Zwischen Pädagogik und Produktion
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Zwischen Pädagogik und Produktion
In dem vorliegenden Buch werden die verfügbaren Qualitätsmanagementsysteme für Werkstätten für behinderte Menschen analysiert, darunter die internationale Qualitätsmanagementnorm DIN EN ISO 9001:2008, das teilhabeorientierte Qualitätsmanagementsystem WfbM Qualität Plus, das Paritätische Qualitätssystem PQ-Sys sowie das von der Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung AZAV geforderte Qualitätssicherungssystem. Ausgehend von den Erfordernissen des gesetzlichen Auftrags der Werkstätten sowie der Kriterien für Qualität in der Sozialen Arbeit erfolgt eine Bewertung der Eignung dieser Systeme für die werkstattspezifischen Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben. Nicht jedes der angebotenen Systeme, so schlussfolgert die Autorin, ist für den pädagogischen Alltag in Werkstätten für behinderte Menschen gleichermaßen geeignet. Die Autorin Antje Kronberg ist Diplom-Heilpädagogin, Master of Arts in Sozialmanagement und Qualitätsmanagementbeauftragte einer Werkstatt für behinderte Menschen. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Qualitätsmanagementsysteme in Werkstätten für behinderte Menschen Das Buch ROSSOL Zwischen Pädagogik und Produktion ISBN 978 3 9447 3641 9 € 19,90.- (D) I Bestell-Nr.: 419 www.verlag-rossol.de Antje Kronberg Qualitätsmanagementsysteme in Werkstätten für behinderte Menschen s Plu AV AZ lität 01 a 0 Qu O 9 bM N IS ys f W NE S DI PQ Antje Kronberg Antje Kronberg Zwischen Pädagogik und Produktion Antje Kronberg Zwischen Pädagogik und Produktion Qualitätsmanagementsysteme in Werkstätten für behinderte Menschen Verlag Martin Rossol © 3. Auflage 2014 Verlag Martin Rossol, Pretzfeld Alle Texte, Verweise und Abbildungen unterliegen dem Urheberrecht. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht. Im Text verwendete Titel und Marken sind nicht besonders kenntlich gemacht. Aus dem Fehlen dieser Hinweise kann nicht auf eine freie Verfügbarkeit geschlossen werden. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über die Seite http://dnb.dnb.de abrufbar. Wir danken der LWB Lichtenberger Werkstatt für Behinderte gGmbH in Berlin für die freundliche Genehmigung der Publikation. Herstellung: Books on Demand, Norderstedt Titelbild: Designsoliman, Fotolia.com ISBN: 978 3 9447 3641 9 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 7 2. Spannungsfelder und Qualität 9 2.1 2.2 2.3 3. 4. 5. Qualitätsanforderungen des Gesetzgebers Ökonomisierung der Qualitätsdebatte Qualitätsmanagementsysteme 10 12 15 Qualität in der Sozialwirtschaft 17 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 17 19 23 27 28 Perspektiven des Qualitätsbegriffs Sozialwirtschaftliche Anforderungen an Qualität Pädagogische Qualität als Kriterium Sozialer Arbeit Qualitätsebenen Qualität durch Qualitätsmanagementsysteme Spezifische Anforderungen an Werkstätten 31 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.1.4 4.2 4.3 31 32 33 35 38 39 41 Gesetzliche Anforderungen Sozialgesetzbuch Werkstättenverordnung Leistungsbeschreibung für den Arbeitsbereich Behindertenrechtskonvention Anforderungen der Menschen mit Behinderung Anforderung der industriellen Auftraggeber Qualitätsmanagementsysteme in Werkstätten 45 5.1 5.1.1 5.1.2 5.2 5.2.1 5.2.2 5.3 5.3.1 5.3.2 5.4 5.4.1 5.4.2 47 48 53 56 57 61 63 64 71 73 74 79 DIN EN ISO 9001:2008 Inhalte der ISO 9001:2008 Bewertung der ISO 9001:2008 Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung AZAV Inhalte der AZAV Bewertung der AZAV Qualitäts-Check PQ-Sys Inhalte des Qualitäts-Checks PQ-Sys Bewertung des Qualitäts-Checks PQ-Sys Managementanforderungen WfbM Qualität Plus Inhalte von WfbM Qualität Plus Bewertung von WfbM