Haut und Alkohol

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Haut und Alkohol
M E D I Z I N
Haut und Alkohol
Günter Burg, Natascha Kettelhack
Zusammenfassung
Die Wirkungen des Alkohols und seiner Metaboliten an der Haut können wichtige Stigmata
zur Diagnose des chronischen Alkoholismus
sein. Bekannt sind die Facies alkoholica, das
Palmarerythem, die Spider naevi. Weniger bekannt sind die Veränderungen des Habitus mit
stammbetonter Fettverteilung, Verlust der Körperbehaarung und weitere Zeichen. Neben den
direkten Wirkungen des Alkohols an der Haut
kann Alkohol auch zur Verschlimmerung bestehender Dermatosen führen. Indirekte Wirkungen auf die Haut sind durch die Entwicklung
einer Hepatopathie, durch Störung des Gastrointestinaltraktes mit Veränderungen im Vitaminhaushalt und Störungen des peripheren
Nervensystems gekennzeichnet. Alkohol führt
durch eine Suppression des Immunsystems zu
einer vermehrten Empfänglichkeit für mykotische oder bakterielle Infektionen. Die Kenntnis
vielfältiger, zum Teil jedoch sehr typischer
Hautveränderungen ist für den Arzt als diagnostischer Fingerzeig auf das Vorliegen eines
chronischen Alkoholismus wichtig.
Schlüsselwörter: Alkoholabhängigkeit, Dermatose, Psoriasis, Intoxikation, Hautveränderung
Summary
Skin and Alcohol
The effects of alcohol and its metabolites on
skin may serve as important clues in the diagnosis of chronic alcohol abuse. Facies alcoholica, erythema of palms and Spider naevi are
well known signs. Less well known are the appearance of fat deposits on the trunk, loss of
body hair and other signs. In addition to the direct effects of alcohol on the skin, alcohol may
also exacerbate dermatoses. Indirect effects of
alcohol that produce skin symptoms can arise
from hepatotoxicity, gastrointestinal disturbances including changes in vitamin metabolism
and damage to the peripheral nervous system.
Suppression of the immune system may lead to
increased susceptibility towards mycotic or
bacterial infections. A knowledge of the many
and usually typical skin changes arising from
chronic alcohol abuse is of special importance
for the physician.
Key words: alcohol dependence, dermatosis,
psoriasis, intoxication, skin alteration
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B
ei allen wohltuenden Effekten, die
dem in Maßen genossenen Alkohol seit Alters her zugestanden
werden, dürfen die Warnzeichen des zunehmenden Alkoholabusus nicht übersehen oder verharmlost werden. Das
Deutsche Ärzteblatt hat dem Thema
Alkohol eine Serie gewidmet (siehe
Heft 16 vom 19.April 2002), der sich der
folgende Beitrag mit dem Schwerpunkt
spezifischer dermatologischer Aspekte
anschließen soll.
zent liegt und dass Goethe ein Tageskonsum von zwei Litern Weißwein
aus dem Würzburger Julius-Spital nachgesagt wird, muss nicht als Anregung zur
Nachahmung empfunden werden.
Es gibt kaum ein Organ das durch
den Alkoholkonsum nicht in Mitleidenschaft gezogen wird.An der Haut manifestieren sich alkoholische Stigmata, die
der Arzt leicht erkennen kann und die
weitreichende diagnostische Bedeutung haben. Das oxidative Abbauprodukt des Alkohols, das zum
kleineren Teil bereits im Magen, im Wesentlichen aber
durch die Alkoholdehydrogenase (ADH) in der Leber entsteht, ist Acetaldehyd. Dieser
Metabolit entfaltet toxische
Wirkungen vor allem in der
Leber, er tangiert das periphere und zentrale Nervensystem, beeinträchtigt das Immunsystem sowie den Hormon- und Lipidstoffwechsel.
