Art Spiegelman, Maus
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Art Spiegelman, Maus
Mediengeschichte (Comics) 05.06.2003 Familien im Comic Friedemann Lembcke Art Spiegelman Maus Die Geschichte eines Überlebenden Das Comic ist eine eigenständige Kunst, ein eigenes Medium. Denn im Comic liegen Möglichkeiten, die weder die Literatur noch der Film vorzuweisen haben. Das Werk „Maus“ von Art Spiegelman zeigt, dass das Comic mit seinen besonderen Qualitäten selbst als Medium für oral history geeignet sein kann. 1. Die Möglichkeiten der Metapher im Comic • die Tiermetapher: Spiegelman stellt allerdings weniger (wie üblich) Tiere als Menschen (Tiere mit menschlichen Eigenschaften) dar, sondern vielmehr Menschen als Tiere (Menschen mit Tierköpfen) • Spiegelmann greift die Metapher der Nazis auf: „Es ist ja wohl nur recht und billig, die Welt von einer minderwertigen Rasse zu befreien, die sich wie Ungeziefer vermehrt“ (dem ersten Band vorangestelltes Zitat von Adolf Hitler) • in der konsequenten Umsetzung dieser Metapher wird der rassistische Gedanke unterhöhlt und seine Falschheit offen gelegt • Spiegelman zeichnet die Gesichter der Deutschen als Katzen, der Polen als Schweine, der Franzosen als Fische, der Amerikaner als Hunde... – diese Unterscheidungen bleiben rein äußerliche ohne Bezug auf Charakter oder Eigenschaften: Sie haben prinzipiell keine Konsequenzen auf das Zusammenleben - erst in den Handlungen der Figuren stellt sich Rassismus dar 2. Das Comic als Erzählform, die die Diskrepanz zwischen Erzählung und Realität wahrt • Spiegelmann wählt eine einfache, detailarme Darstellung: schwarzweiß, in Originalgröße gezeichnet (üblich ist, die Originalzeichnung großformatiger zu erstellen) trotzdem haben die Zeichnungen emotional starke Wirkung, denn 3. Das Comic ermöglicht Selbstbezug und Identifikation • die Stilisierung in Comics führt zu einem hohen Identifikationspotential in den Figuren „Wenn man ein Foto oder eine realistische Zeichnung vor sich hat, sieht man daher das Gesicht eines Anderen. Sobald du aber die Welt der Cartoons betrittst, siehst du dich selbst.“ (Mc Cloud) 4.Das Comic ermöglicht einen hohen Grad an Selbstreflektivität durch Vielschichtigkeit • Spiegelman zeichnet in mehreren zeitlich verschiedenen Ebenen und lässt so seine eigenen Zweifel an seinem Werk einfließen (Band II, S.16), sogar den Erfolg des ersten Bandes thematisiert er im zweiten (Band II, S. 41 ff.) • auch seine Tiermetapher bleibt nicht unreflektiert (Band II, S. 43) • die Frage nach Wahr oder Unwahr lässt Spiegelman nicht aus, im Comic lässt sich die nötige Neutralität in dieser Frage finden (Band II, S. 50 u. S. 54) Quellen: Art Spiegelman, Maus. Die Geschichte eines Überlebenden, Band I. Mein Vater kotzt Geschichte aus, 2002 Rowohlt Verlag GmbH (ersch. 1986 unter dem Titel „Maus. An Survivour´s Tale“); Band II. Und hier begann mein Unglück, 1992 Rowohlt Verlag GmbH (ersch. 1991 unter dem Titel „And Here My Troubles Began“)