Qualität Plus 5.5 5.5.1 5.5.2 5.5.3 5.5.4 5.6 6. Ausblick in die Praxis 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 7. Weitere Normen für Werkstätten Entsorgungsfachbetriebeverordnung Managementanforderungen Arbeitsschutz MAAS-BGW DIN EN ISO 14001 ISO/TS 16949 Zusammenfassende Betrachtung Ausgangssituation Entwicklung der Qualität mit WfbM Qualität Plus Beispielprozess Förderplanung Einbeziehung Beteiligter Feststellungen 83 84 84 85 86 87 91 92 94 95 99 102 Fazit und Empfehlungen 105 Abkürzungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Literaturverzeichnis Die Autorin 109 111 113 121 Kapitel 1 Einleitung Qualitätsmanagementsysteme stellen in sozialwirtschaftlichen Organisationen vielfach ein durch die Kostenträger oder durch externe Auftraggeber gefordertes Instrument dar. Die angebotenen Leistungen sollen dadurch abgebildet sowie die Qualität der Leistungserstellung gesichert werden. Vor allem Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) sehen sich hierbei mit dem Spannungsfeld zwischen Pädagogik und Produktion konfrontiert. Ihr dualer Auftrag, einerseits rehabilitationsspezifische Bildungseinrichtung, andererseits produzierendes Dienstleistungsunternehmen, steht im Arbeitsalltag des Öfteren in Kontrast zueinander. Es besteht die Gefahr der Zielkonflikte. Als Mitarbeiterin im Sozialdienst und Qualitätsmanagementbeauftragte in einer Berliner Werkstatt für behinderte Menschen, erlebt die Autorin in ihrem Berufsalltag häufiger, dass der Schwerpunkt der Arbeit bei den Mitarbeitern der Einrichtung auf der Sicherstellung der Produktion liegt. Dadurch bedingt, findet die Erfüllung von pädagogischer Qualität vermehrt wenig Berücksichtigung, obwohl Menschen mit Behinderung als Leistungsempfänger die wesentliche Anspruchsgruppe dieser Einrichtung darstellen. Einschlägige Qualitätsmanagementsysteme und Normen, wie beispielsweise die DIN EN ISO 9001:2008, scheinen in diesem Zusammenhang ebenfalls wenig Raum für die pädagogischen 7 Prozesse zu schaffen, vielmehr stärken sie die industrielle Seite der Werkstatten. Für die Autorin ergab sich aufgrund dieser Überlegungen die Fragestellung, inwieweit es geeignete Qualitätsmanagementsysteme für WfbM gibt, in denen zunächst die pädagogische Seite adäquate Berücksichtigung findet und darüber hinaus Möglichkeiten schafft, das Spannungsfeld zwischen Pädagogik und Produktion zu verringern. Diese Masterarbeit gliedert sich in sieben Kapitel mit unterschiedlicher Schwerpunktsetzung. An diese Einleitung anschließend erfolgt im zweiten Kapitel die exemplarische Beleuchtung aktueller Spannungsfelder, mit denen sich WfbM im Rahmen der Qualitätsdebatte konfrontiert sehen. Das dritte Kapitel setzt sich auf theoretischer Ebene mit der Qualitätsthematik auseinander, unter anderem mit pädagogischer Qualität und deren Anforderungen in der Sozialwirtschaft. Die speziellen Anforderungen verschiedener Anspruchsgruppen an WfbM werden im vierten Kapitel erörtert. Darauf aufbauend beinhaltet das fünfte Kapitel eine ausführliche Auseinandersetzung mit ausgewählten Qualitätsmanagementsystemen unter dem Blickwinkel der pädagogischen Leistungserstellung. Im sechsten Kapitel werden anhand eines konkreten Beispiels Vorschläge für eine praxisnahe Umsetzung unterbreitet. Ihren Abschluss erfährt diese Masterarbeit im Rahmen eines Fazits im siebten Kapitel. 