Abbildung 1: Diffuse stammbetonte Lipomatose bei einer
Gesundheitlich meist weni50-jährigen Patientin mit chronischem Alkoholismus
ger dramatisch und weniger
belastend sind die Wirkungen
Alkohol ist die weltweit am meisten des Alkohols und seiner Metaboliten an
konsumierte Droge, da sie in vielen Län- der Haut. Dieses Organ sollte aber gedern vergleichsweise billig, legal und so- rade deshalb besondere Beachtung verzial weitgehend akzeptiert ist. Nicht von dienen, weil die direkten oder indirekdem der Alkohol konsumiert, sondern ten Wirkungen des Alkohols an der
von dem, der ein alkoholisches Getränk Haut für den aufmerksamen Arzt wichzurückweist, wird eine Erklärung erwar- tige Hinweise auf das Vorhandensein
tet. Der Alkohol als treuer Helfer („Es des verheimlichten Alkoholismus und
ist Brauch von Alters her: Wer Sorgen bereits vorhandener Organschäden
hat, hat auch Likör“), zur selbstgerech- sein können (9, 10, 11, 12).
ten Eigenmotivation („Einen kleinen
Schlummertrunk habe ich nun redlich
verdient“) oder als Gruppendruck Physiologie und Pharmakologie
(„Wir sind eine fröhliche Rund: Also der Alkoholwirkung
trinken wir noch einen“), kann rasch an der Haut
zum lebens- und persönlichkeitzerstörenden Suchtmittel werden. Die Tat- „What three things does drink especially
sache, dass nach einer Studie der Alko- provoke?“ fragt Macduff in Shakespeaholikeranteil unter den amerikanischen res Macbeth, und der Porter antwortet:
Literatur-Nobelpreisträgern bei 70 Pro- „Marry, Sir, nose painting, sleep and urine“. In Shakespeares Henry IV heißt es
Dermatologische Klinik (Direktor: Prof. Dr. med. Günter
„The second property of your excellent
Burg), Universitäts-Spital Zürich, Schweiz
sherries is the warming of the blood“.
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Abbildung 2: Weißverfärbung der Nägel bei
alkoholischer Hepatopathie
Diese und weitere in literarischen
Versen ausgedrückten Wirkungen des
Alkohols manifestieren sich an den
Gefäßen, aber auch am Nervengewebe,
an Haaren, Nägeln und Fettgewebe
(Pseudocushing), an der verhornenden
Epidermis und vielen anderen Zellen
und Gewebsstrukturen.
Indirekte Wirkungen entstehen
über die Freisetzung von Zytokinen,
die Beeinflussung des Vitaminhaushaltes, des Immunsystems, von Stoffwechselprozessen und des Hormonhaushaltes. Toxische Wirkungen entfaltet
Acetaldehyd durch Bildung von Proteinaddukten, Antikörperbildung, Aktivierung von Enzymen, Störung von
DNA-Reparaturmechanismen, Glutathion-Depletion und Peroxidation von
Lipiden.
Hautveränderungen
bei Alkoholismus
Stigmata
Diese kommen entweder durch direkte
oder indirekte Wirkungen des Alkohols auf die Haut zustande. Sie sind als
äußeres Zeichen Indikatoren eines
chronischen Alkoholabusus.
Die Facies alcoholica (Rubeosis faciei) zeigt eine permanente oder gelegentlich Flush-artige Rötung, manchmal verbunden mit Seborrhoe im Sinne
einer Rosacea. Das Palmarerythem ist
Hinweis auf eine nicht notwendigerweise alkoholisch bedingte Hepatopathie.
Im gleichen Sinne sind die Spider
naevi zu interpretieren. Der Habitus ist
durch eine stammbetonte Fettverteilung bei muskelatrophischen schmächtigen Beinen, und meist mit einer Poly-
Syndroms mitgeteilt (3). Typisch ist das
Auftreten eines ichthyosiformen oder
nummulären Ekzems, paradoxerweise
gelegentlich mit einer seborrhoischen
Dermatitis verbunden.
Die aktivierende Wirkung auf den
Talgdrüsenapparat führt zur Ausbildung oder Verstärkung einer Rosacea mit Rhinophym, das sich jedoch
auch ohne Alkoholabusus entwickeln
kann. Veränderungen im Bereich der
Nägel zeigen sich durch rote Lunulae,
Leukonychie und Streifenbildungen
(Terrys Nagel, Muehrekes Nagel). Zahlreiche Dermatosen erfahren durch
chronischen Alkoholkonsum eine Änderung des Krankheitsverlaufes im Sinne einer richtungsgebenden Verschlimmerung (5).
Bei der Psoriasis kann dieser Zusammenhang
aufgrund epidemiologiDirekte Alkoholwirkungen
scher Untersuchungen als bewiesen anNeben durch Alkohol induzierte sind genommen werden. Es kommt zu einer
auch durch Alkohol aggravierte Der- erhöhten bakteriellen Besiedelung, zu
matosen zu nennen.
einer Beeinflussung von Enzymen, die
Die direkten Wirkungen an der Haut die Proliferation und Differenzierung
sind durch die Wirkungen auf Epi- regulieren (Proteinkinase C), einer Erdermis und Verhornung, Talgdrüsen, höhung des cGMP/cAMP-Verhältnisses und einer Beeinflussung
der epidermalen Lipidbarriere. Chronischer Alkoholkonsum führt bei der Psoriasis
nicht nur zu einer Verschlechterung des Krankheitsbildes
sondern auch zu einer vermehrten Therapieresistenz.
