEMBURG
Trier
Kaiserslautern
Mannheim
Heidelberg
Saarbrücken
Nürnberg
Hof
Chemnitz
Dresden
Bruchsal
Karlsruhe
Ansbach
Pforzheim
Bad Herrenalb
Gaggenau
Baden-Baden
Ittersbach
Bad
Wildbad
Oberkirch
Offenburg
Bad
Peterstal
Gengenbach
Lahr
Seelbach
Seewald
Klosterreichenbach
Pfalzgrafenweiler
Baiersbronn
Hochdorf
Dornstetten
Freudenstadt
Lossburg
Alpirsbach
Schiltach
Wolfach
Hausach
Schramberg
Schuttertal
Hornberg
Riegel Bf.
Elzach
Tennenbronn
Schonach
Triberg
Winden
Königsfeld
Gutach
Schönwald
St. Georgen
Waldkirch
SimonsVöhrenwald
bach
St. Peter
Schwenningen
St. Märgen
Furtwangen
Villingen
Breitnau
Immendingen
Kirchzarten
Neustadt
HinterTitisee
Donauzarten
Bad Krozingen
Staufen
eschingen
FeldbergLenzkirch
UnterBärental
Sulzburg münstertal
Müllheim
Bonndorf
Wieden Todtnau
Schluchsee
Singen
Badenweiler
(Hohentw)
MenzenSchönau
Seebrugg
Bad Bellingen
schwand
Kandern
Grafenhausen
Zell
St. Blasien
(Wiesental) Todtmoos
Schaffhausen
Höchenschwand
Schopfheim
Bahlingen
Regensburg
München
Salzburg
Wien
Böblingen
Nagold
Zahlreiche Bahnlinien erschließen
heute den Schwarzwald. Grafik aus
dem STV-Ferienmagazin von 2002.
Herrenberg
Waldachtal
Bad
Griesbach
Bad RippoldsauSchapbach
Biberach
Calw
Schönmünzach
Endingen Riegel Ort
Sasbach
Eutingen im Gäu
Tübingen
Horb
Sulz
Oberndorf a.N.
Emmendingen
Vogtsburg
Breisach
Denzlingen
Rottweil
Ihringen
Weil a.Rh.
Lörrach
Bad Säckingen
Rheinfelden
Laufenburg
Waldshut-Tiengen
Zürich
Ganz links:
Plakat der Reichsbahndirektion
Stuttgart, 1938.
Ulm
München
Freiburg
Basel
Bad. Bahnhof
32
Oppenau
Ulm
Bad Teinach
Forbach-Gausbach
Ottenhöfen
Kappelrodeck
Appenweier
Seit 2000 kümmert sich der Schwarzwaldverein um eine neue
einheitliche Wegebeschilderung. Die Schilder gliedern sich in
ein Standortfeld mit Höhenangabe, daneben befinden sich
mindestens ein Nahziel, zwei Mittelziele und ein Fernziel,
jeweils mit Kilometerangabe. Piktogramme als Hinweise für
Einkehrmöglichkeiten, Bus und Zug ergänzen die Information.
Bühlertal
Sasbachwalden
Achern
Kehl
Paris, Straßburg
Stuttgart
BadLiebenzell
Dobel
Gernsbach
Bühl
FRANKREICH
Aalen
WaldbronnReichenbach
Rastatt
Tuttlingen
Ludwigshafen
(Bodensee)
Radolfzell
Überlingen Mitte
B
Konstanz
o
d
e
Friedrichshafen
n
s
e
e
Lindau
SCHWEIZ
ÖSTERREICH
33
Der Weg in den
Urlaub
Fahrplan der ‘MotorwagenGesellschaft, G.m.b.H.
St. Blasien’ von 1909. Neben den
Abfahrzeiten enthält er bereits
Routenkarten, Hotelanzeigen und
einen Reisebericht:
„Ist’s nicht zu kühl gewesen? frägt
der Nachbar Wagenführer beim
Aussteigen an der Wartehalle.
O, was fragt man bei solcher Fahrt
darnach! Schade nur, daß es schon
ein Ende hat.“
Ungeteerte Straßen,
harte Vollgummireifen
und luftige Wagen: Für
die ersten Busreisenden war eine Schwarzwaldfahrt beschwerlich
(Postkarte 1904).
Höhenwagen-Ausflugsfahrten erfreuen
sich besonders in den
20er und 30er Jahren
großer Beliebtheit.
Ein Stück alter Reisekultur: Nachdem früher die
Postkutsche regelmäßig zwischen Murg und
Herrischried verkehrte, ist es heute noch immer
möglich, sich auf Teilstrecken dieses Gebietes
chauffieren zu lassen. Die Tour ist ca. 15 km lang.
E
rste Aufzeichnungen über das Straßennetz in der Region stammen von den
Römern. Ihre Straßen queren den Schwarzwald durch das Kinzigtal über Villingen
nach Rottweil.
Straßen für Autowanderer
Im 14. Jh. führen bereits drei Handelsstraßen durch den Schwarzwald: von Kehl
über den Kniebis nach Horb, von Offenburg über Villingen nach Rottweil und
von Breisach über Freiburg und Urach
nach Donaueschingen. Die Bohlen- oder
Karrenwege sind nur etwa 1,2 m breit
mit Steigungen bis zu 35 %.
Im 17. Jh. müssen die Straßen für die
schweren „Landkutschen“ mit sechs
Reisenden und bis zu 60 Zentnern Last
ausgebaut werden. Ab 1631 sind sie
per Gesetz 1,8 m breit, ab 1700 schon
2,3 m (heute: mind. 7,5 m).
Seit 1760 führt eine Postkutschenlinie auf
der Römerstraße durchs Kinzigtal nach
Villingen. 1869 können Reisende die Linie
von Titisee nach Schluchsee und 1872
weiter nach St. Blasien nutzen.
Nach 1846 gilt das Hauptaugenmerk
jedoch dem Eisenbahnbau. Erst mit der
Erfindung des Kraftwagens Ende des 19. Jh.
beginnt die Renaissance des Straßenbaus.