8 Kapitel 2 Spannungsfelder und Qualität Werkstätten für behinderte Menschen stellen zum aktuellen Zeitpunkt eine wichtige soziale Organisation dar, um Menschen mit Unterstützungsbedarf die Teilhabe am Arbeitsleben zu ermöglichen.1 Basierend auf den gesetzlichen Anforderungen des Neunten Sozialgesetzbuches, sind sie zum einen Rehabilitations- und Bildungseinrichtung für Menschen mit Behinderung, die zum gegenwärtigen Moment nicht auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt tätig sein können. Schwerpunkte liegen beispielhaft in der Bereitstellung einer adäquaten beruflichen Bildung, dem Erhalt der persönlichen Leistungs- und Erwerbsfähigkeit und der Persönlichkeitsentwicklung, auch mit dem Ziel, den Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu gestalten (vgl. § 136 Abs 1f. SGB IX). Zum anderen schreibt § 12 Abs. 1 der Werkstättenverordnung (WVO) vor, dass die WfbM nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen organisiert sein muss, mit dem Ziel, wirtschaftliche Arbeitsergebnisse anzustreben, um an die im Arbeitsbereich beschäftigten behinderten Men1 Als Diplom-Heilpädagogin erlebt die Autorin im Rahmen des Studiums und auch im Arbeitsalltag, dass Werkstätten für behinderte Menschen als Institution im Zuge von Integration und Inklusion oft kritisch hinterfragt werden. In ihrer Diplomarbeit erfolgte eine differenzierte Auseinandersetzung mit dieser Thematik. Innerhalb dieser Masterarbeit wird diese Diskussion nicht aufgegriffen, vielmehr wird die Organisation WfbM in der Bildungs- und Arbeitslandschaft als feste Größe angenommen und der Schwerpunkt auf die Qualitätsdebatte gelegt. 9 schen ein angemessenes Arbeitsentgelt zahlen zu können (vgl. § 12 Abs. 3 WVO). Hieraus ergibt sich die Funktion eines sozialen Wirtschaftsunternehmens mit ökonomischen Eigeninteressen (vgl. Detmar et al. 2002, S. 6; Gehrmann 2008b, S. 305). Diese Mehrdimensionalität in der Zielstruktur „prädestiniert für unterschiedliche Schwierigkeiten und macht zugleich anfällig für Konflikte, welche sich in den kontrastreichen Begriffspaaren Produktion oder Pädagogik beziehungsweise Markt oder Mensch manifestieren. Beiden Anspruchsgruppen soll die WfbM als gemeinnütziges Sozialunternehmen umfassend gerecht werden“ (Bieker 2005, S.323, zitiert nach Kronberg 2009, S.45). Dieses Spannungsfeld zwischen pädagogischer Bildungseinrichtung und produzierendem Dienstleistungsunternehmen spiegelt sich nach Auffassung der Autorin auch deutlich in der Thematik Qualitätsmanagementsysteme in Werkstätten für behinderte Menschen wider. Nachfolgend werden daher exemplarisch einige der Herausforderungen aufgeführt, mit denen sich WfbM im Rahmen der Qualitätsdebatte konfrontiert sehen und die für die weitere Erarbeitung dieser Themenstellung von Bedeutung sind. 2.1 Qualitätsanforderungen des Gesetzgebers Soziale Einrichtungen, speziell Werkstätten für behinderte Menschen, sehen sich verstärkt mit steigenden Qualitätsanforderungen durch den Gesetzgeber konfrontiert. Werkstätten unterliegen vielfältigen gesetzlichen Rahmenbedingungen und konzeptionellen Anforderungen, denen sie umfassend gerecht werden müssen. Ihre gesetzliche Verankerung findet sich im Neunten Sozialgesetzbuch Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen, besonders im Kapitel fünf und Kapitel zwölf wieder. Weitere wichtige gesetzliche Handlungsgrundlagen bilden für diese Einrichtungen die Werkstättenverordnung (WVO) sowie die Werkstättenmitwirkungsverordnung (WVMO). Eine zunehmende Rolle in der Ausgestaltung der Werkstättenlandschaft spielt ebenso die seit 2009 verbindlich anerkannte UN-Behindertenrechtskonvention (BRK), 10 die seit der Ratifizierung geltendes Recht und wichtige Leitlinie für die Behindertenpolitik in Deutschland darstellt (vgl. Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2011, S.3).2 Im Zusammenhang mit den gesetzlichen Rahmenbedingungen ist die Verankerung der Qualitätsthematik in der Sozialgesetzgebung hinsichtlich der Ausrichtung an Qualitätsfragen von zunehmender Bedeutung (vgl. Arnold 2009, S.459). So verlangt der Gesetzgeber im Neunten Sozialgesetzbuch § 20 Abs. 2, dass Rehabilitationseinrichtungen ein Qualitätsmanagementsystem aufweisen müssen, welches die spezifische Leistungsversorgung durch zweckbestimmte und systematische Verfahren sichert, gewährleistet und kontinuierlich verbessert. Auch § 75 SGB XII verdeutlicht, dass Kosten von Leistungen der Sozialhilfe die durch die WfbM erbracht werden, nur übernommen werden, wenn Leistungsund Prüfungsvereinbarungen vorliegen, die auch wieder im besonderen Maße die Gewährleistung von Qualität und deren Überprüfung sicherstellen. Darüber hinaus bestehen weitere aktuelle gesetzliche Qualitätsforderungen für Werkstätten für behinderte Menschen in der Auflage, dass diejenigen Träger, die das Eingangsverfahren und den Berufsbildungsbereich anbieten, ab 1. Januar 2013 eine Zulassung nach der Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung AZAV vorweisen müssen.3 Ausnahmeregelungen oder Übergangsfristen sind ausdrücklich nicht vorgesehen (vgl. BAG WfbM 2012). 2 In Kapitel 4 wird auf die einzelnen gesetzlichen Richtlinien ausführlicher eingegangen. 3 Die Akkreditierungs- und Zulassungsförderung Arbeitsförderung (AZAV) stellt eine neue Verordnung auf Grundlage des Dritten Buches Sozialgesetzbuch dar. Ausführungen dazu erfolgen in Kapitel 5. 11 2.2 Ökonomisierung der Qualitätsdebatte Der aktuell vorherrschende Ökonomisierungsgedanke droht, sich einschneidend auf die Qualitätsdebatte auszuwirken und ein unüberbrückbares Spannungsfeld zu den pädagogischen Ansprüchen zu schaffen: „Die zunehmende Ökonomisierung ist ein gesamtgesellschaftlicher Trend, der auch vor der Sozialen Arbeit nicht Halt macht“ (Böhm / Wöhrle 2009, S. 6). Bezogen auf die Qualitätsdebatte, die mittlerweile, wie oben geschildert, kontinuierlich in den sozialen Gesetzesfestlegungen verankert ist, spiegelt sich diese Tendenz nachhaltig wider. Im Zusammenhang mit dem sozialpolitischen Kontext wird verstärkt auf die „ökonomischen Rahmenbedingungen, auf die knappen öffentlichen Finanzmittel und auf die daraus resultierenden vermehrten Legitimationsanforderungen verwiesen“ (Merchel 2010, S. 21). Die WfbM sehen sich in diesem Bezugsrahmen mit den Anforderungen des SGB IX § 20 sowie SGB XII § 75 Abs. 3 konfrontiert, die jeweils durch die Einrichtung festgelegte Qualitätsmaßstäbe installiert wissen wollen, bevor Leistungen durch den Kostenträger übernommen werden. Ökonomische Effizienz, Qualitätskriterien und Leistung werden hierbei in der Regel verknüpft miteinander betrachtet (vgl. ebd. sowie Rossol 2010, S. 10). „Dabei zeigt die aktuelle Entwicklung der Vergütungsvereinbarungen eine Tendenz in Richtung Geld für Qualität anstelle des bisher üblichen Geld für Kosten“ (Rossol 2010, S. 12). Werkstätten für behinderte Menschen befinden sich bezogen auf diesen Sachverhalt seit längerem in einem „Spannungsfeld mehrerer unterschiedlicher Anspruchsgruppen mit teilweise divergierenden Interessen“ (Egger / Schübel / Zink 2003, S. 1). Auf der einen Seite sind die oben beschriebenen Anforderungen und Vorgaben des Kostenträgers, der die Interessen des Gesetzgebers vertritt, zu nennen. Darüber hinaus sind die Menschen mit Behinderung als die sogenannten wesentlichsten „Hauptkunden“ (ebd.) anzusehen. Hier gilt es sich der Frage zu stellen, „welche Bedürfnisse sie haben, welche Entwicklungs- und Lebensmöglichkeiten ihnen zugestanden oder von ihnen selbst reklamiert werden 12 und welche spezifischen Leistungen für ihre Rehabilitation und Eingliederung zur Verfügung stehen müssen“ (ebd.). Dem gegenüber stehen eine zunehmende Verschärfung des wirtschaftlichen Wettbewerbes und die vorrangig industriellen Kunden mit ihren steigenden Anforderungen und dem Anspruch, dass das Qualitätsmanagementsystem der WfbM kompatibel ist mit ihrem eigenen System4 (vgl. Egger et al. 2003, S. 2; Miller 2005, S. 43). Es entsteht somit ein Spannungsfeld, dem die WfbM möglichst umfassend gerecht werden muss. Das Spannungsfeld ist in Abbildung 1 verdeutlicht. Abb. 1: Werkstätten für behinderte Menschen im Spannungsfeld von Leistungsträger sowie pädagogischen und industriellen Leistungsempfängern (basierend auf Rossol 2010, S. 8) 4 In den nachfolgenden Ausführungen wird der Fokus in der Auseinandersetzung mehr auf der pädagogischen Qualitätsdebatte im Rahmen innerbetrieblicher Prozesse liegen. Die industriellen Auftraggeber als Kunden werden nicht explizit beleuchtet, da dies den Rahmen dieser Arbeit überschreiten würde. 