Predigt zur Goldenen Konfirmation am 27.10.2013 Lukas 6, 47
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Predigt zur Goldenen Konfirmation am 27.10.2013 Lukas 6, 47
Predigt zur Goldenen Konfirmation am 27.10.2013 Lukas 6, 47-49 „Ein festes Fundament für mein Lebenshaus“ Liebe Jubilare, liebe Gemeinde! Drei Dinge sollte ein Mann in seinem Leben tun, so sagt man: Ein Haus bauen, ein Kind zeugen und einen Baum pflanzen. Im Internet wird der Spruch fortgeführt: Was sind die drei Dinge, die eine Frau in ihrem Leben tun sollte? Das Haus putzen, das Kind füttern und den Baum gießen. Liebe Jubilare, ich weiß nicht, was Ihre Lebensziele in den letzten 50 Jahren waren. Häuser und Kinder werden sicher bei vielen von Ihnen vorkommen. Und der ein oder andere hat in seinem Garten dann schließlich auch einen Baum gepflanzt. Dennoch hüte ich mich davor, eine spontane Umfrage zu starten: Wer von Ihnen hat ein Haus gebaut? Wer von Ihnen hat neues Leben in die Welt gesetzt? Zu gefährlich wäre mir diese Frage: Vielleicht hat der ein oder andere ein Leben lang vom eigenen Haus geträumt, doch das Geld hat nie gereicht. Vielleicht hat der ein oder andere sich nichts sehnlicher gewünscht als Kinder, doch der Wunsch blieb unerfüllt. Und dann flattert die Einladung zu einem Klassentreffen oder zur Goldenen Konfirmation ins Haus. Soll ich da hingehen? Möchte ich wissen, was aus den anderen geworden ist? Oder befürchte ich den Überbietungswettbewerb? „Mein Haus, mein Auto, mein Boot…“ Liebe Konfirmanden, vielleicht sind Sie ja schon so erwachsen, dass Sie aus dem Alter des Prahlens heraus sind. Der Werbespot der Sparkasse „Mein Haus, mein Auto, mein Boot…“ spielt eher bei einem 25jährigen Klassentreffen, nicht bei einem Wiedersehen nach 50 Jahren. Vielleicht ist man mit 64 Jahren schon alt und weise, und definiert sich nicht mehr über sein Haus, sein Auto oder seinen Garten. Die Anmeldung zur Goldenen Konfirmation war dennoch ein mutiger Schritt. Soll ich da hingehen? Das ist doch alles schon so lange her? 50 Jahre sind vergangen, seit ich 13 Jahre alt war? Zur Goldenen Konfirmation geht man nicht einfach so. Die Frage drängt sich auf: Wo ist die Zeit geblieben? So lange ist das doch noch gar nicht her! Und dann der Blick in die Runde: Wer fehlt? Wer hat sich nicht angemeldet? Und wer konnte sich nicht mehr anmelden? Die Frage nach der vergangenen und nach der vergehenden Zeit, man könnte sie umgehen, indem man sich nicht anmeldet und stattdessen einen ganz normalen Sonntag verbringt. Liebe Jubilare, Sie hatten Mut und haben sich angemeldet. Ich bin gespannt auf die Gespräche beim Kaffeetrinken, was Ihre Lebensziele in den vergangenen 50 Jahren waren. Und natürlich interessiert mich auch die Frage, in welcher Erinnerung Sie Ihre Konfirmandenzeit bei Pastor Thienemann haben? War die Konfirmandenzeit eine Hilfe für Ihr Leben? War der christliche Glauben eine Hilfe für Ihr Leben oder waren Kirche und Glaube doch eher weit weg vom alltäglichen Leben? Mein Haus, mein Kind, mein Apfelbaum. Ja, das sind Ziele, die man sich setzen kann. Das ist heute nicht anders als vor 2000 Jahren. Und so nimmt Jesus das Bild vom Hausbau auf für einen Vergleich. Ich lese noch einmal den Predigttext aus Lukas 6: Jesus spricht zu seinen Jüngern: 47 Wer zu mir kommt und meine Worte hört und sie tut – ich will euch zeigen, wem er gleicht. 48 Er gleicht einem Menschen, der ein Haus baute und dabei tief grub und die Fundamente auf felsigen Grund legte. Als das Hochwasser kam, da rissen die Fluten am Haus, aber sie konnten es nicht bewegen; denn es war fest gebaut. 49 Wer aber meine Worte hört und sie nicht tut, der ist wie ein Mensch, der sein Haus einfach auf das Erdreich stellte, ohne ein Fundament zu legen. Als die Fluten gegen das Haus prallten, da fiel es in sich zusammen und alles lag in Trümmern. Mit dem Bild vom Bauen eines Hauses wird deutlich: Ich brauche ein Fundament für meine Planungen, etwas Solides, das den Bau auch dann noch trägt, wenn Sturm oder Unwetter alles in Frage stellt.