Feuerwehr-Technik häufig veraltet
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Feuerwehr-Technik häufig veraltet
Feuerwehr-Technik häufig veraltet Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr von Erfurt-Ilversgehofen fahren mit einem fast vier Jahrzehnte alten Leiterwagen in den Einsatz. Das Fahrzeug ist ein "W50" aus DDR-Produktion. Foto: Marco Schmidt Freiwillige Kameraden müssen in Thüringen zum Teil mit Oldtimern zu lebensrettenden Einsätzen ausrücken. Wie lange geht das noch gut? In Schlotheim fiel bei einer Übung sogar eine Drehleiter aus. Sie muss nun dringend ersetzt werden. Erfurt. Baujahr 1982 das ist der "W50" der Feuerwehr in Schlotheim (Unstrut-Hainich-Kreis). Er ist damit fast so alt wie Wehrführer Dirk Hirsch. Bei einem Übungseinsatz kürzlich auf einem Fabrikgelände stieg die Drehleiter aus, sie ließ sich nicht ausfahren. Der Sicherheitsschalter war kaputt. 15 Minuten mussten zwei Kameraden reparieren, bis die überalterte Technik wieder funktionierte. Der 36-jährige Wehrleiter ist froh, dass die Panne nur bei einer Übung passierte. Er macht klar deutlich, dass die Wehr eine neue Drehleiter braucht. Zumal die fast schon historische Rettungstechnik nicht einmal über einen Rettungskorb verfügt. "Das ist zwar zulässig, aber entspricht nicht mehr dem Standard", betont er. Dirk Hirsch will sich nicht vorstellen, was sich abspielt, wenn es einmal einen Alarm im Seniorenheim des Ortes gibt. In vielen Thüringer Städten und Gemeinden ist der Fuhrpark der Feuerwehren völlig veraltet. Denn den Kommunen fehlt das Geld für Investitionen. In den zu Erfurt gehörenden Ortsteilen Schmira und Ilversgehoven rücken die Kameraden sogar mit wesentlich älteren Fahrzeugen als die Schlotheimer Kollegen aus. 37 und 38 Jahre sind die beiden W50 der dortigen Wehren alt. Ihre vorgeschriebene Laufzeit ist seit Jahren abgelaufen. Geld für neue Feuerwehrautos gibt der Haushalt der Landeshauptstadt in diesem Jahr kaum her. Vorgesehen ist nur ein Kleinalarmfahrzeug für die Berufsfeuerwehr, das 80 000 Euro kostet. Denn das meiste Geld fließt in Erfurt in verschiedene Baumaßnahmen. Für das neue Gefahrenabwehrzentrum Süd sind allein fünf Millionen Euro geplant. Zudem bekommen die Floriansjünger in Frienstedt einen Stellplatz für ihr Drehleiterfahrzeug, das bislang in einer gemieteten Landwirtschaftshalle geparkt wird. Für die Wehr in Dittelstedt sieht der Haushalt einen neuen Rettungsweg und in Waltersleben Investitionen für den Bau eines neuen Gerätehauses vor. Das hat zur Folge, dass auch in Kerspleben und Kühnhausen die Kameraden weiterhin mit alten Autos ausrücken müssen. Im Landkreis Sömmerda indes ist bis auf wenige Ausnahmen die Feuerwehrtechnik auf modernem Stand. Seit 1992 flossen fast 3 Millionen in die Ausstattung und Gerätehäuser. Größere Sorgen bereitet die TagesEinsatzbereitschaft, die insbesondere in den kleinen Orten für den ersten Einsatz enorm wichtig ist. Statistisch gesehen gibt es in den 79 Wehren dieses Landkreises 1803 Kameraden. Doch gibt es oft Probleme mit Freistellungen von Betrieben und es gibt zahlreiche Pendler. In Großmonra und Battgendorf existieren inzwischen keine Wehren mehr, sie lösten sich unlängst auf. Der Sömmerdaer Kreistag hat daher 1995 bereits ein Konzept beschlossen, das die Einsatzkräfte bündelt. Die Brandschutzaufgaben sind in vier regionale Stützpunkte aufgeteilt worden. Für diese sind jeweils zwei Feuerwehren zuständig. Derweil ist der Schlotheimer Wehrführer Dirk Hirsch froh, dass die Panne vor den Augen von Bürgermeisterin Margita Otto passierte. Derzeit wird debattiert, wie die Kosten von 600 000 Euro für eine Neuanschaffung gestemmt werden können gemeinsam mit der Stadt und dem Landkreis. Hirsch geht davon aus, dass diese Frage erst Ende des Jahres geklärt wird. Die nächste Rettungsübung ist für Herbst anvisiert. Spätestens dann muss die 29 Jahre alte Drehleiter erneut ausgefahren werden. Es sei denn, es brennt bereits zuvor. Sabine Spitzer / 21.05.11 / TA