13 Ein aktuelles Praxisbeispiel aus dem Arbeitsalltag der Autorin verdeutlicht in diesem Zusammenhang ebenfalls die Prägnanz dieser Thematik: Im Rahmen einer Fortbildung sollten Arbeitsgruppenleiter und Mitarbeiter des Sozialdienstes einer Werkstatt für behinderte Menschen wechselseitig reflektieren, worin sie ihre jeweiligen Aufgaben sehen. Während ein Gruppenleiter unverzüglich äußerte, dass seine erste Aufgabe in der Fertigstellung der Kundenaufträge bestehe, zählten die Sozial- und Heilpädagogen als Aufgabe des betreuenden Fachpersonals zunächst die vielfältige pädagogische Begleitung und Unterstützung der Menschen mit Behinderung auf, bevor sie ganz am Ende die Sicherstellung der Produktion benannten.5 Anhand der dargelegten Fakten wird nach Meinung der Autorin deutlich, dass für die WfbM ein Qualitätsmanagementsystem erforderlich ist, das unter anderem sowohl Pädagogik als auch Produktion gleichermaßen betrachtet (Strukturqualität), klare Prozesse und Schnittstellen zwischen den einzelnen Mitarbeitergruppen und ihren Aufgaben in Pädagogik und Produktion schafft (Prozessqualität), sowie klare messbare Vorgaben hinsichtlich der pädagogischen als auch der produktiven Qualität definiert (Ergebnisqualität6). 5 Die Fortbildung zum Thema „Umgang mit suchterkrankten Menschen“ fand im November 2012 im Rahmen einer Inhouse-Schulung bei meinem aktuellen Arbeitgeber statt. Teilnehmer waren fünf Mitarbeiter aus dem Gruppendienst und fünf Mitarbeiter des Sozialdienstes der WfbM. 6 Zur näheren Erläuterung siehe Kapitel 3.4. 14 Abkürzungsverzeichnis a.a.O. Abs. Anmerk. d. Verf. AZAV BAG WfbM BAR BMAS VN-BRK DIN EN ISO ebd. EfbV EFQM EQ etc. ff. gem. Hervorh. Kap. KQS KVP LQW LWB MAAS-BGW am angegebenen Ort Absatz Anmerkung der Verfasserin Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation Bundesministerium für Arbeit und Soziales Vereinte Nationen - Behindertenrechtskonvention Deutsches Institut für Normung (DIN), Europäische Norm (EN) und International Organization for Standardization (ISO) Ebenda Entsorgungsfachbetriebeverordnung European Foundation for Quality Management Ergebnisqualität et cetera fortfolgende gemäß Hervorhebung Kapitel Kundenorientierte Qualitätstestierung für Soziale Dienstleistungsanbieter kontinuierlicher Verbesserungsprozess Lernerorientierte Qualitätstestierung in der Weiterbildung Lichtenberger Werkstatt für Behinderte gGmbH Managementanforderungen zum Arbeitsschutz der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienste und Wohlfahrtspflege 109 PQ-Sys QM RAL SGB TQM WfbM 110 Paritätisches Qualitätssystem Qualitätsmanagement RAL Gütegemeinschaft Barrierefreiheit Sozialgesetzbuch Total Quality Management Werkstätten für behinderte Menschen Abbildungsverzeichnis Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 5 Abb. 6 Abb. 7 Abb. 8 Abb. 9 Abb. 10 Abb. 11 Werkstätten für behinderte Menschen im Spannungsfeld von Leistungsträgern sowie pädagogischen und industriellen Leistungsempfängern Fünf Zugänge zum Qualitätsbegriff nach Garvin Dimensionen der Qualität Sozialer Arbeit Zwölf Basiskriterien für die Qualität Sozialer Arbeit Der Qualitätsmanagementprozess Modell eines prozessorientierten Qualitätsmanagementsystems Anforderungen der Normenkapitel der DIN EN ISO 9001:2008 Anforderungen der AZAV Anforderungen des Qualitäts-Check PQ-Sys (Behindertenhilfe) Anforderungen der Managementanforderungen WfbM Qualität Plus Prozess der Förderplanung 13 18 21 26 29 48 50 58 66 77 98 111 Literatur- und Quellenverzeichnis Arnold, Ulli (2009): Qualitätsmanagement in Sozialwirtschaftlichen Organisationen. 