leiChter zur ArChitekturAufnAhme

Transcription

leiChter zur ArChitekturAufnAhme
CAD/Visualisierung
CAD/Visualisierung
Architektur im manipulierten Bild
Leichter zur
Architekturaufnahme
Adobe hat die professionellen Fremdanwender entdeckt. Galt der Softwareschmiede im kalifornischen San Jose traditionell das grafische Gewerbes als Hauptkunde, so stehen mittlerweile auch solche Berufe im Focus
der Entwickler, für die das Bild nicht Gegenstand der Berufsausübung,
sondern nur ein Hilfswerkzeug zur Kommunikation ist. Mit dem aktuellen
Photoshop CS3 in der Edition Extended offeriert Adobe jetzt Medizinern,
Ingenieuren und erneut den Architekten teilweise verblüffende Programmfunktionen.
Die Einbindung eines größeren Bauwerks in sein Umfeld ist in einem Einzelbild, auch bei
Verwendung eines Weitwinkelobjektivs, oft nicht darstellbar: Hier hat der Bauleiter vier
Fotos von der aktuellen Situation gemacht, Photoshop hat ein Gesamtbild daraus errechnet
In Ausgabe 2/2007 berichtete Computer Spezial (Seite 10
und 11) u.a. über die Funktion
Logische Bildberechnungen, mit
der sich aus einer Serie gleicher
Fotos mit unterschiedlichen
Störungen – etwa durchs Bild
laufenden Personen – letztere
spurlos beseitigen lassen. In diesem Beitrag folgen Einzelheiten
zur neuen Kompatibilität von
Photoshop zu CAD-Pro­gram­
men, zur Herstellung von Pano­
ramafotos und zu weiteren nützlichen Funktionen.
12
1/2008
Photoshop öffnet 3D-Räume
Mit CS3 Extended hat Photoshop die Fähigkeit
zur Darstellung von 3D-Modellen erlangt. 3DDateien (der Dateiformate .u3d, .3ds, .obj,
.kmz und Collada), die von Programmen,
wie Adobe Acrobat 3D Version 8, 3D Studio
Max, Alias, Maya und Google Earth erstellt
wurden, können mit dieser Funktion geöffnet
werden. Wesentlich dabei ist, dass sich auf
dem Weg über Adobe Acrobat 3D-Objekte
aus allen gängigen CAD-Formaten importieren lassen. Mit Hilfe der 3D-Werkzeuge
kann man 3D-Modelle verschieben und skalieren, man kann die Beleuchtung ändern
oder andere Rendermodi anwenden (bei-
spielsweise umstellen vom Modus Gefüllt
in den Drahtgitter-Modus). Es besteht die
Möglichkeit, einem Bild mehrere 3D-Ebenen
hinzuzufügen, eine 3D-Ebene mit zweidimensionalen (2D) Ebenen zu kombinieren,
um z. B. einen Hintergrund für den 3D-Inhalt
zu erstellen, oder eine 3D-Ebene in eine
2D-Ebene zu konvertieren. In der 3D-Datei
enthaltene Strukturen werden als separate
Ebenen in der Ebenen-Palette angezeigt.
Die Ebenen können mit jedem Mal- oder
Anpassungswerkzeug von Photoshop bearbeitet und dann wieder auf das Modell angewendet werden. Neue Strukturen anzulegen,
ist allerdings nicht möglich, wie auch für die
Bearbeitung der 3D-Modelle selbst weiterhin
3D-Bearbeitungsprogramme herangezogen
werden müssen.
Bilder im Breitwandformat
Wo selbst die ultrakurze Objektiv-Brennweite
nicht ausreicht, ein Objekt in seiner ganzen
Ausdehnung einzufangen, muss fotografisch
gestückelt werden. Panoramabilder herzustellen, war zu Zeiten der ausschließlich
analogen Fotografie ein schweißtreibendes Unterfangen mit oftmals fragwürdigem
Ergebnis. Mit dem Digitalfoto kamen die
Panoramabild-Programme, und mit CS2 hatte sich auch Photoshop eine Erweiterung
zugelegt, die das Zusammenmontieren von
Teilbildern zur Gesamtaufnahme fast zum
Kinderspiel machte. Mit der Version CS3 ist
der Prozess noch einfacher geworden. Der
Aufruf von Photomerge stellt die benötig-
ten Programm-Ressourcen bereit. Nach dem
Eintragen der einzubeziehenden Einzelbilder
in die Quelldateienliste ist die Frage nach der
Layout-Option zu beantworten. Der Modus
„Perspektivisch“ erstellt eine einheitliche
Bildkomposition, indem das mittlere der
eingegebenen Fotos als Referenzbild festgelegt wird, die anderen Fotos werden positionskorrigiert daran angedockt und im
erforderlichen Maß gedehnt oder geneigt.
