montpellier ist voller sonne und lebenslust

Transcription

montpellier ist voller sonne und lebenslust
MONTPELLIER IST VOLLER SONNE UND LEBENSLUST
Montpellier ist voller Sonne und Lebenslust, 27.06.2015
von Ursula Wiegand
La Place de la Comédie. Copyright: Ursula Wiegand
Montpellier, die 1000jährige Stadt in Südfrankreich, strotzt vor Lebensfreude. Kein
Wunder bei jährlich rd. 300 Sonnenstunden und nur 11 km Entfernung bis zu den
Stränden am Mittelmeer.
Oper von 1888, Place de la Comédie. Copyright: Ursula Wiegand
Auf der Place de la Comédie, dem Herzen der Stadt mit üppigen Gründerzeitbauten und
der pompösen Oper von 1888, tobt das Leben fast rund um die Uhr.
Gleich hinter der Oper beginnt die Altstadt mit ihren oft engen Gassen. Ein Magnet ist
hier die neogotische Kirche Saint-Roch (von 1868), auch für die Pilger auf dem
Jakobsweg. St. Rochus, um 1349 in Montpellier geboren, ist der Schutzheilige der Stadt.
Am Abend sitzen die Jugendlichen friedlich auf den Kirchenstufen.
Kirche Saint-Roch, neogotisch, erbaut 1868. Copyright: Ursula Wiegand
Rundherum wetteifern Cafés und Restaurants um die Gäste, will doch an den vielen
warmen Sommerabenden kaum jemand daheim bleiben.
Dédée-Jacqueline, Altstadt, essen wie bei Oma. Copyright: Ursula Wiegand
Der neueste Clou ist das kleine Dédée-Jacqueline, genannt nach den beiden
Großmüttern, deren Fotos drinnen über dem Tresen hängen (8, rue du Plan d’Agde).
Essen wie bei Oma, Gerichte wie einst auf dem Land, simpel, preiswert und total „in“.
Kathedrale St.Pierre, Kirchenschiff. Copyright: Ursula Wiegand
Andererseits erstaunen die zahlreichen hohen Stadthäuser im Gassengewirr. Nur mit
Mühe ragen die Türme der Kathedrale über die Dächer, doch drinnen begeistert das hohe
Kirchenschiff. Direkt anschließend ist die die Medizinische Fakultät untergebracht,
gegründet 1220 und damit die älteste der westlichen Welt. Hinter der Kathedrale
erstreckt sich der gepflegte Botanische Garten, gegründet 1593, der älteste in ganz
Frankreich.
Le Corum, Kongresszentrum, mit inkludierter Oper, 1988, Claude Vasconi. Copyright:
Ursula Wiegand
Überquert man die Place de la Comédie, gelangt man zur breiten Platanenallee
Esplanade Charles de Gaulle und auf der zum Kongresszentrum Le Corum, einem lang
gestreckten, mit rotem finnischen Granit verkleideten Bau von 1988, geplant von Claude
Vasconi. Seitlich schwingt sich eine breite Treppe empor zum Eingang.
Opéra Berlioz im Kongresszentrum Le Corum von Claude Vasconi. Copyright: Ursula
Wiegand
Integriert ist drinnen die moderne „Opera Berlioz“, die eine bessere Akustik besitzt als
das 100 Jahre ältere Haus und doppelt so viele Plätze bietet.
Auf der anderen Straßenseite locken Daniel Burens schwarz-weiße Dreiecke und Streifen
sowie ein Eingang in knalligen Rottönen Kunst-Liebhaber ins 1825 gegründete Musée
Fabre, das nach mehrjähriger Restaurierung im Jahr 2007 wiedereröffnet wurde.
Musée Fabre, neuer Eingang von Daniel Buren, 2007. Copyright: Ursula Wiegand
Seither verfügt es zur Freude von Chef-Konservator Olivier Zeder über eine zeitgemäße
Klimatisierung und ein modernes Beleuchtungssystem. Gut gelungen ist auch der vom
Architektenteam Lajus, Pueyo, Brochet konzipierte Anbau, dessen milchige Wand wie
Japanpapier wirkt. Auf diese Weise wurde ein eigener Saal für die abstrakten,
großformatigen Schwarz-Weiß-Werke des Künstlers Pierre Soulages (geb. 1919)
geschaffen.
Ansonsten wurden und werden in Montpellier hauptsächlich Wohnungen gebaut, war
doch schon in den 1970’er Jahren Montpellier das Ziel vieler Zuwanderer. Die Stadtväter
unter Bürgermeister Georges Frêche reagierten positiv und stellten ein 40 Hektor großes
Militärgelände östlich des Zentrums als Baugrund zur Verfügung.
Le Triangle, 1970 von Pierre Tourre. Copyright: Ursula Wiegand
Zunächst entstand das Wirtschafts- und Shoppingzentrum Polygone. Der Bau „Le
Triangle“, 1970 von Pierre Tourre, gefällt nach wie vor, ebenso das Kaufhaus Polygone
Lafayette. An das schließt sich das explizit klassizistische Viertel Antigone an, errichtet
von 1979 bis 2000, das Montpellier weltweite Beachtung bescherte.