Ab 1904 gibt es erste Omnibuslinien im
Schwarzwald: Titisee – St. Blasien, Freiburg – Schauinsland – Todtnau, Denzlingen – Glottertal, Staufen – Münstertal,
Breisach – Schallstadt. Wegen der
schlechten Straßen, den hohen Kosten
und den geringen Einnahmen geben die
meisten Betreiber bald auf. Erst in den
20er Jahren fahren Omnibusse auch
abgelegenere Orte an. Außerdem beginnt
die einheitliche Straßenbeschilderung im
Schwarzwald.
1923 werden „Nur-Auto-Straßen“ projektiert. 1933 wird eine Autobahn von Hamburg nach Basel geplant, der Bau endet
1937 in Karlsruhe, 1938 in Pforzheim.
Erst 1962 wird die Straße bis Basel fertig
gestellt.
I
n den 20er Jahren des 20. Jh. wird das
„Autowandern“ immer beliebter. 1930
wird die 65 km lange „SchwarzwaldHochstraße“ von Baden-Baden über Bühlerhöhe, Schliffkopf, Kniebis bis Freudenstadt bereits unter dem Aspekt der touristischen Erschließung der Region gebaut.
Weitere touristische Routen folgen nach
dem Krieg. Sie nutzen allerdings vorhandene Straßen und dienen stärker der
Vermarktung der Ferienregion unter
einem Themenaspekt.
1954 wird die 160 km lange „Badische
Weinstraße“ von Baden-Baden durch die
Ortenau, den Breisgau mit Anschluss an
Kaiserstuhl und Tuniberg und durch das
Markgräfler Land nach Basel ausgeschildert.
1960 führt die „Schwarzwald Tälerstraße“
ab Rastatt mehr als 100 km weit durch die
Täler von Murg und Kinzig nach Alpirsbach.
Als Zeichen der wiedererstandenen
deutsch-französischen Freundschaft schildern 15 Orte beiderseits des Rheins 1960
die „Route Verte“ aus. Sie führt 230 km
weit von Titisee-Neustadt über Freiburg
und Breisach durch die Vogesen nach
Gérardmer und weiter bis nach Contrexéville. 1998 wird parallel zur „Grünen
Straße“ eine Fahrradroute angelegt.
Ab 1970 verbindet die „Schwarzwald
Bäderstraße“ als 270 km langer Rundkurs
ab Pforzheim die Heilbäder und Kurorte
im nördlichen Schwarzwald.
1981 bildet sich die Interessengemeinschaft „Panoramastraße“ und schildert
die 70 km lange Strecke von Hinterzarten,
über Breitnau, St. Märgen, St. Peter und
den Kandel nach Waldkirch aus.
Sehen und gesehen werden:
der Titisee als beliebte Foto-Kulisse
für Auto- und Motorradtouristen
in den 30ern.
34
Werbeschriften für
touristische Straßen
im Schwarzwald aus
fünf Jahrzehnten,
vom Faltblatt für die
Badische Weinstraße
von 1958 bis zum
aktuellen Prospekt
der Deutschen Uhrenstraße.
Die fünf Fachwerkstädte Calw, Altensteig, Dornstetten,
Schiltach und Haslach sind Mitglieder
der „Deutschen
Fachwerkstraße“. 1990 ins Leben gerufen,
führt sie über verschiedene Teilstrecken
von der Elbe bis an den Bodensee.
Die jüngste touristische Autoroute im
Schwarzwald ist die „Deutsche Uhrenstraße“, eröffnet 1992. Der Rundkurs
führt von Villingen-Schwenningen über
320 km durch 30 Gemeinden, die für die
Schwarzwälder Uhrentradition stehen.
Ganz links:
Die Weinorte entlang
der Badischen Weinstraße bieten Traktorfahrten in die Reben,
Weinwanderungen und
Winzervesper an.
Links:
Schiltach, Fachwerkstadt im Kinzigtal im
mittleren Schwarzwald. Das älteste Fachwerk-Gebäude
stammt von 1557.
35
Im Frühtau zu Berge…
Panoramapostkarte von 1908.
M
itte des 19. Jh. entdeckt das
Bürgertum die Freude am Wandern.
Verschönerungsvereine legen erste
Wanderwege an, 1864 gründet sich der
„Schwarzwaldverein“ als erster deutscher
Wanderverein.
Dorado für Biker
Neben Schwarzwaldverein und Tourismusverbänden schildern in der Folge auch
Gemeinden eigene Rund- und Themenwanderwege aus. Heute sind 23.000 km
Wanderwege mit modernen Orientierungsschildern für die Ansprüche der „neuen“
Wanderer gekennzeichnet. Wanderer
heute sind jünger, haben einen höheren
Bildungsgrad und streifen lieber auf Wanderwegen durch die deutschen Mittel-
Aus den Anfangstagen des Radsports
im Schwarzwald: Der Radfahrverein
Stegen auf einer Fotografie aus den
20er Jahren.
Auch das Höllental
wurde schon früh
mit dem Fahrrad
bezwungen: Kolorierte
Postkarte, Anfang
des 20 Jh.
D
er Schwarzwald belegt 2005 den 1. Platz
unter den besten Bike-Regionen in
Süddeutschland. So urteilen mehr als
18.000 Leser des Magazins „MountainBike“.
„Wenn man ankommen will, kann
man ruhig mit der Post fahren;
wenn man aber reisen will, muss
man zu Fuß gehen“ (Jean-Jacques
Rousseau, 1712-1778).
Fotografie um 1900,
Werbeanzeige von 1913.
Wandern soll wieder attraktiver
werden: Zwölf Hoteliers am Feldberg
erfinden 1971 das „Wandern ohne
Gepäck“. Die Idee macht Furore.
1993 schließen sich alle regionalen
Anbieter dieser Wanderidee im
„Wanderpool Schwarzwald“ zusammen. Sie geben 1994 die Broschüre
„Wandern ohne Gepäck“ heraus.
gebirge als in unwegsamen, exotischen
Gegenden – beschreibt der „Wanderpapst“
Dr. Rainer Brämer die Veränderung. Seine
Profilstudie zum Schwarzwald (2003)
unterstreicht eine überdurchschnittlich
hohe Wanderintensität, besonders von
Einheimischen, und eine ausgeprägte
Genussorientierung der Wanderer im
Schwarzwald.