Eine Verschlechterung der
Akne, beziehungsweise der
Rosacea oder eines seborrhoischen Ekzems ist durch
die direkte stimulierende Wirkung des Alkohols auf den
Talgdrüsenapparat zu erklären.
Andererseits führt die diuretische Wirkung des AlAbbildung 3: Pellagroide Hautveränderung aufgrund eikohols zur Exsikkation des
ner durch Alkoholismus bedingten enteralen MalabsorpIntegumentes, wodurch eine
tion mit Vitaminmangel
bereits bestehende atopische
Sebostase noch verstärkt werSchweißdrüsen und Gefäße zu deuten. den kann. Neben den nummulären ekDie anabolische Wirkung auf das Fett- zematösen Hautveränderungen kann
gewebe führt zu atypischer Fettvertei- es auch zur Ausbildung von erythrolung unter dem Krankheitsbild eines dermischen Krankheitsbildern komLaunois-Bensaude-Syndroms (Abbil- men (1). Schwer zu erklären ist der
dung 1). Neben den schulterbetonten Befund eines reduzierten Melanomricushingoiden (8) Formen wurden auch sikos bei schwedischen Alkoholikerinabdominal zentrierte Formen dieses nen (13).
neuropathie assoziiert, gekennzeichnet. Daneben findet sich ein Verlust der
Körperbehaarung, ebenfalls als Ausdruck einer durch eine Hepatopathie
bedingten Hormonstörung. Weitere
Zeichen sind eine ausgeprägte Elastose, Hämorrhagien (Petechien oder
Ekchymosen) in einer gelegentlich papierdünnen Haut (paper money skin).
Das so genannte Caput Medusae ist
Ausdruck eines Kollateralkreislaufes
der abdominalen Venen. Als weitere
Stigmata finden sich gelegentlich Speicheldrüsenhypertrophie sowie eine
Dupuytrensche Kontraktur.
Das Gesamtbild wird durch eine
häufig vorhandene Hyperhidrosis sowie einen Tremor mit Gangunsicherheit geprägt.
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Indirekte Wirkungen
Organe, auf die Alkohol eine direkte
toxische Wirkung ausübt, sind Leber,
Herz, Hirn, Magen-Darm-Trakt, periphere Nerven, Pankreas, das Immunsystem und endokrine Organe.
Im Zusammenhang mit einer alkoholischen Hepatopathie kommt es zur
Entwicklung der bereits erwähnten
Stigmata. Besonders auffällig sind Veränderungen an Haaren und Nägeln.
Hierzu gehört die klassische Weißverfärbung der Terry-Nägel, bei denen die
Nagelplatte opaque weiß ist mit Ausnahme eines rosafarbenen Anteils (Abbildung 2). Es können sich transverse
weiße Bänder (Muehrekes Nägel),
Trommelschlägernägel oder Löffelnägel (Koilonychie) entwickeln.
Als Folge des hepatischen Hormonstoffwechsels kommt es insbesondere
bei Männern zu einer Reduktion der
Axilla-Scham- und Brustbehaarung mit
Entwicklung eines weiblichen Behaarungstypes und Feminisierung mit
Gynäkomastie und Hodenatrophie.
Die Porphyria cutanea tarda ist eine
klassische, durch Alkohol oder andere
Noxen bedingte Porphyrin-Stoffwechselstörung der Leber. An der Haut
kommt es zur Ausbildung subepidermaler Blasen in lichtexponierter Lokalisation, die zum Teil unter Hinterlassung
von Milien abheilen. Weitere Symptome sind vermehrte Verletzbarkeit der
Haut, flächenhafte Einblutungen in die
Haut, Hypertrichose und vermehrte
Elastose in lichtexponierten Arealen.
Neben der anabolen Wirkung des Alkohols finden sich im Rahmen einer gastrointestinalen Beeinträchtigung auch
Veränderungen im Vitaminstoffwechsel wie erniedrigte Serumspiegel für die
Vitamine A, B1 (Thiamin), B6 (Pyridoxin), B12, Folsäure, C und D.
