10 goldene Laufregeln
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10 goldene Laufregeln
T r a ining m i t O ly m pia-s tars So lerne ich richtig Die Langstreckenläuferin Sabrina Mockenhaupt legt im Training pro Monat Hunderte Kilometer zurück. Hier teilt sie ihren großen Schatz an Erfahrungen mit. Ihre zehn goldenen Lauf-Regeln So setze ich den Fuß richtig Beim Laufen gibt es einige Regeln zu beachten. Wichtig ist vor allem, dass man den Fuß fast mit der ganzen Sohle aufsetzt. Beim Abrollen drückt man sich dann zuletzt mit dem großen Zeh ab. Dieser gibt den Impuls für den nächsten Schritt. Läufer sollten es möglichst vermeiden, zunächst die Ferse aufzusetzen, weil dabei dann das Bein zu stark gestreckt ist und große Kräfte auf Sprung-, Knie- und Hüftgelenk wirken. Das führt zu unnötigem Verschleiß. Auch auf dem vorderen Teil des Fußes sollte man nicht aufsetzen, weil dies die Waden zu stark belastet. Ideal ist es, mit dem Mittelfuß den ersten Bodenkontakt zu haben. 1 Finden Sie den richtigen Puls! Um das Lauftraining richtig zu dosieren, müssen Sie zunächst Ihren Maximalpuls kennen. Dieser Wert ist individuell und lässt sich mit einem Pulsmess-Gerät relativ leicht bestimmen. Die Messung funktioniert so: Zehn Minuten locker warm laufen, dann jede Minute das Tempo so steigern, dass der Puls jeweils um zehn Schläge steigt. Wenn keine Steigerung mehr möglich ist, machen Sie einen 20 Sekunden langen Endspurt. Danach den Pulswert ablesen. Dies ist Ihr Ausgangswert, bei dem Sie später wissen, ob Ihr Lauftempo richtig ist. Für Anfänger liegt der ideale Puls bei 60 bis 70 Prozent des Maximalpulses. Laufen zwischen 70 und 80 % ist ideal für die Grundlagen-Ausdauer. Wenn Ihr Herz beim Laufen zwischen 120- und 160-mal pro Minute schlägt und Sie sich noch unterhalten können, ist es ein guter Bereich. So überwinden Sie den inneren Schweinehund! Das Wichtigste ist Regelmäßigkeit. Planen Sie frühzeitig Ihre Laufeinheiten, und tragen Sie diese in den Terminkalender ein. Dadurch schaffen Sie Verbindlichkeit. Das Laufen mit Freunden hilft auch, um sich aufzuraffen. Definieren Sie regelmäßig Ziele wie: zwei Kilo abnehmen oder 30 Minuten am Stück laufen. So bekommen Sie immer wieder Erfolgserlebnisse, die einen vorantreiben. Bleiben Sie realistisch! Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers, und seien Sie zu Beginn auch nicht verlegen, das Tempo zu drosseln oder eine Gehpause einzulegen. Wenn man übers Ziel hinausschießt, macht es schnell keinen Spaß mehr. Das bringt dann nichts. Also nicht gleich vom Marathon träumen. 2 3 4 SPORT BILD-sonderheft 16 | 2012 sabrina mockenhaupt Hier dehnt Sabrina Mockenhaupt die hinteren Oberschenkelmuskeln. Die Dehnung pro Bein soll etwa 20 Sekunden dauern 4 Führen Sie ein Trainingsbuch! Darin dokumentieren Sie über einen längeren Zeitraum, wie weit, wie intensiv und wie lang Sie gelaufen sind. Das ist ganz wichtig. So kann man seine Leistungen einschätzen und vergleichen. Das mag zu Beginn eine kleine Last sein, aber irgendwann macht es Freude, weil man sieht, wie man sich entwickelt hat. Sorgen Sie für Abwechslung! Damit das Laufen nicht zu eintönig wird, können Sie zum Beispiel das Tempo variieren. Das geht mit Intervall-Training. Also: zwei Minuten schnell, eine Minute lang- 5 sam, drei Minuten schnell, zwei Minuten langsam usw. Ich mache einmal pro Woche einen schnelleren Dauerlauf. Dadurch setze ich neue Reize. Wer schon trainierter ist, kann vor Wettkämpfen zum Beispiel zehnmal 1000 Meter oder 15-mal 400 Meter in einer vorgegebenen Zeit laufen. So testet man, ob man eine bestimmte Gesamtzeit schaffen kann. Zudem sollten Sie regelmäßig neue Strecken ausprobieren. Machen Sie Ausgleichstraining! Laufen ist eine recht einseitige Bewegung. Um dem Körper auch andere Reize zu bieten, gibt es viele Alternativen. > 6 So ernähre ich mich richtig Die Nahrung ist der Treibstoff des Läufers, allerdings kommt es auf das richtige Timing an. Zwei Stunden