Reinhard Mey bringt den Rosinenbomber zurück in die Wolken

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Reinhard Mey bringt den Rosinenbomber zurück in die Wolken
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Berlin
25-jähriger Angeklagter schweigt zu Prozessbeginn / Ex-Schwiegervater: „Mein Herz ist wie Beton“
Piraten fast so
stark wie Grüne
„Hauptstadt lacht“
auf Tempelhofer Feld
Zum Weltlachtag an diesem
Sonntag lädt die Berliner Initiative „Hauptstadt lacht“ von
12 bis 15 Uhr auf das Tempelhofer Feld, das Gelände des
früheren Flughafens Tempelhof, ein. Unter anderem soll ab
14 Uhr – wie an vielen Orten
rund um den Globus – drei Minuten lang gemeinsam gelacht
werden, teilte eine Sprecherin
der Initiative mit.
(dapd)
Wowereit
empfängt Gaultier
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD)
empfängt heute Nachmittag
den französischen Modeschöpfer Jean Paul Gaultier im Roten Rathaus. Nach einem kurzen Gespräch im Amtszimmer
trägt sich der Gast im Säulensaal ins Gästebuch Berlins ein.
Gaultier weilt anlässlich der
Verleihung des Deutschen Parfümpreises „Duftstars 2012“ in
der Hauptstadt.
(dapd)
Polizei beendet
Massenschlägerei
Mehr als 100 Polizisten haben
am Mittwochabend eine Massenschlägerei in Neukölln beendet. Mehrere mit Knüppeln
und Messern bewaffnete Männer hatten in der Hermannstraße einen 50-Jährigen und
dessen Bekannte angegriffen. Schließlich beteiligten
sich rund 50 Personen an der
Keilerei. Der Hintergrund der
Auseinandersetzung blieb zunächst unklar, sagte eine Polizeisprecherin gestern. Die
Polizei leitete mehrere Ermittlungsverfahren ein.
(dpa)
Hunde beißen
wieder häufiger zu
Hunde haben im vergangenen
Jahr öfter Menschen angefallen als zuvor. Insgesamt registrierten die Behörden 706 Fälle.
Das sind 46 Angriffe mehr als
im Vorjahr. Laut Justizsenator
Thomas Heilmann (CDU) gingen die meisten Attacken auf
Mischlinge zurück.
(dpa)
Haftbefehl für neun
Mai-Randalierer
Neun mutmaßliche Randalierer bei Veranstaltungen rund
um den 1. Mai in Berlin haben Haftbefehle erhalten.
Zwei von ihnen sitzen in Untersuchungshaft, wie ein Polizeisprecher gestern mitteilte.
Die sieben anderen bleiben
auf freiem Fuß. Die Haftbefehle ergingen vorrangig wegen Landfriedensbruchs und
Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte.
(dapd)
Ex-Stasi-Mitarbeiter
zieht Antrag zurück
Der geplante Rechtsstreit mit
der Stasi-Unterlagen-Behörde
fällt aus. Der Kläger nahm seinen Antrag auf einstweilige
Verfügung gegen die Behörde
zurück. Der 58-Jährige, der als
Wachleiter in der Behörde beschäftigt ist, hatte sich für den
Chefposten beim Haussicherheitsdienst beworben und war
nicht berücksichtigt worden.
Er gehört zu jenen Ex-StasiLeuten, die 1991 von der Behörde übernommen wurden.
Die Stasi-Unterlagen-Behörde
besetzt die Stelle aber nun gar
nicht. „Damit ist der Antrag gegenstandslos“, sagte der Anwalt des früheren Stasi-Hauptmanns gestern.
(dpa)
MOZ
Doppelmord aus Rache für Scheidung
In Berlin notiert
Der Aufstieg der Berliner Piratenpartei scheint ungebrochen. Bei einer Wahl zum
Abgeordnetenhaus würde die
Partei laut einer Forsa-Umfrage
derzeit mit 15 Prozent (plus
zwei Prozent) weiter zu den
Grünen aufschließen, die auf
16 Prozent (plus ein Prozent)
kommen, berichtete die „Berliner Zeitung“. SPD und CDU
verlieren jeweils einen Prozentpunkt und erreichen 28
beziehungsweise 23 Prozent.
Die Linke gibt ebenfalls einen
Punkt ab und landet bei zehn
Prozent.
(dapd)
Freitag, 4. Mai 2012
Will nicht
Mehmet Y.