[1] Wie bauen wir unser Lebenshaus? Was ist das Fundament unseres Lebens? Ist es der Fleiß? Fleiß in der Schule, Fleiß in der Ausbildung, Fleiß im Beruf, damit ich das bestmögliche aus meinem Leben mache? Ist es das Geld, das ich spare, das ich möglichst gut anlege, damit es sich vermehrt bzw. nicht weniger wird? Sind gute Versicherungen ein Fundament, das mich trägt? Ein Fels in der Brandung des Lebens? Oder ist es doch eher meine Partnerschaft, auf die ich mein Leben gründe? Oder, etwas weiter gefasst, sind Familie und Freunde das Fundament meines Lebens? Wie bauen wir unser Lebenshaus? Sind Fleiß, Geld, Versicherungen, Partnerschaft, Familie und Freunde feste Fundamente für mein Lebenshaus? Ja und Nein. Natürlich bieten alle diese Dinge Halt, sie schützen bei Sturm und Unwetter. Aber Fundamente aus Fels sind sie nicht! Der Fleiß freut den Chef, aber vielleicht leidet der Partner darunter, dass für ihn kaum noch Zeit übrig bleibt. Das Geld ist ständig in Gefahr. In welcher Währung soll ich es anlegen? Und überhaupt: Was will ich mir von dem Geld noch kaufen? Zeit zu zweit: Welche Zeit wird uns noch geschenkt? Werden Familie und Freunde wirklich für mich da sein, wenn ich einmal Hilfe brauche? Endgültig sicher sind alle diese Dinge nicht: weder Fleiß noch Geld, weder Partnerschaft, Familie oder Freunde. Durch menschliche Schuld, sei es fremde oder eigene, können diese Dinge zu Bruch gehen, durch Krankheit oder äußere Umstände sind sie gefährdet. Letztlich wissen wir nicht, ob sie die Fluten des Lebens überstehen werden oder ob die Flut sie doch untergräbt. Der Fels in der Brandung, das muss ein Fundament sein, das stärker ist als die Fluten dieses Lebens. „So etwas gibt es nicht!“, sagen die einen. „Das Leben ist ein Kommen und Gehen, unser Leben ist eine Sandburg: Wir freuen uns am Bauen, doch am Ende wird die Zeit unser Lebenshaus verwehen.“ Liebe Gemeinde, liebe Jubilare, das Leben als Sandburg, das ist das Weltbild vieler Menschen, das ist das Weltbild vieler Nachbarn und Freunde. Und wenn das Leben schon eine Sandburg ist, dann will ich meine kostbare Zeit nicht noch damit verschwenden, über den Sinn des Lebens nachzudenken! Ich gebe mich damit ab, dass das Leben keinen Sinn hat, ich nutze den Tag, ich freue mich an Haus, Kind und Apfelbaum, solange es mir gut geht. Wer […] meine Worte hört und sie tut […], der gleicht einem Menschen, der ein Haus baute und dabei tief grub und die Fundamente auf felsigen Grund legte. Als das Hochwasser kam, da rissen die Fluten am Haus, aber sie konnten es nicht bewegen; denn es war fest gebaut. Der Fels in der Brandung, das muss ein Fundament sein, das stärker ist als die Fluten dieses Lebens. Der Fels in der Brandung, das bin nicht ich! Der Fels in der Brandung, dass kann nur Jesus Christus sein! Er hat die Fluten des menschlichen Lebens in aller Schärfe durchlebt und er hat sie überlebt. Wenn wir unser Lebenshaus auf Jesus Christus gründen, dann bewahrt uns das nicht vor den Stürmen des Lebens. Sie treffen uns als Christen genauso wie alle anderen Menschen. Wenn wir unser Lebenshaus auf Jesus Christus gründen, dann heißt das nicht, dass unser Leben perfekt wird, dass alle Träume in Erfüllung gehen, dass wir Antworten auf alle Fragen finden. Doch in allem, was uns trifft, in allem, was uns misslingt, so wissen wir doch: Da ist einer, der uns nicht fallen lässt. Da ist einer, der uns nicht abrutschen lässt in das Meer der Verzweiflung. Als das Hochwasser kam, da rissen die Fluten am Haus, aber sie konnten es nicht bewegen; denn es war fest gebaut. Wer auf Jesus Christus hofft, der steht auf festem Grund, dessen Lebenshaus ist fest gebaut. Das bedeutet nicht, dass sein Haus das schönste im Dorf ist. Aber das bedeutet, dass dieser Mensch sein Leben nicht als Sandburg verstehen muss. Wenn wir an Jesus Christus glauben, dann vertrauen wir darauf, dass die Stürme dieses Lebens nicht das letzte Wort haben, sondern dass Jesus Christus, unser Herr, mit uns geht. Margaret Fishback Powers hat das in dem Gedicht „Spuren im Sand“ wunderschön in Worte gefasst: Eines Nachts hatte ich einen Traum: Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn. Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten, Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben. Und jedesmal sah ich zwei Fußspuren im Sand, meine eigene und die meines Herrn. Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte, dass an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens. Besorgt fragte ich den Herrn: „Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten brauchte?“ Da antwortete er: „Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen.“ „Und der Friede Gottes, der höher ist als alle [unsere] Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus“ (Phil 4,7). Amen. [1] Michael Schäfer, Predigt am 21.8.2011 in Neunkirchen/Saar (www.predigten.de).