vor dem Sport sollte man zuletzt essen. Dann steht die Energie zum Laufen bereit, und der volle Magen belastet nicht. Die Haupt-Energiequelle sind Kohlenhydrate. Diese sollten möglichst wertvoll sein: Vollkornprodukte, Gemüse, Kartoffeln, Bananen und Hülsenfrüchte sind ideale Quellen. Die Fette sind der beste Energiespeicher für Ausdauerleistungen. Beim Essen sollte man überwiegend ungesättigte statt gesättigte Fettsäuren zu sich nehmen. Diese sind zum Beispiel in Nüssen, Avocados und Ölen (Raps, Lein und Walnuss). Sie schützen die Blutgefäße, stärken die Immunkräfte. Eiweiße sind wichtig, da sie nach dem Sport bei der Erholung der Gelenke, Sehnen und Bänder sowie dem Aufbau der Muskeln helfen. Gute Quellen sind mageres Fleisch, Fisch, Soja, Eier und Milchprodukte. Pro Tag sollte man mindestens zwei Liter trinken. Am besten ist Wasser ohne Kohlensäure. Bananen sind eine gute Quelle für wertvolle Kohlenhydrate Beim Laufen setzt ma n de auf (o.) und rollt dann n Fuß fast mit der ganzen Sohle über den großen Zeh ab (u.) 16 | 2012 SPORT BILD-sonderheft 5 Fotos: Witters (4), dpa, Imago (2) Laufen Sabrina Mockenhaupt (31) aus Siegen startet bei den Olympischen Spielen 2012 im Marathon. Am 30. Oktober 2011 qualifizierte sie sich beim Frankfurt-Marathon in 2:28:08 Stunden (l.). Mockenhaupt gewann 22 Deutsche Meisterschaften (3000, 5000 und 10 000 Meter). Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking belegte sie über 10 000 Meter den 13. Rang, bei der WM 2009 in Berlin Platz 17 im Marathon. T r a ining m i t O ly m pia-s tars Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 Tag 5 Tag 6 Tag 7 Tag 8 Tag 9 Tag 10 Tag 11 Tag 12 Tag 13 T r a i n i n g se i n h e i t 30 Minuten Gehen und Laufen im Wechsel, Laufanteil davon 20 Minuten Stretching-Einheit zur Pflege der Muskeln, 30 bis 40 Minuten (s. rechts) 15 Minuten Laufen, 10 Minuten Gehen, 15 Minuten Laufen Stretching-Einheit zur Pflege der Muskeln, 30 bis 40 Minuten oder Ruhetag Krafttraining mit Übungen für Rumpf und Rücken (siehe S. 16 bis 21) 35 Minuten Gehen und Laufen im Wechsel, Laufanteil davon 25 Minuten Ruhetag zur Regeneration 20 Minuten Laufen, dann 10 Minuten Gehen und Laufen im Wechsel, danach noch einmal 10 Minuten Laufen Stretching-Einheit zur Pflege der Muskeln, 30 bis 40 Minuten 30 Minuten Laufen Stretching-Einheit zur Pflege der Muskeln, 30 bis 40 Minuten oder Ruhetag Krafttraining mit Übungen für Rumpf und Rücken 40 Minuten Gehen und Laufen im Wechsel, Laufanteil davon 30 Minuten Ruhetag zur Regeneration Tag 14 Tag 15 30 Minuten Laufen zur Pflege der Muskeln, Tag 16 Stretching-Einheit 30 bis 40 Minuten 25 Minuten Laufen, dann 15 Minuten Tag 17 Gehen und Laufen im Wechsel, danach Tag 18 Tag 19 Tag 20 Tag 21 Tag 22 Tag 23 Tag 24 Tag 25 Tag 26 Tag 27 Tag 28 noch einmal 10 Minuten Laufen Stretching-Einheit zur Pflege der Muskeln, 30 bis 40 Minuten oder Ruhetag Krafttraining mit Übungen für Rumpf und Rücken 35 Minuten Laufen Ruhetag zur Regeneration 30 Minuten Laufen und 10 Minuten Gehen und Laufen im Wechsel Stretching-Einheit zur Pflege der Muskeln, 30 bis 40 Minuten 30 Minuten Laufen, dann 5 Minuten Gehen, danach noch einmal 15 Minuten Laufen Stretching-Einheit zur Pflege der Muskeln, 30 bis 40 Minuten oder Ruhetag Krafttraining mit Übungen für Rumpf und Rücken 40 Minuten Laufen Ruhetag zur Regeneration Die Tabelle zeigt einen Trainingsplan für einen grundsätzlich sportlichen Läufer, dessen Ziel es ist, nach vier Wochen 40 Minuten ohne Pause laufen zu können. Weitere Pläne bietet Langstreckenläuferin Sabrina Mockenhaupt in ihrem Ratgeber »Mein großes Fitness-Laufbuch« an. Dies erscheint im Verlag Cng Sports & Media, ISBN 978-3-9813838-2-9. Der Preis beträgt 16,90 Euro. Darin gibt es Ratschläge rund ums Laufen sowie den idealen Trainingsweg zum 10-Kilometer-Lauf, Halbmarathon und Marathon. 