Natur erobert den Eskesberg zurück

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Natur erobert den Eskesberg zurück
Wuppertaler Stadtteile
WZ FREITAG, 15. APRIL 2011
SEITE 25
˘W
Heute
Meldungen aus den Stadtteilen
Natur erobert den Eskesberg zurück
WZ-Mobil kommt nach Beyenburg
VARRESBECK Einst
Beyenburg. Mit unserem WZMobil stehen wir jede Woche
genau dort, wo uns die Menschen aus den Stadtteilen etwas
zu erzählen haben. Am WZMobil möchten wir mit unseren
Lesern diskutieren und ihre Stimme hören.
Am kommenden Mittwoch, 16 Uhr, steht das
WZ-Mobil in Beyenburg vor der katholischen
Kirche, Beyenburger Freiheit. Thema ist, ob
die Beyenburger wünschen, dass ihr Stadtteil
unter Denkmalschutz gestellt wird. Seit 2005
gibt es diese Bestrebungen. Fast 100 Häuser
stehen schon unter Denkmalschutz, doch sollen weitere Gebäude und Straßenzüge
geschützt werden. Auf die Hausbesitzer können dadurch Auflagen zukommen, die sie so
nicht wünschen. Muss man wirklich den ganzen Ort unter Denkmalschutz setzen? Diskutieren Sie mit am WZ-Mobil.
Falls Sie am Mittwoch verhindert sein sollten, können Sie uns ihre Meinung gern auch
per Fax 717-2604 mitteilen oder uns eine
E-Mail schicken an:
[email protected]
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STADTTEILE Leser-Reporter berichten S. 28
Klavierkonzert mit Larissa Pertschuk
Dönberg. Die Pianistin Larissa Pertschuk spielt
am Sonntag, 17. April, um 17 Uhr unter anderem Werke von Beethoven, Chopin und Liszt
in der Evangelischen Kirche Dönberg an der
Höhenstraße. Der Eintritt ist frei.
Stadtteilrundgang durch Langerfeld
Langerfeld. Stadtführer Frank Khan führt für
die Bergische VHS am Sonntag einen Rundgang durch Langerfeld. Treffpunkt ist um 14
Uhr das Mahnmal am Marktplatz. Die Teilnahme kostet pro Person fünf Euro.
ROD ENS – DAS MUNDARTEN-RÄTSEL
Der Grünkohl war gesucht
Lecker, lecker – wir wollten in der
vergangenen Woche wissen: Was
heißt eigentlich Kuehlmues. Damit
ist natürlich Grünkohl gemeint. Der
wird meistens als Eintopf zubereitet,
angereichert mit Kartoffeln. Dazu wird
der Grünkohl durch die Mühle gedreht, die Kartoffeln zerstampft und alles dann vermischt. Dazu gibt’s dann oft
ein Würstchen (siehe Foto). Wer möchte, lässt noch
Speck und Zwiebeln in der Pfanne aus und streut das über
das Gericht.
Die Antwort auf das Rätsel wussten wieder viele Leser.
Gewonnen hat Horst Tüsselmann.
In Rätselrunde drei fragen wir – passend
zur Jahreszeit: Was heißt Tüllroas oder
wahlweise Poschbluem? Wir verlosen unter allen richtigen Einsendungen
einen WuppertalSchlüsselanhänger.
Einsendeschluss ist
der kommende
Donnerstag. Karfreitag erscheint keine Stadtteilzeitung,
der Gewinner wird am 26. April veröffentlicht. Schicken
Sie Ihre Antwort bitte per Fax an die Nummer 717-2604,
per Post an die Westdeutsche Zeitung, Otto-HausmannRing 185, 42115 Wuppertal, oder per E-Mail an:
[email protected]
H
SO ERREICHEN SIE UNS
IHR KONTAKT ZUR STADTTEILREDAKTION
POST Otto-Hausmann-Ring 185, 42115 Wuppertal
TELEFON 0202/717-2515
FAX 0202/717-2604
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ONLINE www.wz-wuppertal.de/stadtteile
IHR ANSPRECHPARTNER Manuel Praest
Steinbruch und
dann Deponie: Das
Gelände ist heute
fast ein Paradies.
Von Bernd Schwickerath
Kaum ist der Frühling da,
kaum scheint die Sonne wieder für mehrere Stunden am
Stück, erwacht das Leben auf
dem Eskesberg. Die ersten
Pflanzen blühen, Bienen und
Schmetterlinge ziehen ihre
Bahnen und auch die Menschen nutzen die ersten warmen Stunden des Jahres, um
mit ihren Hunden spazieren
zu gehen oder einfach die Natur zu genießen.