2003 bildet sich der schon seit 1993
bestehende Arbeitskreis Wandern der
Schwarzwald Tourismus GmbH neu. Seine
23 Mitglieder wollen die Wanderqualität
verbessern und orientieren sich an den
Kriterien „Wanderbares Deutschland“
des Deutschen Wanderverbandes und des
Deutschen Tourismusverbandes. Immer
mehr Unterkunftsbetriebe werden als
„Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland“ zertifiziert. Der Westweg wird zum
ersten zertifizierten „Qualitätswanderweg“ im Schwarzwald.
Als sportlichere Variante des Wanderns
wird Ende der 90er Jahre „Nordic Walking“
populär. Inzwischen gibt es im Schwarzwald gut 1500 km einheitlich beschilderte
Nordic-Walking-Strecken unterschiedlicher
Schwierigkeitsstufen. Mehr als 60 Schwarzwaldgemeinden verfügen über Nordic
Walking- „Arenen“, „Parcours“, „Parks“
oder „Zentren“. In den Kurorten wird die
neue Sportart mit den bisherigen Angeboten und medizinischen Anwendungen
kombiniert.
Der gute Ruf des Schwarzwaldes als Radregion hängt nicht zuletzt mit der Erfindung
des Mountainbikes in den USA (1976)
zusammen. Seit Mitte der 80er Jahre
verbreitet sich das MTB in Deutschland.
Anfang der 80er Jahre wird das Schwarzwälder Radwegenetz systematisch kartiert.
Die umfassende Vermarktung der Radinfrastruktur durch den Fremdenverkehrsverband Schwarzwald beginnt in den frühen
90ern. 1992 gibt dieser die Broschüre
„Fahrrad-Erlebnis“ heraus, ein Jahr später
bildet sich der Arbeitskreis Fahrrad. 1994
wird gemeinsam mit 70 Orten der Prospekt „Fahrradferien im Schwarzwald“
veröffentlicht. Außerdem werden spezielle
„Schwarzwald-Räder“ zum Verleih angeboten – wegen mangelndem Interesse der
Kommunen wird die Aktion jedoch eingestellt.
Bedeutende Fahrradveranstaltungen finden
im Schwarzwald statt. 1964 wird Freiburg
zum ersten deutschen Etappenort der
„Tour de France“, danach wieder 1971,
1977 und 2000. Karlsruhe und Pforzheim
sind 1987 und 2005 Etappenziele.
Radbusse und Fahrradabteile der Bahn bringen
auch weniger ambitionierte Radler auf die
Schwarzwaldhöhen. So
ist Fahrradfahren für
Familien mit kleineren
Kindern kein Problem.
Seit 2000 führt die „Deutschland-Tour“
als Straßenradrennen fast jedes Jahr durch
den Schwarzwald. Erstmals 2002 wird bei
Triberg das härteste deutsche Eintagesrennen, der „Grand Prix Schwarzwald“,
veranstaltet. Auch das technisch schwierigste Rennen wird mit dem „Worldclass
Mountainbike Challenge“ in Rammersweier bei Offenburg seit 2004 im Schwarzwald ausgetragen.
36
Mehr als 6000 km
MTB-Strecken sind seit
1998 mit dem schwarzwaldweit einheitlichen
blau-gelben Wegweiser
ausgeschildert.
1990 richtet der SV Kirchzarten die
1. Deutsche MTB-Crosscountry-Meisterschaft aus, 1995 die MTB Weltmeisterschaft und seit 1997 den „Black Forest
Ultra Bike-Marathon“, Europas größtes
MTB-Rennen. In Furtwangen wird von
1997 an der „Schwarzwald Bike Marathon“
ausgetragen.
Das „Bikers Paradise“, Europas
größter Bikepark, wird 2000 in
Bad Wildbad eröffnet.
Im 1997 gegründeten „MTB-FunPark“ in Todtnau werden mehrfach
Deutsche Downhill-Meisterschaften
ausgetragen.
Ein schier unerschöpfliches, bestens
ausgeschildertes Wanderwegenetz
macht den Schwarzwald zum idealen Revier für Wanderer aller Altersstufen.
Nordic Walking, das sportliche
Wandern mit zwei Stöcken wird
im Schwarzwald in fast allen
Gemeinden angeboten.
Biker bei ForbachRaumünzach. Durch
das Murgtal führt
einer der zahlreichen
Fernradwanderwege
des Schwarzwaldes.
Nicht zuletzt Jan Ullrich hat den
Schwarzwald als ideales Trainingsgebiet für sportlich ambitionierte
Radler international bekannt
gemacht. Hier Bilder vom Grand
Prix Triberg, 2005.
37
Wo Freizeit zum Erlebnis wird
Heile Welt in Film und Fernsehen
Das Laguna-Badeland in
Weil am Rhein bereichert
das Erlebnisangebot der
Region seit 1984.
Der Hasenhorn Coaster
in Todtnau geht 2005
mit 2,9 km als längste
Ganzjahres-Rodelbahn
Deutschlands in
Betrieb.
Im Vogelpark Steinen
finden regelmäßig
Greifvogel-Flugvorführungen mit Adlern,
Falken und Eulen statt.
Rund 1000 Vögel
300 verschiedener
Arten sowie Affen und
Kängurus leben im
Park.
Mit der Bahn durch
den Freizeitpark Hardt
bei Rottweil (ganz
rechts).
Der Schwarzwaldpark
in Löffingen kann 2006
auf sein 40jähriges
Bestehen zurückblicken.
Sonja Ziemann wird 1950 für ihre Darstellung
von „Schwarzwaldmädel“ Bärbel mit dem
„Bambi“ ausgezeichnet. Der Film spielt überwiegend bei St. Peter.
B
is Mitte des 20. Jh. hält man die
Schönheit der Mittelgebirgslandschaft
und ein touristisches Basisangebot noch
für ausreichend, um viele Gäste für die
Region zu gewinnen. Ab den 70er Jahren
werden im Schwarzwald jedoch auch
zunehmend Erlebnisparks gegründet.