Berlin (dpa) Neun Monate nach
den Todesschüssen auf Mutter
und Schwester seiner geschiedenen Frau sitzt seit gestern der
mutmaßliche Doppelmörder auf
der Anklagebank. Der 25-jährige
Türke hat sich zu Beginn des
zweiten Prozessanlaufs vor dem
Berliner Landgericht in Schweigen gehüllt. Er handelte aus „Rache, Hass, Eifersucht und wegen
des Verlusts seines Aufenthaltsstatus“, verlas die Staatsanwältin das Motiv der Bluttat.
Der Anklage zufolge wollte der
erkannt werden: Aushilfskellner die Familie seiFoto: dapd ner früheren Frau auslöschen.
Er habe den Angehörigen die
Schuld für die von ihm nicht
akzeptierte Scheidung gegeben.
„Er hat geschossen wie bei einer
Hinrichtung“, kommentierte Nebenklagevertreter Matthias Zieger die Tat. Der Angeklagte fühlte
sich in seiner Ehre gekränkt und
wollte die ganze Familie treffen,
argumentierte der Opferanwalt
am Rande des Prozesses.
Dem 25-Jährigen wird außerdem dreifacher Mordversuch
vorgeworfen. Er soll am 4. August 2011 hinter einer Ecke vorgeschossen sein, als die Familie
der Ex-Frau losfahren wollte. De-
ren 45-jährige Mutter und eine
22-jährige Schwester starben.
Ein Bruder überlebte schwer
verletzt. Ein künftiger Schwager und die Ex-Ehefrau erlitten
einen schweren Schock.
Ein Augenzeuge erinnerte sich
an das schreckliche Verbrechen
in Gesundbrunnen: „Der Mann
hat von der Fahrerseite geschossen, ging zur anderen Seite und
hat auch da geschossen.“ Dann
sei der Schütze weggerannt, berichtete der 36-jährige Küchenhelfer.
Der 25-jährige Angeklagte hat
Tötungsabsichten bisher bestrit-
ten. In früheren Vernehmungen
hatte er gesagt, er habe ins Lenkrad schießen wollen. Er habe die
Familie am Wegfahren hindern
wollen, um sie zur Rede zu stellen, schilderte Gerichtssprecher
Robert Bäuml die Version des Angeklagten.
Der Familienvater, der Ehefrau
und eine Tochter verloren hat
und dem Angeklagten gegenüber
saß, wünschte sich „Gefängnis
für immer“ für den früheren
Schwiegersohn. „Mein Herz ist
wie Beton“, sagte der 51-Jährige,
der eigenen Angaben nach bis
heute an Schlafstörungen leidet.
Seine seit Mai 2011 geschiedene
Tochter kam nicht zum Prozess.
Die Ex-Frau des Angeklagten hat
bis heute Angst, sagte ihr Anwalt
Nurali Turan.
Nach Medienberichten drohte
dem Türken die Abschiebung. Er
soll auch einer 18-jährigen Nachbarin nachgestellt sein, die eine
Beziehung abgelehnt habe. Diese
Belästigungen waren ein Grund
für die Scheidung, hatte der Vater im ersten Prozessanlauf gesagt. Das Verfahren wurde Anfang April ausgesetzt, weil der
25-Jährige sich mit seinem damaligen Anwalt zerstritten hatte.
Verjüngung schreitet voran
Im Frühsommer 2013 sollen die Sanierungsarbeiten an der Gedächtniskirche abgeschlossen sein
Von CHRISTIAN THIELE
● Spaziergang: Farbenprächtig geht es auf dem Frühlingspfad im Botanischen Garten
zu. Dort blühen derzeit die
herrlichsten Blumen. Eintritt:
drei bis sechs Euro. Öffnungszeiten: 9 bis 21 Uhr
Berlin (dapd) Mit der Konservierung der Natursteine haben die
eigentlichen Sanierungsarbeiten am Turm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche begonnen. Man komme planmäßig
voran, sagte der leitende Architekt Raphael Abrell gestern.
Die Ruine bleibt aber voraussichtlich noch über ein Jahr
lang eingerüstet.
Die Sanierung des vom Verfall
bedrohten Turms der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin
geht voran. Gestern demontierten Spezialisten die letzten Zeiger und Zifferblätter der Turmuhr. Spätestens Ende des Jahres
soll die Uhr wieder funktionieren, wie Projektleiter Raphael
Abrell sagte. Damit sollen gut
zwei Jahre nach dem Aufbau des
Baugerüsts Teile des Turms wieder sichtbar sein. Die kompletten Sanierungsarbeiten sollen im
Frühsommer 2013 abgeschlossen werden. Nach jetzigem
Stand werden nach Angaben von
Pfarrer Martin Germer Zeit- und
Kostenplan eingehalten.