Insbesondere im Rahmen eines
durch Malabsorption bedingten Vitamin-B- und -C-Mangels kann es zur
Ausprägung einer pellagroiden Symptomatik mit ausgedehnten rotbraunen
Hämorrhagien vor allem im Bereich
der lichtexponierten Extremitäten
kommen (Abbildung 3).
Die Frage, ob es eine Alkoholallergie
gibt, muss differenziert beantwortet
werden. Grundsätzlich müssen echte allergische, durch IgE-Antikörper ver-
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koholismus bedingte Verminderung von Vitamin B1 (Thiamin) unter anderem ursächlich für das Auftreten einer
Neuropathie. Ein hierfür typisches, jedoch auch in ärztlichen Kreisen häufig zu wenig bekanntes Krankheitsbild
ist die alkoholbedingte Acroosteopathia ulceromutilans
(Bureau-Barrière-Syndrom).
Hierbei kommt es im ZuAbbildung 4: Ausgedehntes neuropathisches Ulkus bei sammenhang mit einer dissoeinem 45-jährigen Alkoholiker mit Bureau-Barrière-Synziierten Empfindungsstörung
drom
im Bereich der Druckstellen –
meistens an den Fußsohlen –
zunächst zu einer Blutblase,
danach zu umschriebenen Hyperkeratosen mit Ulzeration
(Abbildung 4) und schließlich
zu einer Destruktion des Knochengerüstes mit schmerzlosen Spontanfrakturen (Abbildung 5).
Im Gegensatz zur diabetischen Polyneuropathie mit troAbbildung 5: Schmerzfreie Spontanfrakturen mit Zer- phischen Ulzera sind die Extrestörung des Knochengerüstes im späten Stadium eines
mitäten bei der alkoholischen
Bureau-Barrière-Syndroms
Polyneuropathie vom BureauBarrère-Typ nicht trocken sonmittelte Reaktionen auf gewisse Be- dern hyperhidrotisch.
standteile alkoholischer Getränke, wie
Die alkoholinduzierte Modulation
zum Beispiel auf Trauben oder den des Immunsystems erklärt sich zum Teil
Edelfäulepilz Botrytis cinerea und Into- über eine Beeinflussung der Zytokine.
leranzreaktionen nach Alkoholgenuss Einmalige Alkoholaufnahme führt zu
unterschieden werden. Eine echte Al- einer vorübergehenden Erhöhung von
kohol- (Äthanol-)Allergie ist umstrit- Interleukin-12 und Interferon-γ in einer
ten (6). In Einzelfällen wurde der Meta- frühen Phase, während es mehrere
bolit Essigsäure als Allergen angeschul- Stunden danach zum Abfall inflammadigt (2). In diesen Fällen verträgt der torischer Zytokine kommt. Auch die
Patient überhaupt keine alkoholischen negative Beeinflussung der Psoriasis
Getränke. Alkohol kann weiterhin die durch Alkohol wird vermutlich über eiResorption von Allergenen aus dem ne vermehrte Sekretion proinflammaMagen-Darm-Trakt fördern, wodurch torischer Zytokine verursacht.
eine normalerweise unterschwellige
Die Verschlechterung der ImmunsiDosis eines Nahrungsmittelallergens tuation führt zu einer vermehrten Neisich klinisch manifestieren kann.
gung zu viralen, mykotischen oder bakBei urtikariellen und anaphylaktoi- teriellen Infektionen, wobei die alkoden Reaktionen nach oraler Gabe von holbedingte Xerosis der Haut die Aus10 mL zehnprozentigem Äthanol konn- bildung von Impetigo und von Follikute im Prick-Test eine positive Reaktion litiden fördert (7).
auf Essigsäure, jedoch eine negative auf
Eine der häufigsten Ursachen einer
Äthanol und Acetaldehyd nachgewie- akuten oder chronischen Pankreatitis in
sen werden (14).
westlichen Ländern ist exzessiver AlkoNeben den bekannten Wirkungen holkonsum. Bei der akuten Pankreatitis
auf das zentrale Nervensystem ist die kommt es zu heftigen Abdominaltoxische Wirkung des Alkohols auf pe- schmerzen. Als Begleitsymptom an der
riphere Nerven und die durch den Al- Haut kann eine Panniculitis mit versei Jg. 99
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fendem Untergang von Fettgewebe auftreten. Die noduläre kutane Adiponekrose manifestiert sich zusammen mit
einer alkoholischen Pankreatitis (4).