Wichtiger Anziehungspunkt für Tagesausflügler und Gäste im Schauinslandgebiet
ist seit 1974 der Steinwasenpark in Oberried. Wichtigste Attraktionen sind ein
Bergwildgehege, eine Sommerrodelbahn
und die „längste Hängeseilbrücke der
Welt“.
1975 wird am Westrand des Schwarzwaldes
der Europa-Park Rust eröffnet. Zunächst
fürchtet man ihn als Konkurrenten zum
klassischen Schwarzwaldtourismus.
Zunehmend werden Erlebnisparks jedoch
als wesentlicher Teil des Freizeit- und Urlaubsangebotes gewürdigt. 2005 besuchen
rund 3,9 Mio. Menschen Deutschlands
größten Freizeitpark. Das Europa-Park
Resort zählt im gleichen Jahr mit
4.128 Betten und rund 461.000 Übernachtungen zu den größten Privathotels.
Zahlreiche Wildgehege und Tierparks
vervollständigen das Freizeitangebot im
Schwarzwald. Der 1980 eröffnete Vogelpark Steinen etwa zählt jährlich mehr als
100.000 Besucher.
2000 eingeweiht: die
mit 218 m „längste
Hängeseilbrücke der
Welt“ im Steinwasenpark in Oberried.
31. Juli 2005:
Beim ersten Schwarzwald-Erlebnistag zu
Brauchtum, Tradition
und Handwerk sowie
touristischen Angeboten
werden im Europa-Park
Rust 25.000 Besucher
gezählt.
Bereits 1966 wird der Schwarzwaldpark
in Löffingen zunächst als reiner Tierpark
gegründet. Als Freizeitpark mit Fahrgeschäften und Attraktionen fungiert er seit
2000. 2005 wird ein benachbartes Hotel
in den Park integriert.
Auch Erlebnismöglichkeiten in Spaß- und
Freizeitbädern, auf Sport-, Fitness- und
Golfanlagen sind für den zeitgenössischen
Tourismus eine wesentliche Ergänzung
zum „Hauptprodukt“ Natur und Landschaft.
Dieser Entwicklung wird die Schwarzwald
Tourismus GmbH 2002 durch die Herausgabe einer SchwarzwaldCard mit zunächst
140, heute fast 160 Partnern, gerecht.
Szene aus der ältesten
Schwarzwald-TV-Serie
„Forellenhof“ (1965).
D
ie Urlaubsregion Schwarzwald verdankt ihre große Popularität nicht
zuletzt Film und Fernsehen. Mit dem Massenmedium Fernsehen wird der Schwarzwald ab den 50er Jahren zum beliebten
Drehort. Zunächst dient er vorwiegend
Heimatfilmen als idyllische Kulisse.
Im Dezember 2005
strahlt das ZDF die
SchwarzwaldklinikFolge „Neue Zeiten“
aus. Das Foto zeigt:
Eva Habermann, die
Darstellerin von Sophie
Brinkmann (Mitte)
und Regisseur HansJürgen Tögel (hinten),
STG-Geschäftsführer
Christopher Krull und
Mitarbeiter der STG
bei einer
Drehpause
in Freiburg.
1950 wird „Das Schwarzwaldmädel“ als
erster deutscher Nachkriegsfarbfilm ausgestrahlt. Die Handlung basiert auf der
gleichnamigen Operette von August Neidhart und Leon Jessel aus dem Jahr 1917.
1965 dreht man im Schwarzwald die erste
Fernsehserie. Acht Folgen lang spielt
der „Forellenhof“ in einem Hotel nahe
Baden-Baden.
Die bekannteste Schwarzwald-TV-Serie ist
jedoch bis heute die „Schwarzwaldklinik“.
Rund 550 Mio. Menschen in 38 Ländern
haben die 73 Folgen zwischen 1985 und
1989 gesehen. Nach dem Erfolg der Pilotsendung „Neue Zeiten“ 2005 soll es
weitere Sendungen geben.
Seit 1994 sendet der SWR wöchentlich
„Die Fallers“. Im Schnitt verfolgen eine
Mio. Zuschauer das Leben der Schwarzwaldfamilie auf einem Bauernhof bei
Furtwangen. 2006 wird die 500. Folge
ausgestrahlt.
Auch zahlreiche Beiträge in Sendungen
wie „Fahr mal hin“, „Fröhlicher Alltag“,
„Schätze des Landes“, „Bilderbuch
Deutschland“ belegen, dass der Schwarzwald nicht nur für Spielfilme eine beliebte
mediale Kulisse ist.
2002 sorgt die SWR-Serie „Schwarzwaldhaus 1902“ für Schlagzeilen: Familie Boro
aus Berlin lebt zehn Wochen wie vor
100 Jahren in einem Tagelöhnerhaus im
Münstertal. Der Vierteiler erreicht die
sensationelle Quote von 6 Mio. Zuschauern und erhält den Adolf-Grimme-Preis.
Ähnlich wie das Glottertal durch die
Schwarzwaldklinik, verzeichnet nun das
Münstertal steigende Gästezahlen.
Szene aus „Die Fallers –
Eine Schwarzwaldfamilie“.
„Schwarzwaldhaus 1902“:
Familie Boro auf Zeitreise.
38
39
Narren haben Tradition
Rechts:
Roter Zottelanzug, Strohhut und Schneckenhäuser
– die Elzacher Schuttige
tragen fast alle das
gleiche Häs, aber
verschiedene Larven
(Masken).
G
roßen Wert legt man im Schwarzwald auf
die Bewahrung alter Fastnachtstraditionen.
Damit grenzt man sich vom sehr viel jüngeren,
rheinisch geprägten „Karneval“ ab. Eine wichtige
Rolle spielt dabei die „Vereinigung SchwäbischAlemannischer Narrenzünfte“ (VSAN). 1924 wird
sie zur „Wahrung des Brauchtums“ gegründet.
Museen besonderer Art
Der Resenhof in Bernau, ein
Schwarzwälder Hof mit Wohn- und
Wirtschaftsteil unter einem Dach,
wird 1789 erbaut und ist bis heute
baulich unverändert geblieben.
