Zweite Chance für junge Erwachsene

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Zweite Chance für junge Erwachsene
BIELEFELD
Mittwoch, 16. April 2014
Zweite Chance für
junge Erwachsene
Westfalen-Kolleg, Abendgymnasium und -realschule
»Abendschule« irreführend: »Der kollegs«, sagt Margret Hagen. TatTrend geht zum Vormittag«, sagt sächlich stellen sie und ihre KolleMeyering. Während abends dieje- gen immer wieder fest, wie angenigen die Schulbank drücken, die nehm es sei, Erwachsene zu unterVollzeit arbeiten, kommen vormit- richten: Denn die, die bei ihnen
tags zum Beispiel junge Mütter. eingeschrieben sind, sind freiwillig
Gerade am Abendgymnasium ist da und wollen etwas erreichen. Im
der Anteil derer mit Migrationshin- Gros sind sie 20 bis 25 Jahre alt,
tergrund groß und liegt bei etwa an der Abendrealschule ein wenig
jünger. »Unser ältester Schüler
60 Prozent.
Abendgymnasium und Westfa»Wir sind die Schulen, die wirk- war allerdings schon Rentner, der
len-Kolleg sind Schulen des zwei- lich Integration leisten und eine wollte das Abitur gerne machen«,
ten Bildungsweges, an denen Er- zweite Chance geben«, sagen Ha- erzählt Hagen. Am Abendgymnasiwachsene während oder nach ei- gen und Höge. Entsprechend spie- um war die Älteste bereits jenseits
ner Berufstätigkeit das Abitur oder len Sprach- und Förderkurse eine der 80. Aber auch sie wollte sich
die Fachhochschulreife nachholen Rolle. Und am Westfalen-Kolleg, noch etwas beweisen.
können. An der Abendrealschule das eigentlich eine Struktur wie die • Am Westfalen-Kolleg können
erwerben sie den Realschulab- Gymnasien hat, wird im ersten sich Interessenten noch bis zum
schluss. »Wir sind quasi der Zulie- Jahr im Klassenverband unterrich- 15. Mai für das Wintersemester
ferer, die Unter- und Mittelstufe«, tet, um Heterogenitäten auszuglei- bewerben, wer danach kommt,
kann Vorkurse absolvieren. An
sagt Hans-Ulrich Wildeboer, kom- chen.
missarischer Schulleiter.
Werben müssen die allgemein- Abendgymnasium und -realschule
»Von den Berufskollegs unter- bildenden Schulen der Erwachse- können sich Bewerber bis Anfang
scheidet uns, dass wir allgemein- nenbildung auch um Lehrer: »Viele Juli jeden Tag vorstellen, um sich
bildend sind«, stellt Margret Ha- verwechseln uns mit den Berufs- beraten zu lassen.
gen, mit Burghard Höge kommissarische Leiterin des WestfalenKollegs, klar. Das bedeutet, dass
die Absolventen, sofern sie anschließend studieren möchten,
nicht eingeschränkt sind in ihrer
Fächerwahl.
350 Studenten - wie die erwachsenen Schüler genannt werden hat das Westfalen-Kolleg aktuell,
sie werden in drei Jahren zum
Abitur geführt. Für Auswärtige
gibt es sogar direkt nebenan ein
Wohnheim mit 51 Plätzen. »Weil
unsere Schüler nicht berufstätig
sind, bekommen sie ein elternunabhängiges Bafög«, sagt Hagen.
Am Abendgymnasium lernen
derzeit in Bielefeld etwa 400 junge
Erwachsene (weitere 200 in Löhne, Detmold und Gütersloh), an Werben für ihre Schulen: von links Sven Meyering, Ulla Linnemann,
der Abendrealschule sind es 460 Lehrerin an der Abendrealschule, Hans-Ulrich Wildeboer, Margret
in Bielefeld und weitere 70 in Hagen, Burghard Höge und Ute Weber, stellvertretende Leiterin des
Gütersloh. Dabei ist der Begriff Abendgymnasiums.
Foto: Sabine Schulze
Bielefeld
(sas).
Drei
Schulen, ein Ziel: Erwachsenen
verpasste Bildungschancen zu
geben und ihnen zum Abitur
zu verhelfen. Der Bedarf, sagt
Sven Meyering, Leiter des
Abendgymnasiums, sei da.