Gegenwärtig laufen die Konservierungsarbeiten an der
Turmruine. Die Oberflächen
der von Witterung beschädigten Natursteine werden abgetragen und offene Fugen geschlossen, wie Pfarrer Germer
erläuterte. Einige Steine müssten komplett ersetzt werden.
Dabei wird Tuffstein aus einem
Steinbruch aus der Eifel verbaut,
der bereits beim Aufbau der Kirche verwendet wurde.
Seit Frühjahr vergangenen
Jahres wurden die Schäden für
jeden Stein kartiert und durch
die Bundesanstalt für Materialprüfung analysiert. Größere
Schadstellen sind Germer zufolge auf der Südseite festgestellt
worden. Dort seien Steine durch
Wind und Wetter in Mitleidenschaft gezogen worden. Größeren Sanierungsbedarf gebe es
außerdem an der Ostseite der
Turmruine, an der sich vor der
Zerstörung der Kirche im Zweiten Weltkrieg das Kirchenschiff
befand. Für die Arbeiten an dem
Turm war im Oktober 2010 mit
dem Aufbau eines Gerüsts begonnen worden.
Parallel zur Konservierung der
Natursteine werden Zeiger und
Zifferblätter der Turmuhr über-
● Gehörlose: Kostenlose Führungen durch die Ausstellung
„Lebenswelt Schiff“ führt das
Deutsche Technikmuseum für
gehörlose und hörgeschädigte
Kinder und Erwachsene durch.
Anmeldung: 030 902540
Zweite
Chance für
Florian Graf
Konzentration in 38 Metern Höhe: Gestern demontierten Arbeiter die letzten Zeiger und Zifferblätter der vierseitigen Turmuhr, die
nun überarbeitet und neu vergoldet werden.
Foto: dapd
Berlin (dpa) Trotz der eingestandenen Täuschung bei seiner Doktorarbeit bleibt Florian
Graf Vorsitzender der Berliner
CDU-Fraktion. In einer Sondersitzung wurde der 38-Jährige
gestern mit 88,2 Prozent der
Stimmen in seinem Amt bestätigt. Die Universität Potsdam hatte Graf am Mittwoch
den Doktortitel aberkannt,
weil er in seiner Dissertation
getäuscht hat. Der DiplomVerwaltungswirt hatte zuvor
eingeräumt, dass er bei mehreren Autoren abgeschrieben
hat, ohne dies kenntlich gemacht zu haben.
Im Anschluss an die Sondersitzung erklärte der 38-Jährige,
dass er „außerordentlich dankbar“ sei für das ausgesprochene Vertrauen. „Ich habe
große Fehler gemacht“, sagte
Graf, der die Fraktion erst seit
fünf Monaten führt.
arbeitet und neu vergoldet. Dazu
sind laut Projektleiter Abrell insgesamt 1000 Arbeitsstunden notwendig. Die in etwa 38 Metern
Höhe angebrachte Uhr mit einem Durchmesser von 5,40 Metern soll künftig mit LED-Technik
beleuchtet werden. Der Projektleiter verspricht sich davon geringere Wartungsintervalle. Um
Zeiger zu reparieren, müssten
sich Arbeiter zur Uhr abseilen,
sagte er. Insgesamt sind an dem
Turm vier Uhren angebracht.
Die Kosten der Turmsanierung
sind laut Germer auf 4,2 Millio-
Bleibt Fraktionschef: Florian
Graf (CDU)
Foto: dapd
nen Euro veranschlagt. Ein Viertel davon werde über Spenden
gestemmt. Der Großteil komme
aus öffentlichen Töpfen. Wolfgang Degen vom Kuratorium der
Deutschen Stiftung Denkmalschutz nannte die Sanierungsarbeiten ein Jobprogramm. Jeder
beschädigte Stein müsse individuell bearbeitet werden. „Das
kann nicht in China passieren,
sondern nur vor Ort“, betonte
er. Die Stiftung hatte 2009 und
2010 insgesamt 260 000 Euro für
die Sanierungsarbeiten bereitgestellt.
Zahlen & Fakten
Die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche zu Ehren Wilhelm I.
war am 1. September 1895
eingeweiht worden. Die Baukosten lagen damals bei
6,8 Millionen Mark. 1943 war
das Kirchengebäude von
Bomben der Alliierten getroffen worden. Übrig blieb nur
die 71 Meter hohe Ruine des
einst 113 Meter hohen Hauptturms, der im Berliner Volks-
mund als „Hohler Zahn“ bekannt ist. Nach dem Krieg
waren Abriss und Neubau
diskutiert worden. Schließlich
wurde die Ruine gesichert und
daneben nach Entwürfen des
Architekten Egon Eiermann
ein Bauensemble mit einem
sechseckigen Glockenturm
errichtet. Der Neubau wurde
1961 eingeweiht und inzwischen ebenfalls saniert.