Biologin nennt Rekultivierung
eine „Erfolgsgeschichte“
„Es ist sehr positiv, wie gut
sich das Ganze hier entwickelt
hat. Damit konnte man nicht
rechnen“, sagt Wolf Stieglitz,
Vorsitzender des Naturwissenschaftlichen Vereins Wuppertal, der die Rekultivierung
des Areals seit Jahren begleitet. Auch die Biologin Karin
Ricono, beim städtischen
Ressort Umweltschutz für
den Artenschutz zuständig, ist
begeistert und nennt das Projekt eine „Erfolgsgeschichte“.
Denn dort, wo heute wieder die Natur das Sagen hat,
sah es vor nur sechs Jahren
noch ganz anders aus. Braun
war die vorherrschende Farbe. Denn mehr als 150 Jahre
lang rückte die Pflanzen- und
Tierwelt auf dem Eskesberg
komplett in den Hintergrund.
In den 50er Jahren gab es am
Eskesberg einen Badesee
Von 1850 bis 1956 wurde dort
Kalkstein abgebaut. Zwei
30Meter tiefe Steinbrüche
prägten ein Jahrhundert lang
die Wuppertaler Nordhöhe.
Nur ein Jahr nach der Stillle-
Sabine Köster (l.) und Renate Seidel genießen die zurückgekehrte Pflanzen- und Tierwelt auf dem Eskesberg.
gung in den 50er Jahren übernahm die Stadt das Areal, ließ
es mit Grundwasser füllen
und gab es als Badesee frei.
Nur kurze Zeit später konzipierte die Stadt das Gebiet um
und errichtete eine Mülldeponie. Bis in die 70er Jahre
wurden die Gruben mit 2,5
Millionen Kubikmeter Hausmüll und Bauschutt verfüllt.
Pflanzen- und Tierwelt kam ohne
menschliche Eingriffe zurück
Dennoch dauerte es noch 30
Jahre, bis 2005 der Eskesberg
wieder begehbar wurde. 3,2
Millionen Euro kostete die
Sanierung. Seitdem deckt eine
Spezialplane die ehemalige
Mülldeponie ab. Darüber
wurde eine ein Meter dicke
Schicht aus humus- und
nährstoffarmen Boden geschüttet.
Nur sechs Jahre später ist
von der bewegten Geschichte
des Gebietes nicht mehr viel
zu sehen. Lediglich ein gutes
Dutzend Messstellen für aus
der Deponie austretendes Gas
erinnert noch an die frühere
wirtschaftliche Nutzung des
Eskesbergs.
Rundherum hat sich in
kürzester Zeit eine für die Region einzigartige Tier- und
Pflanzenwelt gebildet. Nun
leben hier mehr seltene Käfer,
Libellen, Bienen und Grashüpfer als vor der Rekultivierung. Auch bedrohte Pflanzen wie der Sumpf-Teichfaden oder das bewimperte
Mastkraut finden sich auf
dem Eskesberg. Insgesamt
gibt mehr als 200 Arten. Und
das nicht durch künstliche
Ansiedelung, sondern von allein. „Wir standen vor der
Frage, ob wir nachhelfen oder
die Natur einfach machen lassen“, erinnert sich Hubert
Nobis vom städtischen Umweltschutz. Sie ließen die Natur machen. Und die entwi-
■
Foto: Andreas Fischer
DAS BIENENHOTEL AUF DEM ESKESBERG
arten. Für diese gibt es das Bienen-Hotel, das aus abgesägten
Baumstämmen mit gebohrten
Löchern besteht, in die die Bienen ihre Eier legen können.
KONFERENZ Am 4. Mai findet auf
dem Eskesberg die WildbienenTagung statt. Es gibt Vorträge
und eine Führung.
ARTENVIELFALT 73 WildbienenArten haben sich seit 2005 auf UMFRAGE Was halten Sie von der
dem Eskesberg eingenistet. Rückkehr der Natur auf den
Davon stehen zahlreiche auf der Eskesberg. Diskutieren Sie mit:
Roten Liste der bedrohten Tierwww.wz-newsline.de
E
ckelte sich prächtig. Nicht
umsonst spricht seine Kollegin Karin Ricono von einem
„Leuchtturmprojekt“,
das
Vorbild für andere Rekultivierungen werden kann.
Besonders stolz sind die
Umweltschützer auf die Viel-
falt an Wildbienen. 44 Arten
leben auf dem Eskesberg und
haben dafür ein eigenes „Hotel“ (siehe Kasten) bekommen. Sie sind dieser Tage wieder unterwegs. Genau wie die
Wuppertaler, die ihren Eskesberg wieder zurück haben.