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Ehrenamtlich engagiert sich Antje Kronberg als Begleiterin von Beschäftigten der Lichtenberger Werkstatt, des Rehabilitationszentrums Berlin Ost (RBO) und der SG Rehabilitation Berlin-Lichtenberg von Tischtennis-Sportveranstaltungen bei den Special Olympics. 121 Der Verlag Der Verlag Martin Rossol wurde im März 2013 gegründet. Wir verlegen Publikationen, die sich mit den Themenkomplexen Soziale Arbeit und Sozialmanagement (Sozialwirtschaft, Marketing, Qualitätsmanagement, Projekt- und Personalmanagement, Organisationsentwicklung) sowie Gesundheitsmanagement (Public Health, Gesundheitsökonomie, Pflegewissenschaften) befassen. Die Publikationen berücksichtigen die Besonderheiten der Non-ProfitOrganisationen, den Dienstleitungscharakter, die Kooperation mit den Leistungsempfängern sowie die enge Einbindung in das Recht. Sie zeichnen sich durch einen hohen Praxisbezug aus. Wir sind unabhängig und machen davon Gebrauch. So werden Publikationen in erster Linie nach Inhalten und dem daraus resultierendem Nutzen für die Leserschaft beurteilt. Das primäre Anliegen des Verlages ist die weitere Professionalisierung der Sozialen Arbeit. Sofern Sie eine Publikation planen, welche in das Verlagsprogramm passt, beachten Sie vor der Übersendung des Manuskripts bitte die Hinweise auf der Homepage des Verlags. 122 Managementanforderungen WfbM Qualität Plus ‐ Begriffe und Kriterien Die Managementanforderungen WfbM Qualität Plus definieren als Norm die Kriterien des rehabilitations‐ spezifischen Qualitätsmanagementsystems. RAL Gütegemeinschaft Barrierefreiheit (Hrsg.) 60 Seiten 1. Auflage 2013 ISBN: 978‐3‐8442‐3070‐3 Euro 45.‐ Muster‐Handbuch AZAV ‐ Trägerzulassung im Berufsbildungsbereich Das Handbuch liefert die Dokumentation zur Trägerzu‐ lassung einschließlich des erforderlichen Qualitätssiche‐ rungssystems – praxiserprobt und auditsicher. Martin Rossol (Autor) 100 Seiten 2. Auflage 2012 ISBN 978‐3‐8442‐3320‐9 Euro 69.‐ www.wfbm‐qualitaet.de In dem vorliegenden Buch werden die verfügbaren Qualitätsmanagementsysteme für Werkstätten für behinderte Menschen analysiert, darunter die internationale Qualitätsmanagementnorm DIN EN ISO 9001:2008, das teilhabeorientierte Qualitätsmanagementsystem WfbM Qualität Plus, das Paritätische Qualitätssystem PQ-Sys sowie das von der Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung AZAV geforderte Qualitätssicherungssystem. Ausgehend von den Erfordernissen des gesetzlichen Auftrags der Werkstätten sowie der Kriterien für Qualität in der Sozialen Arbeit erfolgt eine Bewertung der Eignung dieser Systeme für die werkstattspezifischen Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben. Nicht jedes der angebotenen Systeme, so schlussfolgert die Autorin, ist für den pädagogischen Alltag in Werkstätten für behinderte Menschen gleichermaßen geeignet. Die Autorin Antje Kronberg ist Diplom-Heilpädagogin, Master of Arts in Sozialmanagement und Qualitätsmanagementbeauftragte einer Werkstatt für behinderte Menschen. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Qualitätsmanagementsysteme in Werkstätten für behinderte Menschen Das Buch ROSSOL Zwischen Pädagogik und Produktion ISBN 978 3 9447 3641 9 € 19,90.- (D) I Bestell-Nr.: 419 www.verlag-rossol.de Antje Kronberg Qualitätsmanagementsysteme in Werkstätten für behinderte Menschen s Plu AV AZ lität 01 a 0 Qu O 9 bM N IS ys f W NE S DI PQ Antje Kronberg