Photoshop akzeptiert dabei auch Fotos, die
nicht mit der für solche Aufnahmen grundsätzlich geforderten Horizontalstellung
der optischen Achse gemacht wurden; die
Bilddehnungen und Neigungen fallen entsprechend stärker oder schwächer aus. Im
Modus zylindrisch, der die Quellfotos wie auf
einem abgewickelten Zylinder anzeigt, werden Verzeichnungen stärker reduziert. Wer
tiefer in die Vereinigung der Fotos eingreifen will, findet dafür zwei weitere wählbare
Modi, und wer sich völlig auf die Fähigkeiten
von Photoshop verlassen will, klickt auf
„Auto“. Am Schluss ist das Panoramabild
mit dem Rechteck-Auswahlwerkzeug vom
Randverschnitt zu befreien und kann in den
üblichen Formaten abgespeichert werden.
Rettung aus der Schwärze
Dokumentierende Fotografie – das bedeutet für den Architekten im Baustellenalltag
oft das Fotografieren unter erschwerten
Bedingungen. Die Aufnahme vom aktuellen Bauzustand muss jetzt gemacht werden,
nicht übermorgen, wenn das Wetter zwar
vielleicht fotofreundlicher, der Zustand aber
ein fortgeschrittener, anderer ist. So kommt
es häufig zu schwachen Bildern, die nur
mühsam die gewünschten Informationen
hergeben. Für diesen Fall hielt Photoshop
schon in frühen Versionen die Helligkeitsund Kontrastveränderung bereit, die aber
umständlich mit einer manuellen Auswahl
der zu bearbeitenden Bildausschnitte kombiniert werden musste. Ab Version CS2 gab es
im Menü > Bild > Anpassungen die Funktion
Tiefen/Lichter: Sie blendet ein Dialogfeld mit
zwei Schiebereglern ein, an dem die Helligkeit
der dunklen und der hellen Bildpartien getrennt eingestellt werden können. Auf diese
Weise können sowohl die Zeichnung in den
Schatten in gewissen Grenzen sichtbar gemacht, als auch Überstrahlungen der Lichter
reduziert werden. Einmal eingestellt, ließ das
Tiefen/Lichter-Verhältnis eingestellt werden. Wichtig für die
Anwendung im Architektenbüro:
Auch diese Funktion ist ohne
mühseliges Hantieren anwendbar, der Anwender muss kein
Photoshop-Studium absolvieren.
Bildausschnitte isolieren
Für diese im Zuge einer Restaurierungsplanung
vorgenommene Separierung des Turmgeschosses
eines historischen Gebäudes wurden unter
Anwendung des Schnellauswahlwerkzeuges nur
wenige Minuten benötigt
Ergebnis sich aber nicht mehr verändern,
etwa wenn die Ausdrucke zu blass erschienen. Diese Beschränkung wurde aufgehoben.
Die Korrektur kann jetzt auf SmartObjekte
angewendet werden. SmartObjekte sind
Bildebenen, die man u.a. durch Öffnen einer Bilddatei als SmartObjekt oder durch
Duplizierung einer geöffneten Bilddatei und
Anwendung des Befehls „In SmartObjekt konvertieren“ erzeugen kann. Ein SmartObjekt,
das mit der Funktion Tiefen/Lichter korrigiert wurde, kann abgespeichert und wieder aufgerufen werden und auf ein anderes
Zur Software
Photoshop ist Highend-Software und dementsprechend teuer. Wer das Programm
kaufen möchte, sollte es zuvor gründlich kennen lernen. Das sieht auch der
Hersteller so und räumt Interessenten
auf die Programme der Adobe Creative
Suite 3 eine vierwöchige kostenlose
Probebenutzung ein. Alle Funktionen von
Photoshop CS3 Extended stehen uneingeschränkt zur Verfügung. Die Testversion
kann unter www.adobe.de heruntergeladen werden.
Auch das in CS3 erweiterte
Schnell­auswahlwerkzeug gehört dazu, dem Anwender die
Arbeit zu erleichtern. Eine
Auswahl legt man an, um Teile
eines Bildes zu bearbeiten. Ist
die Auswahl unregelmäßig geformt, kann es nötig sein, sie
mit dem Zeichenstift-Werkzeug
durch Setzen von Ankerpunkten
zu markieren – eine zeitraubende Aufgabe. Einfacher geht es
mit dem „Zauberstab“, einem
Werkzeug, mit dem man in
den gewünschten Bildteil hineinklickt. Das Programm legt
dann die Auswahlumrandung
automatisch an die bestehenden Kanten des Bildteiles an.
Funktionieren tut das nur bei
ausreichendem Kontrast zwischen dem Bildteil und seiner
Umgebung; durch Einstellen
eines Toleranzwertes kann man
Einfluss darauf nehmen. Das
Schnellauswahlwerkzeug geht
partiell vor. Auf eine passende Größe eingestellt, wird der
Mauszeiger an der Kante der
auszuwählenden Fläche entlanggeführt, wobei die Aus­wahl­
markierung dem Cursor nachspringt und schließlich die Fläche
füllt. Durch Nachmarkieren kann
die Auswahl erweitert und verfeinert werden, nicht zu bearbeitende Bildpartien innerhalb
der Auswahl können ausgespart werden, und schließlich
lassen sich in einem aufklappenden Dialogfenster noch
Verfeinerungen vornehmen.
Dieter Reitemeyer,
42119 Wuppertal
13
1/2008