Kunden bedauern
Edeka-Schließung
Bürgerbüro:
Grüne wollen
neue Räume
SONNBORN Vorschriften haben sich
Cronenberg. Das Bürgerbüro in
Cronenberg soll künftig nur
noch an zwei Tagen öffnen –
im Wechsel vormittags und
nachmittags. Stadtkämmerer
Johannes Slawig begründete
in der jüngsten Sitzung der
Bezirksvertretung noch einmal ausführlich, weshalb es
seiner Ansicht nach keine Alternative gebe.
In der Sitzung hatte Rolf
Tesche vom Cronenberger
Heimat- und Bürgerverein
zuvor noch eine Unterschriftenliste an Slawig übergeben.
Fast 4000 Cronenberger hatten sich für eine Fortführung
des bisherigen Betriebs ausgesprochen.
Peter Vorsteher, Fraktionsvorsitzender der Wuppertaler Grünen, schlägt indes
vor, ein Gebäude in der Ortsmitte als Bürgerbüro anzumieten, das erheblich billiger
sei. Dort betrage die Miete
statt bisher 43 000 Euro nur
etwa 14 000 Euro im Jahr.
-hl
verschärft. Sanierung ist zu teuer.
Von Manuel Praest
Die ältere Dame an der Kasse
packt gerade ihren kleinen
Korb aus und ordnet ihren
Einkauf. Beim Bezahlen fragt
sie: „Stimmt es, machen Sie
wirklich Ende des Monats
zu?“ Die Kassiererin kann nur
nicken. Zum 30. April
schließt der Edeka-Markt seine Pforten – und Sonnborn
verliert vorerst seinen letzten
Nahversorger.
Pächter Uwe Tröltzsch,
der erst im Mai vergangenen
Jahres den Markt übernommen hatte, ist untröstlich. „Ab
1. Mai bin ich arbeitslos.“ Die
Schließung habe nichts mit
einem auslaufenden Mietvertrag zu tun. Stattdessen gehe
es um Gebäudemängel. Hintergrund: Die Lebensmittelhygiene-Verordnung hat sich
in den vergangenen Jahren
verschärft – und der Laden an
der Sonnborner Straße erfüllte die Kriterien nicht mehr.
Im September hatte es dort
zuletzt eine Kontrolle der Lebensmittelüberwachung gegeben. „Das war ein Schock“,
erinnert sich der 43-Jährige, Volker und Uwe Tröltzsch vor ihrem Edeka-Markt. Foto: Uwe Schinkel
als er erfuhr, dass es so wie
bisher nicht mehr weiter ge- Sanierungskonzept vorzule- jetzt hin?“, fragt Siegfried Liehen kann.
belt (71). Vohwinkel als
gen.“
Stephan Steves, Geschäfts- nächst gelegene EinkaufsGespräche mit neuen
führer von Edeka Rhein- möglichkeit sei doch zu weit.
Investoren laufen bereits
Ruhr, räumt ein. „Das Objekt
Reinald Schneider vom
Beanstandet wurden unter ist in die Jahre gekommen. Bürgerverein Sonnborn-Zooanderem die Sanitär- und Kü- Wir standen vor der Wahl, Varresbeck fordert: „Hier
chenbereiche wie Michael entweder zu modernisieren muss ein Lebensmittelmarkt
Kurth, Leiter des zuständigen oder zu schließen.“ Eine Sa- hin, gerade bei den vielen älVeterinär- und Lebensmittel- nierung lohne sich aus wirt- teren Leuten in Sonnborn.“
überwachungsamtes in Solin- schaftlichen Sicht allerdings Auch die Bezirksvertretung
gen, bestätigt. Umbaumaß- nicht. Über kurz oder lang will sich dafür einsetzen. „Es
nahmen wären dort nötig. hätte man deshalb schließen laufen Gespräche mit mögliKurth betont aber, dass Edeka müssen.
chen Investoren“, sagt Bedie Entscheidung getroffen
In Sonnborn wird das bal- zirksbürgermeisterin Christa
habe, zum Ende des Monats dige Aus des Ladens mit viel Kühme, die optimistisch ist.
zu schließen. „Von uns gab es Sorge aufgenommen. „Mit Auch in Zukunft sollen die
keine Frist. Wir hatten aller- dem Angebot war ich immer Sonnborner in der Nähe eindings Edeka aufgefordert, ein sehr zufrieden, wo soll ich kaufen können.

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