Seit 1977 ist er Heimatmuseum.
Die Gründung ist eine Reaktion auf den Vorstoß
der Landesregierungen von Württemberg und
Baden, welche die Fastnacht wegen der instabilen
staatlichen Ordnung verbieten wollen. Die VSAN
ist heute die älteste Vereinigung von Narrenzünften, ihr gehören 69 Zünfte an.
Das „Morbili“ trägt die
Villinger Tracht. Die
Maske – ein altes Weiblein darstellend – wird mit
einem blumenbesetzten
Spitzenhäubchen
umrahmt.
Manche Brauchtumsforscher führen die Ursprünge des närrischen Treibens – wie auch die
Nationalsozialisten – unmittelbar auf germanische
Feste zurück. Andere sehen darin eine Verbindung zur kirchlichen Bußpraxis des Mittelalters.
Auftakt für die „Fas(t)nacht“ oder „Fasnet“ ist
im gesamten schwäbisch-alemannischen Narrenland der Dreikönigstag am 6. Januar. An diesem
Tag wird symbolisch das „Häs“, das Narrengewand, abgestaubt. Mit dem „schmutzigen
Donnerstag“ beginnt die Hochphase: Sechs
Tage lang spielt sich das närrische Treiben auf
den Straßen der Schwarzwaldgemeinden ab. Es
endet am Aschermittwoch, dem ersten Tag der
österlichen Fastenzeit. Einige Veranstaltungen
in der ersten Fastenwoche, wie die „Buurefasnacht“ in Weil oder der „Basler Morgestraich“
sind Relikte der „alten“ Fasnacht.
Nach dem 2. Weltkrieg erleben die Narrenzünfte
im Schwarzwald großen Zuspruch. Viele heute
bekannte Masken und Kostüme werden erst in
den Nachkriegsjahren kreiert.
Oben:
Hexe und Spättlehansel
auf der Straßenfastnacht in Gengenbach.
Dort wird seit 1499 die
schwäbisch-alemannische Fastnacht gefeiert.
Zunehmend ziehen die zahlreichen „Straßenfasneten“ Gäste an, die Medien berichten ausführlich von den Veranstaltungen.
1973 eröffnet die VSAN den „Narrenschopf“ in
Bad Dürrheim. Er ist Deutschlands größtes
Fastnachtsmuseum. Hier zeigen die Zünfte rund
400 Kostüme und Masken aus 71 Orten. Für
Interessierte bleibt die Fastnacht damit das
ganze Jahr über greifbar.
Rechts:
„Narros“ in Villingen
mit großen, weißen,
kunstvoll gefalteten
und gestärkten Kragen
und bunter Halsschleife. Die Scheme
(Maske) ist ein besonders kostbarer Teil der
Ausrüstung.
Nach regionalen und maskentypologischen Aspekten sind in der
„Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte“ (VSAN) acht
Fastnachts-„Landschaften“ miteinander verbunden. Die Landschaft
Schwarzwald ist mit 13 Zünften die
größte.
D
ie ersten Freilichtmuseen entstehen
Ende des 19. Jh. im Zuge der aufkommenden „Heimatschutzbewegung“.
1891 wird in Skansen bei Stockholm das
erste in Europa gegründet. In Deutschland
breitet sich die Bewegung seit Beginn des
20. Jh. langsam von Norden nach Süden
aus. In vielen Teilen Deutschlands zeigt
man in überregionalen Freilichtmuseen
die Gebäude eines ganzen Bundeslandes.
Im Südwesten entscheidet man sich für
mehrere kleine Standorte. So soll der
regionale Landschaftscharakter auch auf
engem Raum gewahrt werden.
Lebendiges Museum:
Brotbacktag in Gutach.
Blick in die Schlafkammer des
Lorenzenhofs (1608) im Schwarzwälder Freilichtmuseum.
Der namengebende
Vogtsbauernhof von
1612 ist das Kernstück
im Schwarzwälder
Freilichtmuseum in
Gutach / Schwarzwaldbahn.
In Baden-Württemberg gibt es inzwischen
sieben Museen unter freiem Himmel. Seit
1977 sind sie in der „Arbeitsgemeinschaft
der regionalen, ländlichen Freilichtmuseen
Baden-Württemberg“ zusammengeschlossen und werben heute als „Die Sieben im
Süden“.
Das 1964 eröffnete „Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof“ in Gutach
ist das älteste und meist besuchte des
Landes. Kernstück ist der Vogtsbauernhof
von 1612. Er steht an seinem ursprünglichen Standort. Um diesen herum gruppieren sich die anderen Höfe des Museums
mit ihren Nebengebäuden. Sie stammen
aus verschiedenen Landschaften im
Schwarzwald. Die Häuser wurden originalgetreu rekonstruiert oder an ihrem einstigen
Standort abgetragen und im Museum
wieder aufgebaut.
Neben dem Vogtsbauernhof können
Urlauber im Schwarzwald zahlreiche
Bauernhof- und Heimatmuseen, Mühlen,
Glashütten, Jagdmuseen, Kohlen-MeilerPlätze, Trachtenmuseen, Weinbau- und
Brennereimuseen, Uhren- und Schmuckmuseen besichtigen.
Das Schmuckmuseum
in Pforzheim existiert
seit 1938. Es zeigt rund
2000 Exponate aus
5000 Jahren.
Ein „Federhannes“
aus Rottweil.
40
41
Schwarzwalduhren
ticken in der ganzen Welt
Alte Gewerbe neu entdeckt
S
K
Rechts oben:
Lackschilduhren
gehören zu den ersten
seriell gefertigten
Schwarzwalduhren. Im
18. Jh. entstehen zahlreiche Nebengewerbe
wie Werkzeug-, Gestellund Schildmacherei,
Gießerei oder Gehäuseschreinerei.
Bis Mitte des 19. Jh.
werden Uhren hauptsächlich im Hausgewerbe produziert.
Die Uhrenträger ziehen
mit der Krätze, einem
Rückentragegestell, los
und kehren – oft Jahre
später – als „gemachte“
Männer wieder heim
(Kolorierter Holzschnitt, 19. Jh.).