Reinhard Mey bringt den Rosinenbomber zurück in die Wolken
Liedermacher unterstützt den Wiederaufbau der fliegenden Legende / Förderverein benötigt noch rund 100 000 Euro
Von ANDREAS WENDT
Berlin (MOZ) Zum Wiederaufbau
des 2010 in Schönefeld (DahmeSpreewald) verunglückten Rosinenbombers fehlen dem Förderverein zur Rettung der fliegenden
Legende noch rund 100 000 Euro.
Ursprünglich hatte sich der Verein
das Ziel gesetzt, den Oldtimer zur
Eröffnung des Flughafens Berlin
Brandenburg „Willy Brandt“ am
3. Juni wieder fliegen zu lassen.
„Eine DC 3 wird trotzdem beim
BER-Start zu sehen sein“, sagt
der Vereinsvorsitzende Frank
Hellberg. Die Maschine wird allerdings aus Holland eingeflogen
und war nie als Rosinenbomber
bei der Luftbrücke im Einsatz.
Das Wrack des tatsächlichen
Rosinenbombers ist indes soweit
aufgearbeitet worden, dass es mit
Nur noch Schrott: Sieben Menschen sind 2010 bei der Notlan- einer flugfähigen DC 3 aus dem
dung des Rosinenbombers verletzt worden.
Foto: dapd englischen Coventry verschmol-
zen werden kann – wenn der Verein das nötige Geld für den Ankauf
zusammen hat. Der englische Rosinenbomber kostet 180 000 Dollar. Über einen Ersatzteilkatalog
will Hellberg jetzt den Zugang
zu den Herzen der Spender finden. Prominente Unterstützung
hat er dabei von Liedermacher
Reinhard Mey, der selbst lange
Zeit eine Pilotenlizenz besessen
und eine ganz besondere Beziehung zum Rosinenbomber hat.
„Ich bin viel in Tempelhof geflogen und immer wieder dem
Rosinenbomber begegnet, und
immer empfand ich dabei ein
Gefühl von Freude und Dankbarkeit in der Erinnerung an die
Luftbrücke und an den Tag der
wiedergewonnenen Freiheit meiner Stadt Berlin“, schreibt Mey
im Vorwort des Katalogs, in dem
alle Bauteile inklusive des Preises aufgelistet sind.
Mit einer Spende über 5000
Euro hat sich Mey schon mal
die Notausstiegstür für die Piloten gesichert und seinem ältesten Sohn gewidmet, der heute
eine Boeing 777 steuert – „zur
Erinnerung an das kostbare Gut,
das der Rosinenbomber uns gebracht hat: Freiheit“, sagt Mey. Ab
50 Euro aufwärts belohnt der Verein Spender mit einer Urkunde,
ab 200 Euro wird sogar die Lage
des gesponserten Bauteils markiert – einer der beiden Scheibenwischer schlägt mit 1010 Euro zu
Buche, ein Stück Tragfläche kostet
3500 Euro. „Wir haben uns beim
Finanzierungsmodell am Berliner Stadtschloss orientiert“, gibt
Frank Hellberg zu. Ist das Geld
da, wechselt die englische Maschine den Eigentümer. Für Hellberg ein absoluter Glücksfall, dass
es sich bei dem Flugzeug aus Coventry um einen bei der Luftbrü-
cke eingesetzten Rosinenbomber handelt, der auch noch im
gleichen Jahr gebaut worden ist
wie der im Juni 2010 notgelandete. „Wenn wir die DC 3 nach
Deutschland geholt haben, stehen alt und neu nebeneinander“,
sagt Hellberg. Dann sei es keine
Wundernummer mehr, den Rosinenbomber zeitnah wieder auf
die Reise zu schicken. Beim Erstflug werden auch zwei Fluggäste
an Bord sein, die schon beim Unglück im Sommer vor zwei Jahren
im Rosinenbomber saßen: Christiane Behr und ihr Lebensgefährte
sind nach der missglückten Notlandung dem Förderverein beigetreten und wollen unbedingt
noch einmal mit dem Bomber in
die Luft gehen. Frank Hellberg
schließt nicht aus, dass das noch
in diesem Jahr sein könnte.
Spendenhotline: 030 6832334438

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