6 SPORT BILD 16 | 2012 > Aquajogging ist ein gutes Training und durch das Wasser auch eine Entspannung für die Muskulatur. Spinning kommt der Laufbelastung recht nah und bringt Abwechslung. Trainieren Sie Rumpf und Rücken! Ein- bis zweimal pro Woche sollte ein Kraft- oder Stabilisationstraining auf dem Plan stehen. Man muss die goldene Mitte stärken, damit der Rücken die Laufbelastung tragen kann. So fällt man nicht fälschlicherweise ins Hohlkreuz oder läuft zu weit vornüber gebeugt. Außerdem vermeidet man so muskuläre Dysbalancen. Regeneration beachten! Dies beginnt direkt nach dem Laufen mit einem Stretchingprogramm. Ein- bis zweimal pro Woche sollte man sogar ein 40-minütiges Stretching zur Pflege der Muskeln machen. Ein Yoga-Kurs ist dafür auch eine gute Methode. Zwischen Laufeinheiten sollten Sie sich mindestens einen Tag Pause gönnen. Achten Sie auch darauf, ausreichend Schlaf zu haben: Sechs Stunden sind das Minimum, besser sind sieben bis neun Stunden. Alkohol und Stress behindern die Regeneration. Laufen Sie auf richtigem Untergrund! Hobbyläufer sollten möglichst viel auf weicherem Boden im Wald oder Park laufen, um die Gelenke zu schonen. Wenn man allerdings einen Wettkampf auf der Straße laufen will, muss man unbedingt vorher auf Asphalt trainieren. Nur so gewöhnt sich der Fuß an die zusätzliche Belastung. Achten Sie auf Ihren Körper! Übernehmen Sie sich nicht. Gelenke, Bänder und Sehnen müssen sich erst an erhöhte Belastung gewöhnen. Gängige Verletzungen sind das Läuferknie (Sehnen-Überlastung mit Schmerzen an der Außenseite des Gelenkes), das Patellaspitzen-Syndrom (Überlastung mit Schmerzen an der Kniescheibe) oder eine Achillessehnenreizung. Bei Schmerzen zunächst kühlen und pausieren. Wird es schlimmer, suchen Sie einen Arzt auf. Dehnen und Ausgleichstraining können helfen. Bei Seitenstichen verringern Sie das Tempo, atmen langsamer. Um die Lunge bei Kälte zu schonen, Schutz vor Mund und Nase tragen. Eine jährliche sportmedizinische Untersuchung ist durchaus sinnvoll. < 7 8 wichtige adressen -- Einsteigertipps und Techniken: www.richtig-laufen.de -- Informationen zur idealen Basis- Ernährung, Strecken und Laufkalender: www.leichtathletik.de -- Trainings- und Ernährungstipps: www.lauftipps.de -- Tipps zur richtigen Bekleidung, Laufschuhe, verschiedene Trainingsmethoden: www.richtig-joggen.net -- Ratgeber: www.joggen-online.de -- Trainingspläne für Einsteiger: www.runnersworld.de So pflege ich die Muskeln Nach dem Laufen ist Dehnen sehr wichtig für die Pflege der Muskeln. Dafür sollte man sich zehn bis 15 Minuten Zeit nehmen. Hier dehnt Sabrina Mockenhaupt ihre Adduktoren. In gegrätschter Stellung wird das rechte Bein gebeugt, das linke bleibt gestreckt. So werden die Muskeln an der Innenseite des Oberschenkels gedehnt. Die Dehnung soll zehn bis 20 Sekunden gehalten werden 9 10 So kleide ich mich richtig Den perfekten Laufschuh sollten Einsteiger im Fachgeschäft kaufen. Beratung und LaufbandAnalyse helfen, den richtigen Schuh zu finden. Fester Halt und eine gute mittlere Dämpfung im Fersenbereich sind sehr wichtig. Zu viel oder zu wenig Platz im Schuh schadet dem Fuß. Die Funktionskleidung sollte atmungsaktiv sein, damit die Haut die Feuchtigkeit schnell nach außen geben kann. Auf jeden Fall Baumwolle vermeiden! Um die Körpertemperatur im Winter leichter halten zu können, sollte die Kleidung vor Wind schützen. Wichtig: nicht zu viel Kleidung, um einen Wärmestau zu vermeiden. Sie sollte außerdem genügend Bewegungsfreiheit bieten. Zusätzlich werden Kompressionsstrümpfe zur Förderung der Durchblutung und Pulsuhren, um das Training zu kontrollieren, empfohlen. Frauen sollten nicht auf Sport-BHs verzichten. Fotos: Witters (5), PR Trainingsplan: So schaffe ich 40 Min. ohne Pause DamenLaufschuhe mit einer Dämpfung im Bereich der Ferse Mockenhaupt dehnt die vorderen Oberschenkelmuskeln Hier stretcht Sabrina Mockenhaupt ihre Hüftbeugemuskeln Durch diese Übung wird die Gesäßmuskulatur gedehnt – Seite wechseln! Stretching für die Adduktoren an der Innenseite der Oberschenkel 66 | 2012 SPORT BILD 7