Werbeanzeige
von 1912.
Die „weltgrößte“
Kuckucksuhr ist in
Schonach in einem
kleinen Schwarzwaldhaus integriert (rechts
und ganz rechts). Die
Uhr mit dem größten
Uhrwerk steht
zwischenzeitlich im
benachbarten Schonachbach und ist seit
1997 im Guiness-Buch
der Rekorde eingetragen.
uckucksuhren gehören zu den beliebtesten Souvenirs eines SchwarzwaldTouristen. Seit mehr als 350 Jahren gibt
es Uhrmacher und Uhrenhändler im
Schwarzwald. Die ersten Uhren fertigen
Bauern in den Wintermonaten, Glasträger
nehmen sie mit auf ihre Verkaufsreisen.
Zu Beginn des 18. Jh. ist das Handwerk
im Schwarzwald fest etabliert. Seitdem
werden hier Uhren gewerbsmäßig hergestellt. Es bilden sich eigene Uhrenträgerkompagnien. Orte wie Furtwangen,
Gütenbach, Schonach, St. Georgen und
Neustadt verdanken der Uhrenherstellung
einen bis dahin ungekannten Wohlstand.
In der ersten Hälfte des 19. Jh. werden
Schwarzwalduhren in der ganzen Welt
verkauft. Hauptabsatzgebiete sind neben
England und Frankreich auch Amerika und
Russland.
Mitte des 19. Jh. verändern sich die
Strukturen im Uhrengewerbe. 1847 gründet sich in Schönenbach bei Furtwangen
der „Gewerbsverein für den Uhren
machenden Schwarzwald“. 1850 wird in
Furtwangen die erste Uhrmacherschule
eröffnet. Deren Direktor Robert Gerwig
ruft 1852 die Schwarzwälder auf, Uhren
als Muster abzugeben. Das ist der Auftakt
für das heute größte und älteste deutsche
Uhrenmuseum in Furtwangen.
Zahlreiche Fabriken entstehen, das Hausgewerbe wird mehr und mehr verdrängt.
1894 stellt Jakob Kienzle die 1822 in
Schwenningen gegründete Uhrenmanufaktur auf die „amerikanische“ maschinelle
Produktion um. 1903 ist Junghans in
Schramberg die größte Uhrenfabrik der
Welt.
Die Entwicklung einer japanischen Quarzarmbanduhr für den Massenmarkt 1969
setzt der Schwarzwälder Industrie in den
Folgejahren schwer zu. Heute ist die
Uhrenproduktion im Schwarzwald überwiegend auf Nischen spezialisiert. Dazu
zählen neben der Kuckucksuhr in allen
Varianten handgefertigte Armband- und
Designeruhren, Standuhren und Schmuckuhren.
Seit 1992 erschließt die „Deutsche
Uhrenstraße“ auf 320 km von VillingenSchwenningen aus die Orte im nördlichen
und mittleren Schwarzwald, in denen das
Uhrmacherhandwerk Tradition hat.
Uhren sind beliebte
Souvenirs aus dem
Schwarzwald (Haus der
1000 Uhren in Triberg).
42
chon früh kann die Landwirtschaft die
Bevölkerung im Schwarzwald nicht
mehr ernähren. Karges, steiles Land und
lange Winter zwingen die kinderreichen
Bauernfamilien nach weiteren Einkommensquellen zu suchen. Auch die Ausbeute im
Bergbau, der bereits mit der Besiedelung
um etwa 1000 n. Chr. beginnt, ist eher
kärglich.
Bei der Einbindearbeit
stehen die Flößer
stundenlang im kalten
Wasser. Die Lederstiefel reichen deshalb
über die Oberschenkel
(Aufnahme um 1900).
Die Menschen beginnen, das waldreiche
Mittelgebirge anderweitig zu nutzen. Holz
wird zur wichtigen Handelsware. Aus den
Wäldern wird es über Bäche und Flüsse
in die Städte am Rand des Schwarzwaldes
und über den Rhein nach Holland geflößt.
Ihre Blütezeit erlebt die Flößerei vor allem
im nördlichen und mittleren Schwarzwald
Ende des 16. Jh. und im 18./19. Jh.
Holzschnitzer, Schindel- und Uhrmacher
verarbeiten das Holz vor Ort. Glasmacherei
und Köhlerei sind ab dem 15. Jh. maßgeblich an der Erschließung des Waldes
beteiligt. Sie verbrauchen große Mengen
Holz. In einer Glashütte arbeiten bis zu
zehn Meister mit mehreren Lehrlingen
und Gesellen; dazu kommen Holzfäller,
Maler, Sandgräber, Tag- und Nachtschürer.
Auf den gerodeten Flächen entstehen
häufig neue Siedlungen, etwa Altglashütten, Rotwasserhütte oder Glashütte.
Köhlerei im Schwarzwald, kolorierte Postkarte, Anfang 19. Jh.
Mit der Erschließung des Waldes
durch Straßenbau und Eisenbahn wächst die Konkurrenz
für Waldarbeiter und Flößer.
Viele wandern aus oder wechseln in neu entstehende Fabriken. Die Einkommensstruktur verändert
sich grundsätzlich, da der erschlossene
Wald nun auch Erholung suchende Städter
anzieht. Eine neue Form des Gastgewerbes
entsteht.
Alte Handwerke werden
heute als Touristenattraktion wiederbelebt.
Hier wird ein Kohlenmeiler in Enzklösterle
entzündet.
Heute sind im Tourismus viele Schwarzwälder beschäftigt. Die Erinnerung an die
historischen Gewerbe wird zur Attraktion
für Urlauber. Immer mehr Orte suchen
nach Spuren ihrer Vergangenheit. In den
letzten zwei Jahrzehnten werden vielerorts
alte Wirtschaftsweisen zu Schauzwecken
wiederbelebt. Man feiert Feste, bei welchen
das Flößen, Schnitzen, Glasmachen oder
Köhlern im Mittelpunkt steht.
Viele Schwarzwälder
Ferienorte bereiten
ihre Geschichte mit
Themenpfaden auf.