Stadtviertel Antigone, Bauten und Brunnen, 1979-2000, Ricardo Bofill. Copyright: Ursula
Wiegand
Geplant hat es der katalanische Architekt Ricardo Bofill, der die mediterrane Architektur
als Basis europäischen Bauens erachtet. Doch hinter den Säulen, Pilastern und
Ziergiebeln verbergen sich Sozialwohnungen! Die monumentale Bauweise nach
griechisch-römischem Vorbild lässt darüber hinaus Platz für Tore, Brunnen, Blumen,
Rasenflächen und eine 1 km lange Promenade bis zum Fluss Lez. Also Licht, Luft und
Sonne für alle.
Stadtviertel Antigone, 1979-2000, Esplanade de l’Europe, Ricardo Bofill. Copyright:
Ursula Wiegand
Mittels vorgefertigter Betonteile wurde in Antigone kostengünstig und schön gebaut, bald
auch mit Stahl und Glas. Entstanden ist ein komplettes Viertel mit Schulen, Olympischem
Schwimmbad, Geschäften, Büros, einer Kirche und der halbkreisförmigen Esplanade de
L’Europe. Antigone endet am markanten Haus der Region, dem Verwaltungssitz des
Departements Languedoc-Roussillon. Dahinter beginnt das 21. Jahrhundert.
Neues Rathaus, 2011, Jean Nouvel & François Fontès. Copyright: Ursula Wiegand
Nach Jahren der Stagnation wurde das Neue Rathaus zum dezidierten Impulsgeber. Das
faszinierende Gebäude von 2011 in diversen Blautönen mit viel schimmerndem Glas –
erdacht von Jean Nouvel & François Fontès – machte Mut und löste einen erneuten
Bauboom aus.
Port Marianne, Rob Krier-Bauten am Fluss Lez. Copyright: Ursula Wiegand
Die Spielwiese der Moderne heißt Port Marianne, bestehend aus fünf Vierteln, die
mehrere Architektenteams gestalten. Am Lez hat Rob Krier „Les Consuls de Mer“
errichtet, eine ganze Gebäudereihe. Wegen der spitzen Türmchen sprechen die
Montpellierer von „Bleistiftbauten“.
Bassin Jacques Coeur mit Eureka von Rudy Ricciotti. Copyright: Ursula Wiegand
Am Bassin Jacques Coeur scheint ein Kreuzfahrtschiff mit Schornstein zu ankern. Es
gehört zum Projekt „Eureka“ von Rudy Ricciotti.
RBC Design Center, 2012, geplant von Jean Nouvel. Copyright: Ursula Wiegand
An der lebhaften Avenue Raymond Dugrand zeigen gleich drei Stars ihr Können. Den
Anfang machte 2012 das „RBC Design Center“ von Jean Nouvel. Das Wasserbecken
davor reizt die Kinder zum Plantschen.
Le Nuage, 2014, Philippe Starck, seitlich. Copyright: Ursula Wiegand
Fast daneben bläht sich seit 2014 kissenartig das Fitnesscenter „Le Nuage“ (die Wolke)
von Philippe Starck, sein jüngstes Werk.
Entlang der Avenue reihen sich die fast fertigen „Mantilla-Bauten“ von Jacques Ferrier,
deren Fassaden tatsächlich an spanische Spitzenschleier erinnern.
Mantilla-Bauten, 2015, Architekt Jacques Ferrier. Copyright: Ursula Wiegand
Lärmempfindlich sollten die Bewohner allerdings nicht sein. Ganz in der Gegenrichtung,
westlich des Zentrums, imponiert seit 2012 das Archiv-, Bibliotheks- und Sport-Gebäude
„Pierresvives“ (übersetzt: lebendige Steine) von Zaha Hadid.
Und der Nachwuchs? Den bekannt zu machen, ist das Ziel des jährlichen „Festivals der
lebendigen Architektur,“ sagte die Organisatorin Elodie Nourrigat vor Beginn des
zehnjährigen Jubiläums vom 10.-14. Juni in Montpellier.
Tetra-Magique, Plux.5, aus Québec mit Elodie Nourrigat, Festival-Organisatorin.
Copyright: Ursula Wiegand
Stets zeigen ausgewählte in- und ausländische Architektenteams ihre Projekte in den
Höfen der Stadtvillen, was großen Zuspruch findet. Das luftige „Tetra-Magique“ von
Plux.5, aus Québec, Kanada, war vorab in der Industrie- und Handelskammer zu sehen.
– Noch bis 9. Juli läuft „Montpellier Dance“, ein internationales Tanz-Festival mit
Compagnien aus aller Welt, ein Hit seit 35 Jahren.
Ursula Wiegand
Infos zu Montpellier unter www.montpellier-frankreich.de. Fast an der Place de la
Comédie liegt das traditionsreiche, frisch renovierte Grand Hôtel du Midi
(http://www.grandhoteldumidimontpellier.com). Was Frankreichs Süden noch zu
bieten hat, findet sich auf Deutsch unter http://de.destinationsuddefrance.com/
Diese Seite drucken