Im Rahmen einer alkoholinduzierten Hypertriglyzeridämie können eruptive Xanthome auftreten. Störungen
des Stoffwechsels essenzieller Fettsäuren durch Alkohol bedingen eine
ichthyosiforme Austrocknung der Haut
(Xerosis) oder eine erythematosquamöse Dermatitis. Das LaunoisBensaude-Syndrom ist durch eine diffuse Lipomatose im Bereich von Hals und
Schultergürtel, in seltenen Fällen auch
abdominal auftretend gekennzeichnet.
Es finden sich puffärmelartige pseudoathletische leicht eindrückbare weiche
Schwellungen, die differenzialdiagnostisch von einer multiplen familiären
Lipomatose abzugrenzen sind.
Die gefäßerweiternde Flush-erzeugende Wirkung des Alkohols kann
durch Metronidazol durch die Beeinflussung der Alkohol abbauenden Aldehyddehydrogenase verstärkt werden.
Die Wirkung Histamin freisetzender
Medikamente (Opiate, Aspirin und andere nichtsteroidale Antiphlogistika)
wird durch Alkohol verstärkt. Die Gefahr einer Leberschädigung durch Methotrexat, das in der Dermatologie insbesondere bei chronischer Psoriasis
eingesetzt wird, vergrößert sich durch
Alkohol erheblich. Auch bei der Ein-
Referiert
Manuskript eingereicht: 18. 3. 2002 angenommen:
10. 6. 2002
❚ Zitierweise dieses Beitrags:
Dtsch Arztebl 2002; 99: A 2712–2716 [Heft 41]
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Esomeprazol besser als
Lansoprazol bei Refluxösophagitis
Neben den „klassischen“ Protonenpumpenblockern Omeprazol, Lansoprazol, Pantoprazol und Rabeprazol
steht mit dem Esomeprazol der erste
isomere Protonenpumpenblocker zur
Verfügung. In den USA wurde eine
große randomisierte doppelblinde Multicenterstudie durchgeführt, an der
5 251 Patienten mit endoskopisch verifizierter Refluxösophagitis teilnahmen.
Die Patienten erhielten entweder 40 mg
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nahme weiterer potenziell hepatotoxischer Medikamente, wie der Antimykotika Terbinafin oder Itraconazol, sollte
auf gleichzeitigen Alkoholgenuss verzichtet werden. Verbunden mit einer
Veränderung des sozialen Verhaltens
findet sich eine vermehrte Risikobereitschaft mit Verzicht auf Schutzmaßnahmen bei sexuellem Kontakt. Hiermit ist
indirekt auch eine Häufung von sexuell
übertragbaren Infektionen verbunden.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass chronischer Alkoholabusus
grundsätzlich alle Organ- und Funktionssysteme in Mitleidenschaft ziehen
kann. Der Haut kommt hierbei als
wichtiges Manifestationsorgan eine bedeutende Indikatorrolle zu. Im Vordergrund der ärztlichen Bemühungen steht
nicht die Behandlung der Symptome,
sondern die Unterbindung des Alkoholismus.
Esomeprazol (n = 2 624) oder 30 mg
Lansoprazol (n = 2 617) acht Wochen
lang vor dem Frühstück. Die Heilungsraten lagen nach diesem Zeitraum bei
Gabe von Esomeprazol bei 92,6 Prozent, Lansoprazol bei 88,8 Prozent (p =
0,0001). Noch deutlichere Unterschiede
bezüglich der Heilungsraten fanden
sich nach vier Wochen. Je schwerer die
Refluxösophagitis (Los Angeles-Klassifikation Stadium A bis D), umso ausge-
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Anschrift für die Verfasser:
Prof. Dr. med. Günter Burg
Dermatologische Klinik
Universitäts-Spital Zürich
Gloriastraße 31
8091 Zürich
Schweiz
E-Mail: [email protected]
prägter war die Überlegenheit des isomeren Protonenpumpenblockers. Das
Sodbrennen verschwand schneller und
bei mehr Patienten während der Behandlung mit Esomeprazol. Beide Behandlungsschemata wurden gut tolew
riert.
Castell D, Kahrilas P J, Richter J E et al.: Esomeprazole (40
mg) compared with Lansoprazole (30 mg) in the
treatment of erosive esophagitis. Am J Gastroenterol
2002; 97: 575–583.
Dr. D. O. Castell, Department of Gastroenterology and Hepatology, 96 Jonathan Lucas Street, Suite 210, Charleston, SC29425, USA.
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