Harzer gewinnen schon im 15. Jh.
aus den Fichten das Material für die
Pechsiederei. Pech wird als Brennoder Klebstoff und zum Abdichten,
z.B. von Fässern, verwendet. Fuhrleute schmieren damit die hölzernen
Wagenachsen und verhandeln dafür
das „Schmiergeld“.
Holzmacher mit den typisch
Schwarzwälder Holzschlitten im
Jahr 1911. In Kurven und auf
schwierigen Wegstrecken wird der
Schlitten über ausgelegte Rundhölzer gezogen.
43
Wiege des organisierten
Skisports
Werbebriefmarke aus
Freudenstadt
(ca. 20er Jahre).
Skifahrerinnen vor dem
Feldberger Hof, um
1910: Unterschiedlich
wurde in Ski-Clubs die
Mitgliedschaft von
Damen geregelt. Der
1895 gegründete Skiclub Schwarzwald hält
in seiner Satzung fest:
„Damen ist der Eintritt
natürlich aufs Bereitwilligste gestattet,
sogar ist derselbe sehr
erwünscht."
ie Skigeschichte im Schwarzwald
beginnt mit einem Touristen: Der
Franzose Dr. Pilet, Gast des Feldberger
Hofs, erklimmt 1891 auf Skiern von der
Höllentalseite her den Feldberg. Einheimische und Gäste sind fasziniert und lassen
sich in die neue Technik des Skifahrens
einweisen.
Die ersten Skier werden aus Norwegen
importiert und kosten etwa 22 Reichsmark. Doch schon 1892 beginnt die Firma
„Karl Köpfer und Söhne“ in Bernau mit
der Serienfertigung der Skier „Marke
Feldberg“ (1906 patentiert). Mindestens
14 Reichsmark kostet ein Paar, was damals
etwa einem Wochenlohn entspricht.
Der Schneckenhof-Wirt
Robert Winterhalter
baut seine Mühle, die
mit Drahtseil und
Wasserkraft betrieben
wird, zum Skilift um
und eröffnet ihn 1908.
Während des 1. Weltkrieges wird der
Schlepplift wieder
abgebaut und die Teile
wegen Materialnot
eingeschmolzen.
Wintertourismus boomt in den 20ern
Gesellschaftliches Wintervergnügen
in den „goldenen 20er Jahren“: die
Eissportfeste am Titisee (hier 1925).
Die Skifahrer finden gute Bedingungen
vor: Das Feldberggebiet ist durch den
Schwarzwaldverein bereits erschlossen, die
Anreise über die Höllentalbahn gesichert,
der Feldberger Hof bietet Unterkunft und
Verpflegung für jedermann.
Feriengäste und Skibegeisterte aus Todtnau
gründen noch 1891 den „Skiclub Todtnau“
als ersten Skiverein. Gemeinsam mit
Akademikern und Studenten aus Freiburg
werden sie zu Motoren des organisierten
Skisports. Bereits 1895 folgt die Gründung
des „Ski-Club Schwarzwald“ (SCS), 1905
des „Deutschen Skiverbands“ (DSV).
Oben:
Grüße vom Feldberger
Hof, Postkarte von
1905.
Rodeln gehört schon
lange vor dem Skifahren
zum Freizeitvergnügen
im Schwarzwald
(Foto um 1920).
er Skisport erobert 1905 auch den Nordschwarzwald: In Baiersbronn gründet
sich der erste Skiverein Württembergs.
Das Skilaufen verbreitet sich nicht zuletzt
durch das Militär: Vor dem 1. Weltkrieg
werden Soldaten im Skilauf ausgebildet,
von denen viele nach dem Krieg Skilehrer
werden.
In den 20er Jahren boomt der Skitourismus. Sepp Allgeiers Film „Das Wunder
des Schneeschuhs“ zeigt Technik und
Schönheit des Skifahrens in Zeitlupe und
ist selbst am Broadway drei Jahre lang
ausverkauft.
1922 wird die Skizunft Feldberg gegründet. Mit Spenden von Gästen des Feldberger Hofs sollen die besten aktiven Skifahrer unterstützt und Skisportveranstaltungen ausgerichtet werden.
Der SCS organisiert 1896 auf dem Feldberg das erste Verbands-Skirennen, 1897
das erste Damenskirennen und 1900 die
„Erste Deutsche Skimeisterschaft“ mit
einem Dauerlauf über 23 km vom Belchen
zum Feldberg. In diesem Jahr zählt der
Ski-Club Schwarzwald bereits 1000 Mitglieder.
Die Reichsbahn führt 1922 Skisonderzüge
mit Wintertarifen ein, 1931 Spezialwagen
für Wintersportler auf der HöllentalbahnStrecke. Tourismusorte bieten in den 30ern
erste Wochenendpauschalen, Hoteliers
Ausflüge und Skikurse für Gäste an. 1930
zählt die Badische Statistik 110 Ferienorte
mit Rodelbahnen, 103 mit Skipisten,
57 mit Eissportmöglichkeiten, 40 mit
Sprungschanzen und vier mit Bobbahnen.
Die Hochfirstschanze in Titisee-Neustadt
wird 1932 gebaut, heute die größte Naturschanze Deutschlands.
Während des Nationalsozialismus kommt
die Vereinsarbeit der Skiclubs zum Erliegen.
Versammlungen sind verboten, ClubHäuser beschlagnahmt. Allerdings füllen
„Kraft durch Freude“-Reisen und Veranstaltungen wie die „Deutsche- und
Wehrmachts-Skimeisterschaft“ viele Gästebetten.
Die ersten Alpinskifahrer
verwenden als Skistock einen
einzelnen Stab aus Holz, der bis zu
2,50 m lang ist. (Foto: Skiläufer mit
historischer Ausrüstung).
Man weiß sich
zu helfen…
(Foto um 1933)
D
Bereits 1892 sind die ersten Skilehrbücher
auf dem Markt. Wilhelm Paulckes „Der
Skilauf“ (1899) wird ein Klassiker. In Zeitschriften erscheinen erste Artikel über das
Skilaufen.
