29.08.2010 18:08 Der Patriot Lippstädter Zeitung 29.08.2010 Wie

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29.08.2010 18:08 Der Patriot Lippstädter Zeitung 29.08.2010 Wie
29.08.2010 18:08
Der Patriot
Lippstädter Zeitung
29.08.2010
Wie Prinz Bernhard in die Luft steigen
Lippstadt/Ahden - Nur wenige Flugzeugtypen haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Die
Ju 52, genannt „Tante Ju“, zählt sicherlich dazu, aber auch die Douglas DC-3 Dakota.
Kennen Sie nicht? Doch, bestimmt. Nur unter anderem Namen: Als „Rosinenbomber“ versorgte sie
während der Berliner Luftbrücke die Bevölkerung mit Lebensmitteln. Pilot Gail Halvorsen kam damals
auf die Idee, an kleinen Fallschirmen Süßigkeiten abzuwerfen, und gab sich den Kindern zu erkennen,
indem er mit den Tragflächeln hin- und her schaukelte, weshalb er „Onkel Wackelflügel“ genannt
wurde.
Ein Flugzeug des Typs DC-3 zählte denn auch am Wochenende zu den Attraktionen bei der
Flugschau auf dem Flughafen Paderborn-Lippstadt. Nach Angaben des Flughafens reisten dazu am
Samstag und Sonntag trotz vieler Regengüsse rund 25 000 Besucher nach Ahden, um 80 moderne
und historische Konstruktionen zu bestaunen - und vor allem fliegen zu sehen.
Flügelwackler waren dabei noch das seltenste Manöver am Himmel, am ehesten noch ausgeführt von
den Doppeldeckern des Quax-Vereins, die gemütlich wie im Karussell durch die Lüfte tuckerten.
Vielfach ging es erheblich spektakulärer zu: Kunstflugpiloten zeigten Loopings, Rollen und Trudel oder
auch Formationsflüge.
Während die meisten Figuren den Laien am Boden beeindruckten, waren sie für die Piloten im Cockpit
oft eine leichte Übung: „Das ist alles harmlos“, erzählte Jürgen Kraus, nachdem er mit seiner BoeingStearman wieder gelandet war - wobei die rheinische Färbung in seiner Stimme besondere
Gelassenheit verbreitete. Nach 20 Jahren Kunstflug mache das zwar immer noch Spaß, sei aber
keine Herausforderung mehr, erzählte der Aachener, der im Alltag Kaufmann ist. Kraus wünscht sich
einfach ein größeres Flugzeug, mit „mehr Bums“.
Von dieser Sorte gab es über Ahden auch Maschinen zu beobachten, etwa den flinken Doppeldecker
Pitts S1T mit Mark Oliver Klenk am Steuer, oder die kanariengelbe Xtrem 300, pilotiert von Heiner
Wehberg, einem der Stars der Kunstflug-Szene. Selbst das Steuer in die Hand nehmen konnten die
Besucher des Sommerfestes im Flugsimulator oder im Formel-1-Simulator. Oder sie kauften sich ein
Ticket für einen der Rundflüge: im Hubschrauber, der Antonow AN-2 oder eben der DC-3.
Die Dutch Dakota Association besuchte mit einem ganz besonderen Exemplar dieses Typs die
Flugschau: Es handelte sich um das ehemalige holländische Regierungsflugzeug. 1994 wurde diese
Maschine von der amerikanischen Luftwaffe in Dienst gestellt und warf am D-Day in der Normandie
sowie bei der Operation „Market Garden“ im Kampf um Arnheim Fallschirmjäger ab. Nach dem Krieg
kam es in den Besitz von Prinz Bernhard der Niederlande und trug fortan die königliche Familie durch
die Lüfte.
„Es ist schön, diese Flugzeuge im Museum zu sehen“, sagte Co-Pilot Tom van Hoorn, „aber viel
schöner, sie fliegen zu sehen.“ Dann hob die DC-3 zum 25-minütigen Rundflug ab. - isa