1908 eröffnet der Gastwirt Robert Winterhalter in Schollach den ersten Schlepplift
der Welt.
Hinterzarten ist schon
zu Beginn des 20. Jh.
ein gefragter Skiort
(Foto um 1910).
44
D
Bereits in den 50er
Jahren gehört der
Ruhestein zu den
wichtigen Skigebieten
im Nordschwarzwald.
Nach Ende des 2. Weltkriegs wird in der
amerikanischen Zone 1947 der „Skiverband Schwarzwald Nord“ (reicht bis einschließlich Odenwald) gegründet, in der
französischen Zone 1948 der „Skiverband
Schwarzwald“. Beide Verbände sind bis
heute Mitglied im 1949 neu gegründeten
„Deutschen Skiverband“ (DSV).
Mit Wirtschaftswunder und zunehmender
Motorisierung in den 50er Jahren setzt
ein Ansturm auf Wintersportgebiete ein.
Skilaufen wird zum Volkssport.
Die ersten Sprungversuche auf den kleinen
Sprunghügeln am
Seebuck/Feldberg
liegen um die Jahrhunderwende bei 5 bis
15 Metern, ganz links
eine Postkarte vom
Feldberg von 1905.
Die ersten großen
Schanzen eröffnen
1924 in Schönwald
und 1925 in Hinterzarten. Das Bild links zeigt
die Feldberg-Schanze
am Fahler Loch (1960),
die von 1937 bis 1992
in Betrieb ist.
Ernst Köpfer, „Skipionier“ aus Bernau,
tüftelt 1953 an einem
„Schnee-Fahrrad“.
Es bleibt aber bei der
Idee.
Foto von den Deutschen
Eislaufmeisterschaften,
1925 auf dem Titisee.
Auch das Skispringen hat im
Schwarzwald eine lange Tradition:
Postkarte vom Feldberg, 1901.
45
Von Georg Thoma zu Georg Hettich
Georg Thoma in der nach ihm benannten
„Thoma Stube“ im Schwarzwälder Skimuseum
in Hinterzarten, eröffnet 1997.
Nordische Kombination
und Skispringen sind
die Paradedisziplinen
der Wintersportler aus
dem Schwarzwald, hier
ein Plakat von 1953.
A
Hundeschlittenrennen
(erstmals 1973 in
Todtmoos) oder Hornschlittenrennen ziehen
nicht nur Touristen an.
Auch alternative
Angebote wie „Nordic
Cruising“, Schneeschuhwandern oder
„Snow-Tubing“ gewinnen an Bedeutung.
b den 60er Jahren begründen internationale Abfahrtsrennen, Wettkämpfe
in Nordischer Kombination und Georg
Thoma, der Olympiasieger und Weltmeister
in der Nordischen Kombination, den Ruf
des Schwarzwalds als attraktives Wintersportgebiet.
1975 fordert der Fremdenverkehrsverband
Schwarzwald Winterferien im Februar/
März, um die Saison zu strecken. 1988
führt Baden-Württemberg sie als erstes
Bundesland ein. Winterwerbung wird
zunehmend zum Marketingschwerpunkt.
1980 gründet sich der Arbeitskreis Winterwerbung: 89 Gemeinden geben den Prospekt „Winter im Schwarzwald“ heraus.
Der Erfolg der Schwarzwälder bei internationalen Wintersportwettbewerben
setzt sich in den 90er Jahren mit Dieter
Thoma, Sven Hannawald und Martin
Schmitt fort. 2006 gewinnt der Schonacher
Georg Hettich olympisches Gold in der
Nordischen Kombination.
FIS-Weltcup-Veranstaltungen in Schonach
(Nordische Kombination,
Bild unten), TitiseeNeustadt (Springen),
Todtnau/Feldberg
(Abfahrt, Slalom),
Hinterzarten (Sommerskispringen, Bild rechts),
Schönwald und
Baiersbronn (FIS Ladies
Grand Prix) bringen die
weltbesten Skisportler
in den Schwarzwald.
Der Schwarzwald ist heute Austragungsort vieler Wintersportmeisterschaften –
auch in jungen Sportarten wie Snowboard
und Trickski: Seit 2000 werden die Snowboard- und Freestyle-Meisterschaften
„King of the Forest“ am Feldberg ausgetragen. In den Trainings- und Wettkampfzentren des Wintersports im Schwarzwald
finden die Wintersportler drei Biathlonanlagen, drei Skirollerstrecken, 13 Schanzen.
Wintersport-Touristen können neben
mehr als 1700 km Loipen im Schwarzwald
178 Lifte nutzen. Sechs Pisten sind länger
als 2 km. Daneben gibt es 37 Rodel- und
26 Eislaufbahnen.
Die Wintersportangebote im Schwarzwald
werden heute vorwiegend von Tagesgästen
und Kurzurlaubern genutzt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer halbiert sich
in den letzten 30 Jahren von 6,1 Tagen
(Winter 74/75) auf 3,1 Tage (2004/05)
nahezu. Familien mit Kindern, Anfänger
und Senioren bilden wegen der meist
leichten bis mittelschweren kurzen Pisten
die Mehrzahl der Gäste.
46
Der Winter hat heute einen Anteil von
etwa 35 % an den Übernachtungen in der
Ferienregion Schwarzwald.
47
Partner der Schwarzwald Tourismus GmbH
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Kreisarchiv Freudenstadt (1), TI Todtmoos (1), STG Archiv/Schirmaier (2), TI Hinterzarten (1).
Schwarzwald Tourismus GmbH
Ludwigstr. 23 • 79104 Freiburg
www.schwarzwald-tourismus.info
Konzept:
Projekt D - Wolfgang Weiler,
Kommunikationsberatung
Redaktion:
Wolfgang Weiler, Heike Budig,
Solène Frick, Julia Fuchs, Anika Hoyer
Gestaltung und Realisation:
hoyerdesign
Fachliche Begleitung:
Bürgermeister Hansjörg Eckert,
Dezernent Claus Haberecht,
Bürgermeister Dieter Klotz
V.i.S.d.P.:
Christopher Krull